Jauchzet dem Herrn, alle Welt, singet, rühmet und lobet! Lobet den Herrn mit Harfen, mit Harfen und mit Saitenspiel! Mit Trompeten und Posaunen jauchzet vor dem Herrn, dem König!
Anders als es der Name vermuten läßt, werden in den Posaunenenchören Blechblasinstrumente aller Art geblasen. Der Begriff des Posaunenchors beruht wahrscheinlich auf der Besetzung des ersten evangelischen Posaunenchors 1843 in Jöllenbeck (Ostwestfalen). Damals waren alle Stimmen außer dem Sopran mit Zugposaunen besetzt. Wenige Jahre später waren die Posaunen aus dem Posaunenchor verschwunden. Der Begriff Posaunenchor hat sich aber gehalten. Auch in der Bibel ist eigentlich keine Posaune gemeint sondern das Schofar (Widderhorn), das Martin Luther frei mit Posaune übersetzt hat (siehe auch obiger Psalm). Posaunen und auch Trompeten waren zu den Zeiten der Gründung dieser Laienbewegung gar nicht so hoch im Kurs. Johannes Kuhlo (1856-1941), der neben seinem Vater Eduard (1822-1891) als wichtigster Gründervater dieser Bewegung gilt, bevorzugte den weicheren Klang der Hornfamilie (Flügelhorn, Waldhorn, Tenor- und Baritonhorn, Tuba, ...). Heutzutage sind die Trompeten und Posaunen mit ihrem strahlenderem Klang in den Posaunenchören in der Mehrzahl, unter anderem weil in den Posaunenchören neben der choralorientierten zunehmend auch instrumentale Musik geblasen wurde. Durch die beiden Instrumentenfamilien ergibt sich die Möglichkeit, im Posaunenchor verschiedene Klangregister einzusetzen.
Während Kuhlo das Ideal des Gesangschores hatte, gehört heute Musik aus nahezu allen Stilrichtungen und Epochen zum Repertoire der Posaunenchöre. Ein reicher Schatz an instrumentaler Bläsermusik ergibt sich aus der Tradition der Stadtpfeifer, die seit dem 14. Jahrhundert die Aufgabe hatten, zu weltlichen und geistlichen Anlässen zu blasen. Als bedeutender Stadtpfeifer und Komponist sei hier Johann Pezelius (1639-1694) genannt. Die Zunft der Stadtpfeifer hat mit der zunehmenden Professionalisierung des Musikbetriebes im 18. Jahrhundert an Bedeutung verloren und damit auch der reine Blechbläsersatz. Erst als in diesem Jahrhundert die Posaunenchöre, Brass Bands und bald auch professionelle Blechbläserensembles an Bedeutung gewannen, haben die Komponisten und Verlage diese Besetzung wiederentdeckt.
Heute gibt es in den evangelischen Kirchen Deutschlands ca. 6.000 Posaunenchöre mit weit über 117.000 Mitgliedern. Die Bläserinnen und Bläser, wie auch viele Chorleiterinnen und Chorleiter, sind auch heute noch Laien. Sie bilden zum groß Teil ihre Bläserinnen und Bläser selber aus. Ein Posaunenchor ist nicht nur eine transportable Orgel, die weder Strom noch Verstärker braucht; er ist bei allen möglichen gemeindlichen, diakonischen und missionarischen Einsätzen anzutreffen. Posaunenchöre sind eine lebendige generationen- und geschlechterübergreifende Gemeinschaft, die Gott zur Ehre blasen und den Menschen zur Freude.