Komponisten

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1: Heinrich Ehmann (1938-1996)

Heinrich Ehmann wurde am 5. Juni 1938 in Freiburg im Breisgau geboren und starb am 28. Juni 1996 in Hagen. Er studierte seit 1956 Kirchenmusik an der Westfälischen Landeskirchenmusikschule in Herford, an der Nordwestdeutschen Musikakademie in Detmold bei Prof. Johannes Driessler und später mit den Schwerpunkten Orgel und Komposition an der Musikhochschule Köln bei Prof. Wolfgang Stockmeier. Sein kompositorisches Schaffen umfasst rund 60 Werke für Orgel, Orchester, Chor und Blechbläser, darunter das Oratorium “Es werde” (1977), Lieder nach Gedichten von Ernst Meister (1979), das Orchesterwerk “Hommage” (1982) sowie die Komposition “Totentanz” für Schlagzeug und Orgel (1983). Heinrich Ehmann gehört zu den Gründern der Hagener Orgeltage (seit 1980) und gilt für viele in Hagen als Vater der musica sacra. 1938 Heinrich Gerhard Ulrich Ehmann wird am 5. Juni als drittes Kind (Hedwig *1935, Jutta *1937) von Dr. Elisabeth Hegar und Prof. Dr. Wilhelm Ehmann in Freiburg im Breisgau geboren. 1939 Trennung des Vaters von Elisabeth Hegar, neue Heirat mit deren Schwester Irmgard Hegar. 1940 Umzug nach Innsbruck, wo sein Vater eine planmäßige außerordentliche Professur für Musikwissenschaft an der Universität Innsbruck antritt. Geburt der Zwillingsschwestern Ulrike und Friederike. 1943 Geburt des Bruders Wilhelm. 1945 Geburt des Bruders Johannes. 1948 Sein Vater wird von der Evangelischen Kirche von Westfalen zum Landeskirchenmusikwart und Gründer und Direktor der Westfälischen Landeskirchenmusikschule in Herford berufen. Besuch des Friedrich-Gymnasiums Herford. 1951 Beginn der Arbeit an einer ersten Sinfonie. 1956 Aufführung der Sinfonie I. d-Moll op. IV durch das Schulorchester am Friedrich-Gymnasium. 1956-59 Studium an der Westfälischen Landeskirchenmusikschule in Herford. Klavier bei Hermann Iseringhausen, Orgel bei Arno Schönstedt. 1959 B-Examen in Herford. 1959-60 Militärdienst in Bielefeld-Sennestadt. 1960-63 Studium an der Nordwestdeutschen Musikakademie in Detmold. Komposition bei Johannes Driessler, Cembalo bei Irmgard Lechner. 1963 Abschluss A-Examen in Köln. 1963-70 Kirchenmusiker an der Ev. Apostelkirche in Gelsenkirchen-Buer. 1965 Heirat mit Hildegard Böndel. 1966 Geburt von Sohn Johannes. 1968 Geburt von Tochter Antje. 1970-90 Kirchenmusiker an der Ev.-Luth. Johanniskirche in Hagen/Westfalen; Ausbildung von nebenamtlichen Kirchenmusikern im Kirchenkreis Hagen. 1971 Schallplattenaufnahme “Mariazeller Messe” von Joseph Haydn mit der Philharmonia Hungarica, Marl. 1972 Studium Komposition und Orgel an der Musikhochschule Köln bei Prof. Dr. Wolfgang Stockmeier. 1973-76 Dozent für Gehörbildung an der Westfälischen Landeskirchenmusikschule in Herford. 1975 Geburt von Sohn Arne. 1976 Begegnung und Freundschaft mit dem Hagener Lyriker Ernst Meister. 1977 Ernennung zum Kirchenmusikdirektor; Uraufführung des Oratoriums “Es werde” im Stadttheater Hagen am 15. Mai. 1978 Uraufführung “Triptychon” in der Johanniskirche am 1. Oktober. 1979 Komposition von fünf Liedern nach Gedichten von Ernst Meister. Konzertreise mit dem Johanniskirchenchor nach Österreich (Wien, Klosterneuburg). 1980 Gründung der Hagener Orgeltage mit Leo Matzerath, Prof. Dr. Hartmut Riemenschneider und Roland Voit. 1981 Konzertreise mit dem Johanniskirchenchor nach Frankreich (Laon, Soissons, Amiens, Noyon); Uraufführung „Totentanz“ für Schlagzeug und Orgel mit Gedichten von Paul Celan in der Kreuzkirche Witten am 17. November. 1982 Uraufführung des Orchesterwerkes “Hommage” mit dem Orchester der Stadt Hagen in der Stadthalle Hagen am 5. Oktober. 1985 Konzertreise mit dem Johanniskirchenchor in die Schweiz (Davos, Scuol, Zuoz, Chur). 1989 Tod des Vaters in Freiburg i. Breisgau. 1990 Früh-Pensionierung zum 31. Dezember nach einer schweren Krankheit; Abschiedskonzert mit Mozart-Requiem in der Johanniskirche am 18. November. 1991 Letztes Dirigat mit Bach-Motetten in der Johanniskirche am 24. November. 1994 Uraufführung „Streichquartett“ in der Johanniskirche Hagen am 17. April. 1995 Tod von Irmgard Ehmann in Freiburg i. Breisgau. 1996 Heinrich Ehmann stirbt am 28. Juni in Hagen/Westfalen. Trauergottesdienst am 3. Juli in der Johanniskirche Hagen. Beisetzung am 29. Juli auf dem Waldfriedhof Loxbaum in Hagen. ?

[17.04.2006]

2: Wilhelm Ehmann (1904-1989)

Wilhelm Christoph Ernst Ehmann (* 5. Dezember 1904 in Freistatt; † 16. April 1989 in Freiburg im Breisgau) war ein deutscher Musikwissenschaftler und Kirchenmusiker. Er war auch unter dem Pseudonym Christoph Borges bekannt[1].

Ehmann war der Sohn eines Diakons in Bethel. Nach einer kurzen Tätigkeit als Volksschullehrer[2] studierte er an den Universitäten Freiburg im Breisgau und Leipzig, wo er unter anderem von Wilibald Gurlitt unterrichtet wurde. Nach seiner Promotion zum Dr. phil. in Freiburg wurde er zunächst Hochschulassistent und „Gauchormeister“ von Baden; ab 1935 übernahm er die musikalische Leitung aller NS-Veranstaltungen innerhalb der Universität.[2] Er habilitierte sich 1937, beantragte am 19. Mai 1937 die Aufnahme in die NSDAP und wurde rückwirkend zum 1. Mai desselben Jahres aufgenommen (Mitgliedsnummer 4.584.193).[3][2][4] Seit 1938 war er Privatdozent und Hauptschriftleiter der Zeitschrift Deutsche Musikkultur. Daneben war er in der Arbeitsgemeinschaft für Orgelmusik des Kulturamts der Reichsjugendführung tätig.[2] Von 1940 bis 1945 leitete er vertretungsweise das musikwissenschaftliche Institut der Universität Innsbruck[5] und übernahm den Vorsitz des „Gaumusikschulwerks“ Vorarlberg.[2]

1945 nahm er seinen Wohnsitz in Lippinghausen im Kreis Herford, wo er eine Anstellung als Kantor und Organist der dortigen Dorfkirche erhielt. 1948 übernahm er das Amt des Landeskirchenmusikwartes der Evangelischen Kirche von Westfalen und gründete die Westfälische Landeskirchenmusikschule Herford, die 1991 in die Hochschule für Kirchenmusik Herford umgewandelt wurde. Die Leitung der Hochschule übergab er 1976 an Uwe Karsten Groß. Zusätzlich war er Lehrbeauftragter für Kirchenmusik an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.[2]

Zu seinen Schülern zählen Hermann Kreutz, Volker Hempfling, Sabine Horstmann und Volkher Häusler.

Nationalsozialismus

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Wilhelm Ehmanns aktive publizistische und organisatorische Rolle während der Zeit des Nationalsozialismus ist breit dokumentiert. Viele seiner Schriften aus der Zeit zwischen 1933 und 1945 zeigen eine eindeutig völkische Prägung (z. B. „Vom Marschlied und seiner Lebensform“, Jugend und Volk 1938); mehrfach versucht er, die Überlegenheit des „Deutschen“ in der Musik darzustellen bzw. zu begründen, auch in seiner Schrift über Adam von Fulda. Nach dem Krieg begründete Ehmann sein Verhalten mit dem Wunsch, das System „von innen heraus“ zu verändern.

Kirchenmusik ab 1948

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1948 gründete er die Westfälische Landeskirchenmusikschule in Herford, deren Leitung er bis 1972 innehatte. Zudem war er in Vorständen zahlreicher nationaler und internationaler Gremien der Kirchenmusik vertreten, z. B. im Arbeitskreis für Haus- und Jugendmusik (1951), im Internationalen Arbeitskreis Musik (1951), in der Internationalen Heinrich-Schütz-Gesellschaft (1956) und im Deutschen Musikrat (1959). Der Schwerpunkt seiner Arbeit lag in der Aufführung von Chormusik. Hierbei ließ er sich von dem Ideal der Historischen Aufführungspraxis leiten, v. a. bei Heinrich Schütz und Johann Sebastian Bach. Daneben öffnete er sich aber auch den Werken neuerer Komponisten wie Hugo Distler und Ernst Pepping. Seiner praktischen Arbeit mit der auch international anerkannten „Westfälischen Kantorei“ konnte er durch theoretische Forschungen und Anleitungen (z. B. Die Chorführung, 1968) die nötige Grundlage geben. Auch die kirchliche Bläsermusik erneuerte er unter dem Aspekt historischer Aufführungspraxis. Hierfür ließ er mit Abmessungen nach historischen Vorbildern engmensurierte Instrumente bauen (Firma Finke, Vlotho), um einen hellen und klaren Klang zu erzielen.

Für den Blasunterricht gab er mehrere Unterrichtswerke heraus („Die Bläserfibel“, ab 1951), ebenso Notenausgaben „Alte Spielmusik für Bläser“ u. a. Konzertreisen führten ihn u. a. durch ganz Europa, in den Orient und nach Fernost, nach Afrika und in die USA. 1957 gründete er das erste Schallplattenunternehmen mit geistlicher Musik unter dem Titel „Cantate“ (zusammen mit dem Verleger Carl Merseburger).

Gegen Ende der 1960er Jahre öffnete er die Kirchenmusik auch gegenüber neueren Musikentwicklungen (z. B. Jazz und elektronische Musik). 1978 erhielt er die Ehrendoktorwürde des Westminster Choir Princeton, USA. In zahlreichen Chorleiterlehrgängen (v. a. in den USA und in St. Moritz/Schweiz) verbreitete er seine theoretischen und praktischen musikalischen Kenntnisse.

Veröffentlichungen (Auswahl)

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  • Die Chorführung, 2 Bde. Kassel 1949.
  • Tibilustrium. Das geistliche Blasen, Formen und Reformen. Kassel 1950.
  • Erziehung zur Kirchenmusik. Vortrag, gehalten bei der Eröffnung der Westfälischen Landeskirchenmusikschule in Herford 1948. In: Schriftenreihe der Westfälischen Landeskirchenmusikschule. Gütersloh, Heft 1, 1951.
  • Erbe und Auftrag musikalischer Erneuerung. Kassel 1950.
  • Die bläserische Kunst. Bläsereigene Satzpraktiken in der älteren Blasmusik. Vortrag, gehalten bei den Betheler Bläsertagen 1947. Kassel 1951 / 1961 (2. Auflage).
  • Das Chorwesen in der Kulturkrise. Vortrag, gehalten auf der Tagung des Verbandes Gemischter Chöre Deutschlands in Detmold 1951. In: Schriftenreihe des Verbandes Gemischter Chöre Deutschlands, Bd. I, 1951.
  • Gegenwärtige Aufgaben der Singbewegung. Vortrag, gehalten auf der Arbeitstagung des Arbeitskreises für Haus- und Jugendmusik in Kassel 1951. In: Hausmusik XVI (2–4), 1952 (Sonderdruck: Kassel 1953).
  • Chorische Stimmbildung. Kassel 1953 / 1970 (4. Auflage).
  • Das Musizierbild der deutschen Kantorei im 16. Jahrhundert. In: Heinrich Besseler (Hg.): Musik und Bild, FS Max Seiffert zum 70. Geburtstag. Kassel 1938.
  • Aufführungspraxis Bachscher Motetten. Vortrag, gehalten auf dem musikwissenschaftlichen Kongreß in Lüneburg im Bachjahr 1950. In: Hans Albrecht (Hg.): Kgr. Ber. Lüneburg 1950. Kassel 1952 (erweiterter Nachdruck: MuK XXI, 1951).
  • Johannes Kuhlo. Ein Spielmann Gottes. Stuttgart 1951 / völlig überarbeitet Witten 1974 (5. Auflage).
  • Wilhelm Ehmann. Voce et tuba: Gesammelte Reden und Aufsätze 1934–1974 (Hgg. Dietrich Berke, Christiane Bernsdorff-Engelbrecht, Helmut Kornemann). Kassel 1976.
  • Musikwissenschaften und musikalische Volkskunde. In: Deutsche Musikkultur III, Heft I/3, 1938/39.
  • Vom Marschlied und seiner Lebensform. In: Musik in Jugend und Volk, Heft 12, 1938, S. 479–486.
  • Gerhard Mittring (Hrsg.), Gerhard Rödding (Hrsg.): Musik als Lobgesang. Festschrift für Wilhelm Ehmann (zum 60. Geburtstag am 5. Dezember 1964). Tonkunst Verlag Merseburger, Darmstadt 1964 (149 Seiten).
  • Kurt Drexel: Musikwissenschaft und NS-Ideologie, dargestellt am Beispiel der Universität Innsbruck von 1938 bis 1945. Publikationsstelle der Universität Innsbruck, Innsbruck 1994 (Veröffentlichungen der Universität Innsbruck, Bd. 202).
  • Eckhard John: Der Mythos vom Deutschen in der deutschen Musik. Die Freiburger Musikwissenschaft im NS-Staat. In: Musik in Baden-Württemberg. Jahrbuch 5 (1998), S. 57–84.
  • Mit Posaune, Chor und Taktstock. Schriften des Landeskirchlichen Archivs, Band 5, Bielefeld 1999.
  • Heiko Bockstiegel: EHMANN, Wilhelm. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 20, Bautz, Nordhausen 2002, ISBN 3-88309-091-3, Sp. 444–450.
  • Fred K. Prieberg: Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945. CD-ROM-Lexikon, Kiel 2009, 2. Auflage, S. 1419–1422. online

Einzelnachweise

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  1. Wilhelm Ehmann im Bayerischen Musiker-Lexikon Online (BMLO)
  2. abcdef Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-10-039326-5, S. 129.
  3. Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/7430408
  4. Fred K. Prieberg: Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945. CD-ROM-Lexikon, Kiel 2009, 2. Auflage, S. 1420.
  5. Elisabeth Th. Hilscher: Ehmann, Wilhelm. In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Ausgabe, Wien 2002 ff., ISBN 3-7001-3077-5; Druckausgabe: Band 1, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2002, ISBN 3-7001-3043-0.
  6. Walter Habel (Hrsg.): Wer ist Wer. 18. Ausgabe. Societäts-Verlag, Frankfurt am Main 1975, ISBN 3-7973-0267-3, S. 202

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