1: Armand-Louis Couperin (1727-1789)

Armand-Louis Couperin (* 25. Februar 1727 in Paris; † 2. Februar 1789) war ein französischer Komponist, Clavecinist und Organist.
Leben und Wirken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Er war der dritte der bekannten Organisten seiner Familie. Nach dem Tod des Vaters Nicolas im Jahre 1748 führte er das Organistenamt in Saint Gervais fort. 1752 heiratete er Elisabeth-Antoinette Blanchet (1729–1815), Tochter des bekannten Cembalobauers François-Étienne Blanchet. Er bekleidete eine größere Anzahl von Organistenstellen; oft ließ er sich von seinen Kindern beim Orgeldienst vertreten. Drei seiner vier Kinder, Pierre-Louis, Gervais-François und Antoinette-Victoire wurden später Musiker. Sein Leben verlief in engen Grenzen. Es sind von ihm keine Reisen bekannt, keine Aktivitäten außer denjenigen als Organisten und Cembalolehrer, und keinerlei Auftritte im Concert spirituel. Er weigerte sich, Musik fürs Theater zu schreiben, und wollte seine Kirchenmusik nicht veröffentlichen lassen. Sofern er von seinen Zeitgenossen (etwa von Burney) erwähnt wird, geschieht dies fast immer in Zusammenhang mit seinen Orgelimprovisationen über das Te Deum.
Armand-Louis geriet auf dem Weg von der Sainte-Chapelle zur Kirche St. Gervais unter die Hufe eines durchgegangenen Pferdes, das seinen Reiter abgeworfen hatte. Dabei wurde er tödlich am Kopf verletzt. Bei seinem Tode hinterließ er eine Bibliothek mit 885 Büchern, außergewöhnlich viel für einen professionellen Musiker seiner Zeit.
Am Ende seines Lebens besaß Couperin zwei Cembali, davon eines mit Kniehebeln für Registerwechsel und Crescendi, ein kleines und ein großes Spinett, zwei Orgeln, ein Klavichord, ein Klavier und ein Regal.[1]
Werke (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Um 1750 entstand das Werk Cantatille sowie eine Cembalo-Sammlung, bis 1765 sechs Cembalosonaten mit Violinbegleitung, bis 1770 drei Sonaten für Violine und Cello und eine Air mit Variationen. Der Großteil der Werke sind unter A.L.Couperin, Selected Works for Keyboard, ed. D. Fuller (Madison, Wisconsin, 1975) erschienen
- «Les cacqueteuses»
- «Les Quatre Nations»: L’Italienne; L’Angloise, rondeau; L’Allemande; La Françoise
- «La Chasse»
- Dialogue entre le chalumeau et le basson
- Pièces de Clavecin
- «Quatuors à deux clavecins», 1773
- Simphonie de Clavecins (Allegro moderato et marqué, Andante, Presto) 1770 oder wenig später
- Sonates en pièces de clavecin avec accompagnement de violon ad libitum, Op. 2
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ David Fuller: Armand-Louis Couperin. Begleitheft der CD Symphonie & Quatuor pour deux clavecins, harmonia mundi, Juli 1980, HMA 1901051
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Noten und Audiodateien von Armand-Louis Couperin im International Music Score Library Project
- Biografie und Werkverzeichnis auf klassika.info
- Literatur von und über Armand-Louis Couperin im SUDOC-Katalog (Verbund französischer Universitätsbibliotheken)
- Angaben zu Armand-Louis Couperin in der Datenbank der Bibliothèque nationale de France.
Personendaten | |
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NAME | Couperin, Armand-Louis |
KURZBESCHREIBUNG | französischer Komponist und Organist |
GEBURTSDATUM | 25. Februar 1727 |
GEBURTSORT | Paris, Frankreich |
STERBEDATUM | 2. Februar 1789 |
STERBEORT | Paris, Frankreich |
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2: François Couperin (1668-1733)

François Couperin (auch François II Couperin), Sieur de Crouilly,[1][2] genannt „Le Grand“ („der Große“; * 10. November 1668 in Paris; † 11. September 1733 ebenda), war ein französischer Cembalist, Organist und Komponist. Er gilt als der bedeutendste Vertreter der französischen Organisten-, Clavecinisten- und Komponistenfamilie Couperin und war eine der einflussreichsten musikalischen Persönlichkeiten in Frankreich zwischen Lully und Rameau.[2]
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]François war das einzige (überlebende) Kind von Charles (II) Couperin (1638–1679), Organist an der Kirche St-Gervais in Paris, und dessen Frau Marie Guèrin.[1] Den ersten Musikunterricht erhielt er vermutlich von seinem Vater und seinem gleichnamigen Onkel François; dabei dürfte er auch das Werk seines frühverstorbenen anderen Onkels Louis Couperin kennengelernt haben. Er war außerdem Schüler von Jacques-Denis Thomelin, der ihn in Orgel und Cembalo sowie Komposition unterrichtete und ihn wie einen eigenen Sohn behandelt haben soll.[1]

Da er nach dem frühen Tod seines Vaters erst 10 Jahre alt war, ließ ihm seine Mutter vertraglich die Nachfolge für die Organistenstelle seines Vaters an St-Gervais zusichern, die bis zu seinem 18. Geburtstag übergangsweise Michel-Richard Delalande übernahm.[1] François Couperin sprang jedoch sehr wahrscheinlich schon vorher (mindestens ab 1683) immer wieder für den vielbeschäftigten Delalande ein,[2] bevor er die Stelle ab 1685, schon ein Jahr vor seinem 18. Geburtstag, zunächst für 300 Livres übernahm. Er blieb Organist an St-Gervais bis zu seinem Lebensende, übertrug die Nachfolge für die Stelle aber 1723 seinem Cousin Nicolas Couperin.[1]
1689 heiratete François Couperin Marie Anne Ansault (um 1668–1747), die Tochter eines Weinhändlers, mit der er mindestens fünf Kinder hatte: Marie-Madeleine (11. März 1690–16. April 1742), die später Nonne und wahrscheinlich Organistin in Maubuisson wurde; François-Laurent († nach 1747), der von zuhause wegging und den Kontakt zu seinen Eltern abbrach; Marguerite-Antoinette (19. September 1705–um 1778), die nach ihrem Vater Cembalistin am Königlichen Hof wurde; außerdem einen früh verstorbenen Sohn François († 1692) und Nicolas-Louis (getauft 26. Juli 1707), der vermutlich ebenfalls früh verstarb.[3][2]
Bereits 1690 bekam Couperin ein erstes königliches Privileg zum Druck und Verkauf von eigenen Kompositionen und veröffentlichte kurz darauf mit Unterstützung durch Delalande sein einziges Orgelbuch mit zwei Orgelmessen, darunter die Messe „à l'usage ordinaire des paroisses pour les festes solemnelles“. Es wurde jedoch nur das Titelblatt und das königliche privilège gedruckt, die Noten selber wurden handschriftlich kopiert und verbreitet, was auf eine eher begrenzte Auflage schließen lässt.[2][4]

Schon um diese Zeit begann er sich für die zeitgenössische italienische Musik – ganz besonders für die Triosonaten Arcangelo Corellis – zu interessieren, die völlig anders war als die traditionelle französische Musik und auch von manchen Franzosen abgelehnt wurde. Jedenfalls komponierte er nach eigener Aussage als erster in Frankreich eine „italienische“ Triosonate, die er unter falschem Namen einem Kreis italophiler Musikliebhaber vorstellte, mit vollem Erfolg.[2] Möglicherweise handelte es sich dabei um den musikalischen Salon von Nicolas Mathieu, dem Curé der Kirche St André-des-Arts in Paris (in der Nähe von St-Gervais), wo wöchentlich Konzerte mit italienischer Musik stattfanden.[2][5] Bei der Musik könnte es sich um eine von sechs handschriftlich erhaltenen Triosonaten handeln, die Couperin wohl in den 1690er Jahren komponierte, und von denen er drei 1726 in überarbeiteter und ergänzter Form unter dem Titel Les Nations veröffentlichte.[2][5]
1693 erhielt Couperin zusätzlich zu seiner Orgelstelle an St-Gervais eine der vier Organistenstellen an der Königlichen Kapelle in Versailles für das jeweils erste Quartal des Jahres (Januar bis März), als Nachfolger seines verstorbenen Lehrers und Mentors Thomelin. Seine drei Kollegen waren Jean-Baptiste Buterne, Guillaume-Gabriel Nivers und Nicolas Lebègue.[2][6] Beim offiziellen Vorspielwettbewerb setzte sich Couperin gegen sieben andere Kandidaten durch; der König ließ ihn allerdings (wie üblich) drei Tage im Ungewissen.
Neben seinem Dienst als Organist schuf Couperin für die königliche Kapelle in den folgenden Jahren verschiedene kammermusikalisch besetzte petit motets, von denen einige, die er auf ausdrücklichen Wunsch des Königs komponiert hatte („composé de l’ordre du Roy“), zwischen 1703 und 1705 veröffentlicht wurden.[7][8] Laut Titon du Tillet soll er auch zwölf Motetten „á grand choeur“ (für großen Chor) für die königliche Kapelle geschrieben haben, von denen jedoch bis heute (Stand 2024) jede Spur fehlt.[4]

François Couperin war vor allem ein begnadeter Cembalist und ein gesuchter Lehrer für dieses Instrument. Laut eigener Aussage im Vorwort zu seinem ersten Buch mit Pièces de clavecin (1713) wurde er schon bald nach seiner Ernennung zum Königlichen Organisten auch Cembalolehrer des Dauphin Louis de Bourbon, duc de Bourgogne, und von sechs weiteren Prinzen und Prinzessinnen.[9] Bei diesen illustren Schülern handelte es sich u. a. um mehrere uneheliche, legitimierte Kinder Ludwigs XIV. oder deren Nachkommen: Marie Anne de Bourbon, princesse de Conti; der Comte de Toulouse; sowie Louise-Elisabeth de Bourbon und ihre Schwester Louise Anne de Bourbon, gen. Mademoiselle de Charolais. Später unterrichtete er auch Maria Leszczyńska, die Gemahlin Ludwigs XV.[5].[2] Andere bekannte Schüler Couperins waren der Organist und Clavecinist Nicolas Siret und der Komponist François Chauvon.[5]
Er nahm außerdem regelmäßig an den Hofkonzerten teil, wobei es seinen eigenen Talenten entgegenkam, dass Ludwig XIV. nach dem Tode Lullys (1687) und unter dem Einfluss seiner zweiten Gemahlin, Madame de Maintenon, sein Interesse mittlerweile in erster Linie auf Kirchen- und Kammermusik richtete. Couperins Mitwirkung an königlichen Konzerten wird 1701–1702 im Mercure galant erwähnt und der Komponist selber schrieb im Vorwort seiner 1722 veröffentlichten vier Concerts Royaux, er habe diese ausdrücklich für die kleinen Kammerkonzerte gemacht, „zu denen Ludwig XIV.“ ihn „beinahe jeden Sonntag des Jahres kommen ließ“ („... où Louis XIV me faisait venir presque tous les dimanches de l’année.“).[10]
Nach neueren Erkenntnissen muss Couperin auch gute Beziehungen zum Hof des im Exil lebenden englischen Königs James II. Stuart in Saint-Germain-en-Laye gehabt haben, wo man eine besondere Vorliebe für italienische Musik hatte. Dies entsprach seinen eigenen Interessen u. a. für die Werke Corellis. Als Indizien für diese Verbindungen gilt u. a. die Tatsache, dass Couperin 1710 ein Haus in Saint-Germain-en-Laye mietete, und dass er 1713 im Premier livre des Pièces de clavecin zwei Stücke veröffentlichte, die sich ganz offensichtlich auf diese Kontakte beziehen (La Milordine und Les plaisirs de Saint Germain en Läye).[2][5]
Obwohl François Couperin der bedeutendste Cembalist und Komponist von Cembalomusik seiner Zeit und als solcher auch allgemein anerkannt war, und trotz seiner bedeutenden musikalischen Stellung bei Hofe, war er lange Zeit nicht der offizielle königliche Cembalospieler oder „Ordinaire de la Chambre du roy pour le clavessin“. Denn dieses war ein Hofamt, das wie andere Hofämter einerseits käuflich und andererseits erblich war und das zu dieser Zeit durch Jean-Baptiste Henry D’Anglebert (1661–1735), dem Sohn Jean-Henry D’Angleberts, besetzt war.[11] Erst nach dem Tode Ludwigs XIV., als D’Angleberts Gesundheit immer mehr abnahm, wurde Couperin 1717 die survivance auf die Stelle als königlicher Cembalist zugesichert, die er jedoch nicht mehr „im vollen Umfang“ ausgeübt haben soll und am 16. Februar 1730 an seine Tochter Marguerite-Antoinette Couperin übertrug.[10][2]
Couperin konzentrierte sich in den 1720er Jahren verstärkt auf die Publikation seiner Werke, klagte aber auch in mehreren seiner Vorworte über seine fragile Gesundheit. Am 19. März 1730 übertrug er mit dem Einverständnis Ludwigs XV. die Nachfolge seiner Stelle als königlicher Organist an G. Marchand, den Organisten der Pfarre von Versailles. François Couperin starb drei Jahre später in seiner Pariser Wohnung in der Rue Neuve des Bons Enfants, gegenüber dem Hôtel de Toulouse, und wurde in der Kirche St-Joseph bestattet.[10]
Über Couperin als Mensch ist so gut wie nichts bekannt, es sind keine Briefe erhalten und ein manchmal kolportierter Briefwechsel mit Bach gehört wahrscheinlich ins Reich der Legenden.[12]
François Couperin übernahm von seinem Vater Charles II Couperin und von seinem Großvater Charles I das Recht, sich „Sieur de Crouilly“ zu nennen. Dies war jedoch kein Adelstitel, sondern bezog sich nur auf den Besitz von Ländereien in Beauvoir, die er 1732, kurz vor seinem Tode, samt dem dazugehörigen Titel für 400 Livres verkaufte.[13] Um 1696 erwarb er ein eigenes Wappen, wobei er ein neu erlassenes Edikt Ludwigs XIV. nutzte, das „Personen in respektablen Positionen, die sich das Privileg leisten konnten, die Adelswürde verlieh“.[14] Etwa im Jahr 1702 wurde er zum Chevalier de l’Ordre de Latran („Ritter des Lateran“) ernannt.[14][5]
Leistung
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François Couperin stand als Komponist in mehrfacher Hinsicht zwischen zwei Welten. Er verkörperte einerseits noch das Ende der Ära Ludwigs XIV. und war andererseits der wohl wichtigste musikalische Vorreiter des galanten Rokoko – als letzterer kann er, und besonders seine Cembalowerke, mit dem Maler Watteau verglichen werden. Eine seiner wichtigsten musikalischen Bestrebungen war es, in seiner Musik den italienischen und den französischen Geschmack zu vereinen. Dabei war er einer der ersten Franzosen, der Triosonaten nach italienischem Vorbild (v. a. Corelli) komponierte[15] (siehe oben), ohne dabei allerdings eine bloße Kopie italienischer Musik zu liefern. Seine Liebe zu beiden musikalischen Stilen spiegelt sich in mehreren seiner Werke bereits im Titel, so z. B. in seinen kammermusikalischen Werken Apothéose de Corelli (1724) und Apothéose de Lully (1725). Eine Vereinigung der beiden musikalischen Nationalstile wurde von manchen seiner Zeitgenossen als nicht möglich erachtet[16] – von ihm selber aber in einer seiner Publikationen demonstrativ als Les Goûts réunis (1724) bezeichnet. Couperin war in seiner Übernahme italienischer Stilmerkmale allerdings relativ subtil und deutlich vorsichtiger, betont auch das virtuose Element weniger als seine jüngeren Zeitgenossen, wie Jean-Philippe Rameau, Jean-François Dandrieu, Jean-Marie Leclair u. a.
Die Entstehungszeit seiner Werke ist meistens nicht bekannt. Wie er selber schrieb, war er so beschäftigt, dass er erst relativ spät die Zeit fand, seine Musik zu publizieren[17] – allerdings nicht so spät wie seine Vorgänger Chambonnières und D’Anglebert, die ihre Pièces de clavecin erst kurz vor ihrem Tode veröffentlichten. Nichtsdestotrotz entstanden Couperins Werke wahrscheinlich häufig einige Jahre oder sogar Jahrzehnte vor ihrer Veröffentlichung.
Im Mittelpunkt seines Schaffens stehen über 240 Cembalowerke, die er zu 27 von ihm als „Ordre“ bezeichneten Suiten zusammenfasste und in vier Bänden (1713, 1716/17, 1722 und 1730) veröffentlichte. Auf diesem Gebiet war er nicht nur der führende Komponist seiner Zeit, sondern ein Neuerer und Revolutionär, dessen Ideen und ihre geistreiche und ästhetisch reizvolle Umsetzung sofort von anderen Clavecinisten als vorbildlich akzeptiert, übernommen und nachgeahmt wurden. In vier von fünf Ordres seines Premier livre de Pièces de clavecin (1713) verwendete er noch die althergebrachten Tanzformen der Suite (Allemande-Courante-Sarabande...etc.), wie sie von seinen Vorgängern eingeführt worden waren, kombinierte sie aber bereits mit zahlreichen Charakterstücken, denen er sich in den folgenden Büchern fast ausschließlich widmete.[18] In diesen zeichnete er Porträts von konkreten Personen der Gesellschaft (La Garnier...), mythologischen Figuren (La Diane, La Flore...), von poetischen Naturbildern (Le Reveil du matin („Das Erwachen des Morgens“), Les Ondes („Die Wellen“...) oder von Tieren (Les Abeilles („Die Bienen“), Les Papillons („Die Schmetterlinge“)...), und Darstellungen von Gefühlszuständen oder Charakteren (La Lugubre („Die Düstere“), La Voluptueuse („Die Wollüstige“)...). Viele Titel sind eher andeutungsvoll, bleiben geheimnisvoll, oder lassen Platz für Fantasie und Interpretationen (Les Idées heureuses („Die glücklichen Ideen“), Les Regrets („Das Bedauern“), L’Enchanteresse („Die Zauberin“ oder „die Bezaubernde“)...). Auch ein Hang zu Witz, Ironie und Satire fällt auf.[18] In den ersten drei Büchern fasst er zuweilen mehrere Charakterstücke unter einem übergeordneten Titel oder Programm zu einem Divertissement zusammen, z. B. die jeweils dreiteiligen Les Pélerines („die Pilgerinnen“) und Les Baccanales („Die Bacchanalien“)[19] oder die aus fünf „Akten“[20] bestehende Les Fastes de la grande, et ancienne Mxnxstrxndxsx („die Pracht der großen und alten Ménestrandise“)[21] – eine satirische Darstellung der ehemaligen Pariser Korporation der Spielleute und Musikanten („ménestrel“).

Die musikalische Umsetzung all dieser Ideen ist durch ein ungewöhnlich ausgeprägtes Klangbewusstsein geprägt, beispielsweise setzte Couperin die Register des Cembalos (mittel, tief, hoch) sehr gezielt ein,[22] komponierte u. a. Stücke in einem weichen, rein arpeggierten style luthé oder arpégé (z. B. Les Barricades mistérieuses) und wird allgemein bis heute für die vielen subtilen Nuancen seiner Cembalomusik bewundert.[18] Seine Musik zeichnet sich außerdem durch ein bemerkenswertes melodisches Talent sowie eine reiche und interessante Harmonik aus.
Zu den von ihm erfundenen Spezialeffekten gehören außerdem seine sogenannten pièces croisées („gekreuzte Stücke“), von denen die meisten nur auf zwei Manualen spielbar sind, da die beiden Hände etwa in derselben Lage geführt werden, sich ständig überkreuzen oder gleichzeitig oder kurz hintereinander denselben Ton zu spielen haben; das erste dieser Stücke ist Les Bagatelles (im Dixième Ordre, Second Livre, 1716/17). Als Aufführungsalternative auf Instrumenten mit nur einem Manual schlägt Couperin vor, die linke Hand eine Oktave tiefer zu spielen, aber dadurch geht der gewünschte Effekt verloren.[23] Nach Couperin, und wahrscheinlich durch ihn beeinflusst, komponierten auch andere Komponisten Stücke mit übergeschlagenen Händen, wie Rameau (Les trois mains, ca. 1728),[24]Bach (Gigue der Partita 1, BWV 825, 1726); Goldberg-Variationen (ca. 1741) und Domenico Scarlatti (u. a. in den Essercizi, 1739).[25]
In seinen Publikationen ist Couperin, wie vor ihm nur D'Anglebert, ungewöhnlich genau und präzise,[26] was sich u. a. in der Verwendung von Ligaturen und der zahlreichen Verzierungen äußert, die er nach eigenen Worten als absolut essentiell betrachtete.[27] Seine Ausdruckspalette spiegelt sich abgesehen von den Titeln seiner Charakterstücke in vielen z. T. ungewöhnlichen und neuartigen Vortragsbezeichnungen, die über einfache Tempoangaben weit hinausgehen, wie tendrement, noblement, gracieusement, affectueusement, amoureusement, voluptueusement, grotesquement, languissament, audacieusement usw.[28] Auch gibt er gelegentlich an, dass ein Stück nicht inégal, wie traditionell in Frankreich üblich, sondern mit notes égales zu spielen ist.
Formal hatte Couperin eine Vorliebe für den Rondeau, den es zwar vorher bereits gab, den er aber erst wirklich in Mode brachte.[22]
Seine Vorliebe für und Liebe zum Cembalo äußert sich auch in seinem einzigen theoretischen Werk L’art de toucher le clavecin („Die Kunst das Cembalo zu spielen“; 1716/17) und in der Tatsache, dass er in mehreren seiner Kammermusikwerke nur sehr variable und alternative Besetzungen angibt und außerdem darauf hinweist, dass man sie auch wunderbar auf einem oder mit zwei Cembali spielen könne (u. a. in Concerts royaux, 1722, und Apothéose de Lully, 1725).[15][29] Stücke für zwei Cembali (oder alternativ mit anderem Instrument) kommen auch gelegentlich in seinen Pièces de clavecin vor. Für die Concerts royaux gibt er als Besetzungsmöglichkeiten abgesehen vom Cembalo auch zwei Violinen, Oboe, Flöte, Viola da gamba oder Fagott an.[29]
Auch in seinen geistlichen Motetten mischt Couperin italienische und französische Elemente. Als Höhepunkte (nicht nur) seiner Vokalmusik gelten die drei zwischen seinen beiden ersten Cembalobüchern, also zwischen 1713 und 1716, veröffentlichten Leçons de ténèbres für den Mittwochabend der Karwoche.[30] Couperin selber kündigte die Publikation weiterer sechs Vertonungen von Leçons de ténèbres an, von denen die drei für Karfreitag bereits Jahre zuvor für die Nonnen der Abtei Longchamp entstanden seien – zu dieser Publikation kam es jedoch bedauerlicherweise nie und auch handschriftlich sind keine weiteren Leçons de ténèbres Couperins erhalten.[30]
Werkliste
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Tastenmusik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Orgel
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ca. 1690: Pieces d’orgue consistantes en deux messes, l’une à l’usage ordinaire des paroisses pour les festes solemnelles, l’autre propre pour les convents de religieux et religieuses
Cembalo
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1713: Pièces de clavecin, Premier livre
- 1716 & 1717: 8 Préludes und 1 Allemande, in: L’art de toucher le clavecin (Unterrichtswerk)
- 1716–17: Second livre de pièces de clavecin
- 1722: Troisième livre de pièces de clavecin (+ Concerts royaux)
- 1730: Quatrième livre de pièces de clavecin
Kammermusik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1690er Jahre:
- 5 Triosonaten (handschriftl. überliefert): La pucelle, La visionnaire, L’astrée, La Steinquerque, La superbe (2 Violinen, b.c.) (die drei ersten 1726 veröffentlicht in Les nations)
- Sonate à 4 (handschriftl. überliefert): La sultane (2 Violinen, Bassgambe, b.c.)
- 1722: Concerts royaux (alternative Besetzungen: Cembalo, Violine, Traversflöte, Oboe, Viola da gamba, Fagott) (zusammen mit Troisième livre de pièces de clavecin)
- 1724:
- Les goûts-réünis, ou Nouveaux concerts (alternative Besetzungen)
- Le Parnasse, ou L’apothéose de Corelli, grande sonade en trio (2 Violinen, b.c.)
- 1725: Concert instrumental sous le titre d’Apothéose composé à la mémoire immortelle de l’incomparable Monsieur de Lully (alternative Besetzungen: 2 Violinen, 2 Flöten, oder andere Instrumente, b.c.)
- 1726: Les nations: sonades et suites de simphonies en trio: La Françoise [La pucelle]; L’Espagnole [La visionnaire]; L’impériale; La Piémontoise [L’astrée] (2 Violinen, b.c.)
- 1728: Pièces de violes avec la basse chifrée (Bassgambe, b.c.)
Vokalwerke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Geistlich
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1703: Quatre versets d’un motet composé et chanté par ordre du Roy en mars 1703 ...
- 1704: Sept versets du motet composé de l’ordre du Roy et chanté à Versailles le mars 1704
- 1705: Sept versets du motet composé de l’ordre du Roy et chanté à Versailles le mars 1705
- 1713/1717: Leçons de tenébres a une et a deux voix ... (1 bzw. 2 Soprane, b.c.)
- 25 Petits motets und Magnificat für diverse Besetzungen, handschriftlich überliefert.
Weltlich
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Airs für verschiedene Besetzungen, verstreut in diversen Drucken und Handschriften
Pädagogische Werke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1716 & 1717: L’art de toucher le clavecin („Die Kunst das Cembalo zu spielen“, darin: 8 Préludes und 1 Allemande)
- Règles de l'accompagnement („Regeln der Begleitung“), handschriftl. überliefert
Trivia
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Auf François Couperin und seine Musik bezieht sich der Titel des 1917 fertiggestellten Klavierstücks Le Tombeau de Couperin von Maurice Ravel.
Couperin ist seit 1977 Namensgeber für die Couperin Bay, einer Bucht der Alexander-I.-Insel in der Antarktis.
François Couperins Werk, insbesondere dessen Premier livre de clavecin spielt eine wichtige Rolle im Roman Das Porträt (2009) des französischen Schriftstellers Jean de Palacio: „Die so kurzen Stücke der 13. Ordnung waren ein unerschöpflicher Schatz: die Roseaux, die Engageante, [...] aber auch jene andere Seite, die Jalousie taciturne, die Frénésie ou le Désespoir, die Âme en peine [...]“[31]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Philippe Beaussant: François Couperin. Fayard, Paris, 1980 (englische Übersetzung v. Alexandra Land. Amadeus Press, Portland 1990, ISBN 0-931340-27-6)
- Denis Herlin, Hervé Audéon: Couperin,...5. François (II) (le grand). In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Zweite Ausgabe, Personenteil, Band 4 (Camarella – Couture). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 2000, ISBN 3-7618-1114-4, Sp. 1746–1756 (Online-Ausgabe, für Vollzugriff Abonnement erforderlich)
- Denis Herlin, Hervé Audéon: Couperin,...3. Charles (II). In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Zweite Ausgabe, Personenteil, Band 4 (Camarella – Couture). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 2000, ISBN 3-7618-1114-4, Sp. 1745 (Online-Ausgabe, für Vollzugriff Abonnement erforderlich)
- Edward Higginbottom: Couperin [le grand], François (ii). In: Grove Music Online, 2001, DOI:10.1093/gmo/9781561592630.article.6002278203 (Subskriptionszugriff)
- Johannes Menke: François Couperin und seine Zeit. Laaber, Lilienthal 2024, ISBN 978-3-89007-818-2.
- Hans Rudolf Picard: Die Darstellung von Affekten in der Musik des Barock als semantischer Prozeß: veranschaulicht und nachgewiesen an Beispielen aus den Pièces de clavecin von François Couperin. Universitätsverlag Konstanz, Konstanz 1986, ISBN 3-87940-306-6.
- Margarethe Reimann: Untersuchungen zur Formgeschichte der französischen Klaviersuite mit besonderer Berücksichtigung von Couperins Ordres. Bosse, Regensburg 1940 (zugleich Dissertation Universität Köln).
- Eta Harich-Schneider: Zärtliche Welt: François Couperin in seiner Zeit. Bote & Bock, Berlin 1939.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über François Couperin im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über François Couperin in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Noten und Audiodateien von François Couperin im International Music Score Library Project
- Michael Trinks: „4. Die Musik unter Ludwig XIV. - die wichtigsten Vertreter“. Aus: Madame de Pompadour - Höfische Musik, in: historicum.net (Abruf am 2. November 2024)
- Musikbeispiel: Barricades mystérieuses (1717)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ abcde Spalte 1746 in: Denis Herlin, Hervé Audéon: Couperin,...5. François (II) (le grand). In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Zweite Ausgabe, Personenteil, Band 4 (Camarella – Couture). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 2000, ISBN 3-7618-1114-4, Sp. 1746–1756 (Online-Ausgabe, für Vollzugriff Abonnement erforderlich)
- ↑ abcdefghijkl Edward Higginbottom: Couperin [le grand], François (ii). In: Grove Music Online, 2001, DOI:10.1093/gmo/9781561592630.article.6002278203 (Subskriptionszugriff)
- ↑ Spalten 1746–1747 in: Denis Herlin, Hervé Audéon: Couperin,...5. François (II) (le grand). In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Zweite Ausgabe, Personenteil, Band 4 (Camarella – Couture). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 2000, ISBN 3-7618-1114-4, Sp. 1746–1756 (Online-Ausgabe, für Vollzugriff Abonnement erforderlich)
- ↑ ab Spalte 1747 in: Denis Herlin, Hervé Audéon: Couperin,...5. François (II) (le grand). In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Zweite Ausgabe, Personenteil, Band 4 (Camarella – Couture). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 2000, ISBN 3-7618-1114-4, Sp. 1746–1756 (Online-Ausgabe, für Vollzugriff Abonnement erforderlich)
- ↑ abcdef Spalten 1748 unten und 1749 in: Denis Herlin, Hervé Audéon: Couperin,...5. François (II) (le grand). In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Zweite Ausgabe, Personenteil, Band 4 (Camarella – Couture). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 2000, ISBN 3-7618-1114-4, Sp. 1746–1756 (Online-Ausgabe, für Vollzugriff Abonnement erforderlich)
- ↑ Im MGG wird anstelle von N. Lebègue G. Garnier genannt. Spalte 1747 in: Denis Herlin, Hervé Audéon: Couperin,...5. François (II) (le grand). In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Zweite Ausgabe, Personenteil, Band 4 (Camarella – Couture). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 2000, ISBN 3-7618-1114-4, Sp. 1746–1756 (Online-Ausgabe, für Vollzugriff Abonnement erforderlich)
- ↑ Spalten 1747 und 1751 in: Denis Herlin, Hervé Audéon: Couperin,...5. François (II) (le grand). In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Zweite Ausgabe, Personenteil, Band 4 (Camarella – Couture). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 2000, ISBN 3-7618-1114-4, Sp. 1746–1756 (Online-Ausgabe, für Vollzugriff Abonnement erforderlich)
- ↑ Siehe Abschnitt 5. Sacred vocal music, in Edward Higginbottom: Couperin [le grand], François (ii). In: Grove Music Online, 2001, DOI:10.1093/gmo/9781561592630.article.6002278203 (Subskriptionszugriff
- ↑ Preface, in François Couperin: Pièces de clavecin I (1713; Edition Schott 6045), hgg. v. Jos. Gát, Schott's Söhne, Mainz, S. 5 (unbezeichnet) und 7 (deutsche Übersetzung, hier fälschlich „sieben Prinzen und Prinzessinnen“)
- ↑ abc Spalte 1748 in: Denis Herlin, Hervé Audéon: Couperin,...5. François (II) (le grand). In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Zweite Ausgabe, Personenteil, Band 4 (Camarella – Couture). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 2000, ISBN 3-7618-1114-4, Sp. 1746–1756 (Online-Ausgabe, für Vollzugriff Abonnement erforderlich)
- ↑ Philippe Lescat: Biographie und Bibliographie. In: Jean-Henry d’Anglebert: Pièces de clavecin – Édition de 1689. Facsimile, …, Édition J. M. Fuzeau, Courlay 1999, S. 6 (franz.) und S. 38 (deutsch).
- ↑ Spalte 1750 in: Denis Herlin, Hervé Audéon: Couperin,...5. François (II) (le grand). In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Zweite Ausgabe, Personenteil, Band 4 (Camarella – Couture). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 2000, ISBN 3-7618-1114-4, Sp. 1746–1756 (Online-Ausgabe, für Vollzugriff Abonnement erforderlich)
- ↑ David Fuller, Bruce Gustafson, Edward Higginbottom: Couperin family. In: Grove Music Online, 2001, DOI:10.1093/gmo/9781561592630.article.40182 (Subskriptionszugriff)
- ↑ ab Siehe Abschnitt 1. Life., in Edward Higginbottom: Couperin [le grand], François (ii). In: Grove Music Online, 2001, DOI:10.1093/gmo/9781561592630.article.6002278203 (Subskriptionszugriff)
- ↑ ab Spalte 1754 in: Denis Herlin, Hervé Audéon: Couperin,...5. François (II) (le grand). In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Zweite Ausgabe, Personenteil, Band 4 (Camarella – Couture). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 2000, ISBN 3-7618-1114-4, Sp. 1746–1756 (Online-Ausgabe, für Vollzugriff Abonnement erforderlich)
- ↑ Siehe Abschnitt 2. Style., in Edward Higginbottom: Couperin [le grand], François (ii). In: Grove Music Online, 2001, DOI:10.1093/gmo/9781561592630.article.6002278203 (Subskriptionszugriff
- ↑ Spalten 1749–1750 in: Denis Herlin, Hervé Audéon: Couperin,...5. François (II) (le grand). In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Zweite Ausgabe, Personenteil, Band 4 (Camarella – Couture). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 2000, ISBN 3-7618-1114-4, Sp. 1746–1756 (Online-Ausgabe, für Vollzugriff Abonnement erforderlich)
- ↑ abc Siehe Abschnitt 7. Harpsichord music., in Edward Higginbottom: Couperin [le grand], François (ii). In: Grove Music Online, 2001, DOI:10.1093/gmo/9781561592630.article.6002278203 (Subskriptionszugriff
- ↑ Im Troisième und im Quatrième Ordre, in: François Couperin: Pièces de clavecin, Bd. I (1713), Schott, Mainz et al., 1971, S. 84 f und S. 100–105.
- ↑ Als Anspielung auf die traditionellen fünf Akte der französischen Tragödie (Anm. d. Verf.)
- ↑ Teil des Onzième Ordre, in: François Couperin: Pièces de clavecin, Bd. II (1716/17), Schott, Mainz et al., 1971, S. 123–130.
- ↑ ab Spalte 1756 in: Denis Herlin, Hervé Audéon: Couperin,...5. François (II) (le grand). In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Zweite Ausgabe, Personenteil, Band 4 (Camarella – Couture). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 2000, ISBN 3-7618-1114-4, Sp. 1746–1756 (Online-Ausgabe, für Vollzugriff Abonnement erforderlich)
- ↑ Im Vorwort zu: François Couperin: Pièces de clavecin, Bd. III (1722), Schott, Mainz et al., 1971.
- ↑ In: Nouvelles Suites de Pièces de clavecin.
- ↑ Das Überschlagen der Hände wird auch als „Scarlattigriff“ bezeichnet; im Gegensatz zu Couperin führte Scarlatti – und auch Rameau in Les trois mains – die Hände meistens weit übereinander und häufig in großen, sehr virtuosen Sprüngen, die eine große Sicherheit verlangen, aber auf einmanualigen italienischen Instrumenten möglich sind. Es ist jedoch nicht klar, ob er es bereits vor Couperin praktizierte, weil Scarlattis erste Publikation erst so spät erfolgte (Essercizi, 1739). Durch Scarlatti wurde diese Technik aber besonders populär. Bachs Goldbergvariationen sind in dieser Hinsicht mehr von Scarlatti als von Couperin beeinflusst.
- ↑ Spalte 1755 in: Denis Herlin, Hervé Audéon: Couperin,...5. François (II) (le grand). In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Zweite Ausgabe, Personenteil, Band 4 (Camarella – Couture). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 2000, ISBN 3-7618-1114-4, Sp. 1746–1756 (Online-Ausgabe, für Vollzugriff Abonnement erforderlich)
- ↑ Im Vorwort zu: François Couperin: Pièces de clavecin, Bd. III (1722), Schott, Mainz et al., 1971.
- ↑ deutsch: zärtlich, nobel, graziös/anmutig, liebevoll/herzlich, verliebt, wollüstig, grotesk, sehnsuchtsvoll/schmachtend, wagemutig/kühn usw. Alle zitierten Vortragsbezeichnungen aus: François Couperin: Pièces de clavecin, Bd. IV (1730), Schott, Mainz et al., 1971, S. 6, 19, 20, 34, 58, 69, 78, 86, 89, 90, 105, 108.
- ↑ ab Siehe Abschnitt 4. Instrumental chamber music., in Edward Higginbottom: Couperin [le grand], François (ii). In: Grove Music Online, 2001, DOI:10.1093/gmo/9781561592630.article.6002278203 (Subskriptionszugriff
- ↑ ab Siehe Abschnitt 5. Sacred vocal music., in Edward Higginbottom: Couperin [le grand], François (ii). In: Grove Music Online, 2001, DOI:10.1093/gmo/9781561592630.article.6002278203 (Subskriptionszugriff
- ↑ Jean de Palacio: Das Porträt. Flur Verlag, Heidelberg 2024, ISBN 978-3-98965-100-5.
Personendaten | |
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NAME | Couperin, François |
ALTERNATIVNAMEN | Couperin, François Le Grand |
KURZBESCHREIBUNG | französischer Organist und Komponist |
GEBURTSDATUM | 10. November 1668 |
GEBURTSORT | Paris |
STERBEDATUM | 11. September 1733 |
STERBEORT | Paris |
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3: Louis Couperin (um 1626-1661)

Louis Couperin (* um 1626 in Chaumes-en-Brie; † 29. August 1661 in Paris) war ein französischer Komponist, Organist und Violinist.
Louis Couperin, Onkel von François Couperin, war eines der bekanntesten Mitglieder der Familie Couperin und einer der besten Komponisten für Tasteninstrumente des 17. Jahrhunderts. Über seine ersten 23 Lebensjahre ist wenig bekannt. 1650 nahm ihn Jacques Champion de Chambonnières, berühmter Cembalist, Geiger und Komponist, in Paris unter seine Fittiche. Drei Jahre später trat Louis als erster seiner Dynastie das Organistenamt an St-Gervais an, das er bis zu seinem Tod bekleidete. Zudem spielte er als Organist, Cembalist und Violenspieler im Kammermusikensemble Ludwigs XIV.
Am bemerkenswertesten unter seinen Cembalokompositionen sind seine Préludes non mesurés („Préludes ohne Taktstriche“), die den Einfluss von Johann Jakob Froberger verraten, und seine Chaconnes.
Der Asteroid (6798) Couperin wurde nach ihm benannt.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die meisten Informationen über Couperins Leben stammen aus zwei Quellen. Le Parnasse François, ein Buch von Évrard Titon du Tillet aus dem Jahr 1732, enthält eine biografische Skizze, die bestimmte Details seines Lebens beschreibt, und etwa 30 Orgelstücke, in denen nicht nur das Datum, sondern auch der Ort der Komposition aufgeführt sind. Couperin wurde um 1626 in Chaumes-en-Brie, einer Stadt 40 km südöstlich von Paris, geboren. Sein Vater, Charles (I) Couperin, Sieur de Crouilly, war ein kleiner Landbesitzer und Teilzeitorganist einer örtlichen Kirche. Louis war angeblich bis 1650 ein versierter Cembalist und Geiger (und komponierte bereits zu diesem Zeitpunkt), hatte aber keinerlei Verbindungen zu wichtigen Musikern dieser Zeit. Sein plötzlicher Aufstieg zum Ruhm, welcher zwischen 1650 und 1651 stattfand, wird in Le Parnasse François erklärt. Titon du Tillet schreibt, dass Louis, seine beiden jüngeren Brüder Charles (II) und François und einige ihrer Freunde Jacques Champion de Chambonnières am Fest des Heiligen Jakobus – dem Namenstag von Chambonnières – besuchten. Die Couperins boten dem Gastgeber und seinen Gästen ein kurzes Konzert mit mehreren von Louis komponierten Stücken. Chambonnières war beeindruckt von Louis Couperins Talenten, wurde sein Lehrer und überzeugte ihn, sich in Paris niederzulassen. Dort stellte Chambonnières, der prominenteste französische Cembalist seiner Zeit und Musiker des Königs, den jungen Musiker dem Hof vor. Couperins Talente stießen auf Anerkennung; 1651 lebte er bereits in der Stadt.
Er traf Johann Jakob Froberger mit ziemlicher Sicherheit 1651–1652; Frobergers Stil wird zu einem wichtigen Einflussfaktor für Couperins Musik. Am 9. April 1653 wurde er Organist der Pariser Kirche St-Gervais, wo er 400 Livres pro Jahr plus Unterkunft erhielt. Die Position in dieser alten Kirche war zu dieser Zeit eine der wichtigsten in Frankreich. Irgendwann – höchstwahrscheinlich nachdem er Organist in St-Gervais geworden war – trat Couperin als dreifacher Geigenspieler in den königlichen Dienst ein. Titon du Tillet schreibt, Couperin habe sich aus Loyalität zu seinem alten Freund und Lehrer geweigert, Chambonnières als königlichen Cembalisten zu ersetzen, und so wurde der Posten des Bratschisten speziell für ihn geschaffen. Am 22. Oktober 1655 stand er Pate des Kindes seiner Schwester in Chaumes-en-Brie. Von Juli bis Oktober 1656 und um November 1658 reiste er häufig nach Meudon, wo er wahrscheinlich bei Abel Servien, einem Diplomaten und Staatsmann, angestellt war. Er reiste 1659 mit dem Hof nach Toulouse. In seinen letzten Jahren lebte Couperin mit seinen beiden Brüdern in den Unterkünften des Organisten von St-Gervais. Nach Le Parnasse François starb er am 29. August 1661 im Alter von 35 Jahren.
Seine Brüder spielten beide eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der französischen Barockmusik. Es sind keine Kompositionen von François (genannt „Der Ältere“ oder „Couperin de Crouilly“) bekannt, aber seine Familienlinie trug den Namen Couperin bis ins 19. Jahrhundert. Charles (II) Couperin (bekannt als „Couperin-Kadett“) trat die Nachfolge von Louis als Organist in St-Gervais an und brachte 1668 ein Einzelkind hervor, François Couperin, der zu einem der wichtigsten französischen Komponisten des Spätbarock wurde.
Kompositionen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Provenienz und Kataloge
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Da seine Karriere nur etwa 10 Jahre dauerte, wurde zu seinen Lebzeiten keines von Couperins Werken veröffentlicht. Es gibt zwei wichtige Manuskriptquellen für seine Musik: Das Manuscrit Bauyn (Bibliothèque nationale de France, Rés. Vm7 674–675) ist eine der wichtigsten Quellen für französische Tastenmusik des 17. Jahrhunderts (insbesondere das Werk von Chambonnières und Louis Couperin). Es enthält 122 Cembalostücke von Couperin sowie vier Orgelstücke und 5 Kammerwerke. Das sogenannte Oldham-Manuskript (eine Privatsammlung von G. Oldham), das erst 1957 wiederhergestellt wurde, enthält 70 Orgelwerke von Couperin, von denen 68 in dieser Quelle einzigartig sind. Ebenfalls enthalten sind eine Cembalosuite, vier fünfteilige Kammerfantaisies und zwei Stücke für ein Schalmeien-Ensemble. Dieses Manuskript wurde möglicherweise zumindest teilweise zu Couperins Lebzeiten zusammengestellt und ist die einzige solche Quelle für seine Musik.
Darüber hinaus enthält das Parville-Manuskript 55 Cembalostücke von Couperin, von denen jedoch nur fünf einzigartig sind (der Rest ist im Bauyn-Manuskript enthalten).
Couperins Cembalo-Werke werden üblicherweise mit Nummern bezeichnet, die in der Princeps Éditions de l'Oiseau-Lyre-Ausgabe von 1936 verwendet wurden. Die Ausgabe basierte vollständig auf dem Manuscrit Bauyn, der einzigen damals bekannten Quelle. Die Autoren des Manuskripts ordneten die Stücke nicht in Suiten an, sondern gruppierten Tänze nach Tonart zuerst und anschließend nach Genre. So sind beispielsweise die Nummern 16–19 Courantes in C-Dur, die Nummern 20–25 Sarabandes in C-Dur usw. Einige Ausgaben und Aufnahmen verwenden möglicherweise Davitt Moroneys alternatives Nummerierungsschema, mit dem versucht wird, aus Couperins Tänzen Suiten zu erstellen.
Das Nummerierungsschema für Couperins Orgelstücke spiegelt auch ihre Quelle wider, das Oldham-Manuskript. Hier unternahm der Kopist jedoch keinen Versuch, Stücke in irgendeiner Weise zu gruppieren. Das Manuskript basiert auf mindestens zwei Grand Livres d'orgue, und der Kopist hat offenbar willkürlich Stücke ausgewählt. Die Unterscheidung der vielen Fantasien wird jedoch erleichtert, da Couperin häufig das Datum und manchmal den Ort der Komposition in einer Fußnote angibt. Die Nummern 11 und 19 tragen beispielsweise beide den Titel "Fuge", der erstere trägt jedoch die Aufschrift „Couperin a Meudon le 18e Juillet [Juli] 1656“ und der letztere „Couperin a paris le 1er 7ber [September] 1656“. Dieses außergewöhnliche Merkmal, das für diese Zeit einzigartig ist, ermöglicht es, Couperins Entwicklung als Orgelkomponist von 1650 bis 1659 zu verfolgen, manchmal fast Tag für Tag. Der Cembalist Skip Sempé sowie einige Gelehrte haben aus stilistischen Gründen die Zuordnung sowohl der Cembalostücke des Manuscrit Bauyn als auch der Orgelstücke des Oldham-Manuskripts zu Couperin in Frage gestellt.
Werke für Cembalo
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Tanzsätze machen rund zwei Drittel von Louis Couperins Cembalo-Oeuvre aus; Dazu gehören Courantes, Sarabandes, Allemandes und Gigues (in absteigender Reihenfolge der Anzahl). Die meisten dieser Stücke sind nicht in Suiten überliefert, aber zeitgenössische Künstler ordneten Stücke in derselben Tonart in Ad-hoc-Suiten für eine bestimmte Aufführung oder Aufnahme an. Sein Ruf als Komponist beruht hauptsächlich auf seinen Chaconnes, Passacaillen und Préludes non mesuré. Diese letzteren Stücke, die in einer einzigartigen Notation geschrieben sind (nur ganze Noten, in Gruppen angeordnet und durch anmutige Kurven verbunden), sind von Frobergers Toccaten beeinflusst.
Werke für die Orgel
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Couperins Orgelmusik übte einen großen Einfluss auf europäische Komponisten des 17. Jahrhunderts aus; es stellt den Übergang vom strengen Kontrapunkt im Titelouze-Stil zum farbenfrohen, konzertanten Orgelstil dar, der von Guillaume-Gabriel Nivers und Nicolas Lebègue eingeführt wurde, die spätbarocke Komponisten wie François Couperin und Nicolas de Grigny beeinflussten. Couperin war der erste französische Komponist, der für bestimmte Registrierungen schrieb, und der erste, der springende Divisionsbässe im Divisionsstil für die Bassgambe komponierte. Beide Stilmerkmale gehören zu den bestimmenden Merkmalen der französischen Orgelmusik des 17. und 18. Jahrhunderts.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Langhans, Wilhelm: Die Geschichte der Musik des 17., 18. und 19. Jahrhunderts: in chronologischem Anschlusse an die Musikgeschichte von A. W. Ambros, Leipzig: F. E. C. Leuckart, 1882, S. 239ff.
- Tanaka, Yuko: The Interpretation of Unmeasured Preludes of Louis Couperin: With Special Reference to the Performance of C Major Prelude, Stanford University, Department of Music, 1996.
- Schwedoqius, Barbara: Die solistische Gambenmusik in Frankreich von 1650 bis 1740, Kassel: G. Bosse, 1970, S. 36ff.
- Blume, Friedrich: Die Musik in Geschichte und Gegenwart: Aachen-Blumner, Kassel: Bärenreiter Verlag, 1949, S. 777.
- von Dommer, Arrey & Schering, Arnold: Handbuch der Musikgeschichte bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts, Leipzig: Breitkopf & Härtel, 1914, S. 618f.
- Segovia, Andres: Louis Couperin. Passagcaglia pour Guitare, Mainz: Schott, 1970.
- Ponsford, David: The French Organ Music in the Reign of Louis XIV: Inspiring the Baroque from Couperin to J. S. Bach, Cambridge: Cambridge University Press, 2016, ISBN 978-1-316-62074-8
- Knoll, Mark: The Cambridge Companion to the Harpsichord, Cambridge: Cambridge University Press, 2019, S. 113ff, ISBN 978-1-107-15607-4
- Tunley, David: François Couperin and 'The Perfection of Music, New York / London: Routledge, 2016, ISBN 978-1-138-27044-2
- Spieser, Philippe: L'ultime tentation de Louis Couperin 2024, ISBN/GTIN 978-2-322-50754-2
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Noten und Audiodateien von Louis Couperin im International Music Score Library Project
- Lexikon der Alten Musik BR-Klassik: Louis Couperin in: br-klassik.de, 27. April 2021; abgerufen am 22. Juni 2021 (Lexikonartikel mit zusätzlichem Audiobeitrag inkl. Musikbeispielen)
Personendaten | |
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NAME | Couperin, Louis |
KURZBESCHREIBUNG | französischer Komponist, Organist und Violinist |
GEBURTSDATUM | um 1626 |
GEBURTSORT | Chaumes-en-Brie |
STERBEDATUM | 29. August 1661 |
STERBEORT | Paris |
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[20.10.2013][09.11.2013]
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