Komponisten

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Nachname:
Lebensjahr
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1: Elmer Bernstein (1922-2004)

Elmer Bernstein (1981)

Elmer Bernstein (* 4. April 1922 in New York City; † 18. August 2004 in Ojai, Kalifornien)[1] war ein oscarprämierter US-amerikanischer Filmmusik-Komponist und Vater des Komponisten Peter Bernstein und des Drehbuchautors Gregory Bernstein.

Nach seiner Schulausbildung an der Walden School studierte Bernstein an der New York University. Im Zweiten Weltkrieg diente er bei dem US Army Air Corps. Seine Musikkarriere begann Bernstein als Komponist von Musik zu Radiosendungen und Dokumentarfilmen. 1950 zog er nach Hollywood und begann dort als Filmmusik-Komponist zu arbeiten.

Sein erster vertonter Film war 1951 die US-amerikanische Produktion Ein Held für zwei Stunden. Im Jahr 1953 war er an dem 3D-Film Robot Monster beteiligt, in dem George Nader als Hauptdarsteller auftritt. Im selben Jahr entstand der ähnliche Film Cat-Women of the Moon. 1955 machte Bernstein mit Musik zur Western-Fernsehserie Rauchende Colts (Gunsmoke) auf sich aufmerksam und erhielt noch im gleichen Jahr den Auftrag für die Vertonung von Otto Premingers Drogen-Drama Der Mann mit dem goldenen Arm, der ein unerwarteter Erfolg für den bis dahin vornehmlich als Sänger in Erscheinung getretenen Frank Sinatra war. Diese Musik und auch die der nachfolgenden Produktionen wie Cecil B. DeMilles Die zehn Gebote (1956) und vor allem John SturgesDie glorreichen Sieben (1960) gelten heute als Klassiker.

Insgesamt umfasst sein Lebenswerk über 200 Werke, für die er 14 Mal für den Oscar nominiert wurde. Gewonnen hat er die begehrte Auszeichnung jedoch nur einmal: 1967 für das Musical Modern Millie – Reicher Mann gesucht (Thoroughly Modern Millie).

Mit einem Konzert in der Londoner Royal Albert Hall feierte er am 14. August 2001 sein 50-jähriges Jubiläum als Filmmusik-Komponist. Mit seinem Namensvetter, dem Komponisten Leonard Bernstein, war er zwar eng befreundet, aber nicht verwandt. Mit seinem Sohn Peter Bernstein, der gleichfalls als Filmkomponist tätig ist, hat er gelegentlich zusammengearbeitet.

Auf dem Hollywood Walk of Fame ist bei der Adresse 7083 Hollywood Blvd. für Elmer Bernstein ein Stern eingelassen.

Chart­plat­zie­rungen
Erklärung der Daten
Alben
Walk on the Wild Side
 US2330.06.1962(18 Wo.)
Singles[2]
Staccato’s Theme
 UK424.12.1959(11 Wo.)
Oscars (Academy Awards)

Nominierung

Auszeichnung

Golden Globes

Nominierung

Auszeichnung

weitere Auszeichnungen Preise und Nominierungen.

Filmografie (Auswahl)

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In der Schlusseinstellungen des Films Die glorreichen Sieben (2016) zitiert die Musik Takte aus der Titelmelodien von Bernstein zum gleichnamigen Film von 1960 und spielt sie ausführlicher zum Abspann.

  • Elmer Bernstein bei laut.de
  • Elmer Bernstein bei IMDb
  • Offizielle Internetpräsenz
  • Jonas Uchtmann: Nachruf: Elmer Bernstein. In: FilmmusikWelt. 21. August 2004, archiviert vom Original am 11. Juli 2006;.
  1. Nachruf auf Elmer Bernstein in The New York Times
  2. Chartquellen: UK US vor 17. August 1963

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2: Leonard Bernstein (1918-1990)

Leonard Bernstein (1971)

Leonard „Lenny“ Bernstein [ˈbɜːrnstaɪn] (* 25. August 1918 in Lawrence, Massachusetts als Louis Bernstein; † 14. Oktober 1990 in New York City) war ein US-amerikanischer Komponist, Dirigent und Pianist.

Zu Bernsteins erfolgreichsten Bühnenwerken gehören die Musicals On the Town (1944), Candide (1956, Neufassung 1974) und vor allem West Side Story (1957). Ebenfalls für den Broadway schrieb er das Musical Wonderful Town (1953). Die Verfilmungen von On the Town (mit Gene Kelly und Frank Sinatra) sowie West Side Story waren Welterfolge.

Herkunft und Jugend

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Bernstein wurde 1918 in Massachusetts als Sohn von Jennie Resnick und Samuel Bernstein geboren. Seine Eltern waren jüdische Einwanderer aus dem ehemals polnischen und heute ukrainischen Riwne in Wolhynien. Als gelernter Talmudist schlug sich der Vater zunächst mit Hilfsarbeiten durch, gelangte jedoch mit der Gründung einer Kosmetikfirma gemeinsam mit seinem Onkel zu gewissem Wohlstand.[1] Die häufigen arbeitsbedingten Umzüge seiner Familie wirkten sich negativ auf den Sohn aus; er galt als scheu und zurückgezogen. Als Jugendlicher kränkelte er häufig und litt an Asthma und Heuschnupfen.[1]

Eine große Freude in seiner Kindheit waren die Gottesdienstbesuche mit seinen Eltern, da in den Synagogen Chorgesang und Orgelspiel zu hören waren.[1] Seine ersten Klaviererfahrungen konnte Bernstein machen, als ein Klavier einer Tante in die eigene Wohnung gebracht wurde.[1] Bernstein spielte so lange darauf herum, bis er mit elf Jahren von einer Nachbarin die ersten Klavierstunden erhielt. Ab Oktober 1932, mit vierzehn Jahren, erteilte ihm Helen G. Coates am Konservatorium Klavierunterricht.[2]

Sehr frühzeitig stand deshalb sein Berufswunsch als Pianist fest, doch dies wurde zunächst von seinem Vater abgelehnt. Es kam zu heftigen Auseinandersetzungen mit finanziellen Konsequenzen. Da er sich jedoch als ein überdurchschnittlich guter Schüler bewährt hatte, durfte er nach dem allgemeinen Schulabschluss ein Musikstudium an der Harvard-Universität aufnehmen. Hier belegte er zusätzlich auch Vorlesungen in Philosophie, Ästhetik, Literatur- und Sprachwissenschaften. Seine fünfjährige Studienzeit bis Juni 1939[2] nannte er später die schönste Zeit seines Lebens.[1]

Während seiner Studienzeit riet ihm der Dirigent Dimitri Mitropoulos, der ihn als „genius boy“ bezeichnete, sein Studium bei Fritz Reiner am Curtis Institute of Music in Philadelphia fortzusetzen.[1] Auf diese Weise lernte er in Tanglewood den Dirigenten Sergei Kussewizki kennen und arbeitete dort mit ihm mehrere Jahre lang in den Sommerkursen.[1]

Seinen ersten öffentlichen Auftritt hatte Bernstein 1934 als Pianist mit dem Boston Public School Symphony Orchestra und dem Klavierkonzert von Edvard Grieg.[1] Im Alter von 16 Jahren änderte er seinen Vornamen in Leonard, der bis dahin sein Spitzname gewesen war. Bei einer Tanzaufführung 1937 lernte er seinen lebenslangen Mentor und Freund Aaron Copland kennen.[2] Sein erstes eigenes Konzert als Dirigent und Komponist gab er 1939 mit The Birds in Harvard.[1]

Leonard Bernstein am Klavier (1955)

Im Juli 1940 hatte er seinen ersten Auftritt als Dirigent einer Symphonie im neu eröffneten Berkshire Music Center vom Tanglewood Music Festival.[2] Bereits 1943 wurde er Assistant Conductor (2. Dirigent) des New York Philharmonic Orchestra unter Artur Rodziński, der ihn in Tanglewood als Assistenten von Serge Koussevitzky erlebt hatte. Am 14. November 1943 konnte Bernstein seine Begabung unter Beweis stellen, als er kurzfristig für den erkrankten Bruno Walter in der Carnegie Hall einspringen musste. Die Aufführung von Schumanns Manfred-Ouvertüre und StraussDon Quixote wurde über den Rundfunk landesweit übertragen und zu einem „spektakulären“[1] Auftakt seines Lebens in der Musikwelt.

Bernstein konnte bald zahlreiche Konzerte mit weltweit bekannten Orchestern dirigieren. Er war der erste US-amerikanische Musikdirektor des New York Philharmonic Orchestra (1958–1969) sowie regelmäßiger Gastdirigent der Wiener Philharmoniker und des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks bis zu seinem Tod 1990. Sein Repertoire umfasste klassische wie avantgardistische Werke; vor allem das Werk Gustav Mahlers fand seine Beachtung und Bewunderung.

Leonard Bernstein (1945)

Angeregt durch sein jüdisches Erbe, schrieb Bernstein 1943 seine erste Sinfonie Jeremiah, die er seinem Vater widmete. Die Uraufführung von Jeremiah dirigierte er 1944 mit dem Pittsburgh Symphony Orchestra. Dafür erhielt er den New York Music Critics’ Award. Seine Symphony Nr. 2 The Age of Anxiety war eine Auftragsarbeit der Koussevitzky-Stiftung, die er diesem widmete („For Serge Koussevitzky, in tribute“). Die Premiere war 1949, mit dem Boston Symphony Orchestra unter Serge Koussevitzky und Bernstein am Klavier.

Seine Symphony Nr. 3 Kaddish, die er 1963 komponierte, wurde erstmals vom Israel Philharmonic Orchestra aufgeführt. Kaddish hat Bernstein dem Andenken John F. Kennedys gewidmet („To the Beloved Memory of John F. Kennedy“). Es folgten die Chichester Psalms (1965), ein dreiteiliges Chorwerk, bezogen auf hebräische Psalmentexte.[3] Sein Musiktheater-Werk Mass (Messe), ein Theaterstück für Sänger, Schauspieler und Tänzer – so der Untertitel des Werks –, kam 1971 in Washington zur Uraufführung.[4] Es war ein Auftragswerk für die Eröffnung des John F. Kennedy Center for the Performing Arts in Washington.

Bernsteins Einakter-Oper Trouble in Tahiti (Premiere 1952) geriet für eine Oper zu kurz, sodass er sie als Szene 2 und 4 im zweiten Akt seiner neuen Oper A Quiet Place einbaute. Die Uraufführung von A Quiet Place war am 17. Juni 1983 in der Houston Grand Opera, Houston.[5]

Das Musical 1600 Pennsylvania Avenue benannte er nach der Adresse des Weißen Hauses in Washington, wo auch die Handlung spielt. Es sollte eine künstlerische Antwort auf die Nixon-Ära und Watergate-Affäre sein. Es war ein Versuch, Amerikas „Patriotismus in seiner Bigotterie aufzuzeigen, mit dem Hinweis, dass die (Rassen-)Freiheit noch nicht überall angekommen war“. Doch das Musikdrama konnte für das damalige Publikum nicht überzeugend genug die Gegensätze zwischen dem Alltag der Präsidenten, ihrer First Ladies und dem Leben deren schwarzer Dienerschaft darstellen.

Bernstein hatte vier Jahre (1972–1976) an dem Werk gearbeitet und schrieb dafür mehr Musik als für jede andere Komposition (Libretto: Alan Jay Lerner).[6] Die Voraufführung in Philadelphia war ein Misserfolg, und zudem wurde er als „Rassist“ beschimpft. Auch die Aufführung in New York musste bereits nach einer Woche abgesetzt werden. Der einzige Hit des Musicals war Take Care of This House,[7] ein Chor, der zu Präsident Jimmy Carters Amtseinführungs-Gala im Januar 1977 vorgetragen wurde. Später stellte Bernstein dann aus verschiedenen Szenen des Musicals A White House Cantata zusammen. Bernsteins Erben wollen das Musical wieder aufleben lassen, da nach Meinung der Tochter die Zeit damals noch nicht reif dafür gewesen war.[8]

Seine Fernsehreihe Young People’s Concerts (Konzerte für junge Leute) mit dem New York Philharmonic Orchestra waren einflussreiche Beiträge zur musikalischen Bildung. Zwischen 1958 und 1972 leitete Bernstein (mit einigen Unterbrechungen) insgesamt 53 Konzerte. Mit seinem Charisma, seiner großen Sprachbegabung und seinem Humor konnte er gleichermaßen Kinder wie Erwachsene fesseln. Mit Werken der klassischen Musik erläuterte er Grundbegriffe wie etwa Tonart, Melodie, Modi und Impressionismus oder stellte Komponisten und Werke vor (Gustav Mahler, Beethovens Fidelio, Sibelius). Mit ähnlicher Absicht hatte er schon von 1954 bis 1958 in seinen Beiträgen für die amerikanische Fernsehserie Omnibus, in der er ebenfalls musikalische Werke und Themen vorgestellt hatte, agiert.[9][10]

In New York stand er der Jury der Dimitri Mitropoulos International Music Competition vor. 1990 initiierte er das Pacific Music Festival. 1973 hielt er auf Einladung der Harvard-Universität die sechsteilige Vorlesungsreihe The Unanswered Question, in der er über die Grundlagen der Musik in Analogie zur linguistischen Forschung Noam Chomskys sprach. Der Titel war eine Anspielung auf das gleichnamige Werk des US-amerikanischen Komponisten Charles Ives.

Leonard Bernstein dirigierte bereits 1948 sein erstes Konzert in Deutschland. Viele amerikanische Künstler und Musiker wie Artur Rubinstein oder Isaac Stern boykottierten ab der Reichspogromnacht 1938 Auftritte in Deutschland. Bernstein leitete im Alter von 29 Jahren auf Einladung von Generalmusikdirektor Georg Solti als erster US-amerikanischer Dirigent nach dem Zweiten Weltkrieg das Bayerische Staatsorchester im Prinzregententheater in München. Er leitete eine Sinfonie von Roy Harris, die C-Dur-Sinfonie von Schumann[11] sowie vom Klavier aus das Klavierkonzert von Maurice Ravel.

Bereits nach kurzer Zeit hatte er das Orchester, das ihm gegenüber anfangs voreingenommen war, von sich überzeugt, so dass Bernstein das Konzert in einem Brief an Helen Coates als „vollen Erfolg“ bezeichnete.[12] Einen Tag später, am 10. Mai 1948, spielte der jüdisch-amerikanische Dirigent mit 20 Holocaust-Überlebenden und 10.000 Lagerinsassen im Publikum in den ehemaligen Konzentrationslagern Feldafing (DP-Lager Feldafing) und Landsberg.[13]

Bei einer sechswöchigen Tournee des New York Philharmonic Orchestra durch 13 Länder leitete er 1959 auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges auch Konzerte in der Sowjetunion sowie in Frankreich, Norwegen, Italien und Deutschland.[14] Am 1. Oktober 1959 dirigierte Bernstein zum ersten Mal im Rahmen der Berliner Festwochen in Berlin und leitete unter anderem die Ouvertüre Le carnaval romain von Berlioz sowie das Klavierkonzert Nr. 17 in G-Dur von Mozart, das er vom Flügel aus leitete.[15] Dieses Konzert wird als Beginn einer bis an sein Lebensende bestehenden freundschaftlichen Verbundenheit mit Berlin gewertet.

Im Januar 1971 vereinbarte Bernstein mit der deutschen Filmproduktionsfirma Unitel, dass diese nahezu alle seine zukünftigen Dirigate aufnehmen sollte.[16] Zwischen den 1970er und 1990er Jahren wurden von Unitel fast 200 Musikfilme produziert, darunter Sinfonien von Mahler, Brahms, Beethoven, Schumann sowie Kompositionen von Haydn und Mozart.[17]

Leonard Bernstein (1985)
Leonard Bernstein (1987)

1981 leitete Bernstein das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und dirigierte Wagners Tristan und Isolde in Münchens Herkulessaal; Gesangssolisten waren unter anderen Hildegard Behrens und Peter Hofmann. Bernstein hielt Tristan und Isolde für ein zentrales Werk der Musikgeschichte und fügte hinzu, dass er viel Zeit seines Lebens damit verbracht habe, dieses auf Deutsch zu lesen und sich mit ihm auseinanderzusetzen. Die Aufnahmen des Musikdramas wurden im Januar, Mai und November 1981 jeweils separat als Konzert aufgenommen und im Fernsehen ausgestrahlt sowie später als Audioaufnahme bei Philips veröffentlicht. Karl Böhm, der als einer der bekanntesten Wagnerkenner gilt und selbst Tristan und Isolde dirigiert hatte, meinte zu Bernsteins deutlich langsamerer Interpretation des Dramas, dass dieses so gespielt worden sei, als ob es Wagner dirigiert hätte.[18]

Ebenfalls 1981 vertonte Bernstein einen Text von Günter Kunert für eine Olympische Hymne anlässlich eines Kongresses des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) in Baden-Baden. Bernsteins Hymne eröffnete den Kongress am 23. September 1981 mit dem Jugendchor Baden-Baden und dem Sinfonieorchester des Südwestfunks Baden-Baden. Dirigiert wurde die Hymne von David Shallon.[19]

1987 gründete er gemeinsam mit Justus Frantz die internationale Orchesterakademie des Schleswig-Holstein Musik Festivals (SHMF). Damit wollte er jungen talentierten Nachwuchsmusikern die Möglichkeit geben, von international anerkannten Künstlern zu lernen.[20] Dieses Klassik-Festival war ein Jahr zuvor von Frantz ins Leben gerufen worden und findet alljährlich zwischen Juni und August in Norddeutschland statt.[21] Bernstein war seitdem auch an der allgemeinen Planung des Festivals beteiligt.[22]

Als eine seiner letzten Produktionen dirigierte Bernstein am 23. und 25. Dezember 1989 auf eine spontane Einladung von Frantz hin in Berlin Beethovens 9. Sinfonie (in der Philharmonie und im Schauspielhaus). Das Schauspielhaus Berlin, das im Zweiten Weltkrieg nahezu komplett zerstört und später aufwändig wiederhergestellt worden war, lag nur wenige hundert Meter von der ehemaligen Grenze am Checkpoint Charlie entfernt. Bernstein ließ für diesen besonderen Anlass Musiker aus West- und Ostdeutschland sowie aus den vier Besatzungsmächten Amerika (New York Philharmonic Orchestra), Sowjetunion (Kirow Theatre Orchestra aus Leningrad), Frankreich (Orchestre de Paris) und Großbritannien (London Symphony Orchestra) gemeinsam auftreten.[23]

Für die Feierlichkeiten anlässlich des Falls der Berliner Mauer ließ Bernstein im vierten Satz „Freiheit“ statt „Freude“ singen. Damit machte er aus der Ode an die Freude eine Ode an die Freiheit. „Ich bin sicher, Beethoven würde uns zustimmen“, so Bernstein.[24] Das Konzert wurde in über 20 Ländern im Fernsehen übertragen; sein Biograph Humphrey Burton kommentierte für CBS, die ganze Welt beobachte die Euphorie Berlins, und Bernstein stelle als amerikanischer Jude das Herz der Feierlichkeiten dar.[25]

Gedenktafel am Wiener Konzerthaus

Im April 1963 fand im großen Sendesaal des Funkhauses Wien die erste Aufführung von Leonard Bernsteins Musical Candide in deutscher Sprache statt. In der Rundfunkbearbeitung und Regie von Marcel Prawy mit dem Orchester und Chor des ORF unter der musikalischen Leitung von Samuel Krachmalnick lasen unter anderen die Burgschauspielerin Blanche Aubry und der Burgschauspieler Heinrich Schweiger Voltaires Novelle; es sangen Mimi Coertse und Rudolf Christ.

1959 trat Bernstein erstmals bei den Salzburger Festspielen auf, 1966 debütierte er an der Wiener Staatsoper mit Falstaff, in den folgenden Jahren leitete er hier Aufführungen von Der Rosenkavalier und Fidelio. Im Rahmen dieses Aufenthalts in Wien nahm er außerdem eine Oper für Columbia Records sowie sein erstes Konzert mit den Wiener Philharmonikern auf. Er dirigierte Mahlers Das Lied von der Erde mit Dietrich Fischer-Dieskau und James King.

Dieser sowie weitere Auftritte Bernsteins mit den Wiener Philharmonikern hatte die Bindung zwischen Bernstein und dem Orchester gefördert und intensiviert. Bernstein dirigierte von 1967 bis 1976 sämtliche Sinfonien von Mahler, die alle von Unitel Classica aufgezeichnet wurden. 1970 hatte Bernstein anlässlich Beethovens 200. Geburtstag ein 90-minütiges Programm in und um Wien drehen lassen. 1978 kehrte Bernstein noch einmal nach Wien zurück, um an der Wiener Staatsoper Otto Schenks Fidelio-Inszenierung neu zu beleben.

Zeitlebens bestand eine freundschaftliche Rivalität zu Herbert von Karajan, so leitete Bernstein auch im Herbst 1989 die Gedenkstunde für Herbert von Karajan im Wiener Musikverein. Bernstein war bereits für das Dirigat des Neujahrskonzerts der Wiener Philharmoniker 1992 vorgesehen, dem jedoch sein Tod zuvorkam.

Abschied und Tod

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Grab von Leonard Bernstein auf dem Green-Wood Cemetery in Brooklyn, NYC, (Grablage)

Seine letzte große Konzertreise führte ihn 1990 durch Japan; er musste sie aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig abbrechen. Gesundheitlich sichtlich angeschlagen, dirigierte Bernstein am 19. August 1990 das Boston Symphony Orchestra in Tanglewood. Diese Aufnahme der Four Sea Interludes von Benjamin Britten und der 7. Sinfonie in A-Dur von Beethoven wird als sein Final Concert bezeichnet.

Diese 7. Sinfonie enthält auch einen Trauermarsch, der im Nachhinein fast eine symbolische Bedeutung dadurch gewann, weil Bernstein während des Konzerts einen Schwächeanfall erlitt. Er dirigierte mit enormer Kraftanstrengung noch die letzten Takte und verabschiedete sich mit den Worten „It’s over“.[26] Im Oktober gab er bekannt, dass er wegen seiner angeschlagenen Gesundheit nicht mehr dirigieren und sich nur noch dem Komponieren widmen werde.

Am 14. Oktober 1990 starb Bernstein, zeit seines Lebens Kettenraucher,[27] 72-jährig an akutem Herzversagen infolge eines Lungenemphysems und einer Krebserkrankung.[28] Seine Freunde legten ihm einen Taktstock, ein Stück Bernstein und die Partitur von Gustav Mahlers 5. Sinfonie mit in den Sarg, weil er gerade diese so meisterhaft beherrscht hatte. Das Grab befindet sich auf dem Green-Wood Cemetery in Brooklyn, New York City.

Aus Anlass seines 100. Geburtstages am 25. August 2018 fanden weltweit Veranstaltungen statt. Insgesamt wurden in den Tagen um den Jahrestag 2000 Termine zur Würdigung Bernsteins gezählt.

Bernstein heiratete am 9. September 1951 die aus Chile stammende Schauspielerin Felicia Cohn Montealegre, sie bekamen drei Kinder: Jamie Anne Maria (* 1952), Alexander Serge Leonard (* 7. Juli 1955) und Nina Maria Felicia (* 28. Februar 1962).[29] Später ging er auch homosexuelle Beziehungen ein, darunter mit Tom Cothran (1947–1987), dem Leiter eines klassischen Radiosenders in San Francisco, den er 1971 kennenlernte, sowie mit Justus Frantz und Chris Barnes, einem Flugbegleiter.

Wegen der zunehmenden Konflikte, die daraus für Bernsteins Ehe erwuchsen, beschloss das Paar im Juli 1976 auf der Feier zu Alexanders 21. Geburtstag, sich zu trennen.[30] Bernstein zog daraufhin mit Cothran zunächst nach Kalifornien. Nachdem bei seiner Frau Lungenkrebs diagnostiziert worden war, kehrte Bernstein jedoch 1977 zu ihr zurück und blieb bis zu ihrem Tod im Juni 1978 bei ihr.[31] 1987 starb auch Bernsteins langjähriger Partner Tom Cothran an AIDS.[32]

Auf einer Geburtstagsfeier Aaron Coplands im November 1979 nannte Bernstein ihn in seiner öffentlichen Grußansprache „meinen ersten Freund in New York, meinen Meister, mein Vorbild, meinen Weisen, meinen Therapeuten, meinen Führer, meinen Berater, meinen älteren Bruder, meinen geliebten Freund“.

Bernstein war unter anderen Loki und Helmut Schmidt freundschaftlich verbunden.[33]

Leonard Bernsteins Stern auf dem Hollywood Walk of Fame.

Preise und Ehrungen (Auswahl)

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Leonard Bernstein bei der Orchesterprobe in der Albert Hall, 1973
  • Sinfonien
  • Chichester Psalms (1965) (mit Soli und Chor)
  • Fancy Free
  • Dybbuk, Suite für Orchester
  • Slava: Eine politische Ouvertüre
  • Serenade über Platons Symposium
  • Divertimento for Orchestra (Auftragswerk für das Boston Symphony Orchestra, 1980)
  • Halil (Nocturne für Soloflöte, Streichorchester und Schlagwerk)
  • Prelude, Fugue and Riffs für Soloklarinette und Jazzensemble (1949)[37]
  • On the Town (1944)
  • Wonderful Town (1953)
  • Candide (1956, revidiert 1989)
  • West Side Story (1957, UK: SilberSilber)[38]
  • 1600 Pennsylvania Avenue (1976)
  • Klaviertrio (1937)
  • Klarinettensonate (1941/1942)
  • Brass music (1959)
  • Sonate (1938)
  • Touches – Chorale, Eight Variations and Coda (1983)
  • mehrere Miniaturen genannt Anniversaries
  • Mass
  • Lieder: Peter Pan
  • Lied in: The Madwoman of Central Park West
  • Liederzyklus: I Hate Music
  • Liederzyklus: La bonne cuisine (gesungene Kochrezepte)
  • Elegy for Mippy II für Soloposaune
  • Songfest
  • The Joy of Music (deutsch: Freude an der Musik)
  • Young People’s Concerts. Deutsche Ausgabe: Konzert für junge Leute. Die Welt der Musik in 15 Kapiteln. Omnibus, München 2007, ISBN 978-3-570-21827-3.
  • The Infinite Variety of Music. 1967, 5 Fernsehmanuskripte, 4 Symphonie-Analysen (deutsch: Von der unendlichen Vielfalt der Musik, 1975)
  • The Unanswered Question. 1976, 6 Harvard-Vorlesungen, (deutsch: Musik – die offene Frage, 1982)
  • Findings. 1982, 42 kürzere Texte 1935–73, (deutsch: Erkenntnisse, 1990)

— chronologisch —

  • Joan Peyser: Leonard Bernstein: die Biographie eines Musikgenies. Heyne, München 1991, ISBN 3-453-04626-9.
  • Enrico Castiglione: Ein Leben für die Musik. Gespräche mit Leonard Bernstein. Henschel Verlag, Berlin 1993, ISBN 3-89487-182-2.
  • Humphrey Burton: Leonard Bernstein. Knaus, München 1994, ISBN 3-8135-0217-1.
  • Meryle Secrest: Leonard Bernstein. A Life. Knopf, New York 1994, ISBN 0-679-40731-6.
  • Peter Gradenwitz: Leonard Bernstein: 1918–1990; unendliche Vielfalt eines Musikers. Atlantis, Zürich 1995, ISBN 3-254-00174-5.
  • Thomas R. Seiler: Leonard Bernstein. Die letzten zehn Jahre. Ein fotografisches Portrait. Edition Stemmle, Zürich 2000, ISBN 3-908161-97-5.
  • Barry Seldes: Leonard Bernstein. The political life of an American musician. University of California Press, Berkeley CA 2009, ISBN 978-0-520-25764-1.
  • Jonathan Cott: Dinner with Lenny. The Last Long Interview with Leonard Bernstein. Deutsche Übersetzung von Susanne Röckel. Titel: Leonard Bernstein. Kein Tag ohne Musik. C. Bertelsmann, München 2012, ISBN 978-3-570-58037-0.
  • Alexander Niemeyer: Musik und Gedächtnis bei Ernest Bloch und Leonard Bernstein: Kultursemiotische und unterrichtsdidaktische Studien zum erinnerungskulturellen Potential von Musik. Dissertation an der Universität Paderborn, 2014, S. 391–663, urn:nbn:de:hbz:466:2-17132.
  • Andreas Eichhorn (Hrsg.): Leonard Bernstein und seine Zeit. Laaber-Verlag, Laaber 2017, ISBN 978-3-89007-768-0.
  • Sven Oliver Müller: Leonard Bernstein. Der Charismatiker. Reclam, Ditzingen 2018, ISBN 978-3-15-011095-9.
  • Jamie Bernstein: Famous father girl: a memoir of growing up Bernstein. Harper, an imprint of HarperCollinsPublishers, New York NY [2018], ISBN 978-0-06-264135-9.
  • Paul R. Laird: Leonard Bernstein. Reaktion Books, London 2018, ISBN 978-1-78023-910-1.

Dokumentarfilme

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  • Leonard Bernstein: Reflections. Dokumentarfilm, USA, 1978, 52 Min., Buch und Regie: Peter Rosen, Produktion: Peter Rosen Productions, DVD-Ausgabe: 2009, deutsche Erstsendung: 16. März 2010 bei 3sat, Inhaltsangabe von ARD, Vorschau, 3:08 Min. Gespräch mit Bernstein in dessen Wohnung am Central Park, ergänzt mit Proben- und Konzertaufnahmen in der Carnegie Hall und in Tel Aviv.
  • Leonard Bernstein Conducts West Side Story. (Alternativtitel: Leonard Bernstein: The Making of „West Side Story“.) Großbritannien, Deutschland, 1985, 89 Min., Produktion: BBC, Unitel, Inhaltsangabe von ARD. Dokumentarfilm über Leonard Bernsteins erste eigene Tonträger-Einspielung der West Side Story mit Kiri Te Kanawa als Maria, José Carreras als Tony und Tatiana Troyanos als Anita, online-Video.
  • Bernstein Story. Dokumentarfilm, Deutschland, 2015, 45:00 Min., Buch und Regie: Georg Wübbolt, Produktion: Bernhard Fleischer Moving Images, 3sat, ZDF, Erstsendung: 10. Oktober 2015 bei 3sat, Inhaltsangabe von 3sat und von ARD.
  • Leonard Bernstein – Das zerrissene Genie. Dokumentarfilm, Deutschland, 2018, 52:38 Min., Buch und Regie: Thomas von Steinaecker, Produktion: 3B-Produktion, SRF, Unitel, ZDF, arte, Erstsendung: 19. August 2018 bei arte.
  • West Side Story – Bernsteins Broadway Hit. Deutschland, 2018, 52 Min., Dokumentarfilm von Axel Fuhrmann für NDR und Arte über die Entstehung des Musicals „West Side Story“.
Commons: Leonard Bernstein – Album mit Bildern

Einzelnachweise

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  1. abcdefghij Thomas Scherer: Lebenslauf von Leonard Bernstein. klassika.info, 1. Mai 2004.
  2. abcd Timeline. In: leonardbernstein.com. Abgerufen am 12. Februar 2023.
  3. Bernstein – Chichester Psalms – Adonai ro-i Symphony Orchestra auf YouTube. Aufnahme mit dem Nationalen Symphonieorchester des Polnischen Rundfunks, dem Tölzer Knabenchor im 2. Satz und Bernstein als Dirigent.
  4. Bernsteins „Mass“ beim OsterKlang. oe1.orf.at, abgerufen am 12. Februar 2023.
  5. Anthony Tommasini: A Family’s Misery, a Composer’s Moment. In: The New York Times. 28. Oktober 2010, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 12. Februar 2023]).
  6. Bernstein – 1600 Pennsylvania Ave. – Overture auf YouTube
  7. Take Care of This House – Bernstein – Manchester Choral Society auf YouTube
  8. nysun.com. Abgerufen am 12. Februar 2023 (englisch).
  9. Biografie Leonard Bernstein. In: universal-music.de. 16. August 2005, abgerufen am 26. August 2018.
  10. Leonard Bernstein: Omnibus. The Historic TV Broadcasts on 4 DVDs. E1 Entertainment, 2010. ISBN 1-4172-3265-X.
  11. Anette Unger: Bernstein gibt sein erstes Konzert in Deutschland. BR-Klassik, 7. Mai 2016, abgerufen am 17. Juni 2021.
  12. Letter from Leonard Bernstein to Helen Coates, 1948. Abgerufen am 12. Februar 2023.
  13. Bayerischer Rundfunk: Was heute geschah - 9. Mai 1948: Bernstein gibt sein erstes Konzert in Deutschland. In: leonardbernstein.com BR-Klassik. 10. Mai 2016, abgerufen am 12. Februar 2023.
  14. Search Results. New York Philharmonic, abgerufen am 1. Februar 2018.
  15. New York Philharmonic Program (ID: 2730), 1959 Oct 01. New York Philharmonic Leon Levy Digital Archives, Juni 1959, abgerufen am 1. Februar 2018 (englisch).
  16. Leonard Bernstein: Hall of Fame Tribute. Abgerufen am 12. Februar 2023 (englisch).
  17. Jack Gottlieb: Leonard Bernstein: August 25, 1918 – October 14, 1990: a complete catalog of his works: celebrating his 80th birthday year, 1998–99. [3rd ed.]. Leonard Bernstein Music Pub. Co., [New York] 1998, ISBN 0-913932-82-5, S. 15.
  18. Humphrey Burton: Leonard Bernstein. 1st ed Auflage. Doubleday, New York 1994, ISBN 0-385-42345-4, S. 462.
  19. Works. In: leonardbernstein.com. Abgerufen am 12. Februar 2023.
  20. Schleswig-Holstein Festival Orchestra. In: Schleswig-Holstein Musik Festival. Archiviert vom Original am 28. August 2018; abgerufen am 20. August 2018.
  21. Das Festival in Schleswig-Holstein – Schleswig-Holstein Musik Festival. Abgerufen am 1. Februar 2018.
  22. SHMF feiert 100. Geburtstag von Leonard Bernstein. Abgerufen am 25. August 2018.
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