Johan van Mechelen

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Johannes van Mechelen von Osbach (Orsbeck), Johannes van Mechelen, auch latinisiert als Johannem Mechliniam genannt de Rathem (aus Ratheim) (* vor 1500; † im 16. Jahrhundert) war ein niederländischer Theologe und Prior in einem Augustinerkloster.[1]

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur sächsisch-thüringischen Observanten-Kongregation der Augustinerordens, der auch die Augustiner in Erfurt und Wittenberg angehörten, zählten auch die Schwesterklöster in Haarlem, Dordrecht, Enkhuizen, Gent und Antwerpen. Auch sie unterstanden dem Generalvikar Johann von Staupitz, der als Dekan darüber hinaus auch der theologischen Fakultät an der neu gegründeten Universität Wittenberg vorstand.[2]

Van Mechelen studierte in Wittenberg, wo er im Jahre 1507 immatrikuliert (Frater Johannes mechelinie alias de Rathem, lector ordinis heremitarum prior enchusen) und im Jahre 1511 zum Doctor theologiae promoviert wurde.[3][4][5] Danach war er Mitglied im Senat der theologischen Fakultät, was für die Kommission einer Professur gleichkam, die er als Amtsinhaber innehatte. Da er in Wittenberg jedoch keinen Lehrstuhl erhielt, kehrte er nach Enkhuizen zurück.

Von dort aus übernahm er im Jahre 1513/1514 die Leitung des Augustinerklosters in Antwerpen, das ihm den Titel eines Provinzvikars[6] der Klöster in den Niederlanden einbrachte. Das Kloster war auf seine Initiative hin im Jahre 1508 von ihm und vom Kloster in Enkhuizen aus gegründet worden.[7] Er hatte zusammen mit Johannes van Esschen, auch als Johannes de Essendia erwähnt, und weiteren sechs Mönchen dort ein neues Kloster an der heutigen Sint-Andrieskerk bezogen.[8] Die Mönche, die er 1513 entsandte, fanden bei zwei vermögenden Bürgern, Joost Hoens und Marcus Mussche, freundliche Aufnahme. Von den beiden Bürgern wurde ihnen ein Grundstück in der Ritterstrasse zur Verfügung gestellt. Man ließ hier eine Kapelle, der heiligen Dreieinigkeit zu Ehren, errichten und einweihen.

Er stand bis 1519 als erster Prior dem neu gegründeten Kloster vor.

Am 16. September 1511 hatte Staupitz in Wittenberg eine „Synode“ von Brüdern einberufen, wo beschlossen wurde, eine Delegation nach Rom zu entsenden. Es spricht ferner einiges dafür, dass Luther van Mechelens Begleiter auf der Romreise gewesen war.[9][10][11] So berichtete der Nürnberger Augustinereremit Nikolaus Besler als Zeitzeuge, dass am 25. Februar 1512 der Augustiner Johann von Mecheln, der „eben von einer Sendung nach Rom zurückgekehrt war, durch Staupitz von Salzburg aus nach Köln geschickt (wurde), um das dort abzuhaltende Kapitel zu beschleunigen“.[12]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Alberto Melloni: Martin Luther: Christ Zwischen Reformen und Moderne (1517-2017). Walter de Gruyter, Berlin 2017, ISBN 978-3-11049-874-5, S. 178
  • Hans Schneider: Martin Luthers Reise nach Rom – neu datiert und neu gedeutet. Vorgelegt von Hans Schneider in der Sitzung vom 17. Juli 2009, abgerufen am 30. Dezember 2018 [4], S. 16
  • Berndt Hamm: Frömmigkeitstheologie am Anfang des 16. Jahrhunderts: Studien zu Johannes von Paltz und seinem Umkreis. Bd. 65 Beiträge zur historischen Theologie, Mohr Siebeck, Tübingen 1982, ISBN 978-3-1614-4520-0

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Franz Posset: Johannes von Staupitz’s Influence on Martin Luther. Oxford Research Encyclopedias. Religion. August 2016, abgerufen am 30. Dezember 2018 [5]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Biografisch portaal van nederland [1]
  2. Johannes Taschner, Johan Temmerman: Essays on Theology, Meaning, and Pastoral Care. Bd. 18 Analecta Bruxellensia LIT Verlag, Münster 2018, ISBN 978-3-64391-024-0, S. 111 f.
  3. Hans Schneider: Martin Luthers Reise nach Rom – neu datiert und neu gedeutet. In: Werner Lehfeldt (Hrsg.): Studien zur Wissenschafts- und zur Religionsgeschichte. Walter de Gruyter, Berlin/ New York 2011, ISBN 978-3-11-025175-3, S. 45 f., abgerufen am 10. April 2018 [2]
  4. Ulrich Köpf: Martin Luther. Der Reformator und sein Werk. Reclam, Stuttgart 2015, S. 30.
  5. Christopher Spehr: Lutherjahrbuch 82. Jahrgang 2015: Organ der internationalen Lutherforschung. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2015, ISBN 978-3-6478-7447-0, S. 14
  6. der Stellvertreter eines Provinzials
  7. Johan Leemans, Jürgen Mettepenningen: More Than a Memory: The Discourse of Martyrdom and the Construction of Christian Identity in the History of Christianity. Bd. 51, Annua nuntia Lovaniensia, Peeters Publishers, Leuven/Paris/Dudley 2005, ISBN 978-9-04291-688-3, S. 245
  8. Hendrik Quirinus Janssen: Jacobus Praepositus, Luthers leerling en vriend. P. N. van Kampen, Amsterdam 1862, S. 12, S. 225f u. ö. (Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek München).
  9. Otto Clemen: Das Antwerpener Augustiner-Kloster bei Beginn der Reformation (1513–1523). In: Ludwig Keller (Hrsg.): Monatshefte der Comenius-Gesellschaft, Band 10, Hefte 9 und 10, November–Dezember 1901, R. Gaertners Verlagsbuchhandlung Hermann Heyfelder, Berlin, 1901, S. 306–313, hier S. 307, abgerufen am 15. April 2018 (pdf; 2,5 MB).
    Tagungsbericht von Christina Mayer: Martin Luther in Rom. Kosmopolitisches Zentrum und seine Wahrnehmung. Internationale Tagung organisiert vom Deutschen Historischen Institut in Zusammenarbeit mit dem Centro Filippo Melantone. Protestantisches Zentrum für ökumenische Studien Rom. 16.–20. Februar 2011, Deutsches Historisches Institut in Rom, 22. März 2011, abgerufen am 15. April 2018 (pdf; 111 kB).
  10. Prior von Enkhuizen, 1 Begleiter Martin Luthers auf dessen Romreise 1511/12: O. Clemen: Antwerpener Augustiner-Kloster, bes. S. 306f.
  11. Hendrik Quirinus Janssen: Jacobus Praepositus, Luthers leerling en vriend. P. N. van Kampen, Amsterdam 1862, S. 12, S. 225f u. ö. (Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek München).
  12. Hans Schneider: Martin Luthers Reise nach Rom – neu datiert und neu gedeutet. Vorgelegt von Hans Schneider in der Sitzung vom 17. Juli 2009, abgerufen am 30. Dezember 2018 [3], S. 16