Popol Vuh (Band)

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Popol Vuh
Allgemeine Informationen
Herkunft München, Deutschland
Genre(s) Ambient, Krautrock, Elektronische Musik, Neoklassik, New Age
Gründung 1969
Auflösung 2001
Website popolvuh.it
Gründungsmitglieder
Florian Fricke
Holger Trülzsch (bis 1972)
Frank Fiedler (1969–1972, 1997–2001)
Bettina Fricke (bis 1972)
Ehemalige Mitglieder
Djong Yun (1972–1979)
Renate Knaup (1976,1979–1991)
Robert Eliscu (1972–1978)
Conny Veit (1972/73)
Klaus Wiese(1972/73)
Danny Fichelscher (1973–1994)
Mattias von Tippelskirch (1977)
Alois Gromer Khan (1977–1979)
Ted de Jong (1978)
Susan Goetting (1979)
Guido Hieronymus (1991–2001)
Maya Rose (1994–2001)
Guillermina De Gennaro (1998)

Popol Vuh war eine experimentelle Band um Florian Fricke, die 1969 in München gegründet wurde und bis 2001 bestand. Die deutsche Formation wird gemeinhin dem Krautrock zugeordnet. Popol Vuh lässt sich aufgrund einer stilistischen Vielfalt und unterschiedlichster Einflüsse, darunter Indische Musik, jedoch schwer auf dieses Genre reduzieren.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die nach dem Popol Vuh, einem zentralen Schriftstück der Maya-Kultur zur Schöpfungsgeschichte der Welt, benannte Gruppe wurde 1970 nach der Idee von Florian Fricke von ihm, dem Sounddesigner und Kameramann Frank Fiedler und dem Maler, Bildhauer und Perkussionisten Holger Trülzsch gegründet, der aber 1972 wieder austrat, um sich auf seine künstlerischen Tätigkeiten, vor allem in der Zusammenarbeit mit Vera Lehndorff (Veruschka) zu konzentrieren.

Stilistisch werden Popol Vuh dem Krautrock zugerechnet. Ihr Musikstil ist jedoch sehr originär und verbindet Rock mit elektronischer New-Age-Musik und spirituellen Elementen. Auf Grund des Einsatzes von verschiedenster Percussion, exotischen Instrumenten wie der Sitar, den internationalen Sängerinnen sowie Florian Frickes Affinität zu Yoga, Spiritualität und fernöstlicher Kultur kann man Popol Vuh im weitesten Sinne auch der Worldmusic zuordnen. Die Band selbst hat sich stets bemüht, sich der Genre-Zuordnung zu entziehen, und ihre Musik ausschließlich mit Fantasiebegriffen wie Magic Music, Love Music, Cosmic Space Rock u. ä. bezeichnet.

Gründungsmitglied Fricke zählt zu den Pionieren der damaligen Elektronikmusiker. Die Besetzung der Band wechselte im Lauf der Zeit kontinuierlich. Bereits seit Beginn dabei war Holger Trülzsch (Perkussion) und Frank Fiedler (Sound-Technik). Später stieß Daniel Fichelscher (Amon Düül II) als langjähriges Mitglied dazu. Ein bedeutendes zeitweiliges Mitglied der Band war Klaus Wiese.

Die Band wurde zunächst von Liberty Records unter Vertrag genommen, wo man sich in Gesellschaft von Amon Düül und Can befand, und wo noch im Gründungsjahr 1970 die von Gerhard Augustin produzierte Debüt-LP Affenstunde vorgelegt wurde. Die ersten beiden Alben von Popol Vuh sind geprägt durch den Klang von Perkussion und des legendären Moog III-Synthesizers, der später an Klaus Schulze abgetreten wurde. Das zweite Album In den Gärten Pharaohs erschien 1971 auf Rolf-Ulrich Kaisers Pilz-Label und ist zur Hälfte live in einer Kirche eingespielt. Beim dritten Album Hosianna Mantra (1972) stießen Conny Veit und die koreanische Sängerin Djong Yun zur Stammbesetzung. Yun war auch auf dem übernächsten Album Einsjäger & Siebenjäger von 1975 zu hören, das auf Rolf-Ulrich Kaisers neuem Plattenlabel Kosmische Musik erschienen ist.

Die 1970er-Jahre gelten als produktivste Phase von Popol Vuh. Neben Studioalben und seltenen Live-Auftritten wurde die Band durch ihre Zusammenarbeit mit dem Regisseur Werner Herzog bekannt, für dessen Filme wie Aguirre, der Zorn Gottes, Nosferatu – Phantom der Nacht, Herz aus Glas oder Fitzcarraldo sie die Soundtracks schuf. Kennzeichnend für Aufnahmen aus dieser Zeit ist die Verwendung der Choir Organ, einer Einzelanfertigung. Dieses Mellotron-ähnliche Vorläuferinstrument späterer Sampler ermöglichte es, durch Tapetechnik Chorstimmen oder Orchesterklänge in den Klang der Band zu integrieren. Über die Herkunft und den Verbleib des Instruments gibt es seit den 1980er-Jahren keine gesicherten Erkenntnisse und auch keine fotografischen Dokumente mehr. Es wurde in den 1970ern von mehreren Personen der Münchner Musikszene verwendet und ist z. B. auf Alben von Amon Düül II (Wolf City oder Tanz der Lemminge) und Klaus Doldinger zu hören.

Der erste Auftritt im Ausland fand 1976 in Mailand statt. Ab 1978 arbeitete Popol Vuh zeitweilig wieder mit Gerhard Augustin zusammen, der weitere Alben und Soundtracks der Band produzierte. Ab 1983 trat Popol Vuh in den Schatten des auf zahlreichen Weltreisen stattfindenden Filmschaffens von Fricke und Fiedler. Alben erschienen nun weniger häufig als in den 1970er-Jahren, dennoch regelmäßig (siehe Diskografie).

Mitte der 1990er-Jahre meldeten sich Popol Vuh mit City Raga (unter Verwendung von Stimmaufnahmen der Atemtherapeutin Maya Rose) zurück. In die Arbeit der 1990er-Jahre flossen nun auch aktuelle Musikströmungen aus dem Techno-Bereich mit ein. Neben Fricke und Fiedler war zeitweise Guido Hieronymus an den Studiosession beteiligt. 1999 erschien das letzte Album Messa di Orfei und dazu auch als Filmedition.

Mit dem Tod von Florian Fricke im Jahr 2001 ging auch die Geschichte von Popol Vuh zu Ende.

Diskografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1970: Affenstunde
  • 1972: In den Gärten Pharaos
  • 1972: Hosianna Mantra
  • 1973: Seligpreisung
  • 1975: Einsjäger & Siebenjäger
  • 1975: Das Hohelied Salomos
  • 1975: Aguirre
  • 1976: Letzte Tage – letzte Nächte
  • 1976: Yoga
  • 1977: Singet, denn der Gesang vertreibt die Wölfe – Cœur de verre
  • 1978: Brüder des Schattens, Söhne des Lichts – Nosferatu
  • 1979: Die Nacht der Seele – Tantric Songs
  • 1981: Sei still, wisse ICH BIN
  • 1982: Fitzcarraldo
  • 1983: Agape Agape – Love Love
  • 1985: Spirit Of Peace
  • 1987: Cobra Verde
  • 1991: For You and Me
  • 1992: Plays Mozart
  • 1994: City Raga
  • 1997: Shepherd's Symphony
  • 1999: Messa di Orfeo
  • 2015: Kailash

Kompilationen:

  • 1991: The Best Soundtracks From Werner Herzog Films
  • 1994: Movie Music
  • 1998: Nicht hoch im Himmel
  • 2002: Future Sound Experience
  • 2010: The Werner Herzog Soundtracks (5 CDs und Booklet)
  • 2011: Popol Vuh, Revisited & Remixed, 2 CD SPV 693723704425[1]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hermann Haring: Rock aus Deutschland/West – Von den Rattles bis Nena: Zwei Jahrzehnte Heimatklang. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1984, ISBN 978-3-499-17697-5.
  • Julian Cope: Krautrocksampler. One Head’s Guide to the Große Kosmische Musik. Werner Piepers MedienXperimente, 1996, ISBN 3-925817-86-7.
  • Wagner, Christoph: Klang der Revolte: die magischen Jahre des westdeutschen Musik-Underground, Schott Music 2013, ISBN 978-3-7957-0842-9.
  • Alexander Simmeth: Krautrock transnational. Die Neuerfindung der Popmusik in der BRD, 1968–1978. Transcript Verlag, Bielefeld 2016, ISBN 978-3-8376-3424-2.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Musikbeispiele:

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Kiffen auf dem Flokati. In: FAZ vom 6. August 2011, S. 37.