Martin-Luther-Kirche (Dewitz)

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Martin-Luther-Kirche zu Dewitz (April 2021)

Die Martin-Luther-Kirche zu Dewitz ist das evangelisch-lutherische Kirchengebäude in Dewitz, einem Ortsteil von Taucha im sächsischen Landkreis Nordsachsen. Die Saalkirche ist ein Kulturdenkmal im Freistaat Sachsen und Filialkirche der Kirche Taucha im Kirchenbezirk Leipzig der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens. Sie gehört traditionell zum Ortsbild. Namenspatron ist der evangelische Reformator Martin Luther.

Bauwerk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seitenansicht im Frühling

Auf einer kleinen Anhöhe steht in Dewitz die aus Feldsteinen errichtete Martin-Luther-Kirche, umgeben vom Friedhof mit Feldsteinmauer. Die romanische Bauform stammt aus dem 13. Jahrhundert (wohl um 1280) und blieb seitdem baulich unverändert.

In Richtung Osten befindet sich die halbkreisförmige Apsis, dieser folgt ein rechtwinkliger Altarraum. An dessen Nordseite folgt die Sakristei, die in der Tonne überwölbt ist. Dem Altarraum folgt ein breiteres Kirchenschiff. Abgeschlossen wird das Ensemble vom gedrungenen Westturm der Kirche mit dem Eingangsbereich.

Vielfältige Sanierungs- und Restaurierungs-Arbeiten erfolgten in der jüngeren Vergangenheit, so im Jahr 2022 die Außensanierung mit Kosten von rund 130.000 Euro.[1]

Ausstattung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schmuckstück der Kirche ist die polygonale Kanzel mit der gemalten Darstellung von Moses mit den Gesetzestafeln und Christus als Weltenrichter. Die Entstehungszeit der Kanzel liegt um 1650. Sie ist aus der Kirche Kulkwitz-Knautnaundorf nach Dewitz gekommen.

Aus dem 16. Jahrhundert stammen zwei 47 Zentimeter hohe Bronzeleuchter mit drei Knaufen als Altarschmuck.[2]

Orgel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Orgel umfasst sieben Register auf einem Manual und Pedal. Sie steht auf der niedrigen Westempore und füllt diese bis zur flachen Decke aus. Laut Handbuch über die Orgelwerke in der Kreishauptmannschaft Leipzig (1905) von Fritz Oehme erwarb die Kirchgemeinde Dewitz die Orgel 1853 von der zweiten Bürgerschule in Leipzig, wo sie zuvor erklang. Zuschreibung, Form und Klanggestaltung legen deren Entstehung am Anfang des 19. Jahrhunderts nahe. Das schlichte, dreiteilige Gehäuse mit niedrigeren Seitenfeldern ist typisch für Westsachsen und Ostthüringen in der Zeit um 1800.

Orgelbauer war Johann Gottlieb Mauer. Als Schwiegersohn von Johann Christian Immanuel Schweinefleisch übernahm Mauer 1771 dessen Geschäft und Amt als Universitäts-Orgelbaumeister in Leipzig. Das Gehäuse dieser Orgel ist dem in Ermlitz auffallend ähnlich. Die Orgel in Dewitz mit ihrem hohen Anteil an Originalsubstanz gilt als wichtiges Zeugnis für die Übergangszeit vom Barock zur Romantik, sie ist das wohl einzig verbliebene Werk des bedeutenden Leipziger Orgelbauers in Sachsen.

Die Disposition (in Originalbeschriftung der Register) lautet:[3]

Manual C–d3
Liebl: Ged: 8 Fus
Principal 4 Fus
Kl. Gedackt 4 Fus
Fl. Douce 4 Fus
Octave 2 Fus
Quinte 112 Fus
Tremulant
Pedal C–c1
Octavenb. 8 Fus

2007 erfolgte eine Restaurierung des Instruments. Eine baugleiche Orgel von Daniel Mau(r)er ist in Halle-Dölau in der Kirche St. Nicolai et Antonii zu finden, die zuvor in der Dorfkirche Ermlitz aufgestellt war.[4]

Glocken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von den ursprünglich drei Glocken sind zwei verblieben. Die große ist 83 Zentimeter hoch und hat einen Durchmesser von 1 Meter. Die kleine stammt aus dem Jahr 1581, ist 43 Zentimeter hoch und hat einen Durchmesser von 84 Zentimeter. Neben dem Wappen der Stadt Leipzig trägt sie eine deutschsprachige Inschrift, in der Gabriel Kertzer als Pfarrer und Lorentz Bühl sowie Gregor Falcke als Kirchväter erwähnt sind.

Das Geläut besteht aktuell (Stand: August 2021) aus zwei Bronze-Kirchenglocken mit den Tönen a' -9 (aus dem 15. Jahrhundert, Gießer unbekannt) und h' -9 (1681, Gießer P. Stengel).[5]

Varia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Seit wann die Kirche Martin Luthers Namen trägt und in welchem Zusammenhang sie ihn bekam, ist derzeit noch nicht belegt.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Cornelius Gurlitt: Dewitz. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 16. Heft: Amtshauptmannschaft Leipzig (Leipzig Land). C. C. Meinhold, Dresden 1894, S. 10.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Martin-Luther-Kirche Dewitz (Taucha) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Olaf Barth: 800 Jahre altes Gotteshaus in Dewitz wird wieder schmuck. In: Leipziger Volkszeitung Onlineportal. 23. April 2022, abgerufen am 24. April 2022.
  2. Aus der Geschichte der Martin-Luther-Kirche zu Dewitz, abgerufen am 14. Juni
  3. Steckbrief der Orgel zu Dewitz, abgerufen am 14. Juni 2021.
  4. Die Orgel in der Martin-Luther-Kirche Dewitz, Archivierte Webseite, abgerufen am 14. Juni 2021.
  5. Rainer Thümmel in: Glocken in Sachsen – Klang zwischen Himmel und Erde. Leipzig 2015, ISBN 978-3-374-02871-9, S. 285.

Koordinaten: 51° 22′ 59,7″ N, 12° 31′ 29,3″ O