„Montreux Jazz Festival“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Revert - bitte der Belegpflicht nachkommen
Markierung: Manuelle Zurücksetzung
 
(19 dazwischenliegende Versionen von 11 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
<!-- schweizbezogen -->
<!-- schweizbezogen -->
{{Infobox Festival
[[Datei:Montreux Jazz Festival Logo.svg|mini|Logo des Montreux Jazz Festivals]]
| Name = Montreux Jazz Festival
[[Datei:Montreux Jazz affichage lumineux.jpg|mini|Schriftzug des Jazz-Plakats von [[Jean Tinguely]] aus dem Jahr 1982, den Giovanni Riva auch für ein Plakat zum 50-&nbsp;jährigen Jubiläum des Jazzfestivals im Jahr 2016 nutzte]]
| Bild = Montreux Jazz Festival Logo.svg
Das '''Montreux Jazz Festival''' ist ein jährlich im Juli stattfindendes [[Musikfestival]] in [[Montreux]] am [[Genfersee]] in der [[Schweiz]]. Das von [[Claude Nobs]] 1967 gegründete Festival öffnete sich bald vielen anderen Musikstilen und wurde zu einem der renommiertesten der Welt.<ref>{{Internetquelle |url=https://jazzobserver.com/9-top-jazz-festivals-around-the-world/ |titel=9 Top Jazz Festivals Around the World |datum=2022-08-17 |sprache=en-US |abruf=2022-11-26}}</ref> 2013 wurde der [[Nachlass zum Montreux Jazz Festival]] in das [[Weltdokumentenerbe]]-Register der [[UNESCO|Unesco]] aufgenommen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.unesco.ch/comunication/memoire-du-monde/francais-lheritage-du-montreux-jazz-festival/ |titel=Schweizerische UNESCO-Kommission |abruf=2022-11-25}}</ref>
| Bildbeschreibung =
| Ort = [[Montreux]]
| Zeitraum = 1967–heute
| Veranstalter = Claude Nobs, bis 2013
| Genre = [[Jazz]] und viele andere Musikstile
| Website = [https://www.montreuxjazzfestival.com/de/ montreuxjazzfestival.com]
}}
Das '''Montreux Jazz Festival''' ist ein jährlich im Juli stattfindendes [[Musikfestival]] in [[Montreux]] am [[Genfersee]] in der [[Schweiz]]. Das von [[Claude Nobs]] 1967 gegründete Festival öffnete sich bald vielen anderen Musikstilen und wurde zu einem der renommiertesten der Welt. 2013 wurde der [[Nachlass zum Montreux Jazz Festival]] in das [[Weltdokumentenerbe]]-Register der [[UNESCO|Unesco]] aufgenommen.


== Geschichte ==
== Geschichte ==
[[Datei:Claude Nobs 1978.jpg|mini|[[Claude Nobs]], der langjährige Leiter des Festivals (1978)]]
[[Datei:Claude Nobs 1978.jpg|mini|[[Claude Nobs]], der langjährige Leiter des Festivals (1978)]]
[[Datei:ETH-BIB-Montreux, Casino-LBS H1-012371.tif|mini|Der erste Austragungsort des Festivals, das alte Casino]]
Das Festival wurde vom Kulturmanager Claude Nobs, dem Journalisten und Saxophonisten [[René Langel]] (1924–2021) und dem Pianisten [[Géo Voumard]] gegründet.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.montreuxjazzfestival.com/de/festival/timeline/ |titel=Timeline |werk=montreuxjazzfestival.com |sprache=en |abruf=2022-11-25}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://notrehistoire.ch/entries/0GWwjrz08Ag |titel=Rose d'or et prémices du festival de Jazz, Témoignage de Michel Ferla |werk=Podcast auf notrehistoire.ch |datum=2018-10-24 |sprache=fr |abruf=2022-12-05}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://notrehistoire.ch/entries/LJYMJDXKB5R |titel=Lancement du festival, Témoignage de Roger Bornand |werk=Podcast auf notrehistoire.ch |datum=2018-10-08 |sprache=fr |abruf=2022-12-05}}</ref> Es war das erste Jazzfestival der französischsprachigen Schweiz, während es solche in anderen Ländern bereits gab.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.e-newspaperarchives.ch/?a=d&d=MIG19670531-01.2.27.1 |titel=Le premier festival de jazz de Suisse romande |werk=Construire / e-newspaperarchives.ch |datum=1967-05-31 |sprache=fr |abruf=2022-11-25}}</ref> Zur ersten Ausgabe konnte Nobs gleich namhafte Künstler gewinnen, die bei der Plattenfirma [[Atlantic Records]] unter Vertrag waren: den Saxophonisten [[Charles Lloyd]] und seine Band, in der [[Keith Jarrett]] – ein damals noch kaum bekannter Pianist – mitwirkte.<ref>{{Internetquelle |autor=Ulrich Habersetzer |url=https://www.br-klassik.de/themen/jazz-und-weltmusik/50-jahre-montreux-jazz-festival-100.html |titel=50 Jahre Montreux Jazz Festival: Wo Miles lachte und Claude kochte |hrsg=[[BR-Klassik]] |datum=2016-07-05 |sprache=de |abruf=2022-11-25}}</ref> 1967 spielten 14 Jazzorchester, von welchen zwölf von nationalen Radioanstalten selektioniert worden waren.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.e-newspaperarchives.ch/?a=d&d=EXR19670617-01.2.187 |titel=Montreux, capitale européenne du jazz pendant trois jours |werk=FAN - L'Express / e-newspaperarchives.ch |datum=1967-06-17 |sprache=fr |abruf=2022-11-25}}</ref> Dank den Medienpartnerschaften wurden die Konzerte von Anfang an aufgezeichnet und sorgten für eine breite Berichterstattung bis in die USA.<ref>{{Literatur |Hrsg=Perry Richardson |Titel=Live from Montreux! "Unbeveevable". 40 Years of music from the Montreux Jazz Festival. Band 1 |Verlag=A Publishing Company Limited |Ort=London |Datum=2007 |Seiten=91, 112}}</ref> Diese Aufnahmen dienten auch der Veröffentlichung auf Tonträgern.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.ressi.ch/num18/article_138 |titel=Le Montreux Jazz digital project {{!}} Ressi |abruf=2022-11-27}}</ref> Auch von Anfang an gab es ein Rahmenprogramm mit Jamsessions, eine Fotoausstellung, eine Plattenbörse oder Filmvorführungen. Und es wurden verschiedene Preise verliehen, die von der Stadt Montreux, den Radioanstalten und Musikkritikern der Fachpresse gestiftet worden waren.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.e-newspaperarchives.ch/?a=d&d=NVE19670619-01.2.8 |titel=Le premier festival international de jazz de Montreux |werk=Le Nouvelliste / e-newspaperarchives.ch |datum=1967-06-19 |sprache=fr |abruf=2022-11-25}}</ref>
Das Festival wurde vom Kulturmanager Claude Nobs, dem Journalisten und Saxophonisten [[René Langel]] (1924–2021) und dem Pianisten [[Géo Voumard]] gegründet.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.montreuxjazzfestival.com/de/festival/timeline/ |titel=Timeline |werk=montreuxjazzfestival.com |sprache=en |abruf=2022-11-25}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://notrehistoire.ch/entries/0GWwjrz08Ag |titel=Rose d'or et prémices du festival de Jazz, Témoignage de Michel Ferla |werk=Podcast auf notrehistoire.ch |datum=2018-10-24 |sprache=fr |abruf=2022-12-05}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://notrehistoire.ch/entries/LJYMJDXKB5R |titel=Lancement du festival, Témoignage de Roger Bornand |werk=Podcast auf notrehistoire.ch |datum=2018-10-08 |sprache=fr |abruf=2022-12-05}}</ref> Es war das erste Jazzfestival der französischsprachigen Schweiz, während es solche in anderen Ländern bereits gab.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.e-newspaperarchives.ch/?a=d&d=MIG19670531-01.2.27.1 |titel=Le premier festival de jazz de Suisse romande |werk=Construire / e-newspaperarchives.ch |datum=1967-05-31 |sprache=fr |abruf=2022-11-25}}</ref> Zur ersten Ausgabe konnte Nobs gleich namhafte Künstler gewinnen, die bei der Plattenfirma [[Atlantic Records]] unter Vertrag waren: den Saxophonisten [[Charles Lloyd]] und seine Band, in der [[Keith Jarrett]] – ein damals noch kaum bekannter Pianist – mitwirkte.<ref>{{Internetquelle |autor=Ulrich Habersetzer |url=https://www.br-klassik.de/themen/jazz-und-weltmusik/50-jahre-montreux-jazz-festival-100.html |titel=50 Jahre Montreux Jazz Festival: Wo Miles lachte und Claude kochte |hrsg=[[BR-Klassik]] |datum=2016-07-05 |sprache=de |abruf=2022-11-25}}</ref> 1967 spielten 14 Jazzorchester, von welchen zwölf von nationalen Radioanstalten selektioniert worden waren.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.e-newspaperarchives.ch/?a=d&d=EXR19670617-01.2.187 |titel=Montreux, capitale européenne du jazz pendant trois jours |werk=FAN L'Express / e-newspaperarchives.ch |datum=1967-06-17 |sprache=fr |abruf=2022-11-25}}</ref> Dank den Medienpartnerschaften wurden die Konzerte von Anfang an aufgezeichnet und sorgten für eine breite Berichterstattung bis in die USA.<ref>{{Literatur |Hrsg=Perry Richardson |Titel=Live from Montreux! «Unbeveevable». 40 Years of music from the Montreux Jazz Festival. Band 1 |Verlag=A Publishing Company Limited |Ort=London |Datum=2007 |Seiten=91, 112}}</ref> Diese Aufnahmen dienten auch der Veröffentlichung auf Tonträgern.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.ressi.ch/num18/article_138 |titel=Le Montreux Jazz digital project {{!}} Ressi |abruf=2022-11-27}}</ref> Auch von Anfang an gab es ein Rahmenprogramm mit Jamsessions, eine Fotoausstellung, eine Plattenbörse oder Filmvorführungen. Und es wurden verschiedene Preise verliehen, die von der Stadt Montreux, den Radioanstalten und Musikkritikern der Fachpresse gestiftet worden waren.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.e-newspaperarchives.ch/?a=d&d=NVE19670619-01.2.8 |titel=Le premier festival international de jazz de Montreux |werk=Le Nouvelliste / e-newspaperarchives.ch |datum=1967-06-19 |sprache=fr |abruf=2022-11-25}}</ref>


[[Datei:Oscar Peterson et Niels-Henning Ørsted Pedersen par Claude Truong-Ngoc 1979.jpg|mini|[[Oscar Peterson]] und [[Niels-Henning Ørsted Pedersen]] (1979)]]
[[Datei:ETH-BIB-Montreux, Casino-LBS H1-012371.tif|mini|Der erste Austragungsort des Festivals, das alte Casino]]
[[Datei:Casino Montreux - panoramio.jpg|mini|Das neue Casino, ab 1975 Austragungsort]]
[[Datei:Miles davis robben ford 1 3.jpg|mini|[[Miles Davis]] und [[Robben Ford]] (1986)]]
Unter der Leitung von Claude Nobs, des damaligen stellvertretenden Direktors des Tourismusvereins von Montreux, entwickelte sich das Montreux Jazz Festival bald zu einem bekannten Musikfestival in Europa.<ref>[http://www.nzz.ch/feuilleton/musik/50-ausgabe-des-montreux-jazz-festival-musiker-mekka-musiker-mythos-ld.91970 50. Ausgabe des Montreux Jazz Festival: Musiker-Mekka, Musiker-Mythos] in [[Neue Zürcher Zeitung]] vom 28. Juni 2016.</ref> 1973 wurde Claude Nobs zum Direktor der [[WEA Records]] ernannt, in der die Labels [[Warner Music Group|Warner]], [[Elektra Records|Elektra]] und Atlantic zusammengefasst waren.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.claudenobsfoundation.com/bio-cn |titel=Claude Nobs |werk=claudenobsfoundation.com |sprache=en |abruf=2022-11-25}}</ref> Nobs behielt die strategische Leitung des Festivals bis zu seinem Tod 2013. Danach ging die Leitung an seinen designierten Nachfolger [[Mathieu Jaton]].<ref>{{Internetquelle |url=https://www.suedostschweiz.ch/kultur/mathieu-jaton-uebernimmt-nachfolge-von-claude-nobs |titel=Mathieu Jaton übernimmt Nachfolge von Claude Nobs |sprache=de-CH |abruf=2022-12-17}}</ref>
Unter der Leitung von Claude Nobs, des damaligen stellvertretenden Direktors des Tourismusvereins von Montreux, entwickelte sich das Montreux Jazz Festival bald zu einem bekannten Musikfestival in Europa.<ref>[http://www.nzz.ch/feuilleton/musik/50-ausgabe-des-montreux-jazz-festival-musiker-mekka-musiker-mythos-ld.91970 50. Ausgabe des Montreux Jazz Festival: Musiker-Mekka, Musiker-Mythos] in [[Neue Zürcher Zeitung]] vom 28. Juni 2016.</ref> 1973 wurde Claude Nobs zum Direktor der [[WEA Records]] ernannt, in der die Labels [[Warner Music Group|Warner]], [[Elektra Records|Elektra]] und Atlantic zusammengefasst waren.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.claudenobsfoundation.com/bio-cn |titel=Claude Nobs |werk=claudenobsfoundation.com |sprache=en |abruf=2022-11-25}}</ref> Nobs behielt die strategische Leitung des Festivals bis zu seinem Tod 2013. Danach ging die Leitung an seinen designierten Nachfolger [[Mathieu Jaton]].<ref>{{Internetquelle |url=https://www.suedostschweiz.ch/kultur/mathieu-jaton-uebernimmt-nachfolge-von-claude-nobs |titel=Mathieu Jaton übernimmt Nachfolge von Claude Nobs |sprache=de-CH |abruf=2022-12-17}}</ref>


Zeile 16: Zeile 25:
Zwar deutet der Name auf den programmatischen Schwerpunkt [[Jazz]] hin, aber auch Musiker aus dem [[Rockmusik|Rock-]] und [[Popmusik|Popbereich]] traten auf, wie beispielsweise: [[Andy Summers]], [[Albert King]], [[Audioslave]], [[Carlos Santana]], [[Deep Purple]], [[Etta James]], [[Frank Zappa]], [[George Benson]], [[Herbert Grönemeyer]], [[James Brown]], [[Jethro Tull]], [[Joe Cocker]], [[John Lee Hooker]], [[Johnny Cash]], [[Keziah Jones]], [[Led Zeppelin]], [[Leonard Cohen]], [[Marianne Faithfull]], [[Marvin Gaye]], [[Mike Oldfield]], [[Miss Kittin]], [[Motörhead]], [[Muse (Band)|Muse]], [[Nina Corti]], [[Ofra Haza]], [[Paolo Conte]], [[Peter Tosh]], [[Phil Collins]], [[Prince]], [[Queens of the Stone Age]], [[Radiohead]], [[Ray Charles]], [[Roberta Flack]], [[Rory Gallagher]], [[Simon & Garfunkel]], [[Simply Red]], [[Sonic Youth]], [[Stevie Ray Vaughan]], [[Talk Talk]], [[The Busters]], [[The Hacker]], [[The Moody Blues]], [[The New Power Generation]], [[Toto (Band)|Toto]] und [[Van Morrison]]. Für einige Jahre in den 1970er-Jahren verzichtete die Veranstaltung auf das Wort «Jazz» und firmierte als «Montreux International Festival.»<ref name="Grove">{{Literatur |Autor=Paul R. Laird |Hrsg=[[Barry Kernfeld]] |Titel=Montreux International Jazz Festival |Sammelwerk=The New Grove Dictionary of Jazz |Verlag=Oxford University Press |Ort=Oxford |Datum=2003 |DOI=10.1093/gmo/9781561592630.article.j308800}}</ref>
Zwar deutet der Name auf den programmatischen Schwerpunkt [[Jazz]] hin, aber auch Musiker aus dem [[Rockmusik|Rock-]] und [[Popmusik|Popbereich]] traten auf, wie beispielsweise: [[Andy Summers]], [[Albert King]], [[Audioslave]], [[Carlos Santana]], [[Deep Purple]], [[Etta James]], [[Frank Zappa]], [[George Benson]], [[Herbert Grönemeyer]], [[James Brown]], [[Jethro Tull]], [[Joe Cocker]], [[John Lee Hooker]], [[Johnny Cash]], [[Keziah Jones]], [[Led Zeppelin]], [[Leonard Cohen]], [[Marianne Faithfull]], [[Marvin Gaye]], [[Mike Oldfield]], [[Miss Kittin]], [[Motörhead]], [[Muse (Band)|Muse]], [[Nina Corti]], [[Ofra Haza]], [[Paolo Conte]], [[Peter Tosh]], [[Phil Collins]], [[Prince]], [[Queens of the Stone Age]], [[Radiohead]], [[Ray Charles]], [[Roberta Flack]], [[Rory Gallagher]], [[Simon & Garfunkel]], [[Simply Red]], [[Sonic Youth]], [[Stevie Ray Vaughan]], [[Talk Talk]], [[The Busters]], [[The Hacker]], [[The Moody Blues]], [[The New Power Generation]], [[Toto (Band)|Toto]] und [[Van Morrison]]. Für einige Jahre in den 1970er-Jahren verzichtete die Veranstaltung auf das Wort «Jazz» und firmierte als «Montreux International Festival.»<ref name="Grove">{{Literatur |Autor=Paul R. Laird |Hrsg=[[Barry Kernfeld]] |Titel=Montreux International Jazz Festival |Sammelwerk=The New Grove Dictionary of Jazz |Verlag=Oxford University Press |Ort=Oxford |Datum=2003 |DOI=10.1093/gmo/9781561592630.article.j308800}}</ref>


[[Datei:RayParkerJr.-6797.jpg|mini|[[Ray Parker, Jr.|Ray Parker Jr.]] (2009)]]
Mittlerweile kamen internationale Jazz-, Rock- und Popgrössen sowie regionale und lokale Musiker zum offiziellen Festivalprogramm, seit 1988 im ''Auditorium Stravinski'' und in der ''Miles Davis Hall'', aber auch zum umfangreichen Off-Festival auf insgesamt 17 Bühnen,<ref>{{Literatur |Autor=Antoine El Hani, Tomas Giro, Albérie de Lajarte |Titel=Montreux Jazz Festival Programmation Gratuite |Verlag=[[École Polytechnique Fédérale de Lausanne]] |Ort=Lausanne |Datum=2019 |Seiten=14 ff. |Fundstelle=https://www.epfl.ch/innovation/domains/wp-content/uploads/2020/05/MJF-Festival-Gratuit-2019.pdf}}</ref> darunter zeitweise auch zwei Dampfer.<ref name="Grove" /> Das Festival für Rock und Pop zu öffnen, sei umstritten gewesen.<ref>{{Internetquelle |autor=mfu |url=https://www.deutschlandfunkkultur.de/doku-jazz-festival-montreux-claude-nobs-they-all-came-to-montreux-100.html |titel=Doku zum Jazzfestival Montreux - Als Claude Nobs Miles Davis an den Genfer See holte |hrsg=deutschlandfunkkultur.de |datum=2022-02-22 |sprache=de |abruf=2022-11-25}}</ref>
[[Datei:Jacob Collier performing at Montreux Jazz Festival.png|mini|[[Jacob Collier]] (2016)]]
[[Datei:Laura Mvula performing at the Montreux Jazz Festival.jpg|mini|[[Laura Mvula]] (2014)]]
Mittlerweile kamen internationale Jazz-, Rock- und Popgrössen sowie regionale und lokale Musiker zum offiziellen Festivalprogramm, seit 1988 im ''Auditorium Stravinski'' und in der ''Miles Davis Hall'', aber auch zum umfangreichen Off-Festival auf insgesamt 17 Bühnen,<ref>{{Literatur |Autor=Antoine El Hani, Tomas Giro, Albérie de Lajarte |Titel=Montreux Jazz Festival Programmation Gratuite |Verlag=[[École Polytechnique Fédérale de Lausanne]] |Ort=Lausanne |Datum=2019 |Seiten=14 ff. |Fundstelle=https://www.epfl.ch/innovation/domains/wp-content/uploads/2020/05/MJF-Festival-Gratuit-2019.pdf}}</ref> darunter zeitweise auch zwei Dampfer.<ref name="Grove" /> Das Festival für Rock und Pop zu öffnen, sei umstritten gewesen.<ref>{{Internetquelle |autor=mfu |url=https://www.deutschlandfunkkultur.de/doku-jazz-festival-montreux-claude-nobs-they-all-came-to-montreux-100.html |titel=Doku zum Jazzfestival Montreux Als Claude Nobs Miles Davis an den Genfer See holte |hrsg=deutschlandfunkkultur.de |datum=2022-02-22 |sprache=de |abruf=2022-11-25}}</ref>


Das erste Festival dauerte nur drei Tage. Es vergrösserte sich Jahr für Jahr, bis es 1977 seine Rekordlänge mit 23 Tagen erreichte. Inzwischen etablierte sich das Programm, das jährlich über 200’000 Besucher nach Montreux lockt, bei etwa 16 Tagen. Das Festival hat stark vom Sponsoring der Plattenfirmen (wie etwa [[Pablo Records]]) profitiert, für die es eine wichtige Quelle für Live-Aufnahmen war und die in speziellen Konzerten die Künstler ihres Labels vorstellten. So konnte [[Norman Granz]] in den 1970er-Jahren an seine früheren Erfolge mit der Reihe ''[[Jazz at the Philharmonic]]'' mit der Organisation von ''Jazz-at-Montreux''-Konzerten im [[Jamsession]]-Stil anschließen,<ref name="Grove" /> die auch auf Ton- und Bildträgern vermarktet wurden, unter anderem mit [[Count Basie]], [[Ella Fitzgerald]], [[Oscar Peterson]], [[Milt Jackson]], [[Roy Eldridge]], [[Benny Carter]], [[Mary Lou Williams]], [[Ray Bryant]] und [[Ray Brown]].
Das erste Festival dauerte nur drei Tage. Es vergrösserte sich Jahr für Jahr, bis es 1977 seine Rekordlänge mit 23 Tagen erreichte. Inzwischen etablierte sich das Programm, das jährlich über 200’000 Besucher nach Montreux lockt, bei etwa 16 Tagen. Das Festival hat stark vom Sponsoring der Plattenfirmen (wie etwa [[Pablo Records]]) profitiert, für die es eine wichtige Quelle für Live-Aufnahmen war und die in speziellen Konzerten die Künstler ihres Labels vorstellten. So konnte [[Norman Granz]] in den 1970er-Jahren an seine früheren Erfolge mit der Reihe ''[[Jazz at the Philharmonic]]'' mit der Organisation von ''Jazz-at-Montreux''-Konzerten im [[Jamsession]]-Stil anschliessen,<ref name="Grove" /> die auch auf Ton- und Bildträgern vermarktet wurden, unter anderem mit [[Count Basie]], [[Ella Fitzgerald]], [[Oscar Peterson]], [[Milt Jackson]], [[Roy Eldridge]], [[Benny Carter]], [[Mary Lou Williams]], [[Ray Bryant]] und [[Ray Brown]].


In Zeitraum 1980 bis 1991 gab es einen Austausch mit dem [[Detroit International Jazz Festival]], damals ''Montreux Detroit Jazz Festival'' genannt; dort traten der Gewinner des damaligen Bandwettbewerbs des Festivals von Montreux sowie Musiker aus der Schweiz auf.<ref name="Grove" />
In Zeitraum 1980 bis 1991 gab es einen Austausch mit dem [[Detroit International Jazz Festival]], damals ''Montreux Detroit Jazz Festival'' genannt; dort traten der Gewinner des damaligen Bandwettbewerbs des Festivals von Montreux sowie Musiker aus der Schweiz auf.<ref name="Grove" />
Zeile 24: Zeile 36:
Das Eröffnungskonzert des Jazzfestivals am 30. Juni 2006 fand zu Ehren des türkischen Jazzproduzenten [[Nesuhi Ertegün]] und seines Bruders statt, des Gründers von [[Atlantic Records]], [[Ahmet Ertegün]]. Nesuhi Ertegün war für Claude Nobs ein wichtiger Türöffner und Förderer.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.claudenobsfoundation.com/bio-cn |titel=Claude Nobs |sprache=en-US |abruf=2022-11-26}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://memobase.ch/fr/object/apf-001-1264 |titel=Claude Nobs (Fondateur et producteur du Montreux Jazz Festival) |sprache=fr |abruf=2022-11-27}}</ref>
Das Eröffnungskonzert des Jazzfestivals am 30. Juni 2006 fand zu Ehren des türkischen Jazzproduzenten [[Nesuhi Ertegün]] und seines Bruders statt, des Gründers von [[Atlantic Records]], [[Ahmet Ertegün]]. Nesuhi Ertegün war für Claude Nobs ein wichtiger Türöffner und Förderer.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.claudenobsfoundation.com/bio-cn |titel=Claude Nobs |sprache=en-US |abruf=2022-11-26}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://memobase.ch/fr/object/apf-001-1264 |titel=Claude Nobs (Fondateur et producteur du Montreux Jazz Festival) |sprache=fr |abruf=2022-11-27}}</ref>


2023 fand das Festival vom 30. Juni 2023 bis zum 14. Juli 2023 statt. Als Top-Acts wurden [[Bob Dylan]], [[Simply Red]], [[Morcheeba]] und [[Ilira]] angekündigt.<ref>[https://stagr.de/db/festivals/montreux-jazz-festival-2023/ ''Montreux Jazz Festival 2023'']., stagr.de (abgerufen am 10. Juli 2023).</ref>
== Plakate ==
Seit 1967 wird die Gestaltung eines offiziellen Posters Kunstschaffenden anvertraut, z.&nbsp;B. [[Jean Tinguely]] (1982), [[Keith Haring]] 1983 alleine und 1986 zusammen mit [[Andy Warhol]], [[Niki de Saint Phalle]] (1984), [[David Bowie]] (1995), [[Phil Collins]] (1998), [[Burton Morris]] (2006), Yoann Lemoine, alias [[Woodkid]] (2014), [[Sylvie Fleury]] (2015), Malika Favre (2017) oder [[Camille Walala]] (2022).<ref>{{Internetquelle |url=https://www.montreuxjazzfestival.com/de/posters/ |titel=Unsere Posters |werk=montreuxjazzfestival.com |sprache=de-DE |abruf=2022-11-26}}</ref>


== Unternehmen und Mitarbeit von Freiwilligen ==
== Plakate und Logo ==
Seit 1967 wird die Gestaltung eines offiziellen [[Plakat|Posters]] internationalen Kunstschaffenden anvertraut, die hierfür eine [[Blankoscheck|Carte blanche]] erhalten. Die Plakate sind fast in jedem Jahr wieder komplett anders und damit Zeugen für visuelle Trends ihrer Zeit. Auch mit diesem Werbemittel leistet das Festival alljährlich einen Beitrag zur Kunstgeschichte.<ref name=":0">{{Internetquelle |url=https://kultur-online.net/inhalt/jazz-art-posters-50-jahre-montreux-jazz-festival |titel=Jazz Art Posters – 50 Jahre Montreux Jazz Festival |titelerg=Artikel zur Ausstellung in der Weserburg, Museum für moderne Kunst in Bremen, im Jahr 2016 |werk=Kultur-online |datum=2016-05-31 |abruf=2023-01-07}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Harriet Lloyd-Smith |url=https://www.wallpaper.com/art/montreux-jazz-festival-posters |titel=Montreux Jazz Festival posters: a visual history |werk=Wallpaper |datum=2022-11-17 |sprache=en |abruf=2023-01-07}}</ref>
Für das Jahr 2008 werden im Handbuch ''Musikszene Schweiz'' folgende Eckdaten für das Festival festgehalten: Auditorium Stravinsky zu 93 Prozent ausgelastet, Eintrittspreise pro Abend mit drei auftretenden Bands 90 bis 220 Franken, Miles Davis Hall zu 80 Prozent ausgelastet, Eintrittspreise im Durchschnitt 75 Franken, total verkaufte Billetts: 87'000, geschätzte Gesamtbesucherzahl, inklusive Off-Festivals 220'000, Budget 18 Mio. Franken.<ref>Manfred Papst: ''"Für mich existiert das Wort <unmöglich> nicht'', in: ''Musikszene Schweiz,'' Zürich 2009. ISBN 978-3-0340-0942-3. S. 185</ref>


Seit Beginn der 1980er-Jahre kümmert sich Pierre Keller, ehemaliger Direktor der kantonalen Kunstschule in Lausannne, um die Plakate. Ihr Verkauf trägt zu den Einnahmen der Veranstaltung bei.<ref name=":1">{{Internetquelle |autor=Alexandra Richard, übersetzt von Andreas Keiser |url=https://www.swissinfo.ch/ger/montreux-jazz--auch-eine-geschichte-der-plakate/5248236 |titel=Montreux Jazz: Auch eine Geschichte der Plakate |werk=Swissinfo |datum=2006-07-05 |abruf=2023-01-07}}</ref>
2013 betrug das Jahresbudget des Festivals 25 Mio. Franken. Das Unternehmen zählte 25 Vollzeitangestellte, zu denen während des Festivals mehr als 1000 weitere Angestellte und freiwillige Helfer kamen.<ref>{{Internetquelle |autor=Andreas Keiser |url=https://www.swissinfo.ch/ger/kultur/montreux-jazz-2013_stilmix--stars-und-spontaneitaet-als-erfolgsrezept/36288502 |titel=Stilmix, Stars und Spontaneität als Erfolgsrezept |werk=swissinfo.ch |sprache=de |abruf=2022-11-26}}</ref> Einen Teil des Erfolges verdankt das Festival seinen freiwilligen Helferinnen und Helfern. Diese erhalten für ihre Arbeit eine begrenzte Entschädigung (1997 waren es zwischen 15 und 50 Franken pro Tag) und konnten alle Konzerte gratis besuchen.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.e-newspaperarchives.ch/?a=d&d=FZG19970701-01.2.134 |titel=Freiburger Nachrichten 1. Juli 1997 — e-newspaperarchives.ch |sprache=de |abruf=2022-11-26}}</ref> Das Festival hat einen ökonomischen Einfluss nicht nur auf Montreux, sondern die ganze Region. 2014 gingen 60'000 Übernachtungen auf das Konto des Festivals. Das waren gemäss Bundesamt für Statistik knapp ein Viertel der Übernachtungszahlen der gesamten [[Genferseeregion]] im Juli dieses Jahres.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.handelszeitung.ch/unternehmen/montreux-jazz-festival-geldmaschine-der-romandie-632955 |titel=Montreux Jazz Festival: Geldmaschine der Romandie |abruf=2022-11-26}}</ref>
Das [[Logo (Zeichen)|Logo]] des Festivals ist ein Element des Plakats aus dem Jahr 1982 von [[Jean Tinguely]], der den Auftrag erhalten hatte, ein Festival zu zeichnen.<ref name=":0" />


Unter den Kunstschaffenden, welche die Plakate gestaltet haben, waren [[Keith Haring]] 1983 alleine und 1986 zusammen mit [[Andy Warhol]], [[Niki de Saint Phalle]] (1984), [[Shigeo Fukuda]] (1985), [[Nicola De Maria]] (1988), [[Max Bill]] (1990), [[Tomi Ungerer]] (1993, 2009), [[Ted Scapa]] (2003), [[Burton Morris]] (2004), [[Julian Opie]] (2006), Yoann Lemoine alias [[Woodkid]] (2014), Malika Favre (2017) und [[Camille Walala]] (2022). Immer wieder erhielten auch Schweizer Künstler die Möglichkeit, ein Plakat zu gestalten, wie [[Bernhard Luginbühl]] (1990), [[Rolf Knie]] (1996), [[Zep]] (2005), [[John M. Armleder]] (2008) oder [[Sylvie Fleury]] (2015). Selten finden sich Fotografien auf den Plakaten wie auf demjenigen aus dem Jahr 2012 von [[Greg Gorman]] oder dem ersten Plakat von Giuseppe Pino (1967).<ref>{{Internetquelle |url=https://www.montreuxjazzfestival.com/de/posters/ |titel=Unsere Posters |werk=montreuxjazzfestival.com |sprache=de-DE |abruf=2022-11-26}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.montreuxjazzshop.com/fr/portfolio-item/giuseppe-pino/ |titel=Giuseppe Pino |werk=Montreux Jazz Shop |sprache=fr |abruf=2023-01-07}}</ref>
Im Lauf der Zeit änderte sich das Festivalverhalten der neuen Generationen. Die Organisation passte sich dem an und investierte mehr in den Gratisbereich.<ref>{{Internetquelle |autor=Stefan Künzli |url=https://www.tagblatt.ch/kultur/kultur-mantel/montreux-jazzfestival-attraktive-gratisbuehnen-wo-die-zukunft-der-musik-begonnen-hat-ld.2308756 |titel=Montreux Jazzfestival baut Gratis-Programm massiv aus |werk=tagblatt.ch |datum=2022-06-24 |sprache=de |abruf=2022-11-26}}</ref> 2022 generierte dieser Bereich über die Konsumationen rund 80 Prozent der Einnahmen.<ref>{{Internetquelle |autor=Stefan Künzli |url=https://www.tagblatt.ch/kultur/montreux-jazz-festival-attraktives-gratisprogramm-die-zukunft-kann-beginnen-ld.2317508 |titel=Jazz Festival Montreux: Die Zukunft kann beginnen |werk=tagblatt.ch |datum=2022-07-14 |sprache=de |abruf=2022-11-26}}</ref>

In den 1990er-Jahren betraute Claude Nobs zwei Mal Musiker mit der Gestaltung des Plakats: [[David Bowie]] 1995 und [[Phil Collins]] 1998. Diese Plakate wurden von einem Grafiker kritisiert.<ref name=":1" />

Aufgrund der [[COVID-19|pandemiebedingten]] Absage des Festivals 2020 veranstaltete die Organisatoren in dem Jahr und im Folgejahr einen Poster-Wettbewerb.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.montreuxjazzfestival.com/en/news/competition-restart/ |titel=„RESTART“ Poster competition |titelerg=Medienmitteilung |werk=Montreux Jazz Festival |datum=2021-03-26 |sprache=en |abruf=2023-01-07}}</ref>


== Konzertlokale ==
== Konzertlokale ==
[[Datei:Casino Montreux - panoramio.jpg|mini|Das neue Casino, ab 1975 Austragungsort]]
[[Datei:Montreux Music & Convention Centre - juillet 2022.jpg|mini|Das Montreux Music & Convention Centre]]
[[Datei:Montreux Music & Convention Centre - juillet 2022.jpg|mini|Das Montreux Music & Convention Centre]]
Das Festival fand zuerst im Casino von Montreux statt, das im Dezember 1971 während eines Auftritts von [[Frank Zappa]] abbrannte –wie im Song [[Smoke on the Water|''Smoke on the Water'']] von [[Deep Purple]] beschrieben. Das Festival wurde darauf in anderen Sälen in Montreux abgehalten, bis es 1975 in das wieder aufgebaute neue Casino zurückkehren konnte.
Das Festival fand zuerst im Casino von Montreux statt, das im Dezember 1971 während eines Auftritts von [[Frank Zappa]] abbrannte – wie im Song ''[[Smoke on the Water]]'' von [[Deep Purple]] beschrieben. Das Festival wurde darauf in anderen Sälen in Montreux abgehalten, bis es 1975 in das wieder aufgebaute neue Casino zurückkehren konnte.


Das Festival wuchs weiter, und 1993 zog es in das grössere ''Montreux Music & Convention Centre'' um. Von 1995 bis 2008 wurde sowohl das Kongresszentrum als auch das Casino genutzt. Seit 2007 finden die abendlichen Auftritte der Hauptdarsteller wieder hauptsächlich im ''Montreux Musique & Convention Centre'' statt. Das Casino beherbergte immer noch gelegentlich einzelne Shows.
Das Festival wuchs weiter, und 1993 zog es in das grössere ''Montreux Music & Convention Centre'' um. Von 1995 bis 2008 wurde sowohl das Kongresszentrum als auch das Casino genutzt. Seit 2007 finden die abendlichen Auftritte der Hauptdarsteller wieder hauptsächlich im ''Montreux Musique & Convention Centre'' statt. Das Casino beherbergte immer noch gelegentlich einzelne Shows.


Seit 2007 verfügt das Kongresszentrum über zwei Hauptbühnen, das ''Auditorium Stravinski'' mit einer Kapazität von 3.500 Plätzen und die ''Miles Davis Hall'' mit einer Kapazität von 1.800 Plätzen. Zudem werden noch das kleinere ''Montreux Jazz Café'' und mehrere kleinere Open-Air-Bühnen rund um das Zentrum genutzt.
Seit 2007 verfügt das Kongresszentrum über zwei Hauptbühnen, das ''Auditorium Stravinski'' mit einer Kapazität von 3.500 Plätzen und die ''Miles Davis Hall'' mit einer Kapazität von 1.800 Plätzen. Zudem werden noch das kleinere ''Montreux Jazz Café'' und mehrere kleinere Open-Air-Bühnen rund um das Zentrum genutzt.

== Unternehmen und Mitarbeit von Freiwilligen ==
Für das Jahr 2008 werden im Handbuch ''Musikszene Schweiz'' folgende Eckdaten für das Festival festgehalten: Auditorium Stravinsky zu 93 Prozent ausgelastet, Eintrittspreise pro Abend mit drei auftretenden Bands 90 bis 220 Franken, Miles Davis Hall zu 80 Prozent ausgelastet, Eintrittspreise im Durchschnitt 75 Franken, total verkaufte Billetts: 87'000, geschätzte Gesamtbesucherzahl, inklusive Off-Festivals 220'000, Budget 18 Mio. Franken.<ref>Manfred Papst: ''"Für mich existiert das Wort <unmöglich> nicht'', in: ''Musikszene Schweiz,'' Zürich 2009. ISBN 978-3-0340-0942-3. S. 185</ref>

2013 betrug das Jahresbudget des Festivals 25 Mio. Franken. Das Unternehmen zählte 25 Vollzeitangestellte, zu denen während des Festivals mehr als 1000 weitere Angestellte und freiwillige Helfer kamen.<ref>{{Internetquelle |autor=Andreas Keiser |url=https://www.swissinfo.ch/ger/kultur/montreux-jazz-2013_stilmix--stars-und-spontaneitaet-als-erfolgsrezept/36288502 |titel=Stilmix, Stars und Spontaneität als Erfolgsrezept |werk=swissinfo.ch |sprache=de |abruf=2022-11-26}}</ref> Einen Teil des Erfolges verdankt das Festival seinen freiwilligen Helferinnen und Helfern. Diese erhalten für ihre Arbeit eine begrenzte Entschädigung (1997 waren es zwischen 15 und 50 Franken pro Tag) und konnten alle Konzerte gratis besuchen.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.e-newspaperarchives.ch/?a=d&d=FZG19970701-01.2.134 |titel=Freiburger Nachrichten 1. Juli 1997 — e-newspaperarchives.ch |sprache=de |abruf=2022-11-26}}</ref> Das Festival hat einen ökonomischen Einfluss nicht nur auf Montreux, sondern die ganze Region. 2014 gingen 60'000 Übernachtungen auf das Konto des Festivals. Das waren gemäss Bundesamt für Statistik knapp ein Viertel der Übernachtungszahlen der gesamten [[Genferseeregion]] im Juli dieses Jahres.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.handelszeitung.ch/unternehmen/montreux-jazz-festival-geldmaschine-der-romandie-632955 |titel=Montreux Jazz Festival: Geldmaschine der Romandie |abruf=2022-11-26}}</ref>

Im Lauf der Zeit änderte sich das Festivalverhalten der neuen Generationen. Die Organisation passte sich dem an und investierte mehr in den Gratisbereich.<ref>{{Internetquelle |autor=Stefan Künzli |url=https://www.tagblatt.ch/kultur/kultur-mantel/montreux-jazzfestival-attraktive-gratisbuehnen-wo-die-zukunft-der-musik-begonnen-hat-ld.2308756 |titel=Montreux Jazzfestival baut Gratis-Programm massiv aus |werk=tagblatt.ch |datum=2022-06-24 |sprache=de |abruf=2022-11-26}}</ref> 2022 generierte dieser Bereich über die Konsumationen rund 80 Prozent der Einnahmen.<ref>{{Internetquelle |autor=Stefan Künzli |url=https://www.tagblatt.ch/kultur/montreux-jazz-festival-attraktives-gratisprogramm-die-zukunft-kann-beginnen-ld.2317508 |titel=Jazz Festival Montreux: Die Zukunft kann beginnen |werk=tagblatt.ch |datum=2022-07-14 |sprache=de |abruf=2022-11-26}}</ref>


== Rezeption ==
== Rezeption ==
[[Datei:I-love-montreux-jazz-lucky-strike-2packs.jpg|mini|Zigarettenpackung, special edition für das Montreux Jazz Festival 2012, gesponsert von der [[British American Tobacco]] (BAT)]]
Der Charme des von Kritikern gelegentlich als «Supermarkt» bezeichneten Programms liegt in der Fülle und Parallelität von Jazz, Pop, Rock, [[Weltmusik]], insbesondere aus Brasilien. Die gegenüber der konservierten Musik grösseren Freiheitsgrade bei Liveauftritten in Montreux und die verbindende Kommunikationsfreude des Festivalleiters Claude Nobs verleiten auch Stars hin und wieder zu musikalischen Grenzgängen und stilübergreifenden [[Jamsession]]s. Einige sind auf Plattenaufnahmen dokumentiert wie beispielsweise auf ''Casino Lights&nbsp;– Live at Montreux'' ([[Warner Music Group|Warner]], 1982) oder schrieben Musikgeschichte, wie der gemeinsam von [[Queen (Band)|Queen]] und [[David Bowie]] bei einer Jam-Session entstandene Song ''[[Hot Space#Under Pressure|Under Pressure]]''.
Der Charme des von Kritikern gelegentlich als «Supermarkt» bezeichneten Programms liegt in der Fülle und Parallelität von Jazz, Pop, Rock, [[Weltmusik]], insbesondere aus Brasilien. Die gegenüber der konservierten Musik grösseren Freiheitsgrade bei Liveauftritten in Montreux und die verbindende Kommunikationsfreude des Festivalleiters Claude Nobs verleiten auch Stars hin und wieder zu musikalischen Grenzgängen und stilübergreifenden [[Jamsession]]s. Einige sind auf Plattenaufnahmen dokumentiert wie beispielsweise auf ''Casino Lights&nbsp;– Live at Montreux'' ([[Warner Music Group|Warner]], 1982) oder schrieben Musikgeschichte, wie der gemeinsam von [[Queen (Band)|Queen]] und [[David Bowie]] bei einer Jam-Session entstandene Song ''[[Hot Space#Under Pressure|Under Pressure]]''.


Gemäss dem Handbuch ''Musikszene Schweiz'' wird dem Festival mitunter vorgeworfen, es sei zu einem «kommerziellen Event geworden, in dem den Sponsoren, Medienpartnern und Verkäufern von Luxusartikeln eine grössere Bedeutung zuwachse als der Musik selbst.»<ref>Manfred Papst: ''"Für mich existiert das Wort <unmöglich> nicht'', in: ''Musikszene Schweiz,'' Zürich 2009. ISBN 978-3-0340-0942-3. S. 180f</ref> In den Vorräumen der Konzertsäle glaube man sich durch eine [[Duty-free-Shop|Duty-free]]-Zone eines Flughafens zu bewegen. Ein gebe «unmittelbares Nebeneinander von Konsumkultur und engagierter Musik».<ref>Manfred Papst: ''"Für mich existiert das Wort <unmöglich> nicht'', in: ''Musikszene Schweiz,'' Zürich 2009. ISBN 978-3-0340-0942-3. S. 181</ref>
Kritik rief 2012 der Auftritt des aserbaidschanischen Erdölkonzerns [[SOCAR]] als einer der Hauptsponsoren hervor.<ref>''{{Webarchiv |url=http://www.tageswoche.ch/de/2012_28/kultur/438899/sponsor-socar-truebt-bilanz-des-montreux-jazz-festivals.htm |text=Sponsor Socar trübt Bilanz des Montreux Jazz Festivals |wayback=20120818131504}}'', [[TagesWoche]] vom 13. Juli 2012.</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.rts.ch/info/regions/vaud/3949451-le-montreux-jazz-demande-des-explications-a-son-sponsor-socar.html |titel=Le Montreux Jazz demande des explications à son sponsor SOCAR |datum=2012-04-25 |sprache=fr |abruf=2022-11-27}}</ref>
Kritik rief 2012 der Auftritt des aserbaidschanischen Erdölkonzerns [[SOCAR]] als einer der Hauptsponsoren hervor.<ref>''{{Webarchiv |url=http://www.tageswoche.ch/de/2012_28/kultur/438899/sponsor-socar-truebt-bilanz-des-montreux-jazz-festivals.htm |text=Sponsor Socar trübt Bilanz des Montreux Jazz Festivals |wayback=20120818131504}}'', [[TagesWoche]] vom 13. Juli 2012.</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.rts.ch/info/regions/vaud/3949451-le-montreux-jazz-demande-des-explications-a-son-sponsor-socar.html |titel=Le Montreux Jazz demande des explications à son sponsor SOCAR |datum=2012-04-25 |sprache=fr |abruf=2022-11-27}}</ref>


== In Montreux entstandene Aufnahmen (Auswahl) ==
== In Montreux entstandene Aufnahmen (Auswahl) ==
Von Beginn weg wurden viele Konzerte des Montreux Jazz Festivals in voller Länge aufgezeichnet. Daraus ist ein Ton- und Filmarchiv entstanden, das Aufnahmen von über 4000 Bands umfasst, die in den letzten 40 Jahren in Montreux aufgetreten sind. Diese [[Nachlass zum Montreux Jazz Festival|Sammlung des Festivals]] wurde 2013 in das [[Weltdokumentenerbe]] der Unesco aufgenommen.<ref>[http://www.nzz.ch/aktuell/panorama/claude-nobs-vermaechtnis-als-unesco-welterbe-1.18102016 Claude Nobs’ Vermächtnis als Unesco-Welterbe], [[Neue Zürcher Zeitung]], 19. Juni 2013.</ref> Unter den veröffentlichten Aufnahmen sind:
Von Beginn weg wurden viele Konzerte des Montreux Jazz Festivals in voller Länge aufgezeichnet. Daraus ist ein Ton- und Filmarchiv entstanden, das Aufnahmen von über 4000 Bands umfasst, die in den letzten 40 Jahren in Montreux aufgetreten sind. Diese [[Nachlass zum Montreux Jazz Festival|Sammlung des Festivals]] wurde 2013 in das [[Weltdokumentenerbe]] der Unesco aufgenommen.<ref>[http://www.nzz.ch/aktuell/panorama/claude-nobs-vermaechtnis-als-unesco-welterbe-1.18102016 Claude Nobs’ Vermächtnis als Unesco-Welterbe], [[Neue Zürcher Zeitung]], 19. Juni 2013.</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.unesco.ch/comunication/memoire-du-monde/francais-lheritage-du-montreux-jazz-festival/ |titel=Schweizerische UNESCO-Kommission |abruf=2022-11-25}}</ref>
Unter den veröffentlichten Aufnahmen sind:
{{Mehrspaltige Liste|breite=20em|1=

* [[Bill Evans (Pianist)|Bill Evans]] Trio: ''At the Montreux Jazz Festival'', Verve (Montreux 1968)
* [[Bill Evans (Pianist)|Bill Evans]] Trio: ''At the Montreux Jazz Festival'', Verve (Montreux 1968)
* [[Clark Terry]]: ''Clark Terry International Festival Band At the Montreux Jazz Festival'', Polydor (Montreux 1969)
* [[Clark Terry]]: ''Clark Terry International Festival Band At the Montreux Jazz Festival'', Polydor (Montreux 1969)
Zeile 88: Zeile 115:
* [[Alanis Morissette]]: ''Live in Montreux '' 2012, Blu-ray
* [[Alanis Morissette]]: ''Live in Montreux '' 2012, Blu-ray
* [[ZZ Top]]: ''Live in Montreux'' 2013, Blu-ray
* [[ZZ Top]]: ''Live in Montreux'' 2013, Blu-ray
}}

== Listen auftretender Bands einzelner Jahre ==
== Listen auftretender Bands einzelner Jahre ==

* [[Montreux Jazz Festival 1967]]
* [[Montreux Jazz Festival 1967]]
* [[Montreux Jazz Festival 1968]]
* [[Montreux Jazz Festival 1968]]
Zeile 101: Zeile 127:


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==

* [[Nachlass zum Montreux Jazz Festival]]
* [[Nachlass zum Montreux Jazz Festival]]
* [[Montreux Jazz digital project]]
* [[Montreux Jazz digital project]]
Zeile 111: Zeile 136:
* [http://www.montreuxjazzfestival.com/ Montreux Jazz Festival]
* [http://www.montreuxjazzfestival.com/ Montreux Jazz Festival]
* [http://www.claudenobsfoundation.com/ Claude Nobs Foundation]
* [http://www.claudenobsfoundation.com/ Claude Nobs Foundation]
* [https://www.youtube.com/results?search_sort=video_view_count&search_query=description%3A%28Live+Montreux%29 Live at Montreux on YouTube]
* [http://edition.cnn.com/CNNI/Programs/revealed/nobs/ Claude Nobs Revealed on CNN.com International]
* [https://database.montreuxjazz.com/ Datenbank der Auftritte bei den Montreux Festivals]
* [https://database.montreuxjazz.com/ Datenbank der Auftritte bei den Montreux Festivals]


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references responsive />


{{Normdaten|TYP=v|GND=1033960152|LCCN=n87812485|VIAF=140642281}}
{{Normdaten|TYP=v|GND=1033960152|LCCN=n87812485|VIAF=140642281}}

Aktuelle Version vom 6. März 2024, 07:48 Uhr

Montreux Jazz Festival
Montreux Jazz Festival
Allgemeine Informationen
Ort Montreux
Genre Jazz und viele andere Musikstile
Veranstalter Claude Nobs, bis 2013
Zeitraum 1967–heute
Website montreuxjazzfestival.com

Das Montreux Jazz Festival ist ein jährlich im Juli stattfindendes Musikfestival in Montreux am Genfersee in der Schweiz. Das von Claude Nobs 1967 gegründete Festival öffnete sich bald vielen anderen Musikstilen und wurde zu einem der renommiertesten der Welt. 2013 wurde der Nachlass zum Montreux Jazz Festival in das Weltdokumentenerbe-Register der Unesco aufgenommen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Claude Nobs, der langjährige Leiter des Festivals (1978)
Der erste Austragungsort des Festivals, das alte Casino

Das Festival wurde vom Kulturmanager Claude Nobs, dem Journalisten und Saxophonisten René Langel (1924–2021) und dem Pianisten Géo Voumard gegründet.[1][2][3] Es war das erste Jazzfestival der französischsprachigen Schweiz, während es solche in anderen Ländern bereits gab.[4] Zur ersten Ausgabe konnte Nobs gleich namhafte Künstler gewinnen, die bei der Plattenfirma Atlantic Records unter Vertrag waren: den Saxophonisten Charles Lloyd und seine Band, in der Keith Jarrett – ein damals noch kaum bekannter Pianist – mitwirkte.[5] 1967 spielten 14 Jazzorchester, von welchen zwölf von nationalen Radioanstalten selektioniert worden waren.[6] Dank den Medienpartnerschaften wurden die Konzerte von Anfang an aufgezeichnet und sorgten für eine breite Berichterstattung bis in die USA.[7] Diese Aufnahmen dienten auch der Veröffentlichung auf Tonträgern.[8] Auch von Anfang an gab es ein Rahmenprogramm mit Jamsessions, eine Fotoausstellung, eine Plattenbörse oder Filmvorführungen. Und es wurden verschiedene Preise verliehen, die von der Stadt Montreux, den Radioanstalten und Musikkritikern der Fachpresse gestiftet worden waren.[9]

Oscar Peterson und Niels-Henning Ørsted Pedersen (1979)
Miles Davis und Robben Ford (1986)

Unter der Leitung von Claude Nobs, des damaligen stellvertretenden Direktors des Tourismusvereins von Montreux, entwickelte sich das Montreux Jazz Festival bald zu einem bekannten Musikfestival in Europa.[10] 1973 wurde Claude Nobs zum Direktor der WEA Records ernannt, in der die Labels Warner, Elektra und Atlantic zusammengefasst waren.[11] Nobs behielt die strategische Leitung des Festivals bis zu seinem Tod 2013. Danach ging die Leitung an seinen designierten Nachfolger Mathieu Jaton.[12]

Jazzmusiker wie Les McCann, Ella Fitzgerald, Aretha Franklin, Nina Simone, Count Basie, Charles Lloyd (der auch seine zweite Karriere im Quartett mit Michel Petrucciani auf dem 16. Festival von Montreux 1982 startete), Art Blakey, Dexter Gordon, Oscar Peterson, Monty Alexander, Herbie Hancock, Lionel Hampton, Lester Bowie, Wynton Marsalis, Randy Brecker, Carmen McRae, Pat Metheny, Pasadena Roof Orchestra, Gil Evans (1974), Keith Jarrett, Sade Adu u. a. pilgerten viele Sommer zu ihren teilweise einzigen Europaauftritten nach Montreux.

Zwar deutet der Name auf den programmatischen Schwerpunkt Jazz hin, aber auch Musiker aus dem Rock- und Popbereich traten auf, wie beispielsweise: Andy Summers, Albert King, Audioslave, Carlos Santana, Deep Purple, Etta James, Frank Zappa, George Benson, Herbert Grönemeyer, James Brown, Jethro Tull, Joe Cocker, John Lee Hooker, Johnny Cash, Keziah Jones, Led Zeppelin, Leonard Cohen, Marianne Faithfull, Marvin Gaye, Mike Oldfield, Miss Kittin, Motörhead, Muse, Nina Corti, Ofra Haza, Paolo Conte, Peter Tosh, Phil Collins, Prince, Queens of the Stone Age, Radiohead, Ray Charles, Roberta Flack, Rory Gallagher, Simon & Garfunkel, Simply Red, Sonic Youth, Stevie Ray Vaughan, Talk Talk, The Busters, The Hacker, The Moody Blues, The New Power Generation, Toto und Van Morrison. Für einige Jahre in den 1970er-Jahren verzichtete die Veranstaltung auf das Wort «Jazz» und firmierte als «Montreux International Festival.»[13]

Ray Parker Jr. (2009)
Jacob Collier (2016)
Laura Mvula (2014)

Mittlerweile kamen internationale Jazz-, Rock- und Popgrössen sowie regionale und lokale Musiker zum offiziellen Festivalprogramm, seit 1988 im Auditorium Stravinski und in der Miles Davis Hall, aber auch zum umfangreichen Off-Festival auf insgesamt 17 Bühnen,[14] darunter zeitweise auch zwei Dampfer.[13] Das Festival für Rock und Pop zu öffnen, sei umstritten gewesen.[15]

Das erste Festival dauerte nur drei Tage. Es vergrösserte sich Jahr für Jahr, bis es 1977 seine Rekordlänge mit 23 Tagen erreichte. Inzwischen etablierte sich das Programm, das jährlich über 200’000 Besucher nach Montreux lockt, bei etwa 16 Tagen. Das Festival hat stark vom Sponsoring der Plattenfirmen (wie etwa Pablo Records) profitiert, für die es eine wichtige Quelle für Live-Aufnahmen war und die in speziellen Konzerten die Künstler ihres Labels vorstellten. So konnte Norman Granz in den 1970er-Jahren an seine früheren Erfolge mit der Reihe Jazz at the Philharmonic mit der Organisation von Jazz-at-Montreux-Konzerten im Jamsession-Stil anschliessen,[13] die auch auf Ton- und Bildträgern vermarktet wurden, unter anderem mit Count Basie, Ella Fitzgerald, Oscar Peterson, Milt Jackson, Roy Eldridge, Benny Carter, Mary Lou Williams, Ray Bryant und Ray Brown.

In Zeitraum 1980 bis 1991 gab es einen Austausch mit dem Detroit International Jazz Festival, damals Montreux Detroit Jazz Festival genannt; dort traten der Gewinner des damaligen Bandwettbewerbs des Festivals von Montreux sowie Musiker aus der Schweiz auf.[13]

Das Eröffnungskonzert des Jazzfestivals am 30. Juni 2006 fand zu Ehren des türkischen Jazzproduzenten Nesuhi Ertegün und seines Bruders statt, des Gründers von Atlantic Records, Ahmet Ertegün. Nesuhi Ertegün war für Claude Nobs ein wichtiger Türöffner und Förderer.[16][17]

2023 fand das Festival vom 30. Juni 2023 bis zum 14. Juli 2023 statt. Als Top-Acts wurden Bob Dylan, Simply Red, Morcheeba und Ilira angekündigt.[18]

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 1967 wird die Gestaltung eines offiziellen Posters internationalen Kunstschaffenden anvertraut, die hierfür eine Carte blanche erhalten. Die Plakate sind fast in jedem Jahr wieder komplett anders und damit Zeugen für visuelle Trends ihrer Zeit. Auch mit diesem Werbemittel leistet das Festival alljährlich einen Beitrag zur Kunstgeschichte.[19][20]

Seit Beginn der 1980er-Jahre kümmert sich Pierre Keller, ehemaliger Direktor der kantonalen Kunstschule in Lausannne, um die Plakate. Ihr Verkauf trägt zu den Einnahmen der Veranstaltung bei.[21] Das Logo des Festivals ist ein Element des Plakats aus dem Jahr 1982 von Jean Tinguely, der den Auftrag erhalten hatte, ein Festival zu zeichnen.[19]

Unter den Kunstschaffenden, welche die Plakate gestaltet haben, waren Keith Haring 1983 alleine und 1986 zusammen mit Andy Warhol, Niki de Saint Phalle (1984), Shigeo Fukuda (1985), Nicola De Maria (1988), Max Bill (1990), Tomi Ungerer (1993, 2009), Ted Scapa (2003), Burton Morris (2004), Julian Opie (2006), Yoann Lemoine alias Woodkid (2014), Malika Favre (2017) und Camille Walala (2022). Immer wieder erhielten auch Schweizer Künstler die Möglichkeit, ein Plakat zu gestalten, wie Bernhard Luginbühl (1990), Rolf Knie (1996), Zep (2005), John M. Armleder (2008) oder Sylvie Fleury (2015). Selten finden sich Fotografien auf den Plakaten wie auf demjenigen aus dem Jahr 2012 von Greg Gorman oder dem ersten Plakat von Giuseppe Pino (1967).[22][23]

In den 1990er-Jahren betraute Claude Nobs zwei Mal Musiker mit der Gestaltung des Plakats: David Bowie 1995 und Phil Collins 1998. Diese Plakate wurden von einem Grafiker kritisiert.[21]

Aufgrund der pandemiebedingten Absage des Festivals 2020 veranstaltete die Organisatoren in dem Jahr und im Folgejahr einen Poster-Wettbewerb.[24]

Konzertlokale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das neue Casino, ab 1975 Austragungsort
Das Montreux Music & Convention Centre

Das Festival fand zuerst im Casino von Montreux statt, das im Dezember 1971 während eines Auftritts von Frank Zappa abbrannte – wie im Song Smoke on the Water von Deep Purple beschrieben. Das Festival wurde darauf in anderen Sälen in Montreux abgehalten, bis es 1975 in das wieder aufgebaute neue Casino zurückkehren konnte.

Das Festival wuchs weiter, und 1993 zog es in das grössere Montreux Music & Convention Centre um. Von 1995 bis 2008 wurde sowohl das Kongresszentrum als auch das Casino genutzt. Seit 2007 finden die abendlichen Auftritte der Hauptdarsteller wieder hauptsächlich im Montreux Musique & Convention Centre statt. Das Casino beherbergte immer noch gelegentlich einzelne Shows.

Seit 2007 verfügt das Kongresszentrum über zwei Hauptbühnen, das Auditorium Stravinski mit einer Kapazität von 3.500 Plätzen und die Miles Davis Hall mit einer Kapazität von 1.800 Plätzen. Zudem werden noch das kleinere Montreux Jazz Café und mehrere kleinere Open-Air-Bühnen rund um das Zentrum genutzt.

Unternehmen und Mitarbeit von Freiwilligen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für das Jahr 2008 werden im Handbuch Musikszene Schweiz folgende Eckdaten für das Festival festgehalten: Auditorium Stravinsky zu 93 Prozent ausgelastet, Eintrittspreise pro Abend mit drei auftretenden Bands 90 bis 220 Franken, Miles Davis Hall zu 80 Prozent ausgelastet, Eintrittspreise im Durchschnitt 75 Franken, total verkaufte Billetts: 87'000, geschätzte Gesamtbesucherzahl, inklusive Off-Festivals 220'000, Budget 18 Mio. Franken.[25]

2013 betrug das Jahresbudget des Festivals 25 Mio. Franken. Das Unternehmen zählte 25 Vollzeitangestellte, zu denen während des Festivals mehr als 1000 weitere Angestellte und freiwillige Helfer kamen.[26] Einen Teil des Erfolges verdankt das Festival seinen freiwilligen Helferinnen und Helfern. Diese erhalten für ihre Arbeit eine begrenzte Entschädigung (1997 waren es zwischen 15 und 50 Franken pro Tag) und konnten alle Konzerte gratis besuchen.[27] Das Festival hat einen ökonomischen Einfluss nicht nur auf Montreux, sondern die ganze Region. 2014 gingen 60'000 Übernachtungen auf das Konto des Festivals. Das waren gemäss Bundesamt für Statistik knapp ein Viertel der Übernachtungszahlen der gesamten Genferseeregion im Juli dieses Jahres.[28]

Im Lauf der Zeit änderte sich das Festivalverhalten der neuen Generationen. Die Organisation passte sich dem an und investierte mehr in den Gratisbereich.[29] 2022 generierte dieser Bereich über die Konsumationen rund 80 Prozent der Einnahmen.[30]

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zigarettenpackung, special edition für das Montreux Jazz Festival 2012, gesponsert von der British American Tobacco (BAT)

Der Charme des von Kritikern gelegentlich als «Supermarkt» bezeichneten Programms liegt in der Fülle und Parallelität von Jazz, Pop, Rock, Weltmusik, insbesondere aus Brasilien. Die gegenüber der konservierten Musik grösseren Freiheitsgrade bei Liveauftritten in Montreux und die verbindende Kommunikationsfreude des Festivalleiters Claude Nobs verleiten auch Stars hin und wieder zu musikalischen Grenzgängen und stilübergreifenden Jamsessions. Einige sind auf Plattenaufnahmen dokumentiert wie beispielsweise auf Casino Lights – Live at Montreux (Warner, 1982) oder schrieben Musikgeschichte, wie der gemeinsam von Queen und David Bowie bei einer Jam-Session entstandene Song Under Pressure.

Gemäss dem Handbuch Musikszene Schweiz wird dem Festival mitunter vorgeworfen, es sei zu einem «kommerziellen Event geworden, in dem den Sponsoren, Medienpartnern und Verkäufern von Luxusartikeln eine grössere Bedeutung zuwachse als der Musik selbst.»[31] In den Vorräumen der Konzertsäle glaube man sich durch eine Duty-free-Zone eines Flughafens zu bewegen. Ein gebe «unmittelbares Nebeneinander von Konsumkultur und engagierter Musik».[32] Kritik rief 2012 der Auftritt des aserbaidschanischen Erdölkonzerns SOCAR als einer der Hauptsponsoren hervor.[33][34]

In Montreux entstandene Aufnahmen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von Beginn weg wurden viele Konzerte des Montreux Jazz Festivals in voller Länge aufgezeichnet. Daraus ist ein Ton- und Filmarchiv entstanden, das Aufnahmen von über 4000 Bands umfasst, die in den letzten 40 Jahren in Montreux aufgetreten sind. Diese Sammlung des Festivals wurde 2013 in das Weltdokumentenerbe der Unesco aufgenommen.[35][36] Unter den veröffentlichten Aufnahmen sind:

Listen auftretender Bands einzelner Jahre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Montreux Jazz Festival – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Timeline. In: montreuxjazzfestival.com. Abgerufen am 25. November 2022 (englisch).
  2. Rose d'or et prémices du festival de Jazz, Témoignage de Michel Ferla. In: Podcast auf notrehistoire.ch. 24. Oktober 2018, abgerufen am 5. Dezember 2022 (französisch).
  3. Lancement du festival, Témoignage de Roger Bornand. In: Podcast auf notrehistoire.ch. 8. Oktober 2018, abgerufen am 5. Dezember 2022 (französisch).
  4. Le premier festival de jazz de Suisse romande. In: Construire / e-newspaperarchives.ch. 31. Mai 1967, abgerufen am 25. November 2022 (französisch).
  5. Ulrich Habersetzer: 50 Jahre Montreux Jazz Festival: Wo Miles lachte und Claude kochte. BR-Klassik, 5. Juli 2016, abgerufen am 25. November 2022.
  6. Montreux, capitale européenne du jazz pendant trois jours. In: FAN – L'Express / e-newspaperarchives.ch. 17. Juni 1967, abgerufen am 25. November 2022 (französisch).
  7. Perry Richardson (Hrsg.): Live from Montreux! «Unbeveevable». 40 Years of music from the Montreux Jazz Festival. Band 1. A Publishing Company Limited, London 2007, S. 91, 112.
  8. Le Montreux Jazz digital project | Ressi. Abgerufen am 27. November 2022.
  9. Le premier festival international de jazz de Montreux. In: Le Nouvelliste / e-newspaperarchives.ch. 19. Juni 1967, abgerufen am 25. November 2022 (französisch).
  10. 50. Ausgabe des Montreux Jazz Festival: Musiker-Mekka, Musiker-Mythos in Neue Zürcher Zeitung vom 28. Juni 2016.
  11. Claude Nobs. In: claudenobsfoundation.com. Abgerufen am 25. November 2022 (englisch).
  12. Mathieu Jaton übernimmt Nachfolge von Claude Nobs. Abgerufen am 17. Dezember 2022 (Schweizer Hochdeutsch).
  13. a b c d Paul R. Laird: Montreux International Jazz Festival. In: Barry Kernfeld (Hrsg.): The New Grove Dictionary of Jazz. Oxford University Press, Oxford 2003, doi:10.1093/gmo/9781561592630.article.j308800.
  14. Antoine El Hani, Tomas Giro, Albérie de Lajarte: Montreux Jazz Festival Programmation Gratuite. École Polytechnique Fédérale de Lausanne, Lausanne 2019, S. 14 ff., https://www.epfl.ch/innovation/domains/wp-content/uploads/2020/05/MJF-Festival-Gratuit-2019.pdf.
  15. mfu: Doku zum Jazzfestival Montreux – Als Claude Nobs Miles Davis an den Genfer See holte. deutschlandfunkkultur.de, 22. Februar 2022, abgerufen am 25. November 2022.
  16. Claude Nobs. Abgerufen am 26. November 2022 (amerikanisches Englisch).
  17. Claude Nobs (Fondateur et producteur du Montreux Jazz Festival). Abgerufen am 27. November 2022 (französisch).
  18. Montreux Jazz Festival 2023., stagr.de (abgerufen am 10. Juli 2023).
  19. a b Jazz Art Posters – 50 Jahre Montreux Jazz Festival. Artikel zur Ausstellung in der Weserburg, Museum für moderne Kunst in Bremen, im Jahr 2016. In: Kultur-online. 31. Mai 2016, abgerufen am 7. Januar 2023.
  20. Harriet Lloyd-Smith: Montreux Jazz Festival posters: a visual history. In: Wallpaper. 17. November 2022, abgerufen am 7. Januar 2023 (englisch).
  21. a b Alexandra Richard, übersetzt von Andreas Keiser: Montreux Jazz: Auch eine Geschichte der Plakate. In: Swissinfo. 5. Juli 2006, abgerufen am 7. Januar 2023.
  22. Unsere Posters. In: montreuxjazzfestival.com. Abgerufen am 26. November 2022 (deutsch).
  23. Giuseppe Pino. In: Montreux Jazz Shop. Abgerufen am 7. Januar 2023 (französisch).
  24. „RESTART“ Poster competition. Medienmitteilung. In: Montreux Jazz Festival. 26. März 2021, abgerufen am 7. Januar 2023 (englisch).
  25. Manfred Papst: "Für mich existiert das Wort <unmöglich> nicht, in: Musikszene Schweiz, Zürich 2009. ISBN 978-3-0340-0942-3. S. 185
  26. Andreas Keiser: Stilmix, Stars und Spontaneität als Erfolgsrezept. In: swissinfo.ch. Abgerufen am 26. November 2022.
  27. Freiburger Nachrichten 1. Juli 1997 — e-newspaperarchives.ch. Abgerufen am 26. November 2022.
  28. Montreux Jazz Festival: Geldmaschine der Romandie. Abgerufen am 26. November 2022.
  29. Stefan Künzli: Montreux Jazzfestival baut Gratis-Programm massiv aus. In: tagblatt.ch. 24. Juni 2022, abgerufen am 26. November 2022.
  30. Stefan Künzli: Jazz Festival Montreux: Die Zukunft kann beginnen. In: tagblatt.ch. 14. Juli 2022, abgerufen am 26. November 2022.
  31. Manfred Papst: "Für mich existiert das Wort <unmöglich> nicht, in: Musikszene Schweiz, Zürich 2009. ISBN 978-3-0340-0942-3. S. 180f
  32. Manfred Papst: "Für mich existiert das Wort <unmöglich> nicht, in: Musikszene Schweiz, Zürich 2009. ISBN 978-3-0340-0942-3. S. 181
  33. Sponsor Socar trübt Bilanz des Montreux Jazz Festivals (Memento vom 18. August 2012 im Internet Archive), TagesWoche vom 13. Juli 2012.
  34. Le Montreux Jazz demande des explications à son sponsor SOCAR. 25. April 2012, abgerufen am 27. November 2022 (französisch).
  35. Claude Nobs’ Vermächtnis als Unesco-Welterbe, Neue Zürcher Zeitung, 19. Juni 2013.
  36. Schweizerische UNESCO-Kommission. Abgerufen am 25. November 2022.