Kemberg

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Wappen Deutschlandkarte
Kemberg
Deutschlandkarte, Position der Stadt Kemberg hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 51° 46′ N, 12° 38′ OKoordinaten: 51° 46′ N, 12° 38′ O
Bundesland: Sachsen-Anhalt
Landkreis: Wittenberg
Höhe: 76 m ü. NHN
Fläche: 235,21 km2
Einwohner: 9467 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 40 Einwohner je km2
Postleitzahl: 06901
Vorwahlen: 034921, 03491 (Dabrun), 034904 (Schleesen), 034927 (Ateritz, Dorna, Globig-Bleddin, Rackith, Wartenburg), 034928 (Selbitz), 034953 (Radis)Vorlage:Infobox Gemeinde in Deutschland/Wartung/Vorwahl enthält Text
Kfz-Kennzeichen: WB, GHC, JE
Gemeindeschlüssel: 15 0 91 160
Adresse der
Stadtverwaltung:
Burgstr. 5
06901 Kemberg
Website: www.stadt-kemberg.de
Bürgermeister: Torsten Seelig (CDU)
Lage der Stadt Kemberg im Landkreis Wittenberg
KarteBrandenburgSachsenDessau-RoßlauLandkreis Anhalt-BitterfeldAnnaburgBad SchmiedebergCoswig (Anhalt)GräfenhainichenJessen (Elster)KembergOranienbaum-WörlitzLutherstadt WittenbergZahna-ElsterZahna-Elster
Karte

Kemberg ist eine Kleinstadt im Landkreis Wittenberg in Sachsen-Anhalt.

Kemberg, Luftaufnahme (2015)

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geografische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Stadt liegt am Nordrand des Naturparks Dübener Heide. Sie wird von dem aus der Heide kommenden Kemberger Flieth (auch Fliethbach genannt) durchflossen.

Stadtgliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kemberg hat 28 Ortsteile:[2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits um 1000 v. Chr. in der späten Bronzezeit bis zur frühen Eisenzeit soll ein Ringwall, in dem mehrere hundert Menschen lebten, die „Region kontrolliert“ haben.[3] Die Anlage bestand etwa 300 Jahre lang bis zu ihrer Aufgabe nach einem Brand.[4]

Die Existenz Kembergs ist bereits seit der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts belegt. Es gehörte zur Grafschaft Brehna bzw. Wettin-Brehna, fiel aber 1290 an das askanische Sachsen-Wittenberg. Aus dem Jahr 1346 stammt die älteste urkundliche Erwähnung als Stadt. Der Rat der Stadt erwarb 1482 die Niedergerichte, im Jahr 1703 die Obergerichte. Noch im 14. Jahrhundert wurde die teilweise erhaltene Stadtmauer errichtet. Um 1429 wurde Kemberg im Zuge der Hussitenkriege gebrandschatzt. Im Jahr 1488 wurde ihr Magdeburger Stadtrecht bestätigt.[5] 1522 schloss sich Kemberg der Reformation an.

Im 16. und 17. Jahrhundert brach insgesamt sieben Mal die Pest aus. Zusammen mit den im Dreißigjährigen Krieg erlittenen schweren Verheerungen, mehreren Elbhochwassern und Stadtbränden führte dies dazu, dass die Bevölkerung von über 1.000 auf kaum mehr als 100 um das Jahr 1638 sank. Mitte des 18. Jahrhunderts war die Einwohnerzahl wieder auf über 1.000 gestiegen.

1815 kam Kemberg vom Königreich Sachsen zu Preußen und gehört seitdem zum Landkreis Wittenberg. 1908 begannen bei Bergwitz die Erschließungsarbeiten zur Braunkohleförderung, die Braunkohleförderung selbst wurde 1912 aufgenommen. 1916 kam dabei der erste Schaufelradbagger Deutschlands zum Einsatz. 1955 wurde die Braunkohleförderung eingestellt und der Tagebau geflutet. Es entstand der Bergwitzsee. Insgesamt wurden aus dem Tagebau ca. 50 Mio. t Braunkohle gefördert.[6]

Kemberg war von 1994 bis 2009 Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Kemberg.

Eingemeindungen

Im Jahr 1950 wurde Gaditz eingemeindet.[7] Drei Gemeinden kamen in den Jahren 2005 (Bergwitz)[8], 2006 (Ateritz)[9] und 2007 (Dorna)[10] hinzu. Globig-Bleddin folgte Anfang 2009.[11] Schließlich wurden neun weitere Gemeinden Anfang 2010 eingegliedert.[12]

Mit den Eingemeindungen zum 1. Januar 2010 gibt es nur noch eine Postleitzahl, ferner wurden in den Ortsteilen zum Teil neue Straßennamen und neue Hausnummern vergeben.

Kursächsische Postmeilensäule
Kirchturm vom Markt aus gesehen
Ehemalige Gemeinde Datum Anmerkung
Ateritz 01.01.2006
Bergwitz 01.07.2005
Bietegast 01.07.1950 Eingemeindung nach Rackith
Bleddin 11.10.1965 Zusammenschluss mit Globig zu Globig-Bleddin
Dabrun 01.01.2010
Dorna 01.01.2007
Eutzsch 01.01.2010
Gaditz 01.07.1950
Globig 11.10.1965 Zusammenschluss mit Bleddin zu Globig-Bleddin
Globig-Bleddin 01.01.2009
Gniest 01.07.1950 Eingemeindung nach Rotta
Klitzschena 01.07.1950 Eingemeindung nach Bergwitz
Lammsdorf 01.07.1950 Eingemeindung nach Rackith
Naderkau 01.07.1950 Eingemeindung nach Schleesen
Pannigkau 01.07.1950 Eingemeindung nach Eutzsch
Rackith 01.01.2010
Radis 01.01.2010
Reuden 01.07.1950 Eingemeindung nach Rotta
Rotta 01.01.2010
Schleesen 01.01.2010
Selbitz 01.01.2010
Uthausen 01.01.2010
Wartenburg 01.01.2010

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Einwohner
1513 etwa 950
1555 etwa 1.250
1638 0139
1697 0974
1755 1.262
1806 1.780
1818 1.922
Jahr Einwohner
1849 3.085
1862 3.177
1880 2.727
1890 2.528
1900 2.233
1910 2.372
1933 2.583
Jahr Einwohner
1990 03.053
2010 10.972
2015 09.954
2020 09.544
2021 09.573
2022 09.467

ab 1990: Stand: 31. Dezember des jeweiligen Jahres (Angaben des Statistischen Landesamtes Sachsen-Anhalt)[13]

Der deutliche Anstieg der Bevölkerungszahl 2010 ist auf Eingemeindungen zurückzuführen.

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stadtrat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Stadtrat besteht aus 19 Stadtverordneten und setzt sich wie folgt zusammen (Ergebnis der Kommunalwahl vom 26. Mai 2019)[14]:

Partei / Wählergruppe Sitze Stimmenanteil
CDU 9 46,5 %
Die Linke 3 13,1 %
SPD 2 11,1 %
AfD 2 14,0 %
FDP 1 4,3 %
Allianz der Bürger 1 11,1 %
Interessengemeinschaft Natur und Umwelt 1
Gesamt 19 100 %
Wahlbeteiligung: 61,5 %

Zusätzlich ist der Bürgermeister Mitglied des Stadtrats.

Bürgermeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • seit 2009: Torsten Seelig (CDU)

Seelig wurde am 13. Dezember 2009 in einer Stichwahl zum Bürgermeister gewählt.[15] Am 4. September 2016 wurde er ohne Gegenkandidat mit 100 Prozent der gültigen Stimmen wiedergewählt.[16] Am 3. September 2023 wurde er mit 65,6 % der gültigen Stimmen für weitere sieben Jahre in seinem Amt bestätigt.[17]

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blasonierung: „Gespalten, vorn in Silber ein rotes Seeblatt; hinten neunmal von Schwarz und Gold geteilt, schräg rechts belegt mit einem grünen Rautenkranz.“

Das abgebildete Wappen wurde lange Zeit verwendet, entspricht aber nicht dem vom Land genehmigten Wappen der Stadt. Dieses beruht auf einem schnörkellosen Schild.

Die Stadtfarben zeigen Rot und Silber (Weiß).

Sehenswürdigkeiten und Kultur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bauwerke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

St. Marien, Luftaufnahme (2015)
Rathaus

Kemberg ist eine ehemalige Ackerbürgerstadt. Sie ist auf Grund der Geschlossenheit des erhaltenen Stadtbildes von städtebaulicher Bedeutung. Der regionaltypische Grundriss eines Straßenangerdorfes, welches im Mittelalter erweitert und befestigt wurde, wird im Wesentlichen durch die monumental wirkende spätgotische Stadtkirche „St. Marien“ dominiert.

Die Kirche wurde von 1290 bis 1340 erbaut. Sie war der Nachfolgebau eines spätromanischen Vorgängers, der seit 1330/31 von den Kemberger Pröpsten verwaltet wurde. Die Sakristei und die Vorhalle (Südosten) wurden 75 Jahre nach der Fertigstellung von Matthias Löser angebaut. Nachdem um 1500 der Bau erweitert wurde, erbaute man nach Entwürfen von Friedrich August Ritter 1856–59 den monumentalen neugotischen Westturm.

Während der Reformationszeit kam Kemberg und der Kemberger Kirche eine wichtige Rolle zu. Es ist nachgewiesen, dass Luther 14 Mal in Kemberg war und mehrere Male in der Kirche predigte. Nach dem Tod Luthers wurde sein Sarg in der Nacht vom 21. zum 22. Februar 1546 in der Kirche aufgebahrt.[18] In der Kirche befand sich ein 1565 von Lucas Cranach d. J. geschaffener Altar, der 1994 Opfer eines Brandes wurde und dessen Reste in der Sakristei besichtigt werden können. Noch heute besitzt die Kirche interessante Präsentationsstücke wie Reste spätmittelalterlicher Wandmalereien, ein Sakramentshaus aus Sandstein und einen Schnitzaltar (beide aus dem 15. Jahrhundert), einen sehr schönen Taufstein und eine Innenausmalung von Michael Adolf Siebenhaar. Ebenfalls bemerkenswert ist die Empore (Südseite) mit 35 Bildern, die Szenen aus dem 1. Buch Mose zeigen und die zugehörigen Stifternamen. Der Emporenzyklus stammt aus dem letzten Drittel des 16. Jahrhunderts.[18]

Sehenswert ist auch das spätgotische Rathaus mit seinen Anbauten im Stil der Renaissance, die rekonstruierte Kursächsische Postmeilensäule von 1725 und die zum Teil noch gut erhaltene Stadtmauer aus dem 14. Jahrhundert. Neben dem historischen Natursteinpflaster von 1882 sind auch einzelne Bauten der Renaissance (z. B. Bürgerhaus, Schulstraße 2), des Barocks (z. B. Altes Brauhaus, Wittenberger Straße 24) und des Klassizismus erwähnenswert.

Gedenkstätten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schulenburg-Gedenktafel

Museen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Waldhaus am Bergwitzsee
  • Waldhaus am Bergwitzsee: Das Waldhaus am Bergwitzsee zeigt interaktive Ausstellungen zu den Themen Wald, Wasser und Mensch. Erklärt wird unter anderem, wie der Bergwitzsee entstanden ist, welche Tiere im heimischen Wald leben und welche historischen Berufe es in der Region gab. Das Waldhaus liegt an der KOHLE | DAMPF | LICHT – Radroute.[19]
  • Töpferei Lubast: Die Töpferei wurde 1874 gegründet und gilt als älteste Töpferei in Sachsen-Anhalt. Es gibt nicht nur Töpferwaren zu erwerben, sondern auch eine Schautöpferei, in der Besucher das Handwerk erleben können.[20]
Töpferei Lubast

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Straße[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch das Gebiet der Stadt verlaufen die Bundesstraße 2 von Wittenberg nach Bad Düben, die Bundesstraße 100 von Eutzsch nach Halle (Saale) und die Bundesstraße 182, die im Stadtgebiet von der Bundesstraße 2 abzweigt und nach Torgau führt.

Die Anschlussstelle Vockerode der Bundesautobahn 9 (MünchenBerlin) ist ca. 22 km vom Ortsteil Kemberg entfernt.

Schiene[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Haltepunkt Rackith (Elbe)

Der Haltepunkt Bergwitz liegt an der Bahnstrecke Berlin–Halle und wird stündlich von Zügen der S-Bahn Mitteldeutschland bedient.

An der Bahnstrecke Pratau–Torgau befinden sich die Haltepunkte Eutzsch und Rackith. 2014 wurde der reguläre Personenverkehr eingestellt. An Feiertagen und Wochenenden verkehren auf der Strecke Sonderzüge bis zum Bahnhof Eilenburg.

Von 1903 bis 1951 verband eine Eisenbahnlinie Bergwitz und Kemberg. Der ehemalige Bahnhof Kemberg ist abgerissen. Dort steht jetzt ein Einkaufsmarkt.

Sport[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der SV Rot-Weiß Kemberg spielt in der Saison 2023/24 in der Fußball-Landesliga Mitte Sachsen-Anhalt. Er trägt seine Heimspiele auf dem Sportplatz an der Bergwitzer Straße aus.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Söhne und Töchter der Stadt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weitere mit der Stadt verbundene Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Erich Keyser: Deutsches Städtebuch, Bd. 2 Mitteldeutschland. Kohlhammer, Stuttgart, Berlin 1941, S. 558 ff.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Kemberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Kemberg – Reiseführer

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt, Bevölkerung der Gemeinden – Stand: 31. Dezember 2022 (Fortschreibung) (Hilfe dazu).
  2. Hauptsatzung der Stadt Kemberg (PDF; 43 kB)
  3. Kemberg: Die älteste Burg Mitteleuropas fiel vor 2600 Jahren. Abgerufen am 10. November 2019.
  4. Louis D. Nebelsick, Anna Swieder: Der Burgwall von Kemberg, Lkr. Wittenberg –Die älteste dendrochronologisch datierte Befestigung der Lausitzer Kultur bei academia.edu
  5. Lexikon Städte und Wappen der DDR. Leipzig 1979, S. 219
  6. kohle-dampf-licht
  7. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7.
  8. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2005
  9. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2006
  10. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2007
  11. StBA: Gebietsänderungen am 01.01.2009
  12. StBA: Gebietsänderungen vom 01. Januar bis 31. Dezember 2010
  13. Bevölkerung der Gemeinden. In: statistik.sachsen-anhalt.de. Abgerufen am 24. November 2023.
  14. Landeswahlleiterin Sachsen-Anhalt: Ergebnisse der Gemeinderatswahl in der Stadt Kemberg
  15. Ergebnis der Bürgermeisterstichwahl am 13. Dezember 2009 (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive)
  16. Ergebnis der Bürgermeisterwahl am 4. September 2016
  17. Ergebnis der Bürgermeisterwahl am 3. September 2023. In: wahlergebnisse.sachsen-anhalt.de. 4. September 2023, abgerufen am 19. November 2023.
  18. a b Informationsblatt der Kirchengemeinde St. Marien
  19. Stadt Kemberg: Waldhaus am Bergwitzsee, abgerufen am 16. März 2021.
  20. Stadt Kemberg: Töpferei Lubast, abgerufen am 16. März 2021.