Codices Palatini germanici

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Cod. Pal. germ. 1 (um 1538), Blatt 1r: Planetentraktat
Cod. Pal. germ. 848 (um 1300, Nachträge bis um 1340), Blatt 124r: Walther von der Vogelweide

Codices Palatini germanici (ältere Schreibweise: Codices Palatini Germani, fachwissenschaftliche Benennung: Cod. Pal. germ., Abkürzung: Cpg) sind die deutschsprachigen Handschriften aus der ehemaligen Bibliotheca Palatina in Heidelberg. Es handelt sich um 848 Codices, die heute in der Universitätsbibliothek Heidelberg aufbewahrt werden – die viertgrößte Sammlung mittelalterlicher deutscher Handschriften nach Berlin, München und Wien.

Besonders bemerkenswert ist der große Anteil von Büchern zur Medizin und Alchemie, den besonderen Vorlieben der pfälzischen Kurfürsten. Dieser Gruppe gehören 298 Bände an. Weitere Bestände: 235 Bände zur Theologie, 120 zu Geschichte, Kalender, Formular- und Stammbücher, 100 Literatur, 30 Astrologie, 20 Jura, 20 Kriegs- und Feuerwerksbücher.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Während des Dreißigjährigen Krieges wurden die Handschriften und Drucke der Bibliotheca Palatina in die Vatikanische Apostolische Bibliothek nach Rom gebracht.[1] Dort wurden sie größtenteils neu eingebunden, geordnet und ihnen die noch heute gültigen Signaturen gegeben. Letzteres wurde wohl um 1675 von Augustinus Grimanus durchgeführt, der Schreiber für Hebräisch, Latein und Deutsch war.

Als Folge des Wiener Kongresses kehrten 1816 die 847 deutschen Handschriften in die Pfalz zurück und werden seitdem in Heidelberg aufbewahrt. Die Handschrift cpg 848, der weltberühmte Codex Manesse, kam erst 1888 aus der Pariser Königlichen Bibliothek, wo er 230 Jahre verwahrt wurde, nach Deutschland. Die lateinischen Handschriften (Codices Palatini latini oder kurz cpl) ebenso wie die gedruckten Bände befinden sich noch heute größtenteils in Rom. Nur die Codices mit den Signaturen 52 (Otfried-Handschrift), 454, 1735, 1854 und 1912 (vier Bände zur Universitätsgeschichte) kehrten 1816 nach Heidelberg zurück.

Die erste Auflistung der zurückgegebenen Handschriften besorgte Friedrich Wilken schon im darauf folgenden Jahr. Weitere Kataloge stammen von Karl Bartsch (1887), Jakob Wille (1903) und Hans Wegener (1927). Im Zweiten Weltkrieg wurden die Handschriften an wechselnden Orten gelagert, zuletzt in einem Salzbergwerk, wo sie das Kriegsende unversehrt überstanden. In den Jahren 1961 bis 1963 wurden 130 Bände restauriert, es wurden Tinten- und Farbfraßschäden beseitigt und schadhafte Einbände repariert.

Übersicht – Listen der Codices Palatini germanici 1–848[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur besseren Übersicht ist die Gesamtliste der 848 Codices aufgeteilt auf neun Einzel-Listen mit maximal 100 Einträgen:[2]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bibliothekskataloge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die modernen Bibliothekskataloge, mit wissenschaftlichen Beschreibungen nach den Richtlinien der DFG, verzeichnen alle 848 Handschriften der Codices Palatini germanici und stehen vollständig im Internet zur Verfügung; die entsprechenden Katalogeinträge sind bei den Digitalisaten der jeweiligen Handschriften verlinkt:

  • Karin Zimmermann (Bearb.), unter Mitwirkung von Sonja Glauch, Matthias Miller, Armin Schlechter: Die Codices Palatini germanici in der Universitätsbibliothek Heidelberg (Cod. Pal. germ. 1–181). Kataloge der Universitätsbibliothek Heidelberg, Band 6. Reichert Verlag, Wiesbaden 2003, ISBN 978-3-89500-152-9 (Digitalisat).
  • Matthias Miller, Karin Zimmermann (Bearb.): Die Codices Palatini germanici in der Universitätsbibliothek Heidelberg (Cod. Pal. germ. 182–303). Kataloge der Universitätsbibliothek Heidelberg, Band 7. Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2005, ISBN 978-3-447-05030-2 (Digitalisat).
  • Matthias Miller, Karin Zimmermann (Bearb.): Die Codices Palatini germanici in der Universitätsbibliothek Heidelberg (Cod. Pal. germ. 304–495). Kataloge der Universitätsbibliothek Heidelberg, Band 8. Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2007, ISBN 978-3-447-05229-0 (Digitalisat).
  • Pamela Kalning, Matthias Miller, Karin Zimmermann (Bearb.), unter Mitarbeit von Lennart Güntzel: Die Codices Palatini germanici in der Universitätsbibliothek Heidelberg (Cod. Pal. germ. 496–670). Kataloge der Universitätsbibliothek Heidelberg, Band 9. Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2014, ISBN 978-3-447-10146-2 (Digitalisat).
  • Pamela Kalning, Matthias Miller, Karin Zimmermann (Bearb.): Die Codices Palatini germanici in der Universitätsbibliothek Heidelberg (Cod. Pal. germ. 671–848). Kataloge der Universitätsbibliothek Heidelberg, Band 12. Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2016, ISBN 978-3-447-10146-2 (Digitalisat).

Ältere Kataloge:

  • Friedrich Wilken: Geschichte der Bildung, Beraubung und Vernichtung der alten Heidelberger Büchersammlungen [...] nebst einem [...] Verzeichniß der im Jahr 1816 [...] der Universität Heidelberg zurückgegebenen Handschriften. August Oswald’s Universitäts-Buchhandlung, Heidelberg 1817 (Digitalisat).
  • Karl Bartsch: Die altdeutschen Handschriften der Universitäts-Bibliothek in Heidelberg. Katalog der Handschriften der Universitätsbibliothek in Heidelberg, Band 1. Verlag von Gustav Koester, Heidelberg 1887 (Digitalisat).
  • Jakob Wille: Die deutschen Pfälzer Handschriften des XVI. und XVII. Jahrhunderts der Universitäts-Bibliothek in Heidelberg. Mit einem Anhange: Die Handschriften der Batt’schen Bibliothek. Katalog der Handschriften der Universitätsbibliothek in Heidelberg, Band 2. Verlag von Gustav Koester, Heidelberg 1903 (Digitalisat).
  • Hans Wegener: Beschreibendes Verzeichnis der deutschen Bilder-Handschriften des späten Mittelalters in der Heidelberger Universitäts-Bibliothek. Verlagsbuchhandlung J. J. Weber, Leipzig 1927 (Digitalisat).
  • Wilfried Werner: Cimelia Heidelbergensia. 30 illuminierte Handschriften der Universitätsbibliothek Heidelberg. Ludwig Reichert Verlag, Wiesbaden 1975, ISBN 3-920153-41-3 (Digitalisat).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Codices Palatini germanici – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. zu den Angaben in diesem Abschnitt vgl. die Darlegungen auf der Webpräsenz der Universitätsbibliothek Heidelberg: Die Bibliotheca Palatina – Schicksale einer weltberühmten Bibliothek und Forschungsstand; abgerufen 13. Januar 2020.
  2. Diese Aufteilung orientiert sich an jener der UB-Heidelberg, Bibliotheca Palatina digital: Codices Palatini germanici; abgerufen 21. Dezember 2019.