Bernd Moeller (Kirchenhistoriker)

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Bernd Moeller (* 19. Mai 1931 in Berlin; † 29. Oktober 2020 in Göttingen[1]) war ein deutscher evangelischer Kirchenhistoriker mit Schwerpunkt Spätmittelalter und Reformationszeit.

Bernd Moeller studierte evangelische und katholische Theologie sowie Geschichte an den Universitäten Freiburg, Erlangen, Mainz, Basel, München und Heidelberg. 1956 wurde er an der Evangelisch-theologischen Fakultät der Universität Mainz mit der Arbeit Die Anfechtung bei Johann Tauler promoviert. Von 1956 bis 1958 arbeitete Moeller als Assistent Hans von Campenhausens an der Universität Heidelberg, an der er sich 1958 mit der Arbeit Johannes Zwick und die Reformation in Konstanz habilitierte. 1964 wurde er als Nachfolger von Ernst Wolf auf den Lehrstuhl für Kirchengeschichte mit einem Schwerpunkt auf der Reformationsgeschichte an die Universität Göttingen berufen und lehrte dort bis zu seiner Emeritierung 1999. In den Jahren 1968/69 und 1997/98 wirkte Moeller als Dekan seiner Fakultät, 1971/72 bekleidete er das Amt des Rektors der Universität Göttingen. Sein Nachfolger wurde Thomas Kaufmann.

Neben Ekkehard Mühlenberg für die Alte Kirche lehrte Moeller allgemeine Kirchengeschichte der Reformationszeit und Neuzeit, er war ein Spezialist besonders für die Geschichte des Städtewesens im späten Mittelalter und in der Reformationszeit. Von 1976 bis 1991 war er Vorsitzender des Vereins für Reformationsgeschichte. Moeller verfasste oder war beteiligt an etwa vierzig Monografien. Seine Geschichte des Christentums in Grundzügen war das meistgelesene theologische Buch seiner Generation[2] und erlebte bislang zehn Auflagen. Von besonderer Bedeutung ist auch die mit Raymund Kottje seit 1970 herausgegebene Ökumenische Kirchengeschichte, die bei ihrem ersten Erscheinen eine neuartige kirchenhistorische Sichtweise zeigte. Moeller wirkte unter anderem bei der Deutschen Biographischen Enzyklopädie von Walther Killy und Rudolf Vierhaus mit.

1998 wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Universität Zürich verliehen. Seit 1976 war er ordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen und seit 1995 der Academia Europaea.[3]

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Monographien

  • Spätmittelalter. In: Kurt Dietrich Schmidt, Ernst Wolf (als Herausgeber): Die Kirche in ihrer Geschichte. Ein Handbuch, Lieferung Heft 1. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1966.
  • Pfarrer als Bürger. Vortrag zur Eröffnung der Universitätswoche Göttingen, 11. Okt. 1971 (= Göttinger Universitätsreden. Heft 56). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1972.
  • Reichsstadt und Reformation. Mohr-Siebeck, Tübingen 2011, ISBN 978-3-16-150707-6 (Erstveröffentlichung: Schriften des Vereins für Reformationsgeschichte Bd. 180, Gütersloh 1962, erweiterte Neuauflage: Evangelische Verlags-Anstalt, Berlin 1987).
  • Die Reformation und das Mittelalter. Kirchenhistorische Aufsätze. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1991, ISBN 3-525-58156-4.
  • Deutschland im Zeitalter der Reformation (= Deutsche Geschichte. Band 4). 4., durchgesehene und bibliographische erneuerte Auflage. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1999, ISBN 3-525-33414-1.
  • Luther-Rezeption. Kirchenhistorische Aufsätze zur Reformationsgeschichte. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-55443-5.
  • Geschichte des Christentums in Grundzügen. 10., völlig neu bearbeitete Auflage. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2011, ISBN 978-3-8252-0905-6.

Herausgeberschaften

  • mit Hans Patze und Karl Stackmann: Studien zum städtischen Bildungswesen des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit. Bericht über Kolloquien der Kommission zur Erforschung der Kultur des Spätmittelalters 1978–1981. Göttingen 1983 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, phil.-historische Klasse 3. Nr. 137).
  • mit Hartmut Boockmann, Karl Stackmann: Lebenslehren und Weltentwürfe im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit. Politik – Bildung – Naturkunde – Theologie. Bericht über Kolloquien der Kommission zur Erforschung der Kultur des Spätmittelalters 1983 bis 1987 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse. Folge 3, Nr. 179). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1989, ISBN 3-525-82463-7.
  • Deutsche biographische Enzyklopädie der Theologie und der Kirchen. Saur, München 2005, ISBN 978-3-598-11666-7.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Thomas Kaufmann: Lehrer aus Leidenschaft. Ein drängender Veränderer: Zum Tod des Kirchenhistorikers Bernd Moeller. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 2. November 2020, Nr. 255, S. 12.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Traueranzeigen von Bernd Moeller In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. Lebenswege. Abgerufen am 16. November 2020.
  2. Universität Göttingen: Kirchenhistoriker Bernd Moeller gestorben. In: Göttinger Tageblatt, 4. November 2020, abgerufen am 5. November 2020.
  3. Nachruf auf Professor Dr. theol. Dr. h.c. Bernd Moeller, Universität Göttingen.