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„Paolo Conte“ – Versionsunterschied

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Version vom 18. Mai 2008, 22:02 Uhr

Paolo Conte bei einem Konzert in der Berliner Philharmonie

Paolo Conte (* 6. Januar 1937 im norditalienischen Asti) ist ein italienischer Liedermacher, Chansonsänger, Jazzmusiker und Komponist. Der studierte Rechtsanwalt hatte außerdem bereits Ausstellungen eigener Druckgrafik und Malerei.

Biographie

Kazoo

Kindheit, Jugend und danach

Als Sohn eines Notars begeistert sich Paolo Conte schon in seiner Jugend für den Jazz. Sein Vater ist Hobbypianist und Fan des damals verbotenen Jazz. Zu Paolos ersten musikalischen Eindrücken gehören Duke Ellington und Fats Waller. Er lernt Piano, Vibraphon und das Kazoo zu spielen. Um seinem Vater bei der Arbeit als Notar zu helfen, verzichtet er auf eine musikalische Karriere und beschließt Jura zu studieren. Während des Jurastudiums, das er mit einer Doktorarbeit abschließt, spielt er in diversen Jazz-Combos (Taxi for Five, Barrelhouse Jazz band, The Lazy River Band Society, The Paul Conte Quartet) und auf Kreuzfahrtschiffen, zunächst als Vibraphonist. Nach dem Tod des Vaters übernimmt er dessen Anwaltskanzlei. 1960 nimmt Conte für Italien an einem Jazzwettbewerb in Oslo teil und erreicht den dritten Platz.

Zeit als Liederschreiber

Zu dieser Zeit beginnt er auch, gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Giorgio, Eigenes zu komponieren und aufzuschreiben, zunächst ohne Texte, später auch mit. Im Jahre 1962 veröffentlicht er mit seinem Bruder die LP The Italian Way To Swing mit Jazzstandards, auf der er allerdings nicht selbst singt und die auch kaum wahrgenommen wird. Der Durchbruch als Komponist und Autor erfolgt, als Adriano Celentano von ihm geschriebene Lieder interpretiert, darunter La coppia più bella del mondo und Azzurro, das schnell zum Klassiker auch außerhalb Italiens avanciert. Er schreibt weitere erfolgreiche Lieder, die unter anderem von Patty Pravo (Tripoli '69), Enzo Jannacci (Messico e nuvole) und Bruno Lauzi (Onda su onda und Genova per noi) interpretiert werden.

Conte als Sänger

Der Erfolg bringt bei seiner Plattenfirma den Produzent Italo Greco auf die Idee, die Aufnahmen, die Conte eigentlich nur macht, um seinen Interpreten die Lieder zu vermitteln, als eigenes Album herauszubringen. Im Italien der 70er Jahre werden Liederschreiber, die selbst singen (sog. Cantautori), immer beliebter. Dies bestärkt Conte darin, trotz seiner etwas rauhen Stimme selbst zu singen. 1974 bringt er sein Debütalbum Paolo Conte heraus. Auf dem einfach gehaltenen Album singt Conte erstmals seine Klassiker Onda su Onda und das von seinem Bruder Giorgio geschriebene Lied Una giornata al mare. Der nationale Durchbruch als Sänger gelingt ihm jedoch erst 1979 mit dem Album Un gelato al limon. Auf seinem Album Paris Milonga (1981) erscheint das Lied Via con me, das schon bald zum Jazzklassiker wird.

Tourneen durch Europa

Seine Vorliebe für Frankreich und dessen Hauptstadt Paris, das er immer wieder in seinen Liedern erwähnt, führt dort in den 1980ern und 1990ern zu ausverkauften Sälen en masse. So schafft er es, bei fünf aufeinander folgenden Tourneen in Frankreich den Saal des legendären Chansontempels Olympia in Paris insgesamt drei Wochen lang voll zu bekommen. Aus diesen Jahren stammt auch sein erstes Live-Album Concerti (1985), auf dem die Gitarrenbegleitung Jimmy Villottis zu hören ist, dem er im darauffolgendem Album Aguaplano (1987) das Lied Jimmy, ballando widmet.

Aus dem Jahr 1989 gibt es ein publiziertes Live-Konzert-Video Paolo Conte - Nel Cuore Di Amsterdam (= im Herzen von Amsterdam), das seine Combo im Royal Theâtre Carré zeigt. Contes Liveauftritte sind minimalistisch arrangiert und mit subtiler Selbstinszenierung. Conte selbst ist dem Publikum sehr dankbar, geht gerne auf Tournee, und traut ihm zu, seine manchmal enigmatischen Texte zu verstehen.

Seine Tourneen führen ihn außerdem mehrfach nach Kanada, Spanien, Griechenland, Belgien, in die Niederlande, das Vereinigte Königreich und die Schweiz, nach Österreich und Deutschland. In den USA erfüllt sich sein Wunsch, im New Yorker Jazzheiligtum, dem historischen Blue Note Club, einen 2-nächtigen Auftritt zu arrangieren.

Razmataz und aktuelle Projekte

Im Jahr 2000 verwirklicht er einen alten Plan und schreibt mit Razmataz ein Musical, das seine Sicht des frühen 20. Jahrhunderts illustriert, als das Gesellschaftspublikum in Europa erstmals mit „Schwarzer Musik“ aus den USA in Berührung kommt. Das Stück spielt in Paris. Die Uraufführung von Razmataz erfolgt am 17./18. November in der Londoner Barbican Hall, danach wird es auch in Mailand, den USA und Kanada aufgeführt. Conte kombiniert in Razmataz Elemente des Theaters, des Hörspiels und der Oper, die Geschichte wird auch über eine Videoinstallation mit 1800 von Contes Zeichnungen und Gemälden illustriert. Conte selbst bezeichnet das Stück als „illustriertes Hörspiel“. Zu dem hohen musikalischen und personellen Aufwand gehören Opernsänger/-innen, ein Streichquartett, ein Klavier-Duo, sowie die Philharmonischen bzw. Sinfonie-Orchester von Turin und Pesaro. Von den Kritikern wird das ambitionierte Projekt hoch gelobt. Das Musikhörspiel wurde auch als DVD produziert.

Das 2003er Album Reveries (= Tagträumereien) erscheint auf dem prestigeträchtigen Label Nonesuch Records (Ry Cooder, Bill Frisell u.a.) und zielt auch ein wenig auf die Eroberung des anspruchsvolleren Sektors des US-amerikanischen Markts. Sein letztes Album Elegia (2004) konzentriert das Arrangement hauptsächlich auf das Klavier und seine Stimme, wobei melancholische Stücke im Vordergrund stehen.

Sonstiges über Conte

Paolo Conte schrieb die Musik zum Film Scherzo del destino in agguato dietro l'angolo come un brigante da strada (1983) von Lina Wertmüller. Weitere seiner Lieder wurden in etlichen Filmen verwendet, vor allem das bekannte Via con me, das unter anderen auch von Roberto Benigni interpretiert wurde.

Es gibt ein anderes Lied von Benigni, in dem dieser gesteht, in Contes Frau Egle Conte verliebt zu sein: Mi piace la moglie di Paolo Conte (2002).

Am 14. April 2005 wurde Conte zum Ehrenbürger der Stadt Genua ernannt, über die er das nicht nur dort bekannte und beliebte Lied Genova per noi geschrieben hatte.

Neben der professionellen Musik hat Conte seit 2000 in London fast ein Dutzend Ausstellungen mit eigener Druckgrafik und Malerei ausgerichtet. Auch in seiner Malerei pflegt Conte, wie in der Musik einen gewissen Anachronismus: Seine Bilder sind inspiriert vom Dadaismus, Futurismus und der Avantgarde-Kunst des frühen 20.Jahrhunderts. Seine Bilder sind über die offizielle Homepage zu kaufen.

Contes Bruder Giorgio (* 1941), der vor allem im Ausland weit weniger bekannt ist als Paolo, beendete 1993 ebenfalls seine Karriere als Anwalt und arbeitet seitdem wie der berühmte Bruder ausschließlich als Musiker und Chansonnier.

Sein Begleit-Jazzorchester

Seine Begleitmusiker auf den oft ausgedehnten Tourneen umfassen ein kleines Jazzorchester und sind von ihm „handverlesen“, oft junge Talente. Zuletzt laut seiner Webseite:

Einordnung

Seine Lieder sind eine eigenständige Mischung aus Chanson, Jazz und Tango. Zu seinen musikalischen Einflüssen gehören der Jazzmusiker Sidney Bechet aus New-Orleans und dessen Saxophoneinlagen, die Gitarrenlegende Django Reinhardt in seinen Arrangements, die Bandoneonbegleitung des Tangomusikers und Komponisten Astor Piazzolla, die Vermischung von Jazz und Chanson in Kurt Weills musikalischer Verarbeitung der Texte Bertolt Brechts und die zirkusartige Akkordeonmusik Nino Rotas, der die Musik zu Federico Fellinis Filmen geschrieben hat. Das italienische und amerikanische Kino gehört neben dem Jazz zu seinen weiteren Inspirationsquellen. Manche seiner Lieder waren populär und einfach verständlich genug, um auch als Schlager in den nationalen Charts erfolgreich zu sein. Seine ausgefeilten, bildhaften Texte erzählen von Städten, Liebschaften oder Menschen, mal in einem melancholischen mal einem lakonischem Tonfall, fast immer begleitet von pointierter Ironie. Conte singt auch auf Spanisch, Französisch und Englisch, obwohl er gelegentlich von sich behauptete, diese Sprachen nicht zu beherrschen. Seine Tätigkeit als Rechtsanwalt hat der manchmal von Boulevardschreibern als „Chansons singender Anwalt“ geschmähte Conte seit langem aufgegeben.

Diskografie

  • 1974 - Paolo Conte
  • 1975 - Paolo Conte
  • 1979 - Un Gelato Al Limon
  • 1981 - Paris Milonga
  • 1982 - Appunti Di Viaggio
  • 1984 - Paolo Conte
  • 1985 - Concerti - Live
  • 1987 - Come Di
  • 1987 - Aguaplano
  • 1988 - Paolo Conte Live
  • 1989 - Jimmy, ballando
  • 1990 - Parole D'Amore Scritte A Macchina
  • 1992 - 900 (Novecento)
  • 1992 - Stai Seria Con La Faccia Ma Pero
  • 1993 - Tournee - Live
  • 1995 - Una Faccia In Prestito
  • 1996 - The Best Of Paolo Conte
  • 1998 - Tournee 2
  • 2000 - Razmataz
  • 2003 - Reveries
  • 2004 - Elegia
  • 2005 - Arena di Verona - live
  • 2006 - Wonderful
  • 2006 - Via Con Me - The RCA-Years (1974-82, Zounds, alle Titel digital remastert, CD-Text)

Auszeichnungen

Literatur und andere Medien

  • „Sämtliche Texte“, Hofheim: Wolke Verlag, 1989
  • Malfatto, Monique „Paolo Conte“, Paris: Seghers, 1989, ISBN 2-232-10203-3 (In der Serie Poésie et chansons), 222 S. (franz.)
  • „Le parole“, Turin: Allemandi, 1991 (ital.)
  • Caselli, Roberto: „Paolo Conte“, Rom: Ed. Riunti, 2002 (ital.)
  • „Parole e canzoni“ / hrsg. von Vinzenzo Mollica, Turin: Einaudi, 2003. ISBN 88-06-16569-0 (Videokassette mit Begleitheft, ital.)

Weblinks

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