„Obersächsische Dialekte“ – Versionsunterschied

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Das '''Obersächsische''' ist ein Teil der [[Thüringisch-obersächsische Dialektgruppe|thüringisch-obersächsischen Dialektgruppe]], die ihrerseits zum [[Ostmitteldeutsche Dialekte|Ostmitteldeutschen]] gehört. Gesprochen wird es in [[Sachsen]], dem südöstlichen [[Sachsen-Anhalt]] und den östlichsten Teilen [[Thüringen]]s, früher auch im benachbarten deutschsprachigen Teil Böhmens. Es gliedert sich in das [[Osterländisch]]e, das [[Meißenisch]]e und das [[Erzgebirgisch]]e.
Das '''Obersächsische''' ist ein Teil der [[Thüringisch-obersächsische Dialektgruppe|thüringisch-obersächsischen Dialektgruppe]], die ihrerseits zum [[Ostmitteldeutsche Dialekte|Ostmitteldeutschen]] gehört. Gesprochen wird es in [[Sachsen]], dem südöstlichen [[Sachsen-Anhalt]] und den östlichsten Teilen [[Thüringen]]s, früher auch im benachbarten deutschsprachigen Teil Böhmens. Es gliedert sich je nach Definition beispielsweise in das [[Osterländisch]]e, das [[Meißenisch]]e und das [[Erzgebirgisch]]e.<ref>Z.&nbsp;B.
* Protze: ''Das Deutsche in Deutschland und seine regionalen Varianten.'' In: ''Deutsch als Fremdsprache: Ein internationales Handbuch. 1. Halbband.'' Herausgegeben von [[Gerhard Helbig (Sprachwissenschaftler)|Gerhard Helbig]], Lutz Götze, Gert Henrici, [[Hans-Jürgen Krumm]]. Walter de Gruyter, Berlin und New York, 2001, S. 505ff., hier S. 513f.: „Das Mitteldeutsche gliedert sich in Westmitteldeutsch [...] und Ostmitteldeutsch mit Thüringisch, Obersäschsisch und Lausitzisch.“ u. „Im Norden des Obersächsischen liegt das Osterländische, [...], im Süden das Erzgebirgische und im Osten grenzt sich das Meißnische bzw. Obersächsische schärfer gegen das Westlausitzische ab.“
Anders jedoch:
* Kerstin Trillhaase: ''Der Einfluss der deutschen Dialekte Obersächsisch und Mittelbairisch auf die Wahrnehmung der Persönlichkeit.'' Reihe: ''Mündliche Kommunikation'', Band 11, herausgegeben von W. Sendlmeier. Logos Verlag Berlin GmbH, Berlin, 2021, S. 94: „Das Obersächsische wurde ursprünglich weiter aufgegliedert, von Becker und Bergmann (1969) etwa in die drei Untergruppen Mainfränkisch-Erzgebirgisch mit dem Vogtländischen und Westerzgebirgischen, Obersächsisch-Meißnisch mit dem Meißnischen und Osterländischen und Lausitzuisch mit dem Ober-, Neu-, und Westlausitzischen (Anders, 2010, S. 130-<!-- [sic!] -->131). Differenzierte Binnenstrukturierungen des Obersächsischen scheinen aus heutiger Sicht allerdings nahezu unmöglich.“
* [[Hermann Paul (Germanist)|Hermann Paul]]: ''Mittelhochdeutsche Grammatik.'' 25. Aufl., neu bearbeitet von [[Thomas Klein (Germanist)|Thomas Klein]], Hans-Joachim Solms und [[Klaus-Peter Wegera]], und mit einer Syntax von Ingeborg Schöbler, neubearbeitet und erweitert von Heinz-Peter Prell. Tübingen, 2007, S. 9: „Das ''Obersächsische'' ([..]) umfasst das Osterländische, das Meißnische, das Erzgebirgische, dem das Nordwestböhmische zugehörte, und das Nordobersächsisch-Südmärkische ([..]).“
* Heinz Mettke: ''Mittelhochdeutsche Grammatik.'' 8. Aufl., Tübingen, 2000, S. 21f.: „Zum Ostmitteldeutsch gehören [...] das Obersächsische und das Erzgebirgische ([..]);<br />α) Osterländisch (Gebiet der Pleiße)<br /> β) Meißnisch (der größte Teil Sachsens)<br /> γ) Erzgebirgisch, einschließlich der ehemals deutschsprechenden Teile im Gebiet der nordwestl. ČSSR.“
* Jechiel Bin-Nun: ''Jiddisch und die deutschen Mundarten.'' Tübingen, 1973, S. 79: „Immer stärker wird der Einfluß der ostmitteldeutschen Mundarten, des Thüringischen und Obersächsischen, des Erzgebirgischen und Lausitzischen.“ (Also ''Obersächsisch'' ohne ''Erzgebirgisch'' und ''Lausitzisch'')
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Das Obersächsische grenzt an das [[Thüringische Dialekte|Thüringische]], das [[Ostfälisch]]e, das [[Lausitzisch-neumärkische Dialekte|Nordobersächsisch-Südmärkische]], das [[Schlesisch (deutscher Dialekt)|Schlesische]], das [[Bairische Dialekte|Nordbairische]] und das [[Ostfränkische Dialekte|Ostfränkische]].
Das Obersächsische grenzt an das [[Thüringische Dialekte|Thüringische]], das [[Ostfälisch]]e, das [[Lausitzisch-neumärkische Dialekte|Nordobersächsisch-Südmärkische]], das [[Schlesisch (deutscher Dialekt)|Schlesische]], das [[Bairische Dialekte|Nordbairische]] und das [[Ostfränkische Dialekte|Ostfränkische]].


Mit dem [[Umgangssprache|umgangssprachlich]] als ''Sächsisch'' bezeichneten Idiom ist in der Regel nicht der Dialekt im engeren Sinne, sondern der [[Regiolekt]] Sachsens gemeint.
Mit dem [[Umgangssprache|umgangssprachlich]] als ''Sächsisch'' bezeichneten Idiom ist in der Regel nicht der Dialekt, sondern der [[Regiolekt]] Sachsens gemeint.


== Basisdialektale Merkmale ==
== Basisdialektale Merkmale ==

Version vom 6. September 2021, 23:10 Uhr

Karte der Verbreitung der mitteldeutschen Mundarten. Obersächsisch (Nr. 8) in dunklem Olivgrün

Das Obersächsische ist ein Teil der thüringisch-obersächsischen Dialektgruppe, die ihrerseits zum Ostmitteldeutschen gehört. Gesprochen wird es in Sachsen, dem südöstlichen Sachsen-Anhalt und den östlichsten Teilen Thüringens, früher auch im benachbarten deutschsprachigen Teil Böhmens. Es gliedert sich je nach Definition beispielsweise in das Osterländische, das Meißenische und das Erzgebirgische.[1]

Das Obersächsische grenzt an das Thüringische, das Ostfälische, das Nordobersächsisch-Südmärkische, das Schlesische, das Nordbairische und das Ostfränkische.

Mit dem umgangssprachlich als Sächsisch bezeichneten Idiom ist in der Regel nicht der Dialekt, sondern der Regiolekt Sachsens gemeint.

Basisdialektale Merkmale

Wie viele andere deutsche Dialekte kennt auch das Obersächsische die Entrundung von mittelhochdeutsch /ö/, /öː/, /ü/, /üː/ und /üe/ zu /e/, /eː/, /i/ und /iː/, so dass etwa beese für „böse“ und Biine für „Bühne“ gesprochen wird. Ebenfalls mit anderen Dialektgruppen gemeinsam ist die binnendeutsche Konsonantenschwächung, etwa Kardoffeln für „Kartoffeln“ und Babba für „Papa“. Wie fast im gesamten Ostmitteldeutschen wird mittelhochdeutsches ë zu /a/ gesenkt, sodass es auch im Obersächsischen Schwaster „Schwester“, schlacht „schlecht“ heißt. Wie im Thüringischen weitgehend ausgeblieben ist die Apokope, so heißt es dialektal balde oder im Hause, nicht wie in den meisten anderen deutschen Mundarten bald, im Haus.[2]

Im Unterschied zum Thüringischen lautet der Infinitiv auf -en und nicht -e aus. Gemeinsam mit dem Ostthüringischen ist dem Obersächsischen die Monophthongierung der mittelhochdeutschen Diphthonge /ei/, /ou/, /öi/, etwa Been für „Bein“ und Boom für „Baum“, wofür das Erzgebirgische und Vogtländische einheitliches langes /aː/ kennen. Je nach lautlicher Umgebung und damit regional unterschiedlich stark ausgeprägt ist die Hebung von mittelhochdeutsch /eː/, /o/ und /oː/ zu /iː/, /u/ und /uː/, so heißt es verbreitet etwa Schnii „Schnee“, Ufen „Ofen“, eingeschränkter gilt etwa Duchter „Tochter“ und noch regionaler Vulg „Volk“.[2]

Gesammelt wurde der obersächsische Wortschatz in Karl Müller-Fraureuths Wörterbuch der obersächsischen und erzgebirgischen Mundarten (1911 und 1914) sowie im vierbändigen Wörterbuch der obersächsischen Mundarten, das nach längeren Vorarbeiten zwischen 1994 und 2003 erschienen ist.

Heutige Situation

Bereits 1953 stellte Rudolf Grosse in seiner Arbeit zur Mundart und Umgangssprache im Meißnischen fest, dass die ursprüngliche Mundart zwischen Zwickauer Mulde und Elbe nahezu ausgestorben war, so dass es schwierig war, Gewährsleute für die Mundart zu finden.[3]

Laut Beat Siebenhaar ist der obersächsische Dialekt – im Sinne eines geschlossenen Sprachsystems mit klaren Regeln in Aussprache, Wortbildung und Syntax – in der zweiten Hälfte des 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts weitgehend ausgestorben. Die Basisdialekte wurden seither von Regiolekten abgelöst, die je nach Ort, Region und Sprecher unterschiedlich stark ostmitteldeutsch geprägt sind.[4][5][6]

Mundartautoren

Literatur

  • Horst Becker, Gunter Bergmann: Sächsische Mundartenkunde. Max Niemeyer Verlag, Halle (Saale) 1969.
  • Gunter Bergmann: Upper Saxon. In: Charles V. J. Russ: The Dialects of Modern German. A Linguistic Survey. Routledge, London 1990, ISBN 0-415-00308-3, S. 290–312.
  • Rudolf Grosse: Mundart und Umgangssprache im Meißnischen. In: Zeitschrift für Mundartforschung. Band 21.4, 1953, S. 240–249.
  • Rainer Hünecke, Karlheinz Jakob: Die obersächsische Sprachlandschaft in Geschichte und Gegenwart. Winter, Heidelberg 2012.
  • Werner König: dtv-Atlas zur deutschen Sprache. 1. Aufl. München 1978, seither zahlreiche weitere und überarbeitete Auflagen.
  • Marie Josephine Rocholl: Ostmitteldeutsch – eine moderne Regionalsprache? Eine Untersuchung zu Konstanz und Wandel im thüringisch-obersächsischen Sprachraum (= Deutsche Dialektgeographie. Band 118). Olms, Hildesheim / Zürich / New York 2015.
  • Viktor M. Schirmunski: Deutsche Mundartkunde. Hrsg. und kommentiert von Larissa Naiditsch. Peter Lang, Frankfurt am Main 2010. ISBN 978-3-631-59973-0.
  • Beat Siebenhaar: Der sächsische Dialekt. In: Matthias Donath, André Thieme: Sächsische Mythen. Edition Leipzig, Leipzig 2011, S. 91–99. Vorversion online.
  • Beat Siebenhaar: Ostmitteldeutsch: Thüringisch und Obersächsisch. In: Joachim Herrgen, Jürgen Erich Schmidt (Hrsg.): Deutsch: Sprache und Raum. Ein Internationales Handbuch der Sprachvariation (= Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft. Band 30/4). de Gruyter Mouton, Berlin/Boston 2019, ISBN 978-3-11-026129-5, S. 407–435.
  • Peter Wiesinger: Phonetisch-phonologische Untersuchungen zur Vokalentwicklung in den deutschen Dialekten (= Studia Linguistica Germanica. Band 2.1 und 2.2). Bände 1 und 2. Walter de Gruyter, Berlin 1970.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Z. B.
    • Protze: Das Deutsche in Deutschland und seine regionalen Varianten. In: Deutsch als Fremdsprache: Ein internationales Handbuch. 1. Halbband. Herausgegeben von Gerhard Helbig, Lutz Götze, Gert Henrici, Hans-Jürgen Krumm. Walter de Gruyter, Berlin und New York, 2001, S. 505ff., hier S. 513f.: „Das Mitteldeutsche gliedert sich in Westmitteldeutsch [...] und Ostmitteldeutsch mit Thüringisch, Obersäschsisch und Lausitzisch.“ u. „Im Norden des Obersächsischen liegt das Osterländische, [...], im Süden das Erzgebirgische und im Osten grenzt sich das Meißnische bzw. Obersächsische schärfer gegen das Westlausitzische ab.“
    Anders jedoch:
    • Kerstin Trillhaase: Der Einfluss der deutschen Dialekte Obersächsisch und Mittelbairisch auf die Wahrnehmung der Persönlichkeit. Reihe: Mündliche Kommunikation, Band 11, herausgegeben von W. Sendlmeier. Logos Verlag Berlin GmbH, Berlin, 2021, S. 94: „Das Obersächsische wurde ursprünglich weiter aufgegliedert, von Becker und Bergmann (1969) etwa in die drei Untergruppen Mainfränkisch-Erzgebirgisch mit dem Vogtländischen und Westerzgebirgischen, Obersächsisch-Meißnisch mit dem Meißnischen und Osterländischen und Lausitzuisch mit dem Ober-, Neu-, und Westlausitzischen (Anders, 2010, S. 130-131). Differenzierte Binnenstrukturierungen des Obersächsischen scheinen aus heutiger Sicht allerdings nahezu unmöglich.“
    • Hermann Paul: Mittelhochdeutsche Grammatik. 25. Aufl., neu bearbeitet von Thomas Klein, Hans-Joachim Solms und Klaus-Peter Wegera, und mit einer Syntax von Ingeborg Schöbler, neubearbeitet und erweitert von Heinz-Peter Prell. Tübingen, 2007, S. 9: „Das Obersächsische ([..]) umfasst das Osterländische, das Meißnische, das Erzgebirgische, dem das Nordwestböhmische zugehörte, und das Nordobersächsisch-Südmärkische ([..]).“
    • Heinz Mettke: Mittelhochdeutsche Grammatik. 8. Aufl., Tübingen, 2000, S. 21f.: „Zum Ostmitteldeutsch gehören [...] das Obersächsische und das Erzgebirgische ([..]);
      α) Osterländisch (Gebiet der Pleiße)
      β) Meißnisch (der größte Teil Sachsens)
      γ) Erzgebirgisch, einschließlich der ehemals deutschsprechenden Teile im Gebiet der nordwestl. ČSSR.“
    • Jechiel Bin-Nun: Jiddisch und die deutschen Mundarten. Tübingen, 1973, S. 79: „Immer stärker wird der Einfluß der ostmitteldeutschen Mundarten, des Thüringischen und Obersächsischen, des Erzgebirgischen und Lausitzischen.“ (Also Obersächsisch ohne Erzgebirgisch und Lausitzisch)
  2. a b Gemäss Becker/Bergmann 1969, Bergmann 1990, König 1978, Siebenhaar 2019, Wiesinger 1970 und Wörterbuch der obersächsischen Mundarten.
  3. Rudolf Grosse: Mundart und Umgangssprache im Meißnischen. In: Zeitschrift für Mundartforschung. Band 21.4, 1953, S. 240.
  4. Ein Leipziger Sprachforscher ist sich sicher: Sächsischer Dialekt weitgehend ausgestorben (Memento vom 26. August 2014 im Internet Archive). In: Leipziger Internet Zeitung. 17. Februar 2011.
  5. Heidrun Böger: Sächsisch stirbt aus. In: Neues Deutschland. 6. Juli 2011 (Interview mit Beat Siebenhaar).
  6. Marie Josephine Rocholl: Ostmitteldeutsch – eine moderne Regionalsprache? Eine Untersuchung zu Konstanz und Wandel im thüringisch-obersächsischen Sprachraum (= Deutsche Dialektgeographie. Band 118). Olms, Hildesheim / Zürich / New York 2015.