„Notger Slenczka“ – Versionsunterschied

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== Leben ==
== Leben ==
Nach der Schulzeit in [[Bern]] und [[Heidelberg]] und dem Abitur im Jahre 1978 studierte Notger Slenczka [[Evangelische Theologie|Evangelischen Theologie]] in [[Eberhard Karls Universität Tübingen|Tübingen]], [[Ludwig-Maximilians-Universität München |München]] und [[Georg-August-Universität Göttingen|Göttingen]]. Dort legte er 1986 das erste kirchliche Examen ab. 1989 wurde er an der Theologischen Fakultät der Universität Göttingen [[Promotion (Doktor)|promoviert]], wo er von 1991 bis 1997 als [[wissenschaftlicher Mitarbeiter]] tätig war. Nach dem zweiten kirchlichem Examen 1992 erfolgten 1996 die [[Ordination]] und 1997 die [[Habilitation]]. Nach [[Lehrstuhl]]vertretungen in [[Johannes Gutenberg-Universität Mainz|Mainz]] und [[Justus-Liebig-Universität Gießen|Gießen]] wurde Slenczka 1999 auf den Lehrstuhl für [[Systematische Theologie]] der Universität Mainz berufen. 2006 erhielt er einen Ruf an die [[Humboldt-Universität zu Berlin]]. Aufsehen erregte 2015 (zwei Jahre nach der Veröffentlichung) sein Aufsatz ''Die Kirche und das Alte Testament'', mit dem er die Art und Weise der Bedeutung des [[Altes Testament|Alten Testaments]] für die evangelische Kirche und die in ihr gelebte Frömmigkeit (Kanonizität des Alten Testaments) in Frage stellte.<ref>Reinhard Bingener: [http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/berlin-professor-fordert-abschaffung-des-alten-testaments-13549027.html ''Bibel-Streit. Der Gott des Gemetzels ''] [[faz.net]], 21. April 2015. Vgl. zu diesem z.T. parteiischen Artikel auch die Skripte und Texte, um die sich die Diskussion dreht, die unter https://www.theologie.hu-berlin.de/de/st/AT zugänglich gemacht sind.</ref> Seinen von manchen Kollegen als provozierend empfundenen Beitrag hatte Slenczka programmatisch mit dem Satz eröffnet: „'Provocare' heißt: herausrufen.“<ref>Notger Slenczka: ''Die Kirche und das Alte Testament''. In: Elisabeth Gräb-Schmidt (Hg.): ''Das Alte Testament in der Theologie''. Leipzig 2013, Zitat S. 83.</ref>
Notger Slenczka – Sohn des Theologen [[Reinhard Slenczka]] – studierte nach seiner Schulzeit in [[Bern]] und [[Heidelberg]] und dem Abitur im Jahre 1978 [[Evangelische Theologie]] in [[Eberhard Karls Universität Tübingen|Tübingen]], [[Ludwig-Maximilians-Universität München |München]] und [[Georg-August-Universität Göttingen|Göttingen]]. Dort legte er 1986 das erste kirchliche Examen ab. 1989 wurde er an der Theologischen Fakultät der Universität Göttingen [[Promotion (Doktor)|promoviert]] und war dort von 1991 bis 1997 als [[wissenschaftlicher Mitarbeiter]] tätig. Nach dem zweiten kirchlichem Examen 1992 erfolgten 1996 die [[Ordination]] und 1997 die [[Habilitation]]. Nach [[Lehrstuhl]]vertretungen in [[Johannes Gutenberg-Universität Mainz|Mainz]] und [[Justus-Liebig-Universität Gießen|Gießen]] wurde Slenczka 1999 auf den Lehrstuhl für [[Systematische Theologie]] der Universität Mainz berufen. 2006 nahm er einen Ruf an die [[Humboldt-Universität zu Berlin]] an.


== Die Kirche und das Alte Testament (2015) ==
Notger Slenczka ist der Sohn von [[Reinhard Slenczka]] und verheiratet mit Ruth Slenczka, geb. [[Campenhausen (Adelsgeschlecht)|von Campenhausen]], sie haben gemeinsam vier Kinder.
Öffentliches Aufsehen erregte 2015 (zwei Jahre nach der Veröffentlichung) sein Aufsatz ''Die Kirche und das Alte Testament'',<ref>Notger Slenczka: ''[https://www.theologie.hu-berlin.de/de/st/slenczka-die-kirche-und-das-alte-testament.pdf Die Kirche und das Alte Testament]''. In: Elisabeth Gräb-Schmidt (Hrsg.): ''Das Alte Testament in der Theologie''. Leipzig 2013, S. 83–119.</ref> in dem er die Bedeutung des [[Altes Testament|Alten Testaments]] für die evangelische Kirche und die in ihr gelebte Frömmigkeit (Kanonizität des Alten Testaments) in Frage stellte. Er wollte das Alte Testament für Christen als [[Apokryphen|apokryph]] verstanden wissen, wie dies bereits [[Marcion]], [[Friedrich Schleiermacher]] und [[Adolf von Harnack]] vor ihm getan hatten. Denn das Alte Testament sei primär die Schrift des Volkes Israel.<ref>Reinhard Bingener: [http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/berlin-professor-fordert-abschaffung-des-alten-testaments-13549027.html ''Bibel-Streit. Der Gott des Gemetzels''] [[faz.net]], 21. April 2015. Texte zur Diskussion sind auf der [https://www.theologie.hu-berlin.de/de/st/AT Website der Humboldt-Universität zu Berlin] zugänglich.</ref><ref>[[Micha Brumlik]]: [http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/22056 ''Antijudaismus in neuem Gewand?''], ''[[Jüdische Allgemeine]]'', 23. April 2015.</ref> Seinen von manchen Kollegen als provozierend empfundenen Beitrag hatte Slenczka programmatisch mit dem Satz eröffnet: „,Provocare‘ heißt: herausrufen.“<ref>Notger Slenczka: ''Die Kirche und das Alte Testament''. Leipzig 2013, S. 83.</ref> Der [[Deutscher Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit|Deutsche Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit]] und weitere deutsche Theologen lehnten Slenczkas Position ab und werteten sie als „Skandal“ und [[Antijudaismus|antijudaistisch]].<ref>{{Internetquelle | url=http://www.deutscher-koordinierungsrat.de/dkr-home-Stellungnahme-Theologischer-Skandal-im-Protestantismus-Teil-2 | titel=Stellungnahme | hrsg=Deutscher Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit | datum=2015-04-27 | zugriff=2015-04-29}}</ref> Martin Weyer-Menkhoff begründete im deutschen Pfarrerblatt 10/2015 eine differenziertere und vermittelnde Position im theologischen Streit.<ref>Martin Weyer-Menkhoff: [http://www.pfarrerverband.de/pfarrerblatt//index.php?a=show&id=3908 ''Eine Passionsgeschichte? Das Alte Testament zu Berlin''], ''Deutsches Pfarrerblatt'' 10/2015.</ref><ref>Thomas Klatt: [http://www.deutschlandfunk.de/die-thesen-des-berliner-theologen-notger-slenczka-nicht.886.de.html?dram:article_id=339892 ''Die Thesen des Berliner Theologen Notger Slenczka: Nicht ohne das Alte Testament?''], 16. Dezember 2015, ''deutschlandfunk.de''.</ref>

== Privates ==
Notger Slenczka ist verheiratet mit Ruth Slenczka, geb. [[Campenhausen (Adelsgeschlecht)|von Campenhausen]]. Der Ehe entstammen vier Kinder.


== Veröffentlichungen (Auswahl) ==
== Veröffentlichungen (Auswahl) ==
* ''Realpräsenz und Ontologie. Untersuchung der ontologischen Grundlagen der Transsignifikationslehre'' (FSÖTh 66), Göttingen 1993.
* ''Realpräsenz und Ontologie. Untersuchung der ontologischen Grundlagen der Transsignifikationslehre'' (= ''Forschungen zur systematischen und ökumenischen Theologie.'' Bd. 66). Göttingen 1993.
* gemeinsam mit J. Baur: ''Hat die Kirche das Evangelium verfälscht? Zum Buch von Jutta Voss: Das Schwarzmondtabu. Das Theologische Gutachten im Lehrverfahren'', Stuttgart 1994.
* gemeinsam mit [[Jörg Baur]]: ''Hat die Kirche das Evangelium verfälscht? Zum Buch von [[Jutta Voss]]: Das Schwarzmondtabu. Das Theologische Gutachten im Lehrverfahren.'' Calwer Verlag, Stuttgart 1994, ISBN 3-7668-3280-8.
* ''Der Glaube und sein Grund. F.H.R. von Frank, seine Auseinandersetzung mit A. Ritschl und die Fortführung seines Programms durch L. Ihmels''. Studien zur Erlanger Theologie I, FSÖTh 85, Göttingen 1998 [Habilitationsschrift, erster Teil].
* ''Der Glaube und sein Grund. F. H. R. von Frank, seine Auseinandersetzung mit A. Ritschl und die Fortführung seines Programms durch L. Ihmels'' (= ''Studien zur Erlanger Theologie.'' Bd. 1; = ''Forschungen zur systematischen und ökumenischen Theologie.'' Bd. 85). Göttingen 1998 [Habilitationsschrift, erster Teil].
* ''Selbstkonstitution und Gotteserfahrung. W. Elerts Deutung der neuzeitlichen Subjektivität''. Studien zur Erlanger Theologie II, FSÖTh 86, Göttingen 1999 [Habilitationsschrift, zweiter Teil].
* ''Selbstkonstitution und Gotteserfahrung. W. Elerts Deutung der neuzeitlichen Subjektivität'' (= ''Studien zur Erlanger Theologie.'' Bd. 2; = ''Forschungen zur systematischen und ökumenischen Theologie.'' Bd. 86). Göttingen 1999 [Habilitationsschrift, zweiter Teil].
* ''Die Kirche und das Alte Testament''. In: [[Elisabeth Gräb-Schmidt]] (Hg.): ''Das Alte Testament in der Theologie'' (= ''Marburger Jahrbuch Theologie'', Jg. 25). Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2013, ISBN 978-3-374-03628-8, S. 83–119.
* ''Die Kirche und das Alte Testament''. In: [[Elisabeth Gräb-Schmidt]] und [[Reiner Preul]] (Hg.): ''Das Alte Testament in der Theologie'' (= ''Marburger Jahrbuch Theologie.'' Jg. 25; = ''Marburger Theologische Studien.'' Bd. 119). Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2013, ISBN 978-3-374-03628-8, S. 83–119.


== Fußnoten ==
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== Weblinks ==
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* [http://zope.theologie.hu-berlin.de/st/slenczka/bio Biografie von Slenczka auf den Seiten der HU]
* [https://www.theologie.hu-berlin.de/de/professuren/professuren/st Internetauftritt des Lehrstuhl Slenczkas auf der Homepage der HU]
* [http://zope.theologie.hu-berlin.de/st/slenczka/bio Biografie von Notger Slenczka auf den Seiten der HU]


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Aktuelle Version vom 8. März 2024, 20:38 Uhr

Notger Slenczka (* 4. Februar 1960 in Heidelberg) ist ein deutscher evangelischer Theologe.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Notger Slenczka – Sohn des Theologen Reinhard Slenczka – studierte nach seiner Schulzeit in Bern und Heidelberg und dem Abitur im Jahre 1978 Evangelische Theologie in Tübingen, München und Göttingen. Dort legte er 1986 das erste kirchliche Examen ab. 1989 wurde er an der Theologischen Fakultät der Universität Göttingen promoviert und war dort von 1991 bis 1997 als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig. Nach dem zweiten kirchlichem Examen 1992 erfolgten 1996 die Ordination und 1997 die Habilitation. Nach Lehrstuhlvertretungen in Mainz und Gießen wurde Slenczka 1999 auf den Lehrstuhl für Systematische Theologie der Universität Mainz berufen. 2006 nahm er einen Ruf an die Humboldt-Universität zu Berlin an.

Die Kirche und das Alte Testament (2015)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Öffentliches Aufsehen erregte 2015 (zwei Jahre nach der Veröffentlichung) sein Aufsatz Die Kirche und das Alte Testament,[1] in dem er die Bedeutung des Alten Testaments für die evangelische Kirche und die in ihr gelebte Frömmigkeit (Kanonizität des Alten Testaments) in Frage stellte. Er wollte das Alte Testament für Christen als apokryph verstanden wissen, wie dies bereits Marcion, Friedrich Schleiermacher und Adolf von Harnack vor ihm getan hatten. Denn das Alte Testament sei primär die Schrift des Volkes Israel.[2][3] Seinen von manchen Kollegen als provozierend empfundenen Beitrag hatte Slenczka programmatisch mit dem Satz eröffnet: „,Provocare‘ heißt: herausrufen.“[4] Der Deutsche Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit und weitere deutsche Theologen lehnten Slenczkas Position ab und werteten sie als „Skandal“ und antijudaistisch.[5] Martin Weyer-Menkhoff begründete im deutschen Pfarrerblatt 10/2015 eine differenziertere und vermittelnde Position im theologischen Streit.[6][7]

Privates[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Notger Slenczka ist verheiratet mit Ruth Slenczka, geb. von Campenhausen. Der Ehe entstammen vier Kinder.

Veröffentlichungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Realpräsenz und Ontologie. Untersuchung der ontologischen Grundlagen der Transsignifikationslehre (= Forschungen zur systematischen und ökumenischen Theologie. Bd. 66). Göttingen 1993.
  • gemeinsam mit Jörg Baur: Hat die Kirche das Evangelium verfälscht? Zum Buch von Jutta Voss: Das Schwarzmondtabu. Das Theologische Gutachten im Lehrverfahren. Calwer Verlag, Stuttgart 1994, ISBN 3-7668-3280-8.
  • Der Glaube und sein Grund. F. H. R. von Frank, seine Auseinandersetzung mit A. Ritschl und die Fortführung seines Programms durch L. Ihmels (= Studien zur Erlanger Theologie. Bd. 1; = Forschungen zur systematischen und ökumenischen Theologie. Bd. 85). Göttingen 1998 [Habilitationsschrift, erster Teil].
  • Selbstkonstitution und Gotteserfahrung. W. Elerts Deutung der neuzeitlichen Subjektivität (= Studien zur Erlanger Theologie. Bd. 2; = Forschungen zur systematischen und ökumenischen Theologie. Bd. 86). Göttingen 1999 [Habilitationsschrift, zweiter Teil].
  • Die Kirche und das Alte Testament. In: Elisabeth Gräb-Schmidt und Reiner Preul (Hg.): Das Alte Testament in der Theologie (= Marburger Jahrbuch Theologie. Jg. 25; = Marburger Theologische Studien. Bd. 119). Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2013, ISBN 978-3-374-03628-8, S. 83–119.

Fußnoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Notger Slenczka: Die Kirche und das Alte Testament. In: Elisabeth Gräb-Schmidt (Hrsg.): Das Alte Testament in der Theologie. Leipzig 2013, S. 83–119.
  2. Reinhard Bingener: Bibel-Streit. Der Gott des Gemetzels faz.net, 21. April 2015. Texte zur Diskussion sind auf der Website der Humboldt-Universität zu Berlin zugänglich.
  3. Micha Brumlik: Antijudaismus in neuem Gewand?, Jüdische Allgemeine, 23. April 2015.
  4. Notger Slenczka: Die Kirche und das Alte Testament. Leipzig 2013, S. 83.
  5. Stellungnahme. Deutscher Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, 27. April 2015, abgerufen am 29. April 2015.
  6. Martin Weyer-Menkhoff: Eine Passionsgeschichte? Das Alte Testament zu Berlin, Deutsches Pfarrerblatt 10/2015.
  7. Thomas Klatt: Die Thesen des Berliner Theologen Notger Slenczka: Nicht ohne das Alte Testament?, 16. Dezember 2015, deutschlandfunk.de.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]