„Nationalgeschichte“ – Versionsunterschied

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Die '''Nationalgeschichte''' ist ein Deutungsmuster und zugleich eine Art von [[Geschichtsschreibung]], bei der die [[Geschichte]] aus der [[Nationalstaat| nationalstaatlichen]] [[Perspektive]] betrachtet wird. Der dem zugrundeliegende Gedanke der ''„Entstehung der [[Nation]]“'' ist zugleich mit einem Prozess der „Verwissenschaftlichung“ des Faches Geschichte verbunden. Die Nationalgeschichtsschreibung hat dabei auch die Aufgabe, den [[Staat]] als [[Politik| politisches]] Gebilde mit den Mitteln der [[Geschichtswissenschaft]] zu [[Legitimität|legitimieren]]. Es ist die Erzählung der älteren wie auch der jüngeren Geschichte der Bildung der Nation zugleich ein Mittel der Identitätsfindung. Das betrifft auch die deutsche Geschichtsschreibung des 19. und 20. Jahrhunderts in hohem Maße. Dabei wird diese Form der Geschichtsbetrachtung häufig in den Dienst politischer Interessen gestellt. Beispielhaft können wir hierbei die Namen [[Heinrich von Sybel]] und [[Heinrich von Treitschke]] nennen, für die ganz deutlich auch die politische Funktion der Geschichtsschreibung hervortritt. Das trifft auch auf die [[Politische Geschichte]] bzw. [[Universalgeschichte]] oder [[Weltgeschichte]] zu, die lange Zeit fast ausschließlich aus nationalstaatlicher Perspektive geschrieben wurde. [[Adolphe Thiers]], [[Jules Michelet]], [[Hippolyte Taine]], [[Alexis de Tocqueville]] und [[Thomas Babbington Macaulay]] sind weitere Beispiele für eine solche Art der Geschichtsschreibung in [[Europa]] außerhalb von [[Deutschland]].
Die '''Nationalgeschichte''' ist ein Deutungsmuster und zugleich eine Art von [[Geschichtsschreibung]], bei der die [[Geschichte]] aus der [[Nationalstaat|nationalstaatlichen]] [[Perspektive]] betrachtet wird. Dabei soll, wissenschaftlich verbrämt, ein [[Mythos]] von Herkunft und Entstehung einer [[Nation]] geschaffen werden, der das Nationalbewusstsein fördern und damit das Bild des [[Staat]]es als [[Politik|politische]] Einheit festigen soll. In der deutschen Geschichtsschreibung des 19. und 20. Jahrhunderts sind häufig politische Interessen im Spiel. Beispielhaft sind hierfür [[Heinrich von Sybel]] und [[Heinrich von Treitschke]], für die die politische Funktion der Geschichtsschreibung im Vordergrund steht.


Auch die [[Politische Geschichte]] bzw. [[Universalgeschichte]] oder [[Weltgeschichte]] wurde lange Zeit fast ausschließlich aus nationalstaatlicher Perspektive betrachtet. [[Adolphe Thiers]], [[Jules Michelet]], [[Hippolyte Taine]], [[Alexis de Tocqueville]] und [[Thomas Macaulay, 1. Baron Macaulay|Thomas Babbington Macaulay]] repräsentieren diese Art der Geschichtsschreibung in [[Europa]] außerhalb [[Deutschland]]s.
Auch wenn es eine Nationalgeschichtsschreibung außerhalb von Europa gibt, so ist doch hierbei ein [[Eurozentrismus]] unverkennbar. Die neuen Geschichtskonzepte [[Transnationale Geschichte]] oder [[Globalgeschichte]] u. A. wollen den Europazentrismus als auch die nationalstaatlich fixierte Geschichtsbetrachtung zugunsten einer multinationalen Geschichtsbetrachtung, die zugleich auch dem Prozess der [[Globalisierung]] Rechnung trägt, aufbrechen.

Auch wenn es eine Nationalgeschichtsschreibung außerhalb von Europa gibt, so ist doch hierbei ein [[Eurozentrismus]] unverkennbar. Die neuen Geschichtskonzepte [[Transnationale Geschichte]] oder [[Globalgeschichte]] u. a. wollen den Europazentrismus als auch die nationalstaatlich fixierte Geschichtsbetrachtung zugunsten einer multinationalen Geschichtsbetrachtung, die zugleich auch dem Prozess der [[Globalisierung]] Rechnung trägt, aufbrechen.


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== Weblinks ==
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* [http://web.uni-frankfurt.de/fb08/HS/Schorn/IGK/kolleg/FF_2/Dokumente/Nationale%20Geschichte%20als%20Artefakt%20im%2019.%20und%2020.%20Jahrhundert%20.pdf Nationale Geschichte als Artefakt im 19. und 20. Jahrhundert (PDF)] (106 kB)
* [https://www.geschichte.uni-frankfurt.de/43387900/Nationale_Geschichte.pdf Nationale Geschichte als Artefakt im 19. und 20. Jahrhundert (PDF)] (21,5 kB)
* Marco Platania: [https://www.sehepunkte.de/2011/02/18459.html Rezension von: ''Nationalgeschichte als Artefakt''] auf Sehepunkte Ausgabe 11 (2011), Nr. 2 abgerufen am 28. März 2018
* [https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/280566/nationalgeschichte-und-globalgeschichte/ Julia Angster: ''Nationalgeschichte und Globalgeschichte. Wege zu einer "Denationalisierung" des historischen Blicks''], Aus: Politik und Zeitgeschichte (APuZ), Bundeszentrale für politische Bildung 2018


[[Kategorie:Geschichtsschreibung]]
[[Kategorie:Geschichtsschreibung]]

Aktuelle Version vom 11. Februar 2024, 18:41 Uhr

Die Nationalgeschichte ist ein Deutungsmuster und zugleich eine Art von Geschichtsschreibung, bei der die Geschichte aus der nationalstaatlichen Perspektive betrachtet wird. Dabei soll, wissenschaftlich verbrämt, ein Mythos von Herkunft und Entstehung einer Nation geschaffen werden, der das Nationalbewusstsein fördern und damit das Bild des Staates als politische Einheit festigen soll. In der deutschen Geschichtsschreibung des 19. und 20. Jahrhunderts sind häufig politische Interessen im Spiel. Beispielhaft sind hierfür Heinrich von Sybel und Heinrich von Treitschke, für die die politische Funktion der Geschichtsschreibung im Vordergrund steht.

Auch die Politische Geschichte bzw. Universalgeschichte oder Weltgeschichte wurde lange Zeit fast ausschließlich aus nationalstaatlicher Perspektive betrachtet. Adolphe Thiers, Jules Michelet, Hippolyte Taine, Alexis de Tocqueville und Thomas Babbington Macaulay repräsentieren diese Art der Geschichtsschreibung in Europa außerhalb Deutschlands.

Auch wenn es eine Nationalgeschichtsschreibung außerhalb von Europa gibt, so ist doch hierbei ein Eurozentrismus unverkennbar. Die neuen Geschichtskonzepte Transnationale Geschichte oder Globalgeschichte u. a. wollen den Europazentrismus als auch die nationalstaatlich fixierte Geschichtsbetrachtung zugunsten einer multinationalen Geschichtsbetrachtung, die zugleich auch dem Prozess der Globalisierung Rechnung trägt, aufbrechen.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Christoph Conrad; Sebastian Conrad (Hrsg.): Die Nation schreiben. Geschichtswissenschaft im internationalen Vergleich. Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 2002, ISBN 978-3-525-36260-0.
  • Caspar Hirschi: Art. Nationalgeschichte, in: Enzyklopädie der Neuzeit, Bd. 8, Stuttgart, Sp. 1084–1087.
  • Niklas Lenhard-Schramm: Konstrukteure der Nation. Geschichtsprofessoren als politische Akteure in Vormärz und Revolution 1848/49. Münster/New York 2014.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wiktionary: Nationalgeschichte – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen