„Majestas Domini“ – Versionsunterschied

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Die '''Majestas Domini''' ([[Lateinische Sprache|lat]]. für ‚Herrlichkeit des Herrn‘) ist ein besonders im [[Mittelalter]] beliebtes Bildschema, bei dem [[Jesus Christus]] auf seinem [[Thron]], oft auch in einer [[Mandorla]]<ref>Beispiel für Ausnahmen (nur vier Engelwesen an den sonst üblichen Symbolpositionen): Thronender Christus, [[Exultet-Rolle]], Ms. 3, Troia (12. Jahrhundert), Abb.: [[Hermann Fillitz]] (Hg.): ''Das Mittelalter I.'' Propyläen Kunstgeschichte Bd. 5, Berlin 1969</ref> und umgeben von den vier [[Evangelistensymbole|Symbolen der Evangelisten]] dargestellt wird. Die vier geflügelten Wesen sind [[Ezechiel]] {{BB|Ez|1|4–20}} und der [[Offenbarung des Johannes|Offenbarung]] {{BB|Offb|4|6–8}} entlehnt und werden seit dem 2. Jahrhundert als Sinnbilder der [[Evangelist (Neues Testament)|Evangelisten]] verwendet. Häufig hält Christus in seiner linken Hand das [[Buch des Lebens]] und seine rechte ist im Sprech- oder [[Segensgestus]] erhoben.
[[Bild:MajestasDominiHitdaC.jpg|thumb|upright|Majestas Domini aus dem [[Hitda-Codex]] ([[Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt]], Hs. 1640, fol. 7r]]
[[Datei:F08.Lavaudieu.0128.JPG|thumb|upright|Majestas Domini [[Abtei Saint-André (Lavaudieu)]], Ausschnitt aus Fresko im Refektorium ]]


== Herkunft ==
Die '''Majestas Domini''' („Herrlichkeit Gottes“) ist ein besonders im [[Mittelalter]] beliebtes Bildschema, bei dem [[Jesus Christus]] auf seinem [[Thron]] und/oder in einer [[Mandorla]] und meistens<ref>Beispiel für Ausnahmen (nur vier Engelwesen an den sonst üblichen Symbolpositionen): Thronender Christus, Exultet-Rolle, Ms. 3, Troia (12 Jahrhundert), Abb.: [[Hermann Fillitz]] (Hg.): ''Das Mittelalter I.'' Propyläen Kunstgeschichte Bd. 5, Berlin 1969)</ref> von vier geflügelten [[Evangelistensymbole|Symbolen]] umgeben dargestellt wird. Diese vier Wesen sind [[Ezechiel]] {{BB|Ez|1|4-20}} und [[Offenbarung des Johannes|Offenbarung]] {{BB|Offb|4|6-8}} entlehnt und werden seit dem 2. Jahrhundert als Sinnbilder der [[Evangelist (Neues Testament)|Evangelisten]] verwendet. Häufig hält Christus in seiner linken Hand das [[Buch des Lebens]] und seine rechte ist im Sprech- oder [[Segensgestus]] erhoben.
Die ''Herrlichkeit Gottes'' (hebräisch כָּבוֹד kāḇōd, altgriechisch δόξα dóxa - ''[[kabod]] [[JHWH]]'') erscheint in [[Exodus (Bibel)|Exodus]] {{BB|Ex|16|10}} (im Kontext des Mannawunders) und von daher an vielen Stellen in einer Wolke: In seiner Herrlichkeit zeigt und verhüllt sich Gott zugleich. Doch sie ''wohnt'' in seinem Heiligtum, dem Offenbarungszelt bzw. dem [[Jerusalemer Tempel|Tempel]] in [[Jerusalem]] (vgl. Exodus {{BB|Ex|40|34}},[[1. Buch der Könige]] {{BB|1Kön|8|11}} u.ö.)


Biblische Grundlage für diese Darstellung sind vor allem [[Jesaja]] {{BB|Jes|66|1}} „Der Himmel ist mein Stuhl und die Erde meine Fußbank“ und Ezechiel {{BB|Ez|1|26-28}} „Auf dem, was einem Thron glich, saß eine Gestalt, die wie ein Mensch aussah. Oberhalb von dem, was wie seine Hüften aussah, sah ich etwas wie Feuer und ringsum einen hellen Schein. Wie der Anblick des Regenbogens, der sich an einem Regentag in den Wolken zeigt, so war der helle Schein ringsum. So etwa sah die Herrlichkeit des Herrn aus.
Biblische Grundlage für christliche die Darstellung sind vor allem [[Jesaja]] {{BB|Jes|66|1}} ''Der Himmel ist mein Stuhl und die Erde meine Fußbank'' und Ezechiel {{BB|Ez|1|26–28}} ''Auf dem, was einem Thron glich, saß eine Gestalt, die wie ein Mensch aussah. Oberhalb von dem, was wie seine Hüften aussah, sah ich etwas wie Feuer und ringsum einen hellen Schein. Wie der Anblick des Regenbogens, der sich an einem Regentag in den Wolken zeigt, so war der helle Schein ringsum. So etwa sah die Herrlichkeit des Herrn aus.''


== Entstehung ==
Nicht als [[Illustration]] eines bestimmten Bibelverses, sondern angeregt durch verschiedene biblische [[Vision (Religion)|Visionen]], [[Theologie|theologische]] Deutungen und [[Liturgie|liturgische]] Texte, entstand dieser Bildtyp ab dem 5. Jahrhundert. In karolingischer Zeit (639-987) bildete sich die gültige bleibende Darstellungsform heraus. Nach 1300 jedoch verlor der Bildtyp seine Bedeutung.
Nicht als [[Illustration]] eines bestimmten Bibelverses, sondern angeregt durch verschiedene biblische [[Vision (Religion)|Visionen]], [[Theologie|theologische]] Deutungen und [[Liturgie|liturgische]] Texte, entstand dieser Bildtyp ab dem 5. Jahrhundert. In karolingischer Zeit (639–987) bildete sich die gültige bleibende Darstellungsform heraus. Nach 1300 jedoch verlor der Bildtyp seine Bedeutung.


== Verwendung ==
Die Majestas-Domini-Darstellungen zieren ganzseitig den Beginn von [[Evangeliar]]en und füllen Apsiskalotten. Die Kathedralskulptur zeigt sie in den [[Tympanon (Architektur)|Tympana]] der Portale.
Die Majestas-Domini-Darstellungen zieren oft ganzseitig den Beginn von [[Evangeliar]]en und füllen Apsiskalotten. Die Kathedralskulptur zeigt sie in den [[Tympanon (Architektur)|Tympana]] der Portale.
[[Bild:Majestas Domini Arles.JPG|thumb|upright|Majestas Domini am Portal der Kathedrale St.Trophime in Arles (12. Jahrhundert)]]
Das Motiv kommt auch in Verbindung mit anderen Themen vor. Besonders bei Erweiterungen um Motive der Apokalypse (24 Älteste, 12 Apostel) verschiebt sich der Akzent zum [[Jüngstes Gericht|Jüngsten Gericht]], wie zum Beispiel im Ensemble des [[Santa Maria del Fiore|Doms Santa Maria]] in [[Florenz]] als Kuppelmosaik im [[Baptisterium]]<ref>[http://www.fischer-oberschwaben.de/Winter/engel-Baptisterium_Florenz_Kuppel_Engelchoere.jpg Kuppelmosaik Baptisterium] vor dem Dom Santa Maria in Florenz.</ref> , erschaffen von [[Giotto di Bondone|Giotto]] im 13./14. Jahrhundert.


Das Motiv kommt auch in Verbindung mit anderen Themen vor. Besonders bei Erweiterungen um Motive der Apokalypse (24 Älteste, 12 Apostel) verschiebt sich der Akzent zum [[Jüngstes Gericht|Jüngsten Gericht]], wie zum Beispiel im Ensemble des [[Santa Maria del Fiore|Doms Santa Maria]] in [[Florenz]] als Kuppelmosaik im [[Baptisterium]],<ref>{{Webarchiv|url=http://www.fischer-oberschwaben.de/Winter/engel-Baptisterium_Florenz_Kuppel_Engelchoere.jpg |wayback=20160111081818 |text=Kuppelmosaik Baptisterium |archiv-bot=2019-04-29 05:42:28 InternetArchiveBot }} vor dem Dom Santa Maria in Florenz.</ref> erschaffen von [[Giotto di Bondone|Giotto]] im 13./14. Jahrhundert.
== Einzelnachweis ==

<references/>
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MajestasDominiHitdaC.jpg|Majestas Domini aus dem [[Hitda-Codex]] ([[Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt]], Hs. 1640, fol. 7r)
Majestas Domini Arles.JPG|Majestas Domini am Portal der [[Kathedrale Saint-Trophime]] in Arles (12. Jahrhundert)
F08.Lavaudieu.0128.JPG|Majestas Domini [[Abtei Saint-André (Lavaudieu)]], Ausschnitt aus Fresko im Refektorium
Peintures murales Jaleyrac 2.jpg|Majestas Domini von [[Jaleyrac]]
St Johann im Dorf Majestas Domini ca 1330 35.jpg|Die Majestas-Domini-Darstellung von ca. 1330/35 in [[St. Johann im Dorf]] in [[Bozen]]
</gallery>

== Siehe auch ==
* [[Pantokrator]]
* [[Christus König]]
* [[Gloria]]

== Einzelnachweise ==
<references />

== Weblinks ==
{{Commonscat|Christ in Majesty|Majestas Domini|audio=1|video=0}}
* {{WiBiLex|46891|Herrlichkeit (NT)|Autoren=Nicole Chibici-Revneanu|Abruf=2023-10-02}}

{{Normdaten|TYP=s|GND=4168653-6}}


[[Kategorie:Christliche Kunst (Christus)]]
[[Kategorie:Christliche Kunst (Christus)]]
[[Kategorie:Mittelalter]]
[[Kategorie:Bildende Kunst des Mittelalters]]
[[Kategorie:Christus König]]
[[Fr:Christ en gloire]]

Aktuelle Version vom 6. April 2024, 10:33 Uhr

Die Majestas Domini (lat. für ‚Herrlichkeit des Herrn‘) ist ein besonders im Mittelalter beliebtes Bildschema, bei dem Jesus Christus auf seinem Thron, oft auch in einer Mandorla[1] und umgeben von den vier Symbolen der Evangelisten dargestellt wird. Die vier geflügelten Wesen sind Ezechiel 1,4–20 EU und der Offenbarung 4,6–8 EU entlehnt und werden seit dem 2. Jahrhundert als Sinnbilder der Evangelisten verwendet. Häufig hält Christus in seiner linken Hand das Buch des Lebens und seine rechte ist im Sprech- oder Segensgestus erhoben.

Herkunft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Herrlichkeit Gottes (hebräisch כָּבוֹד kāḇōd, altgriechisch δόξα dóxa - kabod JHWH) erscheint in Exodus 16,10 EU (im Kontext des Mannawunders) und von daher an vielen Stellen in einer Wolke: In seiner Herrlichkeit zeigt und verhüllt sich Gott zugleich. Doch sie wohnt in seinem Heiligtum, dem Offenbarungszelt bzw. dem Tempel in Jerusalem (vgl. Exodus 40,34 EU,1. Buch der Könige 8,11 EU u.ö.)

Biblische Grundlage für christliche die Darstellung sind vor allem Jesaja 66,1 EU Der Himmel ist mein Stuhl und die Erde meine Fußbank und Ezechiel 1,26–28 EU Auf dem, was einem Thron glich, saß eine Gestalt, die wie ein Mensch aussah. Oberhalb von dem, was wie seine Hüften aussah, sah ich etwas wie Feuer und ringsum einen hellen Schein. Wie der Anblick des Regenbogens, der sich an einem Regentag in den Wolken zeigt, so war der helle Schein ringsum. So etwa sah die Herrlichkeit des Herrn aus.

Entstehung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nicht als Illustration eines bestimmten Bibelverses, sondern angeregt durch verschiedene biblische Visionen, theologische Deutungen und liturgische Texte, entstand dieser Bildtyp ab dem 5. Jahrhundert. In karolingischer Zeit (639–987) bildete sich die gültige bleibende Darstellungsform heraus. Nach 1300 jedoch verlor der Bildtyp seine Bedeutung.

Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Majestas-Domini-Darstellungen zieren oft ganzseitig den Beginn von Evangeliaren und füllen Apsiskalotten. Die Kathedralskulptur zeigt sie in den Tympana der Portale.

Das Motiv kommt auch in Verbindung mit anderen Themen vor. Besonders bei Erweiterungen um Motive der Apokalypse (24 Älteste, 12 Apostel) verschiebt sich der Akzent zum Jüngsten Gericht, wie zum Beispiel im Ensemble des Doms Santa Maria in Florenz als Kuppelmosaik im Baptisterium,[2] erschaffen von Giotto im 13./14. Jahrhundert.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Beispiel für Ausnahmen (nur vier Engelwesen an den sonst üblichen Symbolpositionen): Thronender Christus, Exultet-Rolle, Ms. 3, Troia (12. Jahrhundert), Abb.: Hermann Fillitz (Hg.): Das Mittelalter I. Propyläen Kunstgeschichte Bd. 5, Berlin 1969
  2. Kuppelmosaik Baptisterium (Memento des Originals vom 11. Januar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.fischer-oberschwaben.de vor dem Dom Santa Maria in Florenz.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Majestas Domini – Sammlung von Bildern und Audiodateien