„Magister artium“ – Versionsunterschied

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Als akademische Grade vergab die Artistenfakultät nach einem [[Examen]] den Titel des ''[[baccalaureus artium]]'' und darauf aufbauend nach dem zweiten Examen den ''[[Magister artium]]''. Die [[Lehrbefugnis]] (''licentia docendi'') in den Artes liberales war teilweise schon im Rahmen des Bakkalaureats zu erwerben, vollständig aber erst mit dem Magister. An dessen Stelle trat dann ab dem [[15. Jahrhundert]] der [[Doktor]] (''Doctor philosophiae'').
Als akademische Grade vergab die Artistenfakultät nach einem [[Examen]] den Titel des ''[[baccalaureus artium]]'' und darauf aufbauend nach dem zweiten Examen den ''[[Magister artium]]''. Die [[Lehrbefugnis]] (''licentia docendi'') in den Artes liberales war teilweise schon im Rahmen des Bakkalaureats zu erwerben, vollständig aber erst mit dem Magister. An dessen Stelle trat dann ab dem [[15. Jahrhundert]] der [[Doktor]] (''Doctor philosophiae'').


Die ''[[Magister artium|Magistri artium]]'' ("[[Lehrer]] der Künste") nahmen in der Zeit der [[Scholastik]] in den bisherigen Lehrstoff philosophische Texte aus neuen Übersetzungne von [[Aristoteles]] und seiner arabischen Kommentatoren auf. Hingegen traten [[Rhetorik]] und [[Musik]] in den Hintergrund, desgleichen [[Grammatik]], sofern man sie nicht als eine Art Sprachlogik weiterführte. Bedeutender wurde hingegen die [[Dialektik]], die mit den mathematisch-naturwissenschaftlich geprägten ''Artes'' (Arithmetik, Geometrie, Astronomie) quasi zu einem Studium der [[Physik]] und [[Metaphysik]] ausgebaut wurde. Dazu kamen als "praktische Philosophie" [[Lehrveranstaltung]]en zu [[Ethik]], [[Ökonomie|Wirtschaft]] und [[Politik]].
Die ''[[Magister artium|Magistri artium]]'' ("[[Lehrer]] der Künste") nahmen in der Zeit der [[Scholastik]] in den bisherigen Lehrstoff philosophische Texte aus neuen Übersetzungen von [[Aristoteles]] und seiner arabischen Kommentatoren auf. Hingegen traten [[Rhetorik]] und [[Musik]] in den Hintergrund, desgleichen [[Grammatik]], sofern man sie nicht als eine Art Sprachlogik weiterführte. Bedeutender wurde hingegen die [[Dialektik]], die mit den mathematisch-naturwissenschaftlich geprägten ''Artes'' (Arithmetik, Geometrie, Astronomie) quasi zu einem Studium der [[Physik]] und [[Metaphysik]] ausgebaut wurde. Dazu kamen als "praktische Philosophie" [[Lehrveranstaltung]]en zu [[Ethik]], [[Ökonomie|Wirtschaft]] und [[Politik]].


Die ''Magistri'' hatten also in ihren Vorlesungen und Praktika einen [[Lehrstoff]] zu vertreten, der im [[Frühmittelalter]] recht klar abgegrenzt war, spätewr aber unter dem Einfluss der aristotelischen Philosophie eine starke Ausweitung hin zur Physik erfuhr. Die "Wort-Lehrfächer" des [[Trivium]]s verloren dabei etwas an Bedeutung, ebenso wie die Lehrberechtigung der Magistri ab dem 15. Jahrhundert.
Die ''Magistri'' hatten also in ihren Vorlesungen und Praktika einen [[Lehrstoff]] zu vertreten, der im [[Frühmittelalter]] recht klar abgegrenzt war, später aber unter dem Einfluss der aristotelischen Philosophie eine starke Ausweitung hin zur Physik erfuhr. Die "Wort-Lehrfächer" des [[Trivium]]s verloren dabei etwas an Bedeutung, ebenso wie die Lehrberechtigung der Magistri ab dem 15. Jahrhundert.


=== Parallelitäten zu heute ===
=== Parallelitäten zu heute ===

Version vom 5. Januar 2007, 04:47 Uhr

Die Bezeichnung magister artium war im Mittelalter der akademische Grad, den ein Student nach dem Studium der sieben Freien Künste erhielt. Dies waren

Nach erfolgreicher Absolvierung dieser artes, welche die damaligen Grundlagen-Wissenschaften darstellten, hatte der nun Graduierte das Recht, für die jüngeren Studenten die ersten drei Künste, das Trivium (Dreiweg) zu lehren. Damit hatte er in etwa die Aufgabe eines heutigen Studien- oder Hochschulassistenten.

Zum Kanon der "sieben Künste"

In der griechischen Antike waren die 7 Fächer zwar schon benannt, bildeten aber noch keinen Kanon. Die vier mathematischen Fächer wurden hingegen erstmals in Platons Politeia als jene Lehrgegenstände genannt, die bei der Ausbildung des "idealen Staatsmannes" neben der Philosophie wesentlich zur Vernunfterkenntnis führen.

enzyklopädisch behandelte sie erst Varro (1. Jahrhundert) in den Disciplinae, die sich auch mit Medizin und Architektur befassten, sowie Cicero. In die übliche Zählung brachte sie Seneca der Jüngere, die im Mittelalter u.a. von Martianus Capella übernommen und im Lehrgedicht Von der Hochzeit Merkurs und der Philologie als Hochzeitsgaben besang. Weiter ausgeführt wurde ihr Lehrstoff durch Cassiodor und Isidor von Sevilla (Etymologiae). Wie an mittelalterlichen Hochschulen üblich, wurden ergänzend auch griechische Autoren vorgetragen (siege begriff "Vorlesung"), z.B. bei der Grammatik Donatus, für die Rhetorik Rhetorica ad Herrenium, für die Arithmetik und Musik die beiden Institutiones von Boëthius und für die Dialektik dessen Sekundärliteratur zu Aristoteles' Organon.

Magistri als Lehrer der Artes liberales

Der Unterricht in den 7 Künsten stand als ein Propädeutikum zwischen dem

Der Lehrstoff der Artes wurde teilweise oder großteils in den Klosterschulen und Domsachulen vermittelt, sowie durch "freie Magister" und in städtischen Schulen.

Als die Universitäten entstanden, wurden sie in 4 Fakultäten gegliedert, von denen die Artistenfakultät (Facultas Artium) für die freien Künste zuständig war und zur Vorläuferin der Philosophischen Fakultät wurde. Mit den "Hauptfakultäten" Theologie, Recht und Medizin) wurde sie in das Studium Generale integriert.

Als akademische Grade vergab die Artistenfakultät nach einem Examen den Titel des baccalaureus artium und darauf aufbauend nach dem zweiten Examen den Magister artium. Die Lehrbefugnis (licentia docendi) in den Artes liberales war teilweise schon im Rahmen des Bakkalaureats zu erwerben, vollständig aber erst mit dem Magister. An dessen Stelle trat dann ab dem 15. Jahrhundert der Doktor (Doctor philosophiae).

Die Magistri artium ("Lehrer der Künste") nahmen in der Zeit der Scholastik in den bisherigen Lehrstoff philosophische Texte aus neuen Übersetzungen von Aristoteles und seiner arabischen Kommentatoren auf. Hingegen traten Rhetorik und Musik in den Hintergrund, desgleichen Grammatik, sofern man sie nicht als eine Art Sprachlogik weiterführte. Bedeutender wurde hingegen die Dialektik, die mit den mathematisch-naturwissenschaftlich geprägten Artes (Arithmetik, Geometrie, Astronomie) quasi zu einem Studium der Physik und Metaphysik ausgebaut wurde. Dazu kamen als "praktische Philosophie" Lehrveranstaltungen zu Ethik, Wirtschaft und Politik.

Die Magistri hatten also in ihren Vorlesungen und Praktika einen Lehrstoff zu vertreten, der im Frühmittelalter recht klar abgegrenzt war, später aber unter dem Einfluss der aristotelischen Philosophie eine starke Ausweitung hin zur Physik erfuhr. Die "Wort-Lehrfächer" des Triviums verloren dabei etwas an Bedeutung, ebenso wie die Lehrberechtigung der Magistri ab dem 15. Jahrhundert.

Parallelitäten zu heute

Ein ähnlicher Vorgang in den Lehrinhalten ist heute zu beobachten, wo in den letzten Jahrzehnten zunächst Latein als Grundlage vieler Studien abdanken musste, und eher technische Fähigkeiten an die Stelle der Formulierkunst und Argumentation traten. Inzwischen ist festzustellen, dass die Ausdrucksfähigkeit der Studenten im längerfristigen Durchschnitt abnimmt, während das Fachwissen eher zunimmt. Ersterem Nachteil wird derzeit an vielen Hochschulen dadurch entgegen gewirkt, dass die Studierenden mehr Referate als früher zu halten haben.

Wie im Mittelalter das Studium an der Artistenfakultät eine Vorbedingung für jenes an den drei anderen Fakultäten war, kann man heute den Großteil des Baccalaureats - die Lehrinhalte der ersten 3-4 Semester - als Basis für das Hauptstudium ansehen. Die Inhalte selbst haben sich allerdings deutlich von der Geistes- zum Naturwissenschaftlichen Seite verschoben.