„Lina Wertmüller“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
→‎Biografie: "Leben und Werk" fasst es besser als nur "Biografie", weil viel über ihr Werk reflektiert wird. 1967 Western mit Elsa Martinelli vor den 70er Jahren: https://www.sueddeutsche.de/kultur/lina-wertmueller-nachruf-1.5484282.
 
(16 dazwischenliegende Versionen von 13 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
[[Datei:Lina Wertmuller - foto di Augusto De Luca.jpg|miniatur|Lina Wertmüller: Porträt – [[Augusto De Luca]]]]
[[Datei:Lina Wertmuller - foto di Augusto De Luca.jpg|miniatur|Lina Wertmüller: Porträt – [[Augusto De Luca]] (1987)]]
'''Lina Wertmüller''' (* [[14. August]] [[1928]] in [[Rom]]; † [[9. Dezember]] [[2021]] ebenda; eigentlich ''Arcangela Felice Assunta Wertmüller von Elgg Spanol von Braueich'') war eine [[Italien|italienische]] [[Filmregisseur]]in. Für ihren Film ''[[Sieben Schönheiten (Film)|Sieben Schönheiten]]'' (1975) wurde sie als erste Frau überhaupt für einen [[Oscar]] in der Kategorie ''[[Oscar/Beste Regie|Beste Regie]]'' nominiert, 2019 erhielt sie den [[Ehrenoscar]].
'''Lina Wertmüller''' (* [[14. August]] [[1928]] in [[Rom]]; † [[9. Dezember]] [[2021]] ebenda; eigentlich ''Arcangela Felice Assunta Wertmüller von Elgg Spanol von Braueich'') war eine [[Italien|italienische]] [[Filmregisseur]]in. Für ihren Film ''[[Sieben Schönheiten (Film)|Sieben Schönheiten]]'' (1975) wurde sie als erste Frau überhaupt für einen [[Oscar]] in der Kategorie ''[[Oscar/Beste Regie|Beste Regie]]'' nominiert, 2020 erhielt sie den [[Ehrenoscar]].<ref>{{Internetquelle |autor=Silvia Pingitore |url=https://the-shortlisted.co.uk/lina-wertmuller-interview-oscar/ |titel=The first woman nominated for Best Director in 1977: interview with Academy Honorary Award winner Lina Wertmüller |werk=the-shortlisted.co.uk |datum=2020-06-22 |sprache=en-GB |abruf=2022-02-12}}</ref>


== Leben und Werk ==
== Leben und Werk ==
Lina Wertmüllers Vater war ein römischer Rechtsanwalt, der einer [[Schweiz]]er Adelsfamilie entstammte, den [[Werdmüller (Familie)|Werdmüller]] von [[Schloss Elgg|Elgg]].<ref>{{Webarchiv|url=http://www.renaissance-theater.de/rtberlin/archiv/ren_gia2.htm |wayback=20051215164208 |text=Lina Wertmüller}}, Biographie vom [[Renaissance-Theater Berlin]], 1998.</ref> 1945 nahm sie gegen den Willen ihres Vaters ein Studium an der [[Accademia nazionale d’arte drammatica|Accademia d’arte drammatica]] in Rom auf, das sie 1951 mit einem Diplom<ref>[http://www.mymovies.it/biografia/?r=1933 Lina Wertmüller, Biografie] bei MYmovies.it</ref> abschloss.
Lina Wertmüllers Vater war ein Rechtsanwalt aus Rom, der einer [[Schweiz]]er Adelsfamilie entstammte, den [[Werdmüller (Familie)|Werdmüller]] von [[Schloss Elgg|Elgg]].<ref>{{Webarchiv|url=http://www.renaissance-theater.de/rtberlin/archiv/ren_gia2.htm |wayback=20051215164208 |text=Lina Wertmüller}}, Biographie vom [[Renaissance-Theater Berlin]], 1998.</ref> 1945 nahm sie gegen den Willen ihres Vaters ein Studium an der [[Accademia nazionale d’arte drammatica|Accademia d’arte drammatica]] in Rom auf, das sie 1951 mit einem Diplom<ref>[https://www.mymovies.it/biografia/?r=1933 Lina Wertmüller, Biografie] bei MYmovies.it</ref> abschloss.


Sie gründete im selben Jahr die Theatergruppe ''Harlequin'', schrieb selbst erste Stücke und ging auf Tournee durch Europa. Zurück in Rom arbeitete sie als Journalistin, Schauspielerin, Autorin, Bühnenbildnerin und Regieassistentin. Wertmüller schloss sich einem Puppen- und Marionettentheater an.
Sie gründete im selben Jahr die Theatergruppe ''Harlequin'', schrieb selbst erste Stücke und ging auf Tournee durch Europa. Zurück in Rom arbeitete sie als Journalistin, Schauspielerin, Autorin, Bühnenbildnerin und Regieassistentin. Wertmüller schloss sich einem Puppen- und Marionettentheater an.


Durch ihre enge Freundschaft mit [[Marcello Mastroianni]] und dessen Frau [[Flora Carabella]] kam sie zum Film. Carabella vermittelte sie 1963 als [[Regieassistent]]in für [[Federico Fellini]] zu den Dreharbeiten von ''[[Achteinhalb]]'' ''(8½)''. Im Jahr darauf entstand mit ''[[Die Basilisken]]'' der erste Film unter ihrer Regie. Er schildert das Leben im verarmten Süden Italiens – ein Motiv, das auch in ihren späteren Filmen immer wieder aufscheint. 1967 drehte sie den Western [[Mein Körper für ein Pokerspiel|Mein Körper für ein Pokerspie]]<nowiki/>l mit [[Elsa Martinelli]].<ref>{{Internetquelle |autor=Fritz Göttler |url=https://www.sueddeutsche.de/kultur/lina-wertmueller-nachruf-1.5484282 |titel=Zum Tod von Lina Wertmüller: „Ironie ist mein treuer Weggefährte“ |sprache=de |abruf=2021-12-12}}</ref>
Durch ihre enge Freundschaft mit [[Marcello Mastroianni]] und dessen Frau [[Flora Carabella]] kam sie zum Film. Carabella vermittelte sie 1963 als [[Regieassistent]]in für [[Federico Fellini]] zu den Dreharbeiten von ''[[Achteinhalb]]'' ''(8½)''. Im Jahr darauf entstand mit ''[[Die Basilisken]]'' der erste Film unter ihrer Regie und gewann den Regiepreis beim [[Filmfestival von Locarno]]. Er schildert das Leben im verarmten Süden Italiens – ein Motiv, das auch in ihren späteren Filmen immer wieder aufscheint. 1967 drehte sie den Western [[Mein Körper für ein Pokerspiel]] mit [[Elsa Martinelli]].<ref>{{Internetquelle |autor=Fritz Göttler |url=https://www.sueddeutsche.de/kultur/lina-wertmueller-nachruf-1.5484282 |titel=Zum Tod von Lina Wertmüller: „Ironie ist mein treuer Weggefährte“ |sprache=de |abruf=2021-12-12}}</ref>


Es folgten einige andere Filme mit bescheidenem Erfolg. Ihren Durchbruch schaffte Wertmüller 1972 mit einer Serie von vier Filmen mit dem italienischen Schauspieler [[Giancarlo Giannini]] in der Hauptrolle. Das letzte Werk dieser Serie, ''[[Sieben Schönheiten (Film)|Sieben Schönheiten]]'' ''(Pasqualino Settebellezze)'' aus dem Jahr 1975 (s. auch ''[[Sieben Schönheiten (Epos)|Sieben Schönheiten]]'', Gedicht des persischen Dichters [[Nezāmi]]), wurde für vier [[Oscar]]s nominiert und war international erfolgreich. In dieser [[Groteske]] versucht ein neapolitanischer Kleinkrimineller unter anderem, das [[Konzentrationslager|KZ]] zu überleben, indem er sich einer KZ-Aufseherin sexuell zur Verfügung stellt.
Es folgten einige andere Filme mit bescheidenem Erfolg. Ihren Durchbruch schaffte Wertmüller 1972 mit einer Serie von vier Filmen mit dem italienischen Schauspieler [[Giancarlo Giannini]] in der Hauptrolle. Das letzte Werk dieser Serie, ''[[Sieben Schönheiten (Film)|Sieben Schönheiten]]'' ''(Pasqualino Settebellezze)'' aus dem Jahr 1975 (s. auch ''[[Sieben Schönheiten (Epos)|Sieben Schönheiten]]'', Gedicht des persischen Dichters [[Nezāmi]]), wurde für vier [[Oscar]]s nominiert und war international erfolgreich. In dieser [[Groteske]] versucht ein neapolitanischer Kleinkrimineller unter anderem, das [[Konzentrationslager|KZ]] zu überleben, indem er sich einer KZ-Aufseherin sexuell zur Verfügung stellt.
Zeile 19: Zeile 19:


== Politik ==
== Politik ==

Im Allgemeinen reflektieren Wertmüllers Filme stark ihre eigenen politischen Standpunkte. Ihre Hauptcharaktere sind entweder [[Kommunismus|Kommunisten]] oder [[Feminismus|Feministinnen]]. Häufig kreisen die Filme um Konflikte politischen oder sozio-ökonomischen Ursprungs. Gleichwohl sind ihre Filme selten didaktisch und setzen eher ihre persönlichen Wahrnehmungen in Bilder um.
Im Allgemeinen reflektieren Wertmüllers Filme stark ihre eigenen politischen Standpunkte. Ihre Hauptcharaktere sind entweder [[Kommunismus|Kommunisten]] oder [[Feminismus|Feministinnen]]. Häufig kreisen die Filme um Konflikte politischen oder sozio-ökonomischen Ursprungs. Gleichwohl sind ihre Filme selten didaktisch und setzen eher ihre persönlichen Wahrnehmungen in Bilder um.


Zeile 25: Zeile 24:


== Filmografie ==
== Filmografie ==
<div style="column-width:35em">
=== Autorin und Regisseurin ===
=== Autorin und Regisseurin ===
* 1963: [[Die Basilisken]] ''(I basilischi)''
* 1963: [[Die Basilisken]] ''(I basilischi)''
* 1965: Diesmal sprechen wir über Männer ''(Questa volta parliamo di uomini)''
* 1965: Diesmal sprechen wir über Männer ''(Questa volta parliamo di uomini)''
* 1966: Rita la zanzara
* 1966: Rita la zanzara
* 1967: [[Mein Körper für ein Pokerspiel]] ''(Il mio corpo per un poker)''
* 1968: [[Mein Körper für ein Pokerspiel]] ''(The Belle Starr story)''
* 1972: [[Mimi, in seiner Ehre gekränkt]] ''(Mimí metallurgico ferito nell’onore)''
* 1972: [[Mimi, in seiner Ehre gekränkt]] ''(Mimí metallurgico ferito nell’onore)''
* 1973: [[Liebe und Anarchie]] ''(Film d’amore e d’anarchia – Ovvero “Stamattina alle 10 in via dei Fiori nella nota casa di tolleranza…”)''
* 1973: [[Liebe und Anarchie]] ''(Film d’amore e d’anarchia – Ovvero “Stamattina alle 10 in via dei Fiori nella nota casa di tolleranza…”)''
Zeile 41: Zeile 41:
* 1986: [[Camorra (1986)|Camorra]] ''(Un complicato intrigo di donne, vicoli e delitti)''
* 1986: [[Camorra (1986)|Camorra]] ''(Un complicato intrigo di donne, vicoli e delitti)''
* 1987: [[Reich und gnadenlos]] ''(Notte d’estate con profilo greco, occhi a mandorla e odore di basilico)''
* 1987: [[Reich und gnadenlos]] ''(Notte d’estate con profilo greco, occhi a mandorla e odore di basilico)''
* 1989: [[Heimlich, still und leise]] ''(Il Decimo clandestino)''
* 1989: [[Heimlich, still und leise (1989)|Heimlich, still und leise]] ''(Il Decimo clandestino)''
* 1989: Diese vitale Wut ''(In una notte di chiaro di luna)''
* 1989: Diese vitale Wut ''(In una notte di chiaro di luna)''
* 1990: Samstag, Sonntag und Montag ''(Sabato, domenica e lunedì)''
* 1990: Samstag, Sonntag und Montag ''(Sabato, domenica e lunedì)''
Zeile 54: Zeile 54:
* 1970: [[Brutale Stadt]] ''(Città violenta)''
* 1970: [[Brutale Stadt]] ''(Città violenta)''
* 1970: [[Als die Frauen noch Schwänze hatten]] ''(Quando le donne avevano la coda)''
* 1970: [[Als die Frauen noch Schwänze hatten]] ''(Quando le donne avevano la coda)''
* 1972: [[Bruder Sonne, Schwester Mond]] ''(Fratello sole, sorella luna)''
* 1972: Toll trieben es die alten Germanen ''(Quando le donne persero la coda)''
* 1972: Toll trieben es die alten Germanen ''(Quando le donne persero la coda)''
</div>


== Filmdokumentation ==
== Filmdokumentation ==
Zeile 64: Zeile 66:


== Literatur ==
== Literatur ==
* ''Lina Wertmüller.'' Mit Beiträgen von [[Wolfgang Jacobsen]], [[Gertrud Koch (Filmwissenschaftlerin)|Gertrud Koch]], [[Christa Maerker]], [[Helke Sander]] und Giovanni Spagnoletti. Erschienen 1988 als 40. Band in der ''Reihe Film'' im Hanser Verlag, München/Wien in Zusammenarbeit mit der [[Deutsche Kinemathek|Stiftung Deutsche Kinemathek]], Berlin.
* [[Wolfgang Jacobsen]]: ''Lina Wertmüller.'' Hanser, München / Wien 1988. ( Filmographie und Literaturverzeichnis S. 197–223.)
* Claudia Cascone: ''Süditalien inszeniert von Lina Wertmüller.'' [[Universität der Künste Berlin]], Berlin, Diplomarbeit, 2002.
* Claudia Cascone: ''Süditalien inszeniert von Lina Wertmüller.'' [[Universität der Künste Berlin]], Berlin, Diplomarbeit, 2002.
* Grace Russo Bullaro: ''Man in disorder. The cinema of Lina Wertmüller in the 1970s.'' Troubador Publishing, Leicester 2006, ISBN 978-1-905886-39-5.
* Grace Russo Bullaro: ''Man in disorder. The cinema of Lina Wertmüller in the 1970s.'' Troubador Publishing, Leicester 2006, ISBN 978-1-905886-39-5.
* Marcus Stiglegger: ''Lina Wertmüller * 1928''. In: [[Thomas Koebner]] (Hrsg.): ''Filmregisseure. Biographien, Werkbeschreibungen, Filmographien.'' 3., aktualisierte und erweiterte Auflage. Reclam, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-15-010662-4, S. 817–819.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|3=S}}
{{Commonscat|audio=0|video=0}}
* {{DNB-Portal|118832603}}
* {{DNB-Portal|118832603}}
* {{Worldcat id|lccn-n82047285}}
* {{IMDb|nm0921631}}
* {{IMDb|nm0921631}}
* {{Helveticat-GND|gnd=118832603}}
* {{Helveticat-GND|gnd=118832603}}
* [https://www.welt.de/welt_print/article2306417/Die-Regisseurin-Lina-Wertmueller-wird-80.html „Die Regisseurin Lina Wertmüller wird 80“], [[Die Welt]], 14. August 2008
* [https://www.welt.de/welt_print/article2306417/Die-Regisseurin-Lina-Wertmueller-wird-80.html „Die Regisseurin Lina Wertmüller wird 80“], [[Die Welt]], 14. August 2008
* {{Webarchiv | url=http://www.netzeitung.de/kultur/316835.html | wayback=20070929121855 | text=«Hollywood darf unser Kino nicht kaputtmachen»}}, [[Netzeitung]], 13. Dezember 2004, Interview
* {{Webarchiv | url=http://www.netzeitung.de/kultur/316835.html | wayback=20070929121855 | text=«Hollywood darf unser Kino nicht kaputtmachen»}}, [[Netzeitung]], 13. Dezember 2004, Interview
* [http://www.tagesspiegel.de/kultur/wir-sind-die-grossen-enttaeuschten/376788.html „Wir sind die großen Enttäuschten“], [[Tagesspiegel]], 30. Dezember 2002, Interview
* [https://www.tagesspiegel.de/kultur/wir-sind-die-grossen-enttaeuschten/376788.html „Wir sind die großen Enttäuschten“], [[Tagesspiegel]], 30. Dezember 2002, Interview
* [https://www.cargo-film.de/film/nachruf/wertmuller/ „Oscarina. Ein Nachruf auf Lina Wertmüller “], [[Cargo (Filmzeitschrift)]], 10. Dezember 2021, Nachruf


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Aktuelle Version vom 29. Januar 2024, 22:09 Uhr

Lina Wertmüller: Porträt – Augusto De Luca (1987)

Lina Wertmüller (* 14. August 1928 in Rom; † 9. Dezember 2021 ebenda; eigentlich Arcangela Felice Assunta Wertmüller von Elgg Spanol von Braueich) war eine italienische Filmregisseurin. Für ihren Film Sieben Schönheiten (1975) wurde sie als erste Frau überhaupt für einen Oscar in der Kategorie Beste Regie nominiert, 2020 erhielt sie den Ehrenoscar.[1]

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lina Wertmüllers Vater war ein Rechtsanwalt aus Rom, der einer Schweizer Adelsfamilie entstammte, den Werdmüller von Elgg.[2] 1945 nahm sie gegen den Willen ihres Vaters ein Studium an der Accademia d’arte drammatica in Rom auf, das sie 1951 mit einem Diplom[3] abschloss.

Sie gründete im selben Jahr die Theatergruppe Harlequin, schrieb selbst erste Stücke und ging auf Tournee durch Europa. Zurück in Rom arbeitete sie als Journalistin, Schauspielerin, Autorin, Bühnenbildnerin und Regieassistentin. Wertmüller schloss sich einem Puppen- und Marionettentheater an.

Durch ihre enge Freundschaft mit Marcello Mastroianni und dessen Frau Flora Carabella kam sie zum Film. Carabella vermittelte sie 1963 als Regieassistentin für Federico Fellini zu den Dreharbeiten von Achteinhalb (8½). Im Jahr darauf entstand mit Die Basilisken der erste Film unter ihrer Regie und gewann den Regiepreis beim Filmfestival von Locarno. Er schildert das Leben im verarmten Süden Italiens – ein Motiv, das auch in ihren späteren Filmen immer wieder aufscheint. 1967 drehte sie den Western Mein Körper für ein Pokerspiel mit Elsa Martinelli.[4]

Es folgten einige andere Filme mit bescheidenem Erfolg. Ihren Durchbruch schaffte Wertmüller 1972 mit einer Serie von vier Filmen mit dem italienischen Schauspieler Giancarlo Giannini in der Hauptrolle. Das letzte Werk dieser Serie, Sieben Schönheiten (Pasqualino Settebellezze) aus dem Jahr 1975 (s. auch Sieben Schönheiten, Gedicht des persischen Dichters Nezāmi), wurde für vier Oscars nominiert und war international erfolgreich. In dieser Groteske versucht ein neapolitanischer Kleinkrimineller unter anderem, das KZ zu überleben, indem er sich einer KZ-Aufseherin sexuell zur Verfügung stellt.

Lina Wertmüller (2011)

Wertmüller, die bis 2004 weiterhin eine vielfältige und erfolgreiche Karriere hatte, konnte an ihre großen Erfolge aus den 1970er-Jahren nicht mehr anknüpfen. 2019 wurde sie mit dem Ehrenoscar für ihr Lebenswerk geehrt.

Ihr erstes Theaterstück Zwei und Zwei ist nicht Vier (deutscher Titel) wurde 1969 unter der Regie von Franco Zeffirelli uraufgeführt; ihr zweites war Liebe und Magie in Mamas Küche (Uraufführung 1980, Festival von Spoleto, eigene Regie). Die deutsche Erstaufführung von Liebe und Magie in Mamas Küche fand 1987 statt (Freie Volksbühne Berlin, Inszenierung Peter Palitzsch), die Hauptrolle spielte Elisabeth Trissenaar.

Lina Wertmüller war mit dem Kunstdesigner Enrico Job (1934–2008) verheiratet, der in vielen ihrer Filme für die Ausstattung sorgte.

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Allgemeinen reflektieren Wertmüllers Filme stark ihre eigenen politischen Standpunkte. Ihre Hauptcharaktere sind entweder Kommunisten oder Feministinnen. Häufig kreisen die Filme um Konflikte politischen oder sozio-ökonomischen Ursprungs. Gleichwohl sind ihre Filme selten didaktisch und setzen eher ihre persönlichen Wahrnehmungen in Bilder um.

Hingerissen von einem ungewöhnlichen Schicksal im azurblauen Meer im August erzählt beispielsweise die Geschichte einer Frau eines reichen Industriellen, die ihre erotische Erfüllung erst durch die Liebesaffäre mit einem kommunistisch gesinnten Matrosen findet, der sich ihr gegenüber wie ein Macho verhält.

Filmografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Autorin und Regisseurin[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1963: Die Basilisken (I basilischi)
  • 1965: Diesmal sprechen wir über Männer (Questa volta parliamo di uomini)
  • 1966: Rita la zanzara
  • 1968: Mein Körper für ein Pokerspiel (The Belle Starr story)
  • 1972: Mimi, in seiner Ehre gekränkt (Mimí metallurgico ferito nell’onore)
  • 1973: Liebe und Anarchie (Film d’amore e d’anarchia – Ovvero “Stamattina alle 10 in via dei Fiori nella nota casa di tolleranza…”)
  • 1974: Hingerissen von einem ungewöhnlichen Schicksal im azurblauen Meer im August (Travolti da un insolito destino nell’azzurro mare d’agosto)
  • 1974: Operation gelungen – Patient tot (Tutto a posto e niente in ordine)
  • 1975: Sieben Schönheiten (Pasqualino Settebellezze)
  • 1978: In einer Regennacht (La fine del mondo nel nostro solito letto in una notte piena di pioggia)
  • 1978: Blutfehde (Fatto di sangue fra due uomini per causa di una vedova – si sospettano moventi politici)
  • 1983: Scherzo del destino in agguato dietro l’angolo come un brigante da strada
  • 1984: Die Freundin meiner Frau (Sotto… sotto… strapazzato da anomala passione)
  • 1986: Camorra (Un complicato intrigo di donne, vicoli e delitti)
  • 1987: Reich und gnadenlos (Notte d’estate con profilo greco, occhi a mandorla e odore di basilico)
  • 1989: Heimlich, still und leise (Il Decimo clandestino)
  • 1989: Diese vitale Wut (In una notte di chiaro di luna)
  • 1990: Samstag, Sonntag und Montag (Sabato, domenica e lunedì)
  • 1992: Sperelli setzt sich durch (Io speriamo che me la cavo)
  • 1996: Lolita des Südens (Ninfa plebea)
  • 1996: Shampoo, Sex und Politik (Metalmeccanico e parrucchiera in un turbine di sesso e di politica)
  • 2001: Francesca e Nunziata
  • 2004: Peperoni ripieni e pesci in faccia
  • 2008: Mannaggia alla miseria

Drehbuchautorin (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Filmdokumentation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wenn in der Liebe und im Krieg alles erlaubt ist, ist auch im Kino alles erlaubt. Ein Filminterview mit Lina Wertmüller. BR Deutschland, 1986, 57 Min., Regie: Rosemarie Stenzel-Quast, Produktion: BR

Schriften (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Alvises Kopf: haben oder sein, doch um zu sein muss ich haben und zwar Alvises Kopf auf einem Silberteller Limes, Wiesbaden / München 1986 (Originaltitel: Essere o avere ma per essere devo avere la testa di Alvise su un piatto d’argento, übersetzt von Dagmar Türck-Wagner), ISBN 3-8090-2239-X.
  • Ich hätt’ so gern einen exhibitionistischen Onkel gehabt. Aus meinem Familienalbum. Autobiographie. Econ, Düsseldorf / Wien 1994 (Originaltitel: Avrei voluto uno zio esibizionista, übersetzt von Dagmar Türck-Wagner), ISBN 978-3-612-27091-7.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Lina Wertmüller – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Silvia Pingitore: The first woman nominated for Best Director in 1977: interview with Academy Honorary Award winner Lina Wertmüller. In: the-shortlisted.co.uk. 22. Juni 2020, abgerufen am 12. Februar 2022 (britisches Englisch).
  2. Lina Wertmüller (Memento vom 15. Dezember 2005 im Internet Archive), Biographie vom Renaissance-Theater Berlin, 1998.
  3. Lina Wertmüller, Biografie bei MYmovies.it
  4. Fritz Göttler: Zum Tod von Lina Wertmüller: „Ironie ist mein treuer Weggefährte“. Abgerufen am 12. Dezember 2021.