„Johann Nathin“ – Versionsunterschied

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'''Johannes August Ernst Nathin''' auch ''Nathyn'' (* um [[1450]] in [[Neuenkirchen (Kreis Steinfurt)|Neuenkirchen]] (Kreis Steinfurt); † [[1529]] in [[Erfurt]]) war ein deutscher [[Augustinische Orden|Augustinermöch]], Theologe, [[Regens]] des Ordensstudiums und Lehrer Luthers während dessen Generalstudiums in [[Erfurt]]. Möglicher Reisebegleiter auf [[Martin Luthers Romreise]].<ref>Lyndal Roper: ''Der Mensch Martin Luther – Die Biographie.'' S. Fischer, Frankfurt am Main 2016, ISBN 978-3-10-066088-6, S.&nbsp;90–92.</ref><ref>Hans Schneider: ''Martin Luthers Reise nach Rom.'' In: Studien zur Wissenschafts- und zur Religionsgeschichte. Bd.10, Akademie der Wissenschaften, Walter de Gruyter, Berlin 2011, S.&nbsp;1–157</ref>
'''Johannes August Ernst Nathin''' auch Johannes August Ernst Nathyn (* um [[1450]]; † [[1529]] in [[Erfurt]]) war ein deutscher [[Augustinische Orden|Augustinermönch]], Theologe, [[Regens]] des Ordensstudiums und Lehrer Luthers während dessen Generalstudiums in Erfurt und möglicher Reisebegleiter auf [[Martin Luthers Romreise]], wenn die Reise nach der [[Martin Luthers Romreise#„Ältere“ Hypothese zum Reisejahr 1510/1511 und Begleitung|älteren Hypothese]] 1510/1511 von Erfurt aus erfolgte.<ref>Lyndal Roper: ''Der Mensch Martin Luther – Die Biographie.'' S. Fischer, Frankfurt am Main 2016, ISBN 978-3-10-066088-6, S.&nbsp;90–92.</ref><ref>Hans Schneider: ''Martin Luthers Reise nach Rom.'' In: Studien zur Wissenschafts- und zur Religionsgeschichte. Bd. 10, Akademie der Wissenschaften, Walter de Gruyter, Berlin 2011, S.&nbsp;1–157</ref>


== Leben und Wirken ==
== Leben und Wirken ==
Vor der Gründung der [[Universität Erfurt]] war ein Generalstudium vermutlich nur im Kloster der Augustiner-Eremiten möglich. Aber auch nach der Inkorporation des Generalstudiums in die Universität Erfurt blieb das Augustinerkloster Lehrstätte.<ref>Christoph Bultmann, Volker Leppin, Andreas Lindner: ''Luther und das monastische Erbe.'' Bd. 39 von Spätmittelalter, Humanismus, Reformation, Mohr Siebeck, Tübingen 2007, ISBN 3-1614-9370-2, S.&nbsp;47–49</ref> Johannes Nathin tritt um 1489 die die Nachfolge von [[Johannes von Paltz]] (1455–1511) an der Universität an.<ref>Berndt Hamm: ''Frömmigkeitstheologie am Anfang des 16. Jahrhunderts: Studien zu Johannes von Paltz und seinem Umkreis.'' Bd. 65 Beiträge zur historischen TheologieMohr Siebeck, Tübingen 1982, ISBN 3-1614-4520-1, S.&nbsp;305 f.</ref> Nathin war ein Schüler [[Gabriel Biel]]s, der die [[Scholastik|scholastischen]] Theologie im Sinne des [[Wilhelm von Ockham]]s interpretierte. <ref>Johannes Wallmann: ''Kirchengeschichte Deutschlands seit der Reformation.'' 7. Auflage, UTB, Mohr Siebeck, Tübingen 2006, ISBN 3-8252-3731-1, S.&nbsp;7–8</ref>
Vor der Gründung der [[Universität Erfurt]] war ein Generalstudium vermutlich nur im Kloster der Augustiner-Eremiten möglich. Aber auch nach der Inkorporation des Generalstudiums in die Universität Erfurt blieb das Augustinerkloster Lehrstätte.<ref>Christoph Bultmann, Volker Leppin, Andreas Lindner: ''Luther und das monastische Erbe.'' Bd. 39 von Spätmittelalter, Humanismus, Reformation, Mohr Siebeck, Tübingen 2007, ISBN 3-1614-9370-2, S.&nbsp;47–49</ref> Johannes Nathin trat um 1489 die Nachfolge von [[Johannes von Paltz]] (1455–1511) an der Universität an.<ref>Berndt Hamm: ''Frömmigkeitstheologie am Anfang des 16. Jahrhunderts: Studien zu Johannes von Paltz und seinem Umkreis.'' Bd. 65 Beiträge zur historischen TheologieMohr Siebeck, Tübingen 1982, ISBN 3-1614-4520-1, S.&nbsp;305 f.</ref>


Nathin war ein Schüler des Scholastikers [[Gabriel Biel]], der die [[Scholastik|scholastische]] Theologie im Sinne des [[Wilhelm von Ockham]] interpretierte, er studierte in [[Universität Tübingen|Tübingen]] unter Biel von 1484 bis 1486, vielleicht auch bis 1488.<ref>Johannes Wallmann: ''Kirchengeschichte Deutschlands seit der Reformation.'' 7. Auflage, UTB, Mohr Siebeck, Tübingen 2006, ISBN 3-8252-3731-1, S.&nbsp;7–8</ref><ref>Theo. Dierks: ''The Doctrine of Justification According to Gabriel Biel and Johann v. Paltz.'' Concordia Theological Monthly, Vol. X December (1939) No. 12, S.&nbsp;881–889 [http://www.ctsfw.net/media/pdfs/DierksJustificationBielvonPalz.pdf]</ref>
Nathin dürfte an der [[Universität Tübingen]] studiert haben, wird er doch als ein Schüler des [[Wendelin Steinbach]] (1454–1519), gesehen.<ref>Deutsche Biographie Steinbach,
Nathin wird auch als Schüler des [[Wendelin Steinbach]] angesehen.<ref>Deutsche Biographie, Wendelin Steinbach (1454–1519), deutscher Theologe [https://www.deutsche-biographie.de/downloadPDF%3Furl%3Dsfz81169.pdf+&cd=2&hl=de&ct=clnk&gl=de]{{Toter Link|url=https://www.deutsche-biographie.de/downloadPDF%3Furl%3Dsfz81169.pdf+%26cd%3D2%26hl%3Dde%26ct%3Dclnk%26gl%3Dde |date=2019-04 |archivebot=2019-04-20 14:34:57 InternetArchiveBot }}</ref><ref>Volker Mantey: ''Zwei Schwerter - zwei Reiche: Martin Luthers Zwei-Reiche-Lehre vor ihrem spätmittelalterlichen Hintergrund.'' Bd. 26 Spätmittelalter und Reformation, Mohr Siebeck, Tübingen 2005, ISBN 3-1614-8585-8, S.&nbsp;160</ref> Steinbach hielt dort von 1486 bis 1516 Vorlesungen.
Wendlin [Wendelin Steinbach (1454–1519), deutscher Theologe]</ref> Steinbach hielt dort von 1486 bis 1516 Vorlesungen. Er habe 1493 das Augustinerkloster in Tübingen gerettet, indem er durch Verhandlungen mit der dem Herzog von Württemberg, [[Eberhard I. (Württemberg, Herzog)|Eberhard im Bart]] führte.<ref>Lyndal Roper: ''Der Mensch Martin Luther – Die Biographie.'' S. Fischer, Frankfurt am Main 2016, ISBN 978-3-10-066088-6, S.&nbsp;90–92.</ref>
Nathin habe 1493 auch das Augustinerkloster in Tübingen gerettet, indem er Verhandlungen mit dem Herzog von Württemberg, [[Eberhard I. (Württemberg, Herzog)|Eberhard im Bart]], führte.<ref>Lyndal Roper: ''Der Mensch Martin Luther – Die Biographie.'' S. Fischer, Frankfurt am Main 2016, ISBN 978-3-10-066088-6, S.&nbsp;90–92.</ref>


[[Martin Luther]] hat wahrscheinlich im Sommersemester 1507 die Vorlesungen von Nathin gehört, er zählte aber späterhin zu Gegnern der Reformation.
[[Martin Luther]] hat wahrscheinlich im Sommersemester 1507 die Vorlesungen von Nathin in Erfurt gehört, er war aber später ein Gegner von Luther bzw. der Reformation. So bezichtige er Luther anlässlich seiner Doktorfeier 1512 des Meineids, da er nach seiner Auffassung nicht an zwei Universitäten (Erfurt und Wittenberg) hätte studieren dürfen.


== Literatur ==
== Literatur ==
* Adolar Zumkeller: ''Neu entdeckte Schriften des Erfurter Theologieprofessors Johannes Nathin OSA.'' Augustiniana 54 (2004) 653–658.
* Adolar Zumkeller: ''Neu entdeckte Schriften des Erfurter Theologieprofessors Johannes Nathin OSA.'' Augustiniana 54 (2004) 653–658.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* Stefan Kötz: ''Tübingen in Lehre und Forschung um 1500 - Zur Geschichte der Eberhard-Karls-Universität.'' 7. März 2007, www.hsozkult.de [https://www.hsozkult.de/conferencereport/id/tagungsberichte-1507]
* Stefan Kötz: ''Tübingen in Lehre und Forschung um 1500 Zur Geschichte der Eberhard-Karls-Universität.'' 7. März 2007, www.hsozkult.de [https://www.hsozkult.de/conferencereport/id/tagungsberichte-1507]


== Einzelnachweise ==
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Aktuelle Version vom 4. Oktober 2019, 20:27 Uhr

Johannes August Ernst Nathin auch Johannes August Ernst Nathyn (* um 1450; † 1529 in Erfurt) war ein deutscher Augustinermönch, Theologe, Regens des Ordensstudiums und Lehrer Luthers während dessen Generalstudiums in Erfurt und möglicher Reisebegleiter auf Martin Luthers Romreise, wenn die Reise nach der älteren Hypothese 1510/1511 von Erfurt aus erfolgte.[1][2]

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vor der Gründung der Universität Erfurt war ein Generalstudium vermutlich nur im Kloster der Augustiner-Eremiten möglich. Aber auch nach der Inkorporation des Generalstudiums in die Universität Erfurt blieb das Augustinerkloster Lehrstätte.[3] Johannes Nathin trat um 1489 die Nachfolge von Johannes von Paltz (1455–1511) an der Universität an.[4]

Nathin war ein Schüler des Scholastikers Gabriel Biel, der die scholastische Theologie im Sinne des Wilhelm von Ockham interpretierte, er studierte in Tübingen unter Biel von 1484 bis 1486, vielleicht auch bis 1488.[5][6] Nathin wird auch als Schüler des Wendelin Steinbach angesehen.[7][8] Steinbach hielt dort von 1486 bis 1516 Vorlesungen. Nathin habe 1493 auch das Augustinerkloster in Tübingen gerettet, indem er Verhandlungen mit dem Herzog von Württemberg, Eberhard im Bart, führte.[9]

Martin Luther hat wahrscheinlich im Sommersemester 1507 die Vorlesungen von Nathin in Erfurt gehört, er war aber später ein Gegner von Luther bzw. der Reformation. So bezichtige er Luther anlässlich seiner Doktorfeier 1512 des Meineids, da er nach seiner Auffassung nicht an zwei Universitäten (Erfurt und Wittenberg) hätte studieren dürfen.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Adolar Zumkeller: Neu entdeckte Schriften des Erfurter Theologieprofessors Johannes Nathin OSA. Augustiniana 54 (2004) 653–658.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Stefan Kötz: Tübingen in Lehre und Forschung um 1500 – Zur Geschichte der Eberhard-Karls-Universität. 7. März 2007, www.hsozkult.de [3]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Lyndal Roper: Der Mensch Martin Luther – Die Biographie. S. Fischer, Frankfurt am Main 2016, ISBN 978-3-10-066088-6, S. 90–92.
  2. Hans Schneider: Martin Luthers Reise nach Rom. In: Studien zur Wissenschafts- und zur Religionsgeschichte. Bd. 10, Akademie der Wissenschaften, Walter de Gruyter, Berlin 2011, S. 1–157
  3. Christoph Bultmann, Volker Leppin, Andreas Lindner: Luther und das monastische Erbe. Bd. 39 von Spätmittelalter, Humanismus, Reformation, Mohr Siebeck, Tübingen 2007, ISBN 3-1614-9370-2, S. 47–49
  4. Berndt Hamm: Frömmigkeitstheologie am Anfang des 16. Jahrhunderts: Studien zu Johannes von Paltz und seinem Umkreis. Bd. 65 Beiträge zur historischen TheologieMohr Siebeck, Tübingen 1982, ISBN 3-1614-4520-1, S. 305 f.
  5. Johannes Wallmann: Kirchengeschichte Deutschlands seit der Reformation. 7. Auflage, UTB, Mohr Siebeck, Tübingen 2006, ISBN 3-8252-3731-1, S. 7–8
  6. Theo. Dierks: The Doctrine of Justification According to Gabriel Biel and Johann v. Paltz. Concordia Theological Monthly, Vol. X December (1939) No. 12, S. 881–889 [1]
  7. Deutsche Biographie, Wendelin Steinbach (1454–1519), deutscher Theologe [2]@1@2Vorlage:Toter Link/www.deutsche-biographie.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  8. Volker Mantey: Zwei Schwerter - zwei Reiche: Martin Luthers Zwei-Reiche-Lehre vor ihrem spätmittelalterlichen Hintergrund. Bd. 26 Spätmittelalter und Reformation, Mohr Siebeck, Tübingen 2005, ISBN 3-1614-8585-8, S. 160
  9. Lyndal Roper: Der Mensch Martin Luther – Die Biographie. S. Fischer, Frankfurt am Main 2016, ISBN 978-3-10-066088-6, S. 90–92.