„Hieronymus Emser“ – Versionsunterschied

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Emser studierte ab 1493 in [[Universität Tübingen|Tübingen]] und ab 1497 in [[Universität Basel|Basel]] Rechtswissenschaft und Theologie. 1504 hielt er an der [[Universität Erfurt]] Vorlesungen, die auch von Martin Luther gehört wurden. Im folgenden Jahr promovierte Emser zum [[Bakkalaureus]] der Theologie und wurde später der Sekretär und Kaplan des Herzogs [[Georg der Bärtige|Georg des Bärtigen von Sachsen]].
Emser studierte ab 1493 in [[Universität Tübingen|Tübingen]] und ab 1497 in [[Universität Basel|Basel]] Rechtswissenschaft und Theologie. 1504 hielt er an der [[Universität Erfurt]] Vorlesungen, die auch von Martin Luther gehört wurden. Im folgenden Jahr promovierte Emser zum [[Bakkalaureus]] der Theologie und wurde später der Sekretär und Kaplan des Herzogs [[Georg der Bärtige|Georg des Bärtigen von Sachsen]].


Der Herzogin [[Barbara von Polen |Barbara von Sachsen]] widmete er 1505 ein deutschsprachiges Gedicht zur Verteidigung der Würde des Ehestandes (''Eyn deutsche Satyra vnd straffe des Eebruchs'') mit vielen antiken Exempeln und gelehrten Anmerkungen. Der Begriff [[Satire]] wird hier noch im Sinne von „Anprangerung eines Lasters“ verwendet.
Der Herzogin [[Barbara von Polen|Barbara von Sachsen]] widmete er 1505 ein deutschsprachiges Gedicht zur Verteidigung der Würde des Ehestandes (''Eyn deutsche Satyra vnd straffe des Eebruchs'') mit vielen antiken Exempeln und gelehrten Anmerkungen. Der Begriff [[Satire]] wird hier noch im Sinne von „Anprangerung eines Lasters“ verwendet.


Ab 1519 führte Emser einen leidenschaftlichen, literarischen [[Disputation|Disput]] mit Luther. Da Emser Luther Irrtümer und Lügen bei seiner [[Bibel]]übersetzung vorwarf, etwa in der Leipziger Streitschrift ''Auß was grund vnnd vrsach Luthers dolmatschung / vber das nawe testament / dem gemeinen man billich vorbotten worden sey'' von 1523, übersetzte er im Auftrag Herzog Georgs von Sachsen seinerseits das [[Neues Testament|Neue Testament]] ins Deutsche. In diesem Werk überarbeitete er die Version Luthers mit Rückgriff auf die lateinische [[Vulgata]], da die Kirche Luthers Wortschöpfungen und seine Direktübersetzung aus den älteren hebräischen und griechischen Urtexten ablehnte. Im Jahr 1527 wurde dieses Werk unter dem Titel ''Das naw testament nach lawt der Christlichen kirchen bewerten text / corrigirt / und widerumb zurecht gebracht'' in Dresden gedruckt und schon ein Jahr darauf entstand eine zweite Auflage. Diese Übersetzung fand weite Verbreitung in der katholischen Bevölkerung und wurde 1537 von [[Johannes Eck]] als Basis für dessen oberdeutsche Übersetzung des Neuen und Alten Testaments verwendet. Schon 1530 war in Rostock eine auf Emser basierende niederdeutsche Übertragung erschienen. <ref>Werner Besch: Sprachgeschichte; [http://books.google.at/books?id=cq_SX4b_e9kC&pg=PA270&lpg=PA270&dq=katholische+bibelübersetzungen&source=web&ots=02G5vtec1r&sig=YcQQy4MNVe1FfC88P9yRHRd55UI&hl=de&sa=X&oi=book_result&resnum=1&ct=result Kapitel 5.4 Katholische Korrekturbibeln], Seite 270; Walter de Gruyter, 1998, ISBN 9783110112573</ref>
Ab 1519 führte Emser einen leidenschaftlichen, literarischen [[Disputation|Disput]] mit Luther. Da Emser Luther Irrtümer und Lügen bei seiner [[Bibel]]übersetzung vorwarf, etwa in der Leipziger Streitschrift ''Auß was grund vnnd vrsach Luthers dolmatschung / vber das nawe testament / dem gemeinen man billich vorbotten worden sey'' von 1523, übersetzte er im Auftrag Herzog Georgs von Sachsen seinerseits das [[Neues Testament|Neue Testament]] ins Deutsche. In diesem Werk überarbeitete er die Version Luthers mit Rückgriff auf die lateinische [[Vulgata]], da die Kirche Luthers Wortschöpfungen und seine Direktübersetzung aus den älteren hebräischen und griechischen Urtexten ablehnte. Im Jahr 1527 wurde dieses Werk unter dem Titel ''Das naw testament nach lawt der Christlichen kirchen bewerten text / corrigirt / und widerumb zurecht gebracht'' in Dresden gedruckt und schon ein Jahr darauf entstand eine zweite Auflage. Diese Übersetzung fand weite Verbreitung in der katholischen Bevölkerung und wurde 1537 von [[Johannes Eck]] als Basis für dessen oberdeutsche Übersetzung des Neuen und Alten Testaments verwendet. Schon 1530 war in Rostock eine auf Emser basierende niederdeutsche Übertragung erschienen. <ref>Werner Besch: Sprachgeschichte; [http://books.google.at/books?id=cq_SX4b_e9kC&pg=PA270&lpg=PA270&dq=katholische+bibelübersetzungen&source=web&ots=02G5vtec1r&sig=YcQQy4MNVe1FfC88P9yRHRd55UI&hl=de&sa=X&oi=book_result&resnum=1&ct=result Kapitel 5.4 Katholische Korrekturbibeln], Seite 270; Walter de Gruyter, 1998, ISBN 978-3-11-011257-3</ref>


Emser verstarb 1527 und wurde auf dem [[Frauenkirchhof (Dresden)|Frauenkirchhof]] in Dresden beigesetzt.
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Version vom 11. Februar 2013, 10:29 Uhr

Das naw testament, 1527
Markusevangelium, erste Seite

Hieronymus Emser (* 26. März 1478 in Weidenstetten bei Ulm; † 8. November 1527 in Dresden) war ein katholischer Theologe und Gegenspieler Luthers.

Leben

Emser studierte ab 1493 in Tübingen und ab 1497 in Basel Rechtswissenschaft und Theologie. 1504 hielt er an der Universität Erfurt Vorlesungen, die auch von Martin Luther gehört wurden. Im folgenden Jahr promovierte Emser zum Bakkalaureus der Theologie und wurde später der Sekretär und Kaplan des Herzogs Georg des Bärtigen von Sachsen.

Der Herzogin Barbara von Sachsen widmete er 1505 ein deutschsprachiges Gedicht zur Verteidigung der Würde des Ehestandes (Eyn deutsche Satyra vnd straffe des Eebruchs) mit vielen antiken Exempeln und gelehrten Anmerkungen. Der Begriff Satire wird hier noch im Sinne von „Anprangerung eines Lasters“ verwendet.

Ab 1519 führte Emser einen leidenschaftlichen, literarischen Disput mit Luther. Da Emser Luther Irrtümer und Lügen bei seiner Bibelübersetzung vorwarf, etwa in der Leipziger Streitschrift Auß was grund vnnd vrsach Luthers dolmatschung / vber das nawe testament / dem gemeinen man billich vorbotten worden sey von 1523, übersetzte er im Auftrag Herzog Georgs von Sachsen seinerseits das Neue Testament ins Deutsche. In diesem Werk überarbeitete er die Version Luthers mit Rückgriff auf die lateinische Vulgata, da die Kirche Luthers Wortschöpfungen und seine Direktübersetzung aus den älteren hebräischen und griechischen Urtexten ablehnte. Im Jahr 1527 wurde dieses Werk unter dem Titel Das naw testament nach lawt der Christlichen kirchen bewerten text / corrigirt / und widerumb zurecht gebracht in Dresden gedruckt und schon ein Jahr darauf entstand eine zweite Auflage. Diese Übersetzung fand weite Verbreitung in der katholischen Bevölkerung und wurde 1537 von Johannes Eck als Basis für dessen oberdeutsche Übersetzung des Neuen und Alten Testaments verwendet. Schon 1530 war in Rostock eine auf Emser basierende niederdeutsche Übertragung erschienen. [1]

Emser verstarb 1527 und wurde auf dem Frauenkirchhof in Dresden beigesetzt.

Werke

Literatur

Weblinks

Commons: Hieronymus Emser – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Werner Besch: Sprachgeschichte; Kapitel 5.4 Katholische Korrekturbibeln, Seite 270; Walter de Gruyter, 1998, ISBN 978-3-11-011257-3
VorgängerAmtNachfolger
---Hofkaplan in Dresden
1509–1527
Johannes Cochläus