„Hieronymus Emser“ – Versionsunterschied

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'''Hieronymus Emser''' (* [[26. März]] [[1478]] in [[Weidenstetten]] bei [[Ulm]]; † [[8. November]] [[1527]] in [[Dresden]]) war ein [[Katholizismus|katholischer]] [[Theologie|Theologe]] und Gegenspieler [[Martin Luther|Luthers]].
'''Hieronymus Emser''' (* [[26. März]] [[1478]] in [[Weidenstetten]] bei [[Ulm]]; † [[8. November]] [[1527]] in [[Dresden]]) war ein [[Katholizismus|katholischer]] [[Theologie|Theologe]] und Gegenspieler [[Martin Luther|Luthers]].


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Emser studierte ab 1493 in [[Universität Tübingen|Tübingen]] und ab 1497 in [[Universität Basel|Basel]] Rechtswissenschaft und Theologie. 1504 hielt er an der [[Universität Erfurt]] Vorlesungen, die auch von Martin Luther gehört wurden. Im folgenden Jahr promovierte Emser zum [[Bakkalaureus]] der Theologie und wurde später der Sekretär und Kaplan des Herzogs [[Georg der Bärtige|Georg des Bärtigen von Sachsen]].
Emser studierte ab 1493 in [[Universität Tübingen|Tübingen]] und ab 1497 in [[Universität Basel|Basel]] Rechtswissenschaft und Theologie. 1504 hielt er an der [[Universität Erfurt]] Vorlesungen, die auch von Martin Luther gehört wurden. Im folgenden Jahr promovierte Emser zum [[Bakkalaureus]] der Theologie und wurde später der Sekretär und Kaplan des Herzogs [[Georg der Bärtige|Georg des Bärtigen von Sachsen]].


[[Datei:Neue sächsische Kirchengalerie – Die Ephorie Dresden Seite 068a.jpg|mini|links|hochkant|Epitaph Emsers]]
Ab 1519 führte Emser einen leidenschaftlichen, literarischen [[Disputation|Disput]] mit Luther. Da Emser Luther Irrtümer und Lügen bei seiner [[Bibel]]übersetzung vorwarf, etwa in der Leipziger Streitschrift "''Auß was grund vnnd vrsach Luthers dolmatschung / vber das nawe testament / dem gemeinen man billich vorbotten worden sey''" von 1523, übersetzte er im Auftrag Herzog Georgs von Sachsen seinerseits das [[Neues Testament|Neue Testament]] ins Deutsche. In dieses Werk überarbeitete er die Version Luthers mit Rückgriff auf die lateinische [[Vulgata]], da die Kirche Luthers Wortschöpfungen und seine Direktübersetzung aus den älteren hebräischen und griechischen Urtexten ablehnte. 1527 wurde dieses Werk unter dem Titel "''Das naw testament nach lawt der Christlichen kirchen bewerten text / corrigirt / und widerumb zurecht gebracht'' in Dresden gedruckt und schon ein Jahr darauf entstand eine zweite Auflage. Diese Übersetzung fand weite Verbreitung in der katholischen Bevölkerung und wurde 1537 von [[Johannes Eck]] als Basis für dessen oberdeutsche Übersetzung des Neuen und Alten Testaments verwenden. Schon 1530 war in Rostock eine auf Emser basierende niederdeutsche Übertragung erschienen. <ref>Werner Besch: Sprachgeschichte; [http://books.google.at/books?id=cq_SX4b_e9kC&pg=PA270&lpg=PA270&dq=katholische+bibelübersetzungen&source=web&ots=02G5vtec1r&sig=YcQQy4MNVe1FfC88P9yRHRd55UI&hl=de&sa=X&oi=book_result&resnum=1&ct=result Kapitel 5.4 Katholische Korrekturbibeln], Seite 270; Walter de Gruyter, 1998, ISBN 9783110112573</ref>
Der Herzogin [[Barbara von Polen|Barbara von Sachsen]] widmete er 1505 ein deutschsprachiges Gedicht zur Verteidigung der Würde des Ehestandes (''Eyn deutsche Satyra vnd straffe des Eebruchs'') mit vielen antiken Exempeln und gelehrten Anmerkungen. Der Begriff [[Satire]] wird hier noch im Sinne von „Anprangerung eines Lasters“ verwendet.

Ab 1519 führte Emser einen leidenschaftlichen, literarischen [[Disputation|Disput]] mit Luther. Da Emser Luther Irrtümer und Lügen bei seiner [[Bibel]]übersetzung vorwarf, etwa in der Leipziger Streitschrift ''Auß was grund vnnd vrsach Luthers dolmatschung / vber das nawe testament / dem gemeinen man billich vorbotten worden sey'' von 1523, übersetzte er im Auftrag Herzog Georgs von Sachsen seinerseits das [[Neues Testament|Neue Testament]] ins Deutsche. In diesem Werk überarbeitete er die Version Luthers mit Rückgriff auf die lateinische [[Vulgata]], da die Kirche Luthers Wortschöpfungen und Übersetzungen ablehnte. Im Jahr 1527 wurde dieses Werk unter dem Titel ''Das naw testament nach lawt der Christlichen kirchen bewerten text / corrigirt / und widerumb zurecht gebracht'' in Dresden gedruckt und schon ein Jahr darauf entstand eine zweite Auflage. Diese Übersetzung fand weite Verbreitung in der katholischen Bevölkerung und wurde 1537 von [[Johannes Eck]] als Basis für dessen oberdeutsche Übersetzung des Neuen und Alten Testaments verwendet. Schon 1530 war in Rostock eine auf Emser basierende niederdeutsche Übertragung erschienen.<ref>Werner Besch: ''Sprachgeschichte''; [http://books.google.at/books?id=cq_SX4b_e9kC&pg=PA270&lpg=PA270&dq=katholische+bibelübersetzungen&source=web&ots=02G5vtec1r&sig=YcQQy4MNVe1FfC88P9yRHRd55UI&hl=de&sa=X&oi=book_result&resnum=1&ct=result Kapitel 5.4 Katholische Korrekturbibeln], S. 270; Walter de Gruyter, 1998, ISBN 978-3-11-011257-3</ref>

Emser verstarb 1527 und wurde auf dem [[Frauenkirchhof (Dresden)|Frauenkirchhof]] in Dresden beigesetzt.
[[Datei:Eck, Lemp, Leo satire.jpg|mini|300px|[[Satire|Satirische]] Darstellung von [[Martin Luther]]s Gegner. <small>Holzschnitt eines Flugblatts zur Zeit des römischen Prozesses verspottend mit Tiermasken: Links außen der Franziskaner [[Thomas Murner]] als Kater, neben ihm der Theologe Hieronymus Emser als Bock. Als Löwe in der Bildmitte ist Papst [[Leo X.]] als Antichrist bezeichnet, davon rechts der Ingolstädter Theologieprofessor [[Johannes Eck]] als Schwein und der Tübinger Theologieprofessor [[Jakob Lemp]] als Hund. Aus der Bildunterschrift geht hervor, dass Leo X. Eck einen Kardinalshut und Geld verspricht, im Gegenzug solle Eck Luther niederzwingen.</small>]]


== Werke ==
== Werke ==
* als Übersetzer: ''Das gantz neü testament'' / Herausgegeben von [[Johann Dietenberger]] - Köln : Quentel / Tübingen : Morhart, 1532. [http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:hbz:061:1-25555 Digitalisierte Ausgabe] der [[Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf]]
* als Übersetzer: ''Das gantz neü testament'' / Herausgegeben von [[Johann Dietenberger]] Köln: Quentel / Tübingen: Morhart, 1532. [http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:hbz:061:1-25555 Digitalisierte Ausgabe] der [[Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf]]

* ''Eyn deutsche Satyra vnd straffe des Eebruchs'', Leipzig: Melchior Lotter, 1505. [http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb00007760-7 Digitalisierte Ausgabe] des [[Münchener Digitalisierungszentrum]]


== Literatur ==
== Literatur ==
* Gustav Kawerau: ''Hieronymus Emser: Ein Lebensbild aus der Reformationsgeschichte.'' Verlag von Max Niemeyer, Halle (Salle), 1898
* [[Gustav Kawerau]]: ''Hieronymus Emser: Ein Lebensbild aus der Reformationsgeschichte.'' Verlag von Max Niemeyer, Halle (Saale), 1898
* Heribert Smolinsky: ''Augustin von Alveldt und Hieronymus Emser''. Aschendorff, 1983
* [[Heribert Smolinsky]]: ''[[Augustin von Alveldt]] und Hieronymus Emser. Eine Untersuchung zur Kontroverstheologie der frühen Reformationszeit im Herzogtum Sachsen'' (= ''RST Reformationsgeschichtliche Studien und Texte'', Heft 122), Aschendorff, Münster 1984, ISBN 3-402-03769-6 (Habilitationsschrift Universität Würzburg 1981, 467 Seiten).
* {{RE3|5|339|342|Emser, Hieronymus|Gustav Kawerau}}
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* Hieronymus Emser: [https://cinquecentine.de/index.php?title=E_1110:_Emser,_Hieronymus;_Eyn_deutsche_Satyra_vnd_straffe_des_Eebruchs ''Eyn deutsche Satyra vnd straffe des Eebruchs''] Leipzig 1505, in ''Cinquecentine.de''


== Einzelnachweise ==
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Aktuelle Version vom 29. Juni 2023, 07:43 Uhr

Das naw testament, 1527
Markusevangelium, erste Seite

Hieronymus Emser (* 26. März 1478 in Weidenstetten bei Ulm; † 8. November 1527 in Dresden) war ein katholischer Theologe und Gegenspieler Luthers.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Emser studierte ab 1493 in Tübingen und ab 1497 in Basel Rechtswissenschaft und Theologie. 1504 hielt er an der Universität Erfurt Vorlesungen, die auch von Martin Luther gehört wurden. Im folgenden Jahr promovierte Emser zum Bakkalaureus der Theologie und wurde später der Sekretär und Kaplan des Herzogs Georg des Bärtigen von Sachsen.

Epitaph Emsers

Der Herzogin Barbara von Sachsen widmete er 1505 ein deutschsprachiges Gedicht zur Verteidigung der Würde des Ehestandes (Eyn deutsche Satyra vnd straffe des Eebruchs) mit vielen antiken Exempeln und gelehrten Anmerkungen. Der Begriff Satire wird hier noch im Sinne von „Anprangerung eines Lasters“ verwendet.

Ab 1519 führte Emser einen leidenschaftlichen, literarischen Disput mit Luther. Da Emser Luther Irrtümer und Lügen bei seiner Bibelübersetzung vorwarf, etwa in der Leipziger Streitschrift Auß was grund vnnd vrsach Luthers dolmatschung / vber das nawe testament / dem gemeinen man billich vorbotten worden sey von 1523, übersetzte er im Auftrag Herzog Georgs von Sachsen seinerseits das Neue Testament ins Deutsche. In diesem Werk überarbeitete er die Version Luthers mit Rückgriff auf die lateinische Vulgata, da die Kirche Luthers Wortschöpfungen und Übersetzungen ablehnte. Im Jahr 1527 wurde dieses Werk unter dem Titel Das naw testament nach lawt der Christlichen kirchen bewerten text / corrigirt / und widerumb zurecht gebracht in Dresden gedruckt und schon ein Jahr darauf entstand eine zweite Auflage. Diese Übersetzung fand weite Verbreitung in der katholischen Bevölkerung und wurde 1537 von Johannes Eck als Basis für dessen oberdeutsche Übersetzung des Neuen und Alten Testaments verwendet. Schon 1530 war in Rostock eine auf Emser basierende niederdeutsche Übertragung erschienen.[1]

Emser verstarb 1527 und wurde auf dem Frauenkirchhof in Dresden beigesetzt.

Satirische Darstellung von Martin Luthers Gegner. Holzschnitt eines Flugblatts zur Zeit des römischen Prozesses verspottend mit Tiermasken: Links außen der Franziskaner Thomas Murner als Kater, neben ihm der Theologe Hieronymus Emser als Bock. Als Löwe in der Bildmitte ist Papst Leo X. als Antichrist bezeichnet, davon rechts der Ingolstädter Theologieprofessor Johannes Eck als Schwein und der Tübinger Theologieprofessor Jakob Lemp als Hund. Aus der Bildunterschrift geht hervor, dass Leo X. Eck einen Kardinalshut und Geld verspricht, im Gegenzug solle Eck Luther niederzwingen.

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Hieronymus Emser – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Werner Besch: Sprachgeschichte; Kapitel 5.4 Katholische Korrekturbibeln, S. 270; Walter de Gruyter, 1998, ISBN 978-3-11-011257-3
VorgängerAmtNachfolger
---Hofkaplan in Dresden
1509–1527
Johannes Cochläus