„Engelsburg“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Engelsburg und Engelsbrücke abends.jpg|mini|Beleuchtete Engelsburg mit Engelsbrücke]]
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[[File:Engelsburg, Rom.jpg|thumb|Die Engelsburg in Rom, Ansicht von Westen]]
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Die '''Engelsburg''' (italienisch ''Castel Sant’Angelo'' oder ''Mausoleo di Adriano'') in [[Rom]] wurde ursprünglich als [[Mausoleum]] für den [[Liste der römischen Kaiser der Antike|römischen Kaiser]] [[Hadrian (Kaiser)|Hadrian]] (117–138 n. Chr.) und seine Nachfolger errichtet und später von verschiedenen Päpsten zur [[Kastellburg]] umgebaut. Ab 1901 wurde das Gebäude nicht mehr als Burg verwendet. Seit dem 13. Februar 1906 ist die Engelsburg ein Museum.
[[Datei:Engelsburg Rom Castel Sant’Angelo mit Mausoleo di Adriano Foto Wolfgang Pehlemann DSC03299.jpg|mini|Ostansicht der Engelsburg]]
Die '''Engelsburg''' (urspr. Mausoleum des Hadrian) ({{ItS|Castel Sant’Angelo}} oder ''{{Lang|it|Mausoleo di Adriano}}'') in [[Rom]] wurde ursprünglich als [[Mausoleum]] für den [[Liste der römischen Kaiser der Antike|römischen Kaiser]] [[Hadrian (Kaiser)|Hadrian]] (117–138 n. Chr.) ({{laS|Mausoleum Hadriani}}) und seine Nachfolger errichtet und später von verschiedenen Päpsten zur [[Kastellburg]] umgebaut. Seit 1901 wurde das Gebäude nicht mehr als [[Burg]] verwendet. Seit dem 13. Februar 1906 ist die Engelsburg ein [[Museum]].


== Geschichte ==
== Geschichte ==
[[Datei:Maquette du Mausolée dHadrien (musée de la civilisation romaine, Rome) (5911811430).jpg|mini|rechts|Rekonstruktionsversuch des Mausoleums von Hadrian im [[Museo della Civiltà Romana]]]]
[[Datei:Maquette du Mausolée dHadrien (musée de la civilisation romaine, Rome) (5911811430).jpg|mini|rechts|Rekonstruktionsversuch des Mausoleums von Hadrian im [[Museo della Civiltà Romana]]]]
Der Bau wurde noch zu Lebzeiten Hadrians begonnen und im Jahr 139 unter [[Antoninus Pius]] beendet. Vorangegangen war der Bau der heutigen [[Engelsbrücke]] als Pons Aelius Hadrianus im Jahre 133. Die Engelsburg war als [[Mausoleum]] für den Kaiser gedacht. Das Grabmal war in der Spätantike unter dem Namen Hadrianeum bekannt. Heute wird die Bezeichnung [[Hadrianeum]] für den [[Tempel]] des Hadrian an der Piazza di Pietra verwendet.
Der Bau wurde noch zu Lebzeiten Hadrians begonnen, war als [[Mausoleum]] für den Kaiser gedacht, wurde im Jahr 139 unter [[Antoninus Pius]] fertiggestellt und in dessen Namen geweiht. Das Mausoleum wurde später auch ''Antoninorum sepulcrum'' („Grab der Antoninen“) genannt; in der [[Spätantike]] war es unter dem Namen ''Hadrianeum'' bekannt. Heute wird die Bezeichnung [[Hadrianeum]] für den [[Tempel]] des Hadrian an der Piazza di Pietra verwendet.


Im Mausoleum des Hadrian wurden folgende Persönlichkeiten beigesetzt:
Im Mausoleum des Hadrian wurden folgende Mitglieder der kaiserlichen Familie beigesetzt:
* Kaiser Hadrian selbst und seine Frau [[Vibia Sabina|Sabina]]
* Kaiser Hadrian selbst und seine Frau [[Vibia Sabina|Sabina]]
* [[Lucius Aelius Caesar]], der noch vor ihm verstorbene Adoptivsohn Hadrians
* [[Marcus Aurelius Fulvus Antoninus]], Sohn des Antoninus Pius
* [[Galerius Antoninus|Marcus Galerius Aurelius Antoninus]], Sohn des Antoninus Pius
* Kaiser Antoninus Pius und seine Frau [[Faustina die Ältere|Faustina]]
* Kaiser Antoninus Pius und seine Frau [[Faustina die Ältere|Faustina]]
* Kaiser [[Lucius Verus]]
* Kaiser [[Lucius Verus]]
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* Kaiser Marcus Aurelius Antoninus Bassianus, besser bekannt als [[Caracalla]].
* Kaiser Marcus Aurelius Antoninus Bassianus, besser bekannt als [[Caracalla]].


Das Grabmal hatte die Form eines flachen Zylinders (64 m Durchmesser, 20 m hoch) aus [[Peperino|Peperin]] (Vulkangestein) und ''[[opus caementicium]]'' (römischer [[Beton]]), bedeckt mit [[Römischer Travertin|römischem Travertin]], einem Kalkstein aus [[Tivoli (Latium)|Tivoli]], der auf einem mit [[Marmor]] verkleideten quadratischen Sockel (je nach Angabe 84–89 m Seitenlänge, 10–15 m hoch) errichtet wurde. Die Oberseite des Zylinders war vermutlich als Garten mit [[Zypressen]] gestaltet. In der Mitte stand wahrscheinlich ein kleiner runder Tempel. An der Spitze stand eine [[Quadriga]], die Hadrian als Sonnengott zeigte. Es gibt aber auch andere Rekonstruktionen, die von einem hohen Kegel aus Stein statt Garten und Tempel ausgehen.
Das Grabmal hatte die Form eines flachen Zylinders (64 m Durchmesser, 20 m hoch) aus [[Peperino|Peperin]] (Vulkangestein) und ''[[opus caementicium]]'' (römischer [[Beton]]), bedeckt mit [[Römischer Travertin|römischem Travertin]], einem Kalkstein aus [[Tivoli (Latium)|Tivoli]], der auf einem mit [[Marmor]] verkleideten quadratischen Sockel (je nach Angabe 84–89 m Seitenlänge, 10–15 m hoch) errichtet wurde. Die Oberseite des Zylinders war vermutlich als Garten mit [[Zypressen]] gestaltet. In der Mitte stand wahrscheinlich ein kleiner (runder) Tempel. An der Spitze stand eine [[Quadriga]], die Hadrian als Sonnengott zeigte. Es gibt aber auch andere Rekonstruktionen, die von einem hohen Kegel aus Stein statt Garten und Tempel ausgehen.


In der Mitte des Mausoleums befand sich die Grabkammer, über der folgende von Hadrian selbst verfasste Inschrift angebracht war:
In der Mitte des Mausoleums befand sich die Grabkammer.

:ANIMULA VAGULA BLANDULA
=== Grabkammer ===
:HOSPES COMESQUE CORPORIS
:QUAE NUNC ABIBIS IN LOCA
:PALLIDULA RIGIDA NUDULA
:NEC UT SOLES DABIS IOCOS.
:''Kleine Seele, schweifende, zärtliche,''
:''Gast und Gefährtin des Leibs,''
:''Die du nun entschwinden wirst dahin,''
:''Wo es bleich ist, starr und bloß,''
:''Und nicht wie gewohnt mehr scherzen wirst…''
; Grabkammer
<gallery>
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Datei:Castel Sant'Angelo ramp 01.jpg|Antike Rampe zur Grabkammer
Datei:Castel Sant'Angelo ramp 01.jpg|Antike Rampe zur Grabkammer
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Als die Stadtmauer von Kaiser [[Aurelian]] (die ''[[Aurelianische Mauer]]'') unter den Kaisern [[Honorius (Kaiser)|Honorius]] (395–423) und [[Arcadius]] (395–408) vom ''Magister militum'' (Heermeister) [[Stilicho]] verstärkt wurde, integrierte man das solide gebaute Mausoleum als [[Zitadelle]] in die Befestigungen.
Als die Stadtmauer von Kaiser [[Aurelian]] (die ''[[Aurelianische Mauer]]'') unter den Kaisern [[Honorius (Kaiser)|Honorius]] (395–423) und [[Arcadius]] (395–408) vom ''Magister militum'' (Heermeister) [[Stilicho]] verstärkt wurde, integrierte man das solide gebaute Mausoleum als [[Zitadelle]] in die Befestigungen.


Im 6.&nbsp;Jahrhundert erkannte der [[Goten]]könig [[Totila]] die Bedeutung der Burg zur Kontrolle der Stadt und baute sie als Stützpunkt aus.
Im 6. Jahrhundert erkannte der [[Goten]]könig [[Totila]] die Bedeutung der Burg zur Kontrolle der Stadt und baute sie als Stützpunkt aus.


Im 15.&nbsp;Jahrhundert wurde die Engelsburg zur Festung unter den Päpsten [[Alexander VI.]] und [[Nikolaus V. (Papst)|Nikolaus V.]] umgebaut. Zugleich richteten sich die Päpste prächtig ausgestattete Wohnungen ein, wobei die ''[[Sala Paolina]]'' aus dem 16.&nbsp;Jahrhundert zum schönsten Papstgemach zählt, das heute noch zu besichtigen ist. Alexander VI. errichtete die vier Bastionen und die päpstlichen Gemächer. [[Sixtus V.]] richtete die [[Schatzkammer]] ein, in der sich auch ein Teil des [[Vatikanisches Geheimarchiv|Geheimarchivs]] befand.
Im 15. Jahrhundert wurde die Engelsburg zur Festung unter den Päpsten [[Alexander VI.]] und [[Nikolaus V. (Papst)|Nikolaus V.]] umgebaut. Zugleich richteten sich die Päpste prächtig ausgestattete Wohnungen ein, wobei die ''Sala Paolina'' aus dem 16. Jahrhundert zum schönsten Papstgemach zählt, das heute noch zu besichtigen ist. Alexander VI. errichtete die vier Bastionen und die päpstlichen Gemächer. [[Sixtus V.]] richtete die [[Schatzkammer]] ein, in der sich auch ein Teil des [[Vatikanisches Apostolisches Archiv|Geheimarchivs]] befand.


Die Engelsburg diente in späteren Jahren auch als Gefängnis der [[Inquisition]]. [[Benvenuto Cellini]] und [[Alessandro Cagliostro]] waren beispielsweise Gefangene der Engelsburg.
Die Engelsburg diente in späteren Jahren auch als Gefängnis der [[Inquisition]]. [[Benvenuto Cellini]] und [[Alessandro Cagliostro]] waren beispielsweise Gefangene in der Engelsburg.


Gegen Ende des 18.&nbsp;Jahrhunderts vernachlässigten die Päpste den Ort, bis die Burg im 19.&nbsp;Jahrhundert von den Soldaten der französischen Republik beschlagnahmt wurde. Im Jahre 1870 ging die Befestigung in den Besitz des italienischen Staates über und diente als Festung und Gefängnis. Die Säle wurden zum Teil als [[Museum]] eingerichtet und die Burg wurde dem Publikum zugänglich gemacht. Im 20.&nbsp;Jahrhundert wurde sie restauriert.
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts vernachlässigten die Päpste den Ort, bis die Burg im 19. Jahrhundert von den Soldaten der französischen Republik beschlagnahmt wurde. Im Jahre 1870 ging die Befestigung in den Besitz des italienischen Staates über und diente als Festung und Gefängnis. Die Säle wurden zum Teil als [[Museum]] eingerichtet und die Burg wurde dem Publikum zugänglich gemacht. Im 20. Jahrhundert wurde sie restauriert.


=== Fluchtburg und Gefängnis der Päpste ===
=== Fluchtburg und Gefängnis der Päpste ===
[[Datei:EngelsburgPasseto.jpg|mini|Die Engelsburg mit dem anschließenden Verbindungsgang (''[[Passetto di Borgo|Passetto]]'') zum Vatikan]]
[[Datei:EngelsburgPasseto.jpg|mini|Die Engelsburg mit dem anschließenden Verbindungsgang (''[[Passetto di Borgo|Passetto]]'') zum Vatikan]]


Ab dem 10.&nbsp;Jahrhundert war die Engelsburg im Besitz der Päpste und diente als Zufluchtsort bei Gefahr. Während des Pontifikats [[Johannes XIII. (Papst)|Johannes XIII.]] (965–972) besetzten die [[Crescentier]], die zeitweise die Stadt Rom und die Päpste kontrollierten, die Engelsburg – zu dieser Zeit als ''domus'' oder ''castrum Crescenti'' bezeichnet. Im Juli 974 wurde Papst [[Benedikt VI.]], ein Parteigänger des Kaisers [[Otto I. (HRR)|Otto I.]], durch einen vom crescentinischen Gegenpapst [[Bonifatius VII.]] angestifteten Priester erdrosselt. Im April 984 ließ Bonifatius auch den Gegenpapst [[Johannes XIV. (Papst)|Johannes XIV.]] einkerkern und wahrscheinlich verhungern oder ermorden. Johannes starb am 20. August 984 in der Engelsburg. Wenige Jahrzehnte später übernahm sie im Jahr 1012 Papst [[Benedikt VIII.]] wieder in allein päpstlichen Besitz. 1084 verschanzte sich hier Papst [[Gregor VII.]] vor Kaiser [[Heinrich IV. (HRR)|Heinrich IV.]] Der 1277 unter Papst [[Nikolaus III. (Papst)|Nikolaus III.]] erbaute ''[[Passetto di Borgo]]'' oder ''Corridoio di Borgo'' ist ein oberirdischer, in die Mauer integrierter und etwa 800&nbsp;m langer Verbindungsgang zum [[Apostolischer Palast|Apostolischen Palast]] in der [[Vatikanstadt]]. Während der großen Plünderung Roms, der ''[[Sacco di Roma]]'', durch die Truppen von Kaiser [[Karl V. (HRR)|Karl V.]] im Jahr 1527 diente er Papst [[Clemens VII. (Papst)|Clemens VII.]] als Fluchtweg vor den Soldaten des Kaisers.<ref>Darauf bezieht sich ein Graffito in der Sala delle Prospettive in der Villa Farnesina: ''15A28 - was sol ich schreiben und nit lachen die la(nz)knecht habenn den babst laufen machen''</ref> Danach verschanzte er sich für einen Monat in der Burg. Ebenso floh [[Pius VII.]] vor [[Napoleon Bonaparte]]. 1561 wurde [[Kardinal]] [[Carlo Carafa (Kardinal)|Carlo Carafa]] in der Engelsburg durch [[Erdrosseln]] hingerichtet.
Ab dem 10. Jahrhundert war die Engelsburg im Besitz der Päpste und diente als Zufluchtsort bei Gefahr. Während des Pontifikats [[Johannes XIII. (Papst)|Johannes XIII.]] (965–972) besetzten die [[Crescentier]], die zeitweise die Stadt Rom und die Päpste kontrollierten, die Engelsburg – zu dieser Zeit als ''domus'' oder ''castrum Crescenti'' bezeichnet. Im Juli 974 wurde Papst [[Benedikt VI.]], ein Parteigänger des Kaisers [[Otto I. (HRR)|Otto I.]], durch einen vom crescentinischen Gegenpapst [[Bonifatius VII.]] angestifteten Priester erdrosselt. Im April 984 ließ Bonifatius auch den Gegenpapst [[Johannes XIV. (Papst)|Johannes XIV.]] einkerkern und wahrscheinlich verhungern oder ermorden. Johannes starb am 20. August 984 in der Engelsburg. Wenige Jahrzehnte später übernahm sie im Jahr 1012 Papst [[Benedikt VIII.]] wieder in allein päpstlichen Besitz. 1084 verschanzte sich hier Papst [[Gregor VII.]] vor Kaiser [[Heinrich IV. (HRR)|Heinrich IV.]] Der 1277 unter Papst [[Nikolaus III. (Papst)|Nikolaus III.]] erbaute ''[[Passetto di Borgo]]'' oder ''Corridoio di Borgo'' ist ein oberirdischer, in die Mauer integrierter und etwa 800 m langer Verbindungsgang zum [[Apostolischer Palast|Apostolischen Palast]] in der [[Vatikanstadt]]. Während der großen Plünderung Roms, des ''[[Sacco di Roma]]'', durch die Truppen von Kaiser [[Karl V. (HRR)|Karl V.]] im Jahr 1527 diente er Papst [[Clemens VII. (Papst)|Clemens VII.]] als Fluchtweg vor den Soldaten des Kaisers.<ref>Darauf bezieht sich ein Graffito in der Sala delle Prospettive in der Villa Farnesina: ''15A28 - was sol ich schreiben und nit lachen die la(nz)knecht habenn den babst laufen machen''</ref> Danach verschanzte er sich für einen Monat in der Burg. Ebenso floh [[Pius VII.]] vor [[Napoleon Bonaparte]]. 1561 wurde [[Kardinal]] [[Carlo Carafa (Kardinal)|Carlo Carafa]] in der Engelsburg durch [[Erdrosseln]] hingerichtet.


=== Herkunft des Namens ===
=== Herkunft des Namens ===
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[[Datei:Angel by Raffaello da Montelupo pic1.JPG|mini|hochkant|Der von [[Raffaello da Montelupo]] geschaffene Erzengel aus Marmor, der heute im Innenhof der Engelsburg, dem Cortile dell’Angelo, zu sehen ist]]
[[Datei:Angel by Raffaello da Montelupo pic1.JPG|mini|hochkant|Der von [[Raffaello da Montelupo]] geschaffene Erzengel aus Marmor, der heute im Innenhof der Engelsburg, dem Cortile dell’Angelo, zu sehen ist]]


Den heutigen Namen erhielt die Anlage im Jahr 590, als in Rom die [[Pest]] wütete. [[Papst]] [[Gregor der Große|Gregor I. der Große]] soll über dem Grabmal die Erscheinung des [[Erzengel]]s [[Michael (Erzengel)|Michael]] gesehen haben, der ihm das Ende der Pest verkündete, indem er das Schwert des göttlichen Zorns in die Scheide steckte. Da die Pest wirklich zu Ende ging, erinnert heute noch die Statue des Engels auf der Spitze des Gebäudes an diese Episode. Von 1577 bis 1752 stand dort oben ein von [[Raffaello da Montelupo]] geschaffener Engel aus Marmor, der heute im Innenhof, dem ''Cortile dell’Angelo'', zu sehen ist.
Der heutige Name der Anlage ist einer Legende entlehnt, die aus der berühmten Hagiographiensammlung [[Legenda aurea]] des Dominikanermönches [[Jacobus de Voragine]] aus dem 13. Jahrhundert stammt. Im Jahr 590, als Rom die [[Justinianische Pest]] erreichte, organisierte [[Papst]] [[Gregor der Große|Gregor I. der Große]] eine Bußprozession der römischen Bevölkerung, die in sieben Zügen zur heutigen [[Santa Maria Maggiore]] zog. Der Legende entsprechend soll den Teilnehmern über dem Grabmal Hadrians (das aus diesem Grund heute Engelsburg genannt wird) [[Erzengel]] [[Michael (Erzengel)|Michael]] erschienen sein, der ihnen das Ende der Pest verkündete, indem er das Schwert des göttlichen Zorns in die Scheide steckte.<ref>{{Literatur |Autor=Ferdinand Gregorovius |Titel=Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter |Band=1 |Auflage=2 |Ort=Darmstadt |Datum=1988 |Seiten=254 |Kommentar=ursprünglich 1871}}</ref> In der Realität fand die Pest mit der Bußprozession jedoch nicht ihr Ende, 13 Jahre später wurde die Prozession – offenbar aus gegebenem Anlass – wiederholt. Letztmals ist ein Ausbruch der Justinianischen Pest in Rom für das Jahr 722 bezeugt.<ref>{{Literatur |Autor=Wolfram Brandes |Titel=Die Pest in Byzanz nach dem Tode Justinians (565) bis 1453 |Hrsg=Mischa Meier |Sammelwerk=Pest. Die Geschichte eines Menschheitstraumas |Ort=Stuttgart |Datum=2005 |Seiten=205}}</ref> Die Prozessionsteilnehmer gelangten tatsächlich nicht einmal in die Nähe des Hadrian-Mausoleums.<ref>{{Literatur |Autor=Judith McClure |Titel=Gregory the Great. Exegesis and Audience |Ort=Oxford |Datum=1978 |Seiten=143}}</ref> Jedoch erinnert heute noch die Statue des Engels auf der Spitze des Gebäudes an jene legendarische Darstellung. Von 1577 bis 1752 stand dort oben ein von [[Raffaello da Montelupo]] geschaffener Engel aus Marmor, der heute im Innenhof, dem ''Cortile dell’Angelo'', zu sehen ist.
Dieser wurde 1752 durch die heutige, von [[Peter Anton von Verschaffelt]] entworfene Figur aus [[Bronze]] ersetzt.<ref>[http://castelsantangelo.beniculturali.it/index.php?it/154/peter-anton-verschaffelt-san-michele-arcangelo Homepage der Engelsburg], abgerufen am 21. März 2018.</ref> Außerdem wurde dem Erzengel eine um 610 von Papst [[Bonifatius IV.]] eingebaute [[Kapelle (Kirchenbau)|Kapelle]] gewidmet.
Dieser wurde 1752 durch die heutige, von [[Peter Anton von Verschaffelt]] entworfene Figur aus [[Bronze]] ersetzt.<ref>{{Internetquelle |url=http://castelsantangelo.beniculturali.it/index.php?it/154/peter-anton-verschaffelt-san-michele-arcangelo |titel=Peter Anton Verschaffelt - San Michele Arcangelo - Museo Nazionale di Castel Sant'Angelo - Sito Ufficiale |werk=castelsantangelo.beniculturali.it |abruf=2022-08-28 |sprache=it}}</ref> Außerdem wurde dem Erzengel eine um 610 von Papst [[Bonifatius IV.]] eingebaute [[Kapelle (Kirchenbau)|Kapelle]] gewidmet.


== Architektur und Innenausstattung ==
== Architektur und Innenausstattung ==
Insgesamt lässt sich das Bauwerk in seiner heutigen Gestalt in fünf Ebenen einteilen. Von der untersten Ebene führt eine 122&nbsp;m lange Rampe spiralförmig aufwärts. In der zweiten Ebene gibt es das [[Gefängnis]] und Lagerräume für Weizen und Öl. Die dritte Etage ist die militärische mit zwei Innenhöfen. Vom Cortile dell’Angelo aus gelangt man in die päpstlichen Gemächer und ins [[Museum]].
Insgesamt lässt sich das Bauwerk in seiner heutigen Gestalt in fünf Ebenen einteilen. Von der untersten Ebene führt eine 122&nbsp;m lange Rampe schraubenförmig aufwärts. In der zweiten Ebene gibt es das [[Gefängnis]] und Lagerräume für Weizen und Öl. Die dritte Etage ist die militärische mit zwei Innenhöfen. Vom Cortile dell’Angelo aus gelangt man in die päpstlichen Gemächer und ins [[Museum]].


Die wichtigste Ebene ist die vierte. Hier findet man das Papstappartement, eine Raumfolge mit manieristischen Fresken von [[Perino del Vaga]], [[Giulio Romano]] und anderen Künstlern aus der Schule [[Raffael]]s sowie die Säle [[Paul III.|Pauls III.]], [[Clemens VII. (Papst)|Clemens VII.]], [[Clemens VIII. (Papst)|Clemens VIII.]] und [[Leo X.|Leos X.]] Auch die Loggien von [[Giuliano da Sangallo]] und [[Donato Bramante]] sowie die ''Sala del Tesoro'' (Schatzkammer) sind hier zu sehen.
Die wichtigste Ebene ist die vierte. Hier findet man das Papstappartement, eine Raumfolge mit manieristischen Fresken von [[Perino del Vaga]], [[Giulio Romano]] und anderen Künstlern aus der Schule [[Raffael]]s sowie die Säle [[Paul III.|Pauls III.]], [[Clemens VII. (Papst)|Clemens VII.]], [[Clemens VIII. (Papst)|Clemens VIII.]] und [[Leo X.|Leos X.]] Auch die Loggien von [[Giuliano da Sangallo]] und [[Donato Bramante]] sowie die ''Sala del Tesoro'' (Schatzkammer) sind hier zu sehen. Clemens VII. ließ hier für sich ein Privatbad – genannt La Stufa – einrichten. Dieser kleine Raum ist reich mit Darstellungen weltlicher Themen (Nymphen, Putten, Meeresgetier) in Freskotechnik bemalt. Das Badewasser floss ursprünglich aus einer nackten Venusfigur aus Bronze in die gemauerte Wanne. Diese Figur wurde später entfernt.<ref>{{Literatur |Autor=Willy Pocino |Titel=Le curiosità di Roma : storie, aneddoti e segreti legati a luoghi, tradizioni e monumenti esistenti o scomparsi di una città irripetibile |Verlag=Newton Compton |Ort=Rom |Datum=2009 |Sprache=it |ISBN=978-88-541-1505-7 |Seiten=94}}</ref> Auf der vierten Ebene findet sich heutzutage ebenfalls eine [[Café|Cafeteria]] mit einem Ausblick über Rom.

Clemens VII. ließ hier für sich ein Privatbad – genannt La Stufa – einrichten. Dieser kleine Raum ist reich mit Darstellungen weltlicher Themen (Nymphen, Putten, Meeresgetier) in Freskotechnik bemalt. Das Badewasser floss ursprünglich aus einer nackten Venusfigur aus Bronze in die gemauerte Wanne. Diese Figur wurde später entfernt<ref>Willy Pocino, Le Curiosità di Roma, Seite 94</ref>. Ganz oben kommt man schließlich auf die Terrasse, wo neben dem Bronzeengel die sogenannte Armsünderglocke (Campana della Misericordia) zu sehen ist, die an die Vergänglichkeit des Schönen und die Grausamkeit der Welt erinnert.
Ganz oben kommt man schließlich auf die Terrasse, wo neben dem Bronzeengel die sogenannte Armsünderglocke (Campana della Misericordia) zu sehen ist, die an die Vergänglichkeit des Schönen und die Grausamkeit der Welt erinnert.


Im Museum (Museo di Castel Sant’Angelo) werden seit 1901 in 58 Sälen neben der Geschichte des Bauwerks auch Waffen, Möbel und Gebrauchsgegenstände gezeigt.
Im Museum (Museo di Castel Sant’Angelo) werden seit 1901 in 58 Sälen neben der Geschichte des Bauwerks auch Waffen, Möbel und Gebrauchsgegenstände gezeigt.


== Sonstiges ==
== Trivia ==
[[Datei:Rome, a view of the river Tiber looking south with the Castel Sant'Angelo and Saint Peter's Basilica beyond by Rudolf Wiegmann 1834.jpg|mini|''Rom, Aussicht auf den Tiber nach Süden mit dem Kastell S. Angelo und der Basilika St. Peter'', Ölgemälde, [[Rudolf Wiegmann]], 1834]]
[[Datei:Rome, a view of the river Tiber looking south with the Castel Sant'Angelo and Saint Peter's Basilica beyond by Rudolf Wiegmann 1834.jpg|mini|''Rom, Aussicht auf den Tiber nach Süden mit dem Kastell S. Angelo und der Basilika St. Peter'', Ölgemälde, [[Rudolf Wiegmann]], 1834]]
[[Datei:Roma Castel Sant'Angelo Tevere.jpg|mini|Engelsburg und Tiberufer]]


In der [[Oper]] ''[[Tosca]]'' von [[Giacomo Puccini|Puccini]] begeht die Protagonistin Selbstmord, indem sie sich von der Engelsburg stürzt, was dem Bauwerk im frühen 20.&nbsp;Jahrhundert zu neuer Bekanntheit verhalf.
In der [[Oper]] ''[[Tosca]]'' von [[Giacomo Puccini|Puccini]] begeht die Protagonistin Selbstmord, indem sie sich von der Engelsburg stürzt, was dem Bauwerk im frühen 20.&nbsp;Jahrhundert zu neuer Bekanntheit verhalf.


Im Roman ''[[Illuminati (Roman)|Illuminati]]'' (2000) von [[Dan Brown]] traf sich in der Engelsburg einst die Geheimgesellschaft der [[Illuminatenorden|Illuminati]], hier versteckte sich auch der Attentäter.
Im Roman ''[[Illuminati (Roman)|Illuminati]]'' (2000) von [[Dan Brown]] trifft sich in der Engelsburg die Geheimgesellschaft der [[Illuminatenorden|Illuminati]], hier versteckt sich auch der Attentäter.


== Literatur ==
== Literatur ==
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== Weblinks ==
== Weblinks ==
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{{Wiktionary|Engelsburg}}
{{Wiktionary|Engelsburg}}
* {{Internetquelle |url=http://castelsantangelo.beniculturali.it/ |titel=Home - Museo Nazionale di Castel Sant'Angelo - Sito Ufficiale |werk=castelsantangelo.beniculturali.it |archiv-url= |abruf=2022-08-28 |abruf-verborgen=1 |sprache=it |kommentar=offizielle Website}}
* [http://castelsantangelo.beniculturali.it/ Offizielle Website]
* {{Internetquelle |url=https://www.italyguides.it/en/lazio/rome/ancient-rome/castel-st-angelo |titel=Castel St. Angelo, Rome - Italy - ItalyGuides.it |werk=italyguides.it |archiv-url= |abruf=2022-08-28 |abruf-verborgen=1 |sprache=it |kommentar=virtuelle Panoramen und Fotos}}
* [http://www.compart-multimedia.com/virtuale/us/roma/angelo.htm Castel S’Angelo, Rome]: Virtual panoramas and photo gallery (ita/eng)
* http://www.roma2000.it/zmusange.html
* {{Internetquelle |url=http://www.roma2000.it/zmusange.html |titel=Castel Sant'Angelo National Museum |werk=roma2000.it |archiv-url= |abruf=2022-08-28 |abruf-verborgen=1 |sprache=en}}
* {{Internetquelle |url=http://www.das-forum-romanum.de/engelsburg.htm |titel=engelsburg |werk=das-forum-romanum.de |archiv-url= |abruf=2022-08-28 |abruf-verborgen=1}}
* http://www.markaurel.de/mausoleen.htm
* {{Internetquelle |url=http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=4100 |titel=Das Goethezeitportal: Engelsburg und Engelsbrücke in Rom |werk=goethezeitportal.de |archiv-url= |abruf=2022-08-28 |abruf-verborgen=1}}
* http://www.das-forum-romanum.de/engelsburg.htm
* [http://www.goethezeitportal.de/index.php?id=4100 Engelsburg und Engelsbrücke in Ansichten und Texten]


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
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[[Kategorie:Mausoleum in Italien]]
[[Kategorie:Mausoleum in Italien]]
[[Kategorie:Burg in Italien]]
[[Kategorie:Burg im Latium]]
[[Kategorie:Hadrian (Kaiser)]]
[[Kategorie:Hadrian (Kaiser)]]
[[Kategorie:Römische Grabstätte]]
[[Kategorie:Römisches Grabmal]]
[[Kategorie:Antikes Bauwerk in Rom]]
[[Kategorie:Antikes Bauwerk in Rom]]
[[Kategorie:Borgo (Rione)]]
[[Kategorie:Borgo (Rione)]]
[[Kategorie:Literarischer Schauplatz]]
[[Kategorie:Literarischer Schauplatz]]
[[Kategorie:Erbaut im 2.&nbsp;Jahrhundert]]
[[Kategorie:Erbaut im 2.&nbsp;Jahrhundert]]
[[Kategorie:Hinrichtungsstätte]]
[[Kategorie:Hinrichtungsstätte in Italien]]
[[Kategorie:Erzengel Michael als Namensgeber]]
[[Kategorie:Erzengel Michael als Namensgeber]]
[[Kategorie:Museum in Rom]]
[[Kategorie:Museum in Rom]]
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[[Kategorie:Burg in Europa]]
[[Kategorie:Burg in Europa]]
[[Kategorie:Grabmal in Rom]]
[[Kategorie:Grabmal in Rom]]
[[Kategorie:Grabbau in Europa]]
[[Kategorie:Archäologischer Fundplatz in Rom]]


[[scn:Castel Sant’Àncilu]]
[[scn:Castel Sant’Àncilu]]

Aktuelle Version vom 20. März 2024, 10:08 Uhr

Die Engelsburg von der Engelsbrücke aus
Beleuchtete Engelsburg mit Engelsbrücke
Die Engelsburg in Rom, Ansicht von Westen
Ostansicht der Engelsburg

Die Engelsburg (urspr. Mausoleum des Hadrian) (italienisch Castel Sant’Angelo oder Mausoleo di Adriano) in Rom wurde ursprünglich als Mausoleum für den römischen Kaiser Hadrian (117–138 n. Chr.) (lateinisch Mausoleum Hadriani) und seine Nachfolger errichtet und später von verschiedenen Päpsten zur Kastellburg umgebaut. Seit 1901 wurde das Gebäude nicht mehr als Burg verwendet. Seit dem 13. Februar 1906 ist die Engelsburg ein Museum.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rekonstruktionsversuch des Mausoleums von Hadrian im Museo della Civiltà Romana

Der Bau wurde noch zu Lebzeiten Hadrians begonnen, war als Mausoleum für den Kaiser gedacht, wurde im Jahr 139 unter Antoninus Pius fertiggestellt und in dessen Namen geweiht. Das Mausoleum wurde später auch Antoninorum sepulcrum („Grab der Antoninen“) genannt; in der Spätantike war es unter dem Namen Hadrianeum bekannt. Heute wird die Bezeichnung Hadrianeum für den Tempel des Hadrian an der Piazza di Pietra verwendet.

Im Mausoleum des Hadrian wurden folgende Mitglieder der kaiserlichen Familie beigesetzt:

Das Grabmal hatte die Form eines flachen Zylinders (64 m Durchmesser, 20 m hoch) aus Peperin (Vulkangestein) und opus caementicium (römischer Beton), bedeckt mit römischem Travertin, einem Kalkstein aus Tivoli, der auf einem mit Marmor verkleideten quadratischen Sockel (je nach Angabe 84–89 m Seitenlänge, 10–15 m hoch) errichtet wurde. Die Oberseite des Zylinders war vermutlich als Garten mit Zypressen gestaltet. In der Mitte stand wahrscheinlich ein kleiner (runder) Tempel. An der Spitze stand eine Quadriga, die Hadrian als Sonnengott zeigte. Es gibt aber auch andere Rekonstruktionen, die von einem hohen Kegel aus Stein statt Garten und Tempel ausgehen.

In der Mitte des Mausoleums befand sich die Grabkammer.

Grabkammer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der architektonische Stil mag ungewöhnlich erscheinen, aber es gab damals ähnliche Bauten, wie das Mausoleum des Kaisers Augustus auf dem Marsfeld, von dem heute nur mehr eine Ruine übrig ist, oder das Grabmal der Caecilia Metella an der Via Appia Antica. Der Stil geht auf noch ältere Grabbauten der Etrusker zurück.

Als die Stadtmauer von Kaiser Aurelian (die Aurelianische Mauer) unter den Kaisern Honorius (395–423) und Arcadius (395–408) vom Magister militum (Heermeister) Stilicho verstärkt wurde, integrierte man das solide gebaute Mausoleum als Zitadelle in die Befestigungen.

Im 6. Jahrhundert erkannte der Gotenkönig Totila die Bedeutung der Burg zur Kontrolle der Stadt und baute sie als Stützpunkt aus.

Im 15. Jahrhundert wurde die Engelsburg zur Festung unter den Päpsten Alexander VI. und Nikolaus V. umgebaut. Zugleich richteten sich die Päpste prächtig ausgestattete Wohnungen ein, wobei die Sala Paolina aus dem 16. Jahrhundert zum schönsten Papstgemach zählt, das heute noch zu besichtigen ist. Alexander VI. errichtete die vier Bastionen und die päpstlichen Gemächer. Sixtus V. richtete die Schatzkammer ein, in der sich auch ein Teil des Geheimarchivs befand.

Die Engelsburg diente in späteren Jahren auch als Gefängnis der Inquisition. Benvenuto Cellini und Alessandro Cagliostro waren beispielsweise Gefangene in der Engelsburg.

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts vernachlässigten die Päpste den Ort, bis die Burg im 19. Jahrhundert von den Soldaten der französischen Republik beschlagnahmt wurde. Im Jahre 1870 ging die Befestigung in den Besitz des italienischen Staates über und diente als Festung und Gefängnis. Die Säle wurden zum Teil als Museum eingerichtet und die Burg wurde dem Publikum zugänglich gemacht. Im 20. Jahrhundert wurde sie restauriert.

Fluchtburg und Gefängnis der Päpste[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Engelsburg mit dem anschließenden Verbindungsgang (Passetto) zum Vatikan

Ab dem 10. Jahrhundert war die Engelsburg im Besitz der Päpste und diente als Zufluchtsort bei Gefahr. Während des Pontifikats Johannes XIII. (965–972) besetzten die Crescentier, die zeitweise die Stadt Rom und die Päpste kontrollierten, die Engelsburg – zu dieser Zeit als domus oder castrum Crescenti bezeichnet. Im Juli 974 wurde Papst Benedikt VI., ein Parteigänger des Kaisers Otto I., durch einen vom crescentinischen Gegenpapst Bonifatius VII. angestifteten Priester erdrosselt. Im April 984 ließ Bonifatius auch den Gegenpapst Johannes XIV. einkerkern und wahrscheinlich verhungern oder ermorden. Johannes starb am 20. August 984 in der Engelsburg. Wenige Jahrzehnte später übernahm sie im Jahr 1012 Papst Benedikt VIII. wieder in allein päpstlichen Besitz. 1084 verschanzte sich hier Papst Gregor VII. vor Kaiser Heinrich IV. Der 1277 unter Papst Nikolaus III. erbaute Passetto di Borgo oder Corridoio di Borgo ist ein oberirdischer, in die Mauer integrierter und etwa 800 m langer Verbindungsgang zum Apostolischen Palast in der Vatikanstadt. Während der großen Plünderung Roms, des Sacco di Roma, durch die Truppen von Kaiser Karl V. im Jahr 1527 diente er Papst Clemens VII. als Fluchtweg vor den Soldaten des Kaisers.[1] Danach verschanzte er sich für einen Monat in der Burg. Ebenso floh Pius VII. vor Napoleon Bonaparte. 1561 wurde Kardinal Carlo Carafa in der Engelsburg durch Erdrosseln hingerichtet.

Herkunft des Namens[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bronzestatue des Erzengels Michael, die von Peter Anton von Verschaffelt geschaffen wurde
Der von Raffaello da Montelupo geschaffene Erzengel aus Marmor, der heute im Innenhof der Engelsburg, dem Cortile dell’Angelo, zu sehen ist

Der heutige Name der Anlage ist einer Legende entlehnt, die aus der berühmten Hagiographiensammlung Legenda aurea des Dominikanermönches Jacobus de Voragine aus dem 13. Jahrhundert stammt. Im Jahr 590, als Rom die Justinianische Pest erreichte, organisierte Papst Gregor I. der Große eine Bußprozession der römischen Bevölkerung, die in sieben Zügen zur heutigen Santa Maria Maggiore zog. Der Legende entsprechend soll den Teilnehmern über dem Grabmal Hadrians (das aus diesem Grund heute Engelsburg genannt wird) Erzengel Michael erschienen sein, der ihnen das Ende der Pest verkündete, indem er das Schwert des göttlichen Zorns in die Scheide steckte.[2] In der Realität fand die Pest mit der Bußprozession jedoch nicht ihr Ende, 13 Jahre später wurde die Prozession – offenbar aus gegebenem Anlass – wiederholt. Letztmals ist ein Ausbruch der Justinianischen Pest in Rom für das Jahr 722 bezeugt.[3] Die Prozessionsteilnehmer gelangten tatsächlich nicht einmal in die Nähe des Hadrian-Mausoleums.[4] Jedoch erinnert heute noch die Statue des Engels auf der Spitze des Gebäudes an jene legendarische Darstellung. Von 1577 bis 1752 stand dort oben ein von Raffaello da Montelupo geschaffener Engel aus Marmor, der heute im Innenhof, dem Cortile dell’Angelo, zu sehen ist. Dieser wurde 1752 durch die heutige, von Peter Anton von Verschaffelt entworfene Figur aus Bronze ersetzt.[5] Außerdem wurde dem Erzengel eine um 610 von Papst Bonifatius IV. eingebaute Kapelle gewidmet.

Architektur und Innenausstattung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Insgesamt lässt sich das Bauwerk in seiner heutigen Gestalt in fünf Ebenen einteilen. Von der untersten Ebene führt eine 122 m lange Rampe schraubenförmig aufwärts. In der zweiten Ebene gibt es das Gefängnis und Lagerräume für Weizen und Öl. Die dritte Etage ist die militärische mit zwei Innenhöfen. Vom Cortile dell’Angelo aus gelangt man in die päpstlichen Gemächer und ins Museum.

Die wichtigste Ebene ist die vierte. Hier findet man das Papstappartement, eine Raumfolge mit manieristischen Fresken von Perino del Vaga, Giulio Romano und anderen Künstlern aus der Schule Raffaels sowie die Säle Pauls III., Clemens VII., Clemens VIII. und Leos X. Auch die Loggien von Giuliano da Sangallo und Donato Bramante sowie die Sala del Tesoro (Schatzkammer) sind hier zu sehen. Clemens VII. ließ hier für sich ein Privatbad – genannt La Stufa – einrichten. Dieser kleine Raum ist reich mit Darstellungen weltlicher Themen (Nymphen, Putten, Meeresgetier) in Freskotechnik bemalt. Das Badewasser floss ursprünglich aus einer nackten Venusfigur aus Bronze in die gemauerte Wanne. Diese Figur wurde später entfernt.[6] Auf der vierten Ebene findet sich heutzutage ebenfalls eine Cafeteria mit einem Ausblick über Rom.

Ganz oben kommt man schließlich auf die Terrasse, wo neben dem Bronzeengel die sogenannte Armsünderglocke (Campana della Misericordia) zu sehen ist, die an die Vergänglichkeit des Schönen und die Grausamkeit der Welt erinnert.

Im Museum (Museo di Castel Sant’Angelo) werden seit 1901 in 58 Sälen neben der Geschichte des Bauwerks auch Waffen, Möbel und Gebrauchsgegenstände gezeigt.

Trivia[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rom, Aussicht auf den Tiber nach Süden mit dem Kastell S. Angelo und der Basilika St. Peter, Ölgemälde, Rudolf Wiegmann, 1834
Engelsburg und Tiberufer

In der Oper Tosca von Puccini begeht die Protagonistin Selbstmord, indem sie sich von der Engelsburg stürzt, was dem Bauwerk im frühen 20. Jahrhundert zu neuer Bekanntheit verhalf.

Im Roman Illuminati (2000) von Dan Brown trifft sich in der Engelsburg die Geheimgesellschaft der Illuminati, hier versteckt sich auch der Attentäter.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Heinz-Joachim Fischer: Rom. Zweieinhalb Jahrtausende Geschichte, Kunst und Kultur der Ewigen Stadt. DuMont, Köln 2001, ISBN 3-7701-5607-2, S. 351–352.
  • Anton Henze, Kunibert Bering, Gerhard Wiedmann: Kunstführer Rom. 5., neu bearbeitete Auflage. Reclam, Stuttgart 1994, ISBN 3-15-010402-5, S. 88–91.
  • Willy Pocino: Le curiosità di Roma. Storie, aneddoti e segreti legati a luoghi, tradizioni e monumenti esistenti o scomparsi di una città irripetibile (= Tradizioni italiane. 31). Newton & Compton, Rom 2004, ISBN 88-541-0010-2.
  • Tina Squadrilli: Castel Sant'Angelo. Una storia lunga diciannove secoli. Misteri, segreti, curiosità e personaggi di uno dei più famosi monumenti del mondo (= Quest'Italia. 284). Newton & Compton, Rom 2000, ISBN 88-8289-462-2.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Engelsburg – Sammlung von Bildern
Wiktionary: Engelsburg – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Darauf bezieht sich ein Graffito in der Sala delle Prospettive in der Villa Farnesina: 15A28 - was sol ich schreiben und nit lachen die la(nz)knecht habenn den babst laufen machen
  2. Ferdinand Gregorovius: Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter. 2. Auflage. Band 1. Darmstadt 1988, S. 254 (ursprünglich 1871).
  3. Wolfram Brandes: Die Pest in Byzanz nach dem Tode Justinians (565) bis 1453. In: Mischa Meier (Hrsg.): Pest. Die Geschichte eines Menschheitstraumas. Stuttgart 2005, S. 205.
  4. Judith McClure: Gregory the Great. Exegesis and Audience. Oxford 1978, S. 143.
  5. Peter Anton Verschaffelt - San Michele Arcangelo - Museo Nazionale di Castel Sant'Angelo - Sito Ufficiale. In: castelsantangelo.beniculturali.it. Abgerufen am 28. August 2022 (italienisch).
  6. Willy Pocino: Le curiosità di Roma : storie, aneddoti e segreti legati a luoghi, tradizioni e monumenti esistenti o scomparsi di una città irripetibile. Newton Compton, Rom 2009, ISBN 978-88-541-1505-7, S. 94 (italienisch).

Koordinaten: 41° 54′ 11″ N, 12° 27′ 59″ O