„Diesseits“ – Versionsunterschied

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Die Ortsbestimmung „diesseits“ ist wie dessen Gegenwort „jenseits“ in substantivierter Form zu einem religiös-philosophischen Begriff geworden: ''das'' '''Diesseits''' – im Allgemeinen häufig für die [[Natur]]wirklichkeit verwandt – und ''das'' [[Jenseits]] – generell meist für die „andere“ ([[Gott|göttliche]]) Wirklichkeit verwandt.
Die Ortsbestimmung „diesseits“ ist wie dessen Gegenwort „jenseits“ in substantivierter Form zu einem religiös-philosophischen Begriff geworden: ''das'' '''Diesseits''' – im Allgemeinen häufig für die [[Natur]]wirklichkeit verwandt – und ''das'' [[Jenseits]] – generell meist für die „andere“ ([[Gott|göttliche]]) Wirklichkeit verwandt.


Die beiden Wörter [[Implikation|implizieren]] im Allgemeinen, dass das Gemeinte abstrakt, unanschaulich ist. Sie setzen eine Grenzlinie, die das Weltganze in zwei „Bereiche“ teilt, wobei ''Diesseits'' der Bereich ist, in dem sich der Sprecher befindet, und ''Jenseits'' der andere. Diese Grenze wird gewöhnlich mit der Todeslinie identifiziert. Dem ''Diesseits'' fallen aus der [[Weltanschauung]] der [[Metaphysik]] und vieler [[Religion]]en Zuschreibungen zu wie „natürlich, endlich, sinnlich, vorläufig“ zu, dem ''Jenseits'' solche wie „himmlisch, ewig, geistig, (end-)gültig“. Dies wird bestritten von vielen nicht-religiösen [[Humanismus|Humanisten]] und [[Freidenker]]n, in deren Vorstellung das menschliche Leben lediglich im ''Diesseits'' bzw. ausschließlich in einer alleinigen Naturwirklichkeit existiert.
Die beiden Wörter [[Implikation|implizieren]] im Allgemeinen, dass das Gemeinte abstrakt, unanschaulich ist. Sie setzen eine Grenzlinie, die das Weltganze in zwei „Bereiche“ teilt, wobei ''Diesseits'' der Bereich ist, in dem sich der Sprecher befindet, und ''Jenseits'' der andere. Diese Grenze wird gewöhnlich mit der Todeslinie identifiziert. Dem ''Diesseits'' fallen aus der [[Weltanschauung]] der [[Metaphysik]] und vieler [[Religion]]en Zuschreibungen wie „natürlich, endlich, sinnlich, vorläufig“ zu, dem ''Jenseits'' solche wie „himmlisch, ewig, geistig, (end-)gültig“. Dies wird bestritten von vielen nicht-religiösen [[Humanismus|Humanisten]] und [[Freidenker]]n, in deren Vorstellung das menschliche Leben lediglich im ''Diesseits'' bzw. ausschließlich in einer alleinigen Naturwirklichkeit existiert.


Bei der sogenannten 'verdoppelten' Sicht der Welt kann eine doppelte Sicht des Menschen (siehe [[Anthropologie]]) einem (eben der Vorstellung oder dem [[Glaube]]n nach) zugleich „diesseitigen“ (vergänglichen) und „jenseitigen“ (ewigen) Daseins-Zustand entsprechen.
Bei der sogenannten „verdoppelten“ Sicht der Welt kann eine doppelte Sicht des Menschen (siehe [[Anthropologie]]) einem (eben der Vorstellung oder dem [[Glaube (Religion)|Glaube]]n nach) zugleich „diesseitigen“ (vergänglichen) und „jenseitigen“ (ewigen) Daseinszustand entsprechen.


Die [[Weltreligion]]en und viele andere [[Religion]]en gehen von einer diesseitigen und jenseitigen Wirklichkeit aus. Das Typische einer Religion lässt sich insbesondere an ihrer Beschreibung, Verhältnisbestimmung und Grenzziehung von Diesseits und Jenseits zeigen.
Die [[Weltreligion]]en und viele andere Religionen gehen von einer diesseitigen und jenseitigen Wirklichkeit aus. Das Typische einer Religion lässt sich insbesondere an ihrer Beschreibung, Verhältnisbestimmung und Grenzziehung von Diesseits und Jenseits zeigen.


Auch die Mehrzahl der [[Philosophie|philosophischen]] Systeme enthält in irgendeiner Form die Diesseits-Jenseits-Beziehung. Einige pointiert „diesseitig“ ausgerichtete Denker nehmen zumindest negativ auf Jenseitsvorstellungen Bezug.
Auch die Mehrzahl der [[Philosophie|philosophischen]] Systeme enthält in irgendeiner Form die Diesseits-Jenseits-Beziehung. Einige pointiert „diesseitig“ ausgerichtete Denker nehmen zumindest negativ auf Jenseitsvorstellungen Bezug.

[[Ludwig Feuerbach]] betrachtete Religion als Anthropologie und formulierte eine Ethik des Diesseits.<ref>[[Paul Diepgen]], [[Heinz Goerke]]: ''[[Ludwig Aschoff|Aschoff]]/Diepgen/Goerke: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin.'' 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 35.</ref>

== Zeitschrift ''diesseits'' des Humanistischen Verbands Deutschlands ==
Der [[Humanistischer Verband Deutschlands|Humanistische Verband Deutschlands]] gibt seit 1987 die Zeitschrift ''diesseits – Das humanistische Magazin'' heraus, seit 2011 ergänzt durch ein Online-Magazin.<ref>[https://diesseits.de/ diesseits] Magazin und website des Humanistischen Verband Deutschlands</ref>

== Siehe auch ==
* [[Dunyā]]


== Weblinks ==
== Weblinks ==
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== Einzelnachweise ==
<references />


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[[Kategorie:Weltanschauung]]
[[Kategorie:Metaphysik]]
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[[Kategorie:Religionsphilosophie]]
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[[Kategorie:Eschatologie]]
[[Kategorie:Eschatologie]]

[[bs:Dunjaluk]]

Aktuelle Version vom 19. August 2023, 13:29 Uhr

Die Ortsbestimmung „diesseits“ ist wie dessen Gegenwort „jenseits“ in substantivierter Form zu einem religiös-philosophischen Begriff geworden: das Diesseits – im Allgemeinen häufig für die Naturwirklichkeit verwandt – und das Jenseits – generell meist für die „andere“ (göttliche) Wirklichkeit verwandt.

Die beiden Wörter implizieren im Allgemeinen, dass das Gemeinte abstrakt, unanschaulich ist. Sie setzen eine Grenzlinie, die das Weltganze in zwei „Bereiche“ teilt, wobei Diesseits der Bereich ist, in dem sich der Sprecher befindet, und Jenseits der andere. Diese Grenze wird gewöhnlich mit der Todeslinie identifiziert. Dem Diesseits fallen aus der Weltanschauung der Metaphysik und vieler Religionen Zuschreibungen wie „natürlich, endlich, sinnlich, vorläufig“ zu, dem Jenseits solche wie „himmlisch, ewig, geistig, (end-)gültig“. Dies wird bestritten von vielen nicht-religiösen Humanisten und Freidenkern, in deren Vorstellung das menschliche Leben lediglich im Diesseits bzw. ausschließlich in einer alleinigen Naturwirklichkeit existiert.

Bei der sogenannten „verdoppelten“ Sicht der Welt kann eine doppelte Sicht des Menschen (siehe Anthropologie) einem (eben der Vorstellung oder dem Glauben nach) zugleich „diesseitigen“ (vergänglichen) und „jenseitigen“ (ewigen) Daseinszustand entsprechen.

Die Weltreligionen und viele andere Religionen gehen von einer diesseitigen und jenseitigen Wirklichkeit aus. Das Typische einer Religion lässt sich insbesondere an ihrer Beschreibung, Verhältnisbestimmung und Grenzziehung von Diesseits und Jenseits zeigen.

Auch die Mehrzahl der philosophischen Systeme enthält in irgendeiner Form die Diesseits-Jenseits-Beziehung. Einige pointiert „diesseitig“ ausgerichtete Denker nehmen zumindest negativ auf Jenseitsvorstellungen Bezug.

Ludwig Feuerbach betrachtete Religion als Anthropologie und formulierte eine Ethik des Diesseits.[1]

Zeitschrift diesseits des Humanistischen Verbands Deutschlands[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Humanistische Verband Deutschlands gibt seit 1987 die Zeitschrift diesseits – Das humanistische Magazin heraus, seit 2011 ergänzt durch ein Online-Magazin.[2]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wiktionary: Diesseits – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Paul Diepgen, Heinz Goerke: Aschoff/Diepgen/Goerke: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 35.
  2. diesseits Magazin und website des Humanistischen Verband Deutschlands