Cantautore

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Begriff ital.Cantautori (pl.von 'il Cantautore', weibliche Form 'la cantautrice'), ungefähr um 1960 durch Mitarbeiter der Plattenfirma 'Ricordi' geprägte Bezeichnung für italienische SängerInnen, die ? in Wirklichkeit nicht immer - selbst geschriebene und komponierte Lieder vortragen bzw. einspielen. Ihre Texte sind meist sehr poetisch, auch wenn sie sich oft mit alltäglicher Thematik beschäftigen, und gerade in . Die Melodien ihrer Lieder sind oft durch den Belcanto und seine Melodieführung beeinflußt (eine Hommage an die musikalische Tradition der 'canzone' findet sich in Lucio Dallas Lied 'Caruso'). Ihre musikalische Begleitung orientiert sich an Mustern der modernen Rock- und Popmusik, auch des Jazz und Folk.

Schulen Manchmal wird von verschiedenen 'Schulen' der Cantautori gesprochen, womit die geographische Zuordnung zu einer Richtung gemeint ist, wie z.B. die 'Schule von Genua' (Fabrizio de Andre', Gino Paoli usw.). Insgesamt sind diese Einteilungen jedoch kaum aussagekräftig, da die Stile sehr verschieden sind und eine große Mobilität herrscht.

San Remo San Remo ist der Austragungsort des gleichnamigen, alljährlich Ende Februar/Anfang März stattfindenden Festivals der 'canzone italiana' und Medienspektakels, das über mehrer Abende geht und live vom Fernsehsender RAI übertragen wird. Es dient als Bühne für neue Talente, daneben treten auch bereits bekannte Cantautori auf. In den letzten Jahren hat sich das Niveau der zeitweilig im Durchschnitt eher mäßigen Darbietungen deutlich verbessert.

Chronologie Der musikalische und kommerzielle Aufstieg der Cantautori beginnt in der zweiten Hälfte der 60-er Jahre. Entscheidend ist die Abwendung vom Italo-Schlager, auch von der puren Imitation des Rock'n Roll (durch die sogenannten 'urlatori'=wörtl übers.'Schreier') sowie des Beat und der Beginn einer poetisch-musikalischen Auseinandersetzung mit Themen aus dem Alltag und der Lebenswelt der zeitgenössischen Generation. In dieser Zeit liegen die Anfänge von später bekannten Cantautori wie 1)Fabrizio de Andre', der meisterhaft die Form der Ballade und Allegorie umsetzt (z.B. 'Il pescatore', 1970), 2)Lucio Dalla, der rhythmische Gesangsmuster des Blues und Jazz mit der Melodik der 'canzone' verbindet und in seinen Liedern wie 'L'anno che verra' oder 'Attenti al lupo' treffsicher (Zeit-)Stimmungen einfängt 3)Francesco Guccini, dem italienischen Bob Dylan, der in seinen Liedern sozial- und selbstkritisch die zeitgenössischen Strömungen aufarbeitet (z.B. Kritik der industriellen Welt in 'Il vecchio e il bambino', 1972) 4)Lucio Batttisti, dessen erste LP 1969 erscheint, und eine lange Serie von Charterfolgen in Italien einleitet (Battisti schreibt die Musik, der Coautor Mogol die Texte), dank der ungeschminkten und direkten Behandlung zwischenmenschlicher Thematik. Die 70-er Jahre führen dann zum Durchbruch; allen voran Battisti, werden die Cantautori zur zeitgenössischen nationalen Musikidentität und -realität in Italien. Ihre Musik und Themen verzweigen sich ab diesem Zeitpunkt in die verschiedensten Stilrichtungen. Zu nennen sind Franceso de Gregori (Folk, kritische Texte), Angelo Branduardi (Folkrock, Beschäftigung mit Formen der Volksüberlieferung wie Märchen, Abzählreim), Riccardo Cocciante, Edoardo Bennato. Einer melodischen Richtung folgt Claudio Baglioni, dessen Stil als Vorläufer des später auch international erfolgreichen Eros Ramazzotti gewertet werden kann. Die frühen 80-er stehen kurz im Zeichen der Anlehnung an einen geradlinigen Rock, vertreten durch Gianna Nannini und Vasco Rossi. In dieser Periode verbreitern sich die Stilrichtungen jedoch weiter, wie die Verbindung von amerikanischer Fusion Music und napoletanischem Lied bei Pino Daniele, die Anlehnung an Jazz und lateinamerikanische Rhythmen bei Paolo Conte, an den Soul bei Zucchero oder an die Synthesizer-Musik bei Battiato. Die 90-er und die letzten Jahre bringen mit einer neuen Generation von Cantautori wie Jovanotti, Marco Masini, Mario Venuti oder Alex Britti einerseits mehr Direktheit ('Bella stronza', Marco Masini 1995) und andrerseits auch eine unübersehbare Selbstironie, einen neuen Sinn für Humor ('7000 Caffè', Alex Britti).