„Bildungselite“ – Versionsunterschied

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'''Bildungselite''' ist ein Sammelbegriff für eine soziale Gruppe innerhalb einer Gesellschaft, die über viel anerkannte [[Bildung]] verfügt.
'''Bildungselite''' ist ein [[Sammelbegriff]] für eine [[soziale Gruppe]] innerhalb einer Gesellschaft, die über viel anerkannte [[Bildung]] verfügt.


Der Begriff kam im 19. Jahrhundert auf und wird oftmals synonym mit dem Begriff [[Bildungsbürgertum]] verwendet, insbesondere dann, wenn von "bürgerlicher Bildungselite" die Rede ist.
Der Begriff kam im 19. Jahrhundert auf und wird oftmals [[Synonymie|synonym]] mit dem Begriff ''[[Bildungsbürgertum]]'' verwendet, insbesondere dann, wenn von „bürgerlicher Bildungselite“ die Rede ist.


Soziologisch handelt es sich um eine Kategorie der Leistungseliten und wird von anderen [[Elite]]n wie der Wirtschaftelite oder der politische Elite abgegrenzt.
Soziologisch handelt es sich um eine Kategorie der Leistungseliten und wird von anderen [[Elite]]n wie der Wirtschaftelite oder der politische Elite abgegrenzt.


==Geschichte==
== Geschichte ==
Während noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Begriffe ''Bildungsbürgertum'' und ''Bildungselite'' nicht differenziert wurden, änderte sich dies in Folge wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Veränderungen ab den 1950er Jahren.
Während noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Begriffe ''Bildungsbürgertum'' und ''Bildungselite'' nicht differenziert wurden, änderte sich dies in Folge wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Veränderungen ab den 1950er Jahren.
Nach [[Michael Vester]] sollte zwischen der ''alten Bildungselite'' ("Bildungsaristrokratie"), die sich vor allem über Geschmack und Kultur (dem was [[Pierre Bourdieu]] als [[Distinktion]] bezeichnete) definiert, und der ''neuen Bildungselite'' ("Bildungsgewinner") unterschieden werden. Letztere wurde gebildet in einem ersten Schritt in den 1950iger Jahren durch die Kinder von Unternehmern in Folge der Konzentrationsprozesse der Wirtschaft und in einem zweiten Schritt in der [[Bildungsexpansion]] in den 1960er Jahren als Nachkömmlinge von Beamten und Angestellten<ref>Michael Vester: Die geteilte Bildungsexpansion. Die sozialen Milieus und das segregierende Bildungssystem der BRD [http://www.hwp-hamburg.de/fach/FG_Soziologie/lehrende/milzh/MittagsvorlesungDGS2004Vester.rtf]</ref>. Die ''Neue Bildungselite'' sei der eigentliche Gewinner der Bildungsexpansion.
Nach [[Michael Vester]] sollte zwischen der ''alten Bildungselite'' („Bildungsaristrokratie“), die sich vor allem über Geschmack und Kultur (dem was [[Pierre Bourdieu]] als [[Distinktion]] bezeichnete) definiert, und der ''neuen Bildungselite'' („Bildungsgewinner“) unterschieden werden. Letztere wurde gebildet in einem ersten Schritt in den 1950iger Jahren durch die Kinder von Unternehmern in Folge der Konzentrationsprozesse der Wirtschaft und in einem zweiten Schritt in der [[Bildungsexpansion]] in den 1960er Jahren als Nachkömmlinge von Beamten und Angestellten.<ref>Michael Vester: Die geteilte Bildungsexpansion. Die sozialen Milieus und das segregierende Bildungssystem der BRD [http://www.hwp-hamburg.de/fach/FG_Soziologie/lehrende/milzh/MittagsvorlesungDGS2004Vester.rtf]</ref> Die ''Neue Bildungselite'' sei der eigentliche Gewinner der Bildungsexpansion.


Für die Vereinigten Staaten prägte David Brooks den Begriff [[Bobo (Gesellschaft)|Bobos]] für die Neue Bildungselite, die vor allem im Zuge des Internetbooms entstand.
Für die Vereinigten Staaten prägte David Brooks den Begriff [[Bobo (Gesellschaft)|Bobos]] für die Neue Bildungselite, die vor allem im Zuge des Internetbooms entstand.


In jüngster Zeit wird der Begriff der Bildungselite verstärkt diskutiert im Zusammenhang mit Elitenbildung und Elitehochschulen <ref>Jutta Ecarius, Lothar Wigger (Hrsg.): ''Elitebildung - Bildungselite'', 2006</ref>. Hier zeigt sich ebenfalls ein Auseinanderdriften der Begriffe Bildungsbürgertum und dem eher funktional benutztem Begriff Bildungselite.
In jüngster Zeit wird der Begriff der Bildungselite verstärkt diskutiert im Zusammenhang mit Elitenbildung und Elitehochschulen.<ref>Jutta Ecarius, Lothar Wigger (Hrsg.): ''Elitebildung&nbsp;– Bildungselite'', 2006</ref> Hier zeigt sich ebenfalls ein Auseinanderdriften der Begriffe Bildungsbürgertum und dem eher funktional benutztem Begriff Bildungselite.


==Literatur==
== Literatur ==
* Malte Herwig: ''Eliten in einer egalitären Welt''. Berlin: wjs, 2005, 188 S., ISBN 3-937989-11-0
* Malte Herwig: ''Eliten in einer egalitären Welt''. Berlin: wjs, 2005, 188 S., ISBN 3-937989-11-0
* David Brooks: ''Die Bobos. Der Lebensstil der neuen Elite'', Ullstein: München, 2001, ISBN 3550071507
* David Brooks: ''Die Bobos. Der Lebensstil der neuen Elite'', Ullstein: München, 2001, ISBN 3550071507
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* Michael Vester: ''Die geteilte Bildungsexpansion. Die sozialen Milieus und das segregierende Bildungssystem der BRD''. Mittagsvorlesung auf dem Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München 2004
* Michael Vester: ''Die geteilte Bildungsexpansion. Die sozialen Milieus und das segregierende Bildungssystem der BRD''. Mittagsvorlesung auf dem Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München 2004


==Quellen==
== Quellen ==
<references/>
<references />


[[Kategorie:Bildungssoziologie]]
[[Kategorie:Bildungssoziologie]]

Version vom 25. Februar 2008, 18:20 Uhr

Bildungselite ist ein Sammelbegriff für eine soziale Gruppe innerhalb einer Gesellschaft, die über viel anerkannte Bildung verfügt.

Der Begriff kam im 19. Jahrhundert auf und wird oftmals synonym mit dem Begriff Bildungsbürgertum verwendet, insbesondere dann, wenn von „bürgerlicher Bildungselite“ die Rede ist.

Soziologisch handelt es sich um eine Kategorie der Leistungseliten und wird von anderen Eliten wie der Wirtschaftelite oder der politische Elite abgegrenzt.

Geschichte

Während noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Begriffe Bildungsbürgertum und Bildungselite nicht differenziert wurden, änderte sich dies in Folge wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Veränderungen ab den 1950er Jahren. Nach Michael Vester sollte zwischen der alten Bildungselite („Bildungsaristrokratie“), die sich vor allem über Geschmack und Kultur (dem was Pierre Bourdieu als Distinktion bezeichnete) definiert, und der neuen Bildungselite („Bildungsgewinner“) unterschieden werden. Letztere wurde gebildet in einem ersten Schritt in den 1950iger Jahren durch die Kinder von Unternehmern in Folge der Konzentrationsprozesse der Wirtschaft und in einem zweiten Schritt in der Bildungsexpansion in den 1960er Jahren als Nachkömmlinge von Beamten und Angestellten.[1] Die Neue Bildungselite sei der eigentliche Gewinner der Bildungsexpansion.

Für die Vereinigten Staaten prägte David Brooks den Begriff Bobos für die Neue Bildungselite, die vor allem im Zuge des Internetbooms entstand.

In jüngster Zeit wird der Begriff der Bildungselite verstärkt diskutiert im Zusammenhang mit Elitenbildung und Elitehochschulen.[2] Hier zeigt sich ebenfalls ein Auseinanderdriften der Begriffe Bildungsbürgertum und dem eher funktional benutztem Begriff Bildungselite.

Literatur

  • Malte Herwig: Eliten in einer egalitären Welt. Berlin: wjs, 2005, 188 S., ISBN 3-937989-11-0
  • David Brooks: Die Bobos. Der Lebensstil der neuen Elite, Ullstein: München, 2001, ISBN 3550071507
  • Jutta Ecarius, Lothar Wigger (Hrsg.): Elitebildung - Bildungselite. Erziehungswissenschaftliche Diskussionen und Befunde über Bildung und soziale Ungleichheit, Opladen: Budrich, 2006, 301 S., ISBN 978-3-86649-024-6 (Sektion Allgemeine Erziehungswissenschaft (DGfE); Band 1)
  • Michael Vester: Die geteilte Bildungsexpansion. Die sozialen Milieus und das segregierende Bildungssystem der BRD. Mittagsvorlesung auf dem Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München 2004

Quellen

  1. Michael Vester: Die geteilte Bildungsexpansion. Die sozialen Milieus und das segregierende Bildungssystem der BRD [1]
  2. Jutta Ecarius, Lothar Wigger (Hrsg.): Elitebildung – Bildungselite, 2006