„1. Brief des Paulus an Timotheus“ – Versionsunterschied
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Der '''1. Brief des Paulus an Timotheus''', auch kurz '''1. Timotheus''' genannt, ist ein Buch des [[Neues Testament|Neuen Testaments]] der christlichen [[Bibel]]. |
Der '''1. Brief des Paulus an Timotheus''', auch kurz '''1. Timotheus''' genannt, ist ein Buch des [[Neues Testament|Neuen Testaments]] der christlichen [[Bibel]]. Als Verfasser weist sich im [[Präskript]] {{Bibel|1 Tim|1|1}} und in Erinnerungen an seine Biographie ({{B|1 Tim|1|12}}, {{B|1 Tim|2|7}}) [[Paulus von Tarsus]] aus. Der Brief nennt als Empfänger [[Timotheus (Bischof)|Timotheus]], einen Begleiter des Paulus, der in den [[Paulusbriefe]]n mehrfach erwähnt wird und in der Gemeinde pastorale Aufgaben zu erfüllen hatte; deshalb zählt man den Brief zu den [[Pastoralbrief]]en. Der Brief ist aber nicht als Privatschreiben konzipiert, so dass zweifelhaft erscheint, dass Timotheus tatsächlich der primäre Empfänger dieses Briefes war. |
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== Verfasser, Entstehungszeit und -ort == |
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Als Verfasser weist sich im [[Präskript]] {{Bibel|1 Tim|1|1}} und in Erinnerungen an seine Biographie ({{B|1 Tim|1|12}}, {{B|1 Tim|2|7}}) [[Paulus von Tarsus|der Apostel Paulus]] aus. |
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Aufgrund erheblicher Abweichungen im Sprachstil und Weiterentwicklungen in der dargelegten Theologie herrscht in der heutigen deutschsprachigen Bibelwissenschaft weitverbreitet die Auffassung, mit dem Brief wolle ein unbekannter Verfasser unter Vorgabe der Autorität des Paulus gegen Ende des 1. Jahrhunderts dessen Anliegen fortschreiben.<ref>[[Jürgen Roloff]], ''Der erste Brief an Timotheus'' (= [[Evangelisch-Katholischer Kommentar|EKK]], XV). Benziger, Zürich, 1988, S. 23–28.</ref> Der Brief sei somit eine [[Pseudepigraphie|pseudepigraphische]] Schrift<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bibelwissenschaft.de/bibelkunde/neues-testament/paulinische-briefe/1-timotheus/ |titel=Der 1. Timotheusbrief: Präskript |werk=bibelwissenschaft.de |abruf=2019-12-10}}</ref> und der Verfasser vermutlich ein Paulusschüler. |
Aufgrund erheblicher Abweichungen im Sprachstil und Weiterentwicklungen in der dargelegten Theologie herrscht in der heutigen deutschsprachigen Bibelwissenschaft weitverbreitet die Auffassung, mit dem Brief wolle ein unbekannter Verfasser unter Vorgabe der Autorität des Paulus gegen Ende des 1. Jahrhunderts dessen Anliegen fortschreiben.<ref>[[Jürgen Roloff]], ''Der erste Brief an Timotheus'' (= [[Evangelisch-Katholischer Kommentar|EKK]], XV). Benziger, Zürich, 1988, S. 23–28.</ref> Der Brief sei somit eine [[Pseudepigraphie|pseudepigraphische]] Schrift<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bibelwissenschaft.de/bibelkunde/neues-testament/paulinische-briefe/1-timotheus/ |titel=Der 1. Timotheusbrief: Präskript |werk=bibelwissenschaft.de |abruf=2019-12-10}}</ref> und der Verfasser vermutlich ein Paulusschüler. |
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=== Minderheitsmeinung === |
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Für die Abfassung durch Paulus plädiert [[Joachim Jeremias]].<ref>''Die Briefe an Timotheus und Titus. Der Brief an die Hebräer'' (= NTD 9). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 1981,</ref> Auch [[Heinz-Werner Neudorfer]] und [[Edward E. Ellis]] halten an der Autorschaft von Paulus fest, denken aber an eine Abfassung durch einen Vertrauten des Apostels, was die abweichenden theologischen Ausdrücke problemlos erkläre.<ref>Heinz-Werner Neudorfer: ''Der erste Brief des Paulus an Timotheus'' (= HTA). Brockhaus/Brunnen, Wuppertal/Giessen 2004, S. 15–19.<br />Edward E. Ellis: ''The Making of the New Testament Documents.'' Leiden 1999, S. 326–329.</ref> |
Für die Abfassung durch Paulus plädiert [[Joachim Jeremias]].<ref>''Die Briefe an Timotheus und Titus. Der Brief an die Hebräer'' (= NTD 9). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 1981,</ref> Auch [[Heinz-Werner Neudorfer]] und [[Edward E. Ellis]] halten an der Autorschaft von Paulus fest, denken aber an eine Abfassung durch einen Vertrauten des Apostels, was die abweichenden theologischen Ausdrücke problemlos erkläre.<ref>Heinz-Werner Neudorfer: ''Der erste Brief des Paulus an Timotheus'' (= HTA). Brockhaus/Brunnen, Wuppertal/Giessen 2004, S. 15–19.<br />Edward E. Ellis: ''The Making of the New Testament Documents.'' Leiden 1999, S. 326–329.</ref> |
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== Empfänger == |
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Der Brief nennt als Empfänger [[Timotheus (Bischof)|Timotheus]], einen Begleiter des Paulus, der in den [[Paulusbriefe]]n mehrfach erwähnt wird und in der Gemeinde pastorale Aufgaben zu erfüllen hatte; deshalb zählt man den Brief zu den [[Pastoralbrief]]en. Nach den Angaben aus {{B|Apg|16|1}} ist Timotheus Sohn eines [[Heidentum|heidnischen]] Vaters und einer [[Judentum|jüdischen]] Mutter. Nach Euseb war er Bischof in Ephesus.<ref>[[Eusebius von Caesarea|Eusebius]]: Historia ecclesiastica III, 4,5.</ref> Der Brief ist aber nicht als Privatschreiben konzipiert, so dass zweifelhaft erscheint, dass Timotheus tatsächlich der primäre Empfänger dieses Briefes war. |
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== Inhalt == |
== Inhalt == |
Version vom 13. Dezember 2019, 15:06 Uhr
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Der 1. Brief des Paulus an Timotheus, auch kurz 1. Timotheus genannt, ist ein Buch des Neuen Testaments der christlichen Bibel. Als Verfasser weist sich im Präskript (1 Tim 1,1 EU) und in Erinnerungen an seine Biographie (1 Tim 1,12 EU, 1 Tim 2,7 EU) Paulus von Tarsus aus. Der Brief nennt als Empfänger Timotheus, einen Begleiter des Paulus, der in den Paulusbriefen mehrfach erwähnt wird und in der Gemeinde pastorale Aufgaben zu erfüllen hatte; deshalb zählt man den Brief zu den Pastoralbriefen. Der Brief ist aber nicht als Privatschreiben konzipiert, so dass zweifelhaft erscheint, dass Timotheus tatsächlich der primäre Empfänger dieses Briefes war.
Verfasser, Entstehungszeit und -ort
Mehrheitsmeinung
Aufgrund erheblicher Abweichungen im Sprachstil und Weiterentwicklungen in der dargelegten Theologie herrscht in der heutigen deutschsprachigen Bibelwissenschaft weitverbreitet die Auffassung, mit dem Brief wolle ein unbekannter Verfasser unter Vorgabe der Autorität des Paulus gegen Ende des 1. Jahrhunderts dessen Anliegen fortschreiben.[1] Der Brief sei somit eine pseudepigraphische Schrift[2] und der Verfasser vermutlich ein Paulusschüler.
Minderheitsmeinung
Für die Abfassung durch Paulus plädiert Joachim Jeremias.[3] Auch Heinz-Werner Neudorfer und Edward E. Ellis halten an der Autorschaft von Paulus fest, denken aber an eine Abfassung durch einen Vertrauten des Apostels, was die abweichenden theologischen Ausdrücke problemlos erkläre.[4]
Inhalt
Lorenz Oberlinner gliedert den 1. Timotheusbrief folgendermaßen:
1,1–2 | Apostolische Zuschrift |
1,3–20 | Auftrag an Timotheus: Den rechten Glauben bewahren, Irrlehrer bekämpfen |
2,1–3,16 | Ordnung des Gemeindelebens: Auftrag der Christen zum Gebet für alle Menschen; Männer und Frauen im Gottesdienst; Eigenschaften der Episkopen („Bischöfe“) und Diakone. Der Kirche ist das Geheimnis des Glaubens anvertraut. |
4,1–11 | Auseinandersetzung mit falschen Lehren: Zurückweisung asketischer Forderungen, Nutzen der Frömmigkeit |
4,12–6,2 | Anweisungen für Gemeindeleben und Kirchenordnung: Lebensführung, die dem Auftrag entspricht; Umgang mit Christen verschiedener Altersgruppen; Stand der Witwen; Stand der Presbyter („Älteste“); Lebensführung christlicher Sklaven |
6,3–21 | Mahnung, den Glauben zu verteidigen und zu bewahren: hier auch die Warnung vor Geldgier und die Gefahren des Reichtums |
Wirkungsgeschichte
Die Bibelstelle 1. Tim 2,12 wird angeführt, wenn es um die Stellung der Frau in kirchlichen Ämtern geht, und häufig zur Begründung der Ablehnung der Ordination und Priesterweihe von Frauen (1 Tim 2,12–15 EU).
Nach Kap. 3 soll ein Bischof verheiratet sein. Diese Stelle wird in älteren evangelischen und katholischen Bibelübersetzungen regelmäßig unterschiedlich übersetzt.
„Von den Bischöfen 1 Das ist gewisslich wahr: Wenn jemand ein Bischofsamt begehrt, der begehrt eine hohe Aufgabe. 2 Ein Bischof aber soll untadelig sein, Mann einer einzigen Frau, nüchtern, […] 4 einer, der seinem eigenen Haus gut vorsteht und gehorsame Kinder hat in aller Ehrbarkeit. 5 Denn wenn jemand seinem eigenen Haus nicht vorzustehen weiß, wie soll er für die Gemeinde Gottes sorgen?“[5]
In älteren evangelischen Bibeln steht oft: „Mann einer Frau“, in älteren katholischen Bibeln „Mann einer einzigen Frau“. Die Einheitsübersetzung (1980) gibt die Stelle wie folgt wieder:
„1 Das Wort ist glaubwürdig: Wer das Amt eines Bischofs anstrebt, der strebt nach einer großen Aufgabe. 2 Deshalb soll der Bischof ein Mann ohne Tadel sein, nur einmal verheiratet, nüchtern, […] 4 Er soll ein guter Familienvater sein und seine Kinder zu Gehorsam und allem Anstand erziehen. 5 Wer seinem eigenen Hauswesen nicht vorstehen kann, wie soll der für die Kirche Gottes sorgen?“[6]
Im Urchristentum existierte kein verpflichtender Zölibat. Befürworter und Gegner des Zölibats interpretieren dieses Kapitel unterschiedlich.[7] Ein weiterer Hinweis zur Ehe findet sich im 4. Kapitel.
„2 verleitet durch Heuchelei der Lügenredner […] 3 Sie verbieten die Heirat und fordern den Verzicht auf bestimmte Speisen, die Gott doch dazu geschaffen hat, dass die, die zum Glauben und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangt sind, sie mit Danksagung zu sich nehmen. 4 Denn alles, was Gott geschaffen hat, ist gut und nichts ist verwerflich, wenn es mit Dank genossen wird.“[8]
Literatur
Kommentare
- Heinz-Werner Neudorfer: Der erste Brief des Paulus an Timotheus. Historisch-Theologische Auslegung HTA. SCM R. Brockhaus 2004, ISBN 978-3-417-29721-8.
- Helmut Merkel: Die Pastoralbriefe (= Neues Testament Deutsch. Band 9/1 der Neubearbeitung). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1991. ISBN 3-525-51373-9.
- Lorenz Oberlinner: Kommentar zum Ersten Timotheusbrief (= Herders Theologischer Kommentar zum Neuen Testament. Band 11/2: Die Pastoralbriefe). Herder, Freiburg / Basel / Wien 1994. ISBN 3-451-23224-3.
- Jürgen Roloff, Der erste Brief an Timotheus. (= Evangelisch-katholischer Kommentar zum Neuen Testament, hrsg. von Hans-Josef Klauck, François Bovon et al., Bd. XV), Benziger, Zürich 1988, ISBN 3-545-23116-X.
Monographien und Zeitschriftenaufsätze
- Johannes Beutler: Diakoninnen, Presbyter und Episkopen: Kirchliche Ämter in den Pastoralbriefen. In: Stimmen der Zeit 144 (2019), S. 3–12. (online)
- Annette Merz: Die fiktive Selbstauslegung des Paulus: intertextuelle Studien zur Intention und Rezeption der Paulusbriefe (= Novum Testamentum et Orbis Antiquus. Band 52) Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004. ISBN 3-525-53953-3. (online)
- Bernhard Mutschler: Glaube in den Pastoralbriefen: Pistis als Mitte christlicher Existenz (= Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament. Band 256). Mohr Siebeck, Tübingen 2010. ISBN 978-3-16-150544-7.
- Jennifer H. Stiefel: Women Deacons in 1 Timothy: A Linguistic and Literary Look at ‚Women likewise…‘ (1 Tim 3,11). In: New Testament Studies 37 (1995), S. 442–457.
Weblinks
- Der 1. Timotheusbrief. In: bibelwissenschaft.de.
Anmerkungen
- ↑ Jürgen Roloff, Der erste Brief an Timotheus (= EKK, XV). Benziger, Zürich, 1988, S. 23–28.
- ↑ Der 1. Timotheusbrief: Präskript. In: bibelwissenschaft.de. Abgerufen am 10. Dezember 2019.
- ↑ Die Briefe an Timotheus und Titus. Der Brief an die Hebräer (= NTD 9). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 1981,
- ↑ Heinz-Werner Neudorfer: Der erste Brief des Paulus an Timotheus (= HTA). Brockhaus/Brunnen, Wuppertal/Giessen 2004, S. 15–19.
Edward E. Ellis: The Making of the New Testament Documents. Leiden 1999, S. 326–329. - ↑ 1 Tim 3 LUT
- ↑ 1 Tim 3 EU
- ↑ Zölibat. Katholisch Leben: The Jesus Brothers!, archiviert vom am 30. April 2010; abgerufen am 23. Dezember 2012.
Zur Frühgeschichte des Zölibats. Opus Dei, 11. Mai 2010, abgerufen am 10. Dezember 2019.
NN. Vereinigung Katholischer Priester und ihrer Frauen e.V., ehemals im ; abgerufen am 10. Dezember 2019. (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven) (nicht mehr online verfügbar) - ↑ 1 Tim 4 EU