Navarra

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 7. Mai 2020 um 02:39 Uhr durch 87.143.182.16 (Diskussion). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Comunidad Foral de Navarra (spanisch)
Navarra / Nafarroa 
Nafarroako Foru Komunitatea (baskisch)
Navarra
Flagge
Flagge
Wappen
Wappen
Flagge Wappen
KarteKanarische InselnPortugalAndorraFrankreichVereinigtes KönigreichMarokkoAlgerienGalicienAsturienKantabrienBaskenlandNavarraLa RiojaAragonienKastilien und LeónKatalonienMadridKastilien-La ManchaValencianische GemeinschaftBalearische InselnExtremaduraAndalusienMurciaKastilien und LeónCeutaMelilla
Karte
Basisdaten
Land: Spanien Spanien
Hauptstadt: Pamplona
Fläche: 10.385 km²
Einwohner: 664.117 (1. Januar 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 63,9 Einw./km²
Ausdehnung: Nord–Süd: ca. 153 km
West–Ost: ca. 120 km
ISO-3166-2-Code: ES-NC
Website: navarra.es
Politik und Verwaltung
Amtssprache: Spanisch,
in Teilen des Territoriums
auch Baskisch
Autonomie seit: 16. August 1982
Präsident: María Chivite Navascués (PSOE)
Vertretung in den
Cortes Generales:
Kongress: 5 Sitze
Senat: 5 Sitze
Gliederung: 272 Gemeinden (municipios)

Navarra (spanisch Navarra, baskisch Nafarroa; offiziell: spanisch Comunidad Foral de Navarra, baskisch Nafarroako Foru Komunitatea, deutsch Foralgemeinschaft Navarra) ist eine Autonome Gemeinschaft und Provinz im Norden Spaniens. Sie umfasst den südlich der Pyrenäen gelegenen Teil des historischen Königreiches Navarra, das auch Landstriche am nördlichen Hang der Pyrenäen (heute zu Frankreich gehörig) umfasste. Hauptstadt ist Pamplona (baskisch Iruña). Die Einwohnerzahl von Navarra beträgt 664.117 (Stand 2022).

Mit einem Wert von 0,905 erreicht Navarra Platz 3 unter den 17 autonomen Gemeinschaften Spaniens im Index der menschlichen Entwicklung.[2]

Geografie

Das heutige Navarra in den Grenzen des historischen Ober-Navarras reicht von den westlichen Pyrenäen bis ins obere Ebrotal und zählt zu den kleinsten Autonomen Gemeinschaften Spaniens. Im Norden bildet der Hauptkamm der Pyrenäen die Grenze zu Frankreich, im Westen grenzt Navarra an die zur Autonomen Gemeinschaft Baskenland gehörenden Provinzen Gipuzkoa und Álava, im Süden grenzt es an die Region La Rioja und im Osten an Aragonien. Des Weiteren gehört auch die von Aragonien umgebene Exklave Petilla de Aragón zu Navarra.

In der Region liegt das Weinbaugebiet Navarra. Ferner befindet sich im Südosten die Wüste Bardenas Reales.

Geschichte

Das Königreich Navarra entstand im Jahr 824 mit dem Sieg Iñigo Aristas über die Mauren. Nach ihrer Hauptstadt Pamplona hatten die mittelalterlichen Könige den Titel „König von Pamplona“ geführt, der erst von Sancho VI. 1162 in „König von Navarra“ geändert wurde. Der Streit der Adelsparteien der Agramonteses und der Beaumonteses führte zum Niedergang des Königreichs. Im Jahr 1512 wurde das Königreich in einen nach Spanien (Ober-Navarra, spanisch: Alta Navarra) und einen nach Frankreich (Nieder-Navarra, französisch: Basse-Navarre) hin orientierten Teil gespalten, wobei beide Teile ihre staatliche Autonomie zunächst beibehalten konnten. Nieder-Navarra wurde 1620 institutionell mit Frankreich vereint, während die endgültige Aufhebung der navarresischen Cortes und Fuero nach den Karlistenkriegen 1841 erfolgte. Ober-Navarra ging als Provinz im spanischen Zentralstaat auf. Erhalten blieb nur eine besondere Finanzautonomie, die in Navarra auch von Diktator Franco nicht aufgehoben wurde.

Autonomie

Die Autonomie Navarras stützt sich nicht nur auf die Bestimmungen der spanischen Verfassung von 1978 über die mögliche Gründung von Autonomen Gemeinschaften, sondern auch auf die historischen Rechte der über Fueros verfügenden Territorien, die von der spanischen Verfassung ausdrücklich anerkannt wurden und die im Falle Navarras auf das ehemalige Königreich Navarra zurückgehen, welches bis Mitte des 19. Jahrhunderts seine eigenständigen inneren Institutionen behielt. Diese Bestimmung ist Grundlage der vollständigen finanziellen Autonomie Navarras. Demzufolge zieht die Autonome Gemeinschaft die Steuern auf ihrem Gebiet selbst ein und führt lediglich eine durch ein bilaterales Abkommen (convenio económico) festgelegte Summe an den spanischen Zentralstaat ab. Navarra hätte sich nach der spanischen Verfassung dem Autonomieprozess des Baskenlandes anschließen können, was aber nicht geschah.

Vielmehr entschied sich Navarra für eine Reform seiner aufgrund zweier Gesetze aus den Jahren 1839 und 1841 fortbestehenden Foralordnung (von Fueros). Der „Konstituierungsprozess“ unterscheidet sich wesentlich von dem der anderen 16 Autonomen Gemeinschaften. Das „Autonomiestatut“ Navarras ist das Ley Orgánica 13/1982, de 10 de agosto, de Reintegración y Amejoramiento del Régimen Foral de Navarra (LORAFNA). Schon durch den Titel wird mehr als bei den anderen Autonomen Gemeinschaften eine historische Kontinuität betont, es handelt sich nicht um eine völlige Neugründung, sondern lediglich um die Reform von etwas schon Bestehenden. Das Gesetz aus dem Jahre 1839 sah vor, dass eine Änderung der Fueros (also des regionalen Sonderrechts) der Zustimmung des Zentralstaats und der Region Navarra bedurfte, also in gewisser Weise Vertragscharakter erhält. So wird das darauf beruhende Gesetz von 1841 auch als Ley Paccionada („das verhandelte Gesetz“) bezeichnet. Dieser Vertragscharakter findet sich auch in dem Gesetzgebungsverfahren über das LORAFNA wieder: Zunächst einigten sich die Zentralregierung und die Diputación Foral (die Regionalregierung) auf einen gemeinsamen Entwurf, der vom Regionalparlament und den beiden Kammern des gesamtspanischen Parlaments (Cortes Generales) jeweils in nur einer Lesung ohne die Möglichkeit von Änderungsvorschlägen behandelt wurde, was eher der Ratifikation eines völkerrechtlichen Vertrages als dem gewöhnlichen Gesetzgebungsverfahren entspricht. Dieses Verfahren sieht das LORAFNA auch für spätere Änderungen an seinem Text vor.

Navarra verfügt mit der Policía Foral ebenso wie die Autonome Gemeinschaft Baskenland und Katalonien über eine eigene Polizei, die nicht dem spanischen Innenministerium untersteht, sondern der Regionalregierung.

Sprache

Navarra ist gemäß der regionalen Gesetzgebung in drei linguistische Zonen unterteilt. In der zona vascófona (baskischsprachige Zone) ist Baskisch kooffizielle Amtssprache. In der zona mixta (gemischte Zone) und der zona no vascófona (nicht baskischsprachigen Zone) hat nur Spanisch einen offiziellen Status, aber in der gemischten Zone gibt es Maßnahmen zu Förderung des Baskischen.

Anteil baskischsprechender Bevölkerung in Navarra
Gemeinden der baskischsprachigen, gemischten und spanischsprachigen Zonen
Historische administrative Einteilung von Navarra in Merindades
Dorf in der Zona vascófona
  • Zu den 110 Gemeinden der Zona no vascófona (nicht-baskischsprachigen Zone) gehören:

Größte Gemeinden

Stand 1. Januar 2022

Gemeinde Baskischer Name Einwohner
Pamplona Iruña 203.418
Tudela Tutera 37.247
Barañáin Barañain 19.537
Valle de Egüés Eguesibar 21.795
Burlada Burlata 20.398
Zizur Mayor Zizur Nagusia 15.497
Estella Lizarra 13.977
Tafalla Tafalla 10.576
Ansoáin Antsoain 10.588
Villava Atarrabia 10.022
Berriozar Berriozar 10.765
Aranguren Aranguren 12.156

Wirtschaft

Kloster San Salvador de Leyre

Nach Madrid und dem Baskenland ist Navarra die drittwohlhabendste Region in Spanien. Im Vergleich mit dem BIP der EU ausgedrückt in Kaufkraftstandards erreicht Navarra einen Index von 113 (EU-28:100) (2015).[3] Im Jahr 2019 betrug die Arbeitslosenquote 8,2 % und ist damit die niedrigste des Landes.[4]

Bedeutende Arbeitgeber sind unter anderem ein Volkswagen-Werk in Pamplona, in dem das Modell VW Polo gefertigt wird, der Windenergieanlagenhersteller Gamesa Eólica, einem Tochterunternehmen von Gamesa Corporación Tecnológica, ein Liebherr-Werk (Produktion von Turmdrehkranen und Fahrmischern), sowie die BSH Bosch und Siemens Hausgeräte-Werke in Estella und Esquiroz und der Sitz der spanischen Gesellschaft BSH Electrodomésticos España Sa in Huarte.

1978 wurde in Navarra der Hotelkonzern NH Hoteles gegründet, der mittlerweile in Europa der drittgrößte Betreiber von Hotels für Geschäftsreisen ist.

Bevölkerungsentwicklung der Provinz

Siehe auch

Literatur

Zur Sprache
  • Estatuto de Autonomía para Navarra. Ley Orgánica 13/1982, de 10 de agosto de Reintegración y Amejoramiento del Régimen Foral de Navarra, modificado pòr Ley Orgánica 1/2001
  • Günter Holtus, Michael Metzeltin, Christian Schmitt (Hrsg.): Lexikon der Romanistischen Linguistik. 12 Bände. Niemeyer, Tübingen 1988–2005; Band VI,1: Aragonesisch/ Navarresisch, Spanisch, Asturianisch/ Leonesisch, 1992
  • Carmen Saralegui: Aragonesisch / Navarresisch: Externe und interne Sprachgeschichte // Aragonés / Navarro: Evolución lingüística externa e interna. In: Günter Holtus, Michael Metzeltin, Christian Schmitt (Hrsg.): Lexikon der Romanistischen Linguistik. Band VI,1: Aragonesisch/ Navarresisch, Spanisch, Asturianisch/ Leonesisch. 1992.

Weblinks

Commons: Navarre – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Navarra – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Cifras oficiales de población de los municipios españoles en aplicación de la Ley de Bases del Régimen Local (Art. 17). Instituto Nacional de Estadística; (Bevölkerungsstatistiken des Instituto Nacional de Estadística, Stand 1. Januar 2022).
  2. Sub-national HDI - Area Database - Global Data Lab. Abgerufen am 12. August 2018 (englisch).
  3. Eurostat. Abgerufen am 15. April 2018.
  4. Arbeitslosenquote, nach NUTS-2-Regionen. Abgerufen am 7. Mai 2020.

Koordinaten: 42° 40′ N, 1° 36′ W