Wolfgang Eichhorn (Philosoph)

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Wolfgang Eichhorn (* 23. Februar 1930 in Unterneubrunn bei Hildburghausen) ist ein deutscher Philosoph, Sozialwissenschaftler und Philosophiehistoriker.

Leben

Wolfgang Eichhorn wurde im heutigen Schönbrunn, einem Ortsteil der Gemeinde Schleusegrund bei Hildburghausen in Thüringen geboren. Hier besuchte er ab 1936 eine Grundschule, wechselte 1942 zur Aufbauschule in Hildburghausen und legte dort 1948 das Abitur ab. Unmittelbar danach begann er das Studium an der Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität (FSU) in Jena. Er widmete sich vor allem der Philosophie und philosophischen Methodologie, aber auch der Politischen Ökonomie und der modernen Logik. Sein Studium schloss Eichhorn 1951 mit einer Diplomarbeit über philosophisch-theoretische Ansatzpunkte politischer Auffassungen und mit der Teilnahme an einem staatlichen Dozentenlehrgang samt Examensprüfung ab.

Im Herbstsemester 1951 nahm Eichhorn die Lehrtätigkeit als Dozent im Gesellschaftswissenschaftlichen Grundstudium an der Humboldt-Universität zu Berlin (HUB) auf. 1954 wechselte er an das Institut für Philosophie der HUB, wo er neben der philosophischen Lehrtätigkeit die Möglichkeit einer Promotions-Aspirantur nutzte. 1956 promovierte er mit einer Dissertation über das Gesetz des Dialektischen Widerspruchs und Fragen seiner Wirksamkeit in der Transformation vom Kapitalismus zum Sozialismus. Danach widmete er sich weiterhin der Forschung, der Publikation und der Lehrtätigkeit zu Fragen der materialistischen Geschichtsauffassung und der Ethik. Daraus ging auch die Arbeit über den Menschen in der sozialistischen Epoche hervor, mit der er sich 1964 habilitierte. 1965 wurde Eichhorn Mitarbeiter des Instituts für Philosophie an der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin (DAW), nach der Akademiereform ab 1972 des Zentralinstitutes für Philosophie der Akademie der Wissenschaften der DDR (AdW). 1966 erfolgte seine Ernennung zum Professor für Philosophie an der DAW. Von 1968 bis 1970 übernahm er die Leitung des Forschungsbereichs Gesellschaftswissenschaften beim Präsidium der DAW.

1969 wurde Eichhorn als Korrespondierendes Mitglied der Gelehrtensozietät der DAW und 1973 als Ordentliches Mitglied der AdW gewählt. 1970 wählte ihn die Akademie der Pädagogischen Wissenschaften der DDR zu ihrem Mitglied.

Die Deutsche Wiedervereinigung bedeutete eine Zäsur im Leben des langjährig an der Akademie (DAW / AdW) tätigen Wissenschaftlers Wolfgang Eichhorn. Das Einigungsvertragsgesetz vom September 1990 zur Herstellung der Einheit Deutschlands besagt im § 38 Abs. 2: „Mit dem Wirksamwerden des Beitritts wird die Akademie der Wissenschaften der Deutschen Demokratischen Republik als Gelehrtensozietät von ihren Forschungsinstituten und sonstigen Einrichtungen getrennt. Die Entscheidung, wie die Gelehrtensozietät der Deutschen Demokratischen Republik fortgeführt werden soll, wird landesrechtlich getroffen.“[1] Die Regierungen der Länder Berlin und Brandenburg errichteten daraufhin mit einem Staatsvertrag von 1992 eine Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW), die im März 1993 gegründet wurde. Eine Übernahme der Mitglieder der Akademie der Wissenschaften der DDR ist in diesem Vertrag nicht vorgesehen.

Eichhorn setzte sich daher - gemeinsam mit einem wesentlichen Teil der Mitglieder der ehemaligen Akademie der Wissenschaften der DDR - für die Fortsetzung der wissenschaftlichen Arbeit und der Mitgliedschaft in einer Gelehrtensozietät als Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin in der Tradition und Nachfolge der von Gottfried Wilhelm Leibniz im Jahre 1700 begründeten Brandenburgischen Sozietät der Wissenschaften ein. Diese Gelehrtensozietät wurde im April 1993 unter der Präsidentschaft von Samuel Mitja Rapoport in Berlin gegründet. Eichhorn gehört zu den Gründungsmitgliedern und er war der erste Sekretar des Präsidiums und der erste Schatzmeister dieser Sozietät.

Wolfgang Eichhorn lebt in Berlin. Er ist in zweiter Ehe verheiratet und Vater eines Sohnes und zweier Töchter.

Mitgliedschaften und Auszeichnungen (Auswahl)

  • Langjähriger Chefredakteur der Deutschen Zeitschrift für Philosophie
  • Mitglied der Philosophenkommission DDR-UdSSR
  • Mitglied des Wissenschaftlichen Rates für Friedensforschung der DDR
  • Leiter der Sektion Philosophie der Urania der DDR
  • Mitglied des Präsidiums der Urania der DDR
  • Mitglied der Karl-Lamprecht-Gesellschaft (European Network and Global History)
  • Mitglied der deutschen Sektion der Internationalen Vereinigung für Rechts- und Sozialphilosophie
  • 1969 Wahl als Korrespondierendes Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin
  • 1970 Wahl als Mitglied der Akademie der Pädagogischen Wissenschaften der DDR
  • 1973 Wahl als Ordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften der DDR
  • 1980 Nationalpreis der DDR III. Klasse für Wissenschaft und Technik
  • Banner der Arbeit
  • 1988 Vaterländischer Verdienstorden in Silber
  • 2006 Ehrenurkunde als höchste Auszeichnung der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin
  • 2010 Daniel-Ernst-Jablonski-Medaille der Leibniz-Sozietät.

Publikationen (Auswahl)

  • Über die Widersprüche beim Aufbau des Sozialismus. Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1959.
  • Zum Einfluss des wissenschaftlich-technischen Fortschritts auf die Überwindung wesentlicher Unterschiede zwischen geistiger und körperlicher Arbeit. Humboldt-Universität zu Berlin, Philosophische Fakultät, Dissertation, Berlin 1964.
  • Von der Entwicklung des sozialistischen Menschen. Dietz Verlag, Berlin 1964.
  • Wie ist Ethik als Wissenschaft möglich? Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1965.
  • Hrsg.: Wolfgang Eichhorn, [[Erich Hahn]] u. a.: Wörterbuch der marxistisch-leninistischen Soziologie. Dietz Verlag, Berlin 1969; Westdeutscher Verlag, Köln; Opladen 1969, 2. Auflage 1971, ISBN 978-3-531-11063-9. Online-Ausgabe 2013.
  • Hrsg.: Adolf Bauer u. a.: Basis und Überbau der Gesellschaft. Verlag Marxistische Blätter, Frankfurt a. M. 1974, ISBN 978-3-88012-278-9.
  • Wechselbeziehungen zwischen Produktivkräften und Produktionsverhältnissen. Akademie-Verlag, Berlin 1974; Verlag Marxistische Blätter, Frankfurt a. M. 1975, ISBN 978-3-88012-279-6.
  •   Wolfgang Eichhorn; Adolf Bauer; Gisela Koch: Die Dialektik von Produktivkräften und Produktionsverhältnissen. Dietz Verlag, Berlin 1975.
  • Heinrich Scheel (Hrsg.); Gerhard Schulz; Wolfgang Eichhorn: Zur Entwicklung der sozialistischen   Produktionsverhältnisse. Akademie-Verlag, Berlin 1977.
  • Hrsg.: Das materielle Leben der sozialistischen Gesellschaft. Dietz Verlag, Berlin 1977.
  • Hrsg.: Marxistisch-leninistische Philosophie. Dietz Verlag, Berlin 1979, 2. Auflage 1982; Verlag Marxistische Blätter, Frankfurt a. M. 1979, ISBN 978-3-88012-563-6.
  • Hrsg.: Wertauffassungen im Sozialismus. Dietz Verlag, Berlin 1980.
  • Dialektik - Revolution – Weltprozess. Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften der DDR / G; Jg. 1980, Nr. 13. Akademie-Verlag, Berlin 1981.
  • Wolfgang Eichhorn; Adolf Bauer: Zur Dialektik des Geschichtsprozesses - Studien über die materiellen Grundlagen der historischen Entwicklung. Akademie-Verlag, Berlin 1983.
  • Hrsg.: Wolfgang Eichhorn; Hans Schulze: Philosophie im Friedenskampf. Akademie-Verlag, Berlin 1983; Verlag  Marxistische Blätter, Frankfurt a. M. 1979, 2. Auflage 1984, ISBN 978-3-88012-694-7.
  • Gesetzmäßigkeit von Revolutionen. Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften der DDR / G; Jg. 1984, Nr. 11. Akademie-Verlag, Berlin 1984.
  • Revolution und Frieden. Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften der DDR / G; Jg. 1987, Nr. 13. Akademie-Verlag, Berlin 1988.
  • Wolfgang Eichhorn; Wolfgang Küttler: "... dass Vernunft in der Geschichte sei" - Formationsgeschichte und revolutionärer Aufbruch der Menschheit. Dietz Verlag, Berlin 1989.
  • Hrsg.: Revolution der Denkungsart - zum 200. Todestag von Immanuel Kant. Sitzungsberichte der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin, Band 69, Jahrgang 2004. trafo Wissenschaftsverlag Dr. Wolfgang Weist, Berlin 2004, ISBN 978-3-89626-495-4.
  • Hrsg.: Wolfgang Eichhorn, Wolfgang Küttler: Was ist Geschichte? Aktuelle Entwicklungstendenzen von Geschichtsphilosophie und Geschichtswissenschaft. Abhandlungen der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin, Band 19, Jahrgang 2008. trafo Wissenschaftsverlag Dr. Wolfgang Weist, Berlin 2008, ISBN 978-3-89626-626-2.
  • In: Neue Fragen in der Dialektik von Produktivkräften und Produktionsverhältnissen im 21. Jahrhundert. Helle Panke, Berlin 2010.

Quellen

  • [[Joachim Herrmann]], Herbert Hörz, Helmut Steiner (Beiträge): Geschichtsphilosophie. Kolloquium zum 70. Geburtstag von Wolfgang Eichhorn. Sitzungsberichte der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin, Band 37, Jahrgang 2000. trafo Wissenschaftsverlag Dr. Wolfgang Weist, Berlin 2000, ISBN 978-3-89626-296-7.
  • H. H. Holz; A. Mazzone; W.-D. Gudopp von Behm (Beiträge): Marxistische Wissenschaft - Wolfgang Eichhorn und [[Erich Hahn]] zu ihrem 80. Geburtstag von ihren Freunden zugedacht. Dinter Verlag, Köln 2010, ISBN 978-3-924794-56-9.
  • Gerhard Banse: Ehrenkolloquium zum 85. Geburtstag von Prof. Dr. Wolfgang Eichhorn: „ … dass Vernunft in der Geschichte sei“ – Eröffnung. Sitzungsberichte der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin, Band 128, Jahrgang 2016, S. 7-9. trafo Wissenschaftsverlag Dr. Wolfgang Weist, Berlin 2016, ISBN 978-3-86464-134-3.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Der Einigungsvertrag. jur-pc Schriftenreihe Nummer 1, 1990 by MediCult GmbH, Wiesbaden, S. 32, ISBN 3-928299-00-X. Siehe auch: Bundesgesetzblatt (Teil II Nr. 35 vom 28. September 1990).