Professorinnenprogramm

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Das Professorinnenprogramm ist ein Förderprogramm in Deutschland, das Bund und Länder im Jahr 2007 beschlossen und im Jahr 2008 begonnen haben. Das Programm soll einerseits die Zahl der Professorinnen erhöhen und andererseits die Gleichstellungsstrukturen an den Hochschulen stärken. Es wurde 2012 evaluiert und um fünf Jahre verlängert. Es wird mit insgesamt 300 Millionen Euro finanziert.[1][2]

Konzept

Das Professorinnenprogramm des Bundes und der Länder soll die Gleichstellung von Männern und Frauen im Wissenschaftssystem voranbringen [3] und zu mehr Geschlechtergerechtigkeit beitragen.[4]

Hochschulen, die eine Wissenschaftlerin zum ersten Mal in deren Karriere unbefristet auf eine W2- oder W3-Professur berufen, können bis zu fünf Jahre eine Anschubfinanzierung erhalten, die bis 150.000 Euro jährlich betragen kann. Um diese Förderung zu erhalten, müssen die Hochschulen ihr Gleichstellungskonzept einreichen. Wenn ihr Konzept durch ein externes Gremium positiv beurteilt wird, können bis zu fünf Jahre lang bis zu drei Stellen an der Hochschule gefördert werden. Die Mittel, die die Hochschule sonst für die Finanzierung der Stellen ausgegeben hätte, müssen in Gleichstellungsmaßnahmen fließen. An der Technischen Universität Dresden wurde das Geld zum Beispiel für Abschlussstipendien für junge Wissenschaftlerinnen ein Mentoringprogramm verwendet. Außerdem richtete die Universität eine Beratung für Paare zur Vereinbarkeit von Wissenschaft und Familie ein.[5] Hochschulen, die einmal bereits Fördergelder aus dem Programm erhalten haben, müssen bei einem zweiten Antrag nachweisen, dass sie ihr Gleichstellungskonzept erfolgreich umgesetzt haben.[6]

Entwicklung

Im Jahr 2000 war jede zehnte Professorenstelle mit einer Frau besetzt, 2008 jede sechste (17,4 %). 2012, nach Abschluss der ersten Runde des Professorinnenprogramms, war jede fünfte Professorenstellen mit einer Frau besetzt.[7][8]

Nach Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) waren Ende 2012 43.800 Professoren und Professorinnen an deutschen Hochschulen tätig, rund 900 mehr als im Vorjahr. Von 2002 bis 2012 stieg die Gesamtzahl um knapp 16 %. [7] Im selben Zeitraum erhöhte sich auch der Frauenanteil: Er stieg zwischen 2002 und 2012 von knapp 12 % (4500 Lehrstuhlinhaberinen) auf über 20 % (8900 Lehrstuhlinhaberinen).[3]

In den Sprach- und Kulturwissenschaften (36 %) und in Kunst und Kunstwissenschaft (30 %) war etwa jeder dritte Lehrstuhl mit einer Frau besetzt. Der Professorinnenanteil in allen anderen Fächergruppen lag bei höchstens 25 %. Die niedrigsten Frauenanteile gab es bei den Ingenieurwissenschaften (10 %) und bei Mathematik und Naturwissenschaften (14 %). Doch auch in diesen Fächergruppen stieg der Anteil im Vergleich zu 2002, um 4 % bei den Ingenieurwissenschaften und um 7 % bei Mathematik und Naturwissenschaften.[7]

Bis Mai 2015 wurden 400 Professuren an 169 deutschen Hochschulen gefördert. Insgesamt beteiligten sich 198 Hochschulen an dem Programm (80 Universitäten einschließlich Universitätskliniken), sechs pädagogische Hochschulen, 94 Fachhochschulen und 18 künstlerische und musikalische Hochschulen).[9][10]

Beurteilung und Kritik

Die Bundeskonferenz der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten (BuKoF) beurteilte 2007 die Einführung des Programms, als eine „konsequente Weiterentwicklung bisheriger Maßnahmen zur Förderung der Chanchengleichheit von Frauen in der Wissenschaft.“ Da die Vergabe der Mittel an überzeugende Gleichstellungskonzepte gebunden sei, werde auch ein „Mitnahmeeffekt“ vermieden.[11]

Bündnis 90/Die Grünen kritisierten 2008, dass das Programm zu „punktuell“ angelegt sei und nicht auf die „notwendige systematische Beseitigung struktureller Barrieren hin“ wirke. [11] 2012 forderten SPD und Grüne in einem gemeinsamen Antrag, die Bewilligung von Forschungsförderung solle grundsätzlich an gleichstellungspolitische Verpflichtungen gekoppelt werden.[12][13]

Das Förderprogramm habe laut Bildungs-Staatssekretärin Cornelia Quennet-Thielen (2012) „wesentlich“ zur Steigerung des Professorinnenanteils beigetragen. Das Programm sei auch wegen seiner strukturellen Wirkungen erfolgreich. An den Hochschulen werde durch das Professorinnenprogramm eine breite Diskussion über die Gleichstellung von Frauen ausgelöst.[8]

Der emeritierte BWL-Professor Günter Buchholz verfasste 2013 einen Offenen Brief („Frankfurter Erklärung zur Gleichstellungspolitik“) an die Bundesregierung, in dem er kritisierte, das Professorinnenprogramm trage zur Diskriminierung von Männern bei und widerspreche dem Leistungsprinzip. Gut qualifizierte Männer würden nicht eingestellt, so sinke das Niveau in Forschung und Lehre. Buchholz räumte jedoch auf Nachfrage der Süddeutschen Zeitung ein, dass seine Behauptung schwer nachzuweisen ist.[14]Etwa 1200 Personen unterzeichneten diese Erklärung.[6] Die Europaabgeordnete Angelika Niebler (CSU) begrüßte hingegen das Professorinnenprogramm und widersprach Buchholz. Dass es zu wenige Frauen in Spitzenpositionen in der Wirtschaft wie an Universitäten gebe, sei nicht eine Frage der Qualifikation, sondern der etablierten Strukturen. [14]

Literatur

  • Eva Blome et al.: Handbuch zur Gleichstellungspolitik an Hochschulen, Kapitel 3.7. Aktuelle Initiativen: Forschungsorientierte Gleichstellungsstandards der DFG und Professorinnenprogramm des Bundes und der Länder. Springer VS, zweite, vollständig überabeitete Auflage, Wiesbaden 2013, ISBN 978-3-531-17567-6, S. 136ff.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Bekanntmachung der Bund-Länder-Vereinbarung gemäß Artikel 91b Abs. 1 Nr. 2 des Grundgesetzes über das Professorinnenprogramm des Bundes und der Länder. Bundesministerium für Bildung und Forschung, 10. März 2008, abgerufen am 27. Juli 2015.
  2. Bekanntmachung. Bundesministerium für Bildung und Forschung, 6. Dezember 2012, abgerufen am 27. Juli 2015.
  3. a b Männer-Domäne Hochschulprofessur: Frauen in die erste Reihe, Spiegel Online Unispiegel, 28. Juni 2014
  4. Arnfrid Schenk: Chancengleichheit. Bye-bye, Alma Pater, DIE ZEIT Nº 12/2015, Zeit Online 18. April 2015
  5. Professorinnenprogramm fördert 400. Berufung, Pressemitteilung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung vom 22. April 2015, abgerufen am 13. August 2015
  6. a b Gegen die gläserne Decke in der Wissenschaft, Deutschlandfunk-Artikel vom 4. Juli 2014, abgerufen am 13. August 2015
  7. a b c Frauenanteil in Professorenschaft 2012 auf über 20 % gestiegen. In: Pressemitteilung Nr. 235 des Statistischen Bundesamtes. Destatis, 11. Juli 2013, abgerufen am 18. August 2015.
  8. a b Jede fünfte Professur ist mit einer Frau besetzt, Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni 2012, abgerufen am 27. Juli 2015
  9. 400. Professur geht an eine MINT-Frau. Bundesministerium für Bildung und Forschung, 7. Mai 2015, abgerufen am 27. Juli 2015.
  10. Das Professorinnenprogramm. Bundesministerium für Bildung und Forschung, abgerufen am 27. Juli 2015.
  11. a b Eva Blome et al.: Das Professorinnenprogramm - eine Erfolgsgeschichte? In: dies.: Handbuch zur Gleichstellungspolitik an Hochschulen, Springer VS, zweite, vollständig überabeitete Auflage, Wiesbaden 2013, ISBN 978-3-531-17567-6, S. 138f.
  12. Antrag von SPD/Grünen vom 13. Juni 2012, abgerufen am 13. August 2015
  13. Frisches Geld für neue Professorinnen, Tagesspiegel-Artikel vom 2. Juli 2012, abgerufen am 13. August 2015
  14. a b Qual der Quote, Artikel in der Süddeutschen Zeitung vom 18. November 2013, abgerufen am 13. August 2015