Non possumus

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Non possumus, vollständig Sine dominico non possumus ist eine lateinische Phrase mit der Bedeutung „Wir können nicht” beziehungsweise, in der vollständigen Version „Ohne (diese) Sache des Herrn können wir nicht (leben)“.

Sine dominico non possumus

Das Zitat wird im kirchlichen Bereich verwendet, um die Wichtigkeit von Sonntagsheiligung, Gottesdienst und Eucharistie zu betonen.[1] Emeritus, einer der Märtyrer der heiligen Bücher, wies bei seinem Verhör durch den römischen Statthalter mit dieser später oft zitierten Antwort auf die Notwendigkeit der Abendmahlsfeier hin, die er selbst, wie viele andere Christen, trotz kaiserlichen Verbots zelebriert hatte, für die er und seine Gefährten sich aber trotz Androhung von Folter und Todesurteil entschieden hatten.

So hatte Kaiser Diokletian den Christen den Besitz ihrer heiligen Schriften, den sonntäglichen Gottesdienst nebst Eucharistiefeier und die Errichtung von Gebäuden für ihre Versammlungen untersagt, auf Zuwiderhandlung stand die Todesstrafe.

Non possumus

In dieser Kurzform kann das Zitat auch auf die Apostelgeschichte zurückgeführt werden. Dort lehnen es die Apostel Simon Petrus und Johannes vor dem hohen Rat mit den Worten „Wir können's ja nicht lassen, von dem zu reden, was wir gesehen und gehört haben” (Apg 4,20 LUT, lateinisch: „Non enim possumus quæ vidimus et audivimus non loqui”, Apg 4,20 VUL) ab, auf die Predigt und Lehre im Namen Jesu zu verzichten.

Eine weitere kirchliche Benutzung des Ausdrucks „Non possumus” wird mit Papst Leo dem Großen in Verbindung gebracht, der im Jahre 448 schrieb: „quibus viventibus non communicavimus mortuis communicare non possumus” (Übersetzung: „wir können nicht im Tode mit denen Gemeinschaft halten, die im Leben nicht in Gemeinschaft mit uns standen”). Dieses Prinzip wurde benutzt, um verschiedene kirchliche Strategien zu rechtfertigen, nämlich bezüglich der Verweigerung von Beerdigungsliturgien, der Aufhebung von Exkommunikationen verstorbener Personen, Fragen der Ökumene und grundsätzlicher Beziehungen mit der nichtchristlichen Welt. [2]

Papst Clemens VII. verwendete das Zitat, wohl Bezug nehmend auf Apg 4, 20 (siehe oben), um die geplante Aufforderung des englischen Königs Heinrich VIII., ihn von seiner Frau Katharina von Aragon zu scheiden, abzulehnen. Danach avancierte es zur beliebten Ablehnungsformel der römischen Kurie, um Forderungen, die den Grundsätzen der römisch-katholischen Kirche widersprechen, entgegenzutreten.[3]

Im 19. und 20. Jahrhundert war „Non possumus” der Name, der den diplomatischen Strategien der Päpste Pius IX., Leo XIII., Pius X., Benedikt XV., Pius XI. und Pius XII. hinsichtlich ihrer Beziehungen mit ausländischen Mächten verliehen wurde, insbesondere nach der „Gefangennahme Roms” (Eingliederung Roms in den entstehenden italienischen Nationalstaat, siehe Römische Frage), in welcher der Pontifex zum „Gefangenen im Vatikan” wurde und sich absichtlich dafür entschied, seine Kontakte zur Außenwelt einzuschränken.[4] Es wird allgemein angenommen, dass das Zweite Vatikanische Konzil diese frühere Kirchenpolitik beendete.

Die lateinische Phrase „Non possumus” wird auch mit der Zeitgeschichte Polens verbunden. Am 8. Mai 1953 sandten polnische Bischöfe ein formelles Schreiben an die Parteiführung der Volksrepublik Polen, in dem sie ihr entschiedenes „Nein” zur Unterordnung der Römisch-Katholischen Kirche unter den kommunistischen Staat erklärten. Im Gegenzug inhaftierte die Regierung den Kardinal Stefan Wyszyński.

Einzelnachweise