„Kulturkampf in der Schweiz“ – Versionsunterschied

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Der '''Kulturkampf in der Schweiz''' war eine Auseinandersetzung zwischen dem Staat und der [[Römisch-katholische Kirche|katholischen Kirche]] unter [[Papst]] [[Pius IX.]] zur Zeit des [[Erstes Vatikanisches Konzil|Ersten Vatikanischen Konzils]] von [[1870]] ähnlich dem [[Kulturkampf]] in Deutschland.
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== Bischof Eugène Lachat und die Auflösung des Bistums Basel ==
== Bischof Eugène Lachat und die Auflösung des Bistums Basel ==

Version vom 8. August 2010, 19:07 Uhr

Der Kulturkampf in der Schweiz war eine Auseinandersetzung zwischen dem Staat und der katholischen Kirche unter Papst Pius IX. zur Zeit des Ersten Vatikanischen Konzils von 1870 ähnlich dem Kulturkampf in Deutschland. Aber schon im Juli 1847 war es zu bürgerkriegsartigen Unruhen zwischen konservativen (katholischen) und protestantischen Kantonen gekommen.

Bischof Eugène Lachat und die Auflösung des Bistums Basel

Datei:Lachat.jpg
Eugène Lachat

Der Bischof Eugène Lachat von Basel verkündete nach dem Konzil trotz des Verbots der Diözesankonferenz (der Vertreter der am Bistum beteiligten Kantone Solothurn, Luzern, Zug, Bern, Aargau, Thurgau und Basel-Landschaft) das Unfehlbarkeitsdogma. Die Pfarrer Johann Baptist Egli (1821–1886) in Luzern und Paulin Gschwind (1833–1914) in Starrkirch, die das neue Dogma nicht anerkannten, setzte er ab und exkommunizierte sie. Deshalb sprachen die Kantone (ausser Zug und Luzern) am 29. Januar 1873 die Amtserledigung des Bistums aus und schritten, da das Domkapitel sich weigerte, einen Bistumsverweser zu ernennen, am 21. Dezember 1874 zur Aufhebung des Bistums und zur Liquidation seines Vermögens; Lachat verlegte seinen Sitz von Solothurn nach Luzern.

Unruhen im Jura

Als 97 Geistliche des bernischen Jura, zu dem neben dem Berner Jura damals noch das Gebiet des heutigen Kantons Jura gehörte, gegen das Verfahren der Diözesankonferenz protestierten und Lachat als ihren rechtmässigen Bischof erklärten, wurden sie abgesetzt und, nachdem Unruhen in einzelnen Gemeinden durch militärische Besetzung unterdrückt worden waren, im Januar 1874 ausgewiesen. Diese letztere Massregel musste allerdings auf Anordnung des Bundes 1875 als verfassungswidrig zurückgenommen werden. Doch billigte das Berner Volk mit 70'000 gegen 17'000 Stimmen das Kirchengesetz, durch welches der Kanton Bern seine Staatshoheit in Kirchensachen wahrte.

Der Konflikt um Gaspard Mermillod in Genf

Gaspard Mermillod

Ein anderer Konflikt brach in Genf aus, wo der Stadtpfarrer Gaspard Mermillod sich ohne Genehmigung der Regierung die bischöflichen Gewalten über die dortigen Katholiken hatte übertragen lassen und trotz des Protestes des Staatsrats ausübte. Deswegen am 20. September 1872 abgesetzt, wurde er von der römischen Kurie am 16. Januar 1873 zum Apostolischen Vikar des Kantons Genf ernannt, aber vom Bundesrat ausgewiesen. Weil der Papst am 21. November in einer Enzyklika das Vorgehen der Schweizer Behörden als "schmachvoll" bezeichnete, brach der Bundesrat alle Beziehungen mit der Kurie ab und stellte dem in Luzern residierenden Nuntius seine Pässe zu.

Die Entstehung der Christkatholischen Kirche

Eduard Herzog, ungefähr 35jährig

Bereits 1871 erhoben sich starke Proteste gegen die Dogmen des ersten Vatikanischen Konzils. Einer der Protagonisten dieses Protests war Professor und Nationalrat Walther Munzinger, der schon 1860 über Papsttum und Nationalkirche geschrieben hatte. Er organisierte am 18. September 1871 in Solothurn den ersten schweizerischen Katholikenkongress, der die Keimzelle der Christkatholischen Kirche bildete.

In Genf wurden die kirchlichen Verhältnisse durch Staatsgesetze neu geregelt, den Gemeinden das Recht der Pfarrerwahl übertragen und alle Korporationen aufgehoben (1875). Da die römischen Katholiken sich weigerten, den neuen Kirchengesetzen zu gehorchen, verloren sie die landeskirchlichen Privilegien, welche nun auf die christkatholischen (= altkatholischen) Gemeinden übergingen, von denen sich in Solothurn, Aargau, Zürich, Basel, Bern und Genf eine ganze Anzahl bildete; diese gaben sich auf einer "Nationalsynode" in Olten am 7. Juni 1876 eine Kirchenverfassung und wählten den Pfarrer Eduard Herzog zum ersten christkatholischen Bischof. Für die Ausbildung von christkatholischen Geistlichen errichtete die Universität Bern am 10. Dezember 1874 eine altkatholisch-theologische Fakultät.

Das Ende des Kulturkampfes

Die Wirren in Tessin und in Freiburg, welche der Widerstand gegen die Herrschaft der Ultramontanen verursachte, zwangen den Bundesrat wiederholt zur Einmischung, um der unterdrückten liberalen Minderheit einigermassen zu ihrem Recht zu verhelfen und offenbare Rechtsverletzungen zu verhindern. Der kirchliche Streit verlor dabei nach und nach seine Schärfe, und 1878 unterwarfen sich die römischen Katholiken in Bern und Solothurn den Kirchengesetzen. Die römische Kurie verzichtete auf ihren Plan, in Genf ein Bistum zu errichten, und ernannte Mermillod 1883 zum Bischof von Lausanne. Durch seine Versicherung, dass er den Staatsgesetzen loyal gehorchen werde, erwirkte Mermillod seine Anerkennung durch den Bund, während der Kanton Genf ihm diese verweigerte. 1884 wurde dann auch im Einvernehmen mit dem Papst die Wiederherstellung des Bistums Basel beschlossen, das mit dem apostolischen Vikariat in Tessin verbunden sein sollte. Lachat leistete auf das Bistum Verzicht, und der Propst des Domkapitels von Solothurn, Friedrich Fiala, wurde zum Bischof ernannt.

Weblinks

Siehe auch


Vorlage:Meyers ist obsolet; heißt jetzt Vorlage:Hinweis Meyers 1888–1890