„Heidelberger Disputation“ – Versionsunterschied

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Das [[Generalkapitel]] der deutschen [[Augustinereremiten]] strenger Observanz fand 1518 in Heidelberg statt. Nachdem die Ordensangelegenheiten geregelt waren, veranstalteten die [[Augustiner]] am 26. April 1518 eine wissenschaftliche Disputation, mit deren Leitung Martin Luther betraut war. Die Veranstaltung fand nicht im Augustinerkloster statt, sondern in der Universität, im Hörsaal der artistischen Fakultät.
Das [[Generalkapitel]] der deutschen [[Augustinereremiten]] strenger Observanz fand 1518 in Heidelberg statt. Nachdem die Ordensangelegenheiten geregelt waren, veranstalteten die [[Augustiner]] am 26. April 1518 eine wissenschaftliche Disputation, mit deren Leitung Martin Luther betraut war. Die Veranstaltung fand nicht im Augustinerkloster statt, sondern in der Universität, im Hörsaal der artistischen Fakultät.
Die Disputation war bereits Teil des [[Kurie |römischen]] Vorgehens gegen [[Martin Luther]] im [[Ablassstreit]]. Rom hatte den [[Augustiner|Augustinerorden]] damit beauftragt, eine [[Disputation]] durchzuführen, in der Luther seine Thesen zum [[Ablass]] erläutern sollte. In der Disputation ging Luther aber nicht auf die Problematik des Ablasses ein, sondern er legte seine [[Theologia crucis|''theologia crucis'']] im Gegensatz zur [[Theologia gloriae|''theologia gloriae'']] dar. In den von ihm aufgestellten Thesen zur Disputation vermittelte Luther den Grundgedanken seiner neuen Theologie, die völlige Abhängigkeit des Menschen von der Gnade Gottes. Nicht durch seine Werke erlange der Mensch Gottes Gnade, sondern allein durch seinen Glauben an den Opfertod Christi.
Die Disputation war bereits Teil des [[Kurie |römischen]] Vorgehens gegen [[Martin Luther]] im [[Ablassstreit]]. Rom hatte den [[Augustiner|Augustinerorden]] damit beauftragt, eine [[Disputation]] durchzuführen, in der Luther seine Thesen zum [[Ablass]] erläutern sollte. In der Disputation ging Luther aber nicht auf die Problematik des Ablasses ein, sondern behandelte das Thema der Werkgerechtigkeit und die [[Theologia crucis|''theologia crucis'']] im Gegensatz zur [[Theologia gloriae|''theologia gloriae'']]. In den von ihm aufgestellten Thesen zur Disputation vermittelte Luther den Grundgedanken seiner neuen Theologie, die völlige Abhängigkeit des Menschen von der Gnade Gottes. Nicht durch seine Werke erlange der Mensch Gottes Gnade, sondern allein durch seinen Glauben.


Bei den an der Disputation beteiligten Professoren der theologischen Fakultät fand Luther keine Zustimmung, aber er gewann viele Anhänger unter den Studenten und [[Magister|Magistern]] der [[Artistenfakultät]]. [[Erhard Schnepf]], [[Franciscus Irenicus]], [[Martin Frecht]] und [[Johannes Brenz]] waren unter den Zuhörern.
Bei den an der Disputation beteiligten Professoren der theologischen Fakultät fand Luther keine Zustimmung, aber er gewann viele Anhänger unter den Studenten und [[Magister|Magistern]] der [[Artistenfakultät]]. [[Martin Bucer]], [[Erhard Schnepf]], [[Franciscus Irenicus]], [[Martin Frecht]] und [[Johannes Brenz]] waren unter den Zuhörern.


Die Heidelberger Disputation gewann für die Ausbreitung von Luthers reformatorischer Lehre große Bedeutung. Viele seiner Zuhörer wurden zu Trägern der Reformation im südwestdeutschen Raum. Auf die Reformation im [[Kraichgau]] hatte vor allem Johannes Brenz großen Einfluss, und Erhard Schnepf predigte schon ab 1520 im Sinn der lutherischen Lehre. Die meisten der später im Kraichgau tätigen Prediger hatten 1518 in Heidelberg studiert und wurden durch die Disputation für die Reformation gewonnen.
Die Heidelberger Disputation gewann für die Ausbreitung von Luthers reformatorischer Lehre große Bedeutung. Viele seiner Zuhörer wurden zu Trägern der Reformation im südwestdeutschen Raum. Auf die Reformation im [[Kraichgau]] hatte vor allem Johannes Brenz großen Einfluss, und Erhard Schnepf predigte schon ab 1520 im Sinn der lutherischen Lehre. Die meisten der später im Kraichgau tätigen Prediger hatten 1518 in Heidelberg studiert und wurden durch die Disputation für die Reformation gewonnen.


== Literatur ==
== Literatur ==

Version vom 14. Januar 2008, 10:44 Uhr

Die Heidelberger Disputation (lat. disputare "auseinandersetzten", "erörtern") war ein von Martin Luther geleitetes wissenschaftliches Streitgespräch in der Heidelberger Universität.

Charakter, Verlauf und Bedeutung

Das Generalkapitel der deutschen Augustinereremiten strenger Observanz fand 1518 in Heidelberg statt. Nachdem die Ordensangelegenheiten geregelt waren, veranstalteten die Augustiner am 26. April 1518 eine wissenschaftliche Disputation, mit deren Leitung Martin Luther betraut war. Die Veranstaltung fand nicht im Augustinerkloster statt, sondern in der Universität, im Hörsaal der artistischen Fakultät.

Die Disputation war bereits Teil des römischen Vorgehens gegen Martin Luther im Ablassstreit. Rom hatte den Augustinerorden damit beauftragt, eine Disputation durchzuführen, in der Luther seine Thesen zum Ablass erläutern sollte. In der Disputation ging Luther aber nicht auf die Problematik des Ablasses ein, sondern behandelte das Thema der Werkgerechtigkeit und die theologia crucis im Gegensatz zur theologia gloriae. In den von ihm aufgestellten Thesen zur Disputation vermittelte Luther den Grundgedanken seiner neuen Theologie, die völlige Abhängigkeit des Menschen von der Gnade Gottes. Nicht durch seine Werke erlange der Mensch Gottes Gnade, sondern allein durch seinen Glauben.

Bei den an der Disputation beteiligten Professoren der theologischen Fakultät fand Luther keine Zustimmung, aber er gewann viele Anhänger unter den Studenten und Magistern der Artistenfakultät. Martin Bucer, Erhard Schnepf, Franciscus Irenicus, Martin Frecht und Johannes Brenz waren unter den Zuhörern.

Die Heidelberger Disputation gewann für die Ausbreitung von Luthers reformatorischer Lehre große Bedeutung. Viele seiner Zuhörer wurden zu Trägern der Reformation im südwestdeutschen Raum. Auf die Reformation im Kraichgau hatte vor allem Johannes Brenz großen Einfluss, und Erhard Schnepf predigte schon ab 1520 im Sinn der lutherischen Lehre. Die meisten der später im Kraichgau tätigen Prediger hatten 1518 in Heidelberg studiert und wurden durch die Disputation für die Reformation gewonnen.

Literatur

  • Heinz Scheible: Die Universität Heidelberg und Luthers Disputation, in: ZGO 131 (1983) S. 309–329.
  • Karl-Heinz zur Mühlen: Die Heidelberger Disputation Martin Luthers vom 26. April 1518, in: Semper Apertus. 600 Jahre Ruprecht-Karl-Universität Heidelberg 1386–1986, Bd. 1, hg. von W. Doerr u.a., Berlin u.a. 1985, S. 188–212.
  • Gerhard Kiesow: Von Rittern und Predigern. Die Herren von Gemmingen und die Reformation im Kraichgau, verlag regionalkultur, Ubstadt-Weiher 1997, ISBN 3-929366-57-6

Siehe auch

Prädikatur