„Piaristen“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
→‎Überblick: Interpunktion
Markierungen: Mobile Bearbeitung Mobile Web-Bearbeitung Erweiterte mobile Bearbeitung
Zeile 6: Zeile 6:
Die Piaristen gehen auf eine Gründung des Spaniers, des Hl. [[José Calasanz|José de Calasanz]] (* 1557; † 1648 in [[Rom]]) zurück. Calasanz besuchte im Jahr 1597 das römische Viertel [[Trastevere]] und gründete in der Pfarre [[Santa Dorotea (Rom)|Santa Dorotea]] die erste kostenfreie Schule für Straßenkinder. Sein Ziel wurde unter dem Motto „Pietati et Litteris“ zusammengefasst. Heute wird dieses Motto als „Glaube und Kultur“ übersetzt. Er nannte sein Werk „Fromme Schulen“. Im Zentrum seiner Ideen standen der Respekt vor der Identität jedes Kindes und das Sehen des Bildes Christi in ihnen. In seinen Schulen versuchte er, den intellektuellen, körperlichen und geistigen Bedürfnissen der jungen Schüler zu dienen. Calasanz war ein Freund von [[Galileo Galilei]] und legte großen Wert auf Wissenschaft und Mathematik sowie Geisteswissenschaften in der Erziehung der Jugend.<ref>{{Internetquelle |url=https://scolopi.org/en/calasanz/ |titel=Calasanz |werk=Order of the Pious Schools |abruf=2021-01-12 |sprache=en-US}}</ref> Am 6.&nbsp;März 1617 rief Papst [[Paul V.]] durch das [[Breve (Schriftstück)|Breve]] ''Ad ea per quae'' eine neue Kongregation in der Kirche ins Leben: die ''Paulinische Kongregation der Armen der Mutter Gottes von den Frommen Schulen'' ({{laS|''Pauperum Matris Dei Scholarum Piarum''}}).<ref name="Geschichte">[https://www.angelfire.com/or/stthekla/piaristord.htm ''Geschichte des Piaristenordens'']; eingesehen am 21. Juni 2009.</ref>
Die Piaristen gehen auf eine Gründung des Spaniers, des Hl. [[José Calasanz|José de Calasanz]] (* 1557; † 1648 in [[Rom]]) zurück. Calasanz besuchte im Jahr 1597 das römische Viertel [[Trastevere]] und gründete in der Pfarre [[Santa Dorotea (Rom)|Santa Dorotea]] die erste kostenfreie Schule für Straßenkinder. Sein Ziel wurde unter dem Motto „Pietati et Litteris“ zusammengefasst. Heute wird dieses Motto als „Glaube und Kultur“ übersetzt. Er nannte sein Werk „Fromme Schulen“. Im Zentrum seiner Ideen standen der Respekt vor der Identität jedes Kindes und das Sehen des Bildes Christi in ihnen. In seinen Schulen versuchte er, den intellektuellen, körperlichen und geistigen Bedürfnissen der jungen Schüler zu dienen. Calasanz war ein Freund von [[Galileo Galilei]] und legte großen Wert auf Wissenschaft und Mathematik sowie Geisteswissenschaften in der Erziehung der Jugend.<ref>{{Internetquelle |url=https://scolopi.org/en/calasanz/ |titel=Calasanz |werk=Order of the Pious Schools |abruf=2021-01-12 |sprache=en-US}}</ref> Am 6.&nbsp;März 1617 rief Papst [[Paul V.]] durch das [[Breve (Schriftstück)|Breve]] ''Ad ea per quae'' eine neue Kongregation in der Kirche ins Leben: die ''Paulinische Kongregation der Armen der Mutter Gottes von den Frommen Schulen'' ({{laS|''Pauperum Matris Dei Scholarum Piarum''}}).<ref name="Geschichte">[https://www.angelfire.com/or/stthekla/piaristord.htm ''Geschichte des Piaristenordens'']; eingesehen am 21. Juni 2009.</ref>


Nach dem Tod von Papst Paul V. fand José von Calasanz in [[Michelangelo Tonti|Michelangelo Kardinal Tonti]] einen Mitstreiter für eine Ordensgründung. Am 28. November 1621 erhob Papst [[Gregor XV.]] die Paulinische Kongregation zum Orden durch die [[Päpstliche Bulle|Bulle]] ''In Supremo Apostolatus''. Die Konstitution wurde wenig später, am 31.&nbsp;Januar 1622, [[Päpstliche Approbation|approbiert]].<ref name="Geschichte" /> Die Mitglieder des Ordens müssen vier feierliche religiöse Gelübde ablegen: Armut, Keuschheit, Gehorsam und Engagement für die Erziehung der Jugend. José Calasanz wurde 1767 [[Heiligsprechung|heiliggesprochen]] und Papst [[Pius XII.]] ernannte ihn 1948 zum „himmlischen Schutzpatron aller christlichen Volksschulen“ Papst [[Johannes Paul II.]] sagte, der Heilige José Calasanz habe Christus als Vorbild genommen und versucht, den jungen Menschen sowie der profanen Wissenschaft die Weisheit des Evangeliums zu vermitteln, die sie lehrt, Gottes liebevolles Handeln zu begreifen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.piaristen.at/josef-calasanz/ |titel=Heiliger Josef Calasanz – PIARISTENORDENSPROVINZ |abruf=2021-01-12 |sprache=de-DE}}</ref>
Nach dem Tod von Papst Paul V. fand José von Calasanz in [[Michelangelo Tonti|Michelangelo Kardinal Tonti]] einen Mitstreiter für eine Ordensgründung. Am 28. November 1621 erhob Papst [[Gregor XV.]] die Paulinische Kongregation zum Orden durch die [[Päpstliche Bulle|Bulle]] ''In Supremo Apostolatus''. Die Konstitution wurde wenig später, am 31.&nbsp;Januar 1622, [[Päpstliche Approbation|approbiert]].<ref name="Geschichte" /> Die Mitglieder des Ordens müssen vier feierliche religiöse Gelübde ablegen: Armut, Keuschheit, Gehorsam und Engagement für die Erziehung der Jugend. José Calasanz wurde 1767 [[Heiligsprechung|heiliggesprochen]] und Papst [[Pius XII.]] ernannte ihn 1948 zum „himmlischen Schutzpatron aller christlichen Volksschulen“. Papst [[Johannes Paul II.]] sagte, der Heilige José Calasanz habe Christus als Vorbild genommen und versucht, den jungen Menschen sowie der profanen Wissenschaft die Weisheit des Evangeliums zu vermitteln, die sie lehrt, Gottes liebevolles Handeln zu begreifen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.piaristen.at/josef-calasanz/ |titel=Heiliger Josef Calasanz – PIARISTENORDENSPROVINZ |abruf=2021-01-12 |sprache=de-DE}}</ref>


Der Orden ist seit der Gründung vornehmlich in Italien und Spanien (ital. ''Scolopi'', span. ''Escolapios'') tätig. Schon neun Jahre nach der Approbierung kam es im Jahr 1631 zum ersten Standort nördlich der Alpen in [[Mikulov|Nikolsburg (Mikulov)]] in [[Mähren]]<ref>Reiner Elsinger: ''Heimatbuch Nikolsburg''. 1988.</ref>; ab dem Jahr 1689 folgten Niederlassungen in [[Österreich]], [[Böhmen]], [[Ungarn]] und der heutigen [[Slowakei]] und [[Polen]]. Im 18.&nbsp;Jahrhundert unterhielt der Orden in Österreich 24&nbsp;Gymnasien und war das führende Schulsystem im mittleren Bildungswesen; besonders anerkannt waren seine literarischen Tätigkeiten.
Der Orden ist seit der Gründung vornehmlich in Italien und Spanien (ital. ''Scolopi'', span. ''Escolapios'') tätig. Schon neun Jahre nach der Approbierung kam es im Jahr 1631 zum ersten Standort nördlich der Alpen in [[Mikulov|Nikolsburg (Mikulov)]] in [[Mähren]]<ref>Reiner Elsinger: ''Heimatbuch Nikolsburg''. 1988.</ref>; ab dem Jahr 1689 folgten Niederlassungen in [[Österreich]], [[Böhmen]], [[Ungarn]] und der heutigen [[Slowakei]] und [[Polen]]. Im 18.&nbsp;Jahrhundert unterhielt der Orden in Österreich 24&nbsp;Gymnasien und war das führende Schulsystem im mittleren Bildungswesen; besonders anerkannt waren seine literarischen Tätigkeiten.

Version vom 26. Mai 2022, 09:15 Uhr

Piaristen-Wappen

Die Piaristen (abgeleitet von Latein pius „fromm“, etwa „die Frommen“) sind Angehörige der katholischen Männer-Ordensgemeinschaft Ordo Clericorum Regularium Pauperum Matris Dei Scholarum Piarum[1] (Ordenskürzel: SP). Ihr gehören vornehmlich Priester an, die in der Erziehung und im Schuldienst wirken.

Überblick

Die Piaristen gehen auf eine Gründung des Spaniers, des Hl. José de Calasanz (* 1557; † 1648 in Rom) zurück. Calasanz besuchte im Jahr 1597 das römische Viertel Trastevere und gründete in der Pfarre Santa Dorotea die erste kostenfreie Schule für Straßenkinder. Sein Ziel wurde unter dem Motto „Pietati et Litteris“ zusammengefasst. Heute wird dieses Motto als „Glaube und Kultur“ übersetzt. Er nannte sein Werk „Fromme Schulen“. Im Zentrum seiner Ideen standen der Respekt vor der Identität jedes Kindes und das Sehen des Bildes Christi in ihnen. In seinen Schulen versuchte er, den intellektuellen, körperlichen und geistigen Bedürfnissen der jungen Schüler zu dienen. Calasanz war ein Freund von Galileo Galilei und legte großen Wert auf Wissenschaft und Mathematik sowie Geisteswissenschaften in der Erziehung der Jugend.[2] Am 6. März 1617 rief Papst Paul V. durch das Breve Ad ea per quae eine neue Kongregation in der Kirche ins Leben: die Paulinische Kongregation der Armen der Mutter Gottes von den Frommen Schulen (lateinisch Pauperum Matris Dei Scholarum Piarum).[3]

Nach dem Tod von Papst Paul V. fand José von Calasanz in Michelangelo Kardinal Tonti einen Mitstreiter für eine Ordensgründung. Am 28. November 1621 erhob Papst Gregor XV. die Paulinische Kongregation zum Orden durch die Bulle In Supremo Apostolatus. Die Konstitution wurde wenig später, am 31. Januar 1622, approbiert.[3] Die Mitglieder des Ordens müssen vier feierliche religiöse Gelübde ablegen: Armut, Keuschheit, Gehorsam und Engagement für die Erziehung der Jugend. José Calasanz wurde 1767 heiliggesprochen und Papst Pius XII. ernannte ihn 1948 zum „himmlischen Schutzpatron aller christlichen Volksschulen“. Papst Johannes Paul II. sagte, der Heilige José Calasanz habe Christus als Vorbild genommen und versucht, den jungen Menschen sowie der profanen Wissenschaft die Weisheit des Evangeliums zu vermitteln, die sie lehrt, Gottes liebevolles Handeln zu begreifen.[4]

Der Orden ist seit der Gründung vornehmlich in Italien und Spanien (ital. Scolopi, span. Escolapios) tätig. Schon neun Jahre nach der Approbierung kam es im Jahr 1631 zum ersten Standort nördlich der Alpen in Nikolsburg (Mikulov) in Mähren[5]; ab dem Jahr 1689 folgten Niederlassungen in Österreich, Böhmen, Ungarn und der heutigen Slowakei und Polen. Im 18. Jahrhundert unterhielt der Orden in Österreich 24 Gymnasien und war das führende Schulsystem im mittleren Bildungswesen; besonders anerkannt waren seine literarischen Tätigkeiten.

Nachdem 1869 das Reichsvolksschulgesetz erlassen wurde, kam es ab 1870 zur Säkularisation vieler Piaristenschulen. Heute gibt es österreichische Niederlassungen in Wien (Provinzialat), Horn und Krems.

Bekannte Mitglieder

Generalsuperioren

  • Josep Maria Balcells (1985 – 8. Juli 2003)
  • Jesús María Lecea Sáinz (2003–2009)
  • Pedro Aguado (seit 2009)

Klöster

Literatur

  • Otto Biba: Die kulturelle Bedeutung des Piaristenordens in Österreich bis zum Ende des 18. Jahrhunderts, Wien, 1974, veröffentlicht unter dem Titel Der Piaristenorden in Österreich: seine Bedeutung für bildende Kunst, Musik und Theater im 17. und 18. Jahrhundert, in: Jahrbuch für österreichische Kulturgeschichte, 5, 1975.
  • Karl A. F. Fischer: Verzeichnis der Piaristen der deutschen und böhmischen Ordensprovinz; Catalogus generalis provinciae Germanicae et Bohemicae ordinis scholarum Piarum. R. Oldenbourg, München 1985, ISBN 3-486-51111-4.
  • Oswald Panagl: Piaristen. In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Ausgabe, Wien 2002 ff., ISBN 3-7001-3077-5; Druckausgabe: Band 4, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2005, ISBN 3-7001-3046-5.
  • Heinrich Pleticha: Piaristen und Gymnasiasten. Schülerleben im alten Prag. Vitalis, Furth im Wald, Prag 2001, ISBN 3-934774-40-7.
  • Susan Richter: Sittliche Schau=Bühn=Spiele – Die Rolle des Schultheaters im Lehrkonzept des Piaristenordens im 18. Jahrhundert, in: Hans Heid (Hrsg.): Die Rastatter Residenz im Spiegel von Beständen der Historischen Bibliothek. Begleitbuch zur Ausstellung „300 Jahre Residenz Rastattt“. Rastatt 2007, S. 209–228.
  • Metoděj Zemek, Jan Bombera, Aleš Filip, Pavel Kollar: Piaristé v Čechách, na Moravě a ve Slezsku 1631 až 1950. Scholae piae Prievidza. TEXTM pre Kolégium piaristů Prievidzi, Prievidza 1992, ISBN 80-85716-02-X (tschechisch).

Weblinks

Commons: Piaristen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Piaristeneinrichtungen in Österreich. (PDF; 845 kB) Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20. September 2009; abgerufen am 10. März 2018.

Einzelnachweise

  1. deutsch: Orden der armen Regularkleriker der Mutter Gottes der frommen Schulen.
  2. Calasanz. In: Order of the Pious Schools. Abgerufen am 12. Januar 2021 (amerikanisches Englisch).
  3. a b Geschichte des Piaristenordens; eingesehen am 21. Juni 2009.
  4. Heiliger Josef Calasanz – PIARISTENORDENSPROVINZ. Abgerufen am 12. Januar 2021 (deutsch).
  5. Reiner Elsinger: Heimatbuch Nikolsburg. 1988.