„Nationalgarde der Vereinigten Staaten“ – Versionsunterschied
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Zur [[Luftflotte]] der ''Air National Guard'' (ANG) gehören rund 1.300 Maschinen aller Flugzeugtypen der [[U.S. Air Force]], mit Ausnahme des [[Tarnkappenflugzeug|Stealth-Flugzeugs]] [[Northrop B-2|B-2]] sowie des [[Sikorsky CH-53|MH-53]] Pave Low Helikopters, des [[Rockwell B-1|B-1]]-[[Bomber]]s und des [[Lockheed AC-130|AC-130 Gunship]]. |
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Der [[Gouverneur (Vereinigte Staaten)|Gouverneur]] jedes [[Bundesstaat der Vereinigten Staaten|Bundesstaates]] setzt bei Naturkatastrophen und ähnlichen Ereignissen die Nationalgarde seines Bundesstaates ein. Die Ausrüstung der Nationalgarde umfasst daher u. a. auch zu [[Löschflugzeug]]en umrüstbare [[Lockheed C-130]] mit MAFFS (Modular Airborne Fire-Fighting System). |
Version vom 6. Juli 2020, 19:40 Uhr
Die im Jahr 1903 aufgestellte Nationalgarde der Vereinigten Staaten (englisch United States National Guard, kurz National Guard, akronymisiert USNG) ist als Nationalgarde die zweite Instanz der militärischen Reserve der Streitkräfte der Vereinigten Staaten.
Die Mitglieder der Nationalgarde sind freiwillig Dienst leistende Milizsoldaten. Jeder Bundesstaat, die meisten Territorien (bspw. Puerto Rico) sowie der District of Columbia unterhalten eine dem jeweiligen Vorsitzenden der Exekutive, meist dem Gouverneur, unterstehende eigene Nationalgarde. Diese ist seit 1903 bundesgesetzlich und institutionell eng mit der Armee und den Luftstreitkräften verbunden, so dass unter bestimmten Umständen mit Einverständnis des Kongresses die Bundesebene auf sie zurückgreifen kann. Davon zu trennen sind die Staatsgarden, die sogenannten state defense forces, die allein ihrem Bundesstaat verpflichtet sind.
Organisation
Die National Guard besteht aus den beiden Teilstreitkraftgattungen des Heeres und der Luftstreitkräfte, namentlich der Army National Guard und der Air National Guard. Die Nationalgarde wird kontrolliert vom National Guard Bureau (Arlington, VA), einer semi-unabhängigen Organisationseinheit des Verteidigungsministeriums. Derzeitiger Kommandeur des National Guard Bureau (Chief of the National Guard Bureau) ist General Joseph L. Lengyel.[1] Er wird in allen Angelegenheiten, die die Ausbildung und Verwendung, die Gesundheit der Kräfte und die berufliche Entwicklung von Nationalgarde-Soldaten und Fliegern betreffen, beraten durch den Senior Enlisted Advisor for the National Guard Bureau.
Die National Guard ist in Einheiten organisiert, die den 50 Bundesstaaten sowie den Überseegebieten zugeordnet sind. Commander-in-Chief der jeweiligen Einheiten ist der jeweilige Gouverneur, bei Einsätzen auf Bundesebene der Präsident der Vereinigten Staaten.
Historisch bedingt gibt es keine Nationalgardeeinheiten mit Kriegsschiffen, jedoch besitzen die Nationalgarde-Einheiten der Staaten New York und Maryland Marineeinheiten. Die so genannten Army National Guards aller Staaten zusammen umfassen etwa 358.000 Soldaten, alle Air National Guards haben eine Stärke von rund 104.000 Personen (2012).
Geschichte
Die Nationalgarde entstand ursprünglich aus den Milizen des Unabhängigkeitskrieges. Die reguläre Armee war während des ganzen 19. Jahrhunderts schwach. Durch diese Regelung sollte verhindert werden, dass die einzelnen Bundesstaaten von der US-Bundesexekutive oder dem Kongress mit Einsatz von Gewalt unter Druck gesetzt werden.
So stellten die Milizen im Mexikanisch-Amerikanischen Krieg, zu Beginn des Amerikanischen Bürgerkrieges und im Spanisch-Amerikanischen Krieg den größten Anteil aller amerikanischen Soldaten.
Seit ihrer Gründung durch den Kongress am 21. Januar 1903 tragen sie die Bezeichnung National Guard und wurden in jedem größeren Konflikt eingesetzt. Im Ersten Weltkrieg waren zwei Fünftel der in Frankreich kämpfenden Truppen Nationalgardisten; im Zweiten Weltkrieg wurden etwa 190.000, im Koreakrieg 140.000 von ihnen eingesetzt.
Nach der Abschaffung der Segregation wurde die Nationalgarde in Arkansas zur Aufrechterhaltung der Rassentrennung eingesetzt. Die sogenannten Little Rock Nine waren 1957 die ersten schwarzen Schüler, die drei Jahre nach offizieller Aufhebung der Rassentrennung in amerikanischen Schulen auf die Little Rock Central High School, in Little Rock, Bundesstaat Arkansas, gingen. Der damalige Gouverneur des Bundesstaates, Orval Faubus (Demokrat) ließ am Abend vor dem ersten Schultag am 2. September 1957 die ihm unterstehende Nationalgarde von Arkansas aufmarschieren, um den etwa sechzehnjährigen Schülern den Zutritt in das Gebäude zu verweigern. Daneben demonstrierten aufgebrachte Weiße vor dem Schulgebäude. Der Gouverneur musste aufgrund eines Gerichtsentscheids die Nationalgarde am 20. September von der Schule zurückziehen. Um das Bundesrecht durchzusetzen, stellte Präsident Eisenhower am 24. September 1957 die 10.000 Mann umfassende Nationalgarde von Arkansas unter Bundeskommando. Er entsandte auf Bitten des Bürgermeisters von Little Rock Bundestruppen (1200 Soldaten der 101. US-Luftlandedivision) in die Stadt, die Versammlungen weißer Demonstranten um die Schule herum auflösten. Die Bundessoldaten schützten die schwarzen Schüler auf dem Schulweg und im Gebäude bis vor die Türen der Klassenzimmer.
Während des Vietnamkrieges weigerten sich die Präsidenten Johnson und Nixon, die Nationalgarde in den Kampf zu senden. Johnson wollte möglichst lange den Anschein bewahren, dass der (bereits unpopulär gewordene) Vietnamkrieg kein echter Krieg wäre, und die Mobilisierung der Nationalgarden hätte diesen Anschein zerstört. Von Vietnamveteranen werden deshalb gelegentlich Vorwürfe gegen Nationalgardisten laut. Diese hätten sich nur freiwillig gemeldet, um einer Einberufung und damit einem Einsatz in Vietnam zu entgehen. Prominentes Ziel solcher Vorwürfe war George W. Bush, der bei der Air National Guard gedient hatte.
Bei einer Demonstration nach dem Ausbruch des Vietnamkrieges vor der Kent State University erschoss die Nationalgarde von Ohio am 4. Mai 1970 vier Studenten und verletzte neun weitere zum Teil schwer. Die Tat ging als Kent-State-Massaker in die Geschichte ein und löste internationale Proteste aus.
Seit Januar 2005 können Einheiten der Nationalgarde bis zu 24 Monate lang in Übersee eingesetzt werden. Unter dem früheren Präsidenten Bill Clinton betrug die Zeitspanne noch sechs Monate; George W. Bush verlängerte sie kurz nach seiner Vereidigung für seine zweite Amtsperiode um 18 Monate.
2005 wurde infolge des Hurrikans Katrina die Nationalgarde zu Hilfe gerufen und 125.000 Nationalgardisten eingesetzt. Da aber der größte Teil der Nationalgarde und besonders die gut ausgerüsteten Kampftruppen mit eigener Ausrüstung im Irak-Einsatz waren, wurde die Lage mit dem Begriff Katrinagate kritisiert.
In der Operation Jump Start ist die Nationalgarde des Heeres seit Mai 2006 mit der vorübergehenden Bewachung der Grenze zu Mexiko betraut, bis der Ausbau des Grenzzauns sowie die Aufstockung der United States Border Patrol abgeschlossen sind.
Dienst
Nach einer mehrwöchigen Grundausbildung sind weitere Ausbildungsgänge und mehrere Jahre Dienst zu absolvieren. Er umfasst in Friedenszeiten normalerweise „zwei Tage pro Monat und zwei Wochen pro Jahr“ (Two days a month, two weeks a year). Dies war bis zum Irakkrieg ein offizieller Slogan der Rekrutierungsämter. Nationalgardisten erhalten unter anderem 200 US-Dollar Sold pro Monat. Viele Bundesstaaten bezahlen jungen Mitgliedern auch die Kosten für eine Universitätsausbildung. Seit Nationalgarde-Einheiten im Irak verwendet wurden, hatten Rekrutierungsstellen oft Mühe, Leute für diese Tätigkeit zu finden. Da während des Irak-Kriegs zeitweise mehr als 50 Prozent der Gardisten in den Irak entsandt wurden, fehlten bei großen Waldbränden in der Heimat, die zum großen Teil von der Nationalgarde bekämpft werden, Mannschaften und Löschhubschrauber.
Ausrüstung
Die Ausrüstung der US-Nationalgarde entspricht im Wesentlichen derjenigen der regulären Streitkräfte der Vereinigten Staaten, allerdings besitzen Nationalgardeeinheiten nicht immer das modernste Material.
Die Army National Guard (ARNG) stellt aktuell 27 Brigade Combat Teams (Kampfbrigaden) mit je etwa 3.500 bis 4.000 Soldaten sowie acht Heeresflieger-Brigaden (Aviation brigades) zur Verfügung. Zum Unterstützungsbereich zählen etwa 200 Verbände in Bataillons- und Brigadestärke, z. B. Kampfunterstützungs- und Artilleriebrigaden. Von den Brigade Combat Teams gibt es drei unterschiedlich ausgestattete Typen:[2]
- 5 Armored Brigade Combat Teams (ABCT, vor 2012 als Heavy Brigade Combat Team bezeichnet) als „schwere“ Brigaden mit M1 Abrams-Kampfpanzern und Schützenpanzern der Typen M2 und M3 Bradley sowie Panzerhaubitzen vom Typ M109 155 mm
- 20 Infantry Brigade Combat Teams (IBCT) als Infanteriebrigaden mit High Mobility Multipurpose Wheeled Vehicles (Humvee)
- 2 Stryker Brigade Combat Teams (SBCT) als Stryker-Brigaden mit dem Transportpanzer Stryker Armored Vehicle, der teilweise auch als Kanonenplattform bzw. als Träger für 120-mm-Mörser dient oder mit dem Panzerabwehrsystem TOW versehen ist, sowie zusätzlich einem Fires battalion (Artilleriebataillon) mit drei Batterien mit je sechs M777 155-mm-Haubitzen
Die zur Army National Guard zählenden Heeresflieger-Brigaden sind eine multifunktionale Mischung aus Angriffs- (Apache), Aufklärungs-, Allzweck- (Black Hawk) und Lastenhubschraubern (Chinook) sowie der Fähigkeit zur sanitätsdienstlichen Evakuierung. Diese Einheiten spielen auch eine wichtige Rolle bei Naturkatastrophen und ähnlichen Ereignissen.
Zur Luftflotte der Air National Guard (ANG) gehören rund 1.300 Maschinen aller Flugzeugtypen der U.S. Air Force, mit Ausnahme des Stealth-Flugzeugs B-2 sowie des MH-53 Pave Low Helikopters, des B-1-Bombers und des AC-130 Gunship.
Der Gouverneur jedes Bundesstaates setzt bei Naturkatastrophen und ähnlichen Ereignissen die Nationalgarde seines Bundesstaates ein. Die Ausrüstung der Nationalgarde umfasst daher u. a. auch zu Löschflugzeugen umrüstbare Lockheed C-130 mit MAFFS (Modular Airborne Fire-Fighting System).
Verteilung auf Bundesstaaten und Territorien
Daten erhoben vom Defense Manpower Data Center (Stand 2017)[3]
Literatur
- John K. Mahon: History of the militia and the National Guard, New York (Macmillan u. a.) 1983. ISBN 0-02-919750-3
- Jerry M. Cooper: The rise of the National Guard. The evolution of the American militia, 1865–1920, Lincoln (University of Nebraska Press) 1997. ISBN 0-8032-1486-3
- Jim Dan Hill: THE NATIONAL GUARD IN CIVIL DISORDERS: Historical Precedents, in: Robin Higham (Hg.): Bayonets in the streets. The use of troops in civil disturbances, Lawrence, KA (University Press of Kansas) 1969, S. 61–83.
- Clarence C. Clendenen: SUPER POLICE: The National Guard as a Law-Enforcement Agency in the Twentieth Century, in: Higham, Bayonets, S. 85–111.
- Henry A. Bellows: A treatise on riot duty for the national guard, Washington DC, United States Government Printing Office, 1920.
- Charles A. Peckham: The Ohio National Guard and Its Police Duties, 1894, in: Ohio History, Vol. 83, Winter 1974, S. 51–67, onlineversion: [1]
- Paul A. Gilje: Rioting in America, Bloomington, IND (Indiana University Press) 1999. ISBN 0-253-32988-4
- Clayton D. Laurie/Ronald H. Cole: The role of federal military forces in domestic disorders, 1877-1945, Washington, DC (Center of Military History, U.S. Army) 1997. ISBN 0-16-048983-0
- Paul J. Scheips: The role of federal military forces in domestic disorders, 1945-1992, Washington, DC (Center of Military History, United States Army) 2005. ISBN 978-1517253783
Weblinks
- Offizielle Webpräsenz der US Nationalgarde
- Zur Geschichte der USNG in der American Law Encyclopedia, Vol 7 (englisch)
- Angehörige der Ohio National Guard am 4. Mai 1970 beim Kent-State-Massaker [2]
Einzelnachweise
- ↑ GENERAL JOSEPH L. LENGYEL.
- ↑ Army announces conversion of two brigade combat teams. In: army.mil. U.S. Army, 20. September 2018, abgerufen am 1. Dezember 2018.
- ↑ DoD Personnel, Workforce Reports & Publications. In: DMDC. DoD, abgerufen am 25. September 2017.