„Knüllgebirge“ – Versionsunterschied

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== Besiedlungsgeschichte ==
== Besiedlungsgeschichte ==
{{Überarbeiten|grund=Ob eine ethnische Kontinuität zwischen Hirten und späteren Sesshaften bestand, ist anscheinend noch für ganz EUropa strittig. Wieso sollte es dann beim Knüll anders sein?}}
{{Überarbeiten|grund=Ob eine ethnische Kontinuität zwischen Hirten und späteren Sesshaften bestand, ist anscheinend noch für ganz Europa strittig. Wieso sollte es dann beim Knüll anders sein?}}
Älteste Fundstellen in Hausen datieren etwa auf 250.000 Jahre vor unserer Zeitrechnung. Es handelt sich um einen silikatischen Steinbruch zur Herstellung von einfachen Steinwerkzeugen (Homo erectus). Zahlreiche Hügelgräber längs der verschiedenen Höhenzüge lassen anhand der Grabbeigaben (Schnurkeramik) auf eine bereits in der Jungsteinzeit besiedelte Landschaft schließen. Der hier vertretene Typus war vorwiegend der Jäger, Sammler und Hirte, der vornehmlich südlich exponierte Hänge besiedelte mit gutem Überblick in die Landschaft, um das ziehende Wild besser zu sehen. Die nur spärliche Vegetation in dieser postglazialen Zeit erlaubten weiten Überblick in die Landschaft. Mit der Bronzezeit um 2000 v. Chr., spätestens jedoch mit der Eisenzeit ist das Hirtenvolk endgültig zur Sesshaftigkeit übergegangen und damit im Knüllgebiet zu einem bodenständigen Bauernvolk geworden. Mit diesem Wechsel der Wirtschaftsform ging auch ein Wechsel der Wirtschaftsflächen Hand in Hand. Die nun bodenständigen Bauern bevorzugten jetzt die fruchtbaren Ackerflächen der Niederungen und Täler. Und so wurden nun sowohl die südlichen Berghänge als auch die Täler und Niederungen bewirtschaftet. Kalte und allzu schlechte Berghänge wurden jedoch aufgegeben und sind heute mit Wald bedeckt. In ihnen lassen sich jedoch anhand von etlichen Hügelgräbern und Terrassenaufschüttungen vormalige Bewirtschaftung und Besiedelung nachweisen.
Älteste Fundstellen in Hausen datieren etwa auf 250.000 Jahre vor unserer Zeitrechnung. Es handelt sich um einen silikatischen Steinbruch zur Herstellung von einfachen Steinwerkzeugen (Homo erectus). Zahlreiche Hügelgräber längs der verschiedenen Höhenzüge lassen anhand der Grabbeigaben (Schnurkeramik) auf eine bereits in der Jungsteinzeit besiedelte Landschaft schließen. Der hier vertretene Typus war vorwiegend der Jäger, Sammler und Hirte, der vornehmlich südlich exponierte Hänge besiedelte mit gutem Überblick in die Landschaft, um das ziehende Wild besser zu sehen. Die nur spärliche Vegetation in dieser postglazialen Zeit erlaubten weiten Überblick in die Landschaft. Mit der Bronzezeit um 2000 v. Chr., spätestens jedoch mit der Eisenzeit ist das Hirtenvolk endgültig zur Sesshaftigkeit übergegangen und damit im Knüllgebiet zu einem bodenständigen Bauernvolk geworden. Mit diesem Wechsel der Wirtschaftsform ging auch ein Wechsel der Wirtschaftsflächen Hand in Hand. Die nun bodenständigen Bauern bevorzugten jetzt die fruchtbaren Ackerflächen der Niederungen und Täler. Und so wurden nun sowohl die südlichen Berghänge als auch die Täler und Niederungen bewirtschaftet. Kalte und allzu schlechte Berghänge wurden jedoch aufgegeben und sind heute mit Wald bedeckt. In ihnen lassen sich jedoch anhand von etlichen Hügelgräbern und Terrassenaufschüttungen vormalige Bewirtschaftung und Besiedelung nachweisen.


Lange Zeit wurde nur der eng begrenzte Raum rund um das [[Knüllköpfchen]] Knüll genannt. Daher wird in einigen Quellen auch noch das Knüllköpfchen als höchster Berg des Knüllgebirges bezeichnet. Diese historische Unterteilung war indes weniger streng geographischen Gegebenheiten geschuldet als vielmehr der Ostgrenze des Herrschaftsgebietes der ehemaligen [[Grafschaft Ziegenhain]], der noch heute die Grenze vom [[Schwalm-Eder-Kreis]] zum [[Landkreis Hersfeld-Rotenburg]] über den (Hoch-)Knüll folgt.
Lange Zeit wurde nur der eng begrenzte Raum rund um das [[Knüllköpfchen]] Knüll genannt. Daher wird in einigen Quellen auch noch das Knüllköpfchen als höchster Berg des Knüllgebirges bezeichnet. Diese historische Unterteilung war indes weniger streng geographischen Gegebenheiten geschuldet als vielmehr der Ostgrenze des Herrschaftsgebietes der ehemaligen [[Grafschaft Ziegenhain]], der noch heute die Grenze vom [[Schwalm-Eder-Kreis]] zum [[Landkreis Hersfeld-Rotenburg]] über den (Hoch-)Knüll folgt.


Über die landesgeschichtliche Entwicklung des Knülls wurde wenig geschrieben. Das liegt zum großen Teil daran, dass er seit jeher eine vergleichsweise arme Gegend war, größtenteils bewaldet und in der Vergangenheit auch schwer zugänglich – ganz anders als bei den ihn umgebenden Agrarlandschaften wie der Schwalm, der Homberger Börde oder dem fruchtbaren Fuldatal mit dem zeitweiligen Bistum Hersfeld. So wurde erst ab 1905, mit dem Bau der Eisenbahnverbindung [[Bahnstrecke Bad Hersfeld–Treysa|Schwalmstadt-Bad Hersfeld]], der Knüll maßgeblich erschlossen. Besonders dafür eingesetzt hat sich der königlich preussische Forstmeister Hugo Wilhelm Borgmann aus Oberaula. Er war auch Begründer des Knüllgebirgsvereins, dessen wichtigstes Ziel es war, den Knüll touristisch zu erschließen und wirtschaftlich anzubinden.
Über die landesgeschichtliche Entwicklung des Knülls wurde wenig geschrieben. Das liegt zum großen Teil daran, dass er seit jeher eine vergleichsweise arme Gegend war, größtenteils bewaldet und in der Vergangenheit auch schwer zugänglich – ganz anders als bei den ihn umgebenden Agrarlandschaften wie der Schwalm, der Homberger Börde oder dem fruchtbaren Fuldatal mit dem zeitweiligen Bistum Hersfeld. So wurde erst ab 1905, mit dem Bau der Eisenbahnverbindung [[Bahnstrecke Bad Hersfeld–Treysa|Schwalmstadt-Bad Hersfeld]], der Knüll maßgeblich erschlossen. Besonders dafür eingesetzt hat sich der königlich-preussische Forstmeister [[Hugo Wilhelm Borgmann]] aus [[Oberaula]]. Er war auch Begründer des Knüllgebirgsvereins  e. V., dessen wichtigstes Ziel es war, den Knüll touristisch zu erschließen und wirtschaftlich anzubinden. 1958 durchwanderte der Universalgelehrte [[Hans Jürgen von der Wense]] [[Ekstase|ekstatisch]] das Knüllgebirge.

==Literarische Rezension==

Der in [[Allmuthshausen]] lebende Schriftsteller [[Ulrich Holbein]] schreibt über den Knüll:

{{Zitat| Wie die Wolken über dubiosen Säugetieren [[Numen|numinös]] von hinten schwebten, über die Hügelketten des Knüllwald hinweg... rührend, makelos, als brave Lämmerherde, in zartgelocktem [[Pazifismus]], sehr schön. |Aus: Ulrich Holbein: ''Weltverschönerung. Umwege zum Scheinglück – ein Handbuch der lustvollen Lebensgestaltung.'' Haffmans bei Zweitausendeins, Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-86150-819-9. S. 434- 435}}


== Burgen ==
== Burgen ==

Version vom 12. August 2019, 19:00 Uhr

Knüllgebirge
Der bis 635,5 m hohe Knüll nebst Südausläufer Rimberg (591,8 m; rechts hinter den Windkraftanlagen)
Der bis 635,5 m hohe Knüll nebst Südausläufer Rimberg (591,8 m; rechts hinter den Windkraftanlagen)

Der bis 635,5 m hohe Knüll nebst Südausläufer Rimberg (591,8 m; rechts hinter den Windkraftanlagen)

Höchster Gipfel Eisenberg (635,5 m ü. NHN)
Lage Nordhessen
Teil des Osthessischen Berglandes
Einteilung nach Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands
Knüllgebirge (Hessen)
Knüllgebirge (Hessen)
Koordinaten 50° 55′ N, 9° 25′ OKoordinaten: 50° 55′ N, 9° 25′ O
Gestein Basaltkuppen auf einem Sockel aus Buntsandstein
p1
p5

Das Knüllgebirge, meist nur (der) Knüll genannt, ist ein bis zu 635,5 m ü. NHN hohes deutsches Mittelgebirge in den nordhessischen Landkreisen Schwalm-Eder und Hersfeld-Rotenburg.

Das Gebirge stellt naturräumlich innerhalb der Haupteinheitengruppe Osthessisches Bergland (Nr. 35) die Haupteinheit Knüll (356) dar und besteht aus dem Hochknüll im Zentrum, dem ringförmig darum angeordneten Westlichen und Östlichen Knüll-Vorland und dem sich von diesem aus nach Norden ziehenden Homberger Hochland.[1] Zusätzlich werden gelegentlich nach Süden und Osten angrenzende Naturräume dem Knüll zugerechnet (siehe Abschnitt Der Knüll im erweiterten Sinne).

Das Knüllgebirge ist dünn besiedelt und stark bewaldet. Es wurde dort das Landschaftsschutzgebiet Knüllwald eingerichtet.

Geographie

Naturräumliche Gliederung

Der Knüll gliedert sich naturräumlich wie folgt:[1]

  • 356 Knüll-Hochland
    • 356.0 Westliches Knüllvorland
    • 356.1 Östliches Knüllvorland
    • 356.2 Hochknüll
    • 356.3 Homberger Hochland

Lage und Grenzen

Der Knüll liegt 45 km südlich von Kassel und 20 km westlich von Bad Hersfeld (jeweils in Luftlinie). Das Zentrum des Gebirges ist die Region um die Stadt Schwarzenborn. Grenze des Knüll in westliche und nordwestliche Richtungen ist, in engerem wie in erweitertem Sinne, die Westhessische Senke (Haupteinheit 343) inklusive der Schwalm (343.0), die den Übergang ins Westhessisches Bergland (Haupteinheitengruppe 34) einleitet.

Knüll im engeren Sinne

Landschaft des Hochknülls: Blick vom Aussichtsturm auf dem Knüllköpfchen in Richtung Südosten vorbei am Waldknüll über Schwarzenborn zum Eisenberg

Die Südwestgrenze des eigentlichen Knüll (356.0-356.2) zum Ottrauer Bergland (355.0), Teil des Fulda-Haune-Tafellandes (Haupteinheit 355), bildet die als jenseitig angesehene Grenff. Ab deren Mündung ist die Schwalm zwischen Zella (Gemeinde Willingshausen) und Ziegenhain Westgrenze zur gleichnamigen Landschaft,

Die (jenseitige) Nordwestgrenze bilden in etwa der Mittel- und Unterlauf des Ohebachs bis zu seiner Mündung in die Efze westlich Hombergs. Nordgrenze zum Homberger Hochland ist der Mittellauf der Efze, der – verlängert um seinen rechten Nebenfluss Breitenbach – auch die Nordostgrenze zum Rotenburg-Ludwigsecker Wald (357.00) als Teil des Fulda-Werra-Berglandes (Haupteinheit 357) ist.

In südöstliche Richtungen gibt es keine im Relief erkennbare Grenzen zum Kirchheimer Bergland (355.4) bzw. zum Nordosten des Ottrauer Berglandes (beide Fulda-Haune-Tafelland). Die Geis bis Saasen und die Aula bis einschließlich Gersdorf (Gemeinde Kirchheim) werden gerade noch dem Knüll zugerechnet.

Homberger Hochland

Das flachwelligere und stark landwirtschaftlich genutzte Homberger Hochland (356.3) schließt sich nördlich der Efze bei Homberg an den höheren Knüll an. Es reicht westlich bis kurz vor die Schwalm bzw. – ab deren Mündung – an die Eder.

Nach Norden erstreckt sich das Hochland bis kurz vor die Mündung der Eder in die Fulda, deren sogenanntes Bebra-Melsunger Fuldatal (357.1) im Osten auch berührt wird. Jedoch stellen sich in östliche Richtungen vielerorts die Teile des Neuenstein-Ludwigsecker-Höhenzuges (357.0) wie die Melgershäuser Höhen im Norden, der Eichelsberg im Osten und der Neuenstein-Ludwigsecker Wald im Südosten dazwischen. Alle sich nördlich bis östlich anschließenden Naturräume gehören zum Fulda-Werra-Bergland (Haupteinheit 357). Ungefähre Ostgrenze zum Eichelsberg ist das (jenseitige) Tal der Beise.

Der Knüll im erweiterten Sinne

Da vom Knüll aus gesehen nach Süden der Vogelsberg und nach Südosten die Rhön das jeweils nächste gemeinhin bekannte Mittelgebirge sind und überdies das Bebra-Melsunger Fuldatal an der Ostseite der Landschaft der auffallende Geländeeinschnitt ist, grenzt man landläufig oft den Knüll so ab: nach Osten durch die Fulda; nach Südosten grob durch die Jossa, verlängert um ihren Nebenfluss Schwarza; nach Südwesten durch die Berf.

Hierdurch erhielte man die folgende Gliederung

Den Kern des Gebirges bildet ein heute als Hochknüll bezeichneter Basaltblock. Dieser umfasst das Knüll-Hochplateau um das Knüllköpfchen (633,8 m) bei Schwarzenborn und dazu den südöstlich davon gelegenen Gebirgsstock Eisenberg (635,5 m), der mit dem Hochplateau durch einen schmalen Rücken verbunden ist.

Ein Höhenzug nördlich des Einzugsgebietes des Geisbaches – er erstreckt sich über den Semmelberg (552,9 m), den Pommer (448,1 m) und den Höhwald (519,5 m) – verbindet den Knüll mit dem Neuenstein-Ludwigsecker Höhenzug, der sein Nordost-Ausläufer ist. Ein weiterer Höhenzug – dieser zieht sich über Olberode, dann den sich südlich an diesen Ort anschließenden, bis zu 532,8 m hohen Kirschenwald nördlich von Weißenborn sowie schließlich den Wald östlich von Weißenborn in Richtung Süden – verbindet den Hochknüll mit seinem Süd-Ausläufer Ottrauer Bergland. Es liegt um den Rimberg (591,8 m) und den noch südlicher gelegenen Hirschberg (ca. 506 m) mit der Burg Herzberg.

Westlich und nördlich des Hochknülls ist der Knüll von einzeln stehenden Bergkuppen geprägt.

Berge

Der Eisenberg im Knüll

Zu den Bergen und Bergausläufern des Knüllgebirges und seinen angrenzenden Naturräumen gehören – sortiert nach Höhe in Meter (m) über Normalhöhennull (NHN)[2]:

  • Eisenberg (635,5 m), Borgmannturm (AT); Südosten des Hochknüll, Landkreis Hersfeld-Rotenburg
  • Knüllköpfchen (633,8 m), Aussichtsturm und Wanderjause; zentraler Hochknüll, Schwalm-Eder-Kreis
  • Waldknüll (624,4 m), 500 m östlich des Knüllköpfchens, Schartenhöhe um 15 m; Schwalm-Eder-Kreis
  • Wilsberg (598 m) 1,5 km südwestlich des Knüllköpfchens, Schartenhöhe um 40 m[3]
  • Köpfchen (ca. 593 m);[4] südlicher Hochknüll, Schwalm-Eder-Kreis
  • Rimberg (591,8 m); Ottrauer Bergland, Nahtstelle zwischen beiden Landkreisen
  • Krötenkuppe (581,2 m); Osten des Östliches Knüll-Vorlandes, Landkreis Hersfeld-Rotenburg
  • Holnsteinkopf (ca. 580 m);[5] Osten des Östliches Knüll-Vorlandes, Landkreis Hersfeld-Rotenburg
  • Semmelberg (552,9 m); Norden des Östlichen Knüll-Vorlandes, Nahtstelle beider Landkreise
  • Kirschenwald ("Kalkberg", 532,8 m), Basaltwerk; Süden des (Westlichen) Knüll-Vorlandes, Schwalm-Eder-Kreis
  • Dammskopf (520,9 m); Neuenstein-Ludwigsecker Höhenzug, Landkreis Hersfeld-Rotenburg (nahe: Schloss Ludwigseck am Atzelstein)
  • Hirschberg (ca. 506 m); Ottrauer Bergland, Landkreis Hersfeld-Rotenburg (mit Burg Herzberg)
  • Nöll (ca. 492 m); Südwesten des Hochknüll, Schwalm-Eder-Kreis
  • Rehkopf (487,5 m); Neuenstein-Ludwigsecker Höhenzug, Landkreis Hersfeld-Rotenburg
  • Eichelsberg (480,1 m); gleichnamiger Naturraum, Schwalm-Eder-Kreis
  • Mosenberg (437,5 m); südliches Homberger Hochland, Schwalm-Eder-Kreis
  • Gernkopf (417,2 m); Neuenstein-Ludwigsecker Höhenzug
  • Heiligenberg (393,3 m), AT; nördliches Homberger Hochland, Schwalm-Eder-Kreis (mit Burg Heiligenburg)
Blick von Westen auf Wasenberg, die Schwalm und den Knüll mit dem Knüllköpfchen (633,8 m, Windkraftanlage) und Kirschenwald (bis 532,8 m, rechts);
Links der Bäume der Berg Altenburg (432,7 m) bei Bad Zwesten, der nach links das Schwalmtal vom Kellerwald, ganz links der Wüstegarten (675,3 m), trennt

Gewässer

Im Knüll entspringen zahlreiche Fließgewässer, dazu gehören die Efze, die Aula, der Geisbach, die Beise, der Rohrbach und die Grenff (in Landkarten teils auch nur mit einem "f" als Grenf bezeichnet). Der Efze-Zufluss Lochbach läuft durch die Lochbachklamm.

Durch den Knüll zieht von Norden nach Süden die Wasserscheide zwischen den Grenzflüssen Schwalm und Fulda.

Tabelle der wichtigsten Flüsse

Im Folgenden werden die nach Größe oder für die naturräumliche Gliederung bedeutendsten Flüsse des Knüll und der unmittelbar angrenzenden Höhenzüge aufgeführt. Ordnung im Uhrzeigersinn, beginnend an der Südseite der Schwalm-Fulda-Wasserscheide.[6]
Zur besseren Übersicht und um flussabwärts sortieren zu können, wurde in die DGKZ-Ziffernfolge jedes Flusses ein Bindestrich eingefügt hinter dem Anfangsstück, das den Hauptfluss in seinem Flussgebiet bezeichnet.
Verlinkte Naturräume liegen außerhalb des Knüll im engeren Sinne, kursiv geschriebene außerhalb des Knüll im erweiterten Sinne. Der Name der Jossa wurde kursiviert, dies soll darauf hinweisen, dass hier beim Abfluss nur derjenige aus dem Knüll und beim Einzugsgebiet nur der in diesem liegende Teil berücksichtigt sind.

Name
Haupt-
fluss
Länge
[km]
Einzugsgebiet
[km²]
Abfluss
(MQ) [l/s]
Quellgebiet
(der Nebenflüsse)
Natur-
raum
DGKZ
Berf Schwalm (r) 20,0 42,2 218 Ottrauer Bergland 355.0 4288-16
Grenff Schwalm (r) 22,0 86,4 711 Ottrauer Bergland 355.0 4288-32
Steina Schwalm (r) 13,9 20,5 167 Hochknüll 356.2 4288-332
Grenzebach Schwalm (r) 13,3 18,9 135 Hochknüll 356.2 4288-334
Gers Schwalm (r) 10,3 23,7 117 Westl. Knüll-Vorland 356.0 4288-38
Olmes Schwalm (r) 11,1 48,1 208 Westh. Senke 343 4288-76
Ohebach Efze (l) 21,7 103,4 665 Westl. Knüll-Vorland 356.0 42888-8
Rinnebach Ohebach (r) 15,9 30,1 239 Hochknüll 356.2 428888-8
Efze Schwalm (r) 38,2 220,5 1.481 Hochknüll 356.2 4288-8
Breitenbach Efze (r) 7,2 17,6 138 Neuenst.-Ludwigsecker 357.0 42888-4
Rhünda Schwalm (r) 13,0 31,9 194 Homberger Hochland 356.3 4288-96
Schießbach Eder (r) 5,4 11,3 55 Homberger Hochland 356.3 428-914
Beise Fulda (l) 20,9 63,2 447 Neuenst.-Ludwigsecker 357.0 42-76
Wichte Fulda (l) 9,7 20,2 142 Neuenst.-Ludwigsecker 357.0 42-758
Rohrbach Fulda (l) 18,0 73,9 576 Neuenst.-Ludwigsecker 357.0 42-714
Geisbach Fulda (l) 22,1 76,2 487 Östl. Knüll-Vorland 356.1 42-596
Aula Fulda (l) 22,6 124,8 919 Westl. Knüll-Vorland 356.0 42-56
Ibra Aula (r) 9,7 28,1 214 Ottrauer Bergland 355.0 4256-4
Bieben Jossa (l) 5,4 9,7 63 Ottrauer Bergland 355.0 4254-32
Jossa Fulda (l) 22,9 122,0 780 Schlitzer Land 355.1 42-54

Geologie

Das Knüllgebirge ist magmatischen Ursprungs. Die Basaltkuppen ragen aus einem Sockel aus Buntsandstein- oder Tertiärunterlage heraus.[7] Aufgrund seines Aufbaus und der Gliederung wird der Knüll oft als „kleiner Bruder“ des Vogelsberges bezeichnet.[1] Die Gebirgsbildung trug sich im mittleren Tertiär vor etwa 10 Mio Jahren zu, gleichzeitig zu der des um vieles größeren Vogelberges. Ursache war der Absenkungsprozess der Hessischen Senke vor etwa 15 Mio Jahren. Dadurch entstanden Grabenbrüche, an denen heute der Muschelkalk als schmales Band ansteht. In dieser Zeit entstanden Hunderte von Basaltkuppen, Kegeln und Rücken in unregelmäßiger Anordnung[8]. In der Diluvialzeit hob sich das Land weiter und die Temperatur, die zuvor noch tropisch bis subtropisch heiß gewesen war, sank; es begann die erste Eiszeit, die weite Teile Europas mit Gletschern überzog. Ursache dafür war, dass sich das vom Gondwanaland abgespaltene Südamerika mit dem Nordamerikanischen Kontinent verband und damit das globale System der Meeresströmungen veränderte. Die Mittelgebirge blieben frei von Vereisung, doch führte diese erste Eiszeit zu verstärkten Niederschläge, die eine starke Erosion auslösten. Dabei bildeten sich die heutigen Täler und Talterrassen.

Etymologie

Der Namensursprung liegt in einem alten germanischen, heute nicht mehr bekannten Begriff für bestimmte Flurnamen. Dieser kommt zum Beispiel mit den Silben nall, nöll, nell, nill, nüll, knill, knüll, ginüll, finill oder ginoll noch heute vor. Sie verbinden sich oft mit den Silben -berg, -feld oder -bach vor. Somit ergeben sich ausgedehnte, durch die Geographie und die Geologie begrenzte Ortsbezeichnungen.

Dieser germanische Begriff wurde dann volksetymologisch mit den althochdeutschen Bestimmungsworten rich, rech, oder auch rück (z. B. in Hunsrück) umgedeutet. Das Gebirge wurde im 9. Jahrhundert als Rich- oder Rechberg erwähnt. Die althochdeutschen Bestimmungsworte Rich- oder Rech- weisen auf ausgedehnte eingehegte oder markierte Weideflächen oder Gemeindemarken hin. Wann sich dann der Name Knüll für das Gebirge durchgesetzt hat, ist nicht bekannt.

Besiedlungsgeschichte

Älteste Fundstellen in Hausen datieren etwa auf 250.000 Jahre vor unserer Zeitrechnung. Es handelt sich um einen silikatischen Steinbruch zur Herstellung von einfachen Steinwerkzeugen (Homo erectus). Zahlreiche Hügelgräber längs der verschiedenen Höhenzüge lassen anhand der Grabbeigaben (Schnurkeramik) auf eine bereits in der Jungsteinzeit besiedelte Landschaft schließen. Der hier vertretene Typus war vorwiegend der Jäger, Sammler und Hirte, der vornehmlich südlich exponierte Hänge besiedelte mit gutem Überblick in die Landschaft, um das ziehende Wild besser zu sehen. Die nur spärliche Vegetation in dieser postglazialen Zeit erlaubten weiten Überblick in die Landschaft. Mit der Bronzezeit um 2000 v. Chr., spätestens jedoch mit der Eisenzeit ist das Hirtenvolk endgültig zur Sesshaftigkeit übergegangen und damit im Knüllgebiet zu einem bodenständigen Bauernvolk geworden. Mit diesem Wechsel der Wirtschaftsform ging auch ein Wechsel der Wirtschaftsflächen Hand in Hand. Die nun bodenständigen Bauern bevorzugten jetzt die fruchtbaren Ackerflächen der Niederungen und Täler. Und so wurden nun sowohl die südlichen Berghänge als auch die Täler und Niederungen bewirtschaftet. Kalte und allzu schlechte Berghänge wurden jedoch aufgegeben und sind heute mit Wald bedeckt. In ihnen lassen sich jedoch anhand von etlichen Hügelgräbern und Terrassenaufschüttungen vormalige Bewirtschaftung und Besiedelung nachweisen.

Lange Zeit wurde nur der eng begrenzte Raum rund um das Knüllköpfchen Knüll genannt. Daher wird in einigen Quellen auch noch das Knüllköpfchen als höchster Berg des Knüllgebirges bezeichnet. Diese historische Unterteilung war indes weniger streng geographischen Gegebenheiten geschuldet als vielmehr der Ostgrenze des Herrschaftsgebietes der ehemaligen Grafschaft Ziegenhain, der noch heute die Grenze vom Schwalm-Eder-Kreis zum Landkreis Hersfeld-Rotenburg über den (Hoch-)Knüll folgt.

Über die landesgeschichtliche Entwicklung des Knülls wurde wenig geschrieben. Das liegt zum großen Teil daran, dass er seit jeher eine vergleichsweise arme Gegend war, größtenteils bewaldet und in der Vergangenheit auch schwer zugänglich – ganz anders als bei den ihn umgebenden Agrarlandschaften wie der Schwalm, der Homberger Börde oder dem fruchtbaren Fuldatal mit dem zeitweiligen Bistum Hersfeld. So wurde erst ab 1905, mit dem Bau der Eisenbahnverbindung Schwalmstadt-Bad Hersfeld, der Knüll maßgeblich erschlossen. Besonders dafür eingesetzt hat sich der königlich-preussische Forstmeister Hugo Wilhelm Borgmann aus Oberaula. Er war auch Begründer des Knüllgebirgsvereins  e. V., dessen wichtigstes Ziel es war, den Knüll touristisch zu erschließen und wirtschaftlich anzubinden. 1958 durchwanderte der Universalgelehrte Hans Jürgen von der Wense ekstatisch das Knüllgebirge.

Literarische Rezension

Der in Allmuthshausen lebende Schriftsteller Ulrich Holbein schreibt über den Knüll:

„Wie die Wolken über dubiosen Säugetieren numinös von hinten schwebten, über die Hügelketten des Knüllwald hinweg... rührend, makelos, als brave Lämmerherde, in zartgelocktem Pazifismus, sehr schön.“

Aus: Ulrich Holbein: Weltverschönerung. Umwege zum Scheinglück – ein Handbuch der lustvollen Lebensgestaltung. Haffmans bei Zweitausendeins, Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-86150-819-9. S. 434- 435

Burgen

Folgende Burgen und Schlösser befinden sich in der Umgebung des Knüll, größtenteils allerdings in benachbarten Naturräumen:

Einzelnachweise

  1. a b c Karte und 356 Knüll-Hochland (u. a.), in Die Naturräume Hessens und ihre Haupteinheiten (Umweltatlas Hessen), auf atlas.umwelt.hessen.de
  2. Karten und Daten des Bundesamtes für Naturschutz (Hinweise)
  3. Höhenlinie 560 m muss knapp unterschritten werden.
  4. naher Vermessungspunkt 588,1 m; jedoch wird am Gipfel die 592,5 m-Linie überschritten
  5. Vermessungspunkt 561 m 200 m südwestlich des Gipfels
  6. Gewässerkartendienst des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (Hinweise)
  7. „Geologische Übersichtskarte von Hessen“. Geschichtlicher Atlas von Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  8. Vereinigung der Freunde der Mineralogie und Geologie e.V. Heidelberg (Hrsg.): Zur Mineralogie und Geologie der Umgebung von Göttingen. Göttingen 1978 (awi.de [PDF]).

Allgemeine Quellen

Literatur

  • Rudolf Pohl: Knüllführer. Wegweiser durch das Ferienland Knüll und Schwalm mit Beschreibung der vom Knüllgebirgsverein e. V. markierten Wanderwege. Olten & Wiegand, Homberg, 1974.
  • Rad- und Wanderkarte Knüllgebirge. 1:500.000. KKV Kartographische Kommunale Verlagsgesellschaft mbH, Nordhausen 2002, ISBN 3-933494-76-1.
  • Rolf Meyer: Der Knüll als Entwicklungsgebiet. Materialien und Überlegungen zum Problem der Landesentwicklung in peripheren Mittelgebirgsräumen. Geographisches Institut, Giessen 1973, (Giessener geographische Schriften 30, ISSN 0435-978X), 96 S., 13 Ktn., 4 Abb., Tab.
  • Otto Reuber: Die Basalte südlich von Homberg a. d. Efze bis zum Knüllgebirge. In: Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie ZDB-ID 123937-5 Beilagen-Band 19, 1904, S. 503–555, (Marburg, Phil. Diss., 1. Nov. 1904).

Weblinks

Commons: Knüllgebirge – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Knüllgebirge – Reiseführer