„Kabinettsystem“ – Versionsunterschied

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Andererseits verringerte Bismarck 1871 mit der [[Bismarcksche Reichsverfassung|Bismarckschen Reichsverfassung]] die persönliche Macht des Deutschen Kaisers durch Übertragung gesetzgeberischer Kompetenzen und des [[Budgetrecht]]s auf [[Bundesrat (Deutsches Reich)|Bundesrat]] und [[Reichstag (Deutsches Kaiserreich)|Reichstag]].
Andererseits verringerte Bismarck 1871 mit der [[Bismarcksche Reichsverfassung|Bismarckschen Reichsverfassung]] die persönliche Macht des Deutschen Kaisers durch Übertragung gesetzgeberischer Kompetenzen und des [[Budgetrecht]]s auf [[Bundesrat (Deutsches Reich)|Bundesrat]] und [[Reichstag (Deutsches Kaiserreich)|Reichstag]].


Obwohl die grundsätzliche Abhängigkeit der Regierung und des Parlaments vom Monarchen auch im 1871 gegründeten Deutschen Kaiserreich erhalten blieben, schuf sich der im [[Dreikaiserjahr]] 1888 auf den Thron gelangte [[Wilhelm II. (Deutsches Reich)|Wilhelm II.]] mit dem [[Militärkabinett]], dem [[Geheimes Zivilkabinett|Zivilkabinett]] und dem [[Marinekabinett]] zunehmend Organe zur Stärkung der kaiserlichen Position gegenüber Parlament und Reichsregierung, was schließlich im neoabsolutistischen [[persönliches Regiment|persönlichen Regiment]] Wilhelms gipfelte.
Obwohl die grundsätzliche Abhängigkeit der Regierung und des Parlaments vom Monarchen auch im 1871 gegründeten Deutschen Kaiserreich erhalten blieben, schuf sich der im [[Dreikaiserjahr]] 1888 auf den Thron gelangte [[Wilhelm II. (Deutsches Reich)|Wilhelm II.]] mit dem [[Militärkabinett]], dem [[Geheimes Zivilkabinett|Zivilkabinett]] und dem [[Marinekabinett]] zunehmend Organe zur weiteren Stärkung der kaiserlichen Position gegenüber Parlament und Reichsregierung, was schließlich im neoabsolutistischen [[persönliches Regiment|persönlichen Regiment]] Wilhelms gipfelte.


Im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] zog die [[Oberste Heeresleitung]] die faktische Regierungsgewalt an sich, bis die deutsche Niederlage 1918 schließlich zum Sturz der Monarchie in der [[Novemberrevolution]] und der Gründung der [[Weimarer Republik]] führte. Diese war als [[Parlamentarisches Regierungssystem|parlamentarische Demokratie]] verfasst, in der lediglich die starke Stellung des [[Reichspräsident]]en als sog. ''[[Ersatzkaiser]]'' noch auf die einstige Position des Monarchen verwies.
Im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] zog die [[Oberste Heeresleitung]] die faktische Regierungsgewalt an sich, bis die deutsche Niederlage 1918 schließlich zum Sturz der Monarchie in der [[Novemberrevolution]] und der Gründung der [[Weimarer Republik]] führte. Diese war als [[Parlamentarisches Regierungssystem|parlamentarische Demokratie]] verfasst, in der lediglich die starke Stellung des [[Reichspräsident]]en als sog. ''[[Ersatzkaiser]]'' noch auf die einstige Position des Monarchen verwies.


Während der [[Weltwirtschaftskrise]] kam es bis 1933 vorübergehend zur Bildung der dem einstigen Kabinettsystem nicht unähnlichen sog. [[Präsidialkabinett]]e, die allein vom Reichspräsidenten [[Paul von Hindenburg]] per [[Notverordnung]] ernannt wurden und seiner direkten Weisung unterstanden.
Während der [[Weltwirtschaftskrise]] kam es bis 1933 vorübergehend zur Bildung der dem einstigen Kabinettsystem nicht unähnlichen [[Präsidialkabinett]]e, die allein vom Reichspräsidenten [[Paul von Hindenburg]] per [[Notverordnung]] ernannt wurden und seiner direkten Weisung unterstanden.


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Version vom 1. Juli 2016, 10:27 Uhr

Als Kabinettsystem bezeichnet man in einen bestimmten Regierungsstil.

Die deutsche Bezeichnung Kabinett leitet sich dabei aus dem französischen Wort für Kammer, Nebenzimmer = cabinet ab.[1]

Absolutismus

Im 17. Jahrhundert entwickelte sich das sog. Kabinettsystem als eine für den Absolutismus typische monarchische Herrschaftsform, bei der sich der Monarch auf ein persönliches Beratergremium stützte, mit dem er hinter verschlossenen Türen in einem Hinterzimmer tagte. Am stärksten ausgeprägt war dieses System am Hof des französischen "Sonnenkönigs" Ludwig XIV.

Die Bezeichnungen für das Gremium, seine Mitglieder und den Tagungsort (wie Geheimer Rat, Geheimes Ratskollegium, Geheimes Konseil, Geheimes Kabinett, Geheimer Staatsrat oder Kabinettsminister) wechselten. Gemeinsam war, dass Absolutismus (als zentrale Stellung des Monarchen) und Staatsregierung (als Gremium aus Räten bzw. Ministern) miteinander verbunden waren. Als Ausdruck einer unumschränkten Staatsgewalt übte der absolute Monarch auch die sog. Kabinettsjustiz aus.

Aus dem cabinet, in dem der Monarch sich mit seinen Beratern besprach, entwickelte sich die Bezeichnung des Kabinetts für das Gremium, aus dem eine Regierung besteht. Von dieser Kammer, in der der Herrscher zur Zeit des Kabinettssystems seine Räte bzw. Minister zur Unterredung traf, leiten sich auch die Begriffe Kameralistik und Kameralwissenschaft für das administrative Herrschaftswissen, sprich die Gesamtheit an verwaltungstechnischen Kenntnissen, ab, über die dem Gremium angehörige Räte oder Minister verfügen mussten.

Älteren Begriffe sind die Hofkammer und der Kämmerer, die sich allerdings speziell auf die Schatzkammer und damit die Finanzverwaltung des Monarchen bezogen nur eine der Aufgaben war, die vom absolutistischen Kabinett wahrgenommen wurden. Mit der Politik und Verwaltung hingegen nicht betraut und daher nicht in diesem Zusammenhang gehört der Kammerherr, der allein die Dienste eines persönlichen Leib- bzw. eben Kammerdieners des Monarchen versah.

Entwicklung in Deutschland

Im Rahmen der Preußischen Reformen wurde das für die Innen- und Finanzverwaltung zuständige Generaldirektorium 1808 durch das Preußische Staatsministerium ersetzt, dessen Schaffung die nachhaltige Entwicklung zu einer bürokratisch-monarchischen Doppelherrschaft in Preußen einleitete. Persönliche und staatliche Herrschaft blieben dennoch eng verbunden.

Das zeigte sich nach Scheitern der Märzrevolution und der Preußischen Verfassung von 1848 verstärkt im anschließenden preußischen Verfassungskonflikt. Otto von Bismarck stellt mit der Lückentheorie die persönliche Autorität des Monarchen über die des Parlaments.

Andererseits verringerte Bismarck 1871 mit der Bismarckschen Reichsverfassung die persönliche Macht des Deutschen Kaisers durch Übertragung gesetzgeberischer Kompetenzen und des Budgetrechts auf Bundesrat und Reichstag.

Obwohl die grundsätzliche Abhängigkeit der Regierung und des Parlaments vom Monarchen auch im 1871 gegründeten Deutschen Kaiserreich erhalten blieben, schuf sich der im Dreikaiserjahr 1888 auf den Thron gelangte Wilhelm II. mit dem Militärkabinett, dem Zivilkabinett und dem Marinekabinett zunehmend Organe zur weiteren Stärkung der kaiserlichen Position gegenüber Parlament und Reichsregierung, was schließlich im neoabsolutistischen persönlichen Regiment Wilhelms gipfelte.

Im Ersten Weltkrieg zog die Oberste Heeresleitung die faktische Regierungsgewalt an sich, bis die deutsche Niederlage 1918 schließlich zum Sturz der Monarchie in der Novemberrevolution und der Gründung der Weimarer Republik führte. Diese war als parlamentarische Demokratie verfasst, in der lediglich die starke Stellung des Reichspräsidenten als sog. Ersatzkaiser noch auf die einstige Position des Monarchen verwies.

Während der Weltwirtschaftskrise kam es bis 1933 vorübergehend zur Bildung der dem einstigen Kabinettsystem nicht unähnlichen Präsidialkabinette, die allein vom Reichspräsidenten Paul von Hindenburg per Notverordnung ernannt wurden und seiner direkten Weisung unterstanden.

Einzelnachweise

  1. Kabinett duden.de, abgerufen am 1. Juli 2016