„Abendlied“ – Versionsunterschied
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Version vom 18. März 2014, 16:38 Uhr
Das Abendlied ist ein Gedichttypus aus dem Motivkreis „Beendigung des Tages, Abend, Eintritt der Nacht“. Abendlieder sind häufig von einem besinnlichen, ruhigen, gelegentlich auch traurigen Ton gestimmt. Themen von Abendliedern sind neben den abendspezifischen Naturschönheiten wie Dämmerung, Mond und Sterne Reflexionen über das menschliche Leben, Bitte an Gott um Vergebung und den Segen für die Nacht, die häufig als Bedrohung empfunden wird. Gelegentlich finden sich auch Analogien des Tagesabends mit dem Lebensabend. Als eigenständige poetische Gattung wird das Abendlied ab dem Zeitalter der Reformation angesehen, obwohl es ältere (antike und christliche) Vorläufer hat. Ursprünglich stammen Abendlieder aus dem Kontext geistlicher Gesänge und können als religiöse Dichtungen angesehen werden;[1] dennoch fanden mit der Zeit zunehmend volkstümliche Elemente Eingang in diese Gedichtform. Spätere Vertreter, wie etwa das Abendlied von Matthias Claudius, setzten diesen Kontrast zwischen religiösen und säkularen Traditionen teilweise gezielt als Stilmittel ein.[2]
Abendlieder wurden oft vertont, die einfacheren Texte fanden als Gute-Nacht-Lieder Verbreitung.
Bekannte Abendlieder
- Die Bitte der Emmaus-Jünger „Bleib bei uns, denn es will Abend werden“ (Lk 24,29 Lut), vertont von
- Johann Sebastian Bach in der gleichnamigen Kantate BWV 6
- Josef Rheinberger als Abendlied op. 69, Nr. 3
- Albert Thate als Kanon
- Gen Rosso (Resta con noi)
- Jacques Berthier (Resta con noi)
- Communauté de Taizé (Mane nobiscum)
- Wandrers Nachtlied („Über allen Gipfeln ist Ruh ...“) Johann Wolfgang von Goethe
- Abendsegen aus der Oper Hänsel und Gretel von Engelbert Humperdinck
- Abendlied von Gottfried Keller („Augen, meine lieben Fensterlein“)
- Abendlied an die Natur von Gottfried Keller („Hüll' ein mich in die grünen Decken“)
- Abendlied von Ludwig Achim von Arnim („Nun lasst uns singen das Abendlied“)
- Abendlied von Matthias Claudius („Der Mond ist aufgegangen“), vertont von
- Abendlied eines Bauersmanns von Matthias Claudius („Das schöne große Tag-Gestirne“)
- Abendlied von Annette von Droste-Hülshoff („Der Tag ist eingenickt“)
- Abendlied von Paul Gerhardt, vertont von Heinrich Isaac („Nun ruhen alle Wälder“)
- Abendlied von Georg Trakl („Am Abend, wenn wir auf dunklen Pfaden gehn“)
- Abendlied wenn man aus dem Wirtshaus geht von Johann Peter Hebel („Jetzt schwingen wir den Hut“)
- Abendlied von Agnes Franz, vertont von Friedrich Silcher („Wie könnt ich ruhig schlafen in dunkler Nacht“)
- Müde bin ich, geh’ zur Ruh von Luise Hensel
- Abendlied von Friedrich Rückert („Ich stand auf Berges Halde“)
- Abendlied von Hanns Dieter Hüsch („Schmetterling, kommt nach Haus“)
- Abendlied von Johann Heinrich Voß („Das Tagewerk ist abgethan“)
- Abendlied von Wolfgang Borchert („Warum, ach sag, warum geht nun die Sonne fort?“)
- Fremdlings Abendlied von Georg Philipp Schmidt von Lübeck („Ich komme vom Gebirge her“)
- Abendlied von Johann Gottfried Herder („Und wenn sich einst die Seele schließt“)
- Abendlied zu Gott von Joseph Haydn Hob XXVc:9
- Abendlied von Ernst Moritz Arndt („Der Tag ist nun vergangen“)
- Abend wird es wieder von Hoffmann von Fallersleben, vertont von Christian Heinrich Rinck
- Guten Abend, gut’ Nacht, vertont von Johannes Brahms
- Guter Mond, du gehst so stille, Volkslied
- Wer hat die schönsten Schäfchen von Hoffmann von Fallersleben, vertont von Johann Friedrich Reichardt
- Ade zur guten Nacht, Volkslied
- Die Blümelein, sie schlafen, Text und Melodiebearbeitung von Anton Wilhelm von Zuccalmaglio nach Zu Bethlehem geboren, spätes 16. Jahrhundert
- Kein schöner Land in dieser Zeit, Text und Melodie von Anton Wilhelm von Zuccalmaglio
- Nun sich der Tag geendet von Gerhard Tersteegen
- The day Thou gavest, Lord, is ended, englisches Abendlied, in mehreren Versionen in deutschen Gesangbüchern enthalten
- Weißt du, wieviel’ Sternlein stehen von Wilhelm Hey
- Wenn der Abend naht von Erik Martin
Parodien
- Abendlied des Kammervirtuosen von Erich Kästner („Du meine neunte, letzte Sinfonie!“)
Besonders häufig parodiert wurde das bekannte Abendlied von Matthias Claudius’ „Der Mond ist aufgegangen“ (1779), welches er selbst nach Paul Gerhardts Nun ruhen alle Wälder (1647) verfasst hatte. Beispielsweise:
- Variation auf „Abendlied“ von Matthias Claudius (1961) von Peter Rühmkorf
Siehe auch
Belege
- ↑ Werner Ross: Abendlieder. Wandlungen lyrischer Technik und lyrischen Ausdruckswillens. In: Germanisch-Romanische Monatsschrift. N. F. 5 (1955), S. 307.
- ↑ Reiner Marx: Unberührte Natur, christliche Hoffnung und menschliche Angst – Die Lehre des Hausvaters in Claudius' Abendlied. In: Gedichte und Interpretationen, Bd. 2: Aufklärung und Sturm und Drang, Reclam: Stuttgart (1984), S. 342 f.