„Prämonstratenser“ – Versionsunterschied

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[[Datei:COA Premonstratensians.svg|mini|Das Wappen des Ordens der Prämonstratenser-Chorherren]]
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Die '''Prämonstratenser''' ({{laS|''Candidus et Canonicus Ordo Praemonstratensis''}}, „Weißer und Kanonischer Orden von Prémontré“), mit dem [[Ordenskürzel (katholisch)|Ordenskürzel]] '''O.Praem.''', sind der größte [[Römisch-katholische Kirche|römisch-katholische]] [[Ordensgemeinschaft|Orden]] [[Regularkanoniker|regulierter Chorherren]]. Der Orden ist ein Zusammenschluss [[Kanonie|selbständiger Klöster]] und wurde im Jahr 1120 von [[Norbert von Xanten]] mit dreizehn Gefährten in [[Abtei Prémontré|Prémontré]] bei [[Laon]], auf Fernbesitz der [[Abtei Prüm]], gegründet. Vor allem in [[Belgien]] und den [[Niederlande]]n werden die Prämonstratenser nach ihrem Gründer auch ''Norbertijnen'' („Norbertiner“) genannt. Der weibliche Zweig sind die [[Prämonstratenserinnen]]. Der [[Dritter Orden|dritte Orden]] sind die [[Tertiaren|Prämonstratenser-Tertiaren]].
Die '''Prämonstratenser''' ({{laS|''Candidus et Canonicus Ordo Praemonstratensis''}}, „Weißer und Kanonischer Orden von Prémontré“), [[Liste der Ordenskürzel (römisch-katholisch)|Ordenskürzel]] '''O.Praem.'''/'''OPraem''', sind der größte [[Römisch-katholische Kirche|römisch-katholische]] [[Ordensgemeinschaft|Orden]] [[Regularkanoniker|regulierter Chorherren]]. Der '''Prämonstratenserorden''' ist ein Zusammenschluss [[Kanonie|selbständiger Klöster]] und wurde im Jahr 1120 von [[Norbert von Xanten]] mit dreizehn Gefährten in [[Abtei Prémontré|Prémontré]] bei [[Laon]], auf Fernbesitz der [[Abtei Prüm]], gegründet. Vor allem in [[Belgien]] und den [[Niederlande]]n werden die Prämonstratenser nach ihrem Gründer auch ''Norbertijnen'' („Norbertiner“) genannt. Der weibliche Zweig sind die [[Prämonstratenserinnen]]. Der [[Dritter Orden|dritte Orden]] sind die [[Tertiaren|Prämonstratenser-Tertiaren]].


== Geschichte ==
== Geschichte ==
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[[Datei:Rüti - Ortsmuseum - Kloster - Prämostratenser-Habit IMG 5172.JPG|mini|[[Habit]] der Prämonstratenser]]
[[Datei:Rüti - Ortsmuseum - Kloster - Prämostratenser-Habit IMG 5172.JPG|mini|[[Habit]] der Prämonstratenser]]


Der Ordensgründer Norbert von Xanten war einer der im 12. Jahrhundert recht zahlreichen Wanderprediger, die in Nachahmung des Lebensstils Jesu und seiner Jünger besitzlos umherzogen. Zahlreiche Anhänger, Männer wie Frauen, schlossen sich Norbert an. Mit ihnen gründete er 1120 im Tal von Prémontré bei Laon eine Gemeinschaft, die sich am Ideal des gemeinsamen Lebens im Stil der Urkirche orientierte und aus der sich bald auf der Grundlage der [[Augustinusregel]] eine klösterliche Gemeinschaft entwickelte. Norbert selbst behielt sein Leben als Wanderprediger bei und gründete weitere Klöster.
Der Ordensgründer Norbert von Xanten war einer der im 12. Jahrhundert recht zahlreichen Wanderprediger, die in Nachahmung des Lebensstils Jesu und seiner Jünger besitzlos umherzogen. Zahlreiche Anhänger, Männer wie Frauen, schlossen sich Norbert an. Mit ihnen gründete er 1120 im Tal von Prémontré bei Laon eine Gemeinschaft, die sich am Ideal des gemeinsamen Lebens im Stil der Urkirche orientierte und aus der sich bald auf der Grundlage der [[Augustinusregel]] und des Augustinus zugeschriebenen ''Ordo Monasterii'' eine klösterliche Gemeinschaft entwickelte.<ref name="TRE168">{{TRE|27|168|168|Prämonstratenser|Ludger Horstkötter}}</ref> Norbert selbst behielt sein Leben als Wanderprediger bei und gründete weitere Klöster.


Eine Besonderheit – in dieser Zeit allerdings nicht einzigartig – der ersten prämonstratensischen Gemeinschaften war, dass es sich bei ihnen um Doppelklöster handelte, in denen also Frauen und Männer, wenn auch in zwei voneinander organisatorisch getrennten Konventen, lebten. Obwohl Norbert mit [[Bernhard von Clairvaux]] befreundet und von den Idealen der [[Zisterzienser]] beeinflusst war, machen u.&nbsp;a. die Doppelklöster deutlich, dass es sich bei den Prämonstratensern im Ursprung um eine sehr eigenständige Bewegung handelte. Ein weiterer Unterschied zu den an der [[Benediktinerregel|Benediktsregel]] orientierten Mönchsorden ist, dass die Prämonstratenser das kontemplative monastische Leben mit der nach außen gerichteten Seelsorge verbanden ''(vita mixta)''.
Eine Besonderheit – in dieser Zeit allerdings nicht einzigartig – der ersten prämonstratensischen Gemeinschaften war, dass es sich bei ihnen um [[Doppelkloster|Doppelklöster]] handelte, in denen also Frauen und Männer, wenn auch in zwei voneinander organisatorisch getrennten Konventen, lebten. Obwohl Norbert mit [[Bernhard von Clairvaux]] befreundet und von den Idealen der [[Zisterzienser]] beeinflusst war, machen u.&nbsp;a. die Doppelklöster deutlich, dass es sich bei den Prämonstratensern im Ursprung um eine sehr eigenständige Bewegung handelte. Ein weiterer Unterschied zu den an der [[Benediktinerregel|Benediktsregel]] orientierten Mönchsorden ist, dass die Prämonstratenser das kontemplative monastische Leben mit der nach außen gerichteten Seelsorge verbanden ''(vita mixta)''.


Der junge Orden erlebte eine schwere Krise, als Norbert sein armes, aber auch von allen Institutionen unabhängiges Leben als Wanderprediger aufgab und 1126 [[Liste der Erzbischöfe und Bischöfe von Magdeburg|Erzbischof von Magdeburg]] wurde. Norbert reagierte auf die Enttäuschung, die sein Sinneswandel unter seinen Anhängern hervorgerufen hatte, indem er seine dominierende Stellung in der Bewegung, deren alleiniger Leiter er bisher war, aufgab. Jeder Konvent durfte sich einen eigenen Oberen wählen. Besondere Bedeutung gewann der erste Abt von Prémontré, [[Hugo von Fosses]], ein alter Weggefährte Norberts. Erst durch Hugos organisatorisches Wirken entstand der Prämonstratenserorden im eigentlichen Sinn.
Der junge Orden erlebte eine schwere Krise, als Norbert sein armes, aber auch von allen Institutionen unabhängiges Leben als Wanderprediger aufgab und 1126 [[Liste der Erzbischöfe und Bischöfe von Magdeburg|Erzbischof von Magdeburg]] wurde. Norbert reagierte auf die Enttäuschung, die sein Sinneswandel unter seinen Anhängern hervorgerufen hatte, indem er seine dominierende Stellung in der Bewegung, deren alleiniger Leiter er bisher war, aufgab. Jeder Konvent durfte sich einen eigenen Oberen wählen. Besondere Bedeutung gewann der erste Abt von Prémontré, [[Hugo von Fosses]], ein alter Weggefährte Norberts. Erst durch Hugos organisatorisches Wirken entstand der Prämonstratenserorden im eigentlichen Sinn. Nach dem Vorbild des [[Zisterzienser]]ordens ließ Hugo ''Consuetudines'' schriftlich niederlegen und berief jährliche Generalkapitel ein.<ref name="TRE168" />


Neben den Kanonikern ''([[Kanonikus|canonici]])'' lebten in den Niederlassungen der Norbertiner auch Laienbrüder ''([[Konverse|conversi]])''. Ähnlich wie die Zisterzienser trugen die Prämonstratenser in den ersten Jahrhunderten nach ihrer Entstehung zur Verbesserung der [[Landwirtschaft]] bei. Später setzte sich mehr ein aristokratischer Zug durch, und die Handarbeit wurde allmählich zurückgedrängt. Wichtig blieben aber das Schreiben und Kopieren von Büchern, und auch die Lehrtätigkeit gewann an Bedeutung.
Neben den Kanonikern ''([[Kanonikus|canonici]])'' lebten in den Niederlassungen der Norbertiner auch Laienbrüder ''([[Konverse|conversi]])''. Ähnlich wie die Zisterzienser trugen die Prämonstratenser in den ersten Jahrhunderten nach ihrer Entstehung zur Verbesserung der [[Landwirtschaft]] bei. Später setzte sich mehr ein aristokratischer Zug durch, und die Handarbeit wurde allmählich zurückgedrängt. Wichtig blieben aber das Schreiben und Kopieren von Büchern, und auch die Lehrtätigkeit gewann an Bedeutung.


Die Doppelklöster, ursprünglich ein wesentliches Merkmal des Ordens, waren bald umstritten. In Prémontré selbst wurde diese Struktur schon 1137 oder 1141 aufgelöst und die Schwesternkommunität ausgesiedelt. So ging man nach und nach fast überall vor: Aus den Doppelklöstern wurden jeweils zwei auch räumlich deutlich voneinander getrennte Klöster, eines für Männer und eines für Frauen. In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts ging der Orden sogar noch weiter: Nun sollten nur noch Männerklöster neu in den Orden aufgenommen werden, und die bereits bestehenden Prämonstratenserinnenkonvente sollten anderen Orden angegliedert werden. Diese Maßnahme wurde jedoch nie konsequent durchgeführt.
Die Doppelklöster, ursprünglich ein wesentliches Merkmal des Ordens, waren bald umstritten. In Prémontré selbst wurde diese Struktur schon 1137 oder 1141 aufgelöst und die Schwesternkommunität ausgesiedelt. So ging man nach und nach fast überall vor: Aus den Doppelklöstern wurden jeweils zwei auch räumlich deutlich voneinander getrennte Klöster, eines für Männer und eines für Frauen. In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts ging der Orden sogar noch weiter: Nun sollten nur noch Männerklöster neu in den Orden aufgenommen werden, und die bereits bestehenden Prämonstratenserinnenkonvente sollten anderen Orden angegliedert werden. Diese Maßnahme wurde jedoch nie konsequent durchgeführt.<ref>{{TRE|27|168|169|Prämonstratenser|Ludger Horstkötter}}</ref>


Als der Orden 1126, nur sechs Jahre nach seiner Gründung, von Papst [[Honorius II. (Papst)|Honorius&nbsp;II.]] anerkannt wurde, gab es bereits neun Ordenshäuser, und danach erstanden in schneller Folge mehrere hundert in ganz Westeuropa. Um die Mitte des 14. Jahrhunderts soll es mehr als 1.300 Männer- und 400 Frauenklöster gegeben haben.
Als der Orden 1126, nur sechs Jahre nach seiner Gründung, von Papst [[Honorius II. (Papst)|Honorius&nbsp;II.]] anerkannt wurde, gab es bereits neun Ordenshäuser, und danach erstanden in schneller Folge mehrere hundert in ganz Westeuropa. Um die Mitte des 14. Jahrhunderts soll es mehr als 1.300 Männer- und 400 Frauenklöster gegeben haben.
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Im Osten widmeten sich die Prämonstratenser vor allem der Kolonisierung und [[Christianisierung]] der [[Wenden]] und anderer [[Slawen]] östlich von [[Elbe]] und [[Oder]]. Verbreitet war der Orden auch in [[Böhmen]] und [[Mähren]]. Der Olmützer Bischof [[Heinrich Zdik]] berief den Orden im 12. Jahrhundert nach Böhmen und errichtete ihm das [[Kloster Strahov]] in Prag.
Im Osten widmeten sich die Prämonstratenser vor allem der Kolonisierung und [[Christianisierung]] der [[Wenden]] und anderer [[Slawen]] östlich von [[Elbe]] und [[Oder]]. Verbreitet war der Orden auch in [[Böhmen]] und [[Mähren]]. Der Olmützer Bischof [[Heinrich Zdik]] berief den Orden im 12. Jahrhundert nach Böhmen und errichtete ihm das [[Kloster Strahov]] in Prag.


Als Folge der [[Reformation]] wurden die Prämonstratenserklöster in Großbritannien, Skandinavien und anderen evangelischen Territorien aufgehoben; einzelne wurden als freiweltliche evangelische Damenstififte weitergeführt, zum Beispiel das [[Stift Cappel]]. Der Reformator [[Johannes Aepinus]] war Prämonstratenser des [[Kloster Belbuck|Klosters Belbuck]] in Hinterpommern, auch [[Johannes Bugenhagen]] war diesem Kloster verbunden.<ref name="TRE170" />
Im Laufe der Zeit wurden viele Regeln und Gebräuche nachlässiger interpretiert und gehandhabt, und das führte zu verschiedenen Reformen und dem Aufkommen von halb-unabhängigen Gemeinschaften. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war der Orden als Folge von Reformation und mehreren Säkularisationswellen fast ganz verschwunden, und nur noch acht Häuser bestanden (alle in [[Österreich-Ungarn]]). Anfang des 20. Jahrhunderts gab es dann schon wieder 20 Ordenshäuser mit etwa 1.000 Priestern. Heute hat der Orden etwa 81 Niederlassungen und ist auf allen Kontinenten präsent.

Im Laufe der Zeit wurden viele Regeln und Gebräuche nachlässiger interpretiert und gehandhabt, und das führte zu verschiedenen Reformen und dem Aufkommen von halb-unabhängigen Gemeinschaften. Ein Generalkapitel trat während des gesamten 18. Jahrhunderts nur 1717 und 1738 zusammen.<ref>{{TRE|27|169|169|Prämonstratenser|Ludger Horstkötter}}</ref> Die Säkularisationen des ausgehenden 18. und frühen 19. Jahrhunderts gefährderten den Fortbestand des Ordens, so wurden 1810 alle polnischen und 1835 alle spanischen Prämonstratenserklöster aufgehoben.<ref>{{LThK|Ludger Horstkötter|Prämonstratenser, Prämonstratenserinnen|3|8|506}}</ref> Nur noch neun Häuser bestanden in [[Österreich-Ungarn]] (Geras, Schlägl, Wilten, Strahov, Selau, Neureisch, Tepl, Csorna, Großwardein), außerdem die Abtei Berne in den Niederlanden.<ref name="TRE170">{{TRE|27|170|170|Prämonstratenser|Ludger Horstkötter}}</ref> Nachdem schon Mitte des 19. Jahrhunderts fünf belgische Prämonstratenserklöster gegründet worden waren (Averbode, Grimbergen, Park, Postel, [[Abtei Tongerlo|Tongerlo]]),<ref name="TRE170" /> folgten im 20. Jahrhundert mehrere deutsche Klöster: 1921 Speinshart, 1923 Windberg, 1959 Hamborn.<ref>{{LThK|Ludger Horstkötter|Prämonstratenser, Prämonstratenserinnen|3|8|507}}</ref> 1946 mussten die Prämonstratenser Tepl verlassen; sie gründeten nach Zwischenstationen in [[Kloster Schönau (Strüth)|Schönau]] und [[Villingen-Schwenningen|Villingen]] 1987 das [[Kloster Obermedlingen]]. Das von Obermedlingen aus gegründete Kloster Mananthavady in Indien entwickelte sich so gut, dass es seit 1996 Sitz der [[Kanonie]] ist.<ref>{{TRE|27|170|171|Prämonstratenser|Ludger Horstkötter}}</ref>

Heute hat der Orden nach eigenen Angaben etwa 1600 Mitglieder in 81 Niederlassungen und ist auf sechs Kontinenten präsent.<ref>[https://premontre.org/about-us/who-we-are/ Order of Prémontré – Who we are] (englisch)</ref>


== Charakter der Gemeinschaft ==
== Charakter der Gemeinschaft ==
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Er führt weiterhin den Titel ''Dominus Praemonstratensis'' (Herr von Prémontré) mit dem Zusatz ''Amplissimus'' (Erhabenster). Seine Anrede ist ''Monsigneur''. Traditionell steht ihm das Tragen eines [[Pileolus]], eines [[Birett]]s und einer [[Cappa Magna]] in violetter Farbe zu.
Er führt weiterhin den Titel ''Dominus Praemonstratensis'' (Herr von Prémontré) mit dem Zusatz ''Amplissimus'' (Erhabenster). Seine Anrede ist ''Monsigneur''. Traditionell steht ihm das Tragen eines [[Pileolus]], eines [[Birett]]s und einer [[Cappa Magna]] in violetter Farbe zu.


Der Generalabt der Prämonstratenser wird vom Generalkapitel gewählt, das alle sechs Jahre zusammentritt. Vor der [[Französische Revolution|Französischen Revolution]] war der [[Liste der Äbte von Prémontré|Abt von Prémontré]] der Generalabt des Ordens. Generaläbte seit 1869 waren
Der Generalabt der Prämonstratenser wird vom Generalkapitel gewählt, das alle sechs Jahre zusammentritt. Vor der [[Französische Revolution|Französischen Revolution]] war der [[Liste der Äbte von Prémontré|Abt von Prémontré]] der Generalabt des Ordens. Prémontré wurde 1790 säkularisiert. Im 19. Jahrhundert wurde Strahov vorübergehend zum Zentrum des Ordens. Hier trat 1869 erstmals seit 1769 wieder ein Generalkapitel zusammen.<ref>{{RGG|6|1569|1569|Prämonstratenser|Helmut Flachenecker}}</ref> Seit 1937 befindet sich der Sitz des Generalabts in Rom.<ref>Ulrich Gottfried Leinsle: ''Die Prämonstratenser.'' Stuttgart 2020, S. 10.</ref>
(Die Zahl bezieht sich auf die Amtsfolge der Prämonstratenser-Generaläbte):<ref>{{orden|lex|Liste:General%C3%A4bte_der_Pr%C3%A4monstratenser|Liste: Generaläbte der Prämonstratenser|19. Februar 2008}}</ref>


Generaläbte seit 1869 waren (die Zahl bezieht sich auf die Amtsfolge der Prämonstratenser-Generaläbte):<ref>{{Internetquelle |url=https://kloster-roggenburg.de/web/de/index.php |titel=Kloster-Roggenburg |sprache=de |abruf=2022-10-21}}</ref>
* 56. Hieronymus von Zeidler (Abtei Strahov/Prag), 1869–1870

* 57. Sigismund Stary (Abtei Strahov/Prag), 1883–1905
* 56. Hieronymus von Zeidler (Abtei Strahov/Prag), 1869–1870<ref>Ulrich Gottfried Leinsle: ''Die Prämonstratenser.'' Stuttgart 2020, S. 179.</ref>
* 58. Norbert Schachinger ([[Stift Schlägl]]/Österreich), 1906–1922
* 57. Sigismund Stary (Abtei Strahov/Prag), 1883–1905<ref>Ulrich Gottfried Leinsle: ''Die Prämonstratenser.'' Stuttgart 2020, S. 181.</ref>
* 58. Norbert Schachinger ([[Stift Schlägl]]/Österreich), 1906–1922<ref>Ulrich Gottfried Leinsle: ''Die Prämonstratenser.'' Stuttgart 2020, S. 185.</ref>
* 59. Gummarus Crets (Abtei Averbode/Belgien), 1922–1937
* 59. Gummarus Crets (Abtei Averbode/Belgien), 1922–1937
* 60. Hubertus Noots (Abtei Tongerlo/Belgien), 1937–1962
* 60. Hubertus Noots (Abtei Tongerlo/Belgien), 1937–1962<ref>Ulrich Gottfried Leinsle: ''Die Prämonstratenser.'' Stuttgart 2020, S. 188.</ref>
* 61. [[Norbert Calmels]] (1908–1985) (Abtei [[Saint-Michel-de-Frigolet]]/Frankreich), 1962–1982
* 61. [[Norbert Calmels]] (1908–1985) (Abtei [[Saint-Michel-de-Frigolet]]/Frankreich), 1962–1982<ref>Ulrich Gottfried Leinsle: ''Die Prämonstratenser.'' Stuttgart 2020, S. 189.</ref>
* 62. Marcel van de Ven (Abtei Berne/Niederlande), 1982–1996
* 62. Marcel van de Ven (Abtei Berne/Niederlande), 1982–1996
* 63. Hermenegild Noyens (Abtei Tongerlo/Belgien), 1996–2003
* 63. Hermenegild Noyens (Abtei Tongerlo/Belgien), 1996–2003
* 64. [[Thomas Handgrätinger]] (Abtei [[Windberg]]/Deutschland), 2003–2018
* 64. [[Thomas Handgrätinger]] (Abtei [[Windberg]]/Deutschland), 2003–2018
* 65. [[Jos Wouters]]<ref>{{internetquelle |url=https://www.katholisch.de/aktuelles/aktuelle-artikel/belgier-ist-neuer-generalabt-der-pramonstratenser| titel=Belgier ist neuer Generalabt der Prämonstratenser| hrsg=katholisch.de| datum=2018-08-01| zugriff=2018-08-03}}</ref> ([[Abtei Averbode]]/Belgien), seit 2018
* 65. [[Jos Wouters]] ([[Abtei Averbode]]/Belgien), seit 2018<ref>{{Internetquelle |url=https://www.katholisch.de/aktuelles/aktuelle-artikel/belgier-ist-neuer-generalabt-der-pramonstratenser |titel=Belgier ist neuer Generalabt der Prämonstratenser |werk=katholisch.de |datum=2018-08-01 |abruf=2018-08-03}}</ref>


== Bedeutende Prämonstratenser ==
== Bekannte Prämonstratenser ==
* [[Norbert von Xanten]] (1080–1134), Ordensgründer
* [[Norbert von Xanten]] (1080–1134), Ordensgründer
* [[Hugo von Fosses]] (ca. 1093–1164)<ref>[https://www.kloster-windberg.de/heilige-selige ''Heilige & Selige''] auf Prämonstratenser Abtei Windberg K.d.ö.R.</ref>
* [[Hugo von Fosses]] (ca. 1093–1164)<ref>{{Webarchiv|url=https://www.kloster-windberg.de/heilige-selige |wayback=20210127100213 |text=''Heilige & Selige'' |archiv-bot=2024-04-20 00:08:31 InternetArchiveBot }} auf der Seite der Prämonstratenserabtei Windberg.</ref>
* [[Gottfried von Cappenberg]] (1096/97–1127)
* [[Gottfried von Cappenberg]] (1096/97–1127)
* [[Eberwin von Helfenstein]] († 1152)
* [[Eberwin von Helfenstein]] († 1152)
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* [[Ulrich von Steinfeld]] († 1170), Propst des [[Kloster Steinfeld|Klosters Steinfeld]]
* [[Ulrich von Steinfeld]] († 1170), Propst des [[Kloster Steinfeld|Klosters Steinfeld]]
* [[Hermann Joseph von Steinfeld]] (1150–1241)
* [[Hermann Joseph von Steinfeld]] (1150–1241)
* [[Thomas von Neumarkt]] (1297–1378)
* [[Jan Želivský]] (1380–1422)
* [[Jan Želivský]] (1380–1422)
* [[Wilhelm Eiselin]] (1564–1588)
* [[Wilhelm Eiselin]] (1564–1588)
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* [[Nikolaus Betscher]] (1745–1811)
* [[Nikolaus Betscher]] (1745–1811)
* [[Gilbert Michl]] (1750–1828), letzter Abt des [[Kloster Steingaden|Klosters Steingaden]]
* [[Gilbert Michl]] (1750–1828), letzter Abt des [[Kloster Steingaden|Klosters Steingaden]]
* [[Gregor Leonhard Reiner]] (1756–1807), Philosoph und Hochschullehrer
* [[Alois Martin David]] (1757–1836)
* [[Alois Martin David]] (1757–1836)
* [[Wilhelm Arnold Günther]] (1763–1843), Stadtarchivar von Koblenz und Weihbischof in Trier
* [[Wilhelm Arnold Günther]] (1763–1843), Stadtarchivar von Koblenz und Weihbischof in Trier
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== Literatur ==
== Literatur ==
=== Gesamtdarstellungen ===
* Norbert Backmund: ''Monasticon Praemonstratense,'' Tomi Primi Editio Secunda, Pars prima et Secunda, Berlin / New York 1983.
* {{LThK|[[Ludger Horstkötter]]|Prämonstratenser, Prämonstratenserinnen|3|8|505–510}}
* Donatian De Clerck, Gabriel Wolf (Hrsg.): ''Hagiologion. Lebensbilder der Heiligen, Seligen und großen Gestalten des Prämonstratenser-Ordens''. Erweiterte Neuauflage. Poppe-Verlag, Windberg 2014, ISBN 978-3-932931-94-9.
* {{RGG|6|1568|1569|Prämonstratenser|[[Helmut Flachenecker]]}}
* Joachim Ehlers: ''Adlige Stiftung und persönliche Konversion. Zur Sozialgeschichte früher Prämonstratenserkonvente''. In: Klaus Zernack (Hrsg.): ''Geschichte und Verfassungsgefüge. Frankfurter Festgabe für Walter Schlesinger''. Wiesbaden 1973.
* {{TRE|27|167|171|Prämonstratenser|Ludger Horstkötter}}
* Ingrid Ehlers-Kisseler: ''Die Anfänge der Prämonstratenser im Erzbistum Köln'' (Rheinisches Archiv 137), Böhlau, Köln / Weimar / Wien 1997.
* Burkhard Gehle: ''Die Prämonstratenser in Köln und Dünnwald''. Grüner, Amsterdam 1978.
* [[Ulrich Gottfried Leinsle]]: ''Die Prämonstratenser.'' Kohlhammer, Stuttgart 2020, ISBN 978-3-17-032389-6.
* [[Norbert Backmund]]: ''Monasticon Praemonstratense.'' Tomi Primi Editio Secunda, Pars prima et Secunda. Berlin/New York 1983.
* Wolfgang Grassl: ''Culture of Place: An Intellectual Profile of the Premonstratensian Order''. Bautz, Nordhausen 2012.
* Wolfgang Grassl: ''Culture of Place: An Intellectual Profile of the Premonstratensian Order.'' Bautz, Nordhausen 2012.

=== Einzelne Perioden der Ordensgeschichte ===
* [[Joachim Ehlers]]: ''Adlige Stiftung und persönliche Konversion. Zur Sozialgeschichte früher Prämonstratenserkonvente.'' In: [[Klaus Zernack]] (Hrsg.): ''Geschichte und Verfassungsgefüge. Frankfurter Festgabe für Walter Schlesinger.'' Wiesbaden 1973.
* Ingrid Ehlers-Kisseler: ''Die Anfänge der Prämonstratenser im Erzbistum Köln'' (= ''Rheinisches Archiv'' 137). Böhlau, Köln/Weimar/Wien 1997.
* Thomas Handgrätinger (Hrsg.): ''Gesandt wie er. Der Orden der Prämonstratenser-Chorherren heute.'' Echter Verlag, Würzburg 1984, ISBN 3-429-00906-5.
* Thomas Handgrätinger (Hrsg.): ''Gesandt wie er. Der Orden der Prämonstratenser-Chorherren heute.'' Echter Verlag, Würzburg 1984, ISBN 3-429-00906-5.
* [[Wilhelm Kohl (Historiker)|Wilhelm Kohl]]: ''Die frühen Prämonstratenserklöster Nordwestdeutschlands im Spannungsfeld der großen Familien''. In: Lutz Fenske: ''Institutionen, Kultur und Gesellschaft im Mittelalter. Festschrift für Josef Fleckenstein zu seinem 65. Geburtstag''. Sigmaringen 1984, S.&nbsp;393–414.
* [[Wilhelm Kohl (Historiker)|Wilhelm Kohl]]: ''Die frühen Prämonstratenserklöster Nordwestdeutschlands im Spannungsfeld der großen Familien.'' In: Lutz Fenske: ''Institutionen, Kultur und Gesellschaft im Mittelalter. Festschrift für Josef Fleckenstein zu seinem 65. Geburtstag.'' Sigmaringen 1984, S.&nbsp;393–414.
* Hildegard Kroll: ''Expansion und Rekrutierung der Prämonstratenser 1120–1150''. In: ''Analecta Praemonstratensia,'' 54.&nbsp;Jg., 1978, S.&nbsp;36–56.
* Hildegard Kroll: ''Expansion und Rekrutierung der Prämonstratenser 1120–1150.'' In: ''Analecta Praemonstratensia'' 54.&nbsp;Jg., 1978, S.&nbsp;36–56.
* [[Johannes Meier (Theologe)|Johannes Meier]]: ''Von den spätmittelalterlichen Reforminitiativen zur tridentinischen Erneuerung: Der Prämonstratenserorden im Zeitalter der Reformation''. In: Helmut Flachenecker, Wolfgang Weiß (Hrsg.): ''Oberzell. Vom Prämonstratenserstift (bis 1803) zum Mutterhaus der Kongregation der Dienerinnen der heiligen Kindheit Jesu''. Schöningh, Würzburg 2006, ISBN 3-87717-068-4, S. 357–370.
* [[Johannes Meier (Theologe)|Johannes Meier]]: ''Von den spätmittelalterlichen Reforminitiativen zur tridentinischen Erneuerung: Der Prämonstratenserorden im Zeitalter der Reformation.'' In: Helmut Flachenecker, Wolfgang Weiß (Hrsg.): ''Oberzell. Vom Prämonstratenserstift (bis 1803) zum Mutterhaus der Kongregation der Dienerinnen der heiligen Kindheit Jesu.'' Schöningh, Würzburg 2006, ISBN 3-87717-068-4, S. 357–370.
* Johannes Meier: ''Die Prämonstratenser und Prämonstratenserinnen.'' In: [[Friedhelm Jürgensmeier]], Regina Elisabeth Schwerdtfeger (Hrsg.): ''Orden und Klöster im Zeitalter von Reformation und katholischer Reform, 1500–1700.'' Bd. 3. Aschendorff, Münster 2007, ISBN 978-3-402-11085-0, S. 11–38.
* [[Franz Winter (Historiker)|Franz Winter]]: ''Die Prämonstratenser des zwölften Jahrhunderts und ihre Bedeutung für das nördliche Deutschland. Ein Beitrag zur Christianisierung und Germanisierung des Wendenlandes''. Berlin 1865 ([http://reader.digitale-sammlungen.de/resolve/display/bsb10030682.html Digitalisat]) der Bayerischen Staatsbibliothek.
* [[Franz Winter (Historiker)|Franz Winter]]: ''Die Prämonstratenser des zwölften Jahrhunderts und ihre Bedeutung für das nördliche Deutschland. Ein Beitrag zur Christianisierung und Germanisierung des Wendenlandes.'' Berlin 1865 ([https://reader.digitale-sammlungen.de//resolve/display/bsb10030682.html Digitalisat] der Bayerischen Staatsbibliothek).

=== Einzelne Klöster und Regionen ===
* Burkhard Gehle: ''Die Prämonstratenser in Köln und Dünnwald.'' Grüner, Amsterdam 1978.

=== Hagiographie des Ordens ===
* Donatian De Clerck, Gabriel Wolf (Hrsg.): ''Hagiologion. Lebensbilder der Heiligen, Seligen und großen Gestalten des Prämonstratenser-Ordens.'' Erweiterte Neuauflage. Poppe-Verlag, Windberg 2014, ISBN 978-3-932931-94-9.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|Premonstratensian Order|Prämonstratenser}}
{{Commonscat|Premonstratensian Order|Prämonstratenser}}
{{Wikisource|Catholic Encyclopedia (1913)/Premonstratensian Canons|Prämonstratenser in der ''Catholic Encyclopedia'' (1913)|lang=en}}
{{Wikisource|Catholic Encyclopedia (1913)/Premonstratensian Canons|Prämonstratenser in der ''Catholic Encyclopedia'' (1913)|lang=en}}
* [https://premontre.org/ Order of Prémontré] (auch deutsch)
* [http://www.opraem.de/ Prämonstratenser-Orden]
* https://premontre.org/


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Aktuelle Version vom 20. April 2024, 02:08 Uhr

Das Wappen des Ordens der Prämonstratenser-Chorherren

Die Prämonstratenser (lateinisch Candidus et Canonicus Ordo Praemonstratensis, „Weißer und Kanonischer Orden von Prémontré“), Ordenskürzel O.Praem./OPraem, sind der größte römisch-katholische Orden regulierter Chorherren. Der Prämonstratenserorden ist ein Zusammenschluss selbständiger Klöster und wurde im Jahr 1120 von Norbert von Xanten mit dreizehn Gefährten in Prémontré bei Laon, auf Fernbesitz der Abtei Prüm, gegründet. Vor allem in Belgien und den Niederlanden werden die Prämonstratenser nach ihrem Gründer auch Norbertijnen („Norbertiner“) genannt. Der weibliche Zweig sind die Prämonstratenserinnen. Der dritte Orden sind die Prämonstratenser-Tertiaren.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Abtei Prémontré (um 1780)
Norbert von Xanten
Prämonstratenser-Chorherr (17. Jh.)
Habit der Prämonstratenser

Der Ordensgründer Norbert von Xanten war einer der im 12. Jahrhundert recht zahlreichen Wanderprediger, die in Nachahmung des Lebensstils Jesu und seiner Jünger besitzlos umherzogen. Zahlreiche Anhänger, Männer wie Frauen, schlossen sich Norbert an. Mit ihnen gründete er 1120 im Tal von Prémontré bei Laon eine Gemeinschaft, die sich am Ideal des gemeinsamen Lebens im Stil der Urkirche orientierte und aus der sich bald auf der Grundlage der Augustinusregel und des Augustinus zugeschriebenen Ordo Monasterii eine klösterliche Gemeinschaft entwickelte.[1] Norbert selbst behielt sein Leben als Wanderprediger bei und gründete weitere Klöster.

Eine Besonderheit – in dieser Zeit allerdings nicht einzigartig – der ersten prämonstratensischen Gemeinschaften war, dass es sich bei ihnen um Doppelklöster handelte, in denen also Frauen und Männer, wenn auch in zwei voneinander organisatorisch getrennten Konventen, lebten. Obwohl Norbert mit Bernhard von Clairvaux befreundet und von den Idealen der Zisterzienser beeinflusst war, machen u. a. die Doppelklöster deutlich, dass es sich bei den Prämonstratensern im Ursprung um eine sehr eigenständige Bewegung handelte. Ein weiterer Unterschied zu den an der Benediktsregel orientierten Mönchsorden ist, dass die Prämonstratenser das kontemplative monastische Leben mit der nach außen gerichteten Seelsorge verbanden (vita mixta).

Der junge Orden erlebte eine schwere Krise, als Norbert sein armes, aber auch von allen Institutionen unabhängiges Leben als Wanderprediger aufgab und 1126 Erzbischof von Magdeburg wurde. Norbert reagierte auf die Enttäuschung, die sein Sinneswandel unter seinen Anhängern hervorgerufen hatte, indem er seine dominierende Stellung in der Bewegung, deren alleiniger Leiter er bisher war, aufgab. Jeder Konvent durfte sich einen eigenen Oberen wählen. Besondere Bedeutung gewann der erste Abt von Prémontré, Hugo von Fosses, ein alter Weggefährte Norberts. Erst durch Hugos organisatorisches Wirken entstand der Prämonstratenserorden im eigentlichen Sinn. Nach dem Vorbild des Zisterzienserordens ließ Hugo Consuetudines schriftlich niederlegen und berief jährliche Generalkapitel ein.[1]

Neben den Kanonikern (canonici) lebten in den Niederlassungen der Norbertiner auch Laienbrüder (conversi). Ähnlich wie die Zisterzienser trugen die Prämonstratenser in den ersten Jahrhunderten nach ihrer Entstehung zur Verbesserung der Landwirtschaft bei. Später setzte sich mehr ein aristokratischer Zug durch, und die Handarbeit wurde allmählich zurückgedrängt. Wichtig blieben aber das Schreiben und Kopieren von Büchern, und auch die Lehrtätigkeit gewann an Bedeutung.

Die Doppelklöster, ursprünglich ein wesentliches Merkmal des Ordens, waren bald umstritten. In Prémontré selbst wurde diese Struktur schon 1137 oder 1141 aufgelöst und die Schwesternkommunität ausgesiedelt. So ging man nach und nach fast überall vor: Aus den Doppelklöstern wurden jeweils zwei auch räumlich deutlich voneinander getrennte Klöster, eines für Männer und eines für Frauen. In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts ging der Orden sogar noch weiter: Nun sollten nur noch Männerklöster neu in den Orden aufgenommen werden, und die bereits bestehenden Prämonstratenserinnenkonvente sollten anderen Orden angegliedert werden. Diese Maßnahme wurde jedoch nie konsequent durchgeführt.[2]

Als der Orden 1126, nur sechs Jahre nach seiner Gründung, von Papst Honorius II. anerkannt wurde, gab es bereits neun Ordenshäuser, und danach erstanden in schneller Folge mehrere hundert in ganz Westeuropa. Um die Mitte des 14. Jahrhunderts soll es mehr als 1.300 Männer- und 400 Frauenklöster gegeben haben.

Im deutschsprachigen Raum entstand das erste Prämonstratenserstift bereits 1122. In diesem Jahr übergaben Otto und Gottfried von Cappenberg ihre Burg und ihr Vermögen an den Orden zur Gründung des Klosters Cappenberg. Noch im selben Jahr stiftete Graf Walram II. Paganus von Limburg (1119–1139) das Prämonstratenserkloster Wenau als Doppelkloster für Männer und Frauen.

Durch die Cappenberger Gründung verbanden den jungen Orden gute Beziehungen mit dem römisch-deutschen König: Die hochadeligen Cappenberger waren mit den Staufern verwandt, und Stiftsgründer Otto von Cappenberg war Taufpate Friedrichs I. Diese persönliche Beziehung hatte in wirtschaftlicher Hinsicht außerordentliche positive Wirkung für den gesamten Orden. Am 23. Juni 1154 stellte König Friedrich I. dem Prämonstratenserorden in der dem Stift Cappenberg nächstgelegenen Pfalz Dortmund ein Privileg aus, nach dem dieser von Zollabgaben im gesamten Reich befreit wurde.[3]

Prämonstratenser übernahmen im 12. Jahrhundert zahlreiche Klöster anderer Orden in Deutschland. Beispiele sind das Kloster Steinfeld in der Eifel, das der Orden 1130 übernahm, und das Frauenkloster Dünnwald bei Köln, ursprünglich ein Augustinerchorherrenstift, das wiederum 1143 von Prämonstratensern aus Steinfeld übernommen wurde.

1235 oder 1236 beschloss Bischof Eckbert von Bamberg, ein Prämonstratenserkloster in Griffen in Kärnten zu gründen, dessen Chorherren aus dem Stift Veßra in Thüringen beordert wurden. Dieses Kloster war das einzige Prämonstratenserkloster in Kärnten, und es blieb die einzige Niederlassung der Prämonstratenser in Innerösterreich.

1245 wurde im Ortsteil Michelfeld der unterfränkischen Stadt Marktsteft bei Kitzingen ein Stift für Prämonstratenserinnen gegründet. Dieser Frauenkonvent unterstand dem Abt von Oberzell bei Würzburg. Der Bischof von Würzburg behielt sich das Recht vor, die Wahl der Priorin zu bestätigen. 1261 erfolgte dann die päpstliche Bestätigung des Klosters. Wegen Verfalls der klösterlichen Zucht übersiedelten die Nonnen im Jahre 1305 nach Tückelhausen, einem Stadtteil von Ochsenfurt.

Im Osten widmeten sich die Prämonstratenser vor allem der Kolonisierung und Christianisierung der Wenden und anderer Slawen östlich von Elbe und Oder. Verbreitet war der Orden auch in Böhmen und Mähren. Der Olmützer Bischof Heinrich Zdik berief den Orden im 12. Jahrhundert nach Böhmen und errichtete ihm das Kloster Strahov in Prag.

Als Folge der Reformation wurden die Prämonstratenserklöster in Großbritannien, Skandinavien und anderen evangelischen Territorien aufgehoben; einzelne wurden als freiweltliche evangelische Damenstififte weitergeführt, zum Beispiel das Stift Cappel. Der Reformator Johannes Aepinus war Prämonstratenser des Klosters Belbuck in Hinterpommern, auch Johannes Bugenhagen war diesem Kloster verbunden.[4]

Im Laufe der Zeit wurden viele Regeln und Gebräuche nachlässiger interpretiert und gehandhabt, und das führte zu verschiedenen Reformen und dem Aufkommen von halb-unabhängigen Gemeinschaften. Ein Generalkapitel trat während des gesamten 18. Jahrhunderts nur 1717 und 1738 zusammen.[5] Die Säkularisationen des ausgehenden 18. und frühen 19. Jahrhunderts gefährderten den Fortbestand des Ordens, so wurden 1810 alle polnischen und 1835 alle spanischen Prämonstratenserklöster aufgehoben.[6] Nur noch neun Häuser bestanden in Österreich-Ungarn (Geras, Schlägl, Wilten, Strahov, Selau, Neureisch, Tepl, Csorna, Großwardein), außerdem die Abtei Berne in den Niederlanden.[4] Nachdem schon Mitte des 19. Jahrhunderts fünf belgische Prämonstratenserklöster gegründet worden waren (Averbode, Grimbergen, Park, Postel, Tongerlo),[4] folgten im 20. Jahrhundert mehrere deutsche Klöster: 1921 Speinshart, 1923 Windberg, 1959 Hamborn.[7] 1946 mussten die Prämonstratenser Tepl verlassen; sie gründeten nach Zwischenstationen in Schönau und Villingen 1987 das Kloster Obermedlingen. Das von Obermedlingen aus gegründete Kloster Mananthavady in Indien entwickelte sich so gut, dass es seit 1996 Sitz der Kanonie ist.[8]

Heute hat der Orden nach eigenen Angaben etwa 1600 Mitglieder in 81 Niederlassungen und ist auf sechs Kontinenten präsent.[9]

Charakter der Gemeinschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Prämonstratenser zählen ebenso wie die Augustiner-Chorherren und die Kreuzherren zu den Regularkanonikern. Das heißt, es handelt sich um eine Gemeinschaft von Priestern mit Ordensgelübde und nicht um Mönche. Sie folgen der Augustinusregel, sind also ein augustinischer Orden, und legen das Armuts-, Enthaltsamkeits- und Gehorsamsgelübde ab. Auch ihre Lebensweise folgt weitgehend den monastischen Standards. Dazu gehören etwa die Einhaltung des Stundengebets und das gemeinschaftliche Mahl im Refektorium.

Davon zu unterscheiden sind die Mitglieder des Dritten Ordens (Prämonstratenser-Tertiaren).

Generaläbte der Prämonstratenser[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der höchste Repräsentant des Prämonstratenserordens ist der Generalabt. Er ist der oberste Vorgesetzte aller Funktionsträger und Mitglieder des Ordens. Er vertritt den Orden nach außen und vor dem Heiligen Stuhl. Seine Hauptaufgabe nach innen ist der Zusammenhalt und die Verbindung der über die ganze Welt verstreuten Ordenshäuser der Prämonstratenser. Sitz des Generalabtes ist das Generalat mit der Generalkurie (Curia generalitia) in Rom. Von hier aus leitet der Generalabt mit seinen Offizialen die Geschicke des Ordens. Er führt weiterhin den Titel Dominus Praemonstratensis (Herr von Prémontré) mit dem Zusatz Amplissimus (Erhabenster). Seine Anrede ist Monsigneur. Traditionell steht ihm das Tragen eines Pileolus, eines Biretts und einer Cappa Magna in violetter Farbe zu.

Der Generalabt der Prämonstratenser wird vom Generalkapitel gewählt, das alle sechs Jahre zusammentritt. Vor der Französischen Revolution war der Abt von Prémontré der Generalabt des Ordens. Prémontré wurde 1790 säkularisiert. Im 19. Jahrhundert wurde Strahov vorübergehend zum Zentrum des Ordens. Hier trat 1869 erstmals seit 1769 wieder ein Generalkapitel zusammen.[10] Seit 1937 befindet sich der Sitz des Generalabts in Rom.[11]

Generaläbte seit 1869 waren (die Zahl bezieht sich auf die Amtsfolge der Prämonstratenser-Generaläbte):[12]

Bekannte Prämonstratenser[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gesamtdarstellungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelne Perioden der Ordensgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Joachim Ehlers: Adlige Stiftung und persönliche Konversion. Zur Sozialgeschichte früher Prämonstratenserkonvente. In: Klaus Zernack (Hrsg.): Geschichte und Verfassungsgefüge. Frankfurter Festgabe für Walter Schlesinger. Wiesbaden 1973.
  • Ingrid Ehlers-Kisseler: Die Anfänge der Prämonstratenser im Erzbistum Köln (= Rheinisches Archiv 137). Böhlau, Köln/Weimar/Wien 1997.
  • Thomas Handgrätinger (Hrsg.): Gesandt wie er. Der Orden der Prämonstratenser-Chorherren heute. Echter Verlag, Würzburg 1984, ISBN 3-429-00906-5.
  • Wilhelm Kohl: Die frühen Prämonstratenserklöster Nordwestdeutschlands im Spannungsfeld der großen Familien. In: Lutz Fenske: Institutionen, Kultur und Gesellschaft im Mittelalter. Festschrift für Josef Fleckenstein zu seinem 65. Geburtstag. Sigmaringen 1984, S. 393–414.
  • Hildegard Kroll: Expansion und Rekrutierung der Prämonstratenser 1120–1150. In: Analecta Praemonstratensia 54. Jg., 1978, S. 36–56.
  • Johannes Meier: Von den spätmittelalterlichen Reforminitiativen zur tridentinischen Erneuerung: Der Prämonstratenserorden im Zeitalter der Reformation. In: Helmut Flachenecker, Wolfgang Weiß (Hrsg.): Oberzell. Vom Prämonstratenserstift (bis 1803) zum Mutterhaus der Kongregation der Dienerinnen der heiligen Kindheit Jesu. Schöningh, Würzburg 2006, ISBN 3-87717-068-4, S. 357–370.
  • Johannes Meier: Die Prämonstratenser und Prämonstratenserinnen. In: Friedhelm Jürgensmeier, Regina Elisabeth Schwerdtfeger (Hrsg.): Orden und Klöster im Zeitalter von Reformation und katholischer Reform, 1500–1700. Bd. 3. Aschendorff, Münster 2007, ISBN 978-3-402-11085-0, S. 11–38.
  • Franz Winter: Die Prämonstratenser des zwölften Jahrhunderts und ihre Bedeutung für das nördliche Deutschland. Ein Beitrag zur Christianisierung und Germanisierung des Wendenlandes. Berlin 1865 (Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek).

Einzelne Klöster und Regionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Burkhard Gehle: Die Prämonstratenser in Köln und Dünnwald. Grüner, Amsterdam 1978.

Hagiographie des Ordens[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Donatian De Clerck, Gabriel Wolf (Hrsg.): Hagiologion. Lebensbilder der Heiligen, Seligen und großen Gestalten des Prämonstratenser-Ordens. Erweiterte Neuauflage. Poppe-Verlag, Windberg 2014, ISBN 978-3-932931-94-9.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Prämonstratenser – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Ludger Horstkötter: Prämonstratenser. In: Theologische Realenzyklopädie (TRE). Band 27, de Gruyter, Berlin / New York 1997, ISBN 3-11-015435-8, S. 168.
  2. Ludger Horstkötter: Prämonstratenser. In: Theologische Realenzyklopädie (TRE). Band 27, de Gruyter, Berlin / New York 1997, ISBN 3-11-015435-8, S. 168–169.
  3. Norbert Reimann: Das Werden der Stadt. In: Stadtarchiv Dortmund, Gustav Luntowski (Hrsg.): Geschichte der Stadt Dortmund (= Dortmunder Leistungen. Band 2). Harenberg, Dortmund 1994, ISBN 3-611-00397-2.
  4. a b c Ludger Horstkötter: Prämonstratenser. In: Theologische Realenzyklopädie (TRE). Band 27, de Gruyter, Berlin / New York 1997, ISBN 3-11-015435-8, S. 170.
  5. Ludger Horstkötter: Prämonstratenser. In: Theologische Realenzyklopädie (TRE). Band 27, de Gruyter, Berlin / New York 1997, ISBN 3-11-015435-8, S. 169.
  6. Ludger Horstkötter: Prämonstratenser, Prämonstratenserinnen. In: Walter Kasper (Hrsg.): Lexikon für Theologie und Kirche. 3. Auflage. Band 8. Herder, Freiburg im Breisgau 1999, Sp. 506.
  7. Ludger Horstkötter: Prämonstratenser, Prämonstratenserinnen. In: Walter Kasper (Hrsg.): Lexikon für Theologie und Kirche. 3. Auflage. Band 8. Herder, Freiburg im Breisgau 1999, Sp. 507.
  8. Ludger Horstkötter: Prämonstratenser. In: Theologische Realenzyklopädie (TRE). Band 27, de Gruyter, Berlin / New York 1997, ISBN 3-11-015435-8, S. 170–171.
  9. Order of Prémontré – Who we are (englisch)
  10. Helmut Flachenecker: Prämonstratenser. In: Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG). 4. Auflage. Band 6, Mohr-Siebeck, Tübingen 2003, Sp. 1569.
  11. Ulrich Gottfried Leinsle: Die Prämonstratenser. Stuttgart 2020, S. 10.
  12. Kloster-Roggenburg. Abgerufen am 21. Oktober 2022.
  13. Ulrich Gottfried Leinsle: Die Prämonstratenser. Stuttgart 2020, S. 179.
  14. Ulrich Gottfried Leinsle: Die Prämonstratenser. Stuttgart 2020, S. 181.
  15. Ulrich Gottfried Leinsle: Die Prämonstratenser. Stuttgart 2020, S. 185.
  16. Ulrich Gottfried Leinsle: Die Prämonstratenser. Stuttgart 2020, S. 188.
  17. Ulrich Gottfried Leinsle: Die Prämonstratenser. Stuttgart 2020, S. 189.
  18. Belgier ist neuer Generalabt der Prämonstratenser. In: katholisch.de. 1. August 2018, abgerufen am 3. August 2018.
  19. Heilige & Selige (Memento des Originals vom 27. Januar 2021 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kloster-windberg.de auf der Seite der Prämonstratenserabtei Windberg.