„Biikebrennen“ – Versionsunterschied

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'''Biikebrennen''' ist in [[Nordfriesland]] ([[Schleswig-Holstein]]) ein [[Feuerbrauch]], der am 21.&nbsp;Februar begangen wird, dem Vorabend des Festtages [[Kathedra Petri (Fest)|Petri Stuhlfeier in Antiochien]],<ref>[https://web.archive.org/web/20140220081141/http://www.kirche-in-not.de/kirchengeschichte/2009/02-20-kathedra-petri-22-februar Informationen zum Feiertag], abgerufen am 11. August 2010</ref> kurz Petritag. Der Petritag ist ein traditionelles Volksfest, das seit historischen Zeiten auf Sylt gefeiert wird. wird.<ref>[Jens Booysen Beschreibung der Insel Sylt, 1828];<ref> [Der Sylter Friese, C. P. Hansen] sowie <ref>[Sagen und Erzählungen der Sylter Friesen, C. P. Hansen, 1875].
'''Biikebrennen''' (von [[Nordfriesische Sprache|nordfriesisch]]: ''biike'', hochdeutsch [[Bake (Seezeichen)|Bake]] bzw. ''Feuerzeichen'') ist in [[Nordfriesland]] ([[Schleswig-Holstein]]) ein traditionelles [[Volksfest]] mit [[Feuerbrauch]], das am 21.&nbsp;Februar gefeiert wird, dem Vorabend des Festtags [[Kathedra Petri (Fest)|Petri Stuhlfeier in Antiochien]],<ref>[https://web.archive.org/web/20140220081141/http://www.kirche-in-not.de/kirchengeschichte/2009/02-20-kathedra-petri-22-februar Informationen zum Feiertag], abgerufen am 11. August 2010</ref> kurz Petritag. Es ersetzt hier teilweise das sonst weit verbreitete [[Osterfeuer]].

== Geschichte ==
== Geschichte ==
[[Datei:Nordfriesisches Wattenmeer D und DK.png|mini|links|[[Nordfriesische Inseln]] und [[dänische Wattenmeerinseln]]]]
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Der Ursprung des Festes ist unklar. Wahrscheinlich sollte das Feuer im Mittelalter böse Geister vertreiben und die neue Saat schützen.<ref> {{Webarchiv|text=Gesellschaft für schleswig-holsteinische Geschichte: Biike |url=http://www.geschichte-s-h.de/vonabisz/biike.htm |wayback=20110213222759}}</ref> Auf den Inseln diente das Biikefeuer später zur Verabschiedung der [[Walfang|Walfänger]]. Die Frauen zündeten die Feuer entlang des Strandes an, um den fahrenden Männern noch lange sicheres Geleit zu geben. Einer Sylter Legende nach galt dieses Signal gleichfalls den dänischen Männern auf dem Festland und sollte ihnen vermitteln, dass die Inselfrauen nun wieder allein auf dem Hof waren und Hilfe bei der Arbeit und „anderen Dingen“ benötigten. Der Beginn der jährlichen Walfangsaison am Petritag hing mit einem Beschluss der [[Hanse]]städte aus dem Jahr 1403 zusammen, nach dem zwischen [[Martinstag|Martini]] (11.&nbsp;November) und Petri Stuhlfeier die Schifffahrt ruhen sollte. Der Petritag am 22.&nbsp;Februar war also ein wichtiges Datum für die mittelalterliche Schifffahrt (Ende der Winterpause, Frühlingsbeginn).
Der Beginn der jährlichen Walfangsaison am 1. März <ref>[Der Sylter Friese, C. P. Hansen] hing mit einem Beschluss der [[Hanse]]städte aus dem Jahre 1403 zusammen, demnach musste zwischen dem [[Martinstag|Martini]] (11.&nbsp;November) und Petri Stuhlfeier sämtliche Schifffahrt ruhen. Der Petritag am 22.&nbsp;Februar war also ein wichtiges Datum für die mittelalterliche Seefahrt. Am 22.&nbsp;Februar wurde in [[ Keitum]] auf Sylt Thing abgehalten. Dies ging über Tage, bis zur Abfahrt der Seefahrer. Unter anderem wurden dabei die überaus wichtigen Seepässe ausgestellt. Nach C. P. Hansen wurde an diesem Tage 22.&nbsp;Februar ein Volksfest gefeiert. Von einem Feuer am Abend davor ist weder bei Booysen noch bei Hansen die Rede. Es soll aber, laut Überlieferungen <ref> [Der Sylter Friese, C. P. Hansen] in "heidnischer Zeit" dies ein Opferfest auf den "heiligen Hügeln" gewesen sein. In Keitum besteht auf der Anhöhe Wenk noch der Winjhoog und es führte ein Winjhooggung (heute Sackgasse) dorthin. Der Mittwoch heißt auf Sölring winjdai, im Dänischen Odinstag (Odin = Wotan/Wedn/Winj) und in England sagt man heute noch wednsday zum Mittwoch. Die mündliche Überlieferung wusste noch, dass in heidnischer Zeit die Menschen Feuer auf diesen Hügeln entzündeten und mit den Worten "Vikke tare" oder "Wedke teare" um den Hügel tanzen mit Strohwischen in der Hand. Wedke teare oder Vikke tare heißt Weda zehre, nimm unser Opfer an! <ref>[Sagen und Erzählungen der Sylter Friesen, C. P. Hansen, 1875]. Diese scheint bis zum 15. Jahrhundert stattgefunden zu haben und blieb im Gedächtnis haften.

Die heute üblichen großen Feuerstöße sind erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstanden. Auch die einheitliche Festlegung des Biikebrennens am Abend des 21.&nbsp;Februars ist erst Ende des 19. Jahrhunderts eingeführt worden.
Die Leuchtfeuer bestanden noch im 17. und 18. Jahrhundert aus primitiven [[Bake (Seezeichen)|Leuchtbaken]] an den [[Sandstrand|Stränden]], die den [[Seefahrer]]n und Walfängern als [[Navigation]]shilfe dienten. Die heute üblichen großen Feuerstöße sind wahrscheinlich erst Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden. Auch die einheitliche Festlegung des Biikebrennens am Abend des 21.&nbsp;Februars ist erst Ende des 19. Jahrhunderts eingeführt worden.


== Kulturerbe ==
== Kulturerbe ==
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== Verbreitung ==
== Verbreitung ==
Der Petritag (im Friesischen ''piddersdai'' bzw. ''piadersdai'') ist noch heute ein wichtiger Feiertag, vor allem auf den [[Nordfriesische Inseln|nordfriesischen Inseln]] und den [[Hallig]]en. Auch auf den [[Dänische Wattenmeerinseln|dänischen Wattenmeerinseln]] ist das Biikebrennen als ''Pers awten'' oder ''Pers aften'' („Peters Abend“) bekannt. Inzwischen hat sich das Biikebrennen am Vorabend von [[Petristuhlfeier]] (kurz Petritag) auch im schleswig-holsteinischen Binnenland verbreitet. Zum Beispiel in [[Stapelholm]], hier wird es jedoch ''Beekenbrennen'' genannt und wird traditionell bereits am 2.&nbsp;Februar ([[Darstellung des Herrn]]) begangen.
Biike und der Petritag (nordfriesisch ''piddersdai'' bzw. ''piadersdai'') sind noch heute wichtige Feiertage, vor allem auf den [[Nordfriesische Inseln|nordfriesischen Inseln]] und den [[Hallig]]en. Auch auf den [[Dänische Wattenmeerinseln|dänischen Wattenmeerinseln]] ist das Biikebrennen als ''Pers awten'' oder ''Pers aften'' („Peters Abend“) bekannt. Inzwischen hat sich das Biikebrennen auch im schleswig-holsteinischen Binnenland verbreitet, zum Beispiel in [[Stapelholm]]. Hier wird es jedoch ''Beekenbrennen'' genannt und wird traditionell bereits am 2.&nbsp;Februar ([[Darstellung des Herrn]]) begangen.


Bis ins 19. Jahrhundert wurde es auch auf dem nordfriesischen Festland gefeiert, geriet dann aber mehr und mehr in Vergessenheit und wird erst langsam nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] wieder zu Ehren gebracht. Zur [[Brauchtumspflege]] gehören inzwischen auch (wieder) Kinder, die Gedichte in einem der [[Nordfriesische Sprache|nordfriesischen Dialekte]] aufsagen.
Bis ins 19. Jahrhundert wurde es auch auf dem nordfriesischen Festland gefeiert, geriet dann aber mehr und mehr in Vergessenheit und wird erst langsam nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] wieder zu Ehren gebracht. Zur [[Brauchtumspflege]] gehören inzwischen auch (wieder) Kinder, die Gedichte in einem der [[Nordfriesische Sprache|nordfriesischen Dialekte]] aufsagen.
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Das Biikefeuer besteht heute meist aus alten Weihnachtsbäumen und Gestecken, die bis zum Biikebrennen aufgehoben wurden. Viele nutzen den Anlass, um Büsche zu schneiden und bei der Biike zu verbrennen. Jede Dorfgemeinschaft und viele Gehöfte haben ihre eigenen Biikefeuer, die Mittelpunkt von feierlichen Aktivitäten wie Gesang oder Schauspiel sind. Auf den Inseln [[Föhr]], [[Amrum]] und [[Sylt]] entstanden daneben weitere Traditionen wie das vorzeitige Anzünden der Feuer in Nachbardörfern.
Das Biikefeuer besteht heute meist aus alten Weihnachtsbäumen und Gestecken, die bis zum Biikebrennen aufgehoben wurden. Viele nutzen den Anlass, um Büsche zu schneiden und bei der Biike zu verbrennen. Jede Dorfgemeinschaft und viele Gehöfte haben ihre eigenen Biikefeuer, die Mittelpunkt von feierlichen Aktivitäten wie Gesang oder Schauspiel sind. Auf den Inseln [[Föhr]], [[Amrum]] und [[Sylt]] entstanden daneben weitere Traditionen wie das vorzeitige Anzünden der Feuer in Nachbardörfern.


In manchen Dörfern wird im Feuer eine Strohpuppe verbrannt. Das sogenannte ''Petermännchen'' hat, so ist die Vermutung, nichts mit dem Heiligen [[Simon Petrus|Petrus]], sondern mit dem [[Papst]] (also dem ''Petrus-Amt'') und dem damit verbundenen christlichen Glauben zu tun, der abgelehnt wurde. Am Folgetag, dem 22.&nbsp;Februar, feiert die [[Römisch-katholische Kirche|katholische Kirche]] das Fest [[Kathedra Petri (Fest)|Kathedra Petri]], also den Stuhl des Papstes, bzw. die Vorrangstellung des Petrus-Amtes, was das [[Lehramt]] betrifft. Ein Zusammenhang des ''Petermännchens'', das in das Biikefeuer geworfen wird, mit dem Amt des Papstes in [[Rom]] liegt somit nahe.
In manchen Dörfern wird im Feuer eine Strohpuppe verbrannt. Das sogenannte ''Petermännchen'' hat, so ist die Vermutung, nichts mit dem Heiligen [[Simon Petrus|Petrus]], sondern mit dem [[Papst]] (also dem ''Petrus-Amt'') und dem damit verbundenen christlichen Glauben zu tun, der abgelehnt wurde. Am Folgetag, dem 22.&nbsp;Februar, feiert die [[Römisch-katholische Kirche|katholische Kirche]] das Fest [[Kathedra Petri (Fest)|Kathedra Petri]], also den Stuhl des Papstes, bzw. die Vorrangstellung des Petrus-Amtes, was das [[Lehramt]] betrifft. Ein Zusammenhang des ''Petermännchens'', das in das Biikefeuer geworfen wird, mit dem Amt des Papstes in [[Rom]] liegt somit nahe. Die Strohpuppe symbolisiert darüber hinaus den Winter, der nun ausgetrieben wird.<ref>[https://www.abendblatt.de/region/article107742782/Ein-Feuerzeichen-gegen-die-Wintergeister.html ''Ein Feuerzeichen gegen die Wintergeister''.] In: ''[[Hamburger Abendblatt]]'', 20. Februar 2012, abgerufen am 8. Oktober 2014.</ref>


Andernorts stellt man auf die Biikespitze ein altes Holzfass oder -eimer, mit dessen Fall der Winter vorüber ist. Auf Sylt wird vor dem Entzünden der Biike eine Ansprache auf [[Sölring|Sylter Friesisch]] gehalten, die häufig anschließend in deutscher Übersetzung wiederholt wird. Oftmals spricht ein Pastor oder Bürgermeister; vielfach sind es auch des Friesischen kundige Bürger, die die Rede halten: Sie endet mit der Aufforderung „Maaki di biiki ön“ („Macht die Biike an“).<ref>[https://www.sylt-kompass.de/lifestyle-auf-sylt/sylt-veranstaltungen/sylt-veranstaltungen/maaki-di-biiki-oen-oder-tjen-di-biiki-oen.html Biikebrennen auf Sylt] bei sylt-kompass.de, abgerufen am 1. April 2018</ref>
Andernorts stellt man auf die Biikespitze ein altes Holzfass oder -eimer, mit dessen Fall der Winter vorüber ist. Auf Sylt wird vor dem Entzünden der Biike eine Ansprache auf [[Sölring|Sylter Friesisch]] gehalten, die häufig anschließend in deutscher Übersetzung wiederholt wird. Oftmals spricht ein Pastor oder Bürgermeister; vielfach sind es auch des Friesischen kundige Bürger, die die Rede halten: Sie endet mit der Aufforderung „Maaki di biiki ön“ („Macht die Biike an“).<ref>[https://www.sylt-kompass.de/lifestyle-auf-sylt/sylt-veranstaltungen/sylt-veranstaltungen/maaki-di-biiki-oen-oder-tjen-di-biiki-oen.html Biikebrennen auf Sylt] bei sylt-kompass.de, abgerufen am 1. April 2018</ref>


Nach der Biike gibt es traditionell ein [[Grünkohlessen]]. Auf Sylt und Föhr haben die Schulkinder am nächsten Tag frei.<ref>Walter Fiedler: ''Sylt.'' 13. Auflage. Breklumer Verlag, Breklum 1990, ISBN 3-7793-1101-1.</ref><ref>[http://www.oevenum.de/biikebrennen2.html Informationen zum Biikebrennen bei oevenum.de], abgerufen am 16. Januar 2014.</ref>
Nach der Biike gibt es traditionell ein [[Grünkohlessen]]. Auf Sylt und Föhr haben die Schulkinder am nächsten Tag frei.<ref>Walter Fiedler: ''Sylt.'' 13. Auflage. Breklumer Verlag, Breklum 1990, ISBN 3-7793-1101-1.</ref><ref>{{Webarchiv|url=http://www.oevenum.de/biikebrennen2.html |wayback=20111229093931 |text=Informationen zum Biikebrennen bei oevenum.de |archiv-bot=2023-03-21 08:04:27 InternetArchiveBot }}, abgerufen am 16. Januar 2014.</ref>


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* Bartholomäus Figatowski (Hrsg.): ''Wenn die Biiken brennen. Phantastische Geschichten aus Schleswig-Holstein''. Verlag 71, Plön 2009, ISBN 978-3-928905-76-3.
* Bartholomäus Figatowski (Hrsg.): ''Wenn die Biiken brennen. Phantastische Geschichten aus Schleswig-Holstein''. Verlag 71, Plön 2009, ISBN 978-3-928905-76-3.
* [[Carl Haeberlin (Mediziner)|Carl Haeberlin]]: ''Das Biiken in Nordfriesland''. Wachholtz, Neumünster 1935 (''Föhrer Heimat-Bücher'' 19, {{ZDB|842334-9}}, Sonderdruck aus: ''[[Die Heimat (Schleswig-Holstein)|Die Heimat]]''. 45. Jg., Nr. 5, 1935, S. 145–154).
* [[Carl Haeberlin (Mediziner)|Carl Haeberlin]]: ''Das Biiken in Nordfriesland''. Wachholtz, Neumünster 1935 (''Föhrer Heimat-Bücher'' 19, {{ZDB|842334-9}}, Sonderdruck aus: ''[[Die Heimat (Schleswig-Holstein)|Die Heimat]]''. 45. Jg., Nr. 5, 1935, S. 145–154).
* [[Albert Panten]]: ''Fastnachtsfeuer. Zur Geschichte des Biikebrennens.'' in „Nordfriesland“, Ausgabe 105, S 11f, 1994
* [[Albert Panten]]: ''Fastnachtsfeuer. Zur Geschichte des Biikebrennens.'' in „Nordfriesland“, Ausgabe 105, S 11f, 1994.
* [[Albert Panten]], Hubertus Jessel: ''Das Biikebrennen der Nordfriesen''. 3. Auflage. Husum Verlag, Husum 2010, ISBN 978-3-89876-160-4 (''Heimatkundliche Schriften des Nordfriesischen Vereins'').
* [[Albert Panten]], Hubertus Jessel: ''Das Biikebrennen der Nordfriesen''. 3. Auflage. Husum Verlag, Husum 2010, ISBN 978-3-89876-160-4 (''Heimatkundliche Schriften des Nordfriesischen Vereins'').
* Nordfriisk Instituut (Hrsg.): ''Biikebrennen'', in der Reihe „Nordfriesland in der Schule“, Bredstedt, 2013 ([https://www.nordfriiskfutuur.eu/fileadmin/Content/Nordfriisk_Futuur/Biikebrennen.pdf]).
* Nordfriisk Instituut (Hrsg.): ''Biikebrennen'', in der Reihe „Nordfriesland in der Schule“, Bredstedt, 2013 ([https://www.nordfriiskfutuur.eu/fileadmin/Content/Nordfriisk_Futuur/Biikebrennen.pdf]).
* ''259. Das Biikenbrennen.'' in: [[Karl Müllenhoff]], ''Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg'', Kiel 1845, S. 174–175 ([https://www.projekt-gutenberg.org/muellenh/sagschle/chap262.html online])
* ''259. Das Biikenbrennen.'' in: [[Karl Müllenhoff]], ''Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg'', Kiel 1845, S. 174–175 ([https://www.projekt-gutenberg.org/muellenh/sagschle/chap262.html online]).
* Corinna Hübener: ''Das Biiken. Ursprung, Bedeutung und Wandlung eines Opferfestes''. Books on Demand, Norderstedt 2024, ISBN 978-3-757851736.


== Weblinks ==
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== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Aktuelle Version vom 2. April 2024, 11:09 Uhr

Biikebrennen in der nordfriesischen Gemeinde Risum-Lindholm, 2008
Biikebrennen außerhalb Nordfrieslands am Strand bei Wassersleben, bei Flensburg, 2014

Biikebrennen (von nordfriesisch: biike, hochdeutsch Bake bzw. Feuerzeichen) ist in Nordfriesland (Schleswig-Holstein) ein traditionelles Volksfest mit Feuerbrauch, das am 21. Februar gefeiert wird, dem Vorabend des Festtags Petri Stuhlfeier in Antiochien,[1] kurz Petritag. Es ersetzt hier teilweise das sonst weit verbreitete Osterfeuer.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nordfriesische Inseln und dänische Wattenmeerinseln

Der Ursprung des Festes ist unklar. Wahrscheinlich sollte das Feuer im Mittelalter böse Geister vertreiben und die neue Saat schützen.[2] Auf den Inseln diente das Biikefeuer später zur Verabschiedung der Walfänger. Die Frauen zündeten die Feuer entlang des Strandes an, um den fahrenden Männern noch lange sicheres Geleit zu geben. Einer Sylter Legende nach galt dieses Signal gleichfalls den dänischen Männern auf dem Festland und sollte ihnen vermitteln, dass die Inselfrauen nun wieder allein auf dem Hof waren und Hilfe bei der Arbeit und „anderen Dingen“ benötigten. Der Beginn der jährlichen Walfangsaison am Petritag hing mit einem Beschluss der Hansestädte aus dem Jahr 1403 zusammen, nach dem zwischen Martini (11. November) und Petri Stuhlfeier die Schifffahrt ruhen sollte. Der Petritag am 22. Februar war also ein wichtiges Datum für die mittelalterliche Schifffahrt (Ende der Winterpause, Frühlingsbeginn).

Die Leuchtfeuer bestanden noch im 17. und 18. Jahrhundert aus primitiven Leuchtbaken an den Stränden, die den Seefahrern und Walfängern als Navigationshilfe dienten. Die heute üblichen großen Feuerstöße sind wahrscheinlich erst Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden. Auch die einheitliche Festlegung des Biikebrennens am Abend des 21. Februars ist erst Ende des 19. Jahrhunderts eingeführt worden.

Kulturerbe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Konferenz der Kultusminister gab am 12. Dezember 2014 bekannt, dass das Biikebrennen in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Deutschland aufgenommen wurde.[3]

Verbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Biike und der Petritag (nordfriesisch piddersdai bzw. piadersdai) sind noch heute wichtige Feiertage, vor allem auf den nordfriesischen Inseln und den Halligen. Auch auf den dänischen Wattenmeerinseln ist das Biikebrennen als Pers awten oder Pers aften („Peters Abend“) bekannt. Inzwischen hat sich das Biikebrennen auch im schleswig-holsteinischen Binnenland verbreitet, zum Beispiel in Stapelholm. Hier wird es jedoch Beekenbrennen genannt und wird traditionell bereits am 2. Februar (Darstellung des Herrn) begangen.

Bis ins 19. Jahrhundert wurde es auch auf dem nordfriesischen Festland gefeiert, geriet dann aber mehr und mehr in Vergessenheit und wird erst langsam nach dem Zweiten Weltkrieg wieder zu Ehren gebracht. Zur Brauchtumspflege gehören inzwischen auch (wieder) Kinder, die Gedichte in einem der nordfriesischen Dialekte aufsagen.

Vereinzelt finden Biikebrennen auch an der schleswig-holsteinischen Ostseeküste statt, auch wenn dort eine kulturelle Überlieferung fehlt.[4] So fand beispielsweise am 21. Februar 2014 das nördlichste Biikebrennen an der Ostsee in Wassersleben bei Flensburg zum zehnten Mal statt.[5]

Gestaltung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Biikefeuer besteht heute meist aus alten Weihnachtsbäumen und Gestecken, die bis zum Biikebrennen aufgehoben wurden. Viele nutzen den Anlass, um Büsche zu schneiden und bei der Biike zu verbrennen. Jede Dorfgemeinschaft und viele Gehöfte haben ihre eigenen Biikefeuer, die Mittelpunkt von feierlichen Aktivitäten wie Gesang oder Schauspiel sind. Auf den Inseln Föhr, Amrum und Sylt entstanden daneben weitere Traditionen wie das vorzeitige Anzünden der Feuer in Nachbardörfern.

In manchen Dörfern wird im Feuer eine Strohpuppe verbrannt. Das sogenannte Petermännchen hat, so ist die Vermutung, nichts mit dem Heiligen Petrus, sondern mit dem Papst (also dem Petrus-Amt) und dem damit verbundenen christlichen Glauben zu tun, der abgelehnt wurde. Am Folgetag, dem 22. Februar, feiert die katholische Kirche das Fest Kathedra Petri, also den Stuhl des Papstes, bzw. die Vorrangstellung des Petrus-Amtes, was das Lehramt betrifft. Ein Zusammenhang des Petermännchens, das in das Biikefeuer geworfen wird, mit dem Amt des Papstes in Rom liegt somit nahe. Die Strohpuppe symbolisiert darüber hinaus den Winter, der nun ausgetrieben wird.[6]

Andernorts stellt man auf die Biikespitze ein altes Holzfass oder -eimer, mit dessen Fall der Winter vorüber ist. Auf Sylt wird vor dem Entzünden der Biike eine Ansprache auf Sylter Friesisch gehalten, die häufig anschließend in deutscher Übersetzung wiederholt wird. Oftmals spricht ein Pastor oder Bürgermeister; vielfach sind es auch des Friesischen kundige Bürger, die die Rede halten: Sie endet mit der Aufforderung „Maaki di biiki ön“ („Macht die Biike an“).[7]

Nach der Biike gibt es traditionell ein Grünkohlessen. Auf Sylt und Föhr haben die Schulkinder am nächsten Tag frei.[8][9]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Bartholomäus Figatowski (Hrsg.): Wenn die Biiken brennen. Phantastische Geschichten aus Schleswig-Holstein. Verlag 71, Plön 2009, ISBN 978-3-928905-76-3.
  • Carl Haeberlin: Das Biiken in Nordfriesland. Wachholtz, Neumünster 1935 (Föhrer Heimat-Bücher 19, ZDB-ID 842334-9, Sonderdruck aus: Die Heimat. 45. Jg., Nr. 5, 1935, S. 145–154).
  • Albert Panten: Fastnachtsfeuer. Zur Geschichte des Biikebrennens. in „Nordfriesland“, Ausgabe 105, S 11f, 1994.
  • Albert Panten, Hubertus Jessel: Das Biikebrennen der Nordfriesen. 3. Auflage. Husum Verlag, Husum 2010, ISBN 978-3-89876-160-4 (Heimatkundliche Schriften des Nordfriesischen Vereins).
  • Nordfriisk Instituut (Hrsg.): Biikebrennen, in der Reihe „Nordfriesland in der Schule“, Bredstedt, 2013 ([1]).
  • 259. Das Biikenbrennen. in: Karl Müllenhoff, Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg, Kiel 1845, S. 174–175 (online).
  • Corinna Hübener: Das Biiken. Ursprung, Bedeutung und Wandlung eines Opferfestes. Books on Demand, Norderstedt 2024, ISBN 978-3-757851736.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Biikebrennen – Sammlung von Bildern und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Informationen zum Feiertag, abgerufen am 11. August 2010
  2. Gesellschaft für schleswig-holsteinische Geschichte: Biike (Memento vom 13. Februar 2011 im Internet Archive)
  3. Biikebrennen der Friesen wird Kulturerbe, (Memento vom 26. Dezember 2014 im Internet Archive) ndr.de, 12. Dezember 2014
  4. Bericht bei archiv.rhein-zeitung.de (Memento des Originals vom 8. Dezember 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/archiv.rhein-zeitung.de Abgerufen am 27. November 2015.
  5. Vgl. Aktivbus: Bikebrennen. Bei: Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag, 19. Februar 2011, abgerufen am 22. Oktober 2015.
  6. Ein Feuerzeichen gegen die Wintergeister. In: Hamburger Abendblatt, 20. Februar 2012, abgerufen am 8. Oktober 2014.
  7. Biikebrennen auf Sylt bei sylt-kompass.de, abgerufen am 1. April 2018
  8. Walter Fiedler: Sylt. 13. Auflage. Breklumer Verlag, Breklum 1990, ISBN 3-7793-1101-1.
  9. Informationen zum Biikebrennen bei oevenum.de (Memento des Originals vom 29. Dezember 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.oevenum.de, abgerufen am 16. Januar 2014.