„Johannes Petzold“ – Versionsunterschied

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'''Johannes Petzold''' (* [[24. Oktober]] [[1912]] in [[Plauen]], [[Vogtland]]; † [[19. Mai]] [[1985]] in [[Eisenach]]) war ein deutscher [[Kirchenmusiker]], [[Komponist]] mehrerer Gesangbuchlieder und [[Dozent]] an der Thüringer Kirchenmusikschule.
'''Johannes Petzold''' (* [[24. Oktober]] [[1912]] in [[Plauen]], [[Vogtland]]; † [[19. Mai]] [[1985]] in [[Eisenach]]) war ein deutscher [[Kirchenmusiker]], [[Komponist]] mehrerer Gesangbuchlieder und [[Dozent]] an der Thüringer Kirchenmusikschule.
[[Datei:Johannes Petzold 5.jpg|mini|hochkant|Johannes Petzold, 1983]]

== Leben ==
== Leben ==
Johannes Petzold, Sohn eines Musterzeichners in der Spitzen- und Gardinenindustrie seiner Heimatstadt, studierte in [[Leipzig]] 1932–1935 Pädagogik mit dem Hauptfach Musik. Einen Monat nach seiner Immatrikulation wurde er Mitglied im "Neuen Sächsischen Lehrerverein" (30. Mai 1932).
Johannes Petzold, Sohn eines Musterzeichners in der Spitzen- und Gardinenindustrie seiner Heimatstadt, studierte in [[Leipzig]] 1932–1935 Pädagogik mit dem Hauptfach Musik. Einen Monat nach seiner Immatrikulation wurde er Mitglied im „Neuen Sächsischen Lehrerverein“ (30. Mai 1932).
Infolge der [[Gleichschaltung]] der Lehrervereine gehörte er ab 1. Mai 1933 dem [[Nationalsozialistischer Lehrerbund|Nationalsozialistischen Lehrerbund]] an<ref name="Prieberg5184">[[Fred K. Prieberg]]: ''Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945'', CD-Rom-Lexikon, Kiel 2004, S. 5538</ref>. Am 7. Juli 1933 trat er der [[Sturmabteilung |SA]] bei.
Infolge der [[Gleichschaltung]] der Lehrervereine gehörte er ab [[Tag der nationalen Arbeit|1. Mai 1933]] dem [[Nationalsozialistischer Lehrerbund|Nationalsozialistischen Lehrerbund]] an<ref name="Prieberg5184">[[Fred K. Prieberg]]: ''Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945.'' CD-Rom-Lexikon, Kiel 2004, S. 5538.</ref>. Am 7. Juli 1933 trat er der [[Sturmabteilung |SA]] bei.
Nach dem Studium arbeitete er als Volksschullehrer in kleinen Dörfern des [[Vogtland]]es und [[Erzgebirge]]s. Als "Junglehrer" wurde er mit Wirkung vom 1. Mai 1937 Mitglied der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei]] (Mitgliedsnummer 5.816.055, datiert vom 15. Juni 1938).
Nach dem Studium arbeitete er als Volksschullehrer in kleinen Dörfern des [[Vogtland]]es und [[Erzgebirge]]s. Als „Junglehrer“ wurde er mit Wirkung vom 1. Mai 1937 Mitglied der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei]] (Mitgliedsnummer 5.816.055, datiert vom 15. Juni 1938).


Schon am Beginn seines Studiums kam er in Kontakt mit der [[Singbewegung]] und nahm an Singwochen mit [[Alfred Stier]] und [[Hugo Distler]] teil. Die lebenslange Freundschaft und Zusammenarbeit mit Friedrich [[Samuel Rothenberg]] begann im Herbst 1932 mit einer gemeinsamen Chorfahrt durch Sachsen. Frühe Kompositionen und Texte Petzolds wurden bis 1945 in dessen Selbstverlag veröffentlicht.
Schon am Beginn seines Studiums kam er in Kontakt mit der [[Singbewegung]] und nahm an Singwochen mit [[Alfred Stier]] und [[Hugo Distler]] teil. Die lebenslange Freundschaft und Zusammenarbeit mit [[Samuel Rothenberg]] begann im Herbst 1932 mit einer gemeinsamen Chorfahrt durch Sachsen. Frühe Kompositionen und Texte Petzolds wurden bis 1945 in dessen Selbstverlag veröffentlicht.


Am 26. März 1940 heiratete er die Gemeindehelferin Hiltrud Schaale. Sie gehörte zur [[Bekennende Kirche|Bekennenden Kirche]] und war im Zusammenhang mit ihrer Arbeit mehrfach in Konflikt mit den Behörden und der Gestapo gekommen. Beide verband eine handwerklich-kreative Beziehung zur Musik. Auch sie komponierte und schrieb Gedichte, von denen er einige vertonte.
Am 26. März 1940 heiratete er die Gemeindehelferin Hiltrud Schaale. Sie gehörte zur [[Bekennende Kirche|Bekennenden Kirche]] und war im Zusammenhang mit ihrer Arbeit mehrfach in Konflikt mit den Behörden und der Gestapo gekommen. Beide verband eine handwerklich-kreative Beziehung zur Musik. Auch sie komponierte und schrieb Gedichte, von denen er einige vertonte.


Bereits im Februar 1940 war er zum aktiven Wehrdienst einberufen worden, nahm als Soldat am Krieg in Belgien und Frankreich teil, wurde aber schon am 29. Juli 1941 wegen einer [[Tuberkulose]]erkrankung als "Schütze der Reserve" entlassen. Aus dem gleichen Grund endete im März 1942 seine Tätigkeit als Lehrer.
Im Februar 1940 wurde er zum aktiven Wehrdienst einberufen. Er nahm als Soldat am Krieg in Belgien und Frankreich teil; er wurde am 29. Juli 1941 wegen einer [[Tuberkulose]]erkrankung als „Schütze der Reserve“ entlassen. Aus dem gleichen Grund endete im März 1942 seine Tätigkeit als Lehrer.


Die folgenden Jahre brachte Petzold immer wieder in Krankenhäusern und Heilstätten zu, bis er nach einer erfolgreichen [[Thorax]]-Operation begrenzt arbeitsfähig war und 1952 Kantor in [[Bad Berka]] / Thüringen wurde. An der [[Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar]] nahm er als Gasthörer am Unterricht im [[Tonsatz]] bei [[Johann Cilensek]] teil und bildete sich im [[Orgel]]spiel weiter. 1957 wurde ihm die Dienstbezeichnung [[Kirchenmusikdirektor]] verliehen.
Die folgenden Jahre brachte Petzold immer wieder in Krankenhäusern und Heilstätten zu, bis er nach einer erfolgreichen [[Thorax]]-Operation begrenzt arbeitsfähig war und 1952 Kantor in [[Bad Berka]] / Thüringen wurde. An der [[Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar]] nahm er als Gasthörer am Unterricht im [[Tonsatz]] bei [[Johann Cilenšek]] teil und bildete sich im [[Orgel]]spiel weiter. 1957 wurde ihm die Dienstbezeichnung [[Kirchenmusikdirektor]] verliehen.


Im November 1961 erfolgte die Berufung an die Thüringer Kirchenmusikschule Eisenach als Dozent für Tonsatz, [[Geschichte der Musik|Musikgeschichte]] und Gehörbildung. Neben seiner Lehrtätigkeit übernahm er zahlreiche Singdienste bei Singwochen, Chortreffen und Gemeindeveranstaltungen. 1977 ging er in den Ruhestand.
Im November 1961 erfolgte die Berufung an die Thüringer Kirchenmusikschule Eisenach als Dozent für Tonsatz, [[Geschichte der Musik|Musikgeschichte]] und Gehörbildung. Neben seiner Lehrtätigkeit übernahm er zahlreiche Singdienste bei Singwochen, Chortreffen und Gemeindeveranstaltungen. 1977 ging er in den Ruhestand.
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== Werke (Auswahl) ==
== Werke (Auswahl) ==
*Gelobt sei deine Treu (Melodie 1937) [[Merseburger Verlag]]
* ''Gelobt sei deine Treu.'' (Melodie, 1937) Merseburger Verlag; EG Württemberg 665.
*Die Nacht ist vorgedrungen (Melodie 1938) [[Bärenreiter-Verlag|Bärenreiter Verlag]], [[Evangelisches Gesangbuch|EG]] 16, [[Gotteslob|GL]] 111
* ''Die Nacht ist vorgedrungen.'' (Melodie, 1938) Bärenreiter-Verlag; [[Evangelisches Gesangbuch|EG]] 16,<ref>{{Liederkunde|2|11|16|16|Die Nacht ist vorgedrungen|Frieder Schulz}}</ref> [[Gotteslob|GL]] 220.
*Gott Vater, du hast deinen Namen (Melodie 1941), EG 208
* ''Gott Vater, du hast deinen Namen.'' (Melodie, 1941), EG 208.<ref>{{Liederkunde|8|16|19|208|Gott Vater, du hast deinen Namen|Werner Merten}}</ref>
*Gott, weil er groß ist (Kanon 1942) [[Merseburger Verlag]], EG 411
* ''Gott, weil er groß ist.'' (Kanon, 1942) Merseburger Verlag; EG 411.
*Der hat sein Leben am besten verbracht (Kanon 1946) [[Christlicher Sängerbund|Verlag Singende Gemeinde]]
* ''Der hat sein Leben am besten verbracht.'' (Kanon, 1946) Merseburger Verlag.
*Dich, Schöpfer, lobt die ganze Welt (Melodie und Chorsatz 1947) [[Merseburger Verlag]]
* ''Dich, Schöpfer, lobt die ganze Welt.'' (Melodie und Chorsatz, 1947) Merseburger Verlag.
*Unser täglich Brot (Kantate nach Texten von Arno Pötzsch 1951) [[Strube-Verlag]]
* ''Unser täglich Brot.'' (Kantate nach Texten von [[Arno Pötzsch]], 1951) Strube-Verlag.
** darin das Lied: ''Herr Gott, gib uns das täglich Brot'' (Melodie, 1951), [[Evangelisches Gesangbuch|EG]] Regionalteile Nordelbien 630 bzw. Niedersachsen und Bremen sowie Oldenburg 633, Text von [[Arno Pötzsch]]
*Motetten aus Kirchenlied und Bibelwort [[Evangelische Verlagsanstalt]] Berlin 1962
* ''Motetten aus Kirchenlied und Bibelwort.'' Evangelische Verlagsanstalt, Berlin 1962.
*Das ist mir lieb, daß du mich hörst (Melodie 1966), EG 292
* ''Wunderbarer König.'' (Lied-Kantate für Chor, Solo-Sopran, Bläserchor, Soloposaune und Orgel, 1963) Wartburg Verlag, 2012.
*Es kommt ein Schiff, geladen (Neun Variationen für die Orgel 1969, nicht veröffentlicht)
*Ich will dem Herrn singen mein Leben lang (Kanon 1969), EG 340
* ''Das ist mir lieb, daß du mich hörst.'' (Melodie, 1966), EG 292.
* ''Es kommt ein Schiff, geladen.'' (Neun Variationen für die Orgel, 1969, nicht veröffentlicht)
*Ohren gabst du mir (Melodie 1972), EG 236
* ''Ich will dem Herrn singen mein Leben lang.'' (Kanon, 1969), EG 340.
*Acht Chorverse für Tauf- und Segnungsgottesdienste und für den allgemeinen liturgischen Gebrauch (1973) [[Christlicher Sängerbund|Verlag Singende Gemeinde]]
* ''Ohren gabst du mir.'' (Melodie, 1972), EG 236.<ref>{{Liederkunde|14|44|48|236|Ohren gabst du mir|Alexander Völker}}</ref>
*Herr, unser Herrscher (Text und Melodie 1975) [[Strube-Verlag]], EG 270
* ''Acht Chorverse für Tauf- und Segnungsgottesdienste und für den allgemeinen liturgischen Gebrauch.'' (1973) Verlag Singende Gemeinde.
*Sonnengesang (Kantate nach Franz von Assisi für Kinderchor, Solostimmen, Flöte und Orgel 1975) [[Strube-Verlag]] 1992
* ''Herr, unser Herrscher.'' (Text und Melodie, 1975) Strube-Verlag; EG 270.<ref>{{Liederkunde|13|60|62|270|Herr unser Herrscher, wie herrlich bist du|Joachim Stalmann}}</ref>
*Stillung des Sturms (Motette 1975) [[Deutscher Verlag für Musik Leipzig]] ([[Breitkopf & Härtel]])
* ''Sonnengesang'' Kantate nach der [[Sonnengesang (Franz von Assisi)|Dichtung]] von [[Franz von Assisi]], für Kinderchor, Solostimmen, Flöte und Orgel, 1975. Strube-Verlag, 1992.
*Ist Gott für mich (Choralfantasie für Trompete, einstimmigen Chor und Orgel 1975) [[Loosmann-Musikverlag]] 2005
* ''Stillung des Sturms.'' (Motette, 1975) Deutscher Verlag für Musik Leipzig (Breitkopf & Härtel)
*Wie die Träumenden werden wir sein (Melodie 1985) [[Strube-Verlag]]
* ''Ist Gott für mich.'' (Choralfantasie für Trompete, einstimmigen Chor und Orgel, 1975) Loosmann-Musikverlag, 2005.
*Gott sandte den Sohn (Melodie 1985) [[Verlag Singende Gemeinde]], [[Gesangbuch der Evangelisch-methodistischen Kirche|GEmK 389]], Gesangbuch der [[Herrnhuter Brüdergemeine|Evangelischen Brüdergemeine]] 228
* ''Wie die Träumenden werden wir sein.'' (Melodie, 1985) Strube-Verlag.
*Psalmlieder und -motetten, zusammengestellt von Hartmut Bietz [[Evangelische Verlagsanstalt]] Berlin 1987 [[Strube-Verlag]]
* ''Gott sandte den Sohn.'' (Melodie, 1985) Verlag Singende Gemeinde; [[Gesangbuch der Evangelisch-methodistischen Kirche|GEmK 389]], Gesangbuch der [[Herrnhuter Brüdergemeine|Evangelischen Brüdergemeine]] 228.
* ''Psalmlieder und -motetten.'' Zusammengestellt von Hartmut Bietz. Evangelische Verlagsanstalt, Berlin 1987 / Strube-Verlag.


== Literatur ==
== Literatur ==
* Wolfgang Herbst (Hg.): ''Wer ist wer im Gesangbuch?'' Göttingen 2001 ISBN 3-525-50323-7 S. 239-241
* Wolfgang Herbst (Hg.): ''Wer ist wer im Gesangbuch?'' Göttingen 2001, ISBN 3-525-50323-7, S. 239–241 ({{Google Buch|BuchID=b_aO9wVNulYC|Seite=239|Hervorhebung="Petzold, Johannes"}}).
* Gerhard Hahn und Jürgen Henkys (Hg.): ''Liederkunde zum Evangelischen Gesangbuch'' Heft 2 Göttingen 2001 ISBN 3-525-50321-0 S. 11-16, Heft 8 Göttingen 2003 ISBN 3-525-50331-8 S. 16-19, Heft 13 Göttingen 2007 ISBN 978-3-525-50337-9 S. 60-62 und 76-79, Heft 14 Göttingen 2008 ISBN 978-3-525-50338-6 S. 44 - 48


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* {{DNB-Portal|129215376|TYP=Werke von und über}}
* {{DNB-Portal|129215376|TYP=Werke von und über}}
*[http://www.johannespetzold.klingendekette.de/ Johannes Petzold Werkverzeichnis und Lebenslauf]
* [https://www.johannes-petzold.de/ Johannes Petzold Werk und Leben]
*[http://www.carus-verlag.com/index.php3?BLink=kkperson&PersonID=454 Werke im Carus-Verlag]
* [https://www.carus-verlag.com/index.php3?BLink=kkperson&PersonID=454 Werke im Carus-Verlag]
*[http://www.cs-vsg.de/download/chorverse.pdf Lesetexte zu 'Acht Chorverse' von Horst Krüger] (PDF-Datei; 41&nbsp;kB)
* [https://www.cs-vsg.de/download/chorverse.pdf Lesetexte zu 'Acht Chorverse' von Horst Krüger] (PDF-Datei; 41&nbsp;kB)


== Einzelnachweise ==
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<references />
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Aktuelle Version vom 6. März 2024, 05:18 Uhr

Johannes Petzold (* 24. Oktober 1912 in Plauen, Vogtland; † 19. Mai 1985 in Eisenach) war ein deutscher Kirchenmusiker, Komponist mehrerer Gesangbuchlieder und Dozent an der Thüringer Kirchenmusikschule.

Johannes Petzold, 1983

Johannes Petzold, Sohn eines Musterzeichners in der Spitzen- und Gardinenindustrie seiner Heimatstadt, studierte in Leipzig 1932–1935 Pädagogik mit dem Hauptfach Musik. Einen Monat nach seiner Immatrikulation wurde er Mitglied im „Neuen Sächsischen Lehrerverein“ (30. Mai 1932). Infolge der Gleichschaltung der Lehrervereine gehörte er ab 1. Mai 1933 dem Nationalsozialistischen Lehrerbund an[1]. Am 7. Juli 1933 trat er der SA bei. Nach dem Studium arbeitete er als Volksschullehrer in kleinen Dörfern des Vogtlandes und Erzgebirges. Als „Junglehrer“ wurde er mit Wirkung vom 1. Mai 1937 Mitglied der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (Mitgliedsnummer 5.816.055, datiert vom 15. Juni 1938).

Schon am Beginn seines Studiums kam er in Kontakt mit der Singbewegung und nahm an Singwochen mit Alfred Stier und Hugo Distler teil. Die lebenslange Freundschaft und Zusammenarbeit mit Samuel Rothenberg begann im Herbst 1932 mit einer gemeinsamen Chorfahrt durch Sachsen. Frühe Kompositionen und Texte Petzolds wurden bis 1945 in dessen Selbstverlag veröffentlicht.

Am 26. März 1940 heiratete er die Gemeindehelferin Hiltrud Schaale. Sie gehörte zur Bekennenden Kirche und war im Zusammenhang mit ihrer Arbeit mehrfach in Konflikt mit den Behörden und der Gestapo gekommen. Beide verband eine handwerklich-kreative Beziehung zur Musik. Auch sie komponierte und schrieb Gedichte, von denen er einige vertonte.

Im Februar 1940 wurde er zum aktiven Wehrdienst einberufen. Er nahm als Soldat am Krieg in Belgien und Frankreich teil; er wurde am 29. Juli 1941 wegen einer Tuberkuloseerkrankung als „Schütze der Reserve“ entlassen. Aus dem gleichen Grund endete im März 1942 seine Tätigkeit als Lehrer.

Die folgenden Jahre brachte Petzold immer wieder in Krankenhäusern und Heilstätten zu, bis er nach einer erfolgreichen Thorax-Operation begrenzt arbeitsfähig war und 1952 Kantor in Bad Berka / Thüringen wurde. An der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar nahm er als Gasthörer am Unterricht im Tonsatz bei Johann Cilenšek teil und bildete sich im Orgelspiel weiter. 1957 wurde ihm die Dienstbezeichnung Kirchenmusikdirektor verliehen.

Im November 1961 erfolgte die Berufung an die Thüringer Kirchenmusikschule Eisenach als Dozent für Tonsatz, Musikgeschichte und Gehörbildung. Neben seiner Lehrtätigkeit übernahm er zahlreiche Singdienste bei Singwochen, Chortreffen und Gemeindeveranstaltungen. 1977 ging er in den Ruhestand.

Sein Sohn Dietrich Petzold (* 1954) ist Geiger, Komponist und Hörbuchregisseur.

Johannes Petzold hat zahlreiche Melodien, Kanons, Chor- und Bläsersätze, Orgelvorspiele, Motetten und Kantaten komponiert. Sie sind größtenteils in Sammlungen enthalten, zum Beispiel in Liedblättern des Christlichen Sängerbundes. Evangelische, katholische und freikirchliche Gesangbücher in Deutschland, Österreich, Japan, der Schweiz und Skandinavien enthalten seine Melodien. Zu seinen bekanntesten Werken gehört die Melodie zu Jochen Kleppers AdventsliedDie Nacht ist vorgedrungen“.

Werke (Auswahl)

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  • Gelobt sei deine Treu. (Melodie, 1937) Merseburger Verlag; EG Württemberg 665.
  • Die Nacht ist vorgedrungen. (Melodie, 1938) Bärenreiter-Verlag; EG 16,[2] GL 220.
  • Gott Vater, du hast deinen Namen. (Melodie, 1941), EG 208.[3]
  • Gott, weil er groß ist. (Kanon, 1942) Merseburger Verlag; EG 411.
  • Der hat sein Leben am besten verbracht. (Kanon, 1946) Merseburger Verlag.
  • Dich, Schöpfer, lobt die ganze Welt. (Melodie und Chorsatz, 1947) Merseburger Verlag.
  • Unser täglich Brot. (Kantate nach Texten von Arno Pötzsch, 1951) Strube-Verlag.
    • darin das Lied: Herr Gott, gib uns das täglich Brot (Melodie, 1951), EG Regionalteile Nordelbien 630 bzw. Niedersachsen und Bremen sowie Oldenburg 633, Text von Arno Pötzsch
  • Motetten aus Kirchenlied und Bibelwort. Evangelische Verlagsanstalt, Berlin 1962.
  • Wunderbarer König. (Lied-Kantate für Chor, Solo-Sopran, Bläserchor, Soloposaune und Orgel, 1963) Wartburg Verlag, 2012.
  • Das ist mir lieb, daß du mich hörst. (Melodie, 1966), EG 292.
  • Es kommt ein Schiff, geladen. (Neun Variationen für die Orgel, 1969, nicht veröffentlicht)
  • Ich will dem Herrn singen mein Leben lang. (Kanon, 1969), EG 340.
  • Ohren gabst du mir. (Melodie, 1972), EG 236.[4]
  • Acht Chorverse für Tauf- und Segnungsgottesdienste und für den allgemeinen liturgischen Gebrauch. (1973) Verlag Singende Gemeinde.
  • Herr, unser Herrscher. (Text und Melodie, 1975) Strube-Verlag; EG 270.[5]
  • Sonnengesang – Kantate nach der Dichtung von Franz von Assisi, für Kinderchor, Solostimmen, Flöte und Orgel, 1975. Strube-Verlag, 1992.
  • Stillung des Sturms. (Motette, 1975) Deutscher Verlag für Musik Leipzig (Breitkopf & Härtel)
  • Ist Gott für mich. (Choralfantasie für Trompete, einstimmigen Chor und Orgel, 1975) Loosmann-Musikverlag, 2005.
  • Wie die Träumenden werden wir sein. (Melodie, 1985) Strube-Verlag.
  • Gott sandte den Sohn. (Melodie, 1985) Verlag Singende Gemeinde; GEmK 389, Gesangbuch der Evangelischen Brüdergemeine 228.
  • Psalmlieder und -motetten. Zusammengestellt von Hartmut Bietz. Evangelische Verlagsanstalt, Berlin 1987 / Strube-Verlag.

Einzelnachweise

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  1. Fred K. Prieberg: Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945. CD-Rom-Lexikon, Kiel 2004, S. 5538.
  2. Frieder Schulz: 16 – Die Nacht ist vorgedrungen. In: Gerhard Hahn, Jürgen Henkys (Hrsg.): Liederkunde zum Evangelischen Gesangbuch. Band 2. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-50321-0, S. 11–16.
  3. Werner Merten: 208 – Gott Vater, du hast deinen Namen. In: Gerhard Hahn, Jürgen Henkys (Hrsg.): Liederkunde zum Evangelischen Gesangbuch. Band 8. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2003, ISBN 3-525-50331-8, S. 16–19.
  4. Alexander Völker: 236 – Ohren gabst du mir. In: Wolfgang Herbst, Ilsabe Seibt (Hrsg.): Liederkunde zum Evangelischen Gesangbuch. Band 14. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2008, ISBN 978-3-525-50338-6, S. 44–48.
  5. Joachim Stalmann: 270 – Herr unser Herrscher, wie herrlich bist du. In: Gerhard Hahn, Jürgen Henkys (Hrsg.): Liederkunde zum Evangelischen Gesangbuch. Band 13. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2007, ISBN 978-3-525-50337-9, S. 60–62.