„Boys Love“ – Versionsunterschied

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[[Datei:JackXArik.png|mini|Ein Beispiel für ein von ''Boys’ love'' inspiriertes Kunstwerk. Die schlanken, semi-[[Androgynie|androgynen]] körperlichen Merkmale der Charaktere sind typisch für ''[[bishōnen]]'' (wörtlich „schöne Jungs“), die in ''Boys’-love''-Medien üblich sind.]]
[[Datei:JackXArik.png|mini|Ein Beispiel für ein von ''Boys’ love'' inspiriertes Kunstwerk. Die schlanken, semi-[[Androgynie|androgynen]] körperlichen Merkmale der Charaktere sind typisch für ''[[bishōnen]]'' (wörtlich „schöne Jungs“), die in ''Boys’-love''-Medien üblich sind.]]


'''Boys Love''' (ボーイズ ラブ, ''bōizu rabu'', ein [[Wasei eigo|wasei-eigo]]) und die Abkürzung '''BL''' (ビーエル, ''bīeru'') ist ein aus Japan stammendes Genre fiktionaler Medien, dessen Inhalt homoromantische bis [[Homosexualität|homoerotisch-pornografische]] Beziehungen zwischen männlichen Charakteren sind. Es wird in der Regel von Frauen für Frauen geschaffen und unterscheidet sich von den homoerotischen Medien, die sich an schwule Männer richten, zieht aber auch ein männliches Publikum an und kann von männlichen Autoren produziert werden. Es umfasst ein breites Spektrum an Medien, darunter [[Manga]], [[Anime]], [[Hörspiel]]e, Romane, [[Light Novel]]s, [[Fan-Fiction|Fanfictions]], Videospiele, Fernsehserien, Filme, [[Fanartikel]] und [[Dienstleistung]]en.<ref>{{Internetquelle |autor=Luo Wen |url=https://thesmartlocal.com/japan/ikebukuro-boys-bl-gakuen/ |titel=Ikebukuro Boys BL Gakuen: A Boys’ Love Cafe With Live Roleplaying |werk=TheSmartLocal Japan – Travel, Lifestyle, Culture & Language Guide |datum=2021-05-11 |abruf=2022-04-09 |sprache=en-US}}</ref> Boys Love entstand ab den 1970er Jahren aus älteren, mit Homoerotik befassten Genres, damals noch unter der Bezeichnung ''[[Shōnen-ai]]''. Ab den 2000er Jahren gewann das Genre eine starke globale Präsenz durch internationale Lizenzierung und Vertrieb sowie durch die unlizenzierte Verbreitung von Werken durch ''Boys' love''-Fans im Internet. Boys Love-Werke, -Kultur und -Fangemeinde wurden von Wissenschaftlern und Journalisten weltweit untersucht und diskutiert.
'''Boys Love''' (ボーイズ ラブ, ''bōizu rabu'', ein [[Wasei eigo|wasei-eigo]]) und die Abkürzung '''BL''' (ビーエル, ''bīeru'') ist ein aus Japan stammendes Genre fiktionaler Medien, dessen Inhalt homoromantische bis [[Homosexualität|homoerotisch-pornografische]] Beziehungen zwischen männlichen Charakteren sind. Es wird in der Regel von Frauen für Frauen geschaffen und unterscheidet sich von den homoerotischen Medien, die sich an schwule Männer richten, zieht aber auch ein männliches Publikum an und kann von männlichen Autoren produziert werden. Es umfasst ein breites Spektrum an Medien, darunter [[Manga]], [[Anime]], [[Hörspiel]]e, Romane, [[Light Novel]]s, [[Fan-Fiction|Fanfictions]], Videospiele, Fernsehserien, Filme, [[Fanartikel]] und [[Dienstleistung]]en.<ref>{{Internetquelle |autor=Luo Wen |url=https://thesmartlocal.com/japan/ikebukuro-boys-bl-gakuen/ |titel=Ikebukuro Boys BL Gakuen: A Boys’ Love Cafe With Live Roleplaying |werk=TheSmartLocal Japan – Travel, Lifestyle, Culture & Language Guide |datum=2021-05-11 |sprache=en-US |abruf=2022-04-09}}</ref> Boys Love entstand ab den 1970er Jahren aus älteren, mit Homoerotik befassten Genres, damals noch unter der Bezeichnung ''[[Shōnen-ai]]''. Ab den 2000er Jahren gewann das Genre eine starke globale Präsenz durch internationale Lizenzierung und Vertrieb sowie durch die unlizenzierte Verbreitung von Werken durch ''Boys-Love''-Fans im Internet. Boys-Love-Werke, -Kultur und -Fangemeinde wurden von Wissenschaftlern und Journalisten weltweit untersucht und diskutiert.


''Boys love'' und ''BL'' sind die Oberbegriffe für diese Art von Medien in und außerhalb Japans, stehen aber auch in Konkurrenz zu anderen Begriffen, die je nach Kontext und Autor alternativ oder für Untergruppen des Genres verwendet werden. Insbesondere ''[[Yaoi]]'' kommt als alternativer Oberbegriff vor. In westlichen Fanszenen hat sich daneben ein Gegensatzpaar von ''Shōnen-ai'' für romantische Werke (fast) ohne Sexszenen und Yaoi für erotische bis pornografische Werke herausgebildet.
''Boys love'' und ''BL'' sind die Oberbegriffe für diese Art von Medien in und außerhalb Japans, stehen aber auch in Konkurrenz zu anderen Begriffen, die je nach Kontext und Autor alternativ oder für Untergruppen des Genres verwendet werden. Insbesondere ''[[Yaoi]]'' kommt als alternativer Oberbegriff vor. In westlichen Fanszenen hat sich daneben ein Gegensatzpaar von ''Shōnen-ai'' für romantische Werke (fast) ohne Sexszenen und Yaoi für erotische bis pornografische Werke herausgebildet.
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;Boys love (ボーイズ ラブ, ''bōizu rabu'')
;Boys love (ボーイズ ラブ, ''bōizu rabu'')
:Typischerweise wird der Begriff als Akronym '''BL''' (ビーエル, bīeru) oder alternativ als „boy's love“ geschrieben und ist eine [[Wasei eigo|''wasei-eigo'']]-Konstruktion, die von der wörtlichen englischen Übersetzung von ''shōnen-ai'' abgeleitet ist.<ref name=":0">{{Literatur |Autor=Ágnes Zsila, Dru Pagliassotti, Róbert Urbán, Gábor Orosz, Orsolya Király |Titel=Loving the love of boys: Motives for consuming yaoi media |Sammelwerk=PLoS ONE |Band=13 |Nummer=6 |Datum=2018-06-14 |ISSN=1932-6203 |Seiten=e0198895 |DOI=10.1371/journal.pone.0198895 |PMC=6002055 |PMID=29902228}}</ref> Der Begriff tauchte in den 1990er Jahren für kommerzielle Veröffentlichungen des Genres auf, kann aber auch für nicht kommerzielle Werke verwendet werden.<ref name=":1">{{Literatur |Autor=Mark McLelland, James Welker |Titel=An Introduction to “Boys Love” in Japan |Sammelwerk=Boys Love Manga and Beyond |Verlag=University Press of Mississippi |Datum=2015 |ISBN=978-1-62846-119-0 |Seiten=5-8 |Sprache=en |Online=https://www.universitypressscholarship.com/10.14325/mississippi/9781628461190.001.0001/upso-9781628461190-chapter-1 |Abruf=2022-05-19 |DOI=10.14325/mississippi/9781628461190.001.0001/upso-9781628461190-chapter-1}}</ref> 1994 wurde der Begriff durch die Zeitschrift ''Puff'' populär<ref name=":3" /> und wurde von den Verlagen als Genrebezeichnung übernommen, da man sich so von früheren Publikationen, deren Ästhetik und Vorurteilen abgrenzen konnte.<ref name=":210" /> Ab den 2000er Jahren erlangte er in Japan größere Bekanntheit auch über die Fan- und Verlagsszene des Genres hinaus.<ref name=":53">Kamm, 2010, S. 1–6.</ref>
:Typischerweise wird der Begriff als Akronym '''BL''' (ビーエル, bīeru) oder alternativ als „boy's love“ geschrieben und ist eine [[Wasei eigo|''wasei-eigo'']]-Konstruktion, die von der wörtlichen englischen Übersetzung von ''shōnen-ai'' abgeleitet ist.<ref name=":0">{{Literatur |Autor=Ágnes Zsila, Dru Pagliassotti, Róbert Urbán, Gábor Orosz, Orsolya Király |Titel=Loving the love of boys: Motives for consuming yaoi media |Sammelwerk=PLoS ONE |Band=13 |Nummer=6 |Datum=2018-06-14 |ISSN=1932-6203 |Seiten=e0198895 |DOI=10.1371/journal.pone.0198895 |PMC=6002055 |PMID=29902228}}</ref> Der Begriff tauchte in den 1990er Jahren für kommerzielle Veröffentlichungen des Genres auf, kann aber auch für nicht-kommerzielle Werke verwendet werden, und löste die Bezeichnung ''Shōnen-ai'' ab.<ref name=":132">{{Literatur |Autor=Michiko Mae |Titel=Die Mädchen-Revolution durch shōjo (Mädchen)-Manga |Sammelwerk=Japanische Populärkultur und Gender |Verlag=Springer Fachmedien Wiesbaden |Ort=Wiesbaden |Datum=2016 |ISBN=978-3-658-10062-9 |Seiten=27, 32f, 47}}</ref><ref name=":1">{{Literatur |Autor=Mark McLelland, James Welker |Titel=An Introduction to “Boys Love” in Japan |Sammelwerk=Boys Love Manga and Beyond |Verlag=University Press of Mississippi |Datum=2015 |Sprache=en |ISBN=978-1-62846-119-0 |Seiten=5-8}}</ref> 1994 wurde der Begriff durch die Zeitschrift ''Puff'' populär<ref name=":3" /> und wurde von den Verlagen als Genrebezeichnung übernommen, da man sich so von früheren Publikationen, deren Ästhetik und Vorurteilen abgrenzen konnte.<ref name=":210" /> Ab den 2000er Jahren erlangte er in Japan größere Bekanntheit auch über die Fan- und Verlagsszene des Genres hinaus.<ref name=":53">Kamm, 2010, S. 1–6.</ref>


;''[[Shōnen Ai|Shōnen-ai]] (少年愛)''
;''[[Shōnen Ai|Shōnen-ai]] (少年愛)''
:Während der Begriff ''Shōnen-ai'' historisch gesehen [[Ephebophilie]] oder [[Päderastie]] bezeichnete, wurde er ab den 1970er Jahren verwendet, um ein neues Genre von [[Shōjo|Mädchenmanga]] zu beschreiben, in dem es um Romanzen zwischen [[Androgynie|androgynen]] oder [[Effemination|effeminierten]] männliche Charakteren geht.<ref name=":16">{{Literatur |Autor=J. Welker |Titel=Beautiful, Borrowed, and Bent: “Boys’ Love” as Girls’ Love in Shôjo Manga |Sammelwerk=Signs: Journal of Women in Culture and Society |Datum=2006 |Sprache=en |Online=https://www.semanticscholar.org/paper/Beautiful,-Borrowed,-and-Bent:-%E2%80%9CBoys%E2%80%99-Love%E2%80%9D-as-Love-Welker/95a311eb404d8990c612ceb2047431a67d57635f |Abruf=2022-03-13 |DOI=10.1086/498987}}</ref> Frühe Shōnen-ai-Werke wurden von der [[Europäische Literatur|europäischen Literatur]] und den [[Bildungsroman]]en inspiriert,<ref name="Bauer p.82">{{Literatur |Autor=Carola Bauer |Titel=Naughty girls and gay male romance/porn : slash fiction, boys' love manga, and other works by Female „Cross-Voyeurs“ in the U.S. Academic Discourses |Verlag=Anchor Academic Publishing |Datum=2013 |ISBN=978-3-95489-001-9 |Seiten=82}}</ref> erzählen tragische Geschichten an exotischen (europäischen) Schauplätzen<ref name=":210" /> und enthalten oft Bezüge zu Literatur, Geschichte, Wissenschaft und Philosophie.<ref name=":10">{{Literatur |Autor=Sherrie A, Inness, Kazuko |Hrsg=Sherrie |Titel="Pornography or Therapy? Japanese Girls Creating the Yaoi Phenomenon". Millennium Girls: Today's Girls Around the World. |Verlag=Rowman & Littlefield |Datum=1998 |ISBN=978-0-8476-9137-1 |Seiten=250-251 |Sprache=en |Online=https://books.google.at/books?id=dAWOC4f9f-EC&pg=PA237&lpg=PA237&dq=Millennium+girls+:+today's+girls+around+the+world+read+online&source=bl&ots=-4TeG0xGtl&sig=ACfU3U0ukFnrynjYr8kmd8BM7HxA4ll0Lw&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwju3sLZwIL3AhU9g_0HHWbVAvEQ6AF6BAg6EAM#v=onepage&q=science&f=false |Abruf=2022-04-07 |Umfang=304}}</ref> Außerhalb Japans, so auch im deutschsprachigen Raum,<ref name=":210" /> wurde der Begriff ab 2000 verwendet, um Titel zu beschreiben, die sich mehr auf Romanzen als auf explizite sexuelle Inhalte konzentrieren.<ref name=":40" /><ref name=":41" />
:Während der Begriff ''Shōnen-ai'' historisch gesehen [[Ephebophilie]] oder [[Päderastie]] bezeichnete, wurde er ab den 1970er Jahren verwendet, um ein neues Genre von [[Shōjo|Mädchenmanga]] zu beschreiben, in dem es um Romanzen zwischen [[Androgynie|androgynen]] oder [[Effemination|effeminierten]] männliche Charakteren geht.<ref name=":16">{{Literatur |Autor=J. Welker |Titel=Beautiful, Borrowed, and Bent: “Boys’ Love” as Girls’ Love in Shôjo Manga |Sammelwerk=Signs: Journal of Women in Culture and Society |Datum=2006 |Sprache=en |Online=https://www.semanticscholar.org/paper/Beautiful,-Borrowed,-and-Bent:-%E2%80%9CBoys%E2%80%99-Love%E2%80%9D-as-Love-Welker/95a311eb404d8990c612ceb2047431a67d57635f |Abruf=2022-03-13 |DOI=10.1086/498987}}</ref> Frühe Shōnen-ai-Werke wurden von der [[Europäische Literatur|europäischen Literatur]] und den [[Bildungsroman]]en inspiriert,<ref name="Bauer p.82">{{Literatur |Autor=Carola Bauer |Titel=Naughty girls and gay male romance/porn : slash fiction, boys' love manga, and other works by Female „Cross-Voyeurs“ in the U.S. Academic Discourses |Verlag=Anchor Academic Publishing |Datum=2013 |ISBN=978-3-95489-001-9 |Seiten=82}}</ref> erzählen tragische Geschichten an exotischen (europäischen) Schauplätzen<ref name=":210" /> und enthalten oft Bezüge zu Literatur, Geschichte, Wissenschaft und Philosophie.<ref name=":10">{{Literatur |Autor=Sherrie A, Inness, Kazuko |Hrsg=Sherrie |Titel="Pornography or Therapy? Japanese Girls Creating the Yaoi Phenomenon". Millennium Girls: Today's Girls Around the World. |Verlag=Rowman & Littlefield |Datum=1998 |ISBN=0-8476-9137-3 |Seiten=250-251 |Sprache=en |Online=https://books.google.at/books?id=dAWOC4f9f-EC&pg=PA237&lpg=PA237&dq=Millennium+girls+:+today's+girls+around+the+world+read+online&source=bl&ots=-4TeG0xGtl&sig=ACfU3U0ukFnrynjYr8kmd8BM7HxA4ll0Lw&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwju3sLZwIL3AhU9g_0HHWbVAvEQ6AF6BAg6EAM#v=onepage&q=science&f=false |Abruf=2022-04-07 |Umfang=304}}</ref> Außerhalb Japans, so auch im deutschsprachigen Raum,<ref name=":210" /> wurde der Begriff ab 2000 verwendet, um Titel zu beschreiben, die sich mehr auf Romanzen als auf explizite sexuelle Inhalte konzentrieren.<ref name=":40" /><ref name=":41" />


;''Tanbi'' ''(耽美, wörtlich: [[Ästhetizismus]])''
;''Tanbi'' ''(耽美, wörtlich: [[Ästhetizismus]])''
:Das Subgenre konzentriert sich auf die Verehrung der Schönheit und auf Romanzen zwischen älteren Männern und schönen Jugendlichen.<ref name=":13">{{Literatur |Autor=Keith Vincent |Titel=A Japanese Electra and Her Queer Progeny |Sammelwerk=Mechademia |Band=2 |Nummer=1 |Datum=2007 |ISSN=2152-6648 |Seiten=64–79 |Sprache=en |Online=https://muse.jhu.edu/article/368281 |Abruf=2022-03-14 |DOI=10.1353/mec.0.0000}}</ref> ''Tanbi'' als Begriff und Konzept ist älter als die in den 1970er Jahren aufkommenden männlichen Liebesromane, die ursprünglich Erzählungen über Homosexualität von Autoren wie [[Mishima Yukio|Yukio Mishima]], [[Kawabata Yasunari|Yasunari Kawabata]] und [[Tanizaki Jun’ichirō|Jun'ichirō Tanizaki]] beschrieben.<ref>{{Literatur |Autor=Ting-Ting Wang |Titel=Tanbi Novels and Fujoshi: A New Romance for Young Chinese Women |Sammelwerk=Arts: A Science Matter |Reihe=Science Matters Series |Band=Volume 2 |Nummer=Volume 2 |Verlag=WORLD SCIENTIFIC |Datum=2011 |ISBN=978-981-4324-93-9 |Seiten=317–332 |Sprache=en |Online=https://www.worldscientific.com/doi/abs/10.1142/9789814324946_0015 |Abruf=2022-05-18 |DOI=10.1142/9789814324946_0015}}</ref>
:Das Subgenre konzentriert sich auf die Verehrung der Schönheit und auf Romanzen zwischen älteren Männern und schönen Jugendlichen.<ref name=":13">{{Literatur |Autor=Keith Vincent |Titel=A Japanese Electra and Her Queer Progeny |Sammelwerk=Mechademia |Band=2 |Nummer=1 |Datum=2007 |ISSN=2152-6648 |Seiten=64–79 |Sprache=en |Online=https://muse.jhu.edu/article/368281 |Abruf=2022-03-14 |DOI=10.1353/mec.0.0000}}</ref> ''Tanbi'' als Begriff und Konzept ist älter als die in den 1970er Jahren aufkommenden männlichen Liebesromane, die ursprünglich Erzählungen über Homosexualität von Autoren wie [[Mishima Yukio|Yukio Mishima]], [[Kawabata Yasunari|Yasunari Kawabata]] und [[Tanizaki Jun’ichirō|Jun’ichirō Tanizaki]] beschrieben.<ref>{{Literatur |Autor=Ting-Ting Wang |Titel=Tanbi Novels and Fujoshi: A New Romance for Young Chinese Women |Sammelwerk=Arts: A Science Matter |Reihe=Science Matters Series |Band=Volume 2 |Nummer=Volume 2 |Verlag=WORLD SCIENTIFIC |Datum=2011 |ISBN=978-981-4324-93-9 |Seiten=317–332 |Sprache=en |Online=https://www.worldscientific.com/doi/abs/10.1142/9789814324946_0015 |Abruf=2022-05-18 |DOI=10.1142/9789814324946_0015}}</ref>
;''June'' (ジュネ, <small>Japanische Aussprache:</small> [d͡ʑu͍ ne])
;''June'' (ジュネ, <small>Japanische Aussprache:</small> [d͡ʑu͍ ne])
:Abgeleitet von dem [[June (Magazin)|gleichnamigen Manga-Magazin]], das 1978 zum ersten Mal erschien, wurde der Begriff ursprünglich verwendet, um Werke zu beschreiben, die dem Kunststil der in diesem Magazin veröffentlichten Mangas ähnelten.<ref name=":4">{{Internetquelle |url=http://www.aestheticism.com/visitors/reference/jpnse_def/index.htm |titel=Aestheticism Articles {{!}} Yaoi etc definitions |datum=2009-06-05 |abruf=2022-03-14 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20090605111837/http://www.aestheticism.com/visitors/reference/jpnse_def/index.htm |archiv-datum=2009-06-05 |offline= |archiv-bot=2022-10-13 10:00:20 InternetArchiveBot }}</ref> Dieser war geprägt durch die ''Tanbi''-Ästhetik und durch Geschichten von tragischen Schicksalen, die durch die Liebe zwischen zwei Männern „geheilt“ werden.<ref name=":210" /> Der Begriff wird auch verwendet, um [[Dōjinshi|Amateurwerke]] zu beschreiben, die männliche Homosexualität darstellen und keine [[Bearbeitung (Urheberrecht)|abgeleiteten Werke]] sind, wie es bei Yaoi üblich ist.<ref name=":1" /> In den 1990er Jahren wurde der Begriff weitgehend zugunsten von ''Boys Love'' aufgegeben. Es wird vermutet, dass Verleger, die auf dem ''June''-Markt Fuß fassen wollten, den Begriff ''Boys Love'' prägten, um das Genre vom ''June''-Verlag zu distanzieren.<ref name=":3" />
:Abgeleitet von dem [[June (Magazin)|gleichnamigen Manga-Magazin]], das 1978 zum ersten Mal erschien, wurde der Begriff ursprünglich verwendet, um Werke zu beschreiben, die dem Kunststil der in diesem Magazin veröffentlichten Mangas ähnelten.<ref name=":4">{{Internetquelle |url=http://www.aestheticism.com/visitors/reference/jpnse_def/index.htm |titel=Aestheticism Articles {{!}} Yaoi etc definitions |datum=2009-06-05 |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20090605111837/http://www.aestheticism.com/visitors/reference/jpnse_def/index.htm |archiv-datum=2009-06-05 |abruf=2022-03-14}}</ref> Dieser war geprägt durch die ''Tanbi''-Ästhetik und durch Geschichten von tragischen Schicksalen, die durch die Liebe zwischen zwei Männern „geheilt“ werden.<ref name=":210" /> Der Begriff wird auch verwendet, um [[Dōjinshi|Amateurwerke]] zu beschreiben, die männliche Homosexualität darstellen und keine [[Bearbeitung (Urheberrecht)|abgeleiteten Werke]] sind, wie es bei Yaoi üblich ist.<ref name=":1" /> In den 1990er Jahren wurde der Begriff weitgehend zugunsten von ''Boys Love'' aufgegeben. Es wird vermutet, dass Verleger, die auf dem ''June''-Markt Fuß fassen wollten, den Begriff ''Boys Love'' prägten, um das Genre vom ''June''-Verlag zu distanzieren.<ref name=":3" />


;''[[Yaoi]]'' (やおい)
;''[[Yaoi]]'' (やおい)
:Der Begriff ''Yaoi'' wurde in den späten 1970er Jahren geprägt<ref name=":14" /><ref name=":6">{{Literatur |Autor=Patrick W. Galbraith |Titel=Fujoshi: Fantasy Play and Transgressive Intimacy among “Rotten Girls” in Contemporary Japan |Sammelwerk=Signs: Journal of Women in Culture and Society |Band=37 |Nummer=1 |Datum=2011-09 |ISSN=0097-9740 |Seiten=211–232 |Online=https://www.journals.uchicago.edu/doi/epdf/10.1086/660182 |Abruf=2022-03-18 |DOI=10.1086/660182}}</ref> und ist ein Portmanteau aus ''yama nashi, ochi nashi, imi nashi'' (山[場]なし、落ちなし、意味なし), was so viel bedeutet wie „kein Höhepunkt, keine Pointe, keine Bedeutung“.<ref name=":8">{{Internetquelle |autor=Lunsing,Wim |url=http://intersections.anu.edu.au/issue12/lunsing.html |titel=Yaoi Ronsō: Discussing Depictions of Male Homosexuality in Japanese Girls' Comics, Gay Comics and Gay Pornography |datum=2012-02-10 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20120210031630/http://intersections.anu.edu.au/issue12/lunsing.html |abruf=2022-03-18 |sprache=en |offline=1}}</ref><ref name="rjcdef">{{Literatur |Autor=John E. Ingulsrud, Kate Allen |Titel=Reading Japan Cool: Patterns of Manga Literacy and Discourse |Verlag=Rowman & Littlefield |Datum=2009 |ISBN=978-0-7391-2753-7 |Seiten=47, 57}}</ref> Ursprünglich von den Künstlern von [[Ani-paro]], Fan-Parodien zu bekannten Animeserien, selbstironisch verwendet,<ref name=":210" /><ref name="rjcdef" /> war der Begriff zuerst nicht fest mit homosexuellen Geschichten für Frauen verbunden, sondern bezog sich allgemein auf meist pornografische Geschichten mit Mangel an Narration und Erzähltechnik. Erst mit der Zeit verengte sich die Bedeutung auf gleichgeschlechtliche Liebe.<ref name=":210" /><ref>{{Internetquelle |autor=William W. Kelly |url=https://www.professional.wwkelly.net/wp-content/uploads/2017/06/WWK_2004.pdf |titel=Fanning the Flames : Fans and Consumer Culture in Contemporary Japan |datum=2014-01-09 |seiten=171 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20140109042024/http://matt-thorn.com/shoujo_manga/outofhand/index.html |abruf=2022-03-19 |format=PDF |sprache=en |offline=1}}</ref> Es handelt sich auch eine subversive Anspielung auf die [[Kishōtenketsu|klassische japanische Erzählstruktur]] von Einleitung, Entwicklung, Wendung und Schluss.<ref name=":23">{{Internetquelle |autor=Wilson, Brent; Toku, Masami |url=https://www.csuchico.edu/~mtoku/vc/Articles/toku/Wil_Toku_BoysLove.html |titel="Boys' Love," Yaoi, and Art Education: Issues of Power and Pedagogy |werk=Visual Culture Research in Art and Education |datum=2010-06-10 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20100610011015/http://www.csuchico.edu/~mtoku/vc/Articles/toku/Wil_Toku_BoysLove.html |abruf=2022-05-12 |sprache=en |kommentar=Zeile 100 |offline=1}}</ref> Außerhalb Japans, so auch im deutschsprachigen Raum,<ref name=":210" /> wird der Begriff ''Yaoi'' für Titel verwendet, die in erster Linie sexuell explizite Themen und Inhalte enthalten.<ref name=":41" /><ref name=":40" /> Er kann aber sowohl in Japan als auch in Teilen der westlichen Fanszene als Überbegriff für das gesamte Genre an Stelle von Boys Love eingesetzt werden.<ref name=":0" /><ref name="Uranus12">Suzuki, Kazuko (2015). „What can we learn from Japanese professional BL writers?: A sociological analysis of yaoi/BL terminology and classifications“. Boys Love Manga and Beyond: History, Culture, and Community in Japan., S. 93–118. {{Literatur |Titel=Boys Love Manga and Beyond: History, Culture, and Community in Japan |Datum= |Online=https://www.universitypressscholarship.com/view/10.14325/mississippi/9781628461190.001.0001/upso-9781628461190-chapter-5 |Abruf=2022-02-19 |DOI=10.14325/mississippi/9781628461190.001.0001}}</ref> Yaoi kann von westlichen Fans auch als Bezeichnung für Anime- oder Manga-basierte [[Slash (Literatur)|Slash-Fiction]] verwendet werden.<ref>{{Literatur |Autor=Meredith Suzanne Hahn Aquila |Titel=Ranma ½ Fan Fiction Writers: New Narrative Themes or the Same Old Story? |Sammelwerk=Mechademia |Band=2 |Nummer=1 |Datum=2007 |ISSN=2152-6648 |Seiten=34–47 |Online=https://muse.jhu.edu/article/368279 |Abruf=2022-03-20 |DOI=10.1353/mec.0.0017}}</ref>
:Der Begriff ''Yaoi'' wurde in den späten 1970er Jahren geprägt<ref name=":14" /><ref name=":6">{{Literatur |Autor=Patrick W. Galbraith |Titel=Fujoshi: Fantasy Play and Transgressive Intimacy among “Rotten Girls” in Contemporary Japan |Sammelwerk=Signs: Journal of Women in Culture and Society |Band=37 |Nummer=1 |Datum=2011-09 |ISSN=0097-9740 |Seiten=211–232 |Online=https://www.journals.uchicago.edu/doi/epdf/10.1086/660182 |Abruf=2022-03-18 |DOI=10.1086/660182}}</ref> und ist ein Portmanteau aus ''yama nashi, ochi nashi, imi nashi'' (山[場]なし、落ちなし、意味なし), was so viel bedeutet wie „kein Höhepunkt, keine Pointe, keine Bedeutung“.<ref name=":8">{{Internetquelle |autor=Lunsing,Wim |url=http://intersections.anu.edu.au/issue12/lunsing.html |titel=Yaoi Ronsō: Discussing Depictions of Male Homosexuality in Japanese Girls' Comics, Gay Comics and Gay Pornography |datum=2012-02-10 |sprache=en |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20120210031630/http://intersections.anu.edu.au/issue12/lunsing.html |abruf=2022-03-18}}</ref><ref name="rjcdef">{{Literatur |Autor=John E. Ingulsrud, Kate Allen |Titel=Reading Japan Cool: Patterns of Manga Literacy and Discourse |Verlag=Rowman & Littlefield |Datum=2009 |ISBN=978-0-7391-2753-7 |Seiten=47, 57}}</ref> Ursprünglich von den Künstlern von [[Ani-paro]], Fan-Parodien zu bekannten Animeserien, selbstironisch verwendet,<ref name=":210" /><ref name="rjcdef" /> war der Begriff zuerst nicht fest mit homosexuellen Geschichten für Frauen verbunden, sondern bezog sich allgemein auf meist pornografische Geschichten mit Mangel an Narration und Erzähltechnik. Erst mit der Zeit verengte sich die Bedeutung auf gleichgeschlechtliche Liebe.<ref name=":210" /><ref>{{Internetquelle |autor=William W. Kelly |url=https://www.professional.wwkelly.net/wp-content/uploads/2017/06/WWK_2004.pdf |titel=Fanning the Flames : Fans and Consumer Culture in Contemporary Japan |seiten=171 |datum=2014-01-09 |format=PDF |sprache=en |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20140109042024/http://matt-thorn.com/shoujo_manga/outofhand/index.html |abruf=2022-03-19}}</ref> Es handelt sich auch eine subversive Anspielung auf die [[Kishōtenketsu|klassische japanische Erzählstruktur]] von Einleitung, Entwicklung, Wendung und Schluss.<ref name=":23">{{Internetquelle |autor=Wilson, Brent; Toku, Masami |url=https://www.csuchico.edu/~mtoku/vc/Articles/toku/Wil_Toku_BoysLove.html |titel="Boys' Love," Yaoi, and Art Education: Issues of Power and Pedagogy |werk=Visual Culture Research in Art and Education |datum=2010-06-10 |sprache=en |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20100610011015/http://www.csuchico.edu/~mtoku/vc/Articles/toku/Wil_Toku_BoysLove.html |abruf=2022-05-12 |kommentar=Zeile 100}}</ref> Außerhalb Japans, so auch im deutschsprachigen Raum,<ref name=":210" /> wird der Begriff ''Yaoi'' für Titel verwendet, die in erster Linie sexuell explizite Themen und Inhalte enthalten.<ref name=":41" /><ref name=":40" /> Er kann aber sowohl in Japan als auch in Teilen der westlichen Fanszene als Überbegriff für das gesamte Genre an Stelle von Boys Love eingesetzt werden.<ref name=":0" /><ref name="Uranus12">Suzuki, Kazuko (2015). „What can we learn from Japanese professional BL writers?: A sociological analysis of yaoi/BL terminology and classifications“. Boys Love Manga and Beyond: History, Culture, and Community in Japan., S. 93–118. {{Literatur |Titel=Boys Love Manga and Beyond: History, Culture, and Community in Japan |Datum= |Online=https://www.universitypressscholarship.com/view/10.14325/mississippi/9781628461190.001.0001/upso-9781628461190-chapter-5 |Abruf=2022-02-19 |DOI=10.14325/mississippi/9781628461190.001.0001}}</ref> Yaoi kann von westlichen Fans auch als Bezeichnung für Anime- oder Manga-basierte [[Slash (Literatur)|Slash-Fiction]] verwendet werden.<ref>{{Literatur |Autor=Meredith Suzanne Hahn Aquila |Titel=Ranma ½ Fan Fiction Writers: New Narrative Themes or the Same Old Story? |Sammelwerk=Mechademia |Band=2 |Nummer=1 |Datum=2007 |ISSN=2152-6648 |Seiten=34–47 |Online=https://muse.jhu.edu/article/368279 |Abruf=2022-03-20 |DOI=10.1353/mec.0.0017}}</ref>


Der Begriff „[[Bishōnen]] Manga“ wurde in den 1970er Jahren gelegentlich verwendet, verlor aber in den 1990er Jahren an Bedeutung, als die Werke dieses Genres eine breitere Palette an Protagonisten als die traditionellen heranwachsenden Jungen zeigten.<ref name=":15">{{Literatur |Autor=Akiko Mizoguchi |Titel=Male-Male Romance by and for Women in Japan: A History and the Subgenres of „Yaoi“ Fictions |Sammelwerk=U.S.-Japan Women's Journal |Nummer=25 |Datum=2003 |ISSN=2330-5037 |Seiten=49–75 |JSTOR=42771903}}</ref>
Der Begriff „[[Bishōnen]] Manga“ wurde in den 1970er Jahren gelegentlich verwendet, verlor aber in den 1990er Jahren an Bedeutung, als die Werke dieses Genres eine breitere Palette an Protagonisten als die traditionellen heranwachsenden Jungen zeigten.<ref name=":15">{{Literatur |Autor=Akiko Mizoguchi |Titel=Male-Male Romance by and for Women in Japan: A History and the Subgenres of „Yaoi“ Fictions |Sammelwerk=U.S.-Japan Women's Journal |Nummer=25 |Datum=2003 |ISSN=2330-5037 |Seiten=49–75 |JSTOR=42771903}}</ref>


Im Westen, darunter auch im deutschsprachigen Raum, etablierten sich vor ''Boys Love'' zunächst ''Yaoi'' und ''Shōnen-ai.''<ref name=":17">{{Literatur |Autor=Paul M. Malone |Hrsg=Paul Ferstl |Titel=Shinfting Ground and Shifting Borders in the German-speaking Mangascape |Sammelwerk=Kobuk: Manga im deutschsprachigen Raum |Nummer=1/2011 |Ort=Wien |Datum=2011 |Seiten=79f}}</ref> Sie bilden dabei ein Gegensatzpaar als Bezeichnungen für erotische bis pornografische Werke (Yaoi) und für romantische Werke (fast) ohne Sexszenen (Shōnen-ai), unabhängig davon, ob die Werke von Fans oder kommerziell produziert wurden.<ref name=":42">{{Literatur |Autor=Paul M. Malone |Hrsg=Antonia Levi, Mark McHarry, Dru Pagliassotti |Titel=From BRAVO to Animexx.de to Export |Sammelwerk=Boys' Love Manga |Verlag=McFarland & Company |Datum=2010 |ISBN=978-0-7864-4195-2 |Seiten=25, 29f, 32-34, 36f}}</ref><ref name=":210" /><ref name=":40">{{Literatur |Autor=Andrea Wood |Titel="Straight" Women, Queer Texts: Boy-Love Manga and the Rise of a Global Counterpublic |Sammelwerk=Women's Studies Quarterly |Band=34 |Nummer=1/2 |Datum=2006 |ISSN=0732-1562 |Seiten=394–414 |JSTOR=40004766}}</ref><ref name=":41">{{Internetquelle |autor=Kai-Ming Cha |url=https://www.publishersweekly.com/pw/print/20050307/29621-yaoi-manga-what-girls-like.html |titel=Yaoi Manga: What Girls Like? |abruf=2022-03-20 |sprache=en}}</ref>
Im Westen, darunter auch im deutschsprachigen Raum, etablierten sich vor ''Boys Love'' zunächst ''Yaoi'' und ''Shōnen-ai.''<ref name=":17">{{Literatur |Autor=Paul M. Malone |Hrsg=Paul Ferstl |Titel=Shinfting Ground and Shifting Borders in the German-speaking Mangascape |Sammelwerk=Kobuk: Manga im deutschsprachigen Raum |Nummer=1/2011 |Ort=Wien |Datum=2011 |Seiten=79f}}</ref> Sie bilden dabei ein Gegensatzpaar als Bezeichnungen für erotische bis pornografische Werke (Yaoi) und für romantische Werke (fast) ohne Sexszenen (Shōnen-ai), unabhängig davon, ob die Werke von Fans oder kommerziell produziert wurden.<ref name=":42">{{Literatur |Autor=Paul M. Malone |Hrsg=Antonia Levi, Mark McHarry, Dru Pagliassotti |Titel=From BRAVO to Animexx.de to Export |Sammelwerk=Boys' Love Manga |Verlag=McFarland & Company |Datum=2010 |ISBN=978-0-7864-4195-2 |Seiten=25, 29f, 32-34, 36f}}</ref><ref name=":210" /><ref name=":40">{{Literatur |Autor=Andrea Wood |Titel="Straight" Women, Queer Texts: Boy-Love Manga and the Rise of a Global Counterpublic |Sammelwerk=Women's Studies Quarterly |Band=34 |Nummer=1/2 |Datum=2006 |ISSN=0732-1562 |Seiten=394–414 |JSTOR=40004766}}</ref><ref name=":41">{{Internetquelle |autor=Kai-Ming Cha |url=https://www.publishersweekly.com/pw/print/20050307/29621-yaoi-manga-what-girls-like.html |titel=Yaoi Manga: What Girls Like? |sprache=en |abruf=2022-03-20}}</ref>


== Historische Entwicklung ==
== Historische Entwicklung ==
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Homosexualität und [[Androgynie|Androgynität]] haben in [[Homosexualität in Japan|Japan eine lange Geschichte]], die bis in die Heian-Zeit (794–1185) zurückreicht, wie Praktiken wie ''[[Homosexualität in Japan|shudō]]'' (衆道, gleichgeschlechtliche Liebe zwischen [[Samurai]] und ihren Gefährten) und ''[[kagema]]'' (陰間, männliche Sexarbeiter, die als [[Kabuki]]-Schauspielerlehrlinge dienten) zeigen. Während der [[Meiji-Zeit|Meiji-Ära]] (1868–1912) wandelte sich das Land von der Toleranz gegenüber Homosexualität im Zuge der [[Verwestlichung]] hin zu einer feindseligen gesellschaftlichen Haltung gegenüber Homosexualität und der Einführung von [[Sodomie|Anti-Sodomie-Gesetzen]].<ref name=":1" />
Homosexualität und [[Androgynie|Androgynität]] haben in [[Homosexualität in Japan|Japan eine lange Geschichte]], die bis in die Heian-Zeit (794–1185) zurückreicht, wie Praktiken wie ''[[Homosexualität in Japan|shudō]]'' (衆道, gleichgeschlechtliche Liebe zwischen [[Samurai]] und ihren Gefährten) und ''[[kagema]]'' (陰間, männliche Sexarbeiter, die als [[Kabuki]]-Schauspielerlehrlinge dienten) zeigen. Während der [[Meiji-Zeit|Meiji-Ära]] (1868–1912) wandelte sich das Land von der Toleranz gegenüber Homosexualität im Zuge der [[Verwestlichung]] hin zu einer feindseligen gesellschaftlichen Haltung gegenüber Homosexualität und der Einführung von [[Sodomie|Anti-Sodomie-Gesetzen]].<ref name=":1" />


Angesichts dieses rechtlichen und kulturellen Wandels haben Künstler, die männliche Homosexualität in ihren Werken darstellten, dies in der Regel durch einen [[Subtext]] getan.<ref name=":1" /> Die Illustrationen von Kashō Takabatake in an Jungen gerichteten Comic-Magazin ''[[Nihon Shōnen]]'' bildeten die Grundlage dessen, was zur Ästhetik des ''[[Bishōnen]]'' werden sollte: Jungen und junge Männer, oft in [[homoerotischen]] Kontexten, die durch ihre „ambivalente Passivität, Zerbrechlichkeit, Vergänglichkeit und Weichheit“ definiert sind.<ref>{{Literatur |Autor=Barbara Hartley |Titel=A Genealogy of Boys Love: The Gaze of the Girl and the Bishōnen Body in the Prewar Images of Takabatake Kashō |Sammelwerk=Boys Love Manga and Beyond |Verlag=University Press of Mississippi |Datum=2015 |ISBN=978-1-62846-119-0 |Seiten=21-41 |Sprache=en |Online=https://mississippi.universitypressscholarship.com/10.14325/mississippi/9781628461190.001.0001/upso-9781628461190-chapter-2 |Abruf=2022-04-23 |DOI=10.14325/mississippi/9781628461190.001.0001/upso-9781628461190-chapter-2 |JSTOR=j.ctt13x1spg |Umfang=304}}</ref> Der 1961 erschienene Roman ''Koibitotachi no mori'' der ''tanbi''-Autorin [[Mori Mari|Mari Mori]], in dem es um die Beziehung zwischen einem Professor und seinem jüngeren Geliebten geht, gilt als einflussreicher Vorläufer des Shōnen-ai-Genres.<ref name=":13" /> Moris Werke wurden von der europäischen Literatur, insbesondere der [[Schauerliteratur|Gothic-Literatur]], beeinflusst und legten den Grundstein für viele der gängigen Elemente von Shōnen-ai und Yaoi: westliche Exotik, gebildete und wohlhabende Charaktere, erhebliche Altersunterschiede zwischen den Paaren und phantasievolle oder sogar [[Surrealismus|surreale]] Szenarien.<ref name=":13" />
Angesichts dieses rechtlichen und kulturellen Wandels haben Künstler, die männliche Homosexualität in ihren Werken darstellten, dies in der Regel durch einen [[Subtext]] getan.<ref name=":1" /> Die Illustrationen von Kashō Takabatake in an Jungen gerichteten Comic-Magazin ''[[Nihon Shōnen]]'' bildeten die Grundlage dessen, was zur Ästhetik des ''[[Bishōnen]]'' werden sollte: Jungen und junge Männer, oft in [[homoerotischen]] Kontexten, die durch ihre „ambivalente Passivität, Zerbrechlichkeit, Vergänglichkeit und Weichheit“ definiert sind.<ref>{{Literatur |Autor=Barbara Hartley |Titel=A Genealogy of Boys Love: The Gaze of the Girl and the Bishōnen Body in the Prewar Images of Takabatake Kashō |Sammelwerk=Boys Love Manga and Beyond |Verlag=University Press of Mississippi |Datum=2015 |Sprache=en |Umfang=304 |ISBN=978-1-62846-119-0 |Seiten=21-41}}</ref> Der 1961 erschienene Roman ''Koibitotachi no mori'' der ''tanbi''-Autorin [[Mori Mari|Mari Mori]], in dem es um die Beziehung zwischen einem Professor und seinem jüngeren Geliebten geht, gilt als einflussreicher Vorläufer des Shōnen-ai-Genres.<ref name=":13" /> Moris Werke wurden von der europäischen Literatur, insbesondere der [[Schauerliteratur|Gothic-Literatur]], beeinflusst und legten den Grundstein für viele der gängigen Elemente von Shōnen-ai und Yaoi: westliche Exotik, gebildete und wohlhabende Charaktere, erhebliche Altersunterschiede zwischen den Paaren und phantasievolle oder sogar [[Surrealismus|surreale]] Szenarien.<ref name=":13" />


=== 1970er und 1980er Jahre: Von ''Shōnen-ai'' zu ''Yaoi'' ===
=== 1970er und 1980er Jahre: Von ''Shōnen-ai'' zu ''Yaoi'' ===
[[Datei:Hagio Moto in 2008.jpg|mini|links|[[Moto Hagio]], ein Mitglied der [[Gruppe der 24er]] und eine wichtige Figur des ''shōnen-ai''-Genres.]]
[[Datei:Hagio Moto in 2008.jpg|mini|links|[[Moto Hagio]], ein Mitglied der [[Gruppe der 24er]] und eine wichtige Figur des ''shōnen-ai''-Genres.]]
[[Hideko Mizunos]] ab 1969 erschienener [[Shōjo|Mädchenmanga]] ''[[Fire! (Manga)|Fire!]]'', die erotisierte männliche Homosexualität in der amerikanischen [[Rock ’n’ Roll|Rock'n'Roll]]-Kultur darstellte, gilt in als einflussreiches Werk zu Beginn der nächsten Phase des Genres.<ref name=":3">{{Literatur |Autor=James Welker |Titel=A Brief History of Shōnen’ai, Yaoi, and Boys Love |Sammelwerk=Boys Love Manga and Beyond |Verlag=University Press of Mississippi |Datum=2015 |ISBN=978-1-62846-119-0 |Seiten=42-75 |Sprache=en |Online=https://mississippi.universitypressscholarship.com/10.14325/mississippi/9781628461190.001.0001/upso-9781628461190-chapter-3 |Abruf=2022-04-23 |DOI=10.14325/mississippi/9781628461190.001.0001/upso-9781628461190-chapter-3 |Umfang=304}}</ref> Der zeitgenössische japanische homoerotische Liebesmanga entstand in den 1970er Jahren als Untergenre des Mädchenmanga.<ref name=":0" /> In dieser Zeit wurden auch die ersten Manga im Magazin ''[[Barazoku]]'' veröffentlicht, die erste kommerzielle Schwulenzeitschrift Japans, und hatten großen Einfluss auf die Entwicklung des Shōnen-ai.<ref name=":3" /> Eine neue Generation von Shōjo-Manga-Künstlerinnen trat in Erscheinung, zu denen vor allem die [[Gruppe der 24er]] zählte. Die 24er-Gruppe trug wesentlich zur Entwicklung des Shōjo-Manga bei, indem sie eine größere Vielfalt an Themen und Stoffen in das Genre einführte, die sich von japanischer und europäischer Literatur, Kino und Geschichte inspirieren ließen. Mitglieder der Gruppe, darunter [[Keiko Takemiya]] und [[Moto Hagio]], schufen Werke, die männliche Homosexualität darstellten: ''Sunroom nite'' (1970) von Takemiya gilt als das erste Werk des Genres, das als ''Shōnen Ai'' bekannt werden sollte, gefolgt von Hagios ''11-gatsu no Gymnasium'' (1971).<ref name=":3" /> An den Innovationen beteiligt war auch Hagios Redakteur bei [[Shōgakukan]], Yamamoto Junya, sowie die Zeichnerin Ōshima Yumiko.<ref name=":210" /> Takemiya, Hagio, [[Toshie Kihara]], [[Ryōko Yamagishi]] und [[Kaoru Kurimoto]] gehörten zu den bedeutendsten Shōnen-ai-Künstlern dieser Ära;<ref name=":3" /><ref name=":14" /> zu den bemerkenswerten Werken gehören ''[[Tōma no Shinzō]]'' (1974–1975) von Hagio, der erste Boys Love als Serie,<ref name=":50">{{Literatur |Autor=Kristin Eckstein |Titel=Shojo Manga Text-Bild-Verhältnisse und Narrationsstrategien im japanischen und deutschen Manga für Mädchen |Verlag=Universitätsverlag Winter Heidelberg |Ort=Heidelberg |Datum=2016 |ISBN=978-3-8253-6538-7 |Seiten=24, 39f}}</ref> und ''[[Kaze to Ki no Uta]]'' (1976–1984) von Takemiya.<ref name=":3" /><ref>{{Literatur |Titel=Writing the love of boys : origins of Bishōnen culture in modernist Japanese literature |Verlag=University of Minnesota Press |Ort=Minneapolis |Datum=2011 |ISBN=978-0-8166-6970-7 |Seiten=1}}</ref><ref name="Toku Mechademia">{{cite journal|last1=Toku|first1=Masami|title=Shojo Manga! Girls' Comics! A Mirror of Girls' Dreams|journal=[[Mechademia]]|date=2007|volume=2|pages=19–32|doi=10.1353/mec.0.0013}}</ref> Die Werke dieser Künstler zeigen in der Regel tragische Romanzen zwischen androgynen Bishōnen an historischen europäischen Schauplätzen.<ref name=":16" /><ref name=":3" /> Mit den erstmals erprobten expliziten Sexdarstellungen spielte Shōnen Ai eine wichtige Rolle in der weiteren Entwicklung des Shōjo-Mangas in den 1970er, an dessen Ende schließlich auch heterosexuelle Beziehungen expliziter wurden.<ref name=":03">{{Literatur |Autor=Jennifer S. Prough |Titel=Straight from the heart : gender, intimacy, and the cultural production of shōjo manga |Verlag=University of Hawaiʻi Press |Ort=Honolulu |Datum=2011 |ISBN=978-0-8248-6057-8 |Seiten=53f}}</ref> Auch Innovationen in Zeichenstil, Erzähltechniken und Seitenlayout wurden besonders in diesem Genre erprobt.<ref name=":210" />
[[Hideko Mizunos]] ab 1969 erschienener [[Shōjo|Mädchenmanga]] ''[[Fire! (Manga)|Fire!]]'', die erotisierte männliche Homosexualität in der amerikanischen [[Rock ’n’ Roll|Rock-’n’-Roll]]-Kultur darstellte, gilt in als einflussreiches Werk zu Beginn der nächsten Phase des Genres.<ref name=":3">{{Literatur |Autor=James Welker |Titel=A Brief History of Shōnen’ai, Yaoi, and Boys Love |Sammelwerk=Boys Love Manga and Beyond |Verlag=University Press of Mississippi |Datum=2015 |Sprache=en |Umfang=304 |ISBN=978-1-62846-119-0 |Seiten=42-75}}</ref> Der zeitgenössische japanische homoerotische Liebesmanga entstand in den 1970er Jahren als Untergenre des Mädchenmanga.<ref name=":0" /> In dieser Zeit wurden auch die ersten Manga im Magazin ''[[Barazoku]]'' veröffentlicht, die erste kommerzielle Schwulenzeitschrift Japans, und hatten großen Einfluss auf die Entwicklung des Shōnen-ai.<ref name=":3" /> Eine neue Generation von Shōjo-Manga-Künstlerinnen trat in Erscheinung, zu denen vor allem die [[Gruppe der 24er]] zählte. Die 24er-Gruppe trug wesentlich zur Entwicklung des Shōjo-Manga bei, indem sie eine größere Vielfalt an Themen und Stoffen in das Genre einführte, die sich von japanischer und europäischer Literatur, Kino und Geschichte inspirieren ließen. Mitglieder der Gruppe, darunter [[Keiko Takemiya]] und [[Moto Hagio]], schufen Werke, die männliche Homosexualität darstellten: ''Sunroom nite'' (1970) von Takemiya gilt als das erste Werk des Genres, das als ''Shōnen Ai'' bekannt werden sollte, gefolgt von Hagios ''11-gatsu no Gymnasium'' (1971).<ref name=":3" /> An den Innovationen beteiligt war auch Hagios Redakteur bei [[Shōgakukan]], Yamamoto Junya, sowie die Zeichnerin Ōshima Yumiko.<ref name=":210" /> Takemiya, Hagio, [[Toshie Kihara]], [[Ryōko Yamagishi]] und [[Kaoru Kurimoto]] gehörten zu den bedeutendsten Shōnen-ai-Künstlern dieser Ära;<ref name=":3" /><ref name=":14" /> zu den bemerkenswerten Werken gehören ''[[Tōma no Shinzō]]'' (1974–1975) von Hagio, der erste Boys Love als Serie,<ref name=":50">{{Literatur |Autor=Kristin Eckstein |Titel=Shojo Manga Text-Bild-Verhältnisse und Narrationsstrategien im japanischen und deutschen Manga für Mädchen |Verlag=Universitätsverlag Winter Heidelberg |Ort=Heidelberg |Datum=2016 |ISBN=978-3-8253-6538-7 |Seiten=24, 39f}}</ref> und ''[[Kaze to Ki no Uta]]'' (1976–1984) von Takemiya.<ref name=":3" /><ref>{{Literatur |Titel=Writing the love of boys : origins of Bishōnen culture in modernist Japanese literature |Verlag=University of Minnesota Press |Ort=Minneapolis |Datum=2011 |ISBN=978-0-8166-6970-7 |Seiten=1}}</ref><ref name="Toku Mechademia">{{cite journal |last1=Toku |first1=Masami |title=Shojo Manga! Girls' Comics! A Mirror of Girls' Dreams |journal=[[Mechademia]] |language=en |volume=2 |pages=19–32 |date=2007 |doi=10.1353/mec.0.0013}}</ref> Die Werke dieser Künstler zeigen in der Regel tragische Romanzen zwischen androgynen Bishōnen an historischen europäischen Schauplätzen.<ref name=":16" /><ref name=":3" /> Mit den erstmals erprobten expliziten Sexdarstellungen spielte Shōnen Ai eine wichtige Rolle in der weiteren Entwicklung des Shōjo-Mangas in den 1970er, an dessen Ende schließlich auch heterosexuelle Beziehungen expliziter wurden.<ref name=":03">{{Literatur |Autor=Jennifer S. Prough |Titel=Straight from the heart : gender, intimacy, and the cultural production of shōjo manga |Verlag=University of Hawaiʻi Press |Ort=Honolulu |Datum=2011 |ISBN=978-0-8248-6057-8 |Seiten=53f}}</ref> Auch Innovationen in Zeichenstil, Erzähltechniken und Seitenlayout wurden besonders in diesem Genre erprobt.<ref name=":210" /> Mit der Verarbeitung von Einflüssen literarischer Vorlagen in den Shōnen-Ai-Geschichten, so stammten die Topoi der Internate und Jungenschulen unter anderem aus Geschichten von [[Hermann Hesse]], war das Genre auch daran beteiligt, dass Shōjo-Mangas mit höherer literarischer Qualität entstanden.<ref name=":132" />


Die Subkultur der [[Dōjinshi]], selbstverlegter, oft parodistischer Fancomics, entstand zeitgleich in den 1970er Jahren,<ref name=":21">{{Internetquelle |autor=Mark McHarry |url=http://www.guidemag.com/temp/yaoi/a/mcharry_yaoi.html |titel=Yaoi: Redrawing Male Love |datum=2008-04-17 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20080417001927/http://www.guidemag.com/temp/yaoi/a/mcharry_yaoi.html |abruf=2022-04-25 |sprache=en |offline=1}}</ref> und 1975 fand der erste [[Comic Market|Comiket]] statt, ein Markt für Dōjinshi-Zeichner. In dieser Szene entstand der Begriff ''[[Yaoi]]'' als Bezeichnung für männlich-männliche Liebesgeschichten unter den Fanproduktionen. Frühe Yaoi-Dōjinshi waren typischerweise abgeleitete Werke mit [[Glam Rock|Glam-Rock]]-Künstlern wie [[David Bowie]] und [[Queen (Band)|Queen]] als beliebte Themen als Folge des Einflusses von ''Fire!;'' Yaoi-Dōjinshi waren auch sexuell expliziter als die kommerziell veröffentlichten Shōnen-ai.<ref name=":3" /> 1978 startete die Zeitschriften ''[[June (Magazin)|June]]'' und 1980 ''Allan''. Beide Zeitschriften spezialisierten sich zunächst auf Shōnen-ai als „ein Mittelding zwischen ''Tanbi''-Literatur und Pornografie“. Der Erfolg von ''June'' war so groß, dass ''June'' mit dem Begriff ''Shōnen-ai'' als Genrebezeichnung zu konkurrieren begann.<ref name=":3" /> In den späten 1980er Jahren nahm die Popularität der professionell veröffentlichten Shōnen-ai ab, und die als Dōjinshi veröffentlichten Yaoi wurden dagegen immer beliebter.<ref name=":22">{{Literatur |Autor=Rachel Thorn, Kelly |Hrsg=William W. |Titel=Girls And Women Getting Out Of Hand: The Pleasure And Politics Of Japan's Amateur Comics Community |Verlag=State University of New York Press |Datum= |ISBN=0-7914-6032-0 |Seiten=169–186 |Sprache=en |Online=https://web.archive.org/web/20140109042024/http://matt-thorn.com/shoujo_manga/outofhand/index.html}}</ref> Beliebte Shōnen-Manga mit japanischen Schauplätzen wie ''[[Captain Tsubasa]]'' wurden zum Ausgangsmaterial für darauf aufbauende Yaoi-Dōjinshi und das Genre stellte zunehmend japanische anstelle westlicher Schauplätze dar. In den 1980er Jahren begannen die vom Shōnen-ai beeinflussten Werke, ältere Protagonisten darzustellen und sowohl in der Handlung als auch in der Zeichnung einen realistischen Stil anzunehmen, wie die Mangas ''[[Banana Fish]]'' (1985–1994) von [[Akimi Yoshida]] und ''Tomoi'' (1986) von [[Wakuni Akisato]]. In den 1980 und 1990er Jahren verbreitete sich das Genre auch in [[Anime]], [[Hörspiel]]en und [[Light Novel]]s.<ref name=":3" /> Die Anime-Adaption von ''[[Pataliro]]'' aus dem Jahr 1982 war der erste Fernsehanime, der Shōnen-ai-Themen aufgriff, während ''Kaze to Ki no Uta'' und ''[[Earthian]]'' 1987 bzw. 1989 als [[Original Video Animation]] direkt auf Video veröffentlicht wurden.<ref name=":29">{{Literatur |Autor=Bollmann, Niskanen |Hrsg=Tuuli Bollmann |Titel="He-romance for her – yaoi, BL and shounen-ai" Imaginary Japan: Japanese Fantasy in Contemporary Popular Culture. |Verlag=Interna-tional Institute for Popular Culture |Datum=2010 |Seiten=44 |Sprache=en |Online=https://iipc.utu.fi/imaginaryjapan/Bollman.pdf |Umfang=4}}</ref>
Die Subkultur der [[Dōjinshi]], selbstverlegter, oft parodistischer Fancomics, entstand zeitgleich in den 1970er Jahren.<ref name=":21">{{Internetquelle |autor=Mark McHarry |url=http://www.guidemag.com/temp/yaoi/a/mcharry_yaoi.html |titel=Yaoi: Redrawing Male Love |datum=2008-04-17 |sprache=en |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20080417001927/http://www.guidemag.com/temp/yaoi/a/mcharry_yaoi.html |abruf=2022-04-25}}</ref> Sie stellt eine parallele Entwicklung zur Entstehung der thematisch ähnlichen [[Slash (Literatur)|Slash]]-Fanfiction in den USA dar.<ref name=":1322">{{Literatur |Autor=Katharina Hülsmann |Titel=Jenseits von Dichotomien |Sammelwerk=Japanische Populärkultur und Gender |Verlag=Springer Fachmedien Wiesbaden |Ort=Wiesbaden |Datum=2016 |ISBN=978-3-658-10062-9 |Seiten=183f, 187f, 200-203}}</ref> 1975 fand der erste [[Comic Market|Comiket]] statt, ein Markt für Dōjinshi-Zeichner. In dieser Szene entstand der Begriff ''[[Yaoi]]'' als Bezeichnung für männlich-männliche Liebesgeschichten unter den Fanproduktionen. Frühe Yaoi-Dōjinshi waren typischerweise abgeleitete Werke mit [[Glam Rock|Glam-Rock]]-Künstlern wie [[David Bowie]] und [[Queen (Band)|Queen]] als beliebte Themen als Folge des Einflusses von ''Fire!;'' Yaoi-Dōjinshi waren auch sexuell expliziter als die kommerziell veröffentlichten Shōnen-ai.<ref name=":3" /> 1978 startete die Zeitschriften ''[[June (Magazin)|June]]'' und 1980 ''Allan''. Beide Zeitschriften spezialisierten sich zunächst auf Shōnen-ai als „ein Mittelding zwischen ''Tanbi''-Literatur und Pornografie“. Der Erfolg von ''June'' war so groß, dass ''June'' mit dem Begriff ''Shōnen-ai'' als Genrebezeichnung zu konkurrieren begann.<ref name=":3" /> In den späten 1980er Jahren nahm die Popularität der professionell veröffentlichten Shōnen-ai ab, und die als Dōjinshi veröffentlichten Yaoi wurden dagegen immer beliebter.<ref name=":22">{{Literatur |Autor=Rachel Thorn, Kelly |Hrsg=William W. |Titel=Girls And Women Getting Out Of Hand: The Pleasure And Politics Of Japan's Amateur Comics Community |Verlag=State University of New York Press |Datum= |ISBN=0-7914-6032-0 |Seiten=169–186 |Sprache=en |Online=https://web.archive.org/web/20140109042024/http://matt-thorn.com/shoujo_manga/outofhand/index.html}}</ref> Beliebte Shōnen-Manga mit japanischen Schauplätzen wie ''[[Captain Tsubasa]]'' wurden zum Ausgangsmaterial für darauf aufbauende Yaoi-Dōjinshi und das Genre stellte zunehmend japanische anstelle westlicher Schauplätze dar. In den 1980er Jahren begannen die vom Shōnen-ai beeinflussten Werke, ältere Protagonisten darzustellen und sowohl in der Handlung als auch in der Zeichnung einen realistischen Stil anzunehmen, wie die Mangas ''[[Banana Fish]]'' (1985–1994) von [[Akimi Yoshida]] und ''Tomoi'' (1986) von [[Wakuni Akisato]]. In den 1980 und 1990er Jahren verbreitete sich das Genre auch in [[Anime]], [[Hörspiel]]en und [[Light Novel]]s.<ref name=":3" /> Die Anime-Adaption von ''[[Pataliro]]'' aus dem Jahr 1982 war der erste Fernsehanime, der Shōnen-ai-Themen aufgriff, während ''Kaze to Ki no Uta'' und ''[[Earthian]]'' 1987 bzw. 1989 als [[Original Video Animation]] direkt auf Video veröffentlicht wurden.<ref name=":29">{{Literatur |Autor=Bollmann, Niskanen |Hrsg=Tuuli Bollmann |Titel="He-romance for her – yaoi, BL and shounen-ai" Imaginary Japan: Japanese Fantasy in Contemporary Popular Culture. |Verlag=Interna-tional Institute for Popular Culture |Datum=2010 |Seiten=44 |Sprache=en |Online=https://iipc.utu.fi/imaginaryjapan/Bollman.pdf |Umfang=4}}</ref>


=== 1990er: Mainstream-Popularität und ''Yaoi ronsō'' ===
=== 1990er: Mainstream-Popularität und ''Yaoi ronsō'' ===
[[Datei:Clamp at Anime Expo 2006 (cropped).jpg|mini|Die Manga-Zeichnergruppe [[Clamp]], deren Werke zu den ersten ''Yaoi''-beeinflussten Medien gehörten, die dem Publikum außerhalb Asiens begegneten.]]
[[Datei:Clamp at Anime Expo 2006 (cropped).jpg|mini|Die Manga-Zeichnergruppe [[Clamp]], deren Werke zu den ersten von ''Yaoi'' beeinflussten Medien gehörten, die dem Publikum außerhalb Asiens begegneten.]]
Die Verfügbarkeit von ''[[June (Magazin)|June]]'' und ''[[Allan Magazin|Allan]]'' gab vielen nicht nur Zugang zu homoerotischen Erzählungen von etablierten und aufstrebenden professionellen Manga-Künstlern, sondern auch die Möglichkeit, sich an der Produktion und dem Konsum solcher Erzählungen jenseits kommerzieller Kanäle teilzunehmen, indem viele Yaoi-Dōjinshi-Autoren für ihre Publikationen rekrutiert wurden.<ref name=":3" /> Ab 1990 nahmen sieben japanische Verlage Mädchen-Comics über schwule Männer in ihr Angebot auf, was den kommerziellen Verlagsmarkt des Genres ins Rollen brachte:<ref name="Bauer p.82" /> Ihr Markteinstieg wird auch mit der Wirtschaftskrise erklärt, in der die Verlage sich neue Zielgruppen erschließen wollten.<ref name=":210" /> Zwischen 1990 und 1995 wurden dreißig Zeitschriften gegründet. Werke dieser Zeit waren in der Regel eher Komödien als Melodramen, so ''[[Gravitation (Manga)|Gravitation]]'' (1996–2002) von [[Maki Murakami]].<ref name=":11">{{Literatur |Autor=Anna Madill |Titel=Erotic manga: Boys’ Love, shonen-ai, yaoi and (MxM) shotacon |Sammelwerk=The Routledge Companion to Media, Sex and Sexuality |Datum= |DOI=10.4324/9781315168302-13/erotic-manga-anna-madill}}</ref> Die Zielgruppe wurde älter, die Protagonisten älter und maskuliner.<ref name=":210" /> Infolgedessen wurden ''Yaoi'' und der neue Name ''Boys Love'' (BL) zu den populärsten Begriffen zur Beschreibung von Werken, die männliche Romanzen darstellen, und verdrängten ''Shōnen-ai'' und ''June''.<ref name=":3" />
Die Verfügbarkeit von ''[[June (Magazin)|June]]'' und ''[[Allan Magazin|Allan]]'' gab vielen nicht nur Zugang zu homoerotischen Erzählungen von etablierten und aufstrebenden professionellen Manga-Künstlern, sondern auch die Möglichkeit, sich an der Produktion und dem Konsum solcher Erzählungen jenseits kommerzieller Kanäle teilzunehmen, indem viele Yaoi-Dōjinshi-Autoren für ihre Publikationen rekrutiert wurden.<ref name=":3" /> Ab 1990 nahmen sieben japanische Verlage Mädchen-Comics über schwule Männer in ihr Angebot auf, was den kommerziellen Verlagsmarkt des Genres ins Rollen brachte:<ref name="Bauer p.82" /> Ihr Markteinstieg wird auch mit der Wirtschaftskrise erklärt, in der die Verlage sich neue Zielgruppen erschließen wollten.<ref name=":210" /> Zwischen 1990 und 1995 wurden dreißig Zeitschriften gegründet. Werke dieser Zeit waren in der Regel eher Komödien als Melodramen, so ''[[Gravitation (Manga)|Gravitation]]'' (1996–2002) von [[Maki Murakami]].<ref name=":11">{{Literatur |Autor=Anna Madill |Titel=Erotic manga: Boys’ Love, shonen-ai, yaoi and (MxM) shotacon |Sammelwerk=The Routledge Companion to Media, Sex and Sexuality |Datum= |DOI=10.4324/9781315168302-13/erotic-manga-anna-madill}}</ref> Die Zielgruppe wurde älter, die Protagonisten älter und maskuliner.<ref name=":210" /> Infolgedessen wurden ''Yaoi'' und der neue Name ''Boys Love'' (BL) zu den populärsten Begriffen zur Beschreibung von Werken, die männliche Romanzen darstellen, und verdrängten ''Shōnen-ai'' und ''June''.<ref name=":3" />


In den 1990er Jahren begannen immer mehr Shōjo-Manga, Yaoi-Elemente in ihre Handlungen zu integrieren. Die Manga-Zeichnergruppe [[Clamp]], die selbst als eine Gruppe begann, die Yaoi-Dōjinshi schuf,<ref>{{Literatur |Autor=Fan-Yi Lam |Titel=Comic Market: How the World's Biggest Amateur Comic Fair Shaped Japanese Dōjinshi Culture |Sammelwerk=Mechademia |Band=5 |Nummer=1 |Datum=2010 |ISSN=2152-6648 |Seiten=240-241 |Sprache=en |Online=https://muse.jhu.edu/article/400559 |Abruf=2022-05-26}}</ref> veröffentlichte in dieser Zeit mehrere Werke wie ''[[RG Veda]]'' (1990–1995)<ref name=":36">{{Literatur |Autor=Dani Cavallaro |Titel=CLAMP in Context: A Critical Study of the Manga and Anime |Verlag=McFarland |Datum=2012 |ISBN=978-0-7864-9010-3 |Online=https://books.google.de/books?hl=de&lr=&id=h5-jKINSUJoC&oi=fnd&pg=PP2&dq=Tokyo+Babylon+clamp&ots=2-UWmRQafT&sig=_H0_DyLUdRP-DcW6FaLlYnTvxuE#v=onepage&q=Tokyo%20Babylon%20clamp&f=false |Abruf=2022-05-26}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Anna Madill, Yao Zhao, Tien-yi Chao |url=https://projectresilience.co.uk/wp-content/uploads/2022/01/BL-in-Chinese-Speaking-Regions-2022.pdf |titel=History and research review of contemporary female-oriented male-male erotica (Boys’ Love) in Chinese-speaking regions |abruf=2022-05-28 |format=PDF |sprache=en |kommentar=PDF Download}}</ref>, ''[[Tokyo Babylon]]'' (1991–1994)<ref name=":36" /> und ''[[Card Captor Sakura|Cardcaptor Sakura]]'' (1996–2000).<ref name="Toku Mechademia" /> BL wurde Ende der 1990er Jahre auf dem [[Festlandchina|chinesischen Festland]] populär; anschließend verbot das Land die Veröffentlichung und den Vertrieb von BL-Werken.<ref>{{Internetquelle |autor=Ting Liu |url=http://intersections.anu.edu.au/issue20/liu.htm |titel=Intersections: Conflicting Discourses on Boys� Love and Subcultural Tactics in Mainland China and Hong Kong |werk=Intersections: Gender and Sexuality in Asia and the Pacific |datum=2009-04-20 |abruf=2022-07-30 |sprache=en}}</ref>
In den 1990er Jahren begannen immer mehr Shōjo-Manga, Yaoi-Elemente in ihre Handlungen zu integrieren. Die Manga-Zeichnergruppe [[Clamp]], die selbst als eine Gruppe begann, die Yaoi-Dōjinshi schuf,<ref>{{Literatur |Autor=Fan-Yi Lam |Titel=Comic Market: How the World's Biggest Amateur Comic Fair Shaped Japanese Dōjinshi Culture |Sammelwerk=Mechademia |Band=5 |Nummer=1 |Datum=2010 |ISSN=2152-6648 |Seiten=240-241 |Sprache=en |Online=https://muse.jhu.edu/article/400559 |Abruf=2022-05-26}}</ref> veröffentlichte in dieser Zeit mehrere Werke wie ''[[RG Veda]]'' (1990–1995)<ref name=":36">{{Literatur |Autor=Dani Cavallaro |Titel=CLAMP in Context: A Critical Study of the Manga and Anime |Verlag=McFarland |Datum=2012 |ISBN=978-0-7864-9010-3 |Online=https://books.google.de/books?hl=de&lr=&id=h5-jKINSUJoC&oi=fnd&pg=PP2&dq=Tokyo+Babylon+clamp&ots=2-UWmRQafT&sig=_H0_DyLUdRP-DcW6FaLlYnTvxuE#v=onepage&q=Tokyo%20Babylon%20clamp&f=false |Abruf=2022-05-26}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Anna Madill, Yao Zhao, Tien-yi Chao |url=https://projectresilience.co.uk/wp-content/uploads/2022/01/BL-in-Chinese-Speaking-Regions-2022.pdf |titel=History and research review of contemporary female-oriented male-male erotica (Boys’ Love) in Chinese-speaking regions |format=PDF |sprache=en |abruf=2022-05-28 |kommentar=PDF Download}}</ref>, ''[[Tokyo Babylon]]'' (1991–1994)<ref name=":36" /> und ''[[Card Captor Sakura|Cardcaptor Sakura]]'' (1996–2000).<ref name="Toku Mechademia" /> BL wurde Ende der 1990er Jahre auf dem [[Festlandchina|chinesischen Festland]] populär; anschließend verbot das Land die Veröffentlichung und den Vertrieb von BL-Werken.<ref>{{Internetquelle |autor=Ting Liu |url=http://intersections.anu.edu.au/issue20/liu.htm |titel=Intersections: Conflicting Discourses on Boys' Love and Subcultural Tactics in Mainland China and Hong Kong |werk=Intersections: Gender and Sexuality in Asia and the Pacific |datum=2009-04-20 |sprache=en |abruf=2022-07-30}}</ref>


Mitte der 1990er Jahre fand die so genannte ''Yaoi-Debatte'' oder ''Yaoi ronsō'' (や お い 論争) statt, die vor allem in einer Reihe von Essays geführt wurde, die von 1992 bis 1997 in der feministischen Zeitschrift ''Choisir'' veröffentlicht wurden.<ref name=":18">{{Literatur |Autor=Ishida Hitoshi |Titel=Representational Appropriation and the Autonomy of Desire in Yaoi/BL |Sammelwerk=Boys Love Manga and Beyond |Verlag=University Press of Mississippi |Datum=2015 |ISBN=978-1-62846-119-0 |Seiten=214 |Sprache=en |Online=https://mississippi.universitypressscholarship.com/10.14325/mississippi/9781628461190.001.0001/upso-9781628461190-chapter-11 |Abruf=2022-05-04 |DOI=10.14325/mississippi/9781628461190.001.0001/upso-9781628461190-chapter-11 |Umfang=304}}</ref> Der japanische schwule Schriftsteller Masaki Satō kritisierte das Genre als [[Homophobie|homophob]], weil es schwule Männer nicht korrekt darstelle<ref name=":13" /> und bezeichnete Yaoi-Fans als ekelhaft und pervers.<ref name=":18" /> Es folgte eine jahrelange Debatte, in der Fans und Künstler beanspruchten, Yaoi sei eine Unterhaltung für Frauen und eine Zuflucht vor der Frauenfeindlichkeit der japanischen Gesellschaft, die keine realistische Darstellung von Homosexualität anstrebe.<ref name=":13" /> Die wissenschaftliche Debatte, die die ''Yaoi ronsō'' auslöste, führte zur Herausbildung der BL-Studien, die sich auf die Untersuchung von BL und die Beziehung zwischen Frauen und BL konzentrieren.<ref name=":54">{{Literatur |Autor=Kazumi Nagaike, Tomoko Aoyama |Titel=What is Japanese “BL Studies?”: A Historical and Analytical Overview |Sammelwerk=Boys Love Manga and Beyond |Verlag=University Press of Mississippi |Datum=2015 |ISBN=978-1-62846-119-0 |Seiten=119-140 |Sprache=en |Online=https://mississippi.universitypressscholarship.com/10.14325/mississippi/9781628461190.001.0001/upso-9781628461190-chapter-6 |Abruf=2022-05-05 |DOI=10.14325/mississippi/9781628461190.001.0001/upso-9781628461190-chapter-6 |Umfang=304}}</ref> Dies wirkte sich auch auf die Künstler aus und während sich manche vom Genre abwandten, integrierten andere die Einwände der Kritiker in ihr Schaffen.<ref name=":13" />
Mitte der 1990er Jahre fand die so genannte ''Yaoi-Debatte'' oder ''Yaoi ronsō'' (や お い 論争) statt, die vor allem in einer Reihe von Essays geführt wurde, die von 1992 bis 1997 in der feministischen Zeitschrift ''Choisir'' veröffentlicht wurden.<ref name=":18">{{Literatur |Autor=Ishida Hitoshi |Titel=Representational Appropriation and the Autonomy of Desire in Yaoi/BL |Sammelwerk=Boys Love Manga and Beyond |Verlag=University Press of Mississippi |Datum=2015 |Sprache=en |Umfang=304 |ISBN=978-1-62846-119-0 |Seiten=214}}</ref> Der japanische schwule Schriftsteller Masaki Satō kritisierte das Genre als [[Homophobie|homophob]], weil es schwule Männer nicht korrekt darstelle<ref name=":13" /> und bezeichnete Yaoi-Fans als ekelhaft und pervers.<ref name=":18" /> Es folgte eine jahrelange Debatte, in der Fans und Künstler beanspruchten, Yaoi sei eine Unterhaltung für Frauen und eine Zuflucht vor der Frauenfeindlichkeit der japanischen Gesellschaft, die keine realistische Darstellung von Homosexualität anstrebe.<ref name=":13" /> Die wissenschaftliche Debatte, die die ''Yaoi ronsō'' auslöste, führte zur Herausbildung der BL-Studien, die sich auf die Untersuchung von BL und die Beziehung zwischen Frauen und BL konzentrieren.<ref name=":54">{{Literatur |Autor=Kazumi Nagaike, Tomoko Aoyama |Titel=What is Japanese “BL Studies?”: A Historical and Analytical Overview |Sammelwerk=Boys Love Manga and Beyond |Verlag=University Press of Mississippi |Datum=2015 |Sprache=en |Umfang=304 |ISBN=978-1-62846-119-0 |Seiten=119-140}}</ref> Dies wirkte sich auch auf die Künstler aus und während sich manche vom Genre abwandten, integrierten andere die Einwände der Kritiker in ihr Schaffen.<ref name=":13" />


=== Nach 2000: Globalisierung von ''Yaoi'' und BL ===
=== Nach 2000: Globalisierung von ''Yaoi'' und BL ===
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Die Wirtschaftskrise der 1990er und Anfang der 2000er hatte keine besonderen Auswirkungen auf den Boys-Love-Markt. Die Magazine konnten in dieser Zeit weiter zulegen, und die Verkäufe von BL-Medien stiegen. In den 2000er Jahren entwickelte sich die [[Otome Road]] in [[Ikebukuro]] zu einem wichtigen kulturellen Ziel für die BL-Fangemeinde, mit zahlreichen Geschäften für Produkte rund um das Genre.<ref name=":3" /> Zugleich wurden die Konsumentinnen älter und kaufkräftiger und mit ihnen wurden auch die Protagonisten der Geschichten älter. Seit den 2000er Jahren finden sich häufiger Romanzen zwischen Angestellten an Stelle der Jugendlichen und Schüler des Shōnen-ai der 1970er und 80er Jahre.<ref name=":210" /> Die Fangemeinde des Genres wurde in Japan als lohnenswerte Zielgruppe entdeckt und seither gezielt angesprochen.<ref name=":55">Kamm, 2010, S. 45–50, 60f, 66–69.</ref>
Die Wirtschaftskrise der 1990er und Anfang der 2000er hatte keine besonderen Auswirkungen auf den Boys-Love-Markt. Die Magazine konnten in dieser Zeit weiter zulegen, und die Verkäufe von BL-Medien stiegen. In den 2000er Jahren entwickelte sich die [[Otome Road]] in [[Ikebukuro]] zu einem wichtigen kulturellen Ziel für die BL-Fangemeinde, mit zahlreichen Geschäften für Produkte rund um das Genre.<ref name=":3" /> Zugleich wurden die Konsumentinnen älter und kaufkräftiger und mit ihnen wurden auch die Protagonisten der Geschichten älter. Seit den 2000er Jahren finden sich häufiger Romanzen zwischen Angestellten an Stelle der Jugendlichen und Schüler des Shōnen-ai der 1970er und 80er Jahre.<ref name=":210" /> Die Fangemeinde des Genres wurde in Japan als lohnenswerte Zielgruppe entdeckt und seither gezielt angesprochen.<ref name=":55">Kamm, 2010, S. 45–50, 60f, 66–69.</ref>


In den 2000er Jahren erlebte BL auf den internationalen Märkten ein bedeutendes Wachstum, so wurde 2001 die amerikanische Anime-Convention Yaoi-Con gegründet.<ref name=":3" /> Die ersten offiziell lizenzierten englischsprachigen Übersetzungen des Genres wurden 2003 auf dem nordamerikanischen Markt veröffentlicht.<ref name=":12">{{Internetquelle |autor=Mark McLelland |url=http://blogs.arts.unimelb.edu.au/refractory/2006/12/04/why-are-japanese-girls%E2%80%99-comics-full-of-boys-bonking1-mark-mclelland |titel=Why are Japanese Girls' Comics full of Boys Bonking? |werk=Refractory: A Journal of Entertainment Media |datum=2008-04-15 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20080415173709/http://blogs.arts.unimelb.edu.au/refractory/2006/12/04/why-are-japanese-girls%E2%80%99-comics-full-of-boys-bonking1-mark-mclelland/ |abruf=2022-05-19 |sprache=en |offline=1}}</ref> In Südkorea hat sich BL in [[Manhwa]] entwickelt''.'' In den 2010er und 2020er Jahren stieg die Popularität von BL-beeinflussten Medien in China und Thailand in Form von Web-Romanen, Live-Action-Filmen und Live-Action-Fernsehdramen. Die Zunahme von [[Streaming Media|Streaming-Diensten]] in den 2010er Jahren gilt als treibende Kraft für die Produktion von BL-Dramen in Asien, da der Online-Vertrieb eine Plattform für Medien mit nicht heterosexuellem Material bietet, das im [[Fernsehen]] häufig nicht zugelassen ist.<ref name="Nikkei">{{cite web|url=https://asia.nikkei.com/Business/Media-Entertainment/Japanese-style-boys-love-dramas-captivate-Thai-women|title=Japanese-style 'boys love' dramas captivate Thai women|date=2020-11-14|website=[[The Nikkei]]|last1=Kishimoto|first1=Marimi|access-date=2020-11-17}}</ref>
In den 2000er Jahren erlebte BL auf den internationalen Märkten ein bedeutendes Wachstum, so wurde 2001 die amerikanische Anime-Convention Yaoi-Con gegründet.<ref name=":3" /> Die ersten offiziell lizenzierten englischsprachigen Übersetzungen des Genres wurden 2003 auf dem nordamerikanischen Markt veröffentlicht.<ref name=":12">{{Internetquelle |autor=Mark McLelland |url=http://blogs.arts.unimelb.edu.au/refractory/2006/12/04/why-are-japanese-girls%E2%80%99-comics-full-of-boys-bonking1-mark-mclelland |titel=Why are Japanese Girls' Comics full of Boys Bonking? |werk=Refractory: A Journal of Entertainment Media |datum=2008-04-15 |sprache=en |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20080415173709/http://blogs.arts.unimelb.edu.au/refractory/2006/12/04/why-are-japanese-girls%E2%80%99-comics-full-of-boys-bonking1-mark-mclelland/ |abruf=2022-05-19}}</ref> In Südkorea hat sich BL in [[Manhwa]] entwickelt. In den 2010er und 2020er Jahren stieg die Popularität von BL-beeinflussten Medien in China und Thailand in Form von Web-Romanen, Live-Action-Filmen und Live-Action-Fernsehdramen. Die Zunahme von [[Streaming Media|Streaming-Diensten]] in den 2010er Jahren gilt als treibende Kraft für die Produktion von BL-Dramen in Asien, da der Online-Vertrieb eine Plattform für Medien mit nicht heterosexuellem Material bietet, das im [[Fernsehen]] häufig nicht zugelassen ist.<ref name="Nikkei">{{cite web |last1=Kishimoto |first1=Marimi |title=Japanese-style 'boys love' dramas captivate Thai women |language=en |date=2020-11-14 |url=https://asia.nikkei.com/Business/Media-Entertainment/Japanese-style-boys-love-dramas-captivate-Thai-women |website=[[The Nikkei]] |access-date=2020-11-17}}</ref>


== Konzepte und Themen ==
== Konzepte und Themen ==
=== Genre-Überschneidungen und Untergenre ===
=== Genre-Überschneidungen und Untergenre ===
Jenseits des vorgegebenen Genre-Themas bilden Boys-Love-Werke eine große Genre-Vielfalt ab. Neben klassischen romantischen Geschichten in der Gegenwart gibt es historische oder futuristische Stoffe, [[Science-Fiction]], [[Fantasy]] und [[Horror]]. Neben ernsthafte Kriminalgeschichten oder Dokumentationen über Aids treten leichte, satirische oder absurde Komödien.<ref name=":49">Paul Gravett: ''Manga - Sechzig Jahre Japanische Comics'', S. 13, 80f, 136. Egmont Manga und Anime, 2004.</ref> Vorherrschend sind jedoch Geschichten im japanischen Alltag, Fantasy und Science-Fiction eher selten.<ref name=":210" /> Bis in die 1990er Jahre hatten BL-Manga dagegen oft fantastische, historische oder futuristische Schauplätze<ref name="Shamoon p.86">{{cite journal|author=Deborah Shamoon, Linda Williams (film critic)|title=Office Sluts and Rebel Flowers: The Pleasures of Japanese Pornographic Comics for Women|journal=Porn Studies|pages=86|publisher=Duke University Press|date=2004-07}}</ref> und [[Tragödie|tragische]] Erzählungen waren vorherrschend,<ref name=":49" /> insbesondere Geschichten, die damit endeten, dass ein oder beide Mitglieder des Hauptpaares durch [[Suizid|Selbstmord]] starben. Mitte der 1990er Jahre gab es häufiger [[Happy End]]s.<ref name="Dreamland June">{{Literatur |Autor=Frederik L. Schodt |Titel=Dreamland Japan: Writings on Modern Manga |Verlag=[[Stone Bridge Press]] |Datum=1996 |ISBN=978-1-880656-23-5 |Seiten=120–123}}</ref> Wenn tragische Enden gezeigt werden, ist die Ursache in der Regel nicht ein zwischenmenschlicher Konflikt zwischen dem Paar, sondern „die grausamen und aufdringlichen Forderungen einer kompromisslosen Außenwelt“.<ref name=":24">{{Literatur |Autor=Mark J. McLellond |Titel=Male Homosexuality in Modern Japan: Cultural Myths and Social Realitles |Verlag=Routledge |Ort=London |Datum=2000 |Sprache=en |Umfang=256 |ISBN=978-0-203-01668-8 |DOI=10.4324/9780203016688/male-homosexuality-modern-japan-mark-mclellond |Seiten=64, 131 |Online=[https://www.taylorfrancis.com/books/mono/10.4324/9780203016688/male-homosexuality-modern-japan-mark-mclellond Online] |Abruf=2022-04-17}}</ref> Thorn stellt die Theorie auf, dass die Darstellung von Tragödien und Missbrauch dazu dient, dem Publikum „zu ermöglichen, sich in gewisser Weise mit seinen eigenen Missbrauchserfahrungen auseinander zu setzen“.<ref name=":22" /> Geschichten in Boys Love sind oft stark [[Homosozialität|homosozial]] geprägt und geben Männern die Freiheit, sich zu verbinden und gemeinsame Ziele zu verfolgen oder miteinander zu rivalisieren. Diese spirituelle Verbindung und gleichberechtigte Partnerschaft wird als Überwindung der männlich-weiblichen [[Geschlechterordnung|Geschlechterhierarchie]] dargestellt.<ref name=":19">{{Literatur |Autor=Kazumi Nagaike |Titel=Perverse Sexualities, Perversive Desires: Representations of Female Fantasies and „Yaoi Manga“ as Pornography Directed at Women |Sammelwerk=U.S.-Japan Women's Journal |Nummer=25 |Datum=2003 |ISSN=2330-5037 |Seiten=76–103 |Sprache=en |JSTOR=42771904}}</ref> Wie in Liebesromanen üblich, müssen Paare in Boys-Love-Geschichten oft Hindernisse überwinden, die eher emotional oder psychologisch als physisch sind.<ref>{{Literatur |Titel=Encyclopedia of Erotic Literature |Verlag=Routledge |Ort=New York |Datum=2014 |ISBN=978-0-203-94357-1 |Seiten=1445 |DOI=10.4324/9780203943571}}</ref> Kazumi Nagaike stellt mehrere Unterformen anhand der Beziehungen auf: ''toshishita zeme'' mit einem jüngeren aktiven Partner, ''shōta mono'' mit einem kindlichen passiven Partner; ''riiman mono'' mit erwachsenen und berufstätigen Protagonisten und ''gakuen mono'' mit einer Beziehung an der Schule oder Hochschule. Zeitweise populär waren ''arabu'' mit mindestens einem arabischen Protagonisten. Eigene Untergruppen sind auch Geschichten über Prostitution oder ''hanayome'' über eine Ehe zwischen en Protagonisten.<ref name=":210" />
Jenseits des vorgegebenen Genre-Themas bilden Boys-Love-Werke eine große Genre-Vielfalt ab. Neben klassischen romantischen Geschichten in der Gegenwart gibt es historische oder futuristische Stoffe, [[Science-Fiction]], [[Fantasy]] und [[Horror]]. Neben ernsthafte Kriminalgeschichten oder Dokumentationen über Aids treten leichte, satirische oder absurde Komödien.<ref name=":49">Paul Gravett: ''Manga Sechzig Jahre Japanische Comics'', S. 13, 80f, 136. Egmont Manga und Anime, 2004.</ref> Vorherrschend sind jedoch Geschichten im japanischen Alltag, Fantasy und Science-Fiction eher selten.<ref name=":210" /> Bis in die 1990er Jahre hatten BL-Manga dagegen oft fantastische, historische oder futuristische Schauplätze<ref name="Shamoon p.86">{{cite journal |author=Deborah Shamoon, Linda Williams (film critic) |title=Office Sluts and Rebel Flowers: The Pleasures of Japanese Pornographic Comics for Women |journal=Porn Studies |language=en |pages=86 |publisher=Duke University Press |date=2004-07}}</ref> und [[Tragödie|tragische]] Erzählungen waren vorherrschend,<ref name=":49" /> insbesondere Geschichten, die damit endeten, dass ein oder beide Mitglieder des Hauptpaares durch [[Suizid|Selbstmord]] starben. Mitte der 1990er Jahre gab es häufiger [[Happy End]]s.<ref name="Dreamland June">{{Literatur |Autor=Frederik L. Schodt |Titel=Dreamland Japan: Writings on Modern Manga |Verlag=[[Stone Bridge Press]] |Datum=1996 |ISBN=1-880656-23-X |Seiten=120–123}}</ref> Wenn tragische Enden gezeigt werden, ist die Ursache in der Regel nicht ein zwischenmenschlicher Konflikt zwischen dem Paar, sondern „die grausamen und aufdringlichen Forderungen einer kompromisslosen Außenwelt“.<ref name=":24">{{Literatur |Autor=Mark J. McLellond |Titel=Male Homosexuality in Modern Japan: Cultural Myths and Social Realitles |Verlag=Routledge |Ort=London |Datum=2000 |ISBN=0-203-01668-8 |Seiten=64, 131 |Sprache=en |Online=[https://www.taylorfrancis.com/books/mono/10.4324/9780203016688/male-homosexuality-modern-japan-mark-mclellond Online] |Abruf=2022-04-17 |DOI=10.4324/9780203016688/male-homosexuality-modern-japan-mark-mclellond |Umfang=256}}</ref> Thorn stellt die Theorie auf, dass die Darstellung von Tragödien und Missbrauch dazu dient, dem Publikum „zu ermöglichen, sich in gewisser Weise mit seinen eigenen Missbrauchserfahrungen auseinander zu setzen“.<ref name=":22" /> Geschichten in Boys Love sind oft stark [[Homosozialität|homosozial]] geprägt und geben Männern die Freiheit, sich zu verbinden und gemeinsame Ziele zu verfolgen oder miteinander zu rivalisieren. Diese spirituelle Verbindung und gleichberechtigte Partnerschaft wird als Überwindung der männlich-weiblichen [[Geschlechterordnung|Geschlechterhierarchie]] dargestellt.<ref name=":19">{{Literatur |Autor=Kazumi Nagaike |Titel=Perverse Sexualities, Perversive Desires: Representations of Female Fantasies and „Yaoi Manga“ as Pornography Directed at Women |Sammelwerk=U.S.-Japan Women's Journal |Nummer=25 |Datum=2003 |ISSN=2330-5037 |Seiten=76–103 |Sprache=en |JSTOR=42771904}}</ref> Wie in Liebesromanen üblich, müssen Paare in Boys-Love-Geschichten oft Hindernisse überwinden, die eher emotional oder psychologisch als physisch sind.<ref>{{Literatur |Titel=Encyclopedia of Erotic Literature |Verlag=Routledge |Ort=New York |Datum=2014 |ISBN=978-0-203-94357-1 |Seiten=1445 |DOI=10.4324/9780203943571}}</ref> Kazumi Nagaike stellt mehrere Unterformen anhand der Beziehungen auf: ''toshishita zeme'' mit einem jüngeren aktiven Partner, ''shōta mono'' mit einem kindlichen passiven Partner; ''riiman mono'' mit erwachsenen und berufstätigen Protagonisten und ''gakuen mono'' mit einer Beziehung an der Schule oder Hochschule. Zeitweise populär waren ''arabu'' mit mindestens einem arabischen Protagonisten. Eigene Untergruppen sind auch Geschichten über Prostitution oder ''hanayome'' über eine Ehe zwischen den Protagonisten.<ref name=":210" />


[[Bara (Genre)|''Bara'']] (薔薇, „Rose“), auch bekannt als ''Gay Manga'' (ゲイ漫画) oder ''gei komi'' (ゲイコミ, „Gay Comics“) ist ein Genre, das sich auf männliche gleichgeschlechtliche Liebe konzentriert und hauptsächlich von [[schwul]]en Männern für ein schwules männliches Publikum geschaffen wird.<ref name=":24" /> Schwule Manga konzentrieren sich in der Regel auf [[Männlichkeit|männliche]] Männer mit einem unterschiedlichen Maß an Muskeln, Körperfett und [[Körperbehaarung]], im Gegensatz zu den androgynen Bishōnen in Boys Love. [[Graham Kolbeins]] schreibt, dass Yaoi als ein primär [[Feminismus|feministisches]] Phänomen verstanden werden kann, da es Sex darstellt, der frei von den [[Patriarchat (Soziologie)|patriarchalischen]] Fallen der heterosexuellen Pornografie ist, und Gay Manga in erster Linie ein Ausdruck schwuler männlicher Identität ist.<ref name="MASSIVE">{{Literatur |Autor=AnneIshii, Chip Kidd, Graham Kolbeins |Titel=Massive: Gay Erotic Manga and the Men Who Make It |Verlag=[[Fantagraphics Books]] |Datum=2014 |ISBN=978-1-60699-785-7 |Seiten=32}}</ref> Ab den frühen 2000er Jahren gibt es eine gewisse Überschneidung zwischen Boys Love und schwulen Mangas in BDSM-Publikationen: bei dem mehrere weibliche Boys-Love-Autoren Geschichten zu BDSM-Themen in schwulen Manga-Anthologien oder Sonderausgaben beigesteuert haben,<ref name=":32">{{Internetquelle |autor=Simona |url=http://www.akibanana.com/?q=node%2F1670 |titel=Simona's BL Research Lab: Reibun Ike, Hyogo Kijima, Inaki Matsumoto {{!}} Akibanana |datum=2009-05-13 |abruf=2022-05-16 |sprache=en |archiv-url=https://web.archive.org/web/20091003103542/http://www.akibanana.com/?q=node%2F1670 |archiv-datum=2009-10-03 |offline= |archiv-bot=2022-10-13 10:00:20 InternetArchiveBot }}</ref> gelegentlich unter männlichen [[Pseudonym]]en.<ref name="MASSIVE" />
[[Bara (Genre)|''Bara'']] (薔薇, „Rose“), auch bekannt als ''Gay Manga'' (ゲイ漫画) oder ''gei komi'' (ゲイコミ, „Gay Comics“) ist ein Genre, das sich auf männliche gleichgeschlechtliche Liebe konzentriert und hauptsächlich von [[schwul]]en Männern für ein schwules männliches Publikum geschaffen wird.<ref name=":24" /> Schwule Manga konzentrieren sich in der Regel auf [[Männlichkeit|männliche]] Männer mit einem unterschiedlichen Maß an Muskeln, Körperfett und [[Körperbehaarung]], im Gegensatz zu den androgynen Bishōnen in Boys Love. [[Graham Kolbeins]] schreibt, dass Yaoi als ein primär [[Feminismus|feministisches]] Phänomen verstanden werden kann, da es Sex darstellt, der frei von den [[Patriarchat (Soziologie)|patriarchalischen]] Fallen der heterosexuellen Pornografie ist, und Gay Manga in erster Linie ein Ausdruck schwuler männlicher Identität ist.<ref name="MASSIVE">{{Literatur |Autor=AnneIshii, Chip Kidd, Graham Kolbeins |Titel=Massive: Gay Erotic Manga and the Men Who Make It |Verlag=[[Fantagraphics Books]] |Datum=2014 |ISBN=978-1-60699-785-7 |Seiten=32}}</ref> Ab den frühen 2000er Jahren gibt es eine gewisse Überschneidung zwischen Boys Love und schwulen Mangas in BDSM-Publikationen: bei dem mehrere weibliche Boys-Love-Autoren Geschichten zu BDSM-Themen in schwulen Manga-Anthologien oder Sonderausgaben beigesteuert haben,<ref name=":32">{{Internetquelle |autor=Simona |url=http://www.akibanana.com/?q=node%2F1670 |titel=Simona's BL Research Lab: Reibun Ike, Hyogo Kijima, Inaki Matsumoto {{!}} Akibanana |datum=2009-05-13 |sprache=en |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20091003103542/http://www.akibanana.com/?q=node%2F1670 |archiv-datum=2009-10-03 |abruf=2022-05-16}}</ref> gelegentlich unter männlichen [[Pseudonym]]en.<ref name="MASSIVE" />


''[[Shotacon]]'' ist ein Genre, in dem vorpubertäre oder [[Pubertät|pubertierende]] Jungen in einem romantischen oder pornografischen Kontext dargestellt werden. Das Subgenre, das in den frühen 1980er Jahren als Ableger von ''Yaoi'' entstand, wurde später von männlichen Lesern übernommen und von ''[[lolicon]]'' (Werke, die vorpubertäre oder pubertierende Mädchen darstellen) beeinflusst.<ref name=":14">{{Literatur |Autor=Christoper Bolton, Istvan Csicsery-ronay, Takayuki Tatsumi |Titel=Robot Ghosts and Wired Dreams: Japanese Science Fiction from Origins to Anime |Auflage=NED – New edition |Verlag=University of Minnesota Press |Datum=2007 |ISBN=978-0-8166-4973-0 |DOI=10.5749/j.cttttc8f.14 |JSTOR=10.5749/j.cttttc8f}}</ref> ''[[Teens' love]]'' ist ein Subgenre das seit den 2000er Jahren, aus [[Shōjo|Shojo]] Mangas entstanden ist.<ref>{{Literatur |Autor=김효진 |Titel=여성향 만화장르로서 틴즈 러브(Teens' Love) 만화의 가능성 –후유모리 유키코의 작품을 중심으로– |Sammelwerk=일본연구 |Nummer=73 |Datum=2017 |Seiten=33–59 |Online=[https://www.dbpia.co.kr/journal/articleDetail?nodeId=NODE10806935 Online] |Abruf=2022-06-16}}</ref> In dessen Mittelpunkt in der Regel Frauen stehen, es unterscheidet sich von Frauencomics, dass sie dunkle Storyelemente wie Vergewaltigung, Inzest und ''[[Enjokōsai|enjo kōsai]]'' (Beziehungen auf der Grundlage von Transaktionssex) enthalten, die jedoch heutzutage vermieden werden.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.cyzowoman.com/2014/11/post_14169_1.html |titel=「ガテン男に溺愛されたい」「フェラはNG」TL編集者が明かす“女がエロに求めるモノ” |datum=2014-11-23 |abruf=2022-06-16 |sprache=ja}}</ref>
''[[Shotacon]]'' ist ein Genre, in dem vorpubertäre oder [[Pubertät|pubertierende]] Jungen in einem romantischen oder pornografischen Kontext dargestellt werden. Das Subgenre, das in den frühen 1980er Jahren als Ableger von ''Yaoi'' entstand, wurde später von männlichen Lesern übernommen und von ''[[lolicon]]'' (Werke, die vorpubertäre oder pubertierende Mädchen darstellen) beeinflusst.<ref name=":14">{{Literatur |Autor=Christoper Bolton, Istvan Csicsery-ronay, Takayuki Tatsumi |Titel=Robot Ghosts and Wired Dreams: Japanese Science Fiction from Origins to Anime |Auflage=NED – New edition |Verlag=University of Minnesota Press |Datum=2007 |ISBN=978-0-8166-4973-0 |DOI=10.5749/j.cttttc8f.14 |JSTOR=10.5749/j.cttttc8f}}</ref> ''[[Teens’ love]]'' ist ein Subgenre, das seit den 2000er Jahren aus [[Shōjo|Shojo]]-Mangas entstanden ist,<ref>{{Literatur |Autor=김효진 |Titel=여성향 만화장르로서 틴즈 러브(Teens' Love) 만화의 가능성 –후유모리 유키코의 작품을 중심으로– |Sammelwerk=일본연구 |Nummer=73 |Datum=2017 |Seiten=33–59 |Online=[https://www.dbpia.co.kr/journal/articleDetail?nodeId=NODE10806935 Online] |Abruf=2022-06-16}}</ref> in dessen Mittelpunkt in der Regel Frauen stehen. Es unterscheidet sich von Frauencomics, dass sie dunkle Storyelemente wie Vergewaltigung, Inzest und ''[[Enjokōsai|enjo kōsai]]'' (Beziehungen auf der Grundlage von Transaktionssex) enthalten, die jedoch heutzutage vermieden werden.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.cyzowoman.com/2014/11/post_14169_1.html |titel=「ガテン男に溺愛されたい」「フェラはNG」TL編集者が明かす“女がエロに求めるモノ” |datum=2014-11-23 |sprache=ja |abruf=2022-06-16}}</ref>


''[[Omegaverse]]'' ist ein Subgenre der männlichen Liebesromane, das seinen Ursprung im amerikanischen ''Star-Trek-''Fandom hat<ref name="Jaimeson">{{Literatur |Autor=Kristina Busse |Hrsg=Anne Jamieson |Titel=Fic: Why Fanfiction is Taking Over the World |Verlag=[[BenBella Books|Smart Pop]] |Ort=United States |Datum=2013 |ISBN=978-1-939529-19-0 |Kapitel=Pon Farr, Mpreg, and the rise of the Omegavers}}</ref> die später als Subgenre des kommerziellen und nicht-kommerziellen ''Yaoi'' auftauchte.<ref name=":37">{{Internetquelle |url=https://www.animenewsnetwork.com/press-release/2019-12-22/new-omegaverse-titles-coming-to-renta/.154669 |titel=New Omegaverse(A/B/O) Titles Coming to Renta |werk=[[Anime News Network]] |abruf=2022-05-27 |sprache=en}}</ref><ref name=":2">{{cite web |url=https://booklive.jp/bkmr/omegaverse-bl-comic |title=《2019年版》おすすめオメガバースBL漫画17選【初心者向けから上級者向けまで】 |language=ja |work=BookLive! |date=2018-07-11 |trans-title=Top 17 Recommended BL Omegaverse Manga for 2019 |access-date=2020-04-16}}</ref> Die Geschichten dieses Genres gehen von Gesellschaften aus, in denen die Menschen in eine Dominanzhierarchie aus dominanten „Alphas“, neutralen „Betas“ und unterwürfigen „Omegas“ eingeteilt sind. Diese Begriffe sind von den Begriffen abgeleitet, die in der [[Ethologie]] zur Beschreibung sozialer Hierarchien bei Tieren verwendet werden.<ref name=":37" /><ref name=":2" /><ref name="NYT 23 May 2020">{{cite news|title=A Feud in Wolf-Kink Erotica Raises a Deep Legal Question|work=The New York Times|date=2020-05-23|url=https://www.nytimes.com/2020/05/23/business/omegaverse-erotica-copyright.html|last1=Alter|first1=Alexandra|archive-url=https://web.archive.org/web/20200611030407/https://www.nytimes.com/2020/05/23/business/omegaverse-erotica-copyright.html|archive-date=2020-06-11}}</ref> Das Dom/Sub-Universum-Subgenre etablierte sich um 2017 und gewann im Jahr 2021 an Popularität. Das Subgenre verwendet [[BDSM]]-Elemente und bezog auch Einflüsse aus dem Omegaverse, insbesondere das Kastensystem.<ref>{{cite news|title=【作品追加】本能… 抗えない究極の主従関係! Dom/Subユニバースが話題|language=ja|work=Chil Chil|date=2017-01-22|accessdate=2022-02-09|url=https://blnews.chil-chil.net/newsDetail/13779/}}</ref>
''[[Omegaverse]]'' ist ein Subgenre der männlichen Liebesromane, das seinen Ursprung im amerikanischen ''Star-Trek-''Fandom hat<ref name="Jaimeson">{{Literatur |Autor=Kristina Busse |Hrsg=Anne Jamieson |Titel=Fic: Why Fanfiction is Taking Over the World |Verlag=[[BenBella Books|Smart Pop]] |Ort=United States |Datum=2013 |ISBN=978-1-939529-19-0 |Kapitel=Pon Farr, Mpreg, and the rise of the Omegavers}}</ref> die später als Subgenre des kommerziellen und nicht-kommerziellen ''Yaoi'' auftauchte.<ref name=":37">{{Internetquelle |url=https://www.animenewsnetwork.com/press-release/2019-12-22/new-omegaverse-titles-coming-to-renta/.154669 |titel=New Omegaverse(A/B/O) Titles Coming to Renta |werk=[[Anime News Network]] |sprache=en |abruf=2022-05-27}}</ref><ref name=":2">{{cite web |url=https://booklive.jp/bkmr/omegaverse-bl-comic |title=《2019年版》おすすめオメガバースBL漫画17選【初心者向けから上級者向けまで】 |language=ja |work=BookLive! |date=2018-07-11 |trans-title=Top 17 Recommended BL Omegaverse Manga for 2019 |access-date=2020-04-16}}</ref> Die Geschichten dieses Genres gehen von Gesellschaften aus, in denen die Menschen in eine Dominanzhierarchie aus dominanten „Alphas“, neutralen „Betas“ und unterwürfigen „Omegas“ eingeteilt sind. Diese Begriffe sind von den Begriffen abgeleitet, die in der [[Ethologie]] zur Beschreibung sozialer Hierarchien bei Tieren verwendet werden.<ref name=":37" /><ref name=":2" /><ref name="NYT 23 May 2020">{{cite news |title=A Feud in Wolf-Kink Erotica Raises a Deep Legal Question |last1=Alter |first1=Alexandra |url=https://www.nytimes.com/2020/05/23/business/omegaverse-erotica-copyright.html |archive-url=https://web.archive.org/web/20200611030407/https://www.nytimes.com/2020/05/23/business/omegaverse-erotica-copyright.html |archive-date=2020-06-11 |language=en |work=The New York Times |date=2020-05-23 |accessdate=2022-10-20}}</ref> Das Dom/Sub-Universum-Subgenre etablierte sich um 2017 und gewann im Jahr 2021 an Popularität. Das Subgenre verwendet [[BDSM]]-Elemente und bezog auch Einflüsse aus dem Omegaverse, insbesondere das Kastensystem.<ref>{{cite news|title=【作品追加】本能… 抗えない究極の主従関係! Dom/Subユニバースが話題|language=ja|work=Chil Chil|date=2017-01-22|accessdate=2022-02-09|url=https://blnews.chil-chil.net/newsDetail/13779/}}</ref>


=== Körperbilder ===
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Die Protagonisten von Boys Love sind oft ''[[Bishōnen]]'' (美少年, wörtlich „schöner Junge“), „hoch idealisierte“ Jungen und junge Männer, die sowohl [[Männlichkeit|männliche]] als auch [[Weiblichkeit|weibliche]] Eigenschaften in sich vereinen.<ref name=":30">{{Literatur |Autor=Sharon Kinsella |Titel=Japanese Subculture in the 1990s: Otaku and the Amateur Manga Movement |Sammelwerk=Journal of Japanese Studies |Band=24 |Nummer=2 |Datum=1998 |ISSN=0095-6848 |Seiten=289–316 |Sprache=en |DOI=10.2307/133236 |JSTOR=133236 |Umfang=28}}</ref> Bishōnen als Konzept ist in ganz [[Ostasien]] zu finden, aber seine spezifische ästhetische Ausprägung in den Shōjo-Manga der 1970er Jahre und den späteren June-Manga wurde von der Populärkultur der damaligen Zeit beeinflusst, darunter von [[Glam Rock|Glam-Rock]]-Künstlern wie [[David Bowie]]<ref name="Orbaugh" /> Schauspieler [[Björn Andrésen]]s Darstellung des Thaddäus in der Verfilmung von ''[[Der Tod in Venedig|Tod in Venedig]]'' von 1971 und der Kabuki-Schauspieler [[Bandō Tamasaburō V.|Bandō Tamasaburō]].<ref>{{Internetquelle |autor=Masafumi Monden |url=http://asien.asienforschung.de/wp-content/uploads/sites/6/2019/09/147_RA_Monden.pdf |titel=The Beautiful Shōnen of the Deep and Moonless Night: The Boyish Aesthetic in Modern Japan |datum=2018-04 |seiten=64–91 |abruf=2022-03-27 |format=PDF |sprache=en}}</ref> Obwohl Bishōnen kommen nicht nur in Boys Love vor. Ihre [[Androgynie|Androgynität]] wird oft ausgenutzt, um Vorstellungen von Sexualität und Geschlecht zu erkunden.<ref name="Orbaugh">{{Literatur |Autor=Sharalyn Orbaugh |Hrsg=Sandra Buckley |Titel=Encyclopedia of Contemporary Japanese Culture |Verlag=Taylor & Francis |Datum=2002 |ISBN=0-415-14344-6 |Seiten=45–56}}</ref><ref name=":34">{{Literatur |Autor=Agnes Katarina Candra Dewi, Jenny Mochtar |Titel=Heteronormativity in BL Webtoons Love is an Illusion, Room to Room, and Path to You |Sammelwerk=K@ta Kita |Band=9 |Nummer=3 |Datum=2021 |ISSN=2598-7801 |Seiten=364–371 |Online=https://katakita.petra.ac.id/index.php/sastra-inggris/article/view/11916 |Abruf=2022-03-05 |DOI=10.9744/katakita.9.3.364-371}}</ref>
Die Protagonisten von Boys Love sind oft ''[[Bishōnen]]'' (美少年, wörtlich „schöner Junge“), „hoch idealisierte“ Jungen und junge Männer, die sowohl [[Männlichkeit|männliche]] als auch [[Weiblichkeit|weibliche]] Eigenschaften in sich vereinen.<ref name=":30">{{Literatur |Autor=Sharon Kinsella |Titel=Japanese Subculture in the 1990s: Otaku and the Amateur Manga Movement |Sammelwerk=Journal of Japanese Studies |Band=24 |Nummer=2 |Datum=1998 |ISSN=0095-6848 |Seiten=289–316 |Sprache=en |DOI=10.2307/133236 |JSTOR=133236 |Umfang=28}}</ref> Bishōnen als Konzept ist in ganz [[Ostasien]] zu finden, aber seine spezifische ästhetische Ausprägung in den Shōjo-Manga der 1970er Jahre und den späteren June-Manga wurde von der Populärkultur der damaligen Zeit beeinflusst, darunter von [[Glam Rock|Glam-Rock]]-Künstlern wie [[David Bowie]]<ref name="Orbaugh" /> Schauspieler [[Björn Andrésen]]s Darstellung des Thaddäus in der Verfilmung von ''[[Der Tod in Venedig|Tod in Venedig]]'' von 1971 und der Kabuki-Schauspieler [[Bandō Tamasaburō V.|Bandō Tamasaburō]].<ref>{{Internetquelle |autor=Masafumi Monden |url=http://asien.asienforschung.de/wp-content/uploads/sites/6/2019/09/147_RA_Monden.pdf |titel=The Beautiful Shōnen of the Deep and Moonless Night: The Boyish Aesthetic in Modern Japan |seiten=64–91 |datum=2018-04 |format=PDF |sprache=en |abruf=2022-03-27}}</ref> Bishōnen kommen nicht nur in Boys Love vor. Ihre [[Androgynie|Androgynität]] wird oft ausgenutzt, um Vorstellungen von Sexualität und Geschlecht zu erkunden.<ref name="Orbaugh">{{Literatur |Autor=Sharalyn Orbaugh |Hrsg=Sandra Buckley |Titel=Encyclopedia of Contemporary Japanese Culture |Verlag=Taylor & Francis |Datum=2002 |ISBN=0-415-14344-6 |Seiten=45–56}}</ref><ref name=":34">{{Literatur |Autor=Agnes Katarina Candra Dewi, Jenny Mochtar |Titel=Heteronormativity in BL Webtoons Love is an Illusion, Room to Room, and Path to You |Sammelwerk=K@ta Kita |Band=9 |Nummer=3 |Datum=2021 |ISSN=2598-7801 |Seiten=364–371 |Online=https://katakita.petra.ac.id/index.php/sastra-inggris/article/view/11916 |Abruf=2022-03-05 |DOI=10.9744/katakita.9.3.364-371}}</ref>


Entsprechend des Schönheitsbildes eines Bishōnen wird in der Regel auch keine Körperbehaarung gezeigt. Doch trotz zunächst kaum veränderten ästhetischen Vorbildern waren bereits in den 1990er Jahren über zwei Drittel der Protagonisten erwachsen oder sogar berufstätig.<ref name=":210" /> In den späten 2010er Jahren stieg in Boys-Love-Geschichten die Popularität von stereotyp-männlichen Männern, die an die typischen Körpertypen in [[Bara (Genre)|Gay Manga]] erinnern, und der Schwerpunkt verlagerte sich auf Geschichten mit muskulösen Körpern und älteren Charakteren.<ref>{{Internetquelle |url=https://blnews.chil-chil.net/newsDetail/20066/ |titel=平成BL漫画の絵柄遍歴を描いてみた |abruf=2022-05-15 |sprache=ja}}</ref><ref name=":31">{{Internetquelle |autor=Madison Grace |url=https://junemanga.com/blogs/news/what-is-yaoi-and-where-does-it-go-from-here |titel=What is yaoi and where does it go from here? |datum=2017-01-24 |abruf=2022-05-16 |sprache=en}}</ref> Eine Umfrage des Verlages [[Juné Manga]] aus dem Jahr 2017 ergab, dass über 80 % der Leserschaft früher ausschließlich Bishōnen-Körpertypen bevorzugten, während 65 % nun sowohl Bishōnen als auch muskulöse Körpertypen mögen<span data-darksite-inline-colorebe7e0="???????">.</span><ref>{{Internetquelle |autor=Madison Grace |url=https://junemanga.com/blogs/news/yaoi-then-vs-now |titel=Yaoi: then vs. now |datum=2017-03-27 |abruf=2022-05-15 |sprache=en}}</ref> Es wird auch davon gesprochen, dass das Genre und die darin vertretene Demografie und Körperbilder mit ihrem Publikum mitgewachsen und mitgealtert sind.<ref name=":210" />
Entsprechend des Schönheitsbildes eines Bishōnen wird in der Regel auch keine Körperbehaarung gezeigt. Doch trotz zunächst kaum veränderten ästhetischen Vorbildern waren bereits in den 1990er Jahren über zwei Drittel der Protagonisten erwachsen oder sogar berufstätig.<ref name=":210" /> In den 2010er Jahren stieg in Boys-Love-Geschichten die Popularität von stereotyp-männlichen Männern, die an die typischen Körpertypen in [[Bara (Genre)|Gay Manga]] erinnern, und der Schwerpunkt verlagerte sich auf Geschichten mit muskulösen Körpern und älteren Charakteren.<ref>{{Internetquelle |url=https://blnews.chil-chil.net/newsDetail/20066/ |titel=平成BL漫画の絵柄遍歴を描いてみた |sprache=ja |abruf=2022-05-15}}</ref><ref name=":31">{{Internetquelle |autor=Madison Grace |url=https://junemanga.com/blogs/news/what-is-yaoi-and-where-does-it-go-from-here |titel=What is yaoi and where does it go from here? |datum=2017-01-24 |sprache=en |abruf=2022-05-16}}</ref><ref name=":1322" /> Eine Umfrage des Verlages [[Juné Manga]] aus dem Jahr 2017 ergab, dass über 80 % der Leserschaft früher ausschließlich Bishōnen-Körpertypen bevorzugten, während 65 % nun sowohl Bishōnen als auch muskulöse Körpertypen mögen.<ref>{{Internetquelle |autor=Madison Grace |url=https://junemanga.com/blogs/news/yaoi-then-vs-now |titel=Yaoi: then vs. now |datum=2017-03-27 |sprache=en |abruf=2022-05-15}}</ref> Es wird auch davon gesprochen, dass das Genre und die darin vertretene Demografie und Körperbilder mit ihrem Publikum mitgewachsen und mitgealtert sind.<ref name=":210" />


=== Rollenbilder ===
=== Rollenbilder ===
[[Datei:Lesson 1 Private Tutor.jpg|links|mini|Kunstwerk, das ein Paar ''Seme'' (links) und ''Uke'' (rechts) darstellt.]]
[[Datei:Lesson 1 Private Tutor.jpg|links|mini|Kunstwerk, das ein Paar ''Seme'' (links) und ''Uke'' (rechts) darstellt.]]
Die beiden Partner in einer Beziehung in Boys Love werden oft als '''''Seme''''' (攻め) und '''''Uke''''' (受け) bezeichnet.<ref>{{Literatur |Autor=Barbara Hartley |Titel=A Genealogy of Boys Love: The Gaze of the Girl and the Bishōnen Body in the Prewar Images of Takabatake Kashō |Sammelwerk=Boys Love Manga and Beyond |Verlag=University Press of Mississippi |Datum=2015 |ISBN=978-1-62846-119-0 |Seiten=77 |Fundstelle=Zeile 18-19 |Sprache=en |Online=https://mississippi.universitypressscholarship.com/10.14325/mississippi/9781628461190.001.0001/upso-9781628461190-chapter-2 |Abruf=2022-05-29 |DOI=10.14325/mississippi/9781628461190.001.0001/upso-9781628461190-chapter-2}}</ref> Diese Begriffe haben sich in der Yaoi-Dōjinshi-Szene entwickelt<ref name=":210" /> und stammen ursprünglich aus dem [[Kampfsport]], wo sie den angreifenden und verteidigenden oder den geworfenen Sportler benennen. Im Boys Love bezeichnen sie den einführenden ''(Seme)'' und den empfangenden Partner ''(Uke)'' beim [[Analverkehr|Analsex]]. Aleardo Zanghellini weist darauf hin, dass die Begriffe aus dem Bereich der Kampfkünste für das japanische Publikum eine besondere Bedeutung haben, da zum Archetyp der schwulen männlichen Beziehung in Japan die [[Wakashudō|gleichgeschlechtliche Liebe zwischen Samurai und ihren Gefährten]] gehört. Er vermutet, dass der Samurai-Archetyp für die Altersunterschiede und die hierarchischen Machtunterschiede in einigen Beziehungen, die in Yaoi und Boys Love dargestellt werden, verantwortlich ist.<ref name="Zanghellini">{{Cite journal |last1=Zanghellini |first1=A. |title=Underage Sex and Romance in Japanese Homoerotic Manga and Anime |journal=Social & Legal Studies |volume=18 |issue=2 |pages=159–177 |year=2009 |doi=10.1177/0964663909103623}}</ref> Eine Verbindung zu den unter Homosexuellen und beim [[BDSM]] inhaltlich ähnlichen Bezeichnungen ''top'' und ''bottom'' ist nicht bekannt, obwohl die Konstellation beim Sex einander entsprechen. Auf Covern oder in Beschreibungen von Boys Love werden die Namen der Partner oft mit einem x verknüpft, wobei der Seme zuerst steht. In Fankreisen entwickeln sich, besonders bei Yaoi-Dōjinshi zu berühmten Serien, Diskurse dazu, welcher Charakter welche Rolle einnimmt.<ref name=":210" />
Die beiden Partner in einer Beziehung in Boys Love werden oft als '''''Seme''''' (攻め) und '''''Uke''''' (受け) bezeichnet.<ref>{{Literatur |Autor=Barbara Hartley |Titel=A Genealogy of Boys Love: The Gaze of the Girl and the Bishōnen Body in the Prewar Images of Takabatake Kashō |Sammelwerk=Boys Love Manga and Beyond |Verlag=University Press of Mississippi |Datum=2015 |Sprache=en |ISBN=978-1-62846-119-0 |Seiten=77 |Fundstelle=Zeile 18-19}}</ref> Diese Begriffe haben sich in der Yaoi-Dōjinshi-Szene entwickelt<ref name=":210" /> und stammen ursprünglich aus dem [[Kampfsport]], wo sie den angreifenden und verteidigenden oder den geworfenen Sportler benennen. Im Boys Love bezeichnen sie den einführenden ''(Seme)'' und den empfangenden Partner ''(Uke)'' beim [[Analverkehr|Analsex]]. Aleardo Zanghellini weist darauf hin, dass die Begriffe aus dem Bereich der Kampfkünste für das japanische Publikum eine besondere Bedeutung haben, da zum Archetyp der schwulen männlichen Beziehung in Japan die [[Wakashudō|gleichgeschlechtliche Liebe zwischen Samurai und ihren Gefährten]] gehört. Er vermutet, dass der Samurai-Archetyp für die Altersunterschiede und die hierarchischen Machtunterschiede in einigen Beziehungen, die in Yaoi und Boys Love dargestellt werden, verantwortlich ist.<ref name="Zanghellini">{{Cite journal |last1=Zanghellini |first1=A. |title=Underage Sex and Romance in Japanese Homoerotic Manga and Anime |journal=Social & Legal Studies |language=en |issue=2 |volume=18 |pages=159–177 |year=2009 |doi=10.1177/0964663909103623}}</ref> Eine Verbindung zu den unter Homosexuellen und beim [[BDSM]] inhaltlich ähnlichen Bezeichnungen ''top'' und ''bottom'' ist nicht bekannt, obwohl die Konstellation beim Sex einander entsprechen. Auf Covern oder in Beschreibungen von Boys Love werden die Namen der Partner oft mit einem x verknüpft, wobei der Seme zuerst steht. In Fankreisen entwickeln sich, besonders bei Yaoi-Dōjinshi zu berühmten Serien, Diskurse dazu, welcher Charakter welche Rolle einnimmt.<ref name=":210" />


Die Einteilung in Seme und Uke wird von Lesern und Kritikern oft mit einer heterosexuellen Ordnung gleichgesetzt, entsprechend der männlich oder weiblich angesehene Eigenschaften zwischen den beiden Partnern verteilt werden.<ref name=":210" /> Der ''Seme'' wird oft als eher stereotypisch maskulinen und [[macho]]haften Aussehen.<ref name=":25">{{Literatur |Autor=Sherrie A. Inness |Titel=Millennium Girls: Today's Girls Around the World |Verlag=Rowman & Littlefield |Datum=1998 |ISBN=978-0-8476-9137-1 |Seiten=253 |Sprache=en |Online=https://books.google.at/books?id=dAWOC4f9f-EC&pg=PA237&lpg=PA237&dq=Millennium+girls+:+today's+girls+around+the+world+read+online&source=bl&ots=-4TeG0xGtl&sig=ACfU3U0ukFnrynjYr8kmd8BM7HxA4ll0Lw&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwju3sLZwIL3AhU9g_0HHWbVAvEQ6AF6BAg6EAM#v=onepage&q=Millennium%20girls%20:%20today's%20girls%20around%20the%20world%20read%20online&f=false |Abruf=2022-05-13}}</ref> Er verfolgt in der Regel den ''Uke'', der oft weichere, androgyne, weibliche Züge mit größeren Augen und einem kleineren Körperbau hat und oft körperlich schwächer ist als der Seme''.''<ref name=":34" /><ref name=":26">{{Internetquelle |autor=V.E. Jones |url=https://archive.boston.com/ae/books/articles/2005/04/25/he_loves_him_she_loves_them/ |titel=He loves him, she loves them – The Boston Globe |werk=The Bosten Globe |datum=2005-04-25 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20070302105927/http://www.boston.com/ae/books/articles/2005/04/25/he_loves_him_she_loves_them/ |abruf=2022-05-15 |sprache=en |offline=1}}</ref><ref name=":35" /> Die Rollen von Seme und Uke können auch dadurch festgelegt werden, wer in der Beziehung dominant ist; eine Figur kann die Uke-Rolle einnehmen, auch wenn sie nicht als weiblich dargestellt wird, indem sie einfach einer dominanteren und männlichen Figur gegenübergestellt und von ihr verfolgt wird.<ref name=":35">{{Internetquelle |autor=Sihombing, Febriani (2011) |url=http://www.imageandnarrative.be/index.php/imagenarrative/article/viewFile/130/101 |titel=On The Iconic Difference between Couple Characters in Boys Love Manga |werk=Image & Narrative |datum=2015-07-21 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20150721000737/http://www.imageandnarrative.be/index.php/imagenarrative/article/viewFile/130/101 |abruf=2022-05-22 |sprache=en |offline=1}}</ref> Eine Analyse von 300 Werken im Jahr 2005 stellte fest, dass keine generelle Unterteilung und Zuschreibung von Eigenschaften möglich ist, da immer beide Partner sowohl männlich als auch weiblich konnotierte Eigenschaften zeigen. Auch die zu berühmten Serien stattfindenden Fan-Diskurse zeigen, dass eine eindeutige Zuordnung oft nicht möglich und vom Rezipienten abhängig ist.<ref name=":210" /> Nicht alle Werke halten sich an Seme- und Uke-Tropen<ref name=":28">{{Internetquelle |autor=Katherine Keller |url=http://www.sequentialtart.com/article.php?id=864 |titel=Seme and Uke? Make Me Puke |werk=Sequential Tart |datum=2008-02-18 |archiv-url=https://archive.ph/20120914091515/http://www.sequentialtart.com/article.php?id=864 |abruf=2022-05-13 |sprache=en |offline=1}}</ref> und auch Rollentausche kommen vor,<ref>{{Internetquelle |autor=Lilja, Mona; Wasshede, Cathrin |url=https://www.genderopen.de/bitstream/handle/25595/1494/cu16v8a18.pdf?sequence=1 |titel=The Performative Force of Cultural Products : Subject Positions and Desires Emerging From Engagement with the Manga |datum=2017 |abruf=2022-07-21 |format=PDF |sprache=en |kommentar=Seite 18, Zeile 38}}</ref> was darauf hindeutet, dass viele Genre-Autoren daran interessiert sind, den performativen Charakter der Rollen zu erforschen.<ref name=":40" /> So stellte McLelland heraus, dass „die Autoren in der Regel daran interessiert sind, die Dynamik zwischen Seme und Uke zu erforschen und nicht zu verwerfen“.<ref name=":38">{{Literatur |Autor=Mark McLelland |Titel=The World of Yaoi: The Internet, Censorship and the Global ‘Boys‘ Love’ Fandom |Sammelwerk=Australian Feminist Law Journal |Band=23 |Nummer=1 |Datum=2005-12-01 |Sprache=en |ISSN=1320-0968 |DOI=10.1080/13200968.2005.10854344 |Seiten=14, 24 |Online=https://web.archive.org/web/20080719063036/http://ro.uow.edu.au/cgi/viewcontent.cgi?article=1152&context=artspapers |Abruf=2022-05-13}}</ref> Es entstanden diverse Unterformen, die auch mit eigenen Begriffen belegt wurden, wie: ''sasoi uke'' für den verführerischen Uke, ''joō uke'' für den herrschenden Uke; ''yancha uke'' für den frechen/eigensinnigen Uke; ''hetare seme'' für den „Weichei“-Seme; ''noke seme'' für einen heterosexuellen Seme; ''keigo seme'' für einen höflichen Seme und weitere mehr.<ref name=":210" /> Gelegentlich verzichten die Autoren auf die Stilisierung von Seme und Uke, um beide Liebhaber als „gleich attraktive, gut aussehende Männer“ darzustellen, oder sie unterlaufen die Erwartungen an die Dominanz, indem sie den aktiven Verfolger in der Beziehung als passiven Mann beim Sex darstellen.<ref name=":25" /> Über die Bedeutung des Schemas für das Genre schreibt Björn-Ole Kamm, dass das zunächst einfache Schema zunächst die leichte Verbreitung und Übernahme in immer neue Werke ermöglicht hat. Mit der Zeit bildete es einen Interpretationsrahmen, in dem sich eine breite Differenzierung ausbilden konnte.<ref name=":210" />
Die Einteilung in Seme und Uke wird von Lesern und Kritikern oft mit einer heterosexuellen Ordnung gleichgesetzt, entsprechend der männlich oder weiblich angesehene Eigenschaften zwischen den beiden Partnern verteilt werden.<ref name=":210" /> Der ''Seme'' wird oft als eher stereotypisch maskulinen und [[macho]]haften Aussehen.<ref name=":25">{{Literatur |Autor=Sherrie A. Inness |Titel=Millennium Girls: Today's Girls Around the World |Verlag=Rowman & Littlefield |Datum=1998 |ISBN=0-8476-9137-3 |Seiten=253 |Sprache=en |Online=https://books.google.at/books?id=dAWOC4f9f-EC&pg=PA237&lpg=PA237&dq=Millennium+girls+:+today's+girls+around+the+world+read+online&source=bl&ots=-4TeG0xGtl&sig=ACfU3U0ukFnrynjYr8kmd8BM7HxA4ll0Lw&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwju3sLZwIL3AhU9g_0HHWbVAvEQ6AF6BAg6EAM#v=onepage&q=Millennium%20girls%20:%20today's%20girls%20around%20the%20world%20read%20online&f=false |Abruf=2022-05-13}}</ref> Er verfolgt in der Regel den ''Uke'', der oft weichere, androgyne, weibliche Züge mit größeren Augen und einem kleineren Körperbau hat und oft körperlich schwächer ist als der Seme.<ref name=":34" /><ref name=":26">{{Internetquelle |autor=V.E. Jones |url=https://archive.boston.com/ae/books/articles/2005/04/25/he_loves_him_she_loves_them/ |titel=He loves him, she loves them – The Boston Globe |werk=The Bosten Globe |datum=2005-04-25 |sprache=en |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20070302105927/http://www.boston.com/ae/books/articles/2005/04/25/he_loves_him_she_loves_them/ |abruf=2022-05-15}}</ref><ref name=":35" /> Die Rollen von Seme und Uke können auch dadurch festgelegt werden, wer in der Beziehung dominant ist; eine Figur kann die Uke-Rolle einnehmen, auch wenn sie nicht als weiblich dargestellt wird, indem sie einfach einer dominanteren und männlichen Figur gegenübergestellt und von ihr verfolgt wird.<ref name=":35">{{Internetquelle |autor=Sihombing, Febriani (2011) |url=http://www.imageandnarrative.be/index.php/imagenarrative/article/viewFile/130/101 |titel=On The Iconic Difference between Couple Characters in Boys Love Manga |werk=Image & Narrative |datum=2015-07-21 |sprache=en |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20150721000737/http://www.imageandnarrative.be/index.php/imagenarrative/article/viewFile/130/101 |abruf=2022-05-22}}</ref> Eine Analyse von 300 Werken im Jahr 2005 stellte fest, dass keine generelle Unterteilung und Zuschreibung von Eigenschaften möglich ist, da immer beide Partner sowohl männlich als auch weiblich konnotierte Eigenschaften zeigen. Auch die zu berühmten Serien stattfindenden Fan-Diskurse zeigen, dass eine eindeutige Zuordnung oft nicht möglich und vom Rezipienten abhängig ist.<ref name=":210" /> Nicht alle Werke halten sich an Seme- und Uke-Tropen<ref name=":28">{{Internetquelle |autor=Katherine Keller |url=http://www.sequentialtart.com/article.php?id=864 |titel=Seme and Uke? Make Me Puke |werk=Sequential Tart |datum=2008-02-18 |sprache=en |offline=1 |archiv-url=https://archive.ph/20120914091515/http://www.sequentialtart.com/article.php?id=864 |abruf=2022-05-13}}</ref> und auch Rollentausche kommen vor,<ref>{{Internetquelle |autor=Lilja, Mona; Wasshede, Cathrin |url=https://www.genderopen.de/bitstream/handle/25595/1494/cu16v8a18.pdf?sequence=1 |titel=The Performative Force of Cultural Products : Subject Positions and Desires Emerging From Engagement with the Manga |datum=2017 |format=PDF |sprache=en |abruf=2022-07-21 |kommentar=Seite 18, Zeile 38}}</ref> was darauf hindeutet, dass viele Genre-Autoren daran interessiert sind, den performativen Charakter der Rollen zu erforschen.<ref name=":40" /> So stellte McLelland heraus, dass „die Autoren in der Regel daran interessiert sind, die Dynamik zwischen Seme und Uke zu erforschen und nicht zu verwerfen“.<ref name=":38">{{Literatur |Autor=Mark McLelland |Titel=The World of Yaoi: The Internet, Censorship and the Global ‘Boys‘ Love’ Fandom |Sammelwerk=Australian Feminist Law Journal |Band=23 |Nummer=1 |Datum=2005-12-01 |ISSN=1320-0968 |Seiten=14, 24 |Sprache=en |Online=https://web.archive.org/web/20080719063036/http://ro.uow.edu.au/cgi/viewcontent.cgi?article=1152&context=artspapers |Abruf=2022-05-13 |DOI=10.1080/13200968.2005.10854344}}</ref> Es entstanden diverse Unterformen, die auch mit eigenen Begriffen belegt wurden, wie: ''sasoi uke'' für den verführerischen Uke, ''joō uke'' für den herrschenden Uke; ''yancha uke'' für den frechen/eigensinnigen Uke; ''hetare seme'' für den „Weichei“-Seme; ''noke seme'' für einen heterosexuellen Seme; ''keigo seme'' für einen höflichen Seme und weitere mehr.<ref name=":210" /> Gelegentlich verzichten die Autoren auf die Stilisierung von Seme und Uke, um beide Liebhaber als „gleich attraktive, gut aussehende Männer“ darzustellen, oder sie unterlaufen die Erwartungen an die Dominanz, indem sie den aktiven Verfolger in der Beziehung als passiven Mann beim Sex darstellen.<ref name=":25" /> Über die Bedeutung des Schemas für das Genre schreibt Björn-Ole Kamm, dass das zunächst einfache Schema zunächst die leichte Verbreitung und Übernahme in immer neue Werke ermöglicht hat. Mit der Zeit bildete es einen Interpretationsrahmen, in dem sich eine breite Differenzierung ausbilden konnte.<ref name=":210" />


Weibliche Charaktere spielen in Boys Love oft nur eine Nebenrolle oder sind gar nicht vorhanden. Die Rolle von Frauen wird in der Regel entweder auf ein Minimum reduziert oder der Charakter wird getötet. Lunsing stellt fest, dass die frühen Shōnen Ai und Yaoi oft als [[Misogynie|frauenfeindlich]] angesehen wurden, wobei die geringere Rolle der weiblichen Charaktere als Beweis für die verinnerlichte Frauenfeindlichkeit der überwiegend weiblichen Leserschaft des Genres angeführt wurde. Er meint, dass der Rückgang dieser frauenfeindlichen Darstellungen im Laufe der Zeit ein Beweis dafür ist, dass die Leserinnen diesen Hass überwunden hätten, möglicherweise dank ihrer Beschäftigung mit Yaoi.<ref name=":27">{{Internetquelle |autor=Wim Lunsing |url=http://intersections.anu.edu.au/issue12/lunsing.html |titel=Intersections: Yaoi Ronsō: Discussing Depictions of Male Homosexuality in Japanese Girls' Comics, Gay Comics and Gay Pornography |werk=Intersections: Gender, History and Culture in the Asian Context |datum=2006-01-12 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20120210031630/http://intersections.anu.edu.au/issue12/lunsing.html |abruf=2022-05-15 |sprache=en |offline=1}}</ref> Kristin Eckstein verweist darauf, dass die weiblichen Figuren oft reine plot devices sind, die die Beziehung zwischen den Protagonisten stören und entsprechend stereotyp und rein negativ porträtiert werden. Eine Untersuchung von Mara Blair zeigte 2010 aber, dass ausgearbeitete, differenzierte weibliche Charaktere durchaus Zuspruch beim Publikum fänden. Es sei daher davon auszugehen, dass die Leserschaft die zugespitzte und konstruierte Weiblichkeit vieler dieser Figuren ablehnt, aber nicht weibliche Charaktere per se.<ref name=":51">{{Literatur |Autor=Kristin Eckstein |Titel=Shojo Manga Text-Bild-Verhältnisse und Narrationsstrategien im japanischen und deutschen Manga für Mädchen |Verlag=Universitätsverlag Winter Heidelberg |Ort=Heidelberg |Datum=2016 |ISBN=978-3-8253-6538-7 |Seiten=42-45}}</ref> Nach einem Vergleich der weiblichen Leserschaft der Serien ''[[One Piece]]'', ''[[Naruto (Manga)|Naruto]]'' und ''[[The Prince of Tennis|Prince of Tennis]]'' und deren Aktivität in Form von Yaoi-Fanart kommt [[Yukari Fujimoto]] zu dem Schluss, dass Yaoi-Geschichten besonders zu den Serien erzählt werden, die nur wenige, schwache und nicht zur Identifikation der weiblichen Leserschaft geeignete weibliche Figuren bieten. Die kreative Leserschaft beschäftige sich daher umso intensiver mit Beziehungen zwischen den männlichen Charakteren und schreibe die weiblichen Figuren aus ihren Fan-Werken heraus, was zu einem besonders hohen Anteil der Yaoi hineinlesenden Rezipienten in der entsprechenden Fanszene führt.<ref name=":02">{{Literatur |Autor=Yukari Fujimoto |Hrsg=[[Jaqueline Berndt]] und Bettina Kümmerling-Meibauer |Titel=Women in „Naruto“, Women Reading „Naruto“ |Sammelwerk=Manga’s Cultural Crossroads |Verlag=Routledge |Ort=New York |Datum=2013 |ISBN=978-0-415-50450-8 |Seiten=172, 184}}</ref>
Weibliche Charaktere spielen in Boys Love oft nur eine Nebenrolle oder sind gar nicht vorhanden. Die Rolle von Frauen wird in der Regel entweder auf ein Minimum reduziert oder der Charakter wird getötet. Lunsing stellt fest, dass die frühen Shōnen Ai und Yaoi oft als [[Misogynie|frauenfeindlich]] angesehen wurden, wobei die geringere Rolle der weiblichen Charaktere als Beweis für die verinnerlichte Frauenfeindlichkeit der überwiegend weiblichen Leserschaft des Genres angeführt wurde. Er meint, dass der Rückgang dieser frauenfeindlichen Darstellungen im Laufe der Zeit ein Beweis dafür ist, dass die Leserinnen diesen Hass überwunden hätten, möglicherweise dank ihrer Beschäftigung mit Yaoi.<ref name=":27">{{Internetquelle |autor=Wim Lunsing |url=http://intersections.anu.edu.au/issue12/lunsing.html |titel=Intersections: Yaoi Ronsō: Discussing Depictions of Male Homosexuality in Japanese Girls' Comics, Gay Comics and Gay Pornography |werk=Intersections: Gender, History and Culture in the Asian Context |datum=2006-01-12 |sprache=en |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20120210031630/http://intersections.anu.edu.au/issue12/lunsing.html |abruf=2022-05-15}}</ref> Kristin Eckstein verweist darauf, dass die weiblichen Figuren oft reine plot devices sind, die die Beziehung zwischen den Protagonisten stören und entsprechend stereotyp und rein negativ porträtiert werden. Eine Untersuchung von Mara Blair zeigte 2010 aber, dass ausgearbeitete, differenzierte weibliche Charaktere durchaus Zuspruch beim Publikum fänden. Es sei daher davon auszugehen, dass die Leserschaft die zugespitzte und konstruierte Weiblichkeit vieler dieser Figuren ablehnt, aber nicht weibliche Charaktere per se.<ref name=":51">{{Literatur |Autor=Kristin Eckstein |Titel=Shojo Manga Text-Bild-Verhältnisse und Narrationsstrategien im japanischen und deutschen Manga für Mädchen |Verlag=Universitätsverlag Winter Heidelberg |Ort=Heidelberg |Datum=2016 |ISBN=978-3-8253-6538-7 |Seiten=42-45}}</ref> Nach einem Vergleich der weiblichen Leserschaft der Serien ''[[One Piece]]'', ''[[Naruto (Manga)|Naruto]]'' und ''[[The Prince of Tennis|Prince of Tennis]]'' und deren Aktivität in Form von Yaoi-Fanart kommt [[Yukari Fujimoto]] zu dem Schluss, dass Yaoi-Geschichten besonders zu den Serien erzählt werden, die nur wenige, schwache und nicht zur Identifikation der weiblichen Leserschaft geeignete weibliche Figuren bieten. Die kreative Leserschaft beschäftige sich daher umso intensiver mit Beziehungen zwischen den männlichen Charakteren und schreibe die weiblichen Figuren aus ihren Fan-Werken heraus, was zu einem besonders hohen Anteil der Yaoi hineinlesenden Rezipienten in der entsprechenden Fanszene führt.<ref name=":02">{{Literatur |Autor=Yukari Fujimoto |Hrsg=[[Jaqueline Berndt]] und Bettina Kümmerling-Meibauer |Titel=Women in „Naruto“, Women Reading „Naruto“ |Sammelwerk=Manga’s Cultural Crossroads |Verlag=Routledge |Ort=New York |Datum=2013 |ISBN=978-0-415-50450-8 |Seiten=172, 184}}</ref>


=== Darstellung von Schwulen ===
=== Darstellung von Schwulen ===
Dem Genre wird seit Aufkommen der ''Yaoi ronsō'' in den 1990ern vorgeworfen, Homosexuelle unrealistisch, verzerrt und zu idealisiert darzustellen oder sogar Homophobie zu transportieren. Zum Aspekt der unrealistischen Darstellung wird zum einen erwidert, dass das Genre als in erster Linie Unterhaltungsliteratur oder sogar Pornografie nicht das Ziel habe, Homosexuelle realistisch abzubilden. Zum anderen vergleiche Lunsing 2006 die Darstellung Homosexueller in Boys Love mit der in Manga von und für Homosexuelle. Dabei stellte er keine Unterschiede im Ausmaß der Idealisierung fest. Vorwürfe von Homophobie oder Misogynie basierten auf nicht repräsentativen Einzelbeispielen.<ref name=":55" /> Akiko Mizoguchi stellt fest, dass frühe Boys Love Homosexualität als Quelle der Scham darstellten, um die dramatische Spannung in dieser Hinsicht zu erhöhen. In Boys Love wird die japanische Gesellschaft typischerweise so dargestellt, dass sie LGBT-Menschen mehr akzeptiert, als es in der Realität der Fall ist, was laut Mizoguchi eine Form von Aktivismus der Autoren darstellt.<ref name="Mizoguchi10">{{Literatur |Autor=Akiko Mizoguchi |Hrsg=Jaqueline Berndt |Titel=Comics Worlds and the World of Comics: Towards Scholarship on a Global Scale |Verlag=International Manga Research Center, [[Kyoto Seika University]] |Ort=Kyoto, Japan |Datum=2010 |ISBN=978-4-905187-01-1 |Kapitel=Theorizing comics/manga genre as a productive forum: yaoi and beyond |Seiten=161 |Online=[https://www.webcitation.org/69VoOtasa?url=http://imrc.jp/2010/09/26/20100924Comics%20Worlds%20and%20the%20World%20of%20Comics.pdf WebCitation] |Abruf=2010-10-29}}</ref> In einigen längeren Geschichten wie ''[[Fake (Manga)|Fake]]'' und ''[[Kizuna (Manga)|Kizuna: Bonds of Love]]'' bildet das Paar eine Familie, lebt zusammen und adoptiert Kinder.<ref>{{cite web|url=http://www.sequentialtart.com/archive/june05/allaccess_0605.shtml|title=More Than Just Mommy and Daddy: „Nontraditional“ Families in Comics|date=2005-06|website=Sequential Tart|language=en|archiveurl=https://web.archive.org/web/20060702101040/http://www.sequentialtart.com/archive/june05/allaccess_0605.shtml|last1=Salek|first1=Rebecca|access-date=2020-11-09|archive-url=https://web.archive.org/web/20060702101040/http://www.sequentialtart.com/archive/june05/allaccess_0605.shtml|archive-date=2006-07-02}}</ref> Es ist auch möglich, dass sie [[Ehe|heiraten]] und Kinder bekommen, wie in [[Omegaverse]]-Publikationen.<ref name=":34" /> Fujimoto zitiert ''[[Ossan's Love]]'' (2016–2018) und andere BL-Fernsehdramen, die in den 2010er Jahren entstanden sind, als „'fehlendes Glied', um die Kluft zwischen BL-Fiction und schwulen Menschen zu überbrücken“, und argumentiert, dass die Darstellung von BL-Erzählungen mit menschlichen Schauspielern „eine unbewusste Veränderung in der Wahrnehmung der Zuschauer“ in Richtung Akzeptanz von Homosexualität bewirkt.<ref name=":43">{{Internetquelle |autor=Fujimoto, Yukari |url=https://www.nippon.com/en/in-depth/d00607/ |titel=The Evolution of “Boys’ Love” Culture: Can BL Spark Social Change? |werk=Nippon.com |hrsg=Nippon Communications Foundation |datum=2020-09-24 |abruf=2022-03-20 |sprache=en}}</ref>
Dem Genre wird seit Aufkommen der ''Yaoi ronsō'' in den 1990ern vorgeworfen, Homosexuelle unrealistisch, verzerrt und zu idealisiert darzustellen oder sogar Homophobie zu transportieren. Zum Aspekt der unrealistischen Darstellung wird zum einen erwidert, dass das Genre als in erster Linie Unterhaltungsliteratur oder sogar Pornografie nicht das Ziel habe, Homosexuelle realistisch abzubilden. Zum anderen vergleiche Lunsing 2006 die Darstellung Homosexueller in Boys Love mit der in Manga von und für Homosexuelle. Dabei stellte er keine Unterschiede im Ausmaß der Idealisierung fest. Vorwürfe von Homophobie oder Misogynie basierten auf nicht repräsentativen Einzelbeispielen.<ref name=":55" /> Akiko Mizoguchi stellt fest, dass frühe Boys Love Homosexualität als Quelle der Scham darstellten, um die dramatische Spannung in dieser Hinsicht zu erhöhen. In Boys Love wird die japanische Gesellschaft typischerweise so dargestellt, dass sie LGBT-Menschen mehr akzeptiert, als es in der Realität der Fall ist, was laut Mizoguchi eine Form von Aktivismus der Autoren darstellt.<ref name="Mizoguchi10">{{Literatur |Autor=Akiko Mizoguchi |Titel=Comics Worlds and the World of Comics: Towards Scholarship on a Global Scale |Hrsg=Jaqueline Berndt |Verlag=International Manga Research Center, [[Kyoto Seika University]] |Ort=Kyoto, Japan |Datum=2010 |ISBN=978-4-905187-01-1 |Kapitel=Theorizing comics/manga genre as a productive forum: yaoi and beyond |Seiten=161}}</ref> In einigen längeren Geschichten wie ''[[Fake (Manga)|Fake]]'' und ''[[Kizuna (Manga)|Kizuna: Bonds of Love]]'' bildet das Paar eine Familie, lebt zusammen und adoptiert Kinder.<ref>{{Internetquelle |autor=Rebecca Salek |url=http://www.sequentialtart.com/archive/june05/allaccess_0605.shtml |titel=More Than Just Mommy and Daddy: „Nontraditional“ Families in Comics. |werk=Sequential Tart |datum=2005-06 |sprache=en |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20060702101040/http://www.sequentialtart.com/archive/june05/allaccess_0605.shtml |archiv-datum=2006-06-02 |abruf=2023-07-07}}</ref> Es ist auch möglich, dass sie [[Ehe|heiraten]] und Kinder bekommen, wie in [[Omegaverse]]-Publikationen.<ref name=":34" /> Fujimoto zitiert ''[[Ossan's Love]]'' (2016–2018) und andere BL-Fernsehdramen, die in den 2010er Jahren entstanden sind, als „'fehlendes Glied', um die Kluft zwischen BL-Fiction und schwulen Menschen zu überbrücken“, und argumentiert, dass die Darstellung von BL-Erzählungen mit menschlichen Schauspielern „eine unbewusste Veränderung in der Wahrnehmung der Zuschauer“ in Richtung Akzeptanz von Homosexualität bewirkt.<ref name=":43">{{Internetquelle |autor=Fujimoto, Yukari |url=https://www.nippon.com/en/in-depth/d00607/ |titel=The Evolution of “Boys’ Love” Culture: Can BL Spark Social Change? |werk=Nippon.com |hrsg=Nippon Communications Foundation |datum=2020-09-24 |sprache=en |abruf=2022-03-20}}</ref>


Homophobie wird als Mittel zur Steigerung der Dramatik eingesetzt.<ref name=":44">{{Internetquelle |autor=Robin Brenner |url=https://www.libraryjournal.com/story/CA6477427.html |titel=Romance by Any Other Name |werk=Library Journal |datum=2011-06-07 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20110607130508/http://www.libraryjournal.com/article/CA6477427.html |abruf=2022-07-30 |sprache=en |offline=1}}</ref> [[Rachel Thorn]] hat darauf hingewiesen, dass BL in erster Linie ein Liebesroman-Genre ist, dessen nach Eskapismus suchende Leser sich von politischen Themen wie Homophobie abgeschreckt fühlen könnten.<ref name=":22" /> Alan Williams argumentiert, dass das Fehlen einer schwulen Identität im Boys Love darauf zurückzuführen ist, dass das Genre [[Postmoderne|postmodern]] ist. Er stellt fest, dass „eine häufige Äußerung im Genre – wenn eine Figur behauptet, dass sie 'nicht schwul, sondern nur in einen Mann verliebt' ist – sowohl homophobe (oder moderne) zeitliche Untertöne als auch [[Identitätspolitik|nicht-identitäre]] (postmoderne) hat“.<ref>{{Internetquelle |autor=Alan Williams |url=http://intersections.anu.edu.au/issue37/williams.htm |titel="Intersections: Rethinking Yaoi on the Regional and Global Scale" |werk=Intersections: Gender and Sexuality in Asia and the Pacific |datum=2015-03 |abruf=2022-07-30 |sprache=en}}</ref> Viele Autoren weisen darauf hin, dass nicht alle Leserinnen oder Autorinnen des Genres Homosexualität auch außerhalb der fiktionalen Welt wohlgesonnen sind und für manche die tragischen Ausgänge früher Werke daher selbstverständlich, „natürlich“ oder unausweichlich waren.<ref name=":51" /><ref name=":49" />
Homophobie wird als Mittel zur Steigerung der Dramatik eingesetzt.<ref name=":44">{{Internetquelle |autor=Robin Brenner |url=https://www.libraryjournal.com/story/CA6477427.html |titel=Romance by Any Other Name |werk=Library Journal |datum=2011-06-07 |sprache=en |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20110607130508/http://www.libraryjournal.com/article/CA6477427.html |abruf=2022-07-30}}</ref> [[Rachel Thorn]] hat darauf hingewiesen, dass BL in erster Linie ein Liebesroman-Genre ist, dessen nach Eskapismus suchende Leser sich von politischen Themen wie Homophobie abgeschreckt fühlen könnten.<ref name=":22" /> Alan Williams argumentiert, dass das Fehlen einer schwulen Identität im Boys Love darauf zurückzuführen ist, dass das Genre [[Postmoderne|postmodern]] ist. Er stellt fest, dass „eine häufige Äußerung im Genre – wenn eine Figur behauptet, dass sie 'nicht schwul, sondern nur in einen Mann verliebt' ist – sowohl homophobe (oder moderne) zeitliche Untertöne als auch [[Identitätspolitik|nicht-identitäre]] (postmoderne) hat“.<ref>{{Internetquelle |autor=Alan Williams |url=http://intersections.anu.edu.au/issue37/williams.htm |titel="Intersections: Rethinking Yaoi on the Regional and Global Scale" |werk=Intersections: Gender and Sexuality in Asia and the Pacific |datum=2015-03 |sprache=en |abruf=2022-07-30}}</ref> Viele Autoren weisen darauf hin, dass nicht alle Leserinnen oder Autorinnen des Genres Homosexualität auch außerhalb der fiktiven Welt wohlgesonnen sind und für manche die tragischen Ausgänge früher Werke daher selbstverständlich, „natürlich“ oder unausweichlich waren.<ref name=":51" /><ref name=":49" />


=== Darstellung von Sexualität und Bezug zu Pornografie ===
=== Darstellung von Sexualität und Bezug zu Pornografie ===
Sex wird in Boys-Love-Geschichten meist explizit gezeigt und nicht nur angedeutet. Die Darstellung erfolgt oft in einer Halbnahen. Die Genitalien werden selten deutlich, oft eher verfremdet oder in einer Weise nah und groß dargestellt, dass wiederum wenig zu erkennen ist. Auch Körperflüssigkeiten werden gezeigt, meist Schweiß und seltener Ejakulat. Eher in Romanen als in Mangas wird auf Prozess und Vorbereitung des Analverkehrs eingegangen, wie die Verwendung von Gleitgel und Kondomen.<ref name=":210" />
Sex wird in Boys-Love-Geschichten meist explizit gezeigt und nicht nur angedeutet. Die Darstellung erfolgt oft in einer Halbnahen. Die Genitalien werden selten deutlich, oft eher verfremdet oder in einer Weise nah und groß dargestellt, dass wiederum wenig zu erkennen ist. Auch Körperflüssigkeiten werden gezeigt, meist Schweiß und seltener Ejakulat. Eher in Romanen als in Mangas wird auf Prozess und Vorbereitung des Analverkehrs eingegangen, wie die Verwendung von Gleitgel und Kondomen.<ref name=":210" />


Fotokunstwerke von [[Robert Mapplethorpe]] über explizite Homosexualität und Nacktheit sorgten für Aufruhr bei Religiös-rechte Aktivistinnen und Aktivisten, die Aufrufen zur Zensur solcher Werke, da sie als Offensive sahen. Und waren in der Regel mit der Feministischen Fragen über Geschlecht und Sexualität nicht einverstanden. Parallelen lassen sich dabei mit der ursprünglichen Entscheidung einer Bibliothek ziehen, die, die Auslage von Boys Love zu verzichten, bei dem nicht nur Traditionalisten, aber auch männliche Schwulenaktivisten auf der Kritik Seite stehen. Wenn man Pornografie umfassender sieht, bezeichnet es Sexuelle Phantasie, welche sich auf Boys Love übertragen lässt.<ref>{{Literatur |Autor=Rio Otomo |Titel=Politics of Utopia: Fantasy, Pornography, and Boys Love |Sprache=en |DOI=10.14325/mississippi/9781628461190.003.0007}}</ref> Kazumi Nagaike Analysiert diese Aspekte nach Freuds "A Child is Being Beaten", Yaoi wird in Japan als weibliche Phantasien über idealisierte männliche homosexuelle Beziehungen gesehen, welche überwiegend von Frauen produziert werden, welche von Mori Maris Trilogie über männlichen Homosexualität beeinflusst sind. In Yaoi Manga werden oft Männliche Charaktere von Populären Shounen Mangas Parodiert, bei dem sich Ähnlichkeiten zum Amerikanischem "/" ([[Slash (Literatur)|Slash]]) ziehen lassen, welche Startete in dem Stark Trek Charaktere in homosexuellen Paaren gezeigt wurden, die dabei in der Regel unrealistisch schön sind. Yaoi Künstler nehmen sich Zeit um Sex Szenen so ausführlich wie möglich zu zeigen so, dass sie oft als Pornografisch gesehen werden, die 40 % des Mediums einnehmen können, und besonders auf die sexuelle Erregung des Betrachters abzielen.<ref name=":39">{{Literatur |Autor=Kristine Michelle L. Santos |Titel=The bitches of Boys Love comics: the pornographic response of Japan’s rotten women |Sammelwerk=Porn Studies |Band=7 |Nummer=3 |Datum=2020-07-02 |Sprache=en |ISSN=2326-8743 |DOI=10.1080/23268743.2020.1726204 |Seiten=279–290}}</ref> Sie Argumentiert, dass sich Frauen die sich Pornografie anschauen Schuldgefühle und Scham fühlen mit der "Projektiven Identifikation", durch die Identifikation mit der Frau, die ihre sexuelle Befriedigung durch die männliche Penetration ausdrücken. Und in der Welt von Yaoi nicht dieser ausgesetzt sind, bei der sie sich mit dem Männlichen Geschlecht identifizieren können, dass nicht ihr Biologisches ist. In Yaoi können Frauen das das Gleichgewicht der subjektiven sexuellen Unterdrückung selbst kontrollieren, indem sie sich mit dem Penis der Homosexuellen Charakteren die Sexuelle Akte Ausführen identifizieren. Eine Narrative ist ein erforderlich Element in Yaoi, um die weibliche Erotik zu stimulieren, die als Romanze Dargestellt wird, die von, Nakajima Azusa als die "ultimative Liebesfantasie" durch die dramatische Spannung wahrgenommen wird, mit dem Ziel der nicht-hierarchische sexuelle Beziehung. Insgesamt ist Yaoi nicht nur Limitiert auf die pornografische Szenen, in denen Vergewaltigung, S/M und andere extreme sexuelle Handlungen dargestellt werden, der Primäre Fokus steht auf den Weiblichen Sexuellen Wünsche, mit einem narrativ von zwei Männern der durch den Wert und die Gültigkeit dieser sublimierenden durch die in ihr enthaltenen pornografischen Darstellungen "gewürzt" wird, wie es eine Weibliche Leserin wollte, "Bitte veröffentlichen Sie eine Menge Werke, in denen sexuelle Szenen sehr erotisch und obszön sind, aber der erzählerische Inhalt auf dem Konzept der reinen Liebe basiert".<ref name=":19" /> Viele dieser besonders erregenden Medien sind in der Regel ohne [[Altersnachweissystem|Altersnachweis]] verfügbar.<ref>{{Internetquelle |autor=Amy Ann O'Brien |url=https://scholarworks.gsu.edu/cgi/viewcontent.cgi?article=1027&context=anthro_theses |titel=Boys' Love and and Female Friendships: The Subculture of Yaoi as a Social Bond between Women |hrsg=Georgia State University |datum=2008-11-21 |abruf=2022-07-10 |sprache=en |kommentar=Seite 78}}</ref><ref name=":39" />
Boys Love wird von einigen Kritikern oder in der Öffentlichkeit generell als Pornografie betrachtet, da sexuelle Fantasien dargestellt werden.<ref>{{Literatur |Autor=Rio Otomo |Titel=Politics of Utopia: Fantasy, Pornography, and Boys Love |Datum= |Sprache=en |DOI=10.14325/mississippi/9781628461190.003.0007}}</ref> Die Darstellung ist eher idealisiert und in der Regel unrealistisch schön. Künstler nehmen sich Zeit und Raum, Sex-Szenen ausführlich zu zeigen. Szenen, die auf die sexuelle Erregung des Betrachters abzielen, können 40 % des Mediums einnehmen.<ref name=":39">{{Literatur |Autor=Kristine Michelle L. Santos |Titel=The bitches of Boys Love comics: the pornographic response of Japan’s rotten women |Sammelwerk=Porn Studies |Band=7 |Nummer=3 |Datum=2020-07-02 |ISSN=2326-8743 |Seiten=279–290 |Sprache=en |DOI=10.1080/23268743.2020.1726204}}</ref> Kazumi Nagaike argumentiert, dass Frauen, die Pornografie betrachten, Schuldgefühle und Scham fühlen, da sie sich mit den Protagonistinnen identifizieren, die ihre sexuelle Befriedigung durch männliche Penetration erfahren. In der Welt von Boys Love seien sie dem nicht ausgesetzt. Sie können sich mit beiden Partnern gleichermaßen identifizieren, durch das unterschiedliche Geschlecht besser von der Handlung distanzieren und ihre Identifikation mit den Protagonisten besser kontrollieren. Die romantische Geschichte, in die die Sexszenen eingewoben sind, dient auch der Stimulation von Erotik, die damit Teil einer Romanze wird. Auch die Sexszenen tragen dazu bei, die Romanze als „ultimative Liebesfantasie“ einer nicht-hierarchischen sexuellen Beziehung zu erzählen. Boys Love ist nicht limitiert auf pornografische Szenen, in denen auch Vergewaltigung, S/M und andere extreme sexuelle Handlungen dargestellt werden. Der Fokus liegt auf weiblichen sexuellen Wünschen, die über die Beziehung zwischen zwei Männern erzählt werden und mit pornografischen Darstellungen „gewürzt“ sind.<ref name=":19" /> Viele dieser besonders erregenden Medien sind in der Regel ohne [[Altersnachweissystem|Altersnachweis]] verfügbar.<ref>{{Internetquelle |autor=Amy Ann O'Brien |url=https://scholarworks.gsu.edu/cgi/viewcontent.cgi?article=1027&context=anthro_theses |titel=Boys' Love and and Female Friendships: The Subculture of Yaoi as a Social Bond between Women |hrsg=Georgia State University |datum=2008-11-21 |sprache=en |abruf=2022-07-10 |kommentar=Seite 78}}</ref><ref name=":39" />


Vergewaltigungsfantasien sind ein Thema, das häufig mit Yaoi in Verbindung gebracht wird. Vergewaltigungsszenen in Yaoi werden selten als Verbrechen mit einem Täter und einem Opfer dargestellt: Szenen, in denen ein Seme einen Uke vergewaltigt, werden nicht als Symptom für die gewalttätigen Gelüste des Seme dargestellt, sondern eher als Beweis für die unkontrollierbare Anziehung, die der Seme zu dem Uke verspürt. Solche Szenen sind oft ein Mittel der Handlung, um den Uke dazu zu bringen, in dem Seme mehr als nur einen guten Freund zu sehen, und führen in der Regel dazu, dass sich der Uke in den Seme verliebt.<ref name=":19" /> Kristy Valenti von ''[[The Comics Journal]]'' merkt an, dass sich Vergewaltigungsgeschichten typischerweise darauf konzentrieren, wie „unwiderstehlich“ der Uke ist und wie der Seme sich in seiner Gegenwart „nicht beherrschen kann“, wodurch der Seme von der Verantwortung für seine Vergewaltigung des Uke entbunden wird. Sie merkt an, dass dies wahrscheinlich der Grund ist, warum der [[Peripetie|Höhepunkt]] vieler Geschichten darin besteht, dass der Seme sein sexuelles Verlangen erkennt und die Verantwortung dafür übernimmt.<ref name="Valenti">{{cite news |last=Valenti |first=Kristy L. |date=2005-07 |title="Stop, My Butt Hurts!" The Yaoi Invasion |url=http://archives.tcj.com/269/e_yaoi.html |url-status=dead |work=[[The Comics Journal]] |issue=269 |archive-url=https://web.archive.org/web/20120327192235/http://archives.tcj.com/269/e_yaoi.html |archive-date=2012-03-27 |access-date=2014-11-28}}</ref> Eine 2012 durchgeführte Umfrage unter englischsprachigen Fans ergab, dass nur 15 % der Befragten angaben, dass sie sich bei Vergewaltigungen in Boys-Love-Medien unwohl fühlten, da die Mehrheit der Befragten zwischen der „fantasievollen, genrebedingten Vergewaltigung“ in Yaoi und Vergewaltigung als Verbrechen in der Realität unterscheiden konnte. Diese hohe Toleranz für Vergewaltigungsdarstellungen wird von Anna Madill durch eine [[Inhaltsanalyse]] kontextualisiert, die ergab, dass nur 13 % aller japanischen Boys Love, die auf Englisch im Handel erhältlich sind, Vergewaltigungsdarstellungen enthalten. Diese Ergebnisse widerlegten die Wahrnehmung, dass Vergewaltigung in BL fast allgegenwärtig sei.<ref name=":11" />
Vergewaltigungsfantasien sind ein Thema, das häufig mit Yaoi in Verbindung gebracht wird. Vergewaltigungsszenen in Yaoi werden selten als Verbrechen mit einem Täter und einem Opfer dargestellt: Szenen, in denen ein Seme einen Uke vergewaltigt, werden nicht als Symptom für die gewalttätigen Gelüste des Seme dargestellt, sondern eher als Beweis für die unkontrollierbare Anziehung, die der Seme zu dem Uke verspürt. Solche Szenen sind oft ein Mittel der Handlung, um den Uke dazu zu bringen, in dem Seme mehr als nur einen guten Freund zu sehen, und führen in der Regel dazu, dass sich der Uke in den Seme verliebt.<ref name=":19" /> Kristy Valenti von ''[[The Comics Journal]]'' merkt an, dass sich Vergewaltigungsgeschichten typischerweise darauf konzentrieren, wie „unwiderstehlich“ der Uke ist und wie der Seme sich in seiner Gegenwart „nicht beherrschen kann“, wodurch der Seme von der Verantwortung für seine Vergewaltigung des Uke entbunden wird. Sie merkt an, dass dies wahrscheinlich der Grund ist, warum der [[Peripetie|Höhepunkt]] vieler Geschichten darin besteht, dass der Seme sein sexuelles Verlangen erkennt und die Verantwortung dafür übernimmt.<ref name="Valenti">{{cite news |title="Stop, My Butt Hurts!" The Yaoi Invasion |last=Valenti |first=Kristy L. |url=http://archives.tcj.com/269/e_yaoi.html |archive-url=https://web.archive.org/web/20120327192235/http://archives.tcj.com/269/e_yaoi.html |archive-date=2012-03-27 |language=en |work=[[The Comics Journal]] |date=2005-07 |access-date=2014-11-28 |url-status=dead |issue=269}}</ref> Eine 2012 durchgeführte Umfrage unter englischsprachigen Fans ergab, dass nur 15 % der Befragten angaben, dass sie sich bei Vergewaltigungen in Boys-Love-Medien unwohl fühlten, da die Mehrheit der Befragten zwischen der „fantasievollen, genrebedingten Vergewaltigung“ in Yaoi und Vergewaltigung als Verbrechen in der Realität unterscheiden konnte. Diese hohe Toleranz für Vergewaltigungsdarstellungen wird von Anna Madill durch eine [[Inhaltsanalyse]] kontextualisiert, die ergab, dass nur 13 % aller japanischen Boys Love, die auf Englisch im Handel erhältlich sind, Vergewaltigungsdarstellungen enthalten. Diese Ergebnisse widerlegten die Wahrnehmung, dass Vergewaltigung in BL fast allgegenwärtig sei.<ref name=":11" />


== Medien ==
== Medien ==
=== Buchmarkt ===
=== Buchmarkt ===
Zu den bedeutendsten laufenden und eingestellten Magazinen gehören ''[[Be×Boy|Be × Boy]], [[June (Magazin)|June]], [[Craft (Magazin)|Craft]], [[Chara (Magazin)|Chara]], [[Dear+]], [[Opera (Manga Magazin)|Opera]], [[Ciel (Magazin)|Ciel]]'' und ''[[Gush (Magazin)|Gush]].<ref name=":6" /><ref name=":15" />'' 2002 waren elf von 281 Manga-Magazinen in Japan exklusiv dem Genre gewidmet.<ref name=":49" /> Insgesamt waren 34 Verlage in der Szene tätig. Es gab acht Magazine für Prosa und 13 für Manga sowie etwa 90 Roman- und Manga-Titel im Taschenformat jeden Monat. 2007 kamen etwa 150 Publikationen jeden Monat heraus. Zu dieser Zeit wurde die Zahl der festen Kundschaft auf eine halbe Million geschätzt. Zu dieser kann eine ähnlich große Zahn an nicht-kaufenden Lesenden dazugerechnet werden.<ref name=":210" /> Nach einer Schätzung von 2008 nimmt der japanische, kommerzielle BL-Markt jährlich etwa 12 Milliarden Yen ein, wobei der Verkauf von Romanen 250 Millionen Yen pro Monat, der von Mangas 400 Millionen Yen pro Monat, der von CDs 180 Millionen Yen pro Monat und der von Videospielen 160 Millionen Yen pro Monat einbringt.<ref>{{Internetquelle |url=http://intersections.anu.edu.au/issue20/nagaike.htm |titel=Intersections: The Shared Imagination of Bishonen, Pan-East Asian Soft Masculinity: Reading DBSK, Youtube.com and Transcultural New Media Consumption |datum=2012-02-17 |abruf=2022-03-20 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20120217205726/http://intersections.anu.edu.au/issue20/nagaike.htm |archiv-datum=2012-02-17 |offline= |archiv-bot=2022-10-13 10:00:20 InternetArchiveBot }}</ref> Ein Bericht aus dem Jahr 2010 schätzt, dass der japanische BL-Markt sowohl 2009 als auch 2010 etwa 21,3 Milliarden Yen wert war.<ref>{{cite web|url=https://www.animenewsnetwork.com/news/2010-10-14/yano-research-reports-on-japan-2009-10-otaku-market|title=Yano Research Reports on Japan's 2009-10 Otaku Market|date=2010-10-13|website=Anime News Network|last1=Loo|first1=Egan|access-date=2020-11-09|archive-url=https://web.archive.org/web/20120114053615/http://www.animenewsnetwork.com/news/2010-10-14/yano-research-reports-on-japan-2009-10-otaku-market|archive-date=2012-01-14}}</ref>
Zu den bedeutendsten laufenden und eingestellten Magazinen gehören ''[[Be×Boy|Be × Boy]], [[June (Magazin)|June]], [[Craft (Magazin)|Craft]], [[Chara (Magazin)|Chara]], [[Dear+]], [[Opera (Manga Magazin)|Opera]], [[Ciel (Magazin)|Ciel]]'' und ''[[Gush (Magazin)|Gush]].<ref name=":6" /><ref name=":15" />'' 2002 waren elf von 281 Manga-Magazinen in Japan exklusiv dem Genre gewidmet.<ref name=":49" /> Insgesamt waren 34 Verlage in der Szene tätig. Es gab acht Magazine für Prosa und 13 für Manga sowie etwa 90 Roman- und Manga-Titel im Taschenformat jeden Monat. 2007 kamen etwa 150 Publikationen jeden Monat heraus. Zu dieser Zeit wurde die Zahl der festen Kundschaft auf eine halbe Million geschätzt. Zu dieser kann eine ähnlich große Zahn an nicht-kaufenden Lesenden dazugerechnet werden.<ref name=":210" /> Nach einer Schätzung von 2008 nimmt der japanische, kommerzielle BL-Markt jährlich etwa 12 Milliarden Yen ein, wobei der Verkauf von Romanen 250 Millionen Yen pro Monat, der von Mangas 400 Millionen Yen pro Monat, der von CDs 180 Millionen Yen pro Monat und der von Videospielen 160 Millionen Yen pro Monat einbringt.<ref>{{Internetquelle |url=http://intersections.anu.edu.au/issue20/nagaike.htm |titel=Intersections: The Shared Imagination of Bishonen, Pan-East Asian Soft Masculinity: Reading DBSK, Youtube.com and Transcultural New Media Consumption |datum=2012-02-17 |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20120217205726/http://intersections.anu.edu.au/issue20/nagaike.htm |archiv-datum=2012-02-17 |abruf=2022-03-20}}</ref> Ein Bericht aus dem Jahr 2010 schätzt, dass der japanische BL-Markt sowohl 2009 als auch 2010 etwa 21,3 Milliarden Yen wert war.<ref>{{cite web |last1=Loo |first1=Egan |title=Yano Research Reports on Japan's 2009-10 Otaku Market |language=en |date=2010-10-13 |url=https://www.animenewsnetwork.com/news/2010-10-14/yano-research-reports-on-japan-2009-10-otaku-market |archive-url=https://web.archive.org/web/20120114053615/http://www.animenewsnetwork.com/news/2010-10-14/yano-research-reports-on-japan-2009-10-otaku-market |archive-date=2012-01-14 |website=Anime News Network |access-date=2020-11-09}}</ref>


=== Fan-Werke ''(Dōjinshi)'' ===
=== Fan-Werke ''(Dōjinshi)'' ===
[[Datei:Yukipon SxH1.jpg|mini|Bei ''Yaoi'' ''dōjinshi'' handelt es sich in der Regel um [[Bearbeitung (Urheberrecht)|abgeleitete Werke]], die auf bestehenden Medien basieren, wie bei dieser [[Fan-Art]] von [[Figuren der Harry-Potter-Romane#Harry Potter|Harry Potter]] und [[Figuren der Harry-Potter-Romane#Severus Snape|Severus Snape]] aus der ''[[Harry Potter|Harry-Potter]]''-Serie.]]
[[Datei:Yukipon SxH1.jpg|mini|Bei ''Yaoi'' ''dōjinshi'' handelt es sich in der Regel um [[Bearbeitung (Urheberrecht)|abgeleitete Werke]], die auf bestehenden Medien basieren, wie bei dieser [[Fan-Art]] von [[Figuren der Harry-Potter-Romane#Harry Potter|Harry Potter]] und [[Figuren der Harry-Potter-Romane#Severus Snape|Severus Snape]] aus der ''[[Harry Potter|Harry-Potter]]''-Serie.]]


Die Subkultur der ''[[Dōjinshi]]'', selbstveröffentlichter Fancomics, entstand zeitgleich mit der Yaoi-Subkultur und der westlichen [[Fan-Fiction]]-Kultur in den 1970er Jahren.<ref name=":21" /> Yaoi-Fanfiction wird oft mit der westlichen Fanpraxis des [[Slash (Literatur)|Slash]] verglichen. Levi stellt fest, dass „der jugendliche Teenager-Look, der sich in Boys-Love-Mangas so leicht in Androgynität umwandeln lässt und so viele vielschichtige Interpretationen von Geschlecht und Gender zulässt, für Slash-Autoren viel schwieriger zu erreichen ist“.<ref>{{Literatur |Autor=Antonia Levi |Titel=Boy's Love Manga: Essays on the Sexual Ambiguity and Cross-Cultural Fandom of the Genre |Verlag=McFarland & Company, Inc. Publishers |Ort=North Carolina |Datum=2008 |Seiten=3 |Online=[https://books.google.at/books/about/Boys_Love_Manga.html?id=KeVImAEACAAJ&redir_esc=y Google Books]}}</ref> Oft sind die Autoren noch Teenager und schreiben für ein jugendliches Publikum,<ref name=":21" /><ref>{{Internetquelle |autor=Yu Ishikawa |url=http://educa.lit.osaka-cu.ac.jp/~ggp/nakami/2008/Comparative%20Studies%20on%20Urban%20Cultures02.pdf#page=33 |titel=Compilation of Papers and Seminar Proceedings – Comparative Studies on Urban Cultures |hrsg=Osaka City University |datum=2008-09-18 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20110722073442/http://educa.lit.osaka-cu.ac.jp/~ggp/nakami/2008/Comparative%20Studies%20on%20Urban%20Cultures02.pdf |abruf=2022-07-30 |format=PDF |sprache=en |offline=1}}</ref> aber auch manche bereits erfolgreiche (Boys-Love-)Künstler veröffentlichen Dōjinshi neben ihrer professionellen Arbeit, teils als Fortsetzungen oder Zusatzgeschichten zu ihren kommerziellen Serien.<ref name=":15" /> Die Hefte werden in Läden, aber vor allem auf Fan-Conventions gehandelt. Die [[Comiket]], größte Convention in Japan, widmet einen ihrer drei Veranstaltungstage nur Yaoi-Dōjinshi.<ref name=":49" />
Die Subkultur der ''[[Dōjinshi]]'', selbstveröffentlichter Fancomics, entstand zeitgleich mit der Yaoi-Subkultur und der westlichen [[Fan-Fiction]]-Kultur in den 1970er Jahren.<ref name=":21" /> Yaoi-Fanfiction wird oft mit der westlichen Fanpraxis des [[Slash (Literatur)|Slash]] verglichen, die zur gleichen Zeit aufkam. Levi stellt fest, dass „der jugendliche Teenager-Look, der sich in Boys-Love-Mangas so leicht in Androgynität umwandeln lässt und so viele vielschichtige Interpretationen von Geschlecht und Gender zulässt, für Slash-Autoren viel schwieriger zu erreichen ist“.<ref>{{Literatur |Autor=Antonia Levi |Titel=Boy's Love Manga: Essays on the Sexual Ambiguity and Cross-Cultural Fandom of the Genre |Verlag=McFarland & Company, Inc. Publishers |Ort=North Carolina |Datum=2008 |Seiten=3 |Online=[https://books.google.at/books/about/Boys_Love_Manga.html?id=KeVImAEACAAJ&redir_esc=y Google Books]}}</ref> Oft sind die Autoren noch Teenager und schreiben für ein jugendliches Publikum,<ref name=":21" /><ref>{{Internetquelle |autor=Yu Ishikawa |url=http://educa.lit.osaka-cu.ac.jp/~ggp/nakami/2008/Comparative%20Studies%20on%20Urban%20Cultures02.pdf#page=33 |titel=Compilation of Papers and Seminar Proceedings – Comparative Studies on Urban Cultures |hrsg=Osaka City University |datum=2008-09-18 |format=PDF |sprache=en |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20110722073442/http://educa.lit.osaka-cu.ac.jp/~ggp/nakami/2008/Comparative%20Studies%20on%20Urban%20Cultures02.pdf |abruf=2022-07-30}}</ref> aber auch manche bereits erfolgreiche (Boys-Love-)Künstler veröffentlichen Dōjinshi neben ihrer professionellen Arbeit, teils als Fortsetzungen oder Zusatzgeschichten zu ihren kommerziellen Serien.<ref name=":15" /> Die Hefte werden in Läden, aber vor allem auf Fan-Conventions gehandelt. Die [[Comiket]], größte Convention in Japan, widmet einen ihrer drei Veranstaltungstage nur Yaoi-Dōjinshi.<ref name=":49" />


Yaoi-Dōjinshi sind oft [[Bearbeitung (Urheberrecht)|abgeleitete Werke]], die auf bestehenden Mangas und Animes basierten. Dabei werden männliche Paare aus nicht-romantischen Manga und Anime dargestellt. Ein Großteil des Materials stammt aus männlich orientierten [[Shōnen]]- und [[Seinen]]-Werken, die enge Männerfreundschaften enthalten, die von Fans als [[Homosexualität|homoerotische]] Elemente wahrgenommen werden,<ref name=":22" /> wie zum Beispiel bei ''[[Captain Tsubasa]]''<ref name=":23" /> und ''[[Saint Seiya]]'', zwei Titel, die Yaoi in den 1980er Jahren populär machten.<ref name=":21" /> Dieser besondere Blick der (meist) weiblichen Fans auf die Charaktere, bei dem homoerotische Beziehungen hineingedeutet werden, wird auch als ''yaoi megane'' („Yaoi-Brille“) bezeichnet.<ref name=":50" /> ''[[Shūkan Shōnen Jump|Weekly Shonen Jump]]'' ist dafür bekannt, dass es eine große weibliche Leserschaft gibt, die sich mit Yaoi beschäftigt;<ref name=":02" /> Verleger von Shōnen-Mangas können „homoerotische“ Artikel als [[Fanservice|Fan-Service]] für ihre BL-Fans herstellen.<ref>McHarry, Mark (2011). [http://journal.transformativeworks.org/index.php/twc/article/view/257/250 (Un)gendering the homoerotic body: Imagining subjects in boys' love and yaoi] Transformative Works and Cultures</ref> Yaoi-Fans können jede beliebige männlich-männliche [[Shipper|Paarung]] (''kappuringu'', von engl. ''coupling'') wählen, manchmal auch einen Lieblingscharakter, oder eine Geschichte über zwei originelle männliche Charaktere schreiben und etablierte Charaktere in die Geschichte einbeziehen.<ref name=":210" /><ref name=":23" /> Auch Figuren aus Nicht-Manga-Titeln wie ''[[Harry Potter]]'' oder ''[[Der Herr der Ringe]]'',<ref>{{Internetquelle |autor=Nele Noppe |url=https://lirias.kuleuven.be/retrieve/113765 |titel=James loves Severus, but only in Japan. Harry Potter in Japanese and English-language fanwork |hrsg=Katholieke Universiteit Leuven |abruf=2022-05-29 |sprache=en |kommentar=PDF Download}}</ref> Videospiele wie ''[[Final Fantasy]]'',<ref>{{Literatur |Autor=Andrew Burn, Gareth Schott |Titel=Heavy Hero or Digital Dummy? Multimodal Player–Avatar Relations in Final Fantasy 7 |Sammelwerk=Visual Communication |Band=3 |Nummer=2 |Datum=2004 |ISSN=1470-3572 |Seiten=213–233 |Sprache=en |DOI=10.1177/147035704043041}}</ref> oder reale Personen wie Politiker werden sich für solche Geschichten bedient. Amateurautoren können auch Figuren aus Personifikationen abstrakter Konzepte (wie bei der Personifikation von Ländern in ''[[Hetalia: Axis Powers]]'') oder komplementären Gegenständen wie Salz und Pfeffer erschaffen.<ref name=":210" /><ref>{{cite journal|last1=Galbraith|first1=Patrick|title=Moe: Exploring Virtual Potential in Post-Millennial Japan|journal=Electronic Journal of Contemporary Japanese Studies|date=2009-10-31|url=http://www.japanesestudies.org.uk/articles/2009/Galbraith.html|archiveurl=https://web.archive.org/web/20141021030033/http://www.japanesestudies.org.uk/articles/2009/Galbraith.html|archivedate=2014-10-21}}</ref>
Yaoi-Dōjinshi sind oft [[Bearbeitung (Urheberrecht)|abgeleitete Werke]], die auf bestehenden Mangas und Animes basierten. Dabei werden männliche Paare aus nicht-romantischen Manga und Anime dargestellt. Ein Großteil des Materials stammt aus männlich orientierten [[Shōnen]]- und [[Seinen]]-Werken, die enge Männerfreundschaften enthalten, die von Fans als [[Homosexualität|homoerotische]] Elemente wahrgenommen werden,<ref name=":22" /> wie zum Beispiel bei ''[[Captain Tsubasa]]''<ref name=":23" /> und ''[[Saint Seiya]]'', zwei Titel, die Yaoi in den 1980er Jahren populär machten.<ref name=":21" /> Dieser besondere Blick der (meist) weiblichen Fans auf die Charaktere, bei dem homoerotische Beziehungen hineingedeutet werden, wird auch als ''yaoi megane'' („Yaoi-Brille“) bezeichnet.<ref name=":50" /> ''[[Shūkan Shōnen Jump|Weekly Shonen Jump]]'' ist dafür bekannt, dass es eine große weibliche Leserschaft gibt, die sich mit Yaoi beschäftigt;<ref name=":02" /> Verleger von Shōnen-Mangas können „homoerotische“ Artikel als [[Fanservice|Fan-Service]] für ihre BL-Fans herstellen.<ref>McHarry, Mark (2011). [https://journal.transformativeworks.org/index.php/twc/article/view/257/250 (Un)gendering the homoerotic body: Imagining subjects in boys' love and yaoi] Transformative Works and Cultures</ref> Yaoi-Fans können jede beliebige männlich-männliche [[Shipper|Paarung]] (''kappuringu'', von engl. ''coupling'') wählen, manchmal auch einen Lieblingscharakter, oder eine Geschichte über zwei originelle männliche Charaktere schreiben und etablierte Charaktere in die Geschichte einbeziehen.<ref name=":210" /><ref name=":23" /> Auch Figuren aus Nicht-Manga-Titeln wie ''[[Harry Potter]]'' oder ''[[Der Herr der Ringe]]'',<ref>{{Internetquelle |autor=Nele Noppe |url=https://lirias.kuleuven.be/retrieve/113765 |titel=James loves Severus, but only in Japan. Harry Potter in Japanese and English-language fanwork |hrsg=Katholieke Universiteit Leuven |sprache=en |abruf=2022-05-29 |kommentar=PDF Download}}</ref> Videospiele wie ''[[Final Fantasy]]'',<ref>{{Literatur |Autor=Andrew Burn, Gareth Schott |Titel=Heavy Hero or Digital Dummy? Multimodal Player–Avatar Relations in Final Fantasy 7 |Sammelwerk=Visual Communication |Band=3 |Nummer=2 |Datum=2004 |ISSN=1470-3572 |Seiten=213–233 |Sprache=en |DOI=10.1177/147035704043041}}</ref> oder reale Personen wie Politiker werden sich für solche Geschichten bedient. Amateurautoren können auch Figuren aus Personifikationen abstrakter Konzepte (wie bei der Personifikation von Ländern in ''[[Hetalia: Axis Powers]]'') oder komplementären Gegenständen wie Salz und Pfeffer erschaffen.<ref name=":210" /><ref>{{cite journal |last1=Galbraith |first1=Patrick |title=Moe: Exploring Virtual Potential in Post-Millennial Japan |journal=Electronic Journal of Contemporary Japanese Studies |language=en |date=2009-10-31 |url=http://www.japanesestudies.org.uk/articles/2009/Galbraith.html |archiveurl=https://web.archive.org/web/20141021030033/http://www.japanesestudies.org.uk/articles/2009/Galbraith.html |archivedate=2014-10-21}}</ref>


=== Englischsprachige Publizierung ===
=== Englischsprachige Publizierung ===
[[Datei:Yaoi Books by miyagawa.jpg|mini|links|Regale mit ''Yaoi''-Büchern und Zeitschriften bei [[Books Kinokuniya]] in San Francisco.]]
[[Datei:Yaoi Books by miyagawa.jpg|mini|links|Regale mit ''Yaoi''-Büchern und Zeitschriften bei [[Books Kinokuniya]] in San Francisco.]]
Die ersten offiziell lizenzierten englischsprachigen Übersetzungen von BL-Manga wurden 2003 auf dem nordamerikanischen Markt veröffentlicht; bis 2006 waren etwa 130 englisch übersetzte Werke im Handel erhältlich<ref name=":12" /> und bis 2007 veröffentlichten über 10 Verlage in Nordamerika Boys Love.<ref>{{cite web |last1=Butcher |first1=Christopher |title=Queer love manga style |url=http://dailyxtra.com/toronto/arts-and-entertainment/queer-love-manga-style-9165 |website=Daily Xtra |access-date=2014-12-04 |archive-url=https://web.archive.org/web/20141204194423/http://dailyxtra.com/toronto/arts-and-entertainment/queer-love-manga-style-9165 |archive-date=2014-12-04 |date=2007-12-10}}</ref> Bemerkenswerte aktuelle englischsprachige Boys-Love-Verlage sind [[Viz Media]] unter ihrem Imprint SuBLime,<ref>{{Internetquelle |url=https://www.animenewsnetwork.com/news/2011-10-22/viz-launches-sublime-boys-love-manga-line-with-love-pistols |titel=Viz Launches SuBLime Boys-Love Manga Line with Love Pistols (Updated) |abruf=2022-04-13 |sprache=en}}</ref> [[Digital Manga Publishing]] unter ihren Imprints 801 Media und Juné, [[Media Blasters]] unter ihrem Imprint Kitty Media,<ref>{{Internetquelle |autor=Kai-Ming Cha, PW Comics Week {{!}} |url=https://www.publishersweekly.com/pw/by-topic/new-titles/adult-announcements/article/1918-media-blasters-drops-shonen-adds-yaoi.html |titel=Media Blasters Drops Shonen; Adds Yaoi |abruf=2022-04-13 |sprache=en}}</ref> [[Seven Seas Entertainment]] und [[Tokyopop]]. Zu den bemerkenswerten, nicht mehr existierenden englischsprachigen Verlagen des Genres gehörten [[Central Park Media]] unter ihrem Imprint Be Beautiful,<ref name=":26" /> [[Broccoli (company)|Broccoli]] unter ihrem Imprint Boysenberry<ref>{{Internetquelle |url=http://www.bro-usa.com/bb_blog/2008/11/20/final-tasks-for-broccoli-books/ |werk=Broccoli Books Blog |titel=Final Tasks for Broccoli Books |datum=2009-06-04 |abruf=2022-04-14 |sprache=en |archiv-url=https://web.archive.org/web/20090604163905/http://www.bro-usa.com/bb_blog/2008/11/20/final-tasks-for-broccoli-books/ |archiv-datum=2009-06-04 |offline= |archiv-bot=2022-10-13 10:00:20 InternetArchiveBot }}</ref> und [[Aurora Publishing]] unter ihrem ImprintDeux Press.<ref>{{Internetquelle |url=https://icv2.com/articles/comics/view/10339/major-shojo-publisher-launching-june |titel=Major Shojo Publisher Launching in June |abruf=2022-04-14 |sprache=en}}</ref> Von den 135 BL-Manga, die zwischen 2003 und 2006 in Nordamerika veröffentlicht wurden, waren 14 % für Leser ab 13 Jahren, 39 % für Leser ab 15 Jahren und 16 Jahren und 47 % für Leser ab 18 Jahren klassifiziert.<ref>{{Literatur |Autor=Mark McLelland, S. Yoo |Titel=The international yaoi boys’ love fandom and the regulation of virtual child pornography: current legislation and its implications |Sammelwerk=Faculty of Arts – Papers (Archive) |Datum=2007-03-01 |Seiten=93-104 |Online=https://ro.uow.edu.au/artspapers/192 |Abruf=2022-07-30 |DOI=10.1525/srsp.2007.4.1.93}}</ref> Die Restriktionen der amerikanischen Buchhändler veranlassten die Verlage oft dazu, Bücher konservativ zu kennzeichnen.<ref>{{Internetquelle |autor=Dru Pagliassotti |url=https://www.participations.org/Volume%205/Issue%202/5_02_pagliassotti.htm |titel=Reading Boys' Love in the West |datum=2008-11 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20120801134251/http://www.participations.org/Volume%205/Issue%202/5_02_pagliassotti.htm |abruf=2022-04-15 |sprache=en |offline=1}}</ref> [[Diamond Comic Distributors]] schätzte den Umsatz mit BL-Manga in den Vereinigten Staaten im Jahr 2007 auf etwa 6 Millionen [[US-Dollar]].<ref name="10 August 2008">{{cite web |last1=Cha |first1=Kai-Ming |title=Brokeback comics craze |url=http://www.sfgate.com/cgi-bin/article.cgi?f=/c/a/2008/08/08/RVR110R7D9.DTL&type=books |website=San Francisco Chronicle |date=2008-08-10 |access-date=2011-10-18 |archive-url=https://web.archive.org/web/20111018170605/http://www.sfgate.com/cgi-bin/article.cgi?f=%2Fc%2Fa%2F2008%2F08%2F08%2FRVR110R7D9.DTL&type=books |archive-date=2011-10-18}}</ref> Ein großer Teil der von Fans entscheidet sich für [[Raubkopie]]n, weil sie nicht in der Lage oder nicht willens sind, sich das Material auf legalem Wege zu beschaffen. [[Scanlation]]s und andere Fan-Übersetzungen sowohl von kommerziell veröffentlichten japanischen Werken als auch von Dōjinshi sind weit verbreitet.<ref name="Wood2011">{{Literatur |Autor=Andrea Wood |Hrsg=Kenneth B. Kidd, Michelle Ann Abate |Titel=Over the Rainbow: Queer Children's and Young Adult Literature |Verlag=University of Michigan Press |Datum=2011 |ISBN=978-0-472-07146-3 |Kapitel=Choose Your Own Queer Erotic Adventure: Young Adults, Boy's Love Computer Games, and the Sexual Politics of Visual Play |Seiten=354–379 |Online=[https://books.google.com/books?id=fsWV-TAoJXEC&pg=PA354 Google Books]}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Lucy Hannah Glasspool |Titel=Simulation and database society in Japanese role-playing game fandoms: Reading boys' love dojinshi online |Sammelwerk=Transformative Works and Cultures |Band=12 |Datum=2013-03-15 |ISSN=1941-2258 |Sprache=en |DOI=10.3983/twc.2013.0433}}</ref>
Die ersten offiziell lizenzierten englischsprachigen Übersetzungen von BL-Manga wurden 2003 auf dem nordamerikanischen Markt veröffentlicht; bis 2006 waren etwa 130 englisch übersetzte Werke im Handel erhältlich<ref name=":12" /> und bis 2007 veröffentlichten über 10 Verlage in Nordamerika Boys Love.<ref>{{cite web |last1=Butcher |first1=Christopher |title=Queer love manga style |language=en |date=2007-12-10 |url=http://dailyxtra.com/toronto/arts-and-entertainment/queer-love-manga-style-9165 |archive-url=https://web.archive.org/web/20141204194423/http://dailyxtra.com/toronto/arts-and-entertainment/queer-love-manga-style-9165 |archive-date=2014-12-04 |website=Daily Xtra |access-date=2014-12-04}}</ref> Bemerkenswerte aktuelle englischsprachige Boys-Love-Verlage sind [[Viz Media]] unter ihrem Imprint SuBLime,<ref>{{Internetquelle |url=https://www.animenewsnetwork.com/news/2011-10-22/viz-launches-sublime-boys-love-manga-line-with-love-pistols |titel=Viz Launches SuBLime Boys-Love Manga Line with Love Pistols (Updated) |sprache=en |abruf=2022-04-13}}</ref> [[Digital Manga Publishing]] unter ihren Imprints 801 Media und Juné, [[Media Blasters]] unter ihrem Imprint Kitty Media,<ref>{{Internetquelle |autor=Kai-Ming Cha, PW Comics Week {{!}} |url=https://www.publishersweekly.com/pw/by-topic/new-titles/adult-announcements/article/1918-media-blasters-drops-shonen-adds-yaoi.html |titel=Media Blasters Drops Shonen; Adds Yaoi |sprache=en |abruf=2022-04-13}}</ref> [[Seven Seas Entertainment]] und [[Tokyopop]]. Zu den bemerkenswerten, nicht mehr existierenden englischsprachigen Verlagen des Genres gehörten [[Central Park Media]] unter ihrem Imprint Be Beautiful,<ref name=":26" /> [[Broccoli (company)|Broccoli]] unter ihrem Imprint Boysenberry<ref>{{Internetquelle |url=http://www.bro-usa.com/bb_blog/2008/11/20/final-tasks-for-broccoli-books/ |titel=Final Tasks for Broccoli Books |werk=Broccoli Books Blog |datum=2009-06-04 |sprache=en |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20090604163905/http://www.bro-usa.com/bb_blog/2008/11/20/final-tasks-for-broccoli-books/ |archiv-datum=2009-06-04 |abruf=2022-04-14}}</ref> und [[Aurora Publishing]] unter ihrem ImprintDeux Press.<ref>{{Internetquelle |url=https://icv2.com/articles/comics/view/10339/major-shojo-publisher-launching-june |titel=Major Shojo Publisher Launching in June |sprache=en |abruf=2022-04-14}}</ref> Von den 135 BL-Manga, die zwischen 2003 und 2006 in Nordamerika veröffentlicht wurden, waren 14 % für Leser ab 13 Jahren, 39 % für Leser ab 15 Jahren und 16 Jahren und 47 % für Leser ab 18 Jahren klassifiziert.<ref>{{Literatur |Autor=Mark McLelland, S. 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[[Scanlation]]s und andere Fan-Übersetzungen sowohl von kommerziell veröffentlichten japanischen Werken als auch von Dōjinshi sind weit verbreitet.<ref name="Wood2011">{{Literatur |Autor=Andrea Wood |Hrsg=Kenneth B. Kidd, Michelle Ann Abate |Titel=Over the Rainbow: Queer Children’s and Young Adult Literature |Verlag=University of Michigan Press |Datum=2011 |ISBN=978-0-472-07146-3 |Kapitel=Choose Your Own Queer Erotic Adventure: Young Adults, Boy's Love Computer Games, and the Sexual Politics of Visual Play |Seiten=354–379 |Online=[https://books.google.com/books?id=fsWV-TAoJXEC&pg=PA354 Google Books]}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Lucy Hannah Glasspool |Titel=Simulation and database society in Japanese role-playing game fandoms: Reading boys' love dojinshi online |Sammelwerk=Transformative Works and Cultures |Band=12 |Datum=2013-03-15 |ISSN=1941-2258 |Sprache=en |DOI=10.3983/twc.2013.0433}}</ref>


Als Yaoi Anfang der 2000er Jahre in den Vereinigten Staaten an Popularität gewann, begannen amerikanische Künstler, auch [[OEL Manga|englischsprachige Original-Mangas]] mit Boys-Love-Geschichten zu schaffen. Der erste bekannte, kommerziell veröffentlichte englischsprachige Boys Love ist ''Sexual Espionage #1'' von Daria McGrain, veröffentlicht von Sin Factory im Mai 2002.<ref>{{Literatur |Autor=Dru Pagliassotti, Kazumi Nagaike, Mark McHarry |Titel=Editorial: Boys’ Love manga special section |Sammelwerk=Journal of Graphic Novels and Comics |Band=4 |Nummer=1 |Datum=2013-06-01 |ISSN=2150-4857 |Seiten=3 |Fundstelle=Zeile 32-33 |Sprache=en |DOI=10.1080/21504857.2013.793207}}</ref>
Als Yaoi Anfang der 2000er Jahre in den Vereinigten Staaten an Popularität gewann, begannen amerikanische Künstler, auch [[OEL Manga|englischsprachige Original-Mangas]] mit Boys-Love-Geschichten zu schaffen. Der erste bekannte, kommerziell veröffentlichte englischsprachige Boys Love ist ''Sexual Espionage #1'' von Daria McGrain, veröffentlicht von Sin Factory im Mai 2002.<ref>{{Literatur |Autor=Dru Pagliassotti, Kazumi Nagaike, Mark McHarry |Titel=Editorial: Boys’ Love manga special section |Sammelwerk=Journal of Graphic Novels and Comics |Band=4 |Nummer=1 |Datum=2013-06-01 |ISSN=2150-4857 |Seiten=3 |Fundstelle=Zeile 32-33 |Sprache=en |DOI=10.1080/21504857.2013.793207}}</ref>
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Im deutschsprachigen Raum wurden Boys-Love-Geschichten im Gefolge des allgemeinen Booms von Anime und Manga um 2000 herum bekannt. Die ersten Medien des Genres waren [[Fan-Fiction]]s. Der erste deutschsprachig veröffentlichte Manga war 2000 ''[[Zetsuai]]'' bei Carlsen Manga, dem in kurzer Folge weitere Verlage nachzogen.<ref name=":42" /> Die Rezeption des Genres in Österreich erfolgte später als in Deutschland, hier zunächst nur in Fan-Werken und erst ab 2004 auch kommerziell. Ab der gleichen Zeit wurde die Bezeichnung als Shōnen-ai verbreitet. Dieser Begriff etablierte sich zunächst als Bezeichnung für romantische Werke ohne explizite sexuelle Darstellung und Yaoi für erotische mit expliziten Sexszenen. Boys Love wie auch zunächst Yaoi kamen später als Überbegriff für das Genre auf.<ref name=":20" /> Ab 2005 legten die großen Verlage regelmäßig Boys-Love-Titel auf<ref name=":42" /> und seit den 2010ern sind Boys-Love-Werke im deutschsprachigen Raum breit verfügbar, teils auch außerhalb des Buchhandels wie in der Schreibwarenkette [[Libro]].<ref name=":20">{{Literatur |Autor=Miyuki Hashimoto |Titel=Gender, Sexualität und Identität in der Otaku-Kultur am Beispiel der österreichischen Yaoi-Fans |Sammelwerk=kommunikation @ gesellschaft |Band=13 |Nummer=Sonderausgabe |Datum=2012 |Seiten=2f, 5, 7-17 |Online=https://www.ssoar.info/ssoar/handle/document/31340 |Abruf=2022-05-08}}</ref> Zu den deutschsprachigen Boys-Love-Verlagen zählen [[Tokyopop]], [[Egmont Manga|Egmount]], [[Kazé Deutschland|Kazé]], [[Altraverse]] und [[Carlsen Verlag|Carlsen Manga]]. Letzterer gründete 2021 den Imprint Hayabusa mit einem Schwerpunkt auf Boys Love. Dazu kommen die Kleinverlage [[Schwarzer Turm (Verlag)|Schwarzer Turm]], Delfinium Prints und Expirienze, die einige Werke des Genres im Programm haben, sowie die auf Boys Love spezialisierten Verlage [[Fireangels]], The Wild Side, Cursed Publishing (beide fusionierten zu Cursed Side) und Hotate Books. Diese haben auch erotischere und eher pornografischere Titel im Programm, vor denen die großen Publikumsverlage noch lange zurückschreckten, da Egmont und Carlsen auch ein breites Angebot für Kinder haben und keine Kundschaft verschrecken wollten. Bei Fireangels erschienen die erotischen bis pornografischen Anthologien ''Lemon Law'' und ''Lime Law'' mit Geschichten von Zeichnerinnen aus dem deutschsprachigen Raum.<ref name=":42" /><ref name=":17" /><ref name=":5" />
Im deutschsprachigen Raum wurden Boys-Love-Geschichten im Gefolge des allgemeinen Booms von Anime und Manga um 2000 herum bekannt. Die ersten Medien des Genres waren [[Fan-Fiction]]s. Der erste deutschsprachig veröffentlichte Manga war 2000 ''[[Zetsuai]]'' bei Carlsen Manga, dem in kurzer Folge weitere Verlage nachzogen.<ref name=":42" /> Die Rezeption des Genres in Österreich erfolgte später als in Deutschland, hier zunächst nur in Fan-Werken und erst ab 2004 auch kommerziell. Ab der gleichen Zeit wurde die Bezeichnung als Shōnen-ai verbreitet. Dieser Begriff etablierte sich zunächst als Bezeichnung für romantische Werke ohne explizite sexuelle Darstellung und Yaoi für erotische mit expliziten Sexszenen. Boys Love wie auch zunächst Yaoi kamen später als Überbegriff für das Genre auf.<ref name=":20" /> Ab 2005 legten die großen Verlage regelmäßig Boys-Love-Titel auf<ref name=":42" /> und seit den 2010ern sind Boys-Love-Werke im deutschsprachigen Raum breit verfügbar, teils auch außerhalb des Buchhandels wie in der Schreibwarenkette [[Libro]].<ref name=":20">{{Literatur |Autor=Miyuki Hashimoto |Titel=Gender, Sexualität und Identität in der Otaku-Kultur am Beispiel der österreichischen Yaoi-Fans |Sammelwerk=kommunikation @ gesellschaft |Band=13 |Nummer=Sonderausgabe |Datum=2012 |Seiten=2f, 5, 7-17 |Online=https://www.ssoar.info/ssoar/handle/document/31340 |Abruf=2022-05-08}}</ref> Zu den deutschsprachigen Boys-Love-Verlagen zählen [[Tokyopop]], [[Egmont Manga|Egmount]], [[Kazé Deutschland|Kazé]], [[Altraverse]] und [[Carlsen Verlag|Carlsen Manga]]. Letzterer gründete 2021 den Imprint Hayabusa mit einem Schwerpunkt auf Boys Love. Dazu kommen die Kleinverlage [[Schwarzer Turm (Verlag)|Schwarzer Turm]], Delfinium Prints und Expirienze, die einige Werke des Genres im Programm haben, sowie die auf Boys Love spezialisierten Verlage [[Fireangels]], The Wild Side, Cursed Publishing (beide fusionierten zu Cursed Side) und Hotate Books. Diese haben auch erotischere und eher pornografischere Titel im Programm, vor denen die großen Publikumsverlage noch lange zurückschreckten, da Egmont und Carlsen auch ein breites Angebot für Kinder haben und keine Kundschaft verschrecken wollten. Bei Fireangels erschienen die erotischen bis pornografischen Anthologien ''Lemon Law'' und ''Lime Law'' mit Geschichten von Zeichnerinnen aus dem deutschsprachigen Raum.<ref name=":42" /><ref name=":17" /><ref name=":5" />


Der erste in Deutschland geschaffene Boys Love war ''Shanghai Passion'' von Cheng Ying Zhou, der 2005 bei [[Egmont Ehapa Media|Egmont]] erschien,<ref name=":17" /> ihm folgte 2007 bis 2009 mit ''Musouka'' von Diana Liesaus die erste Serie.<ref name=":52">{{Literatur |Autor=Kristin Eckstein |Titel=Shojo Manga Text-Bild-Verhältnisse und Narrationsstrategien im japanischen und deutschen Manga für Mädchen |Verlag=Universitätsverlag Winter Heidelberg |Ort=Heidelberg |Datum=2016 |ISBN=978-3-8253-6538-7 |Seiten=61}}</ref> Zu dieser Zeit war das Genre unter anderen Zeichnern noch eher verpönt und nur als Witz in Anspielungen verwendet. Doch in der folgenden Zeit begann ein großer Teil der deutschsprachigen Zeichnerinnen der Manga-Szene ihr Schaffen mit Boys Love und griffen erotische, gender- und gesellschaftskritische Themen des Genres auf.<ref name=":42" /><ref name=":5" /> Die von [[Anna Hollmann]] von 2008 bis 2012 geschaffene Serie ''[[Stupid Story]]'' erreichte breiten Erfolg und wurde dreimal mit dem [[Sondermann (Cartoon)|Sondermann]] ausgezeichnet.<ref name=":52" /> Ein wichtiger Ort für die Publikation für Fans und die Rekrutierung der Verlage war die Online-Plattform [[Animexx]], wo Shōnen-ai zu den meistgenutzten Genrekategorien unter den Fanwerken zählt. Die ersten Geschichten waren noch, vergleichbar mit den exotisierten Shōnen-ai im Japan der 1970er Jahre, in exotischen Orten (nun Japan) oder Zeiten angesiedelt und um der Manga-Leserschaft zu gefallen von zumindest teilweise japanischen Charakteren bevölkert. Den schnellen Erfolg von Boys Love in Deutschland führt Paul M. Malone auch darauf zurück, dass erotische Comics in Europa bereits bekannt waren und auch Comics über Schwule durch das Schaffen von [[Ralf König]] in Deutschland bereits zuvor Erfolg hatten – wenn auch in ganz anderen Stilen und Themen. Zeitschriften wie ''[[Bravo (deutsche Zeitschrift)|Bravo]]'' etablierten zudem schon lange die Auseinandersetzung mit Sexualität in Jugendmedien, wenn auch wenig progressiv und aktivistisch. Auch gibt es aus der deutschsprachigen Schwulenszene keinen negativen Reaktionen auf das Genre, sondern die Werke werden toleriert oder in der Szene vertrieben oder sogar aktiv beworben.<ref name=":42" /><ref name=":5">{{Literatur |Autor=Paul M. Malone |Titel=Home-grown Shōjo Manga and the Rise of Boys' Love among Germany's 'Forty-Niners' |Sammelwerk=Intersections: Gender and Sexuality in Asia and the Pacific |Band=20 |Datum=2009-04 |Online=http://intersections.anu.edu.au/issue20/malone.htm}}</ref>
Der erste in Deutschland geschaffene Boys Love war ''Shanghai Passion'' von Cheng Ying Zhou, der 2005 bei [[Egmont Ehapa Media|Egmont]] erschien,<ref name=":17" /> ihm folgte 2007 bis 2009 mit ''Musouka'' von Diana Liesaus die erste Serie.<ref name=":52">{{Literatur |Autor=Kristin Eckstein |Titel=Shojo Manga Text-Bild-Verhältnisse und Narrationsstrategien im japanischen und deutschen Manga für Mädchen |Verlag=Universitätsverlag Winter Heidelberg |Ort=Heidelberg |Datum=2016 |ISBN=978-3-8253-6538-7 |Seiten=61}}</ref> Zu dieser Zeit war das Genre unter anderen Zeichnern noch eher verpönt und nur als Witz in Anspielungen verwendet. Doch in der folgenden Zeit begann ein großer Teil der deutschsprachigen Zeichnerinnen der Manga-Szene ihr Schaffen mit Boys Love und griffen erotische, gender- und gesellschaftskritische Themen des Genres auf.<ref name=":42" /><ref name=":5" /> Die von [[Anna Hollmann]] von 2008 bis 2012 geschaffene Serie ''[[Stupid Story]]'' erreichte breiten Erfolg und wurde dreimal mit dem [[Sondermann (Cartoon)|Sondermann]] ausgezeichnet.<ref name=":52" /> Ein wichtiger Ort für die Publikation für Fans und die Rekrutierung der Verlage war die Online-Plattform [[Animexx]], wo Shōnen-ai zu den meistgenutzten Genrekategorien unter den Fanwerken zählt. Die ersten Geschichten waren noch, vergleichbar mit den exotisierten Shōnen-ai im Japan der 1970er Jahre, in exotischen Orten (nun Japan) oder Zeiten angesiedelt und, um der Manga-Leserschaft zu gefallen, von zumindest teilweise japanischen Charakteren bevölkert. Den schnellen Erfolg von Boys Love in Deutschland führt Paul M. Malone auch darauf zurück, dass erotische Comics in Europa bereits bekannt waren und auch Comics über Schwule durch das Schaffen von [[Ralf König]] in Deutschland bereits zuvor Erfolg hatten – wenn auch in ganz anderen Stilen und Themen. Zeitschriften wie ''[[Bravo (deutsche Zeitschrift)|Bravo]]'' etablierten zudem schon lange die Auseinandersetzung mit Sexualität in Jugendmedien, wenn auch wenig progressiv und aktivistisch. Auch gibt es aus der deutschsprachigen Schwulenszene keinen negativen Reaktionen auf das Genre, sondern die Werke werden toleriert oder in der Szene vertrieben oder sogar aktiv beworben.<ref name=":42" /><ref name=":5">{{Literatur |Autor=Paul M. Malone |Titel=Home-grown Shōjo Manga and the Rise of Boys' Love among Germany's 'Forty-Niners' |Sammelwerk=Intersections: Gender and Sexuality in Asia and the Pacific |Band=20 |Datum=2009-04 |Online=http://intersections.anu.edu.au/issue20/malone.htm}}</ref>


=== Hörspiele ===
=== Hörspiele ===
[[Datei:June Cassette.jpg|mini|''[[Tsuzumigafuchi]]'', das erste Boys Love-Hörspiel, wurde 1988 auf Kassette veröffentlicht.]]
[[Datei:June Cassette.jpg|mini|''[[Tsuzumigafuchi]]'', das erste Boys-Love-Hörspiel, wurde 1988 auf Kassette veröffentlicht.]]
In den 1980er Jahren wurden die ersten Hörspiele, später auch bekannt als BLCDs, veröffentlicht.<ref name="Uranus12" /> Die ersten Medien waren „Kassetten-''June“'' wie ''[[Tsuzumigafuchi]]'' (1988).<ref name=":45">{{Literatur |Autor=Minori Ishida |Titel=Sounds and Sighs: “Voice Porn” for Women |Sammelwerk=Shōjo Across Media: Exploring „Girl“ Practices in Contemporary Japan |Verlag=Springer International Publishing |Ort=Cham |Datum=2019 |ISBN=978-3-030-01485-8 |Seiten=286, 295 |Sprache=en |DOI=10.1007/978-3-030-01485-8_12}}</ref> Diese Medien enthalten in der Regel homoerotische Stimmen von Männern.<ref name="Uranus12" /> Mit der Einführung von CDs verbreiteten sich BL Medien weiter, mit einem Rekord von 289 CDs in 2008, welche 2013 auf 108 CDs sanken.<ref name=":45" />
In den 1980er Jahren wurden die ersten Hörspiele, später auch bekannt als BLCDs, veröffentlicht.<ref name="Uranus12" /> Die ersten Medien waren „Kassetten-''June“'' wie ''[[Tsuzumigafuchi]]'' (1988).<ref name=":45">{{Literatur |Autor=Minori Ishida |Titel=Sounds and Sighs: “Voice Porn” for Women |Sammelwerk=Shōjo Across Media: Exploring „Girl“ Practices in Contemporary Japan |Verlag=Springer International Publishing |Ort=Cham |Datum=2019 |ISBN=978-3-030-01485-8 |Seiten=286, 295 |Sprache=en |DOI=10.1007/978-3-030-01485-8_12}}</ref> Diese Medien enthalten in der Regel homoerotische Stimmen von Männern.<ref name="Uranus12" /> Mit der Einführung von CDs verbreiteten sich BL Medien weiter, mit einem Rekord von 289 CDs in 2008, welche 2013 auf 108 CDs sanken.<ref name=":45" />


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==== Thailand ====
==== Thailand ====
Obwohl Boys Love und BL in ganz Asien zu den allgemeinen Begriffen für dieses Material geworden sind, werden BL-Dramen in Thailand manchmal als ''Y'' oder ''Y-Serien'' als Kurzform für ''Yaoi'' bezeichnet.<ref name=":56">{{Literatur |Autor=Joey Watson, Kim Jirik |Titel=The unstoppable rise of 'boys' love' soapies in Thailand |Sammelwerk=ABC News |Datum=2018-06-15 |Online=https://www.abc.net.au/news/2018-06-16/boys-love-same-sex-dramas-in-thailand/9874766 |Abruf=2022-11-19}}</ref><ref name="Nikkei" /> Thai BL lehnt sich auch bewusst an die Kultur der [[K-Pop]]-Promis an, indem es seinen eigenen Stil von Idolen entwickelt, die als ''khu jin'' (imaginäre Paare) bekannt sind und von den überwiegend weiblichen Fans von Thai BL zusammengebracht werden sollen.<ref>{{Internetquelle |autor=Thomas Baudinette |url=https://thomasbaudinette.com/2020/03/07/thailands-boys-love-machine-producing-queer-idol-fandom-across-southeast-asia/ |titel=Thailand's „Boys Love Machine“: Producing „queer“ idol fandom across Southeast Asia |datum=2020-03-07 |abruf=2022-05-08 |format=Aufgezeichnete Vorlesung |sprache=en |kommentar=Minute 34-38}}</ref>
Obwohl Boys Love und BL in ganz Asien zu den allgemeinen Begriffen für dieses Material geworden sind, werden BL-Dramen in Thailand manchmal als ''Y'' oder ''Y-Serien'' als Kurzform für ''Yaoi'' bezeichnet.<ref name=":56">{{Literatur |Autor=Joey Watson, Kim Jirik |Titel=The unstoppable rise of 'boys' love' soapies in Thailand |Sammelwerk=ABC News |Datum=2018-06-15 |Online=https://www.abc.net.au/news/2018-06-16/boys-love-same-sex-dramas-in-thailand/9874766 |Abruf=2022-11-19}}</ref><ref name="Nikkei" /> Thai BL lehnt sich auch bewusst an die Kultur der [[K-Pop]]-Promis an, indem es seinen eigenen Stil von Idolen entwickelt, die als ''khu jin'' (imaginäre Paare) bekannt sind und von den überwiegend weiblichen Fans von Thai BL zusammengebracht werden sollen.<ref>{{Internetquelle |autor=Thomas Baudinette |url=https://thomasbaudinette.com/2020/03/07/thailands-boys-love-machine-producing-queer-idol-fandom-across-southeast-asia/ |titel=Thailand's „Boys Love Machine“: Producing „queer“ idol fandom across Southeast Asia |datum=2020-03-07 |format=Aufgezeichnete Vorlesung |sprache=en |abruf=2022-05-08 |kommentar=Minute 34-38}}</ref>


Japanische BL-Mangas fanden bereits in den 1990er Jahren ein Publikum in Thailand.<ref name=":46">{{Internetquelle |autor=Nattha Keenapan |url=https://www.thefreelibrary.com/FEATURE:+Japanese+%27boy-love%27+comics+a+hit+among+Thais.-a078783534. |titel=Japanese 'boy-love' comics a hit among Thais |datum=2001-08-31 |abruf=2022-04-03 |sprache=en}}</ref> Das thailändische Liebesdrama ''[[Love of Siam]]'' (2007) um eine schwule Männerromanze wurde bei seinem Erscheinen zu einem unerwarteten Mainstream-Erfolg und spielte über 40 Millionen [[Baht|TH฿]] an den Kinokassen ein.<ref name=":56" /> Es folgte ''[[Love Sick: The Series]]'' (2014–2015), die erste thailändische Fernsehserie, in der zwei schwule Charaktere die Hauptrolle spielten.<ref name="TimeOutThai" /> Der Kulturanthropologe Thomas Baudinette argumentiert, dass ''Love Sick: The Series'' einen Wendepunkt in der Darstellung von Queer-Romanzen in thailändischen Medien darstellt und untersucht, wie die Serie Tropen aus dem japanischen BL adaptierte, um ein neues Genre zu schaffen.<ref>{{Literatur |Autor=Thomas Baudinette |Titel=Lovesick, The Series: adapting Japanese ‘Boys Love’ to Thailand and the creation of a new genre of queer media |Sammelwerk=South East Asia Research |Band=27 |Nummer=2 |Datum=2019-04-03 |ISSN=0967-828X |Seiten=115–132 |DOI=10.1080/0967828X.2019.1627762}}</ref> Der Erfolg von ''Love of Siam'' und ''Love Sick'' hat die Produktion von BL-Dramen im Inland angekurbelt: zwischen 2014 und 2020 wurden in Thailand 57 Fernsehserien im BL-Genre produziert und veröffentlicht.<ref name="SCMPThailand">{{cite web |last1=Nugroho |first1=Johannes |title=Thailand's erotic Boys Love TV dramas are a hit with Indonesians, gay and straight |url=https://www.scmp.com/week-asia/lifestyle-culture/article/3104852/thailands-erotic-boys-love-tv-dramas-are-hit |website=South China Morning Post |access-date=2020-11-17 |archive-url=https://web.archive.org/web/20201011060717/https://www.scmp.com/week-asia/lifestyle-culture/article/3104852/thailands-erotic-boys-love-tv-dramas-are-hit |archive-date=2020-10-11 |date=2020-10-11}}</ref> Ab 2020 erlangten die thailändischen BL-Dramen nach der Veröffentlichung von ''[[2gether: The Series (thailändische Fernsehserie)|2gether: The Series]]'' internationale Anerkennung.<ref>{{Internetquelle |autor=Yukihiro Enomoto, Koga Hashizume, Marimi Kishimoto |url=https://asia.nikkei.com/Business/Media-Entertainment/Thailand-s-boys-love-dramas-stealing-hearts-around-the-world |titel=Thailand's 'boys love' dramas stealing hearts around the world |werk=NikkeiAsia |abruf=2022-05-27 |sprache=en-GB}}</ref>
Japanische BL-Mangas fanden bereits in den 1990er Jahren ein Publikum in Thailand.<ref name=":46">{{Internetquelle |autor=Nattha Keenapan |url=https://www.thefreelibrary.com/FEATURE:+Japanese+%27boy-love%27+comics+a+hit+among+Thais.-a078783534. |titel=Japanese 'boy-love' comics a hit among Thais |datum=2001-08-31 |sprache=en |abruf=2022-04-03}}</ref> Das thailändische Liebesdrama ''[[Love of Siam]]'' (2007) um eine schwule Männerromanze wurde bei seinem Erscheinen zu einem unerwarteten Mainstream-Erfolg und spielte über 40 Millionen [[Baht|TH฿]] an den Kinokassen ein.<ref name=":56" /> Es folgte ''[[Love Sick: The Series]]'' (2014–2015), die erste thailändische Fernsehserie, in der zwei schwule Charaktere die Hauptrolle spielten.<ref name="TimeOutThai" /> Der Kulturanthropologe Thomas Baudinette argumentiert, dass ''Love Sick: The Series'' einen Wendepunkt in der Darstellung von Queer-Romanzen in thailändischen Medien darstellt und untersucht, wie die Serie Tropen aus dem japanischen BL adaptierte, um ein neues Genre zu schaffen.<ref>{{Literatur |Autor=Thomas Baudinette |Titel=Lovesick, The Series: adapting Japanese ‘Boys Love’ to Thailand and the creation of a new genre of queer media |Sammelwerk=South East Asia Research |Band=27 |Nummer=2 |Datum=2019-04-03 |ISSN=0967-828X |Seiten=115–132 |DOI=10.1080/0967828X.2019.1627762}}</ref> Der Erfolg von ''Love of Siam'' und ''Love Sick'' hat die Produktion von BL-Dramen im Inland angekurbelt: zwischen 2014 und 2020 wurden in Thailand 57 Fernsehserien im BL-Genre produziert und veröffentlicht.<ref name="SCMPThailand">{{cite web |last1=Nugroho |first1=Johannes |title=Thailand's erotic Boys Love TV dramas are a hit with Indonesians, gay and straight |language=en |date=2020-10-11 |url=https://www.scmp.com/week-asia/lifestyle-culture/article/3104852/thailands-erotic-boys-love-tv-dramas-are-hit |archive-url=https://web.archive.org/web/20201011060717/https://www.scmp.com/week-asia/lifestyle-culture/article/3104852/thailands-erotic-boys-love-tv-dramas-are-hit |archive-date=2020-10-11 |website=South China Morning Post |access-date=2020-11-17}}</ref> Ab 2020 erlangten die thailändischen BL-Dramen nach der Veröffentlichung von ''[[2gether: The Series (thailändische Fernsehserie)|2gether: The Series]]'' internationale Anerkennung.<ref>{{Internetquelle |autor=Yukihiro Enomoto, Koga Hashizume, Marimi Kishimoto |url=https://asia.nikkei.com/Business/Media-Entertainment/Thailand-s-boys-love-dramas-stealing-hearts-around-the-world |titel=Thailand's 'boys love' dramas stealing hearts around the world |werk=NikkeiAsia |sprache=en-GB |abruf=2022-05-27}}</ref>


Das Genre wurde von konservativen Elementen in der thailändischen Gesellschaft zurückgedrängt: 2020 führte die [[Nationale Rundfunk- und Telekommunikationskommission]] neue Richtlinien für Material ein, das „sexuell eindeutige oder anzügliche“ Szenen enthält, weswegen der öffentliche Sender [[MCOT]] die BL-Serie ''[[Love by Chance]]'' 2018 absetzte.<ref name=":56" /> Thailändische BL-Dramen haben in Indonesien an Popularität gewonnen, wo die Darstellung von LGBT im heimischen Fernsehen weniger verbreitet ist,<ref name="SCMPThailand" /> wie auch auf den Philippinen, wo viele Fans BL als eine eigene thailändische Form der Populärkultur betrachten.<ref>{{Literatur |Autor=Thomas Baudinette |Titel=Creative Misreadings of „Thai BL“ by a Filipino Fan Community: Dislocating Knowledge Production in Transnational Queer Fandoms Through Aspirational Consumption |Sammelwerk=Mechademia |Band=13 |Nummer=1 |Datum=2020 |ISSN=2152-6648 |Seiten=101–118 |Sprache=en}}</ref> Es wird vermutet, dass BL-Dramen zu einer Quelle thailändischer kultureller [[Soft Power]] in Südostasien und darüber hinaus werden könnten.<ref name="TimeOutThai">{{cite web|url=https://www.timeout.com/bangkok/lgbtq/thai-boys-love-culture|title=Everything you need to know about Thailand's thriving Boys Love culture|date=2020-06-11|website=[[Time Out (magazine)|Time Out Thailand]]|language=en|last1=Koaysomboon|first1=Top|access-date=2020-11-17}}</ref>
Das Genre wurde von konservativen Elementen in der thailändischen Gesellschaft zurückgedrängt: 2020 führte die [[Nationale Rundfunk- und Telekommunikationskommission]] neue Richtlinien für Material ein, das „sexuell eindeutige oder anzügliche“ Szenen enthält, weswegen der öffentliche Sender [[MCOT]] die BL-Serie ''[[Love by Chance]]'' 2018 absetzte.<ref name=":56" /> Thailändische BL-Dramen haben in Indonesien an Popularität gewonnen, wo die Darstellung von LGBT im heimischen Fernsehen weniger verbreitet ist,<ref name="SCMPThailand" /> wie auch auf den Philippinen, wo viele Fans BL als eine eigene thailändische Form der Populärkultur betrachten.<ref>{{Literatur |Autor=Thomas Baudinette |Titel=Creative Misreadings of „Thai BL“ by a Filipino Fan Community: Dislocating Knowledge Production in Transnational Queer Fandoms Through Aspirational Consumption |Sammelwerk=Mechademia |Band=13 |Nummer=1 |Datum=2020 |ISSN=2152-6648 |Seiten=101–118 |Sprache=en}}</ref> Es wird vermutet, dass BL-Dramen zu einer Quelle thailändischer kultureller [[Soft Power]] in Südostasien und darüber hinaus werden könnten.<ref name="TimeOutThai">{{cite web |last1=Koaysomboon |first1=Top |title=Everything you need to know about Thailand's thriving Boys Love culture |language=en |date=2020-06-11 |url=https://www.timeout.com/bangkok/lgbtq/thai-boys-love-culture |website=[[Time Out (Magazin)|Time Out Thailand]] |access-date=2020-11-17}}</ref>


==== China ====
==== China ====
Die BL- und Yaoi-Fangemeinde in China geht auf die späten 1990er Jahre zurück. Das Genre wird als ''[[Danmei]]'' bezeichnet, die [[Mandarin (Sprache)|Mandarin]]-Lesart des japanischen Begriffs ''tanbi''.<ref>{{cite journal|last1=Xu|first1=Yanrui|last2=Yang|first2=Ling|title=Forbidden love: incest, generational conflict, and the erotics of power in Chinese BL fiction|journal=Journal of Graphic Novels and Comics|date=2013|volume=4|issue=1|pages=30–43|doi=10.1080/21504857.2013.771378|url=https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/21504857.2013.771378}}</ref> Die staatlichen Vorschriften in China machen es den Danmei-Autoren schwer, ihre Werke online zu veröffentlichen. 2009 verbot die Nationale Verlagsverwaltung Chinas die meisten Danmei-Online-Literaturwerke.<ref>{{Internetquelle |autor=Ting Liu |url=http://intersections.anu.edu.au/issue20/liu.htm |titel=Conflicting Discourses on Boys' Love and Subcultural Tactics in Mainland China and Hong Kong |hrsg=Intersections: Gender and Sexuality in Asia and the Pacific |datum=2009-04 |abruf=2022-07-30 |sprache=en}}</ref> In China wurden Gesetze erlassen, die die Darstellung gleichgeschlechtlicher Beziehungen in Fernsehen und Film verbieten.<ref name="VarietyChina" /> Homosexualität ist auf dem chinesischen Festland weder verboten noch rechtlich anerkannt und die Gesetze zur Zensur von LGBT-Material werden nicht einheitlich durchgesetzt; dennoch werden als sensibel angesehene Inhalte uneinheitlich, aber regelmäßig aus dem Vertrieb entfernt.<ref name="VarietyChina">{{cite web |last1=Davis |first1=Rebecca |title=China's Gay Rights Stance Can't Derail Demand for LGBT Films |url=https://variety.com/2020/film/asia/lgbt-movies-china-gay-rights-1234625634/ |website=[[Variety (magazine)|Variety]] |access-date=2020-11-10 |date=2020-06-05}}</ref> ''[[Addicited (Webserie)|Addicted]]'' (2016), die erste chinesische BL-Webserie, erreichte 10 Millionen Aufrufe, bevor sie von der Streaming-Plattform [[iQiyi]] entfernt wurde.<ref>{{Internetquelle |autor=Charlie Campbell, |url=https://time.com/4236864/china-gay-drama-homosexuality/ |titel=Chinese Censors Take a Popular Gay Drama Offline |datum=2016-02-25 |abruf=2022-04-03 |sprache=en}}</ref><ref name="Vice">{{cite web|url=https://www.vice.com/en/article/qj4k55/boys-love-tv-asia-trend-lgbtq-2gether|title=Boys' Love: The Gay Romance TV Genre Taking Over Southeast Asia|date=2020-06-16|website=Vice|last1=de Guzman|first1=Chad|access-date=2020-11-10}}</ref> Als Reaktion auf die staatliche Zensur stellen chinesische BL-Werke typischerweise männliche Romanzen als homoerotischen Subtext dar: Der Webroman ''[[Guardian (Webserie)|Guardian]]'' (2012) zeigte eine Romanze zwischen den beiden männlichen Hauptfiguren, doch als er 2018 als Fernsehdrama auf der Streaming-Plattform [[Youku]] adaptiert wurde, wurde die Beziehung als enge, homoerotische Freundschaft dargestellt.<ref name="GuardianChina">{{cite web |last1=Zhang |first1=Phoebe |title=Gay-themed drama is latest victim of China's drive to purge 'harmful and obscene' content from web |url=https://www.scmp.com/news/china/society/article/2158196/gay-themed-drama-latest-victim-chinas-drive-purge-harmful-and |website=South China Morning Post |access-date=2019-06-24 |date=2018-08-04}}</ref> Der BL-[[Xianxia]]-Roman ''[[Mo Dao Zu Shi]]'' (2015) wurde 2018 als Zeichentrickserie und 2019 als Live-Action-Fernsehserie ''[[The Untamed]]'' adaptiert, die die Beziehung zwischen den männlichen Hauptfiguren auf ähnliche Weise überarbeiten. Trotzdem wurde ''The Untamed'' dafür gelobt, dass er die Zensur umgeht und gleichzeitig die „langsam brennende Hitze“ der Vorlage beibehält.<ref name="FilmDaily">{{cite web |last1=Luskey |first1=Bridget |title='The Untamed': Chinese boy love drama we can't stop watching |url=https://filmdaily.co/news/the-untamed/ |website=Film Daily |access-date=2020-11-11 |date=2019-12-02}}</ref> Fans von ''Guardian'' und ''The Untamed'' diskutierten die schwulen Inhalte der Serie unter dem Hashtag „[[Sozialistischer Bruderkuss|sozialistische Bruderschaft“]], um einer Entdeckung durch die staatliche Zensur zu entgehen.<ref name="GuardianChina" /><ref name="FilmDaily" />
Die BL- und Yaoi-Fangemeinde in China geht auf die späten 1990er Jahre zurück. Das Genre wird als ''[[Danmei]]'' bezeichnet, die [[Mandarin (Sprache)|Mandarin]]-Lesart des japanischen Begriffs ''tanbi''.<ref>{{cite journal |last1=Xu |first1=Yanrui |last2=Yang |first2=Ling |title=Forbidden love: incest, generational conflict, and the erotics of power in Chinese BL fiction |journal=Journal of Graphic Novels and Comics |language=en |issue=1 |volume=4 |pages=30–43 |date=2013 |doi=10.1080/21504857.2013.771378 |url=https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/21504857.2013.771378}}</ref> Die staatlichen Vorschriften in China machen es den Danmei-Autoren schwer, ihre Werke online zu veröffentlichen. 2009 verbot die Nationale Verlagsverwaltung Chinas die meisten Danmei-Online-Literaturwerke.<ref>{{Internetquelle |autor=Ting Liu |url=http://intersections.anu.edu.au/issue20/liu.htm |titel=Conflicting Discourses on Boys' Love and Subcultural Tactics in Mainland China and Hong Kong |hrsg=Intersections: Gender and Sexuality in Asia and the Pacific |datum=2009-04 |sprache=en |abruf=2022-07-30}}</ref> In China wurden Gesetze erlassen, die die Darstellung gleichgeschlechtlicher Beziehungen in Fernsehen und Film verbieten.<ref name="VarietyChina" /> Homosexualität ist auf dem chinesischen Festland weder verboten noch rechtlich anerkannt und die Gesetze zur Zensur von LGBT-Material werden nicht einheitlich durchgesetzt; dennoch werden als sensibel angesehene Inhalte uneinheitlich, aber regelmäßig aus dem Vertrieb entfernt.<ref name="VarietyChina">{{cite web |last1=Davis |first1=Rebecca |title=China's Gay Rights Stance Can't Derail Demand for LGBT Films |language=en |date=2020-06-05 |url=https://variety.com/2020/film/asia/lgbt-movies-china-gay-rights-1234625634/ |website=[[Variety]] |access-date=2020-11-10}}</ref> ''[[Addicited (Webserie)|Addicted]]'' (2016), die erste chinesische BL-Webserie, erreichte 10 Millionen Aufrufe, bevor sie von der Streaming-Plattform [[iQiyi]] entfernt wurde.<ref>{{Internetquelle |autor=Charlie Campbell, |url=https://time.com/4236864/china-gay-drama-homosexuality/ |titel=Chinese Censors Take a Popular Gay Drama Offline |datum=2016-02-25 |sprache=en |abruf=2022-04-03}}</ref><ref name="Vice">{{cite web |last1=de Guzman |first1=Chad |title=Boys' Love: The Gay Romance TV Genre Taking Over Southeast Asia |language=en |date=2020-06-16 |url=https://www.vice.com/en/article/qj4k55/boys-love-tv-asia-trend-lgbtq-2gether |website=Vice |access-date=2020-11-10}}</ref> Als Reaktion auf die staatliche Zensur stellen chinesische BL-Werke typischerweise männliche Romanzen als homoerotischen Subtext dar: Der Webroman ''[[Guardian (Webserie)|Guardian]]'' (2012) zeigte eine Romanze zwischen den beiden männlichen Hauptfiguren, doch als er 2018 als Fernsehdrama auf der Streaming-Plattform [[Youku]] adaptiert wurde, wurde die Beziehung als enge, homoerotische Freundschaft dargestellt.<ref name="GuardianChina">{{cite web |last1=Zhang |first1=Phoebe |title=Gay-themed drama is latest victim of China's drive to purge 'harmful and obscene' content from web |language=en |date=2018-08-04 |url=https://www.scmp.com/news/china/society/article/2158196/gay-themed-drama-latest-victim-chinas-drive-purge-harmful-and |website=South China Morning Post |access-date=2019-06-24}}</ref> Der BL-[[Xianxia]]-Roman ''[[Mo Dao Zu Shi]]'' (2015) wurde 2018 als Zeichentrickserie und 2019 als Live-Action-Fernsehserie ''[[The Untamed]]'' adaptiert, die die Beziehung zwischen den männlichen Hauptfiguren auf ähnliche Weise überarbeiten. Trotzdem wurde ''The Untamed'' dafür gelobt, dass er die Zensur umgeht und gleichzeitig die „langsam brennende Hitze“ der Vorlage beibehält.<ref name="FilmDaily">{{cite web |last1=Luskey |first1=Bridget |title='The Untamed': Chinese boy love drama we can't stop watching |language=en |date=2019-12-02 |url=https://filmdaily.co/news/the-untamed/ |website=Film Daily |access-date=2020-11-11}}</ref> Fans von ''Guardian'' und ''The Untamed'' diskutierten die schwulen Inhalte der Serie unter dem Hashtag „[[Sozialistischer Bruderkuss|sozialistische Bruderschaft“]], um einer Entdeckung durch die staatliche Zensur zu entgehen.<ref name="GuardianChina" /><ref name="FilmDaily" />


=== Videospiele ===
=== Videospiele ===
Boys-Love- und Yaoi-[[Computerspiel|Videospiele]] sind in der Regel [[Visual Novel|Viual Novels]] beziehungsweise [[Erogē|Eroge]] mit ausschließlich männlichen Protagonisten. In diesen ähnlich eines [[Adventure]]s funktionierenden Spielen steuert die Spielerin den Protagonisten durch eine Geschichte mit mehreren möglichen Ausgängen. Durch die Entscheidungen wird die Entwicklung der manchmal dramatischen Geschichte bestimmt, oft mit sexuellen Auseinandersetzungen oder sogar Vergewaltigungen, die auf eine Beziehung zu einem der anderen männlichen Charaktere hinausläuft.<ref name=":210">{{Literatur |Autor=Björn-Ole Kamm |Titel=Nutzen und Gratifikation bei Boys' Love Manga Fujoshi oder verdorbene Mädchen in Japan und Deutschland |Verlag=Verlag Dr. Kovac |Ort=Hamburg |Datum=2010 |ISBN=978-3-8300-4941-8 |Seiten=18f, 23-25, 28-37, 39-42}}</ref> Das erste Yaoi-Spiel, das eine offiziell lizenzierte englischsprachige Veröffentlichung erhielt, war ''[[Enzai]]'' 2008.<ref>{{cite news|url=http://www.animenewsnetwork.com/press-release/2006-01-16/jast-usa-announces-first-boy's-love-pc-dating-game|title=JAST USA Announces First „Boy's Love“ PC Dating-Game|date=2006-01-16|work=Anime News Network|access-date=2009-07-08|archive-url=https://web.archive.org/web/20171014050310/https://www.animenewsnetwork.com/press-release/2006-01-16/jast-usa-announces-first-boy%27s-love-pc-dating-game|archive-date=2017-10-14|url-status=live}}</ref> Das von [[Hirameki International]] lizenzierte [[Animamundi]] mussten, obwohl nicht explizit, für die US-Veröffentlichung einige der sexuellen und gewalttätigen Inhalte entfernt werden, um eine Einstufung als „Mature“ und nicht als „Adult Only“ zu erhalten.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.metacritic.com/game/pc/animamundi-dark-alchemist |titel=Animamundi: Dark Alchemist |abruf=2022-05-26 |sprache=en}}</ref> Im Vergleich zu Mangas wurden weniger Spiele offiziell ins Englische übersetzt; das mangelnde Interesse der Verlage an der Lizenzierung weiterer Titel wurde auf die weit verbreitete Verletzung des Urheberrechts sowohl bei lizenzierten als auch bei nicht lizenzierten Spielen zurückgeführt.<ref>{{cite web|url=http://www.yaoipress.com/2008/08/yaoi-computer-games-nil.html |title=Yaoi Computer Games Nil |last=Abraham |first=Yamilla |date=2008-08-22 |publisher=Yaoi Press |access-date=2009-07-08 |url-status=dead |archive-url=https://web.archive.org/web/20081121024932/http://www.yaoipress.com/2008/08/yaoi-computer-games-nil.html |archive-date=2008-11-21 }}</ref>
Boys-Love- und Yaoi-[[Computerspiel|Videospiele]] sind in der Regel [[Visual Novel|Viual Novels]] beziehungsweise [[Erogē|Eroge]] mit ausschließlich männlichen Protagonisten. In diesen ähnlich eines [[Adventure]]s funktionierenden Spielen steuert die Spielerin den Protagonisten durch eine Geschichte mit mehreren möglichen Ausgängen. Durch die Entscheidungen wird die Entwicklung der manchmal dramatischen Geschichte bestimmt, oft mit sexuellen Auseinandersetzungen oder sogar Vergewaltigungen, die auf eine Beziehung zu einem der anderen männlichen Charaktere hinausläuft.<ref name=":210">{{Literatur |Autor=Björn-Ole Kamm |Titel=Nutzen und Gratifikation bei Boys' Love Manga Fujoshi oder verdorbene Mädchen in Japan und Deutschland |Verlag=Verlag Dr. Kovac |Ort=Hamburg |Datum=2010 |ISBN=978-3-8300-4941-8 |Seiten=18f, 23-25, 28-37, 39-42}}</ref> Das erste Yaoi-Spiel, das eine offiziell lizenzierte englischsprachige Veröffentlichung erhielt, war ''[[Enzai]]'' 2008.<ref>{{cite news |title=JAST USA Announces First „Boy's Love“ PC Dating-Game |url=http://www.animenewsnetwork.com/press-release/2006-01-16/jast-usa-announces-first-boy's-love-pc-dating-game |archive-url=https://web.archive.org/web/20171014050310/https://www.animenewsnetwork.com/press-release/2006-01-16/jast-usa-announces-first-boy%27s-love-pc-dating-game |archive-date=2017-10-14 |language=en |work=Anime News Network |date=2006-01-16 |access-date=2009-07-08 |url-status=live}}</ref> Das von [[Hirameki International]] lizenzierte [[Animamundi]] mussten, obwohl nicht explizit, für die US-Veröffentlichung einige der sexuellen und gewalttätigen Inhalte entfernt werden, um eine Einstufung als „Mature“ und nicht als „Adult Only“ zu erhalten.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.metacritic.com/game/pc/animamundi-dark-alchemist |titel=Animamundi: Dark Alchemist |sprache=en |abruf=2022-05-26}}</ref> Im Vergleich zu Mangas wurden weniger Spiele offiziell ins Englische übersetzt; das mangelnde Interesse der Verlage an der Lizenzierung weiterer Titel wurde auf die weit verbreitete Verletzung des Urheberrechts sowohl bei lizenzierten als auch bei nicht lizenzierten Spielen zurückgeführt.<ref>{{cite web |last=Abraham |first=Yamilla |title=Yaoi Computer Games Nil |language=en |date=2008-08-22 |publisher=Yaoi Press |url=http://www.yaoipress.com/2008/08/yaoi-computer-games-nil.html |archive-url=https://web.archive.org/web/20081121024932/http://www.yaoipress.com/2008/08/yaoi-computer-games-nil.html |archive-date=2008-11-21 |url-status=dead |access-date=2009-07-08}}</ref>


== Publikum und Fanszene ==
== Publikum und Fanszene ==
{{Hauptartikel|Boys-Love-Fandom}}
{{Hauptartikel|Boys-Love-Fandom}}
Zielgruppe des Genres sind in Japan Frauen zwischen 20 und 30 Jahren. Das tatsächliche Publikum geht weit über diese hinaus. Mitte der 2000er Jahre wurde die Fanszene in Japan mit mindestens einer halben Million Menschen geschätzt.<ref name=":210" /> 80 % des BL-Publikums ist weiblich,<ref>{{Internetquelle |autor=Ágnes Zsila, Zsolt Demetrovics |url=https://jprstudies.org/wp-content/uploads/2017/04/TBLP.4.2017.pdf |titel=The boys’ love phenomenon: A literature review |datum=2017-04 |abruf=2022-05-30 |format=PDF |sprache=en |kommentar=Seite 5}}</ref><ref name=":7" /> während die Mitgliederzahl der [[Yaoi-Con]], einer inzwischen aufgelösten amerikanischen Yaoi-[[Convention]], zu 85 % aus Frauen bestand.<ref name=":47">{{cite web |last1=Solomon |first1=Charles |title=Anime, mon amour: forget Pokemon--Japanese animation explodes with gay, lesbian, and trans themes. |url=https://www.thefreelibrary.com/Anime,+mon+amour:+forget+Pokemon--Japanese+animation+explodes+with...-a0110809191 |website=[[The Advocate (LGBT magazine)|The Advocate]] |access-date=2020-11-09 |date=2003-10-14}}</ref> Normalerweise geht man davon aus, dass der Großteil der weiblichen Fans [[Heterosexualität|heterosexuell]] sind, aber in Japan sind auch lesbische Autorinnen<ref name=":27" /><ref name=":7">{{Literatur |Autor=Mark I. West |Titel=The Japanification of Children's Popular Culture: From Godzilla to Miyazaki |Verlag=Scarecrow Press |Datum=2008 |ISBN=978-0-8108-6249-4 |Kapitel=North American Reactions to Yaoi |Fundstelle=Seite 154 |Sprache=en |Online=https://books.google.de/books?hl=de&lr=&id=qjwP0EI2Di0C&oi=fnd&pg=PA147&dq=North+American+Reactions+to+Yaoi&ots=iZJuaZs5Cd&sig=2jxGkNaAyXzJYV3at7oCbF64PtE#v=onepage&q=North%20American%20Reactions%20to%20Yaoi&f=false |Abruf=2022-03-22}}</ref> und [[lesbisch]]e, [[Bisexualität|bisexuelle]] oder [[transsexuelle]] Leserinnen bekannt.<ref>{{Literatur |Autor=James Welker |Titel=Beautiful, Borrowed, and Bent: “Boys’ Love” as Girls’ Love inShôjo Manga |Sammelwerk=Signs: Journal of Women in Culture and Society |Band=31 |Nummer=3 |Datum=2006-03 |ISSN=0097-9740 |Seiten=843 |Fundstelle=Seite 843, Zeile 37 |Online=https://www.journals.uchicago.edu/doi/pdf/10.1086/498987 |Abruf=2022-03-22 |DOI=10.1086/498987}}</ref> Eine 2008 und 2019 durchgeführte Umfrage unter englischsprachigen Yaoi-Leserinnen ergab, dass 50 % bis 60 % der Leserinnen sich selbst als heterosexuell bezeichnen.<ref name=":7" /><ref name=":48">{{Internetquelle |autor=Rebecca Snyder |url=https://soar.suny.edu/handle/20.500.12648/1337 |titel=Feminism or Homophobia: An Analysis of Discourse on Female Yaoi Readers |datum=2019 |format=PDF |sprache=en |abruf=2022-05-30 |kommentar=Seite 8–9}}</ref> Die Altersstruktur der Konsumenten liegt in einem Bereich von etwa 16 bis 25 Jahren.<ref>{{Literatur |Autor=Yao Zhao, Anna Madill |Titel=The heteronormative frame in Chinese Yaoi: integrating female Chinese fan interviews with Sinophone and Anglophone survey data |Sammelwerk=Journal of Graphic Novels and Comics |Band=9 |Nummer=5 |Datum=2018-09-03 |ISSN=2150-4857 |Seiten=435–457 |Sprache=en |DOI=10.1080/21504857.2018.1512508}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Anna Madill, Yao Zhao |Titel=Female-Oriented Male-Male Erotica: Comparison of the Engaged Anglophone Demographic and That of the Greater China Area |Sammelwerk=Sexuality & Culture |Band=25 |Nummer=2 |Datum=2021-04-01 |ISSN=1936-4822 |Seiten=562–583 |Sprache=en |DOI=10.1007/s12119-020-09783-9}}</ref> Obwohl das Genre vor allem von Mädchen und Frauen vermarktet und konsumiert wird, gibt es auch eine schwule,<ref name=":12" /> bisexuelle,<ref>{{Internetquelle |autor=Seunghyun Yoo |url=https://apha.confex.com/apha/130am/techprogram/paper_42542.htm |titel=Online discussions on Yaoi: Gay relationships, sexual violence, and female fantasy |datum=2002-09-11 |abruf=2022-03-22 |sprache=en}}</ref> und heterosexuelle männliche,<ref name=":47" /><ref>{{Internetquelle |autor=Miriam Boon |url=http://www.xtra.ca/public/viewstory.aspx?AFF_TYPE=3&STORY_ID=3062&PUB_TEMPLATE_ID=2 |titel=CONVENTIONEERING / Anime North's bent offerings |werk=Xtra |datum=2007-05-24 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20080315223544/http://www.xtra.ca/public/viewstory.aspx?AFF_TYPE=3&STORY_ID=3062&PUB_TEMPLATE_ID=2 |abruf=2022-07-30 |sprache=en |offline=1}}</ref> Leserschaft. Eine 2007 durchgeführte Umfrage unter den Lesern in einer US-amerikanischen Bibliothek ergab, dass etwa ein Viertel der Befragten männlich war.<ref name="Brenner">{{Literatur |Autor=Robin E. Brenner |Titel=Understanding Manga and Anime |Verlag=Libraries Unlimited |Datum=2007 |ISBN=978-1-59158-332-5 |Seiten=137}}</ref> In einer Online-Umfrage gaben etwa zehn Prozent der englischsprachigen BL-Leserschaft an, männlich zu sein.<ref>{{Internetquelle |autor=Dru Pagliassotti |url=https://www.participations.org/Volume%205/Issue%202/5_02_pagliassotti.htm |titel=Particip@tions Vol. 5 (2): Article – Dru Pagliassotti |datum=2012-08-01 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20120801134251/http://www.participations.org/Volume%205/Issue%202/5_02_pagliassotti.htm |archiv-datum=2012-08-01 |abruf=2022-03-22 |sprache=en |offline=1}}</ref> Lunsing vermutet, dass jüngere japanische Schwule, die sich an pornografischen Inhalten in Schwulenmagazinen stören, stattdessen lieber Boys Love lesen,<ref>{{Literatur |Autor=Wim Lunsing |Titel=Beyond Common Sense: Sexuality and Gender in Contemporary Japan |Verlag=Kegan Paul International |Ort=London and New York |Datum=2001 |ISBN=978-0-7103-0593-0}}</ref> die von einigen als realistischer empfunden werden.<ref name=":23" /> Mitte der 1990er Jahre schwankten die Schätzungen über die Größe der japanischen ''Yaoi''-Fangemeinde zwischen 100.000 und 500.000 Personen.<ref name=":8" /> Im April 2005 ergab eine Suche nach nicht-japanischen Websites 785.000 [[Englische Sprache|englische]], 49.000 [[Spanische Sprache|spanische]], 22.400 [[Koreanische Sprache|koreanische]], 11.900 [[Italienische Sprache|italienische]] und 6.900 [[Chinesische Sprachen|chinesische]] Websites.<ref name=":38" /> 2006 gab es 639.000 [[Spanische Sprache|spanische]], 181.000 [[Italienische Sprache|italienische]], 3.740.000 [[Englische Sprache|englische]] und 2016 100.000.000 [[Chinesische Sprachen|chinesische]] Seiten über Yaoi-Comics.<ref>{{Literatur |Autor=Pricilia Vesky, Mira Hasti Hasmira |Titel=Kajian Semiotika Fujoshi dalam Memaknai Konten Yaoi di Grup Telegram Nomin Shiper |Sammelwerk=Jurnal Perspektif |Band=4 |Nummer=3 |Datum=2021-10-01 |ISSN=2622-1748 |Seiten=335 |Sprache=id |Online=http://perspektif.ppj.unp.ac.id/index.php/perspektif/article/view/450 |Abruf=2022-07-03 |DOI=10.24036/perspektif.v4i3.450}}</ref> Im Januar 2007 gab es etwa fünf Millionen Google-Treffer für ''Yaoi''.<ref>{{cite web |url=http://www.capstrans.edu.au/resources/events/2007/aior-oct-2007.pdf |title=Roundtable: The Internet and Women's Transnational „Boys' Love“ Fandom |date=2007-10 |website=[[University of Wollongong]]: CAPSTRANS |access-date=2014-11-28 |archive-url=https://web.archive.org/web/20080721140810/http://www.capstrans.edu.au/resources/events/2007/aior-oct-2007.pdf |archive-date=2008-07-21 |url-status=dead}}</ref>
Zielgruppe des Genres sind in Japan Frauen zwischen 20 und 30 Jahren. Das tatsächliche Publikum geht weit über diese hinaus. Mitte der 2000er Jahre wurde die Fanszene in Japan mit mindestens einer halben Million Menschen geschätzt.<ref name=":210" /> 80 % des BL-Publikums ist weiblich,<ref>{{Internetquelle |autor=Ágnes Zsila, Zsolt Demetrovics |url=https://jprstudies.org/wp-content/uploads/2017/04/TBLP.4.2017.pdf |titel=The boys’ love phenomenon: A literature review |datum=2017-04 |format=PDF |sprache=en |abruf=2022-05-30 |kommentar=Seite 5}}</ref><ref name=":7" /> während die Mitgliederzahl der [[Yaoi-Con]], einer inzwischen aufgelösten amerikanischen Yaoi-[[Convention]], zu 85 % aus Frauen bestand.<ref name=":47">{{cite web |last1=Solomon |first1=Charles |title=Anime, mon amour: forget Pokemon--Japanese animation explodes with gay, lesbian, and trans themes. |language=en |date=2003-10-14 |url=https://www.thefreelibrary.com/Anime,+mon+amour:+forget+Pokemon--Japanese+animation+explodes+with...-a0110809191 |website=[[The Advocate]] |access-date=2020-11-09}}</ref> Normalerweise geht man davon aus, dass der Großteil der weiblichen Fans [[Heterosexualität|heterosexuell]] sind, aber in Japan sind auch lesbische Autorinnen<ref name=":27" /><ref name=":7">{{Literatur |Autor=Mark I. West |Titel=The Japanification of Children’s Popular Culture: From Godzilla to Miyazaki |Verlag=Scarecrow Press |Datum=2008 |ISBN=978-0-8108-6249-4 |Kapitel=North American Reactions to Yaoi |Fundstelle=Seite 154 |Sprache=en |Online=https://books.google.de/books?hl=de&lr=&id=qjwP0EI2Di0C&oi=fnd&pg=PA147&dq=North+American+Reactions+to+Yaoi&ots=iZJuaZs5Cd&sig=2jxGkNaAyXzJYV3at7oCbF64PtE#v=onepage&q=North%20American%20Reactions%20to%20Yaoi&f=false |Abruf=2022-03-22}}</ref> und [[lesbisch]]e, [[Bisexualität|bisexuelle]] oder [[transsexuelle]] Leserinnen bekannt.<ref>{{Literatur |Autor=James Welker |Titel=Beautiful, Borrowed, and Bent: “Boys’ Love” as Girls’ Love inShôjo Manga |Sammelwerk=Signs: Journal of Women in Culture and Society |Band=31 |Nummer=3 |Datum=2006-03 |ISSN=0097-9740 |Seiten=843 |Fundstelle=Seite 843, Zeile 37 |Online=https://www.journals.uchicago.edu/doi/pdf/10.1086/498987 |Abruf=2022-03-22 |DOI=10.1086/498987}}</ref> Eine 2008 und 2019 durchgeführte Umfrage unter englischsprachigen Yaoi-Leserinnen ergab, dass 50 % bis 60 % der Leserinnen sich selbst als heterosexuell bezeichnen.<ref name=":7" /><ref name=":48">{{Internetquelle |autor=Rebecca Snyder |url=https://soar.suny.edu/handle/20.500.12648/1337 |titel=Feminism or Homophobia: An Analysis of Discourse on Female Yaoi Readers |datum=2019 |format=PDF |sprache=en |abruf=2022-05-30 |kommentar=Seite 8–9}}</ref> Die Altersstruktur der Konsumenten liegt in einem Bereich von etwa 16 bis 25 Jahren.<ref>{{Literatur |Autor=Yao Zhao, Anna Madill |Titel=The heteronormative frame in Chinese Yaoi: integrating female Chinese fan interviews with Sinophone and Anglophone survey data |Sammelwerk=Journal of Graphic Novels and Comics |Band=9 |Nummer=5 |Datum=2018-09-03 |ISSN=2150-4857 |Seiten=435–457 |Sprache=en |DOI=10.1080/21504857.2018.1512508}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Anna Madill, Yao Zhao |Titel=Female-Oriented Male-Male Erotica: Comparison of the Engaged Anglophone Demographic and That of the Greater China Area |Sammelwerk=Sexuality & Culture |Band=25 |Nummer=2 |Datum=2021-04-01 |ISSN=1936-4822 |Seiten=562–583 |Sprache=en |DOI=10.1007/s12119-020-09783-9}}</ref> Obwohl das Genre vor allem von Mädchen und Frauen vermarktet und konsumiert wird, gibt es auch eine schwule,<ref name=":12" /> bisexuelle,<ref>{{Internetquelle |autor=Seunghyun Yoo |url=https://apha.confex.com/apha/130am/techprogram/paper_42542.htm |titel=Online discussions on Yaoi: Gay relationships, sexual violence, and female fantasy |datum=2002-09-11 |sprache=en |abruf=2022-03-22}}</ref> und heterosexuelle männliche,<ref name=":47" /><ref>{{Internetquelle |autor=Miriam Boon |url=http://www.xtra.ca/public/viewstory.aspx?AFF_TYPE=3&STORY_ID=3062&PUB_TEMPLATE_ID=2 |titel=CONVENTIONEERING / Anime North's bent offerings |werk=Xtra |datum=2007-05-24 |sprache=en |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20080315223544/http://www.xtra.ca/public/viewstory.aspx?AFF_TYPE=3&STORY_ID=3062&PUB_TEMPLATE_ID=2 |abruf=2022-07-30}}</ref> Leserschaft. Eine 2007 durchgeführte Umfrage unter den Lesern in einer US-amerikanischen Bibliothek ergab, dass etwa ein Viertel der Befragten männlich war.<ref name="Brenner">{{Literatur |Autor=Robin E. 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Weibliche Fans werden oft als ''fujoshi'' (腐女子, wörtlich: „verdorbenes Mädchen“) bezeichnet, eine abfällige Beleidigung, die später als [[Geusenwort|selbstbeschreibender]] Begriff wieder aufgegriffen wurde.<ref>{{Literatur |Autor=Midori Suzuki |Titel=The possibilities of research on „fujoshi“ in Japan |Sammelwerk=Transformative Works and Cultures |Band=12 |Datum=2013-03-15 |ISSN=1941-2258 |Fundstelle=Absatz [2.1] |Online=https://journal.transformativeworks.org/index.php/twc/article/view/462 |Abruf=2022-03-22 |DOI=10.3983/twc.2013.0462}}</ref> Die genaue Herkunft des Wortes ist nicht bekannt. Die Fans nennen sich wegen ihrer Vorliebe für männlich-homosexuelle Geschichten selbstironisch als „verdorben“, wobei das japanische Wort auch für eine „edle Reifung“ stehen kann.<ref name=":210" /> Die männliche Entsprechung ist ''fudanshi'' (腐男子, wörtlich: „verdorbener Junge“) oder ''fukei'' (腐兄, „verdorbener älterer Bruder“), beides Wortspiele, die ähnlich aufgebaut sind wie ''fujoshi''.<ref name="rjcdef" /><ref>{{Literatur |Autor=Kazumi Nagaike |Titel=Fudanshi (“Rotten Boys”) in Asia: A Cross-Cultural Analysis of Male Readings of BL and Concepts of Masculinity |Sammelwerk=Women’s Manga in Asia and Beyond: Uniting Different Cultures and Identities |Verlag=Springer International Publishing |Ort=Cham |Datum=2019 |Sprache=en |ISBN=978-3-319-97229-9 |DOI=10.1007/978-3-319-97229-9_5 |Seiten=69–84}}</ref> Beide Bezeichnungen haben, anders als die Genre-Begriffe, außerhalb Japans kaum Verbreitung gefunden. Als Zentrum der Fankultur gilt die sogenannte Otome Road in [[Ikebukuro]], wo es viele thematische Läden und [[Cosplay-Café]]s gibt und [[Cosplay]] auf der Straße stattfindet. Für die dort sowie als Cosplayer aktiven Fujoshi wurde die Bezeichnung ''bukuro-kei'' geprägt.<ref name=":210" /> „Fujoshi“ fand Mitte der 2000er Jahre größere Bekanntheit und Verbreitung in der japanischen Gesellschaft auch über die Diskurse unter Fans hinaus. Seither wird die Gruppe auch selbst Thema von Mangas, Filmen und anderen Werken sowie Zielgruppe wirtschaftlicher Tätigkeit, beispielsweise mit für Fujoshi zugeschnittenen Touristikangeboten. Sie werden in Japan sogar als „neues Geschlecht Frau gesehen“, dass im Hobby Energie tankt, um eine Karriere zu verfolgen.<ref name=":53" /> Björn-Ole Kamm stellt dazu allerdings fest, dass das medial verarbeitete Bild von Fujoshi ein idealisiertes ist, das sich den Vorstellungen des Publikum angepasst hat – beispielsweise männlichen Otaku.<ref name=":55" /> Es gibt eine große Überschneidung zu den Anime-Manga-Fans, die als [[Otaku]] bezeichnet werden. Doch nicht jede Fujoshi würde sich selbst Otaku nennen, noch ist jede weibliche Otaku eine Fujoshi.<ref name=":210" /> Trotz der größeren gesellschaftlichen Akzeptanz und wirtschaftlichen Bedeutung sind Vorurteile über Fujoshi als Perverse oder ähnliche erhalten geblieben, wie auch Otaku mit Vorurteilen belegt sind.<ref name=":55" />
Weibliche Fans werden oft als ''fujoshi'' (腐女子, wörtlich: „verdorbenes Mädchen“) bezeichnet, eine abfällige Beleidigung, die später als [[Geusenwort|selbstbeschreibender]] Begriff wieder aufgegriffen wurde.<ref>{{Literatur |Autor=Midori Suzuki |Titel=The possibilities of research on „fujoshi“ in Japan |Sammelwerk=Transformative Works and Cultures |Band=12 |Datum=2013-03-15 |ISSN=1941-2258 |Fundstelle=Absatz [2.1] |Online=https://journal.transformativeworks.org/index.php/twc/article/view/462 |Abruf=2022-03-22 |DOI=10.3983/twc.2013.0462}}</ref> Die genaue Herkunft des Wortes ist nicht bekannt. Die Fans nennen sich wegen ihrer Vorliebe für männlich-homosexuelle Geschichten selbstironisch als „verdorben“, wobei das japanische Wort auch für eine „edle Reifung“ stehen kann.<ref name=":210" /> Die männliche Entsprechung ist ''fudanshi'' (腐男子, wörtlich: „verdorbener Junge“) oder ''fukei'' (腐兄, „verdorbener älterer Bruder“), beides Wortspiele, die ähnlich aufgebaut sind wie ''fujoshi''.<ref name="rjcdef" /><ref>{{Literatur |Autor=Kazumi Nagaike |Titel=Fudanshi (“Rotten Boys”) in Asia: A Cross-Cultural Analysis of Male Readings of BL and Concepts of Masculinity |Sammelwerk=Women’s Manga in Asia and Beyond: Uniting Different Cultures and Identities |Verlag=Springer International Publishing |Ort=Cham |Datum=2019 |ISBN=978-3-319-97229-9 |Seiten=69–84 |Sprache=en |DOI=10.1007/978-3-319-97229-9_5}}</ref> Beide Bezeichnungen haben, anders als die Genre-Begriffe, außerhalb Japans kaum Verbreitung gefunden. Als Zentrum der Fankultur gilt die sogenannte Otome Road in [[Ikebukuro]], wo es viele thematische Läden und [[Cosplay-Café]]s gibt und [[Cosplay]] auf der Straße stattfindet. Für die dort sowie als Cosplayer aktiven Fujoshi wurde die Bezeichnung ''bukuro-kei'' geprägt.<ref name=":210" /> „Fujoshi“ fand Mitte der 2000er Jahre größere Bekanntheit und Verbreitung in der japanischen Gesellschaft auch über die Diskurse unter Fans hinaus. Seither wird die Gruppe auch selbst Thema von Mangas, Filmen und anderen Werken sowie Zielgruppe wirtschaftlicher Tätigkeit, beispielsweise mit für Fujoshi zugeschnittenen Touristikangeboten. Sie werden in Japan sogar als „neues Geschlecht Frau gesehen“, das im Hobby Energie tankt, um eine Karriere zu verfolgen.<ref name=":53" /> Björn-Ole Kamm stellt dazu allerdings fest, dass das medial verarbeitete Bild von Fujoshi ein idealisiertes ist, das sich den Vorstellungen des Publikums angepasst hat – beispielsweise männlichen Otaku.<ref name=":55" /> Es gibt eine große Überschneidung zu den Anime-Manga-Fans, die als [[Otaku]] bezeichnet werden. Doch nicht jede Fujoshi würde sich selbst Otaku nennen, noch ist jede weibliche Otaku eine Fujoshi.<ref name=":210" /> Trotz der größeren gesellschaftlichen Akzeptanz und wirtschaftlichen Bedeutung sind Vorurteile über Fujoshi als Perverse oder ähnliche erhalten geblieben, wie auch Otaku mit Vorurteilen belegt sind.<ref name=":55" />


In der Auswertung einer Reihe von selbst und von Dritten geführten Interviews mit japanischen und deutschen Fans stellte Björn-Ole Kamm vier Nutzertypen auf, die sich auch in einer Person überschneiden können:<ref name=":57">Kamm, 2010, S. 118, 123, 128, 132, 135–143</ref>
== Motivation des Publikums ==
* die Connaisseuse, die allein für sich liest, auf der Suche nach Abwechslung ist und (auch gezielt sexuell erregende) Unterhaltung sucht
Seit den 1990er Jahren findet eine Auseinandersetzung mit der Frage statt, warum ein Genre um gleichgeschlechtliche Beziehungen zwischen Männern gerade weibliche Leser begeistert. Nach 2000 fasste Paul Gravett bis dahin aufgekommene Theorien zusammen: Japanische Frauen seien desillusioniert oder gelangweilt von klassischen Beziehungen zwischen Mann und Frau, ihnen biete das Genre Abwechslung in besonderes tragischen Beziehungen mit zwei leidenden Männern; die das Genre bevölkernden [[Bishōnen]] seien Gegenreaktion auf Sexfantasien von Männern oder ein feminisiertes Idealbild jugendlicher Mädchen, denen die meisten realen Jungen und Männer noch zuwider wären; das Genre biete einen ungefährlichen Raum für sexuelle Fantasien mit der freien Wahl der Identifikationsfigur in der Beziehung oder die Jungen seien eigentlich verkleidete Mädchen und die Geschichten Ausdruck gleichgeschlechtlicher Fantasien der Leserinnen.<ref name=":49" /> Während in diesen frühen Ansätzen über die Popularität des Genres oft auf die Rolle der Frau in der patriarchalen japanischen Gesellschaft verwiesen wird, zu der das Genre einen Widerstand und Ausbruch biete, wird dies später von anderen Autoren als alleinige Begründung zurückgewiesen. Denn BL wurde auch außerhalb Japans in anderen gesellschaftlichen Umständen beliebt und ähnliche Phänomene, beispielsweise [[Slash (Literatur)|Slash]]-Fanfictions, sind auch im Westen bekannt, sodass die Gründe nicht Japan-spezifisch sein können. Vor diesem Hintergrund gewannen lustbetonte Theorien an Unterstützung: Boys Love sei vergleichbar mit Pornografie oder gar als spezifisch weibliche Form der Pornografie zu betrachten und werde aus der Lust an Erotik, am Voyeurismus oder aus Lust am Spiel mit den männlichen Protagonisten oder mit Geschlechterrollen allgemein rezipiert.<ref name=":51" />

Björn-Ole Kamm, der das Genre aus Perspektive der Mediennutzungsforschung untersuchte, kritisiert die frühen Ansätze der Analyse bis in die 2000er hinein als zu undifferenziert und vom Ergebnis her gedacht. Viele Forschende hätten nur wenige Werke untersucht und würden von diesen auf ein eigentlich sehr vielfältiges Genre verallgemeinern. Auch das Publikum werde als monolithisch angenommen und eine einzige Lesemotivation unterstellt, ohne die tatsächliche Nutzung und Motivationen zu untersuchen oder auf die Unterschiede zwischen den vielen Gruppen von Lesenden einzugehen. Diese Analysen mit verallgemeinerten, vereinfachten Befunden würden in den Dienst feministischer oder traditionell moralischer Perspektiven auf das Genre gestellt, um es zu legitimieren oder anzugreifen.<ref name=":53" /> In der Auswertung einer Reihe von selbst und von Dritten geführten Interviews mit japanischen und deutschen Fans stellte Kamm vier Nutzertypen auf, die sich auch in einer Person überschneiden können:

* die Connaisseuse, die allein für sich liest, auf der Suche nach Abwechslung ist und (auch gezielt sexuell erregende) Unterhaltung sucht.
* das [[Anime- und Manga-Convention|Con]]-Girl, das Austausch mit anderen Fans und Künstlerinnen auf Veranstaltungen sucht, oft eigene Werke produziert und verbreitet und ein Gefühl der Zugehörigkeit in der Szene sucht
* das [[Anime- und Manga-Convention|Con]]-Girl, das Austausch mit anderen Fans und Künstlerinnen auf Veranstaltungen sucht, oft eigene Werke produziert und verbreitet und ein Gefühl der Zugehörigkeit in der Szene sucht
* das Net-Girl, das den Austausch mit anderen Fans und Künstlerinnen sowie den Konsum im Internet sucht
* das Net-Girl, das den Austausch mit anderen Fans und Künstlerinnen sowie den Konsum im Internet sucht
* die Sporadische, die Boys Love neben anderen Genres konsumiert und öfter leiht als kauft
* die Sporadische, die Boys Love neben anderen Genres konsumiert und öfter leiht als kauft


Darüber hinaus kann noch vom Typ der [[Sammeln|Sammlerin]] gesprochen werden und Kamm stellt fest, dass man auch in Seme-Liebhaberinnen und Uke-Liebhaberinnen unterscheiden kann, wobei die Seme-Liebhaberinnen deutlich häufiger den Sexszenen eine größere Bedeutung beimessen. Es konnte kein Zusammenhang zwischen den Nutzertypen und der Nationalität festgestellt werden.<ref name=":57" />
Darüber hinaus kann noch vom Typ der [[Sammeln|Sammlerin]] gesprochen werden und Kamm stellt fest, dass man auch in Seme-Liebhaberinnen und Uke-Liebhaberinnen unterscheiden kann, wobei die Seme-Liebhaberinnen deutlich häufiger den Sexszenen eine größere Bedeutung beimessen. Es konnte kein Zusammenhang zwischen den Nutzertypen und der Nationalität festgestellt werden. Die in den Interviews immer wieder genannten, vom Genre erfüllten Bedürfnisse waren die nach Unterhaltung und nach Anschlusskommunikation, welche nach der [[Bedürfnispyramide]] weiter aufgeschlüsselt werden. Im Detail genannt werden sexuelle Bedürfnisse und die Abbildung einer heilen Welt, von Liebenswürdigkeit und einer reinen Liebe (Bedürfnis nach Sicherheit). Für beide schadet eine unrealistische Darstellung von Homosexualität nicht, Realismus könnte sogar störend sein. Austausch mit und die Knüpfung von Beziehungen zu anderen Fans (Bindungsbedürfnis) werden genannt, wozu die kreative Fanszene mit [[Dōjinshi]], [[Fan-Art|Fanarts]] und anderem sowie Diskussionen um die Zuordnung in das Seme-Uke-Schema einlädt. Die Diskussionen und die Kreativität im Umgang mit den Werken oder bei der Schaffung von Yaoi-Fan-Werken zu etablierten Serien, das Erkennen von Mustern, Anwenden der genretypischen Schemata und das Spiel damit und mit Sexualität und Geschlechterrollen erfüllen zudem kognitive Bedurfnisse und das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung. Auch kann ein Fan mit eigener Kreativität Anerkennung in der Szene erlangen und hier Teil einer Gemeinschaft werden, was das Selbstwertbedürfnis erfüllen kann. Die Möglichkeit eines „kontrollierten Kontrollverlusts“, des Bruch eines Tabus, Lust an Voyeurismus oder anderes Erleben von Gefühlen bei der Identifikation mit den Figuren der Geschichten spielt hier hinein. Und schließlich können die Werke ästhetische Bedürfnisse befriedigen.<ref>Kamm, 2010, S. 118, 123, 128, 132, 135–143</ref> Zusammenfassend stellt Kamm fest, dass BL entsprechend der Ansprüche der Konsumentinnen „gute Unterhaltung“ ist und darüber hinaus, insbesondere durch die lebendige, vielfältige und kreative Fanszene, soziale Bedürfnisse befriedigt. Die Geschichten können der Entspannung, aber auch der Identitätsarbeit dienen und dazu, Konflikte durchzuspielen. Die oft gestellte Frage, warum die Konsumentinnen Geschichten über die Liebe zwischen zwei Männern wählen, hält Kamm für falsch gestellt. Dieser Aspekt sei definierender Kern des Genres, die Frage Ausdruck einer Sicht, die die Frau als Negativum ohne eigene Lust begreift. Stattdessen müsse Unterhaltung als Motivation begriffen und gefragt werden, was die Mann-Mann-Konstellation zur Unterhaltung beiträgt. Die grundlegende Antwort darauf sei der Konflikt, der durch diese Konstellation entstehe, „der Schock, dich in einen anderen Mann verliebt zu haben, die Auseinandersetzung mit diesen Gefühlen und der Druck durch den prospektiven Partner“ sowie aus den gesellschaftlichen Umständen entstehende Konflikte – innerhalb der Geschichten selbst wie auch außerhalb durch einen möglichen Tabubruch der Leserin. Ähnlich funktioniere die Konstellation der „Verbotenen Liebe“ in der heterosexuellen Romantik. Zugleich biete die Konstellation eine Mischung aus ausreichend viel Vertrautem, das ein Stück weit Identifikation zulasse, und Überraschung, die Neugier wecke. Es wird auch auf Aussagen verwiesen, nach denen weibliche Rollen zu sehr zur Identifikation einladen würden, was einen voyeuristischen Genuss stören könne.<ref>Kamm, 2010, S. 146f, 149–151.</ref>

== Motivation des Publikums ==
Seit den 1990er Jahren findet eine Auseinandersetzung mit der Frage statt, warum ein Genre um gleichgeschlechtliche Beziehungen zwischen Männern gerade weibliche Leser begeistert. Nach 2000 fasste Paul Gravett bis dahin aufgekommene Theorien zusammen: Japanische Frauen seien desillusioniert oder gelangweilt von klassischen Beziehungen zwischen Mann und Frau, ihnen biete das Genre Abwechslung in besonderes tragischen Beziehungen mit zwei leidenden Männern; die das Genre bevölkernden [[Bishōnen]] seien Gegenreaktion auf Sexfantasien von Männern oder ein feminisiertes Idealbild jugendlicher Mädchen, denen die meisten realen Jungen und Männer noch zuwider wären; das Genre biete einen ungefährlichen Raum für sexuelle Fantasien mit der freien Wahl der Identifikationsfigur in der Beziehung oder die Jungen seien eigentlich verkleidete Mädchen und die Geschichten Ausdruck gleichgeschlechtlicher Fantasien der Leserinnen.<ref name=":49" /> Während in diesen frühen Ansätzen über die Popularität des Genres oft auf die Rolle der Frau in der patriarchalen japanischen Gesellschaft verwiesen wird, zu der das Genre einen Widerstand und Ausbruch biete, wird dies später von anderen Autoren als alleinige Begründung zurückgewiesen. Denn BL wurde auch außerhalb Japans in anderen gesellschaftlichen Umständen beliebt und ähnliche Phänomene, beispielsweise [[Slash (Literatur)|Slash]]-Fanfictions, sind auch im Westen bekannt, sodass die Gründe nicht Japan-spezifisch sein können. Vor diesem Hintergrund gewannen lustbetonte Theorien an Unterstützung: Boys Love sei vergleichbar mit Pornografie oder gar als spezifisch weibliche Form der Pornografie zu betrachten und werde aus der Lust an Erotik, am Voyeurismus oder aus Lust am Spiel mit den männlichen Protagonisten oder mit Geschlechterrollen allgemein rezipiert.<ref name=":51" />


Aus den ab den 2000er Jahren erfolgten Untersuchungen über die Motivation, BL-Medien zu konsumieren, stellten eine Reihe von Gründen heraus:
Aus den ab den 2000er Jahren erfolgten Untersuchungen über die Motivation, BL-Medien zu konsumieren, stellten eine Reihe von Gründen heraus:


{{Mehrspaltige Liste |breite=30em |anzahl=2 |liste=* Befreiung von [[Heteropatriarchat]]ismus.<ref name=":48" />
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* Befreiung von [[Heteropatriarchat]]ismus.<ref name=":48" />
* idealisierte Darstellung von Beziehungen.<ref>{{Literatur |Autor=Yue Liu |Titel=Analyzing the Reasons Causing the Trend of Yaoi in Japan |Verlag=Atlantis Press |Datum=2021 |ISBN=978-94-6239-495-7 |Seiten=2576 |Sprache=en |Online=https://www.atlantis-press.com/proceedings/ichess-21/125966951 |Abruf=2022-07-10 |DOI=10.2991/assehr.k.211220.445}}</ref>
* idealisierte Darstellung von Beziehungen.<ref>{{Literatur |Autor=Yue Liu |Titel=Analyzing the Reasons Causing the Trend of Yaoi in Japan |Verlag=Atlantis Press |Datum=2021 |ISBN=978-94-6239-495-7 |Seiten=2576 |Sprache=en |Online=https://www.atlantis-press.com/proceedings/ichess-21/125966951 |Abruf=2022-07-10 |DOI=10.2991/assehr.k.211220.445}}</ref>
* "Reine" Liebe ohne Geschlecht & pro-homosexuelle Einstellung.
* "Reine" Liebe ohne Geschlecht & pro-homosexuelle Einstellung.
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* Kunst und Ästhetik
* Kunst und Ästhetik
* Reine Unterhaltung
* Reine Unterhaltung
* Erregend/sexuell prickelnd<ref name=":0" />}}
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In einer nicht-repräsentativen Befragung wurden Miyuki Hashimoto von jungen österreichischen Leserinnen als Gründe zum Lesen beziehungsweise als Reize von BL genannt: Der Reiz der tabuisierten Homosexualität und eine Rebellion gegen alte Wertvorstellung durch das Genre; die romantische Spannung und Konflikte, die durch die tabuisierte oder problematisierte Homosexualität in den Geschichten entstehen und die damit besonders starke Liebe, diese zu überwinden; ein unterhaltendes Spiel mit Gender und Geschlechterrollen, dass die freie Identifikation gerade der weiblichen Leserschaft mit der bevorzugten Rolle in der Beziehung ermöglicht und die Befreiung von Geschlechternormen durch die Verteilung der Rollen zwischen zwei Männern, was die Beziehungen lebendiger mache; die erleichterte Distanzierung von den Figuren und dem Geschehen, da beide nicht das Geschlecht der Leserin haben, und das gänzliche Meiden weiblicher Charaktere, die von manchen Leserinnen als Konkurrenz wahrgenommen würden sowie schließlich die Lust an sowohl romantisch als auch erotisch bis pornografischen Geschichten. Für einige der Leserinnen vermutet Hashimoto wie zuvor schon Chizuko Ueno und Nagaike Kazumi das Lesen als Ausdruck eines [[Penisneid]]s der Frauen oder als Mittel zur Projektion eigener, verdrängter Sexualität.<ref name=":20" /> Andere weisen diese Deutung zurück, da sie Frauen nur als Sexualobjekt in Bezug auf den Mann denke. Auch eine Deutung des Genres als Ausdruck einer Ablehnung des Erwachsenwerdens der Leserinnen, die sich in Welt der Geschichten fliehen, wird wiederum als abwertend kritisiert. Dabei werde die vermeintliche Ablehnung des Erwachsenwerdens mit Androgynie und Narzissmus verbunden. In den Protagonisten wiederum sehen manche Idealvorstellungen der Partner, andere wie Chizuko Ueno aber idealisierte Selbstbilder der Leserinnen, die einem dritten Geschlecht angehören würden. Diese Identifizierung, so viele Autoren, erlaube die Lösung von gesellschaftlichen Zwängen und Rollenvorstellungen. So wird das Genre als Laboratorium für Gender-Experimente und Ort des Widerstands gegen die herrschende Gender-Ordnung beschrieben. Es erlaubt die Auseinandersetzung mit und das Hinterfragen von Genderkonstellationen sowie mit dem Zusammenhang von Sexualität, Macht und Gewalt und verweist auf die Performativität von Geschlechterrollen.<ref name=":132" />

Björn-Ole Kamm, der das Genre aus Perspektive der Mediennutzungsforschung untersuchte, kritisiert die frühen Ansätze der Analyse bis in die 2000er hinein als zu undifferenziert und vom Ergebnis her gedacht. Viele Forschende hätten nur wenige Werke untersucht und würden von diesen auf ein eigentlich sehr vielfältiges Genre verallgemeinern. Auch das Publikum werde als monolithisch angenommen und eine einzige Lesemotivation unterstellt, ohne die tatsächliche Nutzung und Motivationen zu untersuchen oder auf die Unterschiede zwischen den vielen Gruppen von Lesenden einzugehen. Diese Analysen mit verallgemeinerten, vereinfachten Befunden würden in den Dienst feministischer oder traditionell moralischer Perspektiven auf das Genre gestellt, um es zu legitimieren oder anzugreifen.<ref name=":53" /> Die in den Interviews immer wieder genannten, vom Genre erfüllten Bedürfnisse waren die nach Unterhaltung und nach Anschlusskommunikation, welche nach der [[Bedürfnispyramide]] weiter aufgeschlüsselt werden. Im Detail genannt werden sexuelle Bedürfnisse und die Abbildung einer heilen Welt, von Liebenswürdigkeit und einer reinen Liebe (Bedürfnis nach Sicherheit). Für beide schadet eine unrealistische Darstellung von Homosexualität nicht, Realismus könnte sogar störend sein. Austausch mit und die Knüpfung von Beziehungen zu anderen Fans (Bindungsbedürfnis) werden genannt, wozu die kreative Fanszene mit [[Dōjinshi]], [[Fan-Art|Fanarts]] und anderem sowie Diskussionen um die Zuordnung in das Seme-Uke-Schema einlädt. Die Diskussionen und die Kreativität im Umgang mit den Werken oder bei der Schaffung von Yaoi-Fan-Werken zu etablierten Serien, das Erkennen von Mustern, Anwenden der genretypischen Schemata und das Spiel damit und mit Sexualität und Geschlechterrollen erfüllen zudem kognitive Bedürfnisse und das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung. Auch kann ein Fan mit eigener Kreativität Anerkennung in der Szene erlangen und hier Teil einer Gemeinschaft werden, was das Selbstwertbedürfnis erfüllen kann. Die Möglichkeit eines „kontrollierten Kontrollverlusts“, des Bruch eines Tabus, Lust an Voyeurismus oder anderes Erleben von Gefühlen bei der Identifikation mit den Figuren der Geschichten spielt hier hinein. Und schließlich können die Werke ästhetische Bedürfnisse befriedigen.<ref name=":57" /> Zusammenfassend stellt Kamm fest, dass BL entsprechend der Ansprüche der Konsumentinnen „gute Unterhaltung“ ist und darüber hinaus, insbesondere durch die lebendige, vielfältige und kreative Fanszene, soziale Bedürfnisse befriedigt. Die Geschichten können der Entspannung, aber auch der Identitätsarbeit dienen und dazu, Konflikte durchzuspielen. Die oft gestellte Frage, warum die Konsumentinnen Geschichten über die Liebe zwischen zwei Männern wählen, hält Kamm für falsch gestellt. Dieser Aspekt sei definierender Kern des Genres, die Frage Ausdruck einer Sicht, die die Frau als Negativum ohne eigene Lust begreift. Stattdessen müsse Unterhaltung als Motivation begriffen und gefragt werden, was die Mann-Mann-Konstellation zur Unterhaltung beiträgt. Die grundlegende Antwort darauf sei der Konflikt, der durch diese Konstellation entstehe, „der Schock, dich in einen anderen Mann verliebt zu haben, die Auseinandersetzung mit diesen Gefühlen und der Druck durch den prospektiven Partner“ sowie aus den gesellschaftlichen Umständen entstehende Konflikte – innerhalb der Geschichten selbst wie auch außerhalb durch einen möglichen Tabubruch der Leserin. Ähnlich funktioniere die Konstellation der „Verbotenen Liebe“ in der heterosexuellen Romantik. Zugleich biete die Konstellation eine Mischung aus ausreichend viel Vertrautem, das ein Stück weit Identifikation zulasse, und Überraschung, die Neugier wecke. Es wird auch auf Aussagen verwiesen, nach denen weibliche Rollen zu sehr zur Identifikation einladen würden, was einen voyeuristischen Genuss stören könne.<ref>Kamm, 2010, S. 146f, 149–151.</ref>


Laut Katarina Hülsmann treten einige der Motivationen besonders bei Fan-Werken wie Dōjinshi hervor, da die Fans beim Schaffen dieser Werke selbst diesen Bedürfnissen Ausdruck verleihen und am Experimentieren mit Gender-Rollen teilnehmen können. Sie können sich dabei die zumeist männlich dominierten Originaltexte aneignen und alternative Konzepte von Geschlechterrollen oder gar Gegenkonzepte zum Originalmaterial in selbst geschriebenen Geschichten spielerisch entwerfen können.<ref name=":1322" />
In einer nicht-repräsentativen Befragung wurden Miyuki Hashimoto von jungen österreichischen Leserinnen als Gründe zum Lesen beziehungsweise als Reize von BL genannt: Der Reiz der tabuisierten Homosexualität und eine Rebellion gegen alte Wertvorstellung durch das Genre; die romantische Spannung und Konflikte, die durch die tabuisierte oder problematisierte Homosexualität in den Geschichten entstehen und die damit besonders starke Liebe, diese zu überwinden; ein unterhaltendes Spiel mit Gender und Geschlechterrollen, dass die freie Identifikation gerade der weiblichen Leserschaft mit der bevorzugten Rolle in der Beziehung ermöglicht und die Befreiung von Geschlechternormen durch die Verteilung der Rollen zwischen zwei Männern, was die Beziehungen lebendiger mache; die erleichterte Distanzierung von den Figuren und dem Geschehen, da beide nicht das Geschlecht der Leserin haben, und das gänzliche Meiden weiblicher Charaktere, die von manchen Leserinnen als Konkurrenz wahrgenommen würden sowie schließlich die Lust an sowohl romantisch als auch erotisch bis pornografischen Geschichten. Für einige der Leserinnen vermutet Hashimoto wie zuvor schon Ueno Chizuko und Nagaike Kazumi das Lesen als Ausdruck eines [[Penisneid]]s der Frauen oder als Mittel zur Projektion eigener, verdrängter Sexualität.<ref name=":20" />


== Analyse ==
== Analyse ==
=== Akademische Auseinandersetzung ===
=== Akademische Auseinandersetzung ===
Boys Love hat eine beträchtliche kritische Aufmerksamkeit erfahren, vor allem nachdem im 21. Jahrhundert Übersetzungen von BL außerhalb Japans kommerziell verfügbar wurden.<ref name=":22" /> Erste Erwähnung außerhalb Japans findet das Genre in ''[[Manga! Manga! The World of Japanese Comics]]'', dem 1983 erschienenen Buch von [[Frederik L. Schodt]], das das erste umfassende englischsprachige Werk über Manga war, stellt Schodt fest, dass Darstellungen von schwulen Männerbeziehungen bisexuelle Themen, die bereits in Shōjo-Manga vorhanden waren, genutzt und weiterentwickelt haben, um ihr weibliches Publikum anzusprechen.<ref name="Schodt83">{{Literatur |Autor=Frederik L. Schodt |Titel=[[Manga! Manga! The World of Japanese Comics]] |Verlag=Kodansha International |Ort=Tokyo and New York |Datum=1983 |ISBN=0-87011-752-1 |Seiten=100–101}}</ref> Die ersten Analyse-Ansätze noch im 20. Jahrhundert in Japan waren von einer kritischen bis psycho-analytisch pathologisierenden Perspektive geprägt, die mit Vorwürfen der Wirklichkeitsflucht und Misogynie einherging. Sehr frühe Analysen um 1990 waren zudem, wie alle Auseinandersetzungen mit japanischer Populärkultur, von den Morden des [[Tsutomu Miyazaki]] beeinflusst, auf die eine allgemeine Kritik an und Angst vor Anime und Manga herrschte. Die Beschäftigung erfolgte vor allem aus literaturwissenschaftlicher, psychoanalytischer, feministischer und soziophilosofischer Sicht mit den Topoi des Genres und mit Fragen der Rolle und Sexualität der Frau in Verbindung mit Geschichten über männliche Homosexualität. Eine konkrete Auseinandersetzung mit den Mangas selbst fand selten statt. Oft war der Zugang sehr persönlicher Natur und es wurden nur sehr wenige Werke ausgewertet, um von diesen aus zu verallgemeinern. Damit verbunden war auch die gesellschaftliche Auseinandersetzung im Rahmen der ''Yaoi ronsō'' (‚Yaoi-Debatte‘) von 1992 bis 1997.<ref name=":55" /> Die wissenschaftliche Debatte, die dem ''Yaoi ronsō'' folgte, führte zur Herausbildung der BL-Studien, die sich auf die Untersuchung von BL und die Beziehung zwischen Frauen und BL konzentrieren.<ref name=":54" /> In den 2000er Jahren kamen neue Forscher hinzu und das Interesse an Fujoshi als Fankultur erhielt größere Aufmerksamkeit. Kaneda unterteilte die bis dahin erfolgten Arbeiten in solche mit psychologischer Perspektive und solche aus den Gender Studies. Kamm nennt als Perspektiven die feministische, die der Auseinandersetzung mit Homosexualität und Homophobie und die der Ablehnung der Forschung durch die Fujoshi. Die erste Perspektive konzentriert sich auf Aspekte der Frau in der patriarchalen Gesellschaft, um daraus Schlüsse auf Inhalt der Werke und Beweggründe der Leserinnen zu ziehen. Die zweite befasst sich mit der Wechselwirkung zwischen dem Genre und Homosexuellen und den in diesem Zusammenhang aufgekommenen Vorwürfen. Die dritte Perspektive bildet den Protest von Fujoshi, die sich insbesondere um 2000 herum gegen die als zunehmend übergriffig empfundene wissenschaftliche Betrachtung von Außen, die zu gesellschaftlichen Vorurteilen noch dazukam, gewehrt haben. In Folge dessen entstanden im Laufe der 2000er Jahre neue Ansätze, die von neu dazugekommenen und oft selbst aus der Szene stammenden Forscherinnen verfolgt wurden, die die Vielfalt des Genres und der Interaktionen der Fans in den Mittelpunkt stellen.<ref name=":55" />
Boys Love hat eine beträchtliche kritische Aufmerksamkeit erfahren, vor allem nachdem im 21. Jahrhundert Übersetzungen von BL außerhalb Japans kommerziell verfügbar wurden.<ref name=":22" /> Erste Erwähnung außerhalb Japans findet das Genre in ''[[Manga! Manga! The World of Japanese Comics]]'', dem 1983 erschienenen Buch von [[Frederik L. Schodt]], das das erste umfassende englischsprachige Werk über Manga war, stellt Schodt fest, dass Darstellungen von schwulen Männerbeziehungen bisexuelle Themen, die bereits in Shōjo-Manga vorhanden waren, genutzt und weiterentwickelt haben, um ihr weibliches Publikum anzusprechen.<ref name="Schodt83">{{Literatur |Autor=Frederik L. Schodt |Titel=[[Manga! Manga! The World of Japanese Comics]] |Verlag=Kodansha International |Ort=Tokyo and New York |Datum=1983 |ISBN=0-87011-752-1 |Seiten=100–101}}</ref> Die ersten Analyse-Ansätze noch im 20. Jahrhundert in Japan waren von einer kritischen bis psycho-analytisch pathologisierenden Perspektive geprägt, die mit Vorwürfen der Wirklichkeitsflucht und Misogynie einherging. Sehr frühe Analysen um 1990 waren zudem, wie alle Auseinandersetzungen mit japanischer Populärkultur, von den Morden des [[Tsutomu Miyazaki]] beeinflusst, auf die eine allgemeine Kritik an und Angst vor Anime und Manga herrschte. Die Beschäftigung erfolgte vor allem aus literaturwissenschaftlicher, psychoanalytischer, feministischer und soziophilosophischer Sicht mit den Topoi des Genres und mit Fragen der Rolle und Sexualität der Frau in Verbindung mit Geschichten über männliche Homosexualität. Eine konkrete Auseinandersetzung mit den Mangas selbst fand selten statt. Oft war der Zugang sehr persönlicher Natur und es wurden nur sehr wenige Werke ausgewertet, um von diesen aus zu verallgemeinern. Damit verbunden war auch die gesellschaftliche Auseinandersetzung im Rahmen der ''Yaoi ronsō'' (‚Yaoi-Debatte‘) von 1992 bis 1997.<ref name=":55" /> Die wissenschaftliche Debatte, die dem ''Yaoi ronsō'' folgte, führte zur Herausbildung der BL-Studien, die sich auf die Untersuchung von BL und die Beziehung zwischen Frauen und BL konzentrieren.<ref name=":54" /> In den 2000er Jahren kamen neue Forscher hinzu und das Interesse an Fujoshi als Fankultur erhielt größere Aufmerksamkeit. Kaneda unterteilte die bis dahin erfolgten Arbeiten in solche mit psychologischer Perspektive und solche aus den Gender Studies. Kamm nennt als Perspektiven die feministische, die der Auseinandersetzung mit Homosexualität und Homophobie und die der Ablehnung der Forschung durch die Fujoshi. Die erste Perspektive konzentriert sich auf Aspekte der Frau in der patriarchalen Gesellschaft, um daraus Schlüsse auf Inhalt der Werke und Beweggründe der Leserinnen zu ziehen. Die zweite befasst sich mit der Wechselwirkung zwischen dem Genre und Homosexuellen und den in diesem Zusammenhang aufgekommenen Vorwürfen. Die dritte Perspektive bildet den Protest von Fujoshi, die sich insbesondere um 2000 herum gegen die als zunehmend übergriffig empfundene wissenschaftliche Betrachtung von Außen, die zu gesellschaftlichen Vorurteilen noch dazukam, gewehrt haben. Infolgedessen entstanden im Laufe der 2000er Jahre neue Ansätze, die von neu dazugekommenen und oft selbst aus der Szene stammenden Forscherinnen verfolgt wurden, die die Vielfalt des Genres und der Interaktionen der Fans in den Mittelpunkt stellen.<ref name=":55" />


Mizoguchi schreibt 2003, dass BL ein „weiblich geprägter Raum“ ist, da die Autoren, Leser, Künstler und die meisten Redakteure von BL weiblich sind.<ref name=":15" /> BL wurde von englischsprachigen Bibliothekaren mit Liebesromanen verglichen.<ref>{{Internetquelle |autor=Cathy Camper |url=https://www.wcwonline.org/WRB-Issues/298 |titel=Wellesley Centers for Women {{!}} Yaoi 101: Girls Love „Boys' Love“ {{!}} Women's Review of Books – May/June 2006 |datum=2012-04-15 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20120415153827/http://www.wcwonline.org/Women-s-Review-of-Books-May/June-2006/Yaoi-101-Girls-Love-Boys-Love |abruf=2022-03-27 |sprache=en |offline=1}}</ref><ref name=":44" /> Parallelen wurden auch bei der Beliebtheit des Lesbentums in der Pornografie festgestellt.<ref name=":12" /> und ''Yaoi'' wurde als eine Form des „weiblichen [[Sexueller Fetischismus|Fetischismus]]“ bezeichnet.<ref>{{cite journal|last1=Hashimoto|first1=Miyuki|title=Visual Kei Otaku Identity—An Intercultural Analysis|journal=Intercultural Communication Studies|date=2007|volume=XVI|issue=1|pages=92|url=http://www.uri.edu/iaics/content/2007v16n1/10%20Miyuki%20Hashimoto.pdf|archiveurl=https://web.archive.org/web/20110607051816/http://www.uri.edu/iaics/content/2007v16n1/10%20Miyuki%20Hashimoto.pdf|archivedate=2011-06-07}}</ref> [[Mariko Ōhara]], eine Science-Fiction-Autorin, hat gesagt, dass sie als Teenager ''Yaoi'' geschrieben hat – [[K/S|Kirk/Spock]]-Fiction – weil sie „konventionelle Pornografie, die für Männer gemacht war“, nicht genießen konnte, und dass sie in Yaoi eine „grenzenlose Freiheit“ gefunden hat, ähnlich wie in der Science-Fiction.<ref>{{cite web |last1=McCaffery |first1=Larry |last2=Subda |first2=Gregory |last3=Kotani |first3=Mari |last4=Takayuki |first4=Tatsumi |title=The Twister of Imagination: An Interview with Mariko Ohara |url=http://www.centerforbookculture.org/review/02_2_inter/interview_Ohara.html |website=Center for Book Culture |access-date=2020-11-10 |archive-url=https://web.archive.org/web/20080209112923/http://www.centerforbookculture.org/review/02_2_inter/interview_Ohara.html |archive-date=2008-02-09}}</ref>
Mizoguchi schreibt 2003, dass BL ein „weiblich geprägter Raum“ ist, da die Autoren, Leser, Künstler und die meisten Redakteure von BL weiblich sind.<ref name=":15" /> BL wurde von englischsprachigen Bibliothekaren mit Liebesromanen verglichen.<ref>{{Internetquelle |autor=Cathy Camper |url=https://www.wcwonline.org/WRB-Issues/298 |titel=Wellesley Centers for Women {{!}} Yaoi 101: Girls Love „Boys' Love“ {{!}} Women's Review of Books – May/June 2006 |datum=2012-04-15 |sprache=en |offline=1 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20120415153827/http://www.wcwonline.org/Women-s-Review-of-Books-May/June-2006/Yaoi-101-Girls-Love-Boys-Love |abruf=2022-03-27}}</ref><ref name=":44" /> Parallelen wurden auch bei der Beliebtheit des Lesbentums in der Pornografie festgestellt.<ref name=":12" /> und ''Yaoi'' wurde als eine Form des „weiblichen [[Sexueller Fetischismus|Fetischismus]]“ bezeichnet.<ref>{{cite journal |last1=Hashimoto |first1=Miyuki |title=Visual Kei Otaku Identity—An Intercultural Analysis |journal=Intercultural Communication Studies |language=en |issue=1 |volume=XVI |pages=92 |date=2007 |url=http://www.uri.edu/iaics/content/2007v16n1/10%20Miyuki%20Hashimoto.pdf |archiveurl=https://web.archive.org/web/20110607051816/http://www.uri.edu/iaics/content/2007v16n1/10%20Miyuki%20Hashimoto.pdf |archivedate=2011-06-07}}</ref> [[Mariko Ōhara]], eine Science-Fiction-Autorin, hat gesagt, dass sie als Teenager ''Yaoi'' geschrieben hat – [[K/S|Kirk/Spock]]-Fiction – weil sie „konventionelle Pornografie, die für Männer gemacht war“, nicht genießen konnte, und dass sie in Yaoi eine „grenzenlose Freiheit“ gefunden hat, ähnlich wie in der Science-Fiction.<ref>{{cite web |last1=McCaffery |first1=Larry |last2=Subda |first2=Gregory |last3=Kotani |first3=Mari |last4=Takayuki |first4=Tatsumi |title=The Twister of Imagination: An Interview with Mariko Ohara |language=en |url=http://www.centerforbookculture.org/review/02_2_inter/interview_Ohara.html |archive-url=https://web.archive.org/web/20080209112923/http://www.centerforbookculture.org/review/02_2_inter/interview_Ohara.html |archive-date=2008-02-09 |website=Center for Book Culture |access-date=2020-11-10}}</ref>


Sandra Buckley ist der Ansicht, dass Erzählungen mit Bishōnen die „imaginierten Möglichkeiten alternativer [Geschlechts-]Differenzierungen“ fördern,<ref>{{Literatur |Autor=Sandra Buckley |Titel='Penguin in Bondage': A Graphic Tale of Japanese Comic Books |Band=3 |Auflage=NED – New edition |Verlag=University of Minnesota Press |Datum=1991 |ISBN=978-0-8166-1930-6 |Seiten=177 |Fundstelle=Zeile 11 |Sprache=en |DOI=10.5749/j.ctttsdkh |JSTOR=j.ctttsdkh |Umfang=34}}</ref> während James Welker den ''Bishōnen''-Charakter als [[queer]] bezeichnete und kritisierte, dass Akiko Mizoguchi ''shōnen-ai'' als Einfluss darauf sah, wie sie selbst lesbisch wurde. Welker schrieb auch, dass Boys-Love-Titel das weibliche Publikum „nicht nur vom Patriarchat, sondern auch von Geschlechterdualismus und Heteronormativität“ befreien.<ref name=":9">{{Literatur |Autor=James Welker |Titel=Beautiful, Borrowed, and Bent: “Boys’ Love” as Girls’ Love in Shôjo Manga |Sammelwerk=Signs |Band=31 |Nummer=3 |Verlag=University of Chicago |Datum=2006 |ISSN=0097-9740 |Seiten=841–870 |Fundstelle=Seite 843 |DOI=10.1086/498987 |JSTOR=10.1086/498987}}</ref>
Sandra Buckley ist der Ansicht, dass Erzählungen mit Bishōnen die „imaginierten Möglichkeiten alternativer [Geschlechts-]Differenzierungen“ fördern,<ref>{{Literatur |Autor=Sandra Buckley |Titel='Penguin in Bondage': A Graphic Tale of Japanese Comic Books |Band=3 |Auflage=NED – New edition |Verlag=University of Minnesota Press |Datum=1991 |ISBN=0-8166-1930-1 |Seiten=177 |Fundstelle=Zeile 11 |Sprache=en |DOI=10.5749/j.ctttsdkh |JSTOR=j.ctttsdkh |Umfang=34}}</ref> während James Welker den ''Bishōnen''-Charakter als [[queer]] bezeichnete und kritisierte, dass Akiko Mizoguchi ''shōnen-ai'' als Einfluss darauf sah, wie sie selbst lesbisch wurde. Welker schrieb auch, dass Boys-Love-Titel das weibliche Publikum „nicht nur vom Patriarchat, sondern auch von Geschlechterdualismus und Heteronormativität“ befreien.<ref name=":9">{{Literatur |Autor=James Welker |Titel=Beautiful, Borrowed, and Bent: “Boys’ Love” as Girls’ Love in Shôjo Manga |Sammelwerk=Signs |Band=31 |Nummer=3 |Verlag=University of Chicago |Datum=2006 |ISSN=0097-9740 |Seiten=841–870 |Fundstelle=Seite 843 |DOI=10.1086/498987 |JSTOR=10.1086/498987}}</ref>


=== Gesellschaftliche Auseinandersetzung ===
=== Gesellschaftliche Auseinandersetzung ===
Einige schwule und lesbische Kommentatoren haben kritisiert, wie die schwule Identität in BL dargestellt wird, insbesondere in der ''Yaoi ronsō'' (‚Yaoi-Debatte‘) von 1992 bis 1997 (siehe [[Boys Love#1990er: Mainstream-Popularität und Yaoi ronsō|Geschichte]] oben).<ref name=":27" /><ref name=":13" /> Die Debatte wurde ausgelöst durch einen Beitrag des Schwulen-Aktivisten und [[Dragqueen]] Masaki Satō in der feministischen Zeitschrift ''Choisir'' ausgelöst, der weitere Beiträge in der Zeitschrift folgten. Satō sah sich durch die Darstellung von Homosexuellen in Yaoi in seinen Menschenrechten verletzt und warf den Frauen Homophobie vor – die sich beispielsweise im häufig tragischen Ende der Beziehungen zeige. Die Darstellung ausschließlich gut aussehender junger Männer produziere ein verzerrtes Bild und raube weniger attraktiven Homosexuellen das Selbstwertgefühl. In den Reaktionen gab es Verständnis aus der Yaoi-Szene wie auch Ablehnung. Es wurde zurückgewiesen, dass Yaoi überhaupt den Anspruch habe, echte Homosexuelle abzubilden. Andere Aktivisten wie Fushimi Noriaki wiederum äußerten sich positiv über das Genre.<ref name=":55" /> Ein Großteil der Kritik an ''Yaoi'', die ursprünglich in der japanischen ''Yaoi''-Debatte geäußert wurde, wurde auch im englischsprachigen Fandom geäußert.<ref>{{cite web|url=http://www.sequentialtart.com/archive/may02/ao_0502_4.shtml|title=A Brief History of Yaoi|date=2002-05|access-date=2004-12-25|last1=Johnson|first1=M.J.|website=Sequential Tart|archive-url=https://web.archive.org/web/20041225051411/http://www.sequentialtart.com/archive/may02/ao_0502_4.shtml|archive-date=2004-12-25}}</ref> Ein dort kritisierter ''Yaoi''-Typus sind männliche Protagonisten, die sich nicht als schwul identifizieren, sondern einfach ineinander verliebt sind, [[Comiket]]-Mitbegründer [[Yoshihiro Yonezawa]] beschrieb ''Yaoi'' dōjinshi einmal als „Mädchen, die mit Puppen spielen“.<ref name=":33">{{Internetquelle |autor=Kat Avila |url=http://www.sequentialtart.com/archive/jan05/art_0105_1.shtml |titel=Boy's Love and Yaoi Revisited |werk=Sequential Tart |datum=2005-01 |abruf=2022-05-16 |sprache=en}}</ref> Auch die Kritik am stereotypen, weiblichen Verhalten der ''Uke'' war prominent.<ref name=":28" /> [[Rachel Thorn]] hat behauptet, dass ''Yaoi''- und [[Slash (Literatur)|Slash-Fiction]]-Fans unzufrieden sind mit „den Normen der Weiblichkeit, die von ihnen erwartet werden, und einem [[Soziales Milieu|sozialen Umfeld]], das diese Unzufriedenheit nicht anerkennt oder mit ihr sympathisiert“.<ref name=":22" />
Einige schwule und lesbische Kommentatoren haben kritisiert, wie die schwule Identität in BL dargestellt wird, insbesondere in der ''Yaoi ronsō'' (‚Yaoi-Debatte‘) von 1992 bis 1997 (siehe [[#1990er: Mainstream-Popularität und Yaoi ronsō|Geschichte]] oben).<ref name=":27" /><ref name=":13" /> Die Debatte wurde ausgelöst durch einen Beitrag des Schwulen-Aktivisten und [[Dragqueen]] Masaki Satō in der feministischen Zeitschrift ''Choisir'' ausgelöst, der weitere Beiträge in der Zeitschrift folgten. Satō sah sich durch die Darstellung von Homosexuellen in Yaoi in seinen Menschenrechten verletzt und warf den Frauen Homophobie vor – die sich beispielsweise im häufig tragischen Ende der Beziehungen zeige. Die Darstellung ausschließlich gut aussehender junger Männer produziere ein verzerrtes Bild und raube weniger attraktiven Homosexuellen das Selbstwertgefühl. In den Reaktionen gab es Verständnis aus der Yaoi-Szene wie auch Ablehnung. Es wurde zurückgewiesen, dass Yaoi überhaupt den Anspruch habe, echte Homosexuelle abzubilden. Andere Aktivisten wie Fushimi Noriaki wiederum äußerten sich positiv über das Genre.<ref name=":55" /> Ein Großteil der Kritik an ''Yaoi'', die ursprünglich in der japanischen ''Yaoi''-Debatte geäußert wurde, wurde auch im englischsprachigen Fandom geäußert.<ref>{{cite web |last1=Johnson |first1=M.J. |title=A Brief History of Yaoi |language=en |date=2002-05 |url=http://www.sequentialtart.com/archive/may02/ao_0502_4.shtml |archive-url=https://web.archive.org/web/20041225051411/http://www.sequentialtart.com/archive/may02/ao_0502_4.shtml |archive-date=2004-12-25 |website=Sequential Tart |access-date=2004-12-25}}</ref> Ein dort kritisierter ''Yaoi''-Typus sind männliche Protagonisten, die sich nicht als schwul identifizieren, sondern einfach ineinander verliebt sind, [[Comiket]]-Mitbegründer [[Yoshihiro Yonezawa]] beschrieb ''Yaoi'' dōjinshi einmal als „Mädchen, die mit Puppen spielen“.<ref name=":33">{{Internetquelle |autor=Kat Avila |url=http://www.sequentialtart.com/archive/jan05/art_0105_1.shtml |titel=Boy's Love and Yaoi Revisited |werk=Sequential Tart |datum=2005-01 |sprache=en |abruf=2022-05-16}}</ref> Auch die Kritik am stereotypen, weiblichen Verhalten der ''Uke'' war prominent.<ref name=":28" /> [[Rachel Thorn]] hat behauptet, dass ''Yaoi''- und [[Slash (Literatur)|Slash-Fiction]]-Fans unzufrieden sind mit „den Normen der Weiblichkeit, die von ihnen erwartet werden, und einem [[Soziales Milieu|sozialen Umfeld]], das diese Unzufriedenheit nicht anerkennt oder mit ihr sympathisiert“.<ref name=":22" />


''Boys Love'' war Gegenstand von Auseinandersetzungen aus rechtlichen und moralischen Gründen. Mark McLelland meint, dass BL „zu einer wichtigen Kampffront für Befürworter und Gegner einer '[[Gleichstellung der Geschlechter|geschlechterfreien]]' Politik in den Bereichen Beschäftigung, Bildung und anderswo werden könnte“.<ref name="acute">{{cite web |url=http://intersections.anu.edu.au/issue20/mclelland.htm |title=Intersections: (A)cute Confusion: The Unpredictable Journey of Japanese Popular Culture |publisher=Intersections.anu.edu.au |access-date=2009-09-08 |archive-url=https://web.archive.org/web/20130420172943/http://intersections.anu.edu.au/issue20/mclelland.htm |archive-date=2013-04-20 |url-status=dead }}</ref> Im Jahr 2006 erregte eine E-Mail-Kampagne, mit der die Zentralbibliothek von Sakai City dazu gedrängt wurde, BL-Werke aus dem Verkehr zu ziehen, landesweites Medieninteresse und förderte eine Debatte darüber, ob das Entfernen von BL-Werken eine Form der Diskriminierung darstellt.<ref name="acute" /> Im Jahr 2010 nahm die Regierung der [[Präfektur Osaka]] den Manga Boys' Love in die Liste der Bücher auf, die aufgrund ihres sexuellen Inhalts als „potenziell jugendgefährdend“ gelten,<ref>{{cite news | first=Egan | last=Loo | url=https://www.animenewsnetwork.com/news/2010-04-04/osaka-considers-regulating-boys-love-materials | title=Osaka Considers Regulating Boys-Love Materials | work=[[Anime News Network]] | date=2020-04-04 | access-date=2020-02-23}}</ref> was dazu führte, dass mehrere Zeitschriften nicht mehr an Personen unter 18 Jahren verkauft werden dürfen.<ref name="ann 2010-04-28">{{cite news | first=Egan | last=Loo | url=https://www.animenewsnetwork.com/news/2010-04-28/osaka-posts-list-of-designated-harmful-boys-love-mags | title=Osaka Lists 8 Boys-Love Mags Designated as 'Harmful' (Updated) | work=[[Anime News Network]] | date=2010-04-28 | access-date=2020-02-23}}</ref> 2009 würde der erste Band des Mangas [[Finder (Manga)|Finder]] von der [[Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz|BPjM]] indiziert.<ref>{{Internetquelle |url=https://wildsideverlag.wordpress.com/2009/05/20/finder-indiziert/ |titel=„Finder“ indiziert! |werk=Cursed Side Verlagsblog |datum=2009-05-20 |abruf=2022-05-26 |sprache=de-DE}}</ref>
''Boys Love'' war Gegenstand von Auseinandersetzungen aus rechtlichen und moralischen Gründen. Mark McLelland meint, dass BL „zu einer wichtigen Kampffront für Befürworter und Gegner einer '[[Gleichstellung der Geschlechter|geschlechterfreien]]' Politik in den Bereichen Beschäftigung, Bildung und anderswo werden könnte“.<ref name="acute">{{cite web |title=Intersections: (A)cute Confusion: The Unpredictable Journey of Japanese Popular Culture |language=en |publisher=Intersections.anu.edu.au |url=http://intersections.anu.edu.au/issue20/mclelland.htm |archive-url=https://web.archive.org/web/20130420172943/http://intersections.anu.edu.au/issue20/mclelland.htm |archive-date=2013-04-20 |url-status=dead |access-date=2009-09-08}}</ref> Im Jahr 2006 erregte eine E-Mail-Kampagne, mit der die Zentralbibliothek von Sakai City dazu gedrängt wurde, BL-Werke aus dem Verkehr zu ziehen, landesweites Medieninteresse und förderte eine Debatte darüber, ob das Entfernen von BL-Werken eine Form der Diskriminierung darstellt.<ref name="acute" /> Im Jahr 2010 nahm die Regierung der [[Präfektur Osaka]] den Manga Boys' Love in die Liste der Bücher auf, die aufgrund ihres sexuellen Inhalts als „potenziell jugendgefährdend“ gelten,<ref>{{cite news |title=Osaka Considers Regulating Boys-Love Materials |last=Loo |first=Egan |url=https://www.animenewsnetwork.com/news/2010-04-04/osaka-considers-regulating-boys-love-materials |language=en |work=[[Anime News Network]] |date=2020-04-04 |access-date=2020-02-23}}</ref> was dazu führte, dass mehrere Zeitschriften nicht mehr an Personen unter 18 Jahren verkauft werden dürfen.<ref name="ann 2010-04-28">{{cite news |title=Osaka Lists 8 Boys-Love Mags Designated as 'Harmful' (Updated) |last=Loo |first=Egan |url=https://www.animenewsnetwork.com/news/2010-04-28/osaka-posts-list-of-designated-harmful-boys-love-mags |language=en |work=[[Anime News Network]] |date=2010-04-28 |access-date=2020-02-23}}</ref> 2009 würde der erste Band des Mangas [[Finder (Manga)|Finder]] von der [[Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz|BPjM]] indiziert.<ref>{{Internetquelle |url=https://wildsideverlag.wordpress.com/2009/05/20/finder-indiziert/ |titel=„Finder“ indiziert! |werk=Cursed Side Verlagsblog |datum=2009-05-20 |sprache=de-DE |abruf=2022-05-26}}</ref>


[[Anhui TV]] berichtete, dass in China 2014 mindestens 20 junge Autorinnen, die ''Danmei''-Romane auf einer Online-Roman-Website geschrieben haben, verhaftet wurden.<ref>{{Cite web|url=http://v.youku.com/v_show/id_XNjkzNzgxMDA4.html|title=天天故事会:神秘写手落网记&#91;超级新闻场&#93;|website=v.youku.com|access-date=2018-12-02|archive-url=https://web.archive.org/web/20190515060654/https://v.youku.com/v_show/id_XNjkzNzgxMDA4.html|archive-date=2019-05-15|url-status=live}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Aja Romano |url=https://www.dailydot.com/parsec/in-china-20-people-women-arrested-for-writing-slash/ |titel=For young women in China, slash fanfiction is a dangerous hobby |datum=2014-04-18 |abruf=2022-05-30 |sprache=en-US}}</ref> 2018 wurde der pseudonyme chinesische BL-Romanautor [[Gouwazi Tianyi]] aufgrund von Gesetzen, die die Herstellung von „obszönem Material zu Gewinnzwecken“ verbieten, zu zehneinhalb Jahren Gefängnis verurteilt.<ref>{{cite web |last1=Gan |first1=Nectar |title=Outcry as Chinese erotic writer jailed for more than 10 years over gay sex scenes in novel |url=https://www.scmp.com/news/china/politics/article/2173814/outcry-chinese-erotic-writer-jailed-more-10-years-over-gay-sex |website=[[South China Morning Post]] |access-date=2020-11-10 |date=2018-11-18}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Meijiadai Bai |Titel=Regulation of pornography and criminalization of BL readers and authors in contemporary China (2010–2019) |Sammelwerk=Cultural Studies |Band=36 |Nummer=2 |Datum=2022-03-04 |ISSN=0950-2386 |Seiten=2 |Fundstelle=Zeile 26-29 |DOI=10.1080/09502386.2021.1912805}}</ref> Zanghellini merkt an, dass aufgrund der Merkmale des Genres, die darin bestehen, dass oft [[Minderjährigkeit|minderjährige]] Charaktere in romantischen und sexuellen Situationen gezeigt werden, die Kinderpornografiegesetze in [[Australien]] und [[Kanada]] „sich dazu eignen, ''Yaoi''/BL-Arbeiten ins Visier zu nehmen“. Er weist darauf hin, dass im [[Vereinigtes Königreich|Vereinigten Königreich]] Zeichentrickfilme von den Gesetzen zur Kinderpornografie ausgenommen sind, es sei denn, sie werden für das [[Grooming (Pädokriminalität)|Grooming]] von Kindern verwendet.<ref name="Zanghellini" />
[[Anhui TV]] berichtete, dass in China 2014 mindestens 20 junge Autorinnen, die ''Danmei''-Romane auf einer Online-Roman-Website geschrieben haben, verhaftet wurden.<ref>{{Cite web |title=天天故事会:神秘写手落网记&#91;超级新闻场&#93; |language=zh |url=http://v.youku.com/v_show/id_XNjkzNzgxMDA4.html |archive-url=https://web.archive.org/web/20190515060654/https://v.youku.com/v_show/id_XNjkzNzgxMDA4.html |archive-date=2019-05-15 |url-status=live |website=v.youku.com |access-date=2018-12-02}}</ref><ref>{{Internetquelle |autor=Aja Romano |url=https://www.dailydot.com/parsec/in-china-20-people-women-arrested-for-writing-slash/ |titel=For young women in China, slash fanfiction is a dangerous hobby |datum=2014-04-18 |sprache=en-US |abruf=2022-05-30}}</ref> 2018 wurde der pseudonyme chinesische BL-Romanautor [[Gouwazi Tianyi]] aufgrund von Gesetzen, die die Herstellung von „obszönem Material zu Gewinnzwecken“ verbieten, zu zehneinhalb Jahren Gefängnis verurteilt.<ref>{{cite web |last1=Gan |first1=Nectar |title=Outcry as Chinese erotic writer jailed for more than 10 years over gay sex scenes in novel |language=en |date=2018-11-18 |url=https://www.scmp.com/news/china/politics/article/2173814/outcry-chinese-erotic-writer-jailed-more-10-years-over-gay-sex |website=[[South China Morning Post]] |access-date=2020-11-10}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Meijiadai Bai |Titel=Regulation of pornography and criminalization of BL readers and authors in contemporary China (2010–2019) |Sammelwerk=Cultural Studies |Band=36 |Nummer=2 |Datum=2022-03-04 |ISSN=0950-2386 |Seiten=2 |Fundstelle=Zeile 26-29 |Sprache=en |DOI=10.1080/09502386.2021.1912805}}</ref> Zanghellini merkt an, dass aufgrund der Merkmale des Genres, die darin bestehen, dass oft [[Minderjährigkeit|minderjährige]] Charaktere in romantischen und sexuellen Situationen gezeigt werden, die Kinderpornografiegesetze in [[Australien]] und [[Kanada]] „sich dazu eignen, ''Yaoi''/BL-Arbeiten ins Visier zu nehmen“. Er weist darauf hin, dass im [[Vereinigtes Königreich|Vereinigten Königreich]] Zeichentrickfilme von den Gesetzen zur Kinderpornografie ausgenommen sind, es sei denn, sie werden für das [[Grooming (Pädokriminalität)|Grooming]] von Kindern verwendet.<ref name="Zanghellini" />


== Siehe auch ==
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|Verlag=University Press Of Mississippi
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== Weblinks ==
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* [https://jmpc-utokyo.com/keyword/boys-love/ Essay über Boys’ Love] in der Open-Access Digital Initiative der [[Universität Tokio]] (englisch)
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* [https://www.jprstudies.org/2017/04/the-boys-love-phenomenon-a-literature-reviewby-agnes-zsila-and-zsolt-demetrovics/ The boys’ love phenomenon: A literature review] ein Open-Access Artikel des Journal of Popular Romance Studies (englisch)
* [https://www.jprstudies.org/2017/04/the-boys-love-phenomenon-a-literature-reviewby-agnes-zsila-and-zsolt-demetrovics/ The boys’ love phenomenon: A literature review] ein Open-Access Artikel des Journal of Popular Romance Studies (englisch)
* [http://www.chil-chil.net/ Chil-Chil: Japanese BL Database]
* [https://www.chil-chil.net/ Chil-Chil: Japanese BL Database]


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
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[[Kategorie:Homosexualität in der Kultur]]
[[Kategorie:Homosexualität in der Kunst]]
[[Kategorie:Homosexualität in Japan]]
[[Kategorie:Homosexualität in Japan]]
[[Kategorie:Anime]]
[[Kategorie:Anime]]
[[Kategorie:Homosexualität im Manga| Boys Love]]
[[Kategorie:Homosexualität im Manga| Boys Love]]
[[Kategorie:Homosexualität in der Literatur]]

Aktuelle Version vom 8. Februar 2024, 00:03 Uhr

Ein Beispiel für ein von Boys’ love inspiriertes Kunstwerk. Die schlanken, semi-androgynen körperlichen Merkmale der Charaktere sind typisch für bishōnen (wörtlich „schöne Jungs“), die in Boys’-love-Medien üblich sind.

Boys Love (ボーイズ ラブ, bōizu rabu, ein wasei-eigo) und die Abkürzung BL (ビーエル, bīeru) ist ein aus Japan stammendes Genre fiktionaler Medien, dessen Inhalt homoromantische bis homoerotisch-pornografische Beziehungen zwischen männlichen Charakteren sind. Es wird in der Regel von Frauen für Frauen geschaffen und unterscheidet sich von den homoerotischen Medien, die sich an schwule Männer richten, zieht aber auch ein männliches Publikum an und kann von männlichen Autoren produziert werden. Es umfasst ein breites Spektrum an Medien, darunter Manga, Anime, Hörspiele, Romane, Light Novels, Fanfictions, Videospiele, Fernsehserien, Filme, Fanartikel und Dienstleistungen.[1] Boys Love entstand ab den 1970er Jahren aus älteren, mit Homoerotik befassten Genres, damals noch unter der Bezeichnung Shōnen-ai. Ab den 2000er Jahren gewann das Genre eine starke globale Präsenz durch internationale Lizenzierung und Vertrieb sowie durch die unlizenzierte Verbreitung von Werken durch Boys-Love-Fans im Internet. Boys-Love-Werke, -Kultur und -Fangemeinde wurden von Wissenschaftlern und Journalisten weltweit untersucht und diskutiert.

Boys love und BL sind die Oberbegriffe für diese Art von Medien in und außerhalb Japans, stehen aber auch in Konkurrenz zu anderen Begriffen, die je nach Kontext und Autor alternativ oder für Untergruppen des Genres verwendet werden. Insbesondere Yaoi kommt als alternativer Oberbegriff vor. In westlichen Fanszenen hat sich daneben ein Gegensatzpaar von Shōnen-ai für romantische Werke (fast) ohne Sexszenen und Yaoi für erotische bis pornografische Werke herausgebildet.

Begrifflichkeiten und Etymologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Genre wird von mehreren Begriffen geprägt, die verschiedene Unterthemen, regionale oder chronologische Varianten bezeichnen. Je nachdem, wer die Begriffe in welchem Kontext verwendet, kann die Bedeutung, die Verwendung und die Überschneidungen zwischen den Begriffen unterschiedlich ausfallen. So haben die Wörter Bedeutungsverschiebungen oder gänzlich andere Bedeutungen erfahren, als sie außerhalb Japans übernommen wurden. Autoren oder Fansites führen für das bessere Verständnis oft eigene Glossare.[2]

Boys love (ボーイズ ラブ, bōizu rabu)
Typischerweise wird der Begriff als Akronym BL (ビーエル, bīeru) oder alternativ als „boy's love“ geschrieben und ist eine wasei-eigo-Konstruktion, die von der wörtlichen englischen Übersetzung von shōnen-ai abgeleitet ist.[3] Der Begriff tauchte in den 1990er Jahren für kommerzielle Veröffentlichungen des Genres auf, kann aber auch für nicht-kommerzielle Werke verwendet werden, und löste die Bezeichnung Shōnen-ai ab.[4][5] 1994 wurde der Begriff durch die Zeitschrift Puff populär[6] und wurde von den Verlagen als Genrebezeichnung übernommen, da man sich so von früheren Publikationen, deren Ästhetik und Vorurteilen abgrenzen konnte.[2] Ab den 2000er Jahren erlangte er in Japan größere Bekanntheit auch über die Fan- und Verlagsszene des Genres hinaus.[7]
Shōnen-ai (少年愛)
Während der Begriff Shōnen-ai historisch gesehen Ephebophilie oder Päderastie bezeichnete, wurde er ab den 1970er Jahren verwendet, um ein neues Genre von Mädchenmanga zu beschreiben, in dem es um Romanzen zwischen androgynen oder effeminierten männliche Charakteren geht.[8] Frühe Shōnen-ai-Werke wurden von der europäischen Literatur und den Bildungsromanen inspiriert,[9] erzählen tragische Geschichten an exotischen (europäischen) Schauplätzen[2] und enthalten oft Bezüge zu Literatur, Geschichte, Wissenschaft und Philosophie.[10] Außerhalb Japans, so auch im deutschsprachigen Raum,[2] wurde der Begriff ab 2000 verwendet, um Titel zu beschreiben, die sich mehr auf Romanzen als auf explizite sexuelle Inhalte konzentrieren.[11][12]
Tanbi (耽美, wörtlich: Ästhetizismus)
Das Subgenre konzentriert sich auf die Verehrung der Schönheit und auf Romanzen zwischen älteren Männern und schönen Jugendlichen.[13] Tanbi als Begriff und Konzept ist älter als die in den 1970er Jahren aufkommenden männlichen Liebesromane, die ursprünglich Erzählungen über Homosexualität von Autoren wie Yukio Mishima, Yasunari Kawabata und Jun’ichirō Tanizaki beschrieben.[14]
June (ジュネ, Japanische Aussprache: [d͡ʑu͍ ne])
Abgeleitet von dem gleichnamigen Manga-Magazin, das 1978 zum ersten Mal erschien, wurde der Begriff ursprünglich verwendet, um Werke zu beschreiben, die dem Kunststil der in diesem Magazin veröffentlichten Mangas ähnelten.[15] Dieser war geprägt durch die Tanbi-Ästhetik und durch Geschichten von tragischen Schicksalen, die durch die Liebe zwischen zwei Männern „geheilt“ werden.[2] Der Begriff wird auch verwendet, um Amateurwerke zu beschreiben, die männliche Homosexualität darstellen und keine abgeleiteten Werke sind, wie es bei Yaoi üblich ist.[5] In den 1990er Jahren wurde der Begriff weitgehend zugunsten von Boys Love aufgegeben. Es wird vermutet, dass Verleger, die auf dem June-Markt Fuß fassen wollten, den Begriff Boys Love prägten, um das Genre vom June-Verlag zu distanzieren.[6]
Yaoi (やおい)
Der Begriff Yaoi wurde in den späten 1970er Jahren geprägt[16][17] und ist ein Portmanteau aus yama nashi, ochi nashi, imi nashi (山[場]なし、落ちなし、意味なし), was so viel bedeutet wie „kein Höhepunkt, keine Pointe, keine Bedeutung“.[18][19] Ursprünglich von den Künstlern von Ani-paro, Fan-Parodien zu bekannten Animeserien, selbstironisch verwendet,[2][19] war der Begriff zuerst nicht fest mit homosexuellen Geschichten für Frauen verbunden, sondern bezog sich allgemein auf meist pornografische Geschichten mit Mangel an Narration und Erzähltechnik. Erst mit der Zeit verengte sich die Bedeutung auf gleichgeschlechtliche Liebe.[2][20] Es handelt sich auch eine subversive Anspielung auf die klassische japanische Erzählstruktur von Einleitung, Entwicklung, Wendung und Schluss.[21] Außerhalb Japans, so auch im deutschsprachigen Raum,[2] wird der Begriff Yaoi für Titel verwendet, die in erster Linie sexuell explizite Themen und Inhalte enthalten.[12][11] Er kann aber sowohl in Japan als auch in Teilen der westlichen Fanszene als Überbegriff für das gesamte Genre an Stelle von Boys Love eingesetzt werden.[3][22] Yaoi kann von westlichen Fans auch als Bezeichnung für Anime- oder Manga-basierte Slash-Fiction verwendet werden.[23]

Der Begriff „Bishōnen Manga“ wurde in den 1970er Jahren gelegentlich verwendet, verlor aber in den 1990er Jahren an Bedeutung, als die Werke dieses Genres eine breitere Palette an Protagonisten als die traditionellen heranwachsenden Jungen zeigten.[24]

Im Westen, darunter auch im deutschsprachigen Raum, etablierten sich vor Boys Love zunächst Yaoi und Shōnen-ai.[25] Sie bilden dabei ein Gegensatzpaar als Bezeichnungen für erotische bis pornografische Werke (Yaoi) und für romantische Werke (fast) ohne Sexszenen (Shōnen-ai), unabhängig davon, ob die Werke von Fans oder kommerziell produziert wurden.[26][2][11][12]

Historische Entwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vor 1970: Die Ursprünge des Shōnen-ai[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mari Mori, deren tanbi-Romane den Grundstein für viele der gängigen Genre-Tropes von shōnen-ai und yaoi legten.

Homosexualität und Androgynität haben in Japan eine lange Geschichte, die bis in die Heian-Zeit (794–1185) zurückreicht, wie Praktiken wie shudō (衆道, gleichgeschlechtliche Liebe zwischen Samurai und ihren Gefährten) und kagema (陰間, männliche Sexarbeiter, die als Kabuki-Schauspielerlehrlinge dienten) zeigen. Während der Meiji-Ära (1868–1912) wandelte sich das Land von der Toleranz gegenüber Homosexualität im Zuge der Verwestlichung hin zu einer feindseligen gesellschaftlichen Haltung gegenüber Homosexualität und der Einführung von Anti-Sodomie-Gesetzen.[5]

Angesichts dieses rechtlichen und kulturellen Wandels haben Künstler, die männliche Homosexualität in ihren Werken darstellten, dies in der Regel durch einen Subtext getan.[5] Die Illustrationen von Kashō Takabatake in an Jungen gerichteten Comic-Magazin Nihon Shōnen bildeten die Grundlage dessen, was zur Ästhetik des Bishōnen werden sollte: Jungen und junge Männer, oft in homoerotischen Kontexten, die durch ihre „ambivalente Passivität, Zerbrechlichkeit, Vergänglichkeit und Weichheit“ definiert sind.[27] Der 1961 erschienene Roman Koibitotachi no mori der tanbi-Autorin Mari Mori, in dem es um die Beziehung zwischen einem Professor und seinem jüngeren Geliebten geht, gilt als einflussreicher Vorläufer des Shōnen-ai-Genres.[13] Moris Werke wurden von der europäischen Literatur, insbesondere der Gothic-Literatur, beeinflusst und legten den Grundstein für viele der gängigen Elemente von Shōnen-ai und Yaoi: westliche Exotik, gebildete und wohlhabende Charaktere, erhebliche Altersunterschiede zwischen den Paaren und phantasievolle oder sogar surreale Szenarien.[13]

1970er und 1980er Jahre: Von Shōnen-ai zu Yaoi[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Moto Hagio, ein Mitglied der Gruppe der 24er und eine wichtige Figur des shōnen-ai-Genres.

Hideko Mizunos ab 1969 erschienener Mädchenmanga Fire!, die erotisierte männliche Homosexualität in der amerikanischen Rock-’n’-Roll-Kultur darstellte, gilt in als einflussreiches Werk zu Beginn der nächsten Phase des Genres.[6] Der zeitgenössische japanische homoerotische Liebesmanga entstand in den 1970er Jahren als Untergenre des Mädchenmanga.[3] In dieser Zeit wurden auch die ersten Manga im Magazin Barazoku veröffentlicht, die erste kommerzielle Schwulenzeitschrift Japans, und hatten großen Einfluss auf die Entwicklung des Shōnen-ai.[6] Eine neue Generation von Shōjo-Manga-Künstlerinnen trat in Erscheinung, zu denen vor allem die Gruppe der 24er zählte. Die 24er-Gruppe trug wesentlich zur Entwicklung des Shōjo-Manga bei, indem sie eine größere Vielfalt an Themen und Stoffen in das Genre einführte, die sich von japanischer und europäischer Literatur, Kino und Geschichte inspirieren ließen. Mitglieder der Gruppe, darunter Keiko Takemiya und Moto Hagio, schufen Werke, die männliche Homosexualität darstellten: Sunroom nite (1970) von Takemiya gilt als das erste Werk des Genres, das als Shōnen Ai bekannt werden sollte, gefolgt von Hagios 11-gatsu no Gymnasium (1971).[6] An den Innovationen beteiligt war auch Hagios Redakteur bei Shōgakukan, Yamamoto Junya, sowie die Zeichnerin Ōshima Yumiko.[2] Takemiya, Hagio, Toshie Kihara, Ryōko Yamagishi und Kaoru Kurimoto gehörten zu den bedeutendsten Shōnen-ai-Künstlern dieser Ära;[6][16] zu den bemerkenswerten Werken gehören Tōma no Shinzō (1974–1975) von Hagio, der erste Boys Love als Serie,[28] und Kaze to Ki no Uta (1976–1984) von Takemiya.[6][29][30] Die Werke dieser Künstler zeigen in der Regel tragische Romanzen zwischen androgynen Bishōnen an historischen europäischen Schauplätzen.[8][6] Mit den erstmals erprobten expliziten Sexdarstellungen spielte Shōnen Ai eine wichtige Rolle in der weiteren Entwicklung des Shōjo-Mangas in den 1970er, an dessen Ende schließlich auch heterosexuelle Beziehungen expliziter wurden.[31] Auch Innovationen in Zeichenstil, Erzähltechniken und Seitenlayout wurden besonders in diesem Genre erprobt.[2] Mit der Verarbeitung von Einflüssen literarischer Vorlagen in den Shōnen-Ai-Geschichten, so stammten die Topoi der Internate und Jungenschulen unter anderem aus Geschichten von Hermann Hesse, war das Genre auch daran beteiligt, dass Shōjo-Mangas mit höherer literarischer Qualität entstanden.[4]

Die Subkultur der Dōjinshi, selbstverlegter, oft parodistischer Fancomics, entstand zeitgleich in den 1970er Jahren.[32] Sie stellt eine parallele Entwicklung zur Entstehung der thematisch ähnlichen Slash-Fanfiction in den USA dar.[33] 1975 fand der erste Comiket statt, ein Markt für Dōjinshi-Zeichner. In dieser Szene entstand der Begriff Yaoi als Bezeichnung für männlich-männliche Liebesgeschichten unter den Fanproduktionen. Frühe Yaoi-Dōjinshi waren typischerweise abgeleitete Werke mit Glam-Rock-Künstlern wie David Bowie und Queen als beliebte Themen als Folge des Einflusses von Fire!; Yaoi-Dōjinshi waren auch sexuell expliziter als die kommerziell veröffentlichten Shōnen-ai.[6] 1978 startete die Zeitschriften June und 1980 Allan. Beide Zeitschriften spezialisierten sich zunächst auf Shōnen-ai als „ein Mittelding zwischen Tanbi-Literatur und Pornografie“. Der Erfolg von June war so groß, dass June mit dem Begriff Shōnen-ai als Genrebezeichnung zu konkurrieren begann.[6] In den späten 1980er Jahren nahm die Popularität der professionell veröffentlichten Shōnen-ai ab, und die als Dōjinshi veröffentlichten Yaoi wurden dagegen immer beliebter.[34] Beliebte Shōnen-Manga mit japanischen Schauplätzen wie Captain Tsubasa wurden zum Ausgangsmaterial für darauf aufbauende Yaoi-Dōjinshi und das Genre stellte zunehmend japanische anstelle westlicher Schauplätze dar. In den 1980er Jahren begannen die vom Shōnen-ai beeinflussten Werke, ältere Protagonisten darzustellen und sowohl in der Handlung als auch in der Zeichnung einen realistischen Stil anzunehmen, wie die Mangas Banana Fish (1985–1994) von Akimi Yoshida und Tomoi (1986) von Wakuni Akisato. In den 1980 und 1990er Jahren verbreitete sich das Genre auch in Anime, Hörspielen und Light Novels.[6] Die Anime-Adaption von Pataliro aus dem Jahr 1982 war der erste Fernsehanime, der Shōnen-ai-Themen aufgriff, während Kaze to Ki no Uta und Earthian 1987 bzw. 1989 als Original Video Animation direkt auf Video veröffentlicht wurden.[35]

1990er: Mainstream-Popularität und Yaoi ronsō[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Manga-Zeichnergruppe Clamp, deren Werke zu den ersten von Yaoi beeinflussten Medien gehörten, die dem Publikum außerhalb Asiens begegneten.

Die Verfügbarkeit von June und Allan gab vielen nicht nur Zugang zu homoerotischen Erzählungen von etablierten und aufstrebenden professionellen Manga-Künstlern, sondern auch die Möglichkeit, sich an der Produktion und dem Konsum solcher Erzählungen jenseits kommerzieller Kanäle teilzunehmen, indem viele Yaoi-Dōjinshi-Autoren für ihre Publikationen rekrutiert wurden.[6] Ab 1990 nahmen sieben japanische Verlage Mädchen-Comics über schwule Männer in ihr Angebot auf, was den kommerziellen Verlagsmarkt des Genres ins Rollen brachte:[9] Ihr Markteinstieg wird auch mit der Wirtschaftskrise erklärt, in der die Verlage sich neue Zielgruppen erschließen wollten.[2] Zwischen 1990 und 1995 wurden dreißig Zeitschriften gegründet. Werke dieser Zeit waren in der Regel eher Komödien als Melodramen, so Gravitation (1996–2002) von Maki Murakami.[36] Die Zielgruppe wurde älter, die Protagonisten älter und maskuliner.[2] Infolgedessen wurden Yaoi und der neue Name Boys Love (BL) zu den populärsten Begriffen zur Beschreibung von Werken, die männliche Romanzen darstellen, und verdrängten Shōnen-ai und June.[6]

In den 1990er Jahren begannen immer mehr Shōjo-Manga, Yaoi-Elemente in ihre Handlungen zu integrieren. Die Manga-Zeichnergruppe Clamp, die selbst als eine Gruppe begann, die Yaoi-Dōjinshi schuf,[37] veröffentlichte in dieser Zeit mehrere Werke wie RG Veda (1990–1995)[38][39], Tokyo Babylon (1991–1994)[38] und Cardcaptor Sakura (1996–2000).[30] BL wurde Ende der 1990er Jahre auf dem chinesischen Festland populär; anschließend verbot das Land die Veröffentlichung und den Vertrieb von BL-Werken.[40]

Mitte der 1990er Jahre fand die so genannte Yaoi-Debatte oder Yaoi ronsō (や お い 論争) statt, die vor allem in einer Reihe von Essays geführt wurde, die von 1992 bis 1997 in der feministischen Zeitschrift Choisir veröffentlicht wurden.[41] Der japanische schwule Schriftsteller Masaki Satō kritisierte das Genre als homophob, weil es schwule Männer nicht korrekt darstelle[13] und bezeichnete Yaoi-Fans als ekelhaft und pervers.[41] Es folgte eine jahrelange Debatte, in der Fans und Künstler beanspruchten, Yaoi sei eine Unterhaltung für Frauen und eine Zuflucht vor der Frauenfeindlichkeit der japanischen Gesellschaft, die keine realistische Darstellung von Homosexualität anstrebe.[13] Die wissenschaftliche Debatte, die die Yaoi ronsō auslöste, führte zur Herausbildung der BL-Studien, die sich auf die Untersuchung von BL und die Beziehung zwischen Frauen und BL konzentrieren.[42] Dies wirkte sich auch auf die Künstler aus und während sich manche vom Genre abwandten, integrierten andere die Einwände der Kritiker in ihr Schaffen.[13]

Nach 2000: Globalisierung von Yaoi und BL[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Otome Road in Ikebukuro wurde in den 2000er Jahren zu einem wichtigen kulturellen Ziel für die BL-Fangemeinde.

Die Wirtschaftskrise der 1990er und Anfang der 2000er hatte keine besonderen Auswirkungen auf den Boys-Love-Markt. Die Magazine konnten in dieser Zeit weiter zulegen, und die Verkäufe von BL-Medien stiegen. In den 2000er Jahren entwickelte sich die Otome Road in Ikebukuro zu einem wichtigen kulturellen Ziel für die BL-Fangemeinde, mit zahlreichen Geschäften für Produkte rund um das Genre.[6] Zugleich wurden die Konsumentinnen älter und kaufkräftiger und mit ihnen wurden auch die Protagonisten der Geschichten älter. Seit den 2000er Jahren finden sich häufiger Romanzen zwischen Angestellten an Stelle der Jugendlichen und Schüler des Shōnen-ai der 1970er und 80er Jahre.[2] Die Fangemeinde des Genres wurde in Japan als lohnenswerte Zielgruppe entdeckt und seither gezielt angesprochen.[43]

In den 2000er Jahren erlebte BL auf den internationalen Märkten ein bedeutendes Wachstum, so wurde 2001 die amerikanische Anime-Convention Yaoi-Con gegründet.[6] Die ersten offiziell lizenzierten englischsprachigen Übersetzungen des Genres wurden 2003 auf dem nordamerikanischen Markt veröffentlicht.[44] In Südkorea hat sich BL in Manhwa entwickelt. In den 2010er und 2020er Jahren stieg die Popularität von BL-beeinflussten Medien in China und Thailand in Form von Web-Romanen, Live-Action-Filmen und Live-Action-Fernsehdramen. Die Zunahme von Streaming-Diensten in den 2010er Jahren gilt als treibende Kraft für die Produktion von BL-Dramen in Asien, da der Online-Vertrieb eine Plattform für Medien mit nicht heterosexuellem Material bietet, das im Fernsehen häufig nicht zugelassen ist.[45]

Konzepte und Themen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Genre-Überschneidungen und Untergenre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jenseits des vorgegebenen Genre-Themas bilden Boys-Love-Werke eine große Genre-Vielfalt ab. Neben klassischen romantischen Geschichten in der Gegenwart gibt es historische oder futuristische Stoffe, Science-Fiction, Fantasy und Horror. Neben ernsthafte Kriminalgeschichten oder Dokumentationen über Aids treten leichte, satirische oder absurde Komödien.[46] Vorherrschend sind jedoch Geschichten im japanischen Alltag, Fantasy und Science-Fiction eher selten.[2] Bis in die 1990er Jahre hatten BL-Manga dagegen oft fantastische, historische oder futuristische Schauplätze[47] und tragische Erzählungen waren vorherrschend,[46] insbesondere Geschichten, die damit endeten, dass ein oder beide Mitglieder des Hauptpaares durch Selbstmord starben. Mitte der 1990er Jahre gab es häufiger Happy Ends.[48] Wenn tragische Enden gezeigt werden, ist die Ursache in der Regel nicht ein zwischenmenschlicher Konflikt zwischen dem Paar, sondern „die grausamen und aufdringlichen Forderungen einer kompromisslosen Außenwelt“.[49] Thorn stellt die Theorie auf, dass die Darstellung von Tragödien und Missbrauch dazu dient, dem Publikum „zu ermöglichen, sich in gewisser Weise mit seinen eigenen Missbrauchserfahrungen auseinander zu setzen“.[34] Geschichten in Boys Love sind oft stark homosozial geprägt und geben Männern die Freiheit, sich zu verbinden und gemeinsame Ziele zu verfolgen oder miteinander zu rivalisieren. Diese spirituelle Verbindung und gleichberechtigte Partnerschaft wird als Überwindung der männlich-weiblichen Geschlechterhierarchie dargestellt.[50] Wie in Liebesromanen üblich, müssen Paare in Boys-Love-Geschichten oft Hindernisse überwinden, die eher emotional oder psychologisch als physisch sind.[51] Kazumi Nagaike stellt mehrere Unterformen anhand der Beziehungen auf: toshishita zeme mit einem jüngeren aktiven Partner, shōta mono mit einem kindlichen passiven Partner; riiman mono mit erwachsenen und berufstätigen Protagonisten und gakuen mono mit einer Beziehung an der Schule oder Hochschule. Zeitweise populär waren arabu mit mindestens einem arabischen Protagonisten. Eigene Untergruppen sind auch Geschichten über Prostitution oder hanayome über eine Ehe zwischen den Protagonisten.[2]

Bara (薔薇, „Rose“), auch bekannt als Gay Manga (ゲイ漫画) oder gei komi (ゲイコミ, „Gay Comics“) ist ein Genre, das sich auf männliche gleichgeschlechtliche Liebe konzentriert und hauptsächlich von schwulen Männern für ein schwules männliches Publikum geschaffen wird.[49] Schwule Manga konzentrieren sich in der Regel auf männliche Männer mit einem unterschiedlichen Maß an Muskeln, Körperfett und Körperbehaarung, im Gegensatz zu den androgynen Bishōnen in Boys Love. Graham Kolbeins schreibt, dass Yaoi als ein primär feministisches Phänomen verstanden werden kann, da es Sex darstellt, der frei von den patriarchalischen Fallen der heterosexuellen Pornografie ist, und Gay Manga in erster Linie ein Ausdruck schwuler männlicher Identität ist.[52] Ab den frühen 2000er Jahren gibt es eine gewisse Überschneidung zwischen Boys Love und schwulen Mangas in BDSM-Publikationen: bei dem mehrere weibliche Boys-Love-Autoren Geschichten zu BDSM-Themen in schwulen Manga-Anthologien oder Sonderausgaben beigesteuert haben,[53] gelegentlich unter männlichen Pseudonymen.[52]

Shotacon ist ein Genre, in dem vorpubertäre oder pubertierende Jungen in einem romantischen oder pornografischen Kontext dargestellt werden. Das Subgenre, das in den frühen 1980er Jahren als Ableger von Yaoi entstand, wurde später von männlichen Lesern übernommen und von lolicon (Werke, die vorpubertäre oder pubertierende Mädchen darstellen) beeinflusst.[16] Teens’ love ist ein Subgenre, das seit den 2000er Jahren aus Shojo-Mangas entstanden ist,[54] in dessen Mittelpunkt in der Regel Frauen stehen. Es unterscheidet sich von Frauencomics, dass sie dunkle Storyelemente wie Vergewaltigung, Inzest und enjo kōsai (Beziehungen auf der Grundlage von Transaktionssex) enthalten, die jedoch heutzutage vermieden werden.[55]

Omegaverse ist ein Subgenre der männlichen Liebesromane, das seinen Ursprung im amerikanischen Star-Trek-Fandom hat[56] die später als Subgenre des kommerziellen und nicht-kommerziellen Yaoi auftauchte.[57][58] Die Geschichten dieses Genres gehen von Gesellschaften aus, in denen die Menschen in eine Dominanzhierarchie aus dominanten „Alphas“, neutralen „Betas“ und unterwürfigen „Omegas“ eingeteilt sind. Diese Begriffe sind von den Begriffen abgeleitet, die in der Ethologie zur Beschreibung sozialer Hierarchien bei Tieren verwendet werden.[57][58][59] Das Dom/Sub-Universum-Subgenre etablierte sich um 2017 und gewann im Jahr 2021 an Popularität. Das Subgenre verwendet BDSM-Elemente und bezog auch Einflüsse aus dem Omegaverse, insbesondere das Kastensystem.[60]

Körperbilder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

David Bowie
Bandō Tamasaburō
Der Musiker David Bowie, der Schauspieler Björn Andrésen und der Kabuki-Schauspieler Bandō Tamasaburō beeinflussten die Darstellung von bishōnen-Figuren in shōjo- und yaoi-Mangas.

Die Protagonisten von Boys Love sind oft Bishōnen (美少年, wörtlich „schöner Junge“), „hoch idealisierte“ Jungen und junge Männer, die sowohl männliche als auch weibliche Eigenschaften in sich vereinen.[61] Bishōnen als Konzept ist in ganz Ostasien zu finden, aber seine spezifische ästhetische Ausprägung in den Shōjo-Manga der 1970er Jahre und den späteren June-Manga wurde von der Populärkultur der damaligen Zeit beeinflusst, darunter von Glam-Rock-Künstlern wie David Bowie[62] Schauspieler Björn Andrésens Darstellung des Thaddäus in der Verfilmung von Tod in Venedig von 1971 und der Kabuki-Schauspieler Bandō Tamasaburō.[63] Bishōnen kommen nicht nur in Boys Love vor. Ihre Androgynität wird oft ausgenutzt, um Vorstellungen von Sexualität und Geschlecht zu erkunden.[62][64]

Entsprechend des Schönheitsbildes eines Bishōnen wird in der Regel auch keine Körperbehaarung gezeigt. Doch trotz zunächst kaum veränderten ästhetischen Vorbildern waren bereits in den 1990er Jahren über zwei Drittel der Protagonisten erwachsen oder sogar berufstätig.[2] In den 2010er Jahren stieg in Boys-Love-Geschichten die Popularität von stereotyp-männlichen Männern, die an die typischen Körpertypen in Gay Manga erinnern, und der Schwerpunkt verlagerte sich auf Geschichten mit muskulösen Körpern und älteren Charakteren.[65][66][33] Eine Umfrage des Verlages Juné Manga aus dem Jahr 2017 ergab, dass über 80 % der Leserschaft früher ausschließlich Bishōnen-Körpertypen bevorzugten, während 65 % nun sowohl Bishōnen als auch muskulöse Körpertypen mögen.[67] Es wird auch davon gesprochen, dass das Genre und die darin vertretene Demografie und Körperbilder mit ihrem Publikum mitgewachsen und mitgealtert sind.[2]

Rollenbilder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kunstwerk, das ein Paar Seme (links) und Uke (rechts) darstellt.

Die beiden Partner in einer Beziehung in Boys Love werden oft als Seme (攻め) und Uke (受け) bezeichnet.[68] Diese Begriffe haben sich in der Yaoi-Dōjinshi-Szene entwickelt[2] und stammen ursprünglich aus dem Kampfsport, wo sie den angreifenden und verteidigenden oder den geworfenen Sportler benennen. Im Boys Love bezeichnen sie den einführenden (Seme) und den empfangenden Partner (Uke) beim Analsex. Aleardo Zanghellini weist darauf hin, dass die Begriffe aus dem Bereich der Kampfkünste für das japanische Publikum eine besondere Bedeutung haben, da zum Archetyp der schwulen männlichen Beziehung in Japan die gleichgeschlechtliche Liebe zwischen Samurai und ihren Gefährten gehört. Er vermutet, dass der Samurai-Archetyp für die Altersunterschiede und die hierarchischen Machtunterschiede in einigen Beziehungen, die in Yaoi und Boys Love dargestellt werden, verantwortlich ist.[69] Eine Verbindung zu den unter Homosexuellen und beim BDSM inhaltlich ähnlichen Bezeichnungen top und bottom ist nicht bekannt, obwohl die Konstellation beim Sex einander entsprechen. Auf Covern oder in Beschreibungen von Boys Love werden die Namen der Partner oft mit einem x verknüpft, wobei der Seme zuerst steht. In Fankreisen entwickeln sich, besonders bei Yaoi-Dōjinshi zu berühmten Serien, Diskurse dazu, welcher Charakter welche Rolle einnimmt.[2]

Die Einteilung in Seme und Uke wird von Lesern und Kritikern oft mit einer heterosexuellen Ordnung gleichgesetzt, entsprechend der männlich oder weiblich angesehene Eigenschaften zwischen den beiden Partnern verteilt werden.[2] Der Seme wird oft als eher stereotypisch maskulinen und machohaften Aussehen.[70] Er verfolgt in der Regel den Uke, der oft weichere, androgyne, weibliche Züge mit größeren Augen und einem kleineren Körperbau hat und oft körperlich schwächer ist als der Seme.[64][71][72] Die Rollen von Seme und Uke können auch dadurch festgelegt werden, wer in der Beziehung dominant ist; eine Figur kann die Uke-Rolle einnehmen, auch wenn sie nicht als weiblich dargestellt wird, indem sie einfach einer dominanteren und männlichen Figur gegenübergestellt und von ihr verfolgt wird.[72] Eine Analyse von 300 Werken im Jahr 2005 stellte fest, dass keine generelle Unterteilung und Zuschreibung von Eigenschaften möglich ist, da immer beide Partner sowohl männlich als auch weiblich konnotierte Eigenschaften zeigen. Auch die zu berühmten Serien stattfindenden Fan-Diskurse zeigen, dass eine eindeutige Zuordnung oft nicht möglich und vom Rezipienten abhängig ist.[2] Nicht alle Werke halten sich an Seme- und Uke-Tropen[73] und auch Rollentausche kommen vor,[74] was darauf hindeutet, dass viele Genre-Autoren daran interessiert sind, den performativen Charakter der Rollen zu erforschen.[11] So stellte McLelland heraus, dass „die Autoren in der Regel daran interessiert sind, die Dynamik zwischen Seme und Uke zu erforschen und nicht zu verwerfen“.[75] Es entstanden diverse Unterformen, die auch mit eigenen Begriffen belegt wurden, wie: sasoi uke für den verführerischen Uke, joō uke für den herrschenden Uke; yancha uke für den frechen/eigensinnigen Uke; hetare seme für den „Weichei“-Seme; noke seme für einen heterosexuellen Seme; keigo seme für einen höflichen Seme und weitere mehr.[2] Gelegentlich verzichten die Autoren auf die Stilisierung von Seme und Uke, um beide Liebhaber als „gleich attraktive, gut aussehende Männer“ darzustellen, oder sie unterlaufen die Erwartungen an die Dominanz, indem sie den aktiven Verfolger in der Beziehung als passiven Mann beim Sex darstellen.[70] Über die Bedeutung des Schemas für das Genre schreibt Björn-Ole Kamm, dass das zunächst einfache Schema zunächst die leichte Verbreitung und Übernahme in immer neue Werke ermöglicht hat. Mit der Zeit bildete es einen Interpretationsrahmen, in dem sich eine breite Differenzierung ausbilden konnte.[2]

Weibliche Charaktere spielen in Boys Love oft nur eine Nebenrolle oder sind gar nicht vorhanden. Die Rolle von Frauen wird in der Regel entweder auf ein Minimum reduziert oder der Charakter wird getötet. Lunsing stellt fest, dass die frühen Shōnen Ai und Yaoi oft als frauenfeindlich angesehen wurden, wobei die geringere Rolle der weiblichen Charaktere als Beweis für die verinnerlichte Frauenfeindlichkeit der überwiegend weiblichen Leserschaft des Genres angeführt wurde. Er meint, dass der Rückgang dieser frauenfeindlichen Darstellungen im Laufe der Zeit ein Beweis dafür ist, dass die Leserinnen diesen Hass überwunden hätten, möglicherweise dank ihrer Beschäftigung mit Yaoi.[76] Kristin Eckstein verweist darauf, dass die weiblichen Figuren oft reine plot devices sind, die die Beziehung zwischen den Protagonisten stören und entsprechend stereotyp und rein negativ porträtiert werden. Eine Untersuchung von Mara Blair zeigte 2010 aber, dass ausgearbeitete, differenzierte weibliche Charaktere durchaus Zuspruch beim Publikum fänden. Es sei daher davon auszugehen, dass die Leserschaft die zugespitzte und konstruierte Weiblichkeit vieler dieser Figuren ablehnt, aber nicht weibliche Charaktere per se.[77] Nach einem Vergleich der weiblichen Leserschaft der Serien One Piece, Naruto und Prince of Tennis und deren Aktivität in Form von Yaoi-Fanart kommt Yukari Fujimoto zu dem Schluss, dass Yaoi-Geschichten besonders zu den Serien erzählt werden, die nur wenige, schwache und nicht zur Identifikation der weiblichen Leserschaft geeignete weibliche Figuren bieten. Die kreative Leserschaft beschäftige sich daher umso intensiver mit Beziehungen zwischen den männlichen Charakteren und schreibe die weiblichen Figuren aus ihren Fan-Werken heraus, was zu einem besonders hohen Anteil der Yaoi hineinlesenden Rezipienten in der entsprechenden Fanszene führt.[78]

Darstellung von Schwulen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dem Genre wird seit Aufkommen der Yaoi ronsō in den 1990ern vorgeworfen, Homosexuelle unrealistisch, verzerrt und zu idealisiert darzustellen oder sogar Homophobie zu transportieren. Zum Aspekt der unrealistischen Darstellung wird zum einen erwidert, dass das Genre als in erster Linie Unterhaltungsliteratur oder sogar Pornografie nicht das Ziel habe, Homosexuelle realistisch abzubilden. Zum anderen vergleiche Lunsing 2006 die Darstellung Homosexueller in Boys Love mit der in Manga von und für Homosexuelle. Dabei stellte er keine Unterschiede im Ausmaß der Idealisierung fest. Vorwürfe von Homophobie oder Misogynie basierten auf nicht repräsentativen Einzelbeispielen.[43] Akiko Mizoguchi stellt fest, dass frühe Boys Love Homosexualität als Quelle der Scham darstellten, um die dramatische Spannung in dieser Hinsicht zu erhöhen. In Boys Love wird die japanische Gesellschaft typischerweise so dargestellt, dass sie LGBT-Menschen mehr akzeptiert, als es in der Realität der Fall ist, was laut Mizoguchi eine Form von Aktivismus der Autoren darstellt.[79] In einigen längeren Geschichten wie Fake und Kizuna: Bonds of Love bildet das Paar eine Familie, lebt zusammen und adoptiert Kinder.[80] Es ist auch möglich, dass sie heiraten und Kinder bekommen, wie in Omegaverse-Publikationen.[64] Fujimoto zitiert Ossan's Love (2016–2018) und andere BL-Fernsehdramen, die in den 2010er Jahren entstanden sind, als „'fehlendes Glied', um die Kluft zwischen BL-Fiction und schwulen Menschen zu überbrücken“, und argumentiert, dass die Darstellung von BL-Erzählungen mit menschlichen Schauspielern „eine unbewusste Veränderung in der Wahrnehmung der Zuschauer“ in Richtung Akzeptanz von Homosexualität bewirkt.[81]

Homophobie wird als Mittel zur Steigerung der Dramatik eingesetzt.[82] Rachel Thorn hat darauf hingewiesen, dass BL in erster Linie ein Liebesroman-Genre ist, dessen nach Eskapismus suchende Leser sich von politischen Themen wie Homophobie abgeschreckt fühlen könnten.[34] Alan Williams argumentiert, dass das Fehlen einer schwulen Identität im Boys Love darauf zurückzuführen ist, dass das Genre postmodern ist. Er stellt fest, dass „eine häufige Äußerung im Genre – wenn eine Figur behauptet, dass sie 'nicht schwul, sondern nur in einen Mann verliebt' ist – sowohl homophobe (oder moderne) zeitliche Untertöne als auch nicht-identitäre (postmoderne) hat“.[83] Viele Autoren weisen darauf hin, dass nicht alle Leserinnen oder Autorinnen des Genres Homosexualität auch außerhalb der fiktiven Welt wohlgesonnen sind und für manche die tragischen Ausgänge früher Werke daher selbstverständlich, „natürlich“ oder unausweichlich waren.[77][46]

Darstellung von Sexualität und Bezug zu Pornografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sex wird in Boys-Love-Geschichten meist explizit gezeigt und nicht nur angedeutet. Die Darstellung erfolgt oft in einer Halbnahen. Die Genitalien werden selten deutlich, oft eher verfremdet oder in einer Weise nah und groß dargestellt, dass wiederum wenig zu erkennen ist. Auch Körperflüssigkeiten werden gezeigt, meist Schweiß und seltener Ejakulat. Eher in Romanen als in Mangas wird auf Prozess und Vorbereitung des Analverkehrs eingegangen, wie die Verwendung von Gleitgel und Kondomen.[2]

Boys Love wird von einigen Kritikern oder in der Öffentlichkeit generell als Pornografie betrachtet, da sexuelle Fantasien dargestellt werden.[84] Die Darstellung ist eher idealisiert und in der Regel unrealistisch schön. Künstler nehmen sich Zeit und Raum, Sex-Szenen ausführlich zu zeigen. Szenen, die auf die sexuelle Erregung des Betrachters abzielen, können 40 % des Mediums einnehmen.[85] Kazumi Nagaike argumentiert, dass Frauen, die Pornografie betrachten, Schuldgefühle und Scham fühlen, da sie sich mit den Protagonistinnen identifizieren, die ihre sexuelle Befriedigung durch männliche Penetration erfahren. In der Welt von Boys Love seien sie dem nicht ausgesetzt. Sie können sich mit beiden Partnern gleichermaßen identifizieren, durch das unterschiedliche Geschlecht besser von der Handlung distanzieren und ihre Identifikation mit den Protagonisten besser kontrollieren. Die romantische Geschichte, in die die Sexszenen eingewoben sind, dient auch der Stimulation von Erotik, die damit Teil einer Romanze wird. Auch die Sexszenen tragen dazu bei, die Romanze als „ultimative Liebesfantasie“ einer nicht-hierarchischen sexuellen Beziehung zu erzählen. Boys Love ist nicht limitiert auf pornografische Szenen, in denen auch Vergewaltigung, S/M und andere extreme sexuelle Handlungen dargestellt werden. Der Fokus liegt auf weiblichen sexuellen Wünschen, die über die Beziehung zwischen zwei Männern erzählt werden und mit pornografischen Darstellungen „gewürzt“ sind.[50] Viele dieser besonders erregenden Medien sind in der Regel ohne Altersnachweis verfügbar.[86][85]

Vergewaltigungsfantasien sind ein Thema, das häufig mit Yaoi in Verbindung gebracht wird. Vergewaltigungsszenen in Yaoi werden selten als Verbrechen mit einem Täter und einem Opfer dargestellt: Szenen, in denen ein Seme einen Uke vergewaltigt, werden nicht als Symptom für die gewalttätigen Gelüste des Seme dargestellt, sondern eher als Beweis für die unkontrollierbare Anziehung, die der Seme zu dem Uke verspürt. Solche Szenen sind oft ein Mittel der Handlung, um den Uke dazu zu bringen, in dem Seme mehr als nur einen guten Freund zu sehen, und führen in der Regel dazu, dass sich der Uke in den Seme verliebt.[50] Kristy Valenti von The Comics Journal merkt an, dass sich Vergewaltigungsgeschichten typischerweise darauf konzentrieren, wie „unwiderstehlich“ der Uke ist und wie der Seme sich in seiner Gegenwart „nicht beherrschen kann“, wodurch der Seme von der Verantwortung für seine Vergewaltigung des Uke entbunden wird. Sie merkt an, dass dies wahrscheinlich der Grund ist, warum der Höhepunkt vieler Geschichten darin besteht, dass der Seme sein sexuelles Verlangen erkennt und die Verantwortung dafür übernimmt.[87] Eine 2012 durchgeführte Umfrage unter englischsprachigen Fans ergab, dass nur 15 % der Befragten angaben, dass sie sich bei Vergewaltigungen in Boys-Love-Medien unwohl fühlten, da die Mehrheit der Befragten zwischen der „fantasievollen, genrebedingten Vergewaltigung“ in Yaoi und Vergewaltigung als Verbrechen in der Realität unterscheiden konnte. Diese hohe Toleranz für Vergewaltigungsdarstellungen wird von Anna Madill durch eine Inhaltsanalyse kontextualisiert, die ergab, dass nur 13 % aller japanischen Boys Love, die auf Englisch im Handel erhältlich sind, Vergewaltigungsdarstellungen enthalten. Diese Ergebnisse widerlegten die Wahrnehmung, dass Vergewaltigung in BL fast allgegenwärtig sei.[36]

Medien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Buchmarkt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu den bedeutendsten laufenden und eingestellten Magazinen gehören Be × Boy, June, Craft, Chara, Dear+, Opera, Ciel und Gush.[17][24] 2002 waren elf von 281 Manga-Magazinen in Japan exklusiv dem Genre gewidmet.[46] Insgesamt waren 34 Verlage in der Szene tätig. Es gab acht Magazine für Prosa und 13 für Manga sowie etwa 90 Roman- und Manga-Titel im Taschenformat jeden Monat. 2007 kamen etwa 150 Publikationen jeden Monat heraus. Zu dieser Zeit wurde die Zahl der festen Kundschaft auf eine halbe Million geschätzt. Zu dieser kann eine ähnlich große Zahn an nicht-kaufenden Lesenden dazugerechnet werden.[2] Nach einer Schätzung von 2008 nimmt der japanische, kommerzielle BL-Markt jährlich etwa 12 Milliarden Yen ein, wobei der Verkauf von Romanen 250 Millionen Yen pro Monat, der von Mangas 400 Millionen Yen pro Monat, der von CDs 180 Millionen Yen pro Monat und der von Videospielen 160 Millionen Yen pro Monat einbringt.[88] Ein Bericht aus dem Jahr 2010 schätzt, dass der japanische BL-Markt sowohl 2009 als auch 2010 etwa 21,3 Milliarden Yen wert war.[89]

Fan-Werke (Dōjinshi)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei Yaoi dōjinshi handelt es sich in der Regel um abgeleitete Werke, die auf bestehenden Medien basieren, wie bei dieser Fan-Art von Harry Potter und Severus Snape aus der Harry-Potter-Serie.

Die Subkultur der Dōjinshi, selbstveröffentlichter Fancomics, entstand zeitgleich mit der Yaoi-Subkultur und der westlichen Fan-Fiction-Kultur in den 1970er Jahren.[32] Yaoi-Fanfiction wird oft mit der westlichen Fanpraxis des Slash verglichen, die zur gleichen Zeit aufkam. Levi stellt fest, dass „der jugendliche Teenager-Look, der sich in Boys-Love-Mangas so leicht in Androgynität umwandeln lässt und so viele vielschichtige Interpretationen von Geschlecht und Gender zulässt, für Slash-Autoren viel schwieriger zu erreichen ist“.[90] Oft sind die Autoren noch Teenager und schreiben für ein jugendliches Publikum,[32][91] aber auch manche bereits erfolgreiche (Boys-Love-)Künstler veröffentlichen Dōjinshi neben ihrer professionellen Arbeit, teils als Fortsetzungen oder Zusatzgeschichten zu ihren kommerziellen Serien.[24] Die Hefte werden in Läden, aber vor allem auf Fan-Conventions gehandelt. Die Comiket, größte Convention in Japan, widmet einen ihrer drei Veranstaltungstage nur Yaoi-Dōjinshi.[46]

Yaoi-Dōjinshi sind oft abgeleitete Werke, die auf bestehenden Mangas und Animes basierten. Dabei werden männliche Paare aus nicht-romantischen Manga und Anime dargestellt. Ein Großteil des Materials stammt aus männlich orientierten Shōnen- und Seinen-Werken, die enge Männerfreundschaften enthalten, die von Fans als homoerotische Elemente wahrgenommen werden,[34] wie zum Beispiel bei Captain Tsubasa[21] und Saint Seiya, zwei Titel, die Yaoi in den 1980er Jahren populär machten.[32] Dieser besondere Blick der (meist) weiblichen Fans auf die Charaktere, bei dem homoerotische Beziehungen hineingedeutet werden, wird auch als yaoi megane („Yaoi-Brille“) bezeichnet.[28] Weekly Shonen Jump ist dafür bekannt, dass es eine große weibliche Leserschaft gibt, die sich mit Yaoi beschäftigt;[78] Verleger von Shōnen-Mangas können „homoerotische“ Artikel als Fan-Service für ihre BL-Fans herstellen.[92] Yaoi-Fans können jede beliebige männlich-männliche Paarung (kappuringu, von engl. coupling) wählen, manchmal auch einen Lieblingscharakter, oder eine Geschichte über zwei originelle männliche Charaktere schreiben und etablierte Charaktere in die Geschichte einbeziehen.[2][21] Auch Figuren aus Nicht-Manga-Titeln wie Harry Potter oder Der Herr der Ringe,[93] Videospiele wie Final Fantasy,[94] oder reale Personen wie Politiker werden sich für solche Geschichten bedient. Amateurautoren können auch Figuren aus Personifikationen abstrakter Konzepte (wie bei der Personifikation von Ländern in Hetalia: Axis Powers) oder komplementären Gegenständen wie Salz und Pfeffer erschaffen.[2][95]

Englischsprachige Publizierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Regale mit Yaoi-Büchern und Zeitschriften bei Books Kinokuniya in San Francisco.

Die ersten offiziell lizenzierten englischsprachigen Übersetzungen von BL-Manga wurden 2003 auf dem nordamerikanischen Markt veröffentlicht; bis 2006 waren etwa 130 englisch übersetzte Werke im Handel erhältlich[44] und bis 2007 veröffentlichten über 10 Verlage in Nordamerika Boys Love.[96] Bemerkenswerte aktuelle englischsprachige Boys-Love-Verlage sind Viz Media unter ihrem Imprint SuBLime,[97] Digital Manga Publishing unter ihren Imprints 801 Media und Juné, Media Blasters unter ihrem Imprint Kitty Media,[98] Seven Seas Entertainment und Tokyopop. Zu den bemerkenswerten, nicht mehr existierenden englischsprachigen Verlagen des Genres gehörten Central Park Media unter ihrem Imprint Be Beautiful,[71] Broccoli unter ihrem Imprint Boysenberry[99] und Aurora Publishing unter ihrem ImprintDeux Press.[100] Von den 135 BL-Manga, die zwischen 2003 und 2006 in Nordamerika veröffentlicht wurden, waren 14 % für Leser ab 13 Jahren, 39 % für Leser ab 15 Jahren und 16 Jahren und 47 % für Leser ab 18 Jahren klassifiziert.[101] Die Restriktionen der amerikanischen Buchhändler veranlassten die Verlage oft dazu, Bücher konservativ zu kennzeichnen.[102] Diamond Comic Distributors schätzte den Umsatz mit BL-Manga in den Vereinigten Staaten im Jahr 2007 auf etwa 6 Millionen US-Dollar.[103] Ein großer Teil der von Fans entscheidet sich für Raubkopien, weil sie nicht in der Lage oder nicht willens sind, sich das Material auf legalem Wege zu beschaffen. Scanlations und andere Fan-Übersetzungen sowohl von kommerziell veröffentlichten japanischen Werken als auch von Dōjinshi sind weit verbreitet.[104][105]

Als Yaoi Anfang der 2000er Jahre in den Vereinigten Staaten an Popularität gewann, begannen amerikanische Künstler, auch englischsprachige Original-Mangas mit Boys-Love-Geschichten zu schaffen. Der erste bekannte, kommerziell veröffentlichte englischsprachige Boys Love ist Sexual Espionage #1 von Daria McGrain, veröffentlicht von Sin Factory im Mai 2002.[106]

Deutschsprachige Publizierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im deutschsprachigen Raum wurden Boys-Love-Geschichten im Gefolge des allgemeinen Booms von Anime und Manga um 2000 herum bekannt. Die ersten Medien des Genres waren Fan-Fictions. Der erste deutschsprachig veröffentlichte Manga war 2000 Zetsuai bei Carlsen Manga, dem in kurzer Folge weitere Verlage nachzogen.[26] Die Rezeption des Genres in Österreich erfolgte später als in Deutschland, hier zunächst nur in Fan-Werken und erst ab 2004 auch kommerziell. Ab der gleichen Zeit wurde die Bezeichnung als Shōnen-ai verbreitet. Dieser Begriff etablierte sich zunächst als Bezeichnung für romantische Werke ohne explizite sexuelle Darstellung und Yaoi für erotische mit expliziten Sexszenen. Boys Love wie auch zunächst Yaoi kamen später als Überbegriff für das Genre auf.[107] Ab 2005 legten die großen Verlage regelmäßig Boys-Love-Titel auf[26] und seit den 2010ern sind Boys-Love-Werke im deutschsprachigen Raum breit verfügbar, teils auch außerhalb des Buchhandels wie in der Schreibwarenkette Libro.[107] Zu den deutschsprachigen Boys-Love-Verlagen zählen Tokyopop, Egmount, Kazé, Altraverse und Carlsen Manga. Letzterer gründete 2021 den Imprint Hayabusa mit einem Schwerpunkt auf Boys Love. Dazu kommen die Kleinverlage Schwarzer Turm, Delfinium Prints und Expirienze, die einige Werke des Genres im Programm haben, sowie die auf Boys Love spezialisierten Verlage Fireangels, The Wild Side, Cursed Publishing (beide fusionierten zu Cursed Side) und Hotate Books. Diese haben auch erotischere und eher pornografischere Titel im Programm, vor denen die großen Publikumsverlage noch lange zurückschreckten, da Egmont und Carlsen auch ein breites Angebot für Kinder haben und keine Kundschaft verschrecken wollten. Bei Fireangels erschienen die erotischen bis pornografischen Anthologien Lemon Law und Lime Law mit Geschichten von Zeichnerinnen aus dem deutschsprachigen Raum.[26][25][108]

Der erste in Deutschland geschaffene Boys Love war Shanghai Passion von Cheng Ying Zhou, der 2005 bei Egmont erschien,[25] ihm folgte 2007 bis 2009 mit Musouka von Diana Liesaus die erste Serie.[109] Zu dieser Zeit war das Genre unter anderen Zeichnern noch eher verpönt und nur als Witz in Anspielungen verwendet. Doch in der folgenden Zeit begann ein großer Teil der deutschsprachigen Zeichnerinnen der Manga-Szene ihr Schaffen mit Boys Love und griffen erotische, gender- und gesellschaftskritische Themen des Genres auf.[26][108] Die von Anna Hollmann von 2008 bis 2012 geschaffene Serie Stupid Story erreichte breiten Erfolg und wurde dreimal mit dem Sondermann ausgezeichnet.[109] Ein wichtiger Ort für die Publikation für Fans und die Rekrutierung der Verlage war die Online-Plattform Animexx, wo Shōnen-ai zu den meistgenutzten Genrekategorien unter den Fanwerken zählt. Die ersten Geschichten waren noch, vergleichbar mit den exotisierten Shōnen-ai im Japan der 1970er Jahre, in exotischen Orten (nun Japan) oder Zeiten angesiedelt und, um der Manga-Leserschaft zu gefallen, von zumindest teilweise japanischen Charakteren bevölkert. Den schnellen Erfolg von Boys Love in Deutschland führt Paul M. Malone auch darauf zurück, dass erotische Comics in Europa bereits bekannt waren und auch Comics über Schwule durch das Schaffen von Ralf König in Deutschland bereits zuvor Erfolg hatten – wenn auch in ganz anderen Stilen und Themen. Zeitschriften wie Bravo etablierten zudem schon lange die Auseinandersetzung mit Sexualität in Jugendmedien, wenn auch wenig progressiv und aktivistisch. Auch gibt es aus der deutschsprachigen Schwulenszene keinen negativen Reaktionen auf das Genre, sondern die Werke werden toleriert oder in der Szene vertrieben oder sogar aktiv beworben.[26][108]

Hörspiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tsuzumigafuchi, das erste Boys-Love-Hörspiel, wurde 1988 auf Kassette veröffentlicht.

In den 1980er Jahren wurden die ersten Hörspiele, später auch bekannt als BLCDs, veröffentlicht.[22] Die ersten Medien waren „Kassetten-June“ wie Tsuzumigafuchi (1988).[110] Diese Medien enthalten in der Regel homoerotische Stimmen von Männern.[22] Mit der Einführung von CDs verbreiteten sich BL Medien weiter, mit einem Rekord von 289 CDs in 2008, welche 2013 auf 108 CDs sanken.[110]

Anime[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die ersten Umsetzungen einer Boys-Love-Geschichte war 1982 Pataliro, eine Fernsehserie um einen schwulen Geheimagenten. Mit Aufkommen der Original Video Animation, direkt auf Video veröffentlichten Animes, in den 1980ern machte die Produktion des kontroversen Genres mit kleiner Zielgruppe einfacher. Die erste Boys-Love OVA war 1987 die Umsetzung von Kaze to Ki no Uta. In den 1990er Jahren folgten weitere Animes, meist erotischer bis pornografischer Natur. 1996 war die Verfilmung von Fake als eine Polizeigeschichte erstmals stärker am Mainstream orientiert.[111]

Live-Action-Fernsehen und -Film[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Japan[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zwar wurden japanische BL-Mangas seit Anfang der 2000er Jahre in Live-Action-Filmen und Fernsehserien verfilmt, doch wurden diese Werke eher an ein Nischenpublikum von BL-Fans als an ein allgemeines Publikum vermarktet.[112] Wenn diese Werke für ein allgemeines Publikum adaptiert wurden, wurden gleichgeschlechtliche romantische Elemente in der Regel heruntergespielt oder ganz entfernt, wie in der Live-Action-Fernsehadaption von Antique Bakery, die 2001 auf Fuji TV ausgestrahlt wurde.[112] Die Entwicklung japanischer Live-Action-Fernsehdramen, die sich explizit auf BL und gleichgeschlechtliche Romanzen konzentrieren, wurde durch den Erfolg des TV-Asahi-Fernsehdramas Ossan's Love (2016) bei Kritikern und Publikum vorangetrieben, in dem eine rein männliche Dreiecksbeziehung im Mittelpunkt der Handlung steht. Obwohl Ossan's Love eine Originalserie ist, beeinflusste sie die Schaffung von Live-Action-BL-Werken, die auf der Grundlage von Mangas entstanden und an ein Massenpublikum vermarktet werden.[81]

Thailand[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Obwohl Boys Love und BL in ganz Asien zu den allgemeinen Begriffen für dieses Material geworden sind, werden BL-Dramen in Thailand manchmal als Y oder Y-Serien als Kurzform für Yaoi bezeichnet.[113][45] Thai BL lehnt sich auch bewusst an die Kultur der K-Pop-Promis an, indem es seinen eigenen Stil von Idolen entwickelt, die als khu jin (imaginäre Paare) bekannt sind und von den überwiegend weiblichen Fans von Thai BL zusammengebracht werden sollen.[114]

Japanische BL-Mangas fanden bereits in den 1990er Jahren ein Publikum in Thailand.[115] Das thailändische Liebesdrama Love of Siam (2007) um eine schwule Männerromanze wurde bei seinem Erscheinen zu einem unerwarteten Mainstream-Erfolg und spielte über 40 Millionen TH฿ an den Kinokassen ein.[113] Es folgte Love Sick: The Series (2014–2015), die erste thailändische Fernsehserie, in der zwei schwule Charaktere die Hauptrolle spielten.[116] Der Kulturanthropologe Thomas Baudinette argumentiert, dass Love Sick: The Series einen Wendepunkt in der Darstellung von Queer-Romanzen in thailändischen Medien darstellt und untersucht, wie die Serie Tropen aus dem japanischen BL adaptierte, um ein neues Genre zu schaffen.[117] Der Erfolg von Love of Siam und Love Sick hat die Produktion von BL-Dramen im Inland angekurbelt: zwischen 2014 und 2020 wurden in Thailand 57 Fernsehserien im BL-Genre produziert und veröffentlicht.[118] Ab 2020 erlangten die thailändischen BL-Dramen nach der Veröffentlichung von 2gether: The Series internationale Anerkennung.[119]

Das Genre wurde von konservativen Elementen in der thailändischen Gesellschaft zurückgedrängt: 2020 führte die Nationale Rundfunk- und Telekommunikationskommission neue Richtlinien für Material ein, das „sexuell eindeutige oder anzügliche“ Szenen enthält, weswegen der öffentliche Sender MCOT die BL-Serie Love by Chance 2018 absetzte.[113] Thailändische BL-Dramen haben in Indonesien an Popularität gewonnen, wo die Darstellung von LGBT im heimischen Fernsehen weniger verbreitet ist,[118] wie auch auf den Philippinen, wo viele Fans BL als eine eigene thailändische Form der Populärkultur betrachten.[120] Es wird vermutet, dass BL-Dramen zu einer Quelle thailändischer kultureller Soft Power in Südostasien und darüber hinaus werden könnten.[116]

China[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die BL- und Yaoi-Fangemeinde in China geht auf die späten 1990er Jahre zurück. Das Genre wird als Danmei bezeichnet, die Mandarin-Lesart des japanischen Begriffs tanbi.[121] Die staatlichen Vorschriften in China machen es den Danmei-Autoren schwer, ihre Werke online zu veröffentlichen. 2009 verbot die Nationale Verlagsverwaltung Chinas die meisten Danmei-Online-Literaturwerke.[122] In China wurden Gesetze erlassen, die die Darstellung gleichgeschlechtlicher Beziehungen in Fernsehen und Film verbieten.[123] Homosexualität ist auf dem chinesischen Festland weder verboten noch rechtlich anerkannt und die Gesetze zur Zensur von LGBT-Material werden nicht einheitlich durchgesetzt; dennoch werden als sensibel angesehene Inhalte uneinheitlich, aber regelmäßig aus dem Vertrieb entfernt.[123] Addicted (2016), die erste chinesische BL-Webserie, erreichte 10 Millionen Aufrufe, bevor sie von der Streaming-Plattform iQiyi entfernt wurde.[124][125] Als Reaktion auf die staatliche Zensur stellen chinesische BL-Werke typischerweise männliche Romanzen als homoerotischen Subtext dar: Der Webroman Guardian (2012) zeigte eine Romanze zwischen den beiden männlichen Hauptfiguren, doch als er 2018 als Fernsehdrama auf der Streaming-Plattform Youku adaptiert wurde, wurde die Beziehung als enge, homoerotische Freundschaft dargestellt.[126] Der BL-Xianxia-Roman Mo Dao Zu Shi (2015) wurde 2018 als Zeichentrickserie und 2019 als Live-Action-Fernsehserie The Untamed adaptiert, die die Beziehung zwischen den männlichen Hauptfiguren auf ähnliche Weise überarbeiten. Trotzdem wurde The Untamed dafür gelobt, dass er die Zensur umgeht und gleichzeitig die „langsam brennende Hitze“ der Vorlage beibehält.[127] Fans von Guardian und The Untamed diskutierten die schwulen Inhalte der Serie unter dem Hashtag „sozialistische Bruderschaft“, um einer Entdeckung durch die staatliche Zensur zu entgehen.[126][127]

Videospiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Boys-Love- und Yaoi-Videospiele sind in der Regel Viual Novels beziehungsweise Eroge mit ausschließlich männlichen Protagonisten. In diesen ähnlich eines Adventures funktionierenden Spielen steuert die Spielerin den Protagonisten durch eine Geschichte mit mehreren möglichen Ausgängen. Durch die Entscheidungen wird die Entwicklung der manchmal dramatischen Geschichte bestimmt, oft mit sexuellen Auseinandersetzungen oder sogar Vergewaltigungen, die auf eine Beziehung zu einem der anderen männlichen Charaktere hinausläuft.[2] Das erste Yaoi-Spiel, das eine offiziell lizenzierte englischsprachige Veröffentlichung erhielt, war Enzai 2008.[128] Das von Hirameki International lizenzierte Animamundi mussten, obwohl nicht explizit, für die US-Veröffentlichung einige der sexuellen und gewalttätigen Inhalte entfernt werden, um eine Einstufung als „Mature“ und nicht als „Adult Only“ zu erhalten.[129] Im Vergleich zu Mangas wurden weniger Spiele offiziell ins Englische übersetzt; das mangelnde Interesse der Verlage an der Lizenzierung weiterer Titel wurde auf die weit verbreitete Verletzung des Urheberrechts sowohl bei lizenzierten als auch bei nicht lizenzierten Spielen zurückgeführt.[130]

Publikum und Fanszene[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zielgruppe des Genres sind in Japan Frauen zwischen 20 und 30 Jahren. Das tatsächliche Publikum geht weit über diese hinaus. Mitte der 2000er Jahre wurde die Fanszene in Japan mit mindestens einer halben Million Menschen geschätzt.[2] 80 % des BL-Publikums ist weiblich,[131][132] während die Mitgliederzahl der Yaoi-Con, einer inzwischen aufgelösten amerikanischen Yaoi-Convention, zu 85 % aus Frauen bestand.[133] Normalerweise geht man davon aus, dass der Großteil der weiblichen Fans heterosexuell sind, aber in Japan sind auch lesbische Autorinnen[76][132] und lesbische, bisexuelle oder transsexuelle Leserinnen bekannt.[134] Eine 2008 und 2019 durchgeführte Umfrage unter englischsprachigen Yaoi-Leserinnen ergab, dass 50 % bis 60 % der Leserinnen sich selbst als heterosexuell bezeichnen.[132][135] Die Altersstruktur der Konsumenten liegt in einem Bereich von etwa 16 bis 25 Jahren.[136][137] Obwohl das Genre vor allem von Mädchen und Frauen vermarktet und konsumiert wird, gibt es auch eine schwule,[44] bisexuelle,[138] und heterosexuelle männliche,[133][139] Leserschaft. Eine 2007 durchgeführte Umfrage unter den Lesern in einer US-amerikanischen Bibliothek ergab, dass etwa ein Viertel der Befragten männlich war.[140] In einer Online-Umfrage gaben etwa zehn Prozent der englischsprachigen BL-Leserschaft an, männlich zu sein.[141] Lunsing vermutet, dass jüngere japanische Schwule, die sich an pornografischen Inhalten in Schwulenmagazinen stören, stattdessen lieber Boys Love lesen,[142] die von einigen als realistischer empfunden werden.[21] Mitte der 1990er Jahre schwankten die Schätzungen über die Größe der japanischen Yaoi-Fangemeinde zwischen 100.000 und 500.000 Personen.[18] Im April 2005 ergab eine Suche nach nicht-japanischen Websites 785.000 englische, 49.000 spanische, 22.400 koreanische, 11.900 italienische und 6.900 chinesische Websites.[75] 2006 gab es 639.000 spanische, 181.000 italienische, 3.740.000 englische und 2016 100.000.000 chinesische Seiten über Yaoi-Comics.[143] Im Januar 2007 gab es etwa fünf Millionen Google-Treffer für Yaoi.[144]

Weibliche Fans werden oft als fujoshi (腐女子, wörtlich: „verdorbenes Mädchen“) bezeichnet, eine abfällige Beleidigung, die später als selbstbeschreibender Begriff wieder aufgegriffen wurde.[145] Die genaue Herkunft des Wortes ist nicht bekannt. Die Fans nennen sich wegen ihrer Vorliebe für männlich-homosexuelle Geschichten selbstironisch als „verdorben“, wobei das japanische Wort auch für eine „edle Reifung“ stehen kann.[2] Die männliche Entsprechung ist fudanshi (腐男子, wörtlich: „verdorbener Junge“) oder fukei (腐兄, „verdorbener älterer Bruder“), beides Wortspiele, die ähnlich aufgebaut sind wie fujoshi.[19][146] Beide Bezeichnungen haben, anders als die Genre-Begriffe, außerhalb Japans kaum Verbreitung gefunden. Als Zentrum der Fankultur gilt die sogenannte Otome Road in Ikebukuro, wo es viele thematische Läden und Cosplay-Cafés gibt und Cosplay auf der Straße stattfindet. Für die dort sowie als Cosplayer aktiven Fujoshi wurde die Bezeichnung bukuro-kei geprägt.[2] „Fujoshi“ fand Mitte der 2000er Jahre größere Bekanntheit und Verbreitung in der japanischen Gesellschaft auch über die Diskurse unter Fans hinaus. Seither wird die Gruppe auch selbst Thema von Mangas, Filmen und anderen Werken sowie Zielgruppe wirtschaftlicher Tätigkeit, beispielsweise mit für Fujoshi zugeschnittenen Touristikangeboten. Sie werden in Japan sogar als „neues Geschlecht Frau gesehen“, das im Hobby Energie tankt, um eine Karriere zu verfolgen.[7] Björn-Ole Kamm stellt dazu allerdings fest, dass das medial verarbeitete Bild von Fujoshi ein idealisiertes ist, das sich den Vorstellungen des Publikums angepasst hat – beispielsweise männlichen Otaku.[43] Es gibt eine große Überschneidung zu den Anime-Manga-Fans, die als Otaku bezeichnet werden. Doch nicht jede Fujoshi würde sich selbst Otaku nennen, noch ist jede weibliche Otaku eine Fujoshi.[2] Trotz der größeren gesellschaftlichen Akzeptanz und wirtschaftlichen Bedeutung sind Vorurteile über Fujoshi als Perverse oder ähnliche erhalten geblieben, wie auch Otaku mit Vorurteilen belegt sind.[43]

In der Auswertung einer Reihe von selbst und von Dritten geführten Interviews mit japanischen und deutschen Fans stellte Björn-Ole Kamm vier Nutzertypen auf, die sich auch in einer Person überschneiden können:[147]

  • die Connaisseuse, die allein für sich liest, auf der Suche nach Abwechslung ist und (auch gezielt sexuell erregende) Unterhaltung sucht
  • das Con-Girl, das Austausch mit anderen Fans und Künstlerinnen auf Veranstaltungen sucht, oft eigene Werke produziert und verbreitet und ein Gefühl der Zugehörigkeit in der Szene sucht
  • das Net-Girl, das den Austausch mit anderen Fans und Künstlerinnen sowie den Konsum im Internet sucht
  • die Sporadische, die Boys Love neben anderen Genres konsumiert und öfter leiht als kauft

Darüber hinaus kann noch vom Typ der Sammlerin gesprochen werden und Kamm stellt fest, dass man auch in Seme-Liebhaberinnen und Uke-Liebhaberinnen unterscheiden kann, wobei die Seme-Liebhaberinnen deutlich häufiger den Sexszenen eine größere Bedeutung beimessen. Es konnte kein Zusammenhang zwischen den Nutzertypen und der Nationalität festgestellt werden.[147]

Motivation des Publikums[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit den 1990er Jahren findet eine Auseinandersetzung mit der Frage statt, warum ein Genre um gleichgeschlechtliche Beziehungen zwischen Männern gerade weibliche Leser begeistert. Nach 2000 fasste Paul Gravett bis dahin aufgekommene Theorien zusammen: Japanische Frauen seien desillusioniert oder gelangweilt von klassischen Beziehungen zwischen Mann und Frau, ihnen biete das Genre Abwechslung in besonderes tragischen Beziehungen mit zwei leidenden Männern; die das Genre bevölkernden Bishōnen seien Gegenreaktion auf Sexfantasien von Männern oder ein feminisiertes Idealbild jugendlicher Mädchen, denen die meisten realen Jungen und Männer noch zuwider wären; das Genre biete einen ungefährlichen Raum für sexuelle Fantasien mit der freien Wahl der Identifikationsfigur in der Beziehung oder die Jungen seien eigentlich verkleidete Mädchen und die Geschichten Ausdruck gleichgeschlechtlicher Fantasien der Leserinnen.[46] Während in diesen frühen Ansätzen über die Popularität des Genres oft auf die Rolle der Frau in der patriarchalen japanischen Gesellschaft verwiesen wird, zu der das Genre einen Widerstand und Ausbruch biete, wird dies später von anderen Autoren als alleinige Begründung zurückgewiesen. Denn BL wurde auch außerhalb Japans in anderen gesellschaftlichen Umständen beliebt und ähnliche Phänomene, beispielsweise Slash-Fanfictions, sind auch im Westen bekannt, sodass die Gründe nicht Japan-spezifisch sein können. Vor diesem Hintergrund gewannen lustbetonte Theorien an Unterstützung: Boys Love sei vergleichbar mit Pornografie oder gar als spezifisch weibliche Form der Pornografie zu betrachten und werde aus der Lust an Erotik, am Voyeurismus oder aus Lust am Spiel mit den männlichen Protagonisten oder mit Geschlechterrollen allgemein rezipiert.[77]

Aus den ab den 2000er Jahren erfolgten Untersuchungen über die Motivation, BL-Medien zu konsumieren, stellten eine Reihe von Gründen heraus:

  • Befreiung von Heteropatriarchatismus.[135]
  • idealisierte Darstellung von Beziehungen.[148]
  • "Reine" Liebe ohne Geschlecht & pro-homosexuelle Einstellung.
  • Identifizierung/Selbstanalyse
  • Melodramatische/emotionale Elemente
  • Abneigung gegen Standard-Romanzen/Shoujo
  • Ein auf Frauen ausgerichtetes romantisches/erotisches Genre
  • Reiner Eskapismus/Realitätslosigkeit
  • Kunst und Ästhetik
  • Reine Unterhaltung
  • Erregend/sexuell prickelnd[3]

In einer nicht-repräsentativen Befragung wurden Miyuki Hashimoto von jungen österreichischen Leserinnen als Gründe zum Lesen beziehungsweise als Reize von BL genannt: Der Reiz der tabuisierten Homosexualität und eine Rebellion gegen alte Wertvorstellung durch das Genre; die romantische Spannung und Konflikte, die durch die tabuisierte oder problematisierte Homosexualität in den Geschichten entstehen und die damit besonders starke Liebe, diese zu überwinden; ein unterhaltendes Spiel mit Gender und Geschlechterrollen, dass die freie Identifikation gerade der weiblichen Leserschaft mit der bevorzugten Rolle in der Beziehung ermöglicht und die Befreiung von Geschlechternormen durch die Verteilung der Rollen zwischen zwei Männern, was die Beziehungen lebendiger mache; die erleichterte Distanzierung von den Figuren und dem Geschehen, da beide nicht das Geschlecht der Leserin haben, und das gänzliche Meiden weiblicher Charaktere, die von manchen Leserinnen als Konkurrenz wahrgenommen würden sowie schließlich die Lust an sowohl romantisch als auch erotisch bis pornografischen Geschichten. Für einige der Leserinnen vermutet Hashimoto wie zuvor schon Chizuko Ueno und Nagaike Kazumi das Lesen als Ausdruck eines Penisneids der Frauen oder als Mittel zur Projektion eigener, verdrängter Sexualität.[107] Andere weisen diese Deutung zurück, da sie Frauen nur als Sexualobjekt in Bezug auf den Mann denke. Auch eine Deutung des Genres als Ausdruck einer Ablehnung des Erwachsenwerdens der Leserinnen, die sich in Welt der Geschichten fliehen, wird wiederum als abwertend kritisiert. Dabei werde die vermeintliche Ablehnung des Erwachsenwerdens mit Androgynie und Narzissmus verbunden. In den Protagonisten wiederum sehen manche Idealvorstellungen der Partner, andere wie Chizuko Ueno aber idealisierte Selbstbilder der Leserinnen, die einem dritten Geschlecht angehören würden. Diese Identifizierung, so viele Autoren, erlaube die Lösung von gesellschaftlichen Zwängen und Rollenvorstellungen. So wird das Genre als Laboratorium für Gender-Experimente und Ort des Widerstands gegen die herrschende Gender-Ordnung beschrieben. Es erlaubt die Auseinandersetzung mit und das Hinterfragen von Genderkonstellationen sowie mit dem Zusammenhang von Sexualität, Macht und Gewalt und verweist auf die Performativität von Geschlechterrollen.[4]

Björn-Ole Kamm, der das Genre aus Perspektive der Mediennutzungsforschung untersuchte, kritisiert die frühen Ansätze der Analyse bis in die 2000er hinein als zu undifferenziert und vom Ergebnis her gedacht. Viele Forschende hätten nur wenige Werke untersucht und würden von diesen auf ein eigentlich sehr vielfältiges Genre verallgemeinern. Auch das Publikum werde als monolithisch angenommen und eine einzige Lesemotivation unterstellt, ohne die tatsächliche Nutzung und Motivationen zu untersuchen oder auf die Unterschiede zwischen den vielen Gruppen von Lesenden einzugehen. Diese Analysen mit verallgemeinerten, vereinfachten Befunden würden in den Dienst feministischer oder traditionell moralischer Perspektiven auf das Genre gestellt, um es zu legitimieren oder anzugreifen.[7] Die in den Interviews immer wieder genannten, vom Genre erfüllten Bedürfnisse waren die nach Unterhaltung und nach Anschlusskommunikation, welche nach der Bedürfnispyramide weiter aufgeschlüsselt werden. Im Detail genannt werden sexuelle Bedürfnisse und die Abbildung einer heilen Welt, von Liebenswürdigkeit und einer reinen Liebe (Bedürfnis nach Sicherheit). Für beide schadet eine unrealistische Darstellung von Homosexualität nicht, Realismus könnte sogar störend sein. Austausch mit und die Knüpfung von Beziehungen zu anderen Fans (Bindungsbedürfnis) werden genannt, wozu die kreative Fanszene mit Dōjinshi, Fanarts und anderem sowie Diskussionen um die Zuordnung in das Seme-Uke-Schema einlädt. Die Diskussionen und die Kreativität im Umgang mit den Werken oder bei der Schaffung von Yaoi-Fan-Werken zu etablierten Serien, das Erkennen von Mustern, Anwenden der genretypischen Schemata und das Spiel damit und mit Sexualität und Geschlechterrollen erfüllen zudem kognitive Bedürfnisse und das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung. Auch kann ein Fan mit eigener Kreativität Anerkennung in der Szene erlangen und hier Teil einer Gemeinschaft werden, was das Selbstwertbedürfnis erfüllen kann. Die Möglichkeit eines „kontrollierten Kontrollverlusts“, des Bruch eines Tabus, Lust an Voyeurismus oder anderes Erleben von Gefühlen bei der Identifikation mit den Figuren der Geschichten spielt hier hinein. Und schließlich können die Werke ästhetische Bedürfnisse befriedigen.[147] Zusammenfassend stellt Kamm fest, dass BL entsprechend der Ansprüche der Konsumentinnen „gute Unterhaltung“ ist und darüber hinaus, insbesondere durch die lebendige, vielfältige und kreative Fanszene, soziale Bedürfnisse befriedigt. Die Geschichten können der Entspannung, aber auch der Identitätsarbeit dienen und dazu, Konflikte durchzuspielen. Die oft gestellte Frage, warum die Konsumentinnen Geschichten über die Liebe zwischen zwei Männern wählen, hält Kamm für falsch gestellt. Dieser Aspekt sei definierender Kern des Genres, die Frage Ausdruck einer Sicht, die die Frau als Negativum ohne eigene Lust begreift. Stattdessen müsse Unterhaltung als Motivation begriffen und gefragt werden, was die Mann-Mann-Konstellation zur Unterhaltung beiträgt. Die grundlegende Antwort darauf sei der Konflikt, der durch diese Konstellation entstehe, „der Schock, dich in einen anderen Mann verliebt zu haben, die Auseinandersetzung mit diesen Gefühlen und der Druck durch den prospektiven Partner“ sowie aus den gesellschaftlichen Umständen entstehende Konflikte – innerhalb der Geschichten selbst wie auch außerhalb durch einen möglichen Tabubruch der Leserin. Ähnlich funktioniere die Konstellation der „Verbotenen Liebe“ in der heterosexuellen Romantik. Zugleich biete die Konstellation eine Mischung aus ausreichend viel Vertrautem, das ein Stück weit Identifikation zulasse, und Überraschung, die Neugier wecke. Es wird auch auf Aussagen verwiesen, nach denen weibliche Rollen zu sehr zur Identifikation einladen würden, was einen voyeuristischen Genuss stören könne.[149]

Laut Katarina Hülsmann treten einige der Motivationen besonders bei Fan-Werken wie Dōjinshi hervor, da die Fans beim Schaffen dieser Werke selbst diesen Bedürfnissen Ausdruck verleihen und am Experimentieren mit Gender-Rollen teilnehmen können. Sie können sich dabei die zumeist männlich dominierten Originaltexte aneignen und alternative Konzepte von Geschlechterrollen oder gar Gegenkonzepte zum Originalmaterial in selbst geschriebenen Geschichten spielerisch entwerfen können.[33]

Analyse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Akademische Auseinandersetzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Boys Love hat eine beträchtliche kritische Aufmerksamkeit erfahren, vor allem nachdem im 21. Jahrhundert Übersetzungen von BL außerhalb Japans kommerziell verfügbar wurden.[34] Erste Erwähnung außerhalb Japans findet das Genre in Manga! Manga! The World of Japanese Comics, dem 1983 erschienenen Buch von Frederik L. Schodt, das das erste umfassende englischsprachige Werk über Manga war, stellt Schodt fest, dass Darstellungen von schwulen Männerbeziehungen bisexuelle Themen, die bereits in Shōjo-Manga vorhanden waren, genutzt und weiterentwickelt haben, um ihr weibliches Publikum anzusprechen.[150] Die ersten Analyse-Ansätze noch im 20. Jahrhundert in Japan waren von einer kritischen bis psycho-analytisch pathologisierenden Perspektive geprägt, die mit Vorwürfen der Wirklichkeitsflucht und Misogynie einherging. Sehr frühe Analysen um 1990 waren zudem, wie alle Auseinandersetzungen mit japanischer Populärkultur, von den Morden des Tsutomu Miyazaki beeinflusst, auf die eine allgemeine Kritik an und Angst vor Anime und Manga herrschte. Die Beschäftigung erfolgte vor allem aus literaturwissenschaftlicher, psychoanalytischer, feministischer und soziophilosophischer Sicht mit den Topoi des Genres und mit Fragen der Rolle und Sexualität der Frau in Verbindung mit Geschichten über männliche Homosexualität. Eine konkrete Auseinandersetzung mit den Mangas selbst fand selten statt. Oft war der Zugang sehr persönlicher Natur und es wurden nur sehr wenige Werke ausgewertet, um von diesen aus zu verallgemeinern. Damit verbunden war auch die gesellschaftliche Auseinandersetzung im Rahmen der Yaoi ronsō (‚Yaoi-Debatte‘) von 1992 bis 1997.[43] Die wissenschaftliche Debatte, die dem Yaoi ronsō folgte, führte zur Herausbildung der BL-Studien, die sich auf die Untersuchung von BL und die Beziehung zwischen Frauen und BL konzentrieren.[42] In den 2000er Jahren kamen neue Forscher hinzu und das Interesse an Fujoshi als Fankultur erhielt größere Aufmerksamkeit. Kaneda unterteilte die bis dahin erfolgten Arbeiten in solche mit psychologischer Perspektive und solche aus den Gender Studies. Kamm nennt als Perspektiven die feministische, die der Auseinandersetzung mit Homosexualität und Homophobie und die der Ablehnung der Forschung durch die Fujoshi. Die erste Perspektive konzentriert sich auf Aspekte der Frau in der patriarchalen Gesellschaft, um daraus Schlüsse auf Inhalt der Werke und Beweggründe der Leserinnen zu ziehen. Die zweite befasst sich mit der Wechselwirkung zwischen dem Genre und Homosexuellen und den in diesem Zusammenhang aufgekommenen Vorwürfen. Die dritte Perspektive bildet den Protest von Fujoshi, die sich insbesondere um 2000 herum gegen die als zunehmend übergriffig empfundene wissenschaftliche Betrachtung von Außen, die zu gesellschaftlichen Vorurteilen noch dazukam, gewehrt haben. Infolgedessen entstanden im Laufe der 2000er Jahre neue Ansätze, die von neu dazugekommenen und oft selbst aus der Szene stammenden Forscherinnen verfolgt wurden, die die Vielfalt des Genres und der Interaktionen der Fans in den Mittelpunkt stellen.[43]

Mizoguchi schreibt 2003, dass BL ein „weiblich geprägter Raum“ ist, da die Autoren, Leser, Künstler und die meisten Redakteure von BL weiblich sind.[24] BL wurde von englischsprachigen Bibliothekaren mit Liebesromanen verglichen.[151][82] Parallelen wurden auch bei der Beliebtheit des Lesbentums in der Pornografie festgestellt.[44] und Yaoi wurde als eine Form des „weiblichen Fetischismus“ bezeichnet.[152] Mariko Ōhara, eine Science-Fiction-Autorin, hat gesagt, dass sie als Teenager Yaoi geschrieben hat – Kirk/Spock-Fiction – weil sie „konventionelle Pornografie, die für Männer gemacht war“, nicht genießen konnte, und dass sie in Yaoi eine „grenzenlose Freiheit“ gefunden hat, ähnlich wie in der Science-Fiction.[153]

Sandra Buckley ist der Ansicht, dass Erzählungen mit Bishōnen die „imaginierten Möglichkeiten alternativer [Geschlechts-]Differenzierungen“ fördern,[154] während James Welker den Bishōnen-Charakter als queer bezeichnete und kritisierte, dass Akiko Mizoguchi shōnen-ai als Einfluss darauf sah, wie sie selbst lesbisch wurde. Welker schrieb auch, dass Boys-Love-Titel das weibliche Publikum „nicht nur vom Patriarchat, sondern auch von Geschlechterdualismus und Heteronormativität“ befreien.[155]

Gesellschaftliche Auseinandersetzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einige schwule und lesbische Kommentatoren haben kritisiert, wie die schwule Identität in BL dargestellt wird, insbesondere in der Yaoi ronsō (‚Yaoi-Debatte‘) von 1992 bis 1997 (siehe Geschichte oben).[76][13] Die Debatte wurde ausgelöst durch einen Beitrag des Schwulen-Aktivisten und Dragqueen Masaki Satō in der feministischen Zeitschrift Choisir ausgelöst, der weitere Beiträge in der Zeitschrift folgten. Satō sah sich durch die Darstellung von Homosexuellen in Yaoi in seinen Menschenrechten verletzt und warf den Frauen Homophobie vor – die sich beispielsweise im häufig tragischen Ende der Beziehungen zeige. Die Darstellung ausschließlich gut aussehender junger Männer produziere ein verzerrtes Bild und raube weniger attraktiven Homosexuellen das Selbstwertgefühl. In den Reaktionen gab es Verständnis aus der Yaoi-Szene wie auch Ablehnung. Es wurde zurückgewiesen, dass Yaoi überhaupt den Anspruch habe, echte Homosexuelle abzubilden. Andere Aktivisten wie Fushimi Noriaki wiederum äußerten sich positiv über das Genre.[43] Ein Großteil der Kritik an Yaoi, die ursprünglich in der japanischen Yaoi-Debatte geäußert wurde, wurde auch im englischsprachigen Fandom geäußert.[156] Ein dort kritisierter Yaoi-Typus sind männliche Protagonisten, die sich nicht als schwul identifizieren, sondern einfach ineinander verliebt sind, Comiket-Mitbegründer Yoshihiro Yonezawa beschrieb Yaoi dōjinshi einmal als „Mädchen, die mit Puppen spielen“.[157] Auch die Kritik am stereotypen, weiblichen Verhalten der Uke war prominent.[73] Rachel Thorn hat behauptet, dass Yaoi- und Slash-Fiction-Fans unzufrieden sind mit „den Normen der Weiblichkeit, die von ihnen erwartet werden, und einem sozialen Umfeld, das diese Unzufriedenheit nicht anerkennt oder mit ihr sympathisiert“.[34]

Boys Love war Gegenstand von Auseinandersetzungen aus rechtlichen und moralischen Gründen. Mark McLelland meint, dass BL „zu einer wichtigen Kampffront für Befürworter und Gegner einer 'geschlechterfreien' Politik in den Bereichen Beschäftigung, Bildung und anderswo werden könnte“.[158] Im Jahr 2006 erregte eine E-Mail-Kampagne, mit der die Zentralbibliothek von Sakai City dazu gedrängt wurde, BL-Werke aus dem Verkehr zu ziehen, landesweites Medieninteresse und förderte eine Debatte darüber, ob das Entfernen von BL-Werken eine Form der Diskriminierung darstellt.[158] Im Jahr 2010 nahm die Regierung der Präfektur Osaka den Manga Boys' Love in die Liste der Bücher auf, die aufgrund ihres sexuellen Inhalts als „potenziell jugendgefährdend“ gelten,[159] was dazu führte, dass mehrere Zeitschriften nicht mehr an Personen unter 18 Jahren verkauft werden dürfen.[160] 2009 würde der erste Band des Mangas Finder von der BPjM indiziert.[161]

Anhui TV berichtete, dass in China 2014 mindestens 20 junge Autorinnen, die Danmei-Romane auf einer Online-Roman-Website geschrieben haben, verhaftet wurden.[162][163] 2018 wurde der pseudonyme chinesische BL-Romanautor Gouwazi Tianyi aufgrund von Gesetzen, die die Herstellung von „obszönem Material zu Gewinnzwecken“ verbieten, zu zehneinhalb Jahren Gefängnis verurteilt.[164][165] Zanghellini merkt an, dass aufgrund der Merkmale des Genres, die darin bestehen, dass oft minderjährige Charaktere in romantischen und sexuellen Situationen gezeigt werden, die Kinderpornografiegesetze in Australien und Kanada „sich dazu eignen, Yaoi/BL-Arbeiten ins Visier zu nehmen“. Er weist darauf hin, dass im Vereinigten Königreich Zeichentrickfilme von den Gesetzen zur Kinderpornografie ausgenommen sind, es sei denn, sie werden für das Grooming von Kindern verwendet.[69]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Mark McLelland, Kazumi Nagaike, Katsuhiko Suganuma et al. (Hrsg.): Boys Love Manga and Beyond: History, Culture, and Community in Japan. University Press Of Mississippi, 2015, ISBN 978-1-62846-119-0, doi:10.14325/mississippi/9781628461190.001.0001.
  • Hervé Brient: Le Yaoi articles, chroniques, entretiens et manga. [Seconde éd., mise à jour et développée]. Éditions H, Versailles 2012, ISBN 979-1-09072800-4 (französisch).
  • Mark McHarry: Girls Doing Boys Doing Boys: Boys' Love, Masculinity and Sexual Identities. In: Perper, Timothy and Martha Cornog (Hrsg.): Mangatopia: Essays on Anime and Manga in the Modern World. ABC-Clio, New York 2011, ISBN 978-1-59158-908-2.
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  • Björn-Ole Kamm: Nutzen und Gratifikation bei Boys’ Love Manga. Fujoshi oder verdorbene Mädchen in Japan und Deutschland. Verlag Dr. Kovac, Hamburg 2010, ISBN 978-3-8300-4941-8.
  • Antonia Levi, Mark McHarry, Dru Pagliassotti (Hrsg.): Boys' Love Manga: Essays on the Sexual Ambiguity and Cross-Cultural Fandom of the Genre. McFarland & Company, 2010, ISBN 978-0-7864-4195-2.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Yaoi – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

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  54. 김효진: 여성향 만화장르로서 틴즈 러브(Teens' Love) 만화의 가능성 –후유모리 유키코의 작품을 중심으로–. In: 일본연구. Nr. 73, 2017, S. 33–59 (Online [abgerufen am 16. Juni 2022]).
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  56. Kristina Busse: Fic: Why Fanfiction is Taking Over the World. Hrsg.: Anne Jamieson. Smart Pop, United States 2013, ISBN 978-1-939529-19-0, Pon Farr, Mpreg, and the rise of the Omegavers.
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  59. Alexandra Alter: A Feud in Wolf-Kink Erotica Raises a Deep Legal Question (Memento des Originals vom 11. Juni 2020 im Internet Archive) In: The New York Times, 23. Mai 2020. Abgerufen am 20. Oktober 2022 (englisch). 
  60. 【作品追加】本能… 抗えない究極の主従関係! Dom/Subユニバースが話題 In: Chil Chil, 22. Januar 2017. Abgerufen am 9. Februar 2022 (japanisch). 
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