„Ernte“ – Versionsunterschied

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[[Bild:Claas-Lexion-570-2.jpg|thumb|Weizenernte mit einem [[Mähdrescher]]]]
Die '''Ernte''' fasst alle Arbeiten zusammen, die zum Einbringen landwirtschaftlicher Gewächse und Früchte notwendig sind. Ziel aller zur Ernte angewandten Verfahren ist es, die landwirtschaftlichen Erzeugnisse in der Zeit, in der sie den Anbauzweck (menschlicher oder tierischer Verzehr oder sonstige Nutzung, z.&nbsp;B. Fasergewinnung) bestmöglich erfüllen, weitestgehend verlustfrei vom Anbaustandort wegzunehmen.<ref>vgl. Preuschen: ''Ackerbaulehre nach ökol. Gesetzen.'' 2. Auflage. C. F. Müller, Heidelberg 1991/1994, ISBN 3-7880-9873-2, S. 250.</ref>
[[Datei:Ropa Euro Tiger.JPG|miniatur|[[Rübenroder|Zuckerrübenvollernter]] in Baden-Württemberg, Deutschland]]
Die '''Ernte''' fasst alle Arbeiten zusammen, die zum Einbringen [[landwirtschaft]]licher Gewächse und [[Frucht (Botanik)|Früchte]] notwendig sind. Ziel aller zur Ernte angewandten Verfahren ist es, die landwirtschaftlichen Erzeugnisse in dem Zeitpunkt, in dem sie den Anbauzweck (menschlicher oder tierischer Verzehr oder sonstige Nutzung, z.&nbsp;B. Fasergewinnung) bestmöglich erfüllen, weitestgehend verlustfrei vom Anbaustandort wegzunehmen.<ref>vgl. Preuschen: ''Ackerbaulehre nach ökol. Gesetzen'', 2. Aufl., C. F. Müller, Heidelberg, 1991/1994, ISBN 3-7880-9873-2, S. 250</ref> Der [[forstwirtschaft]]liche Einschlag von Holz im Wald wird gleichfalls als Ernte ([[Holzernte]]) bezeichnet, ebenso das herbstliche Abfischen von [[Teichwirtschaft|Fischteichen]].


== Überblick ==
== Bedeutung ==
[[File:Bundesarchiv B 145 Bild-F004724-0007, Meckenheim, Kartoffelernte.jpg|thumb|Kartoffelernte (Westdeutschland, 1957)]]
[[Datei:Bundesarchiv B 145 Bild-F004724-0007, Meckenheim, Kartoffelernte.jpg|mini|Kartoffelernte in Westdeutschland (1957)]]
{{Hauptartikel|Landwirtschaft|Agrarpolitik in Deutschland|Agrarwirtschaft und Agrarpolitik im Deutschen Reich (1933–1945)}}
[[File:4 vendangeurs by JM Rosier.jpg|thumb|Weinlese (Frankreich, 2008)]]

Große Bedeutung für die Ernte haben
Große Bedeutung für die Ernte haben:
* der richtige Zeitpunkt
* der richtige Zeitpunkt,
* das [[Wetter]]
* das [[Wetter]],
* schnelle Abwicklung der notwendigen Arbeiten.
* die schnelle Abwicklung der notwendigen Arbeiten,
* [[Landtechnik]].


Man unterscheidet in der heimischen Landwirtschaft folgende Haupternten:
Man unterscheidet in der heimischen Landwirtschaft folgende Haupternten:
* [[Futtermittel#Grünfuttermittel| Grünfutterernte]]: sie erstreckt sich auf alle grünen Futtergewächse, die (für die Winterfütterung) in konserviertem Zustand aufbewahrt werden sollen;
* Die Grünfutterernte erstreckt sich auf alle grünen Futtergewächse, die (für die Winterfütterung) in konserviertem Zustand aufbewahrt werden sollen.
* [[Getreideernte]]: umfasst die Ernte von Getreide, Öl- und Hülsenfrüchten;
* Die [[Getreideernte]] umfasst Getreide sowie Öl- und Hülsenfrüchte.
* [[Hackfruchternte]]: Ernte von Wurzel- und Knollengewächsen (z.&nbsp;B. [[Kartoffel]]n und [[Zuckerrübe]]n).
* Die [[Hackfruchternte]] (mit der Hand „Stechen“ bzw. „Wurzelstechen“<ref>Vgl. Vagn Jørgensen Brøndegaard: ''Das Wurzelstechen.'' In: ''[[Sudhoffs Archiv]].'' Band 67, 1983, S. 199–209.</ref>) bringt Wurzel- und Knollengewächse (z.&nbsp;B. [[Kartoffel]]n und [[Zuckerrübe]]n) ein.
* Im Obstbau spricht man von [[Obsternte]] - unter Beachtung von [[Fruchtreife|Frucht]]- oder [[Klimakterium (Botanik)|Nachreife]],
* Bei [[Obsternte]]n müssen [[Fruchtreife]] und [[Klimakterium (Botanik)]] beachtet werden.
* und im Weinbau von [[Weinlese]].
* Im Weinbau erfolgt die [[Weinlese]] weitgehend von Hand.


Die Ernte war zu allen Zeiten der wichtigste Zeitraum eines landwirtschaftlichen Jahres. Das erfolgreiche Einbringen und Lagern der Ernteerträge sicherte das Überleben im nächsten Winter. Gerade in nördlicheren Breiten Europas, in denen pro Jahr nur eine einzige Ernte eingebracht wird, bedeuteten Missernten oft [[Hungersnot]], Armut und den Tod.
Die Ernte war zu allen Zeiten der wichtigste Zeitraum eines landwirtschaftlichen Jahres. Das erfolgreiche Einbringen und Lagern der Ernteerträge sicherte das Überleben im nächsten Winter. Gerade in nördlicheren Breiten Europas, in denen pro Jahr nur eine einzige Ernte eingebracht wird, bedeuteten Missernten oft [[Hungersnot]], Armut und Tod.
[[Bild:Erntekrone Barmke.JPG|thumb|Erntekrone in [[Barmke]]]]
Die Ernte wurde deshalb schon bei den [[Griechen]] und [[Römer (Volk)|Römern]] durch besondere Feierlichkeiten abgeschlossen. Das kirchliche [[Erntedankfest]], in Deutschland meist am ersten Sonntag nach [[Michaelis]] (29. September) gefeiert, ist an die Stelle der heidnischen [[Ernteopfer]] getreten.


{{Siehe auch|Futtermittel#Grünfuttermittel|titel1=„Grünfuttermittel“ im Artikel Futtermittel}}
In früheren Jahrhunderten fanden vom [[Gutsherr]]n veranstaltete Festlichkeiten statt, auf denen die [[Landarbeiter]] vom Betriebsinhaber bewirtet wurden. Lokale Bräuche sind z.&nbsp;B. das so genannte [[Erntebier]] und der ''Erntekranz'' (oder die ''[[Erntekrone]]''). Der Erntekranz besteht aus den letzten geernteten [[Ähre|Ähren]] und wird dem Betriebsleiter (z.&nbsp;B. Gutsherrn) von der Belegschaft auf einer Mistgabel übergeben, womit von ihm der Arbeitslohn und ein Festessen eingefordert wird.


=== Forst- und Teichwirtschaft ===
== Ertrag ==
Die [[Holzernte]] ist der [[forstwirtschaft]]liche Einschlag von Holz. Auch das herbstliche Abfischen in der [[Teichwirtschaft]] ist eine Ernte.
Als [[Ertrag]] wird die Ernteeinfuhr pro Flächeneinheit (meist pro [[Hektar]]) aufgefasst. Methoden, um den Ertrag zu steigern, waren und sind beispielsweise [[Dreifelderwirtschaft]], [[Dünger]], [[Züchtung]] oder [[künstliche Bewässerung]].


== Ernteschäden ==
=== Ertrag ===
Als [[Ertrag (Landwirtschaft)|Ertrag]] wird die Ernteeinfuhr pro Flächeneinheit (meist pro [[Hektar]]) aufgefasst. Methoden, um den Ertrag zu steigern, waren und sind beispielsweise [[Dreifelderwirtschaft]], [[Dünger]], [[Züchtung]] oder [[künstliche Bewässerung]].
Unter '''Ernteschäden''' versteht man alle, durch meist natürliche Einflüsse entstandenen, Schäden an Feldfrüchten und Getreide, die die Güte oder Menge des Ernteertrags vor der Ernte negativ beeinflussen. Ernteschäden führen im größeren Maßstab zu Missernten. Sie treten oft infolge von extremen klimatischen Ereignissen wie langanhaltender [[Dürre]], [[Unwetter]]n, übermäßigem [[Schädling]]s- oder Krankheitsbefall (wie Insektenplagen, Pflanzenseuchen) oder Naturkatastrophen auf.


=== Ernteschäden und Missernten ===
''Siehe auch:''
[[Bild:Bundesarchiv Bild 183-75813-0003, Missernte, Abtransport der Ernte.jpg|mini|hochkant|Ende August 1960 gab es bei [[Hofgeismar]] einen Ernterückstand. Durch schlechtes Wetter waren erst 20 % des Korns geerntet, der Rest war zur Hälfte unbrauchbar.]]
[[Kartoffelkäfer]], [[Kartoffelfäule]], [[Getreideschwarzrost]], [[Hagelschlag]], [[Sturmschaden]], [[Bodenerosion]], [[Bodenschutz]]
Unter Ernteschäden versteht man alle, durch meist natürliche Einflüsse entstandenen, Schäden an Feldfrüchten und Getreide, die die Güte oder Menge des Ernteertrags vor der Ernte negativ beeinflussen. Ernteschäden führen im größeren Maßstab zu Missernten. Sie treten oft infolge von extremen klimatischen Ereignissen wie langanhaltender [[Dürre]], [[Unwetter]]n, übermäßigem [[Schädling]]s- oder Krankheitsbefall (wie Insektenplagen, Pflanzenseuchen) oder Naturkatastrophen auf. Entstehen können sie durch [[Kartoffelkäfer]], [[Kartoffelfäule]], [[Getreideschwarzrost]], [[Hagelschlag]], [[Sturmschaden]], [[Bodenerosion]], [[Bodenschutz]] und andere Ursachen.


Als ''Missernte'' bezeichnet man eine Ernte mit einem sehr schlechten Ertrag. Dadurch gibt es oft Versorgungsprobleme im betreffenden Land. In früheren Jahrhunderten führten Missernten häufig zu [[Hungersnot|Hungersnöten]] in der Bevölkerung. Die Ernährung der Menschen bestand aus landwirtschaftlichen Produkten, die nicht [[Konservierung|konserviert]] werden konnten. Auch [[Nutztier]]e, wie [[Hausrind#Kuh|Kühe]] und [[Schwein]]e, wurden mit diesen Produkten gefüttert und waren daher von Missernten betroffen. Missernten und darauf folgende Hungersnöte führten früher oft zu Auswanderungswellen in andere Länder oder Kontinente, beispielsweise Mitte der 1840er-Jahre nach der [[Große Hungersnot in Irland|Großen Hungersnot in Irland]] aufgrund der Kartoffelfäule. Wetterfaktoren sind [[Temperaturextrema]], [[Kältewelle]] und [[Hitzewelle]]n. Ein [[Jahr ohne Sommer]] war das Jahr 1816 infolge eines Ausbruchs des Vulkans [[Tambora]] auf der Insel [[Sumbawa]] im heutigen [[Indonesien]]. Es folgte ein [[Vulkanischer Winter]], wie der US-amerikanische Klimaforscher [[William Jackson Humphreys]] 1920 herausfand. Der Ausbruch hatte neben ungefähr 150&nbsp;km<sup>3</sup> Staub und Asche auch Schwefelverbindungen, die auf ein Schwefeldioxidäquivalent von 130&nbsp;[[Tonne (Einheit)|Megatonnen]] geschätzt werden,<ref>Hans Graf: {{Webarchiv|url=http://www.mpimet.mpg.de/institut/jahresberichte/jahresbericht-2002.html |wayback=20090519055221 |text=''Klimaänderungen durch Vulkane'' |archiv-bot=2022-10-29 07:59:50 InternetArchiveBot }}; Forschungsbericht 2002 des MPI für Meteorologie.</ref> in die [[Erdatmosphäre|Atmosphäre]] geschleudert. Diese legten sich in hohen Luftschichten wie ein Schleier um den gesamten Erdball. Die Abkühlung des Weltklimas hielt bis 1819 an.
== Missernte ==
[[Bild:Bundesarchiv Bild 183-75813-0003, Missernte, Abtransport der Ernte.jpg|thumb|Ende August 1960 gab es einen Ernterückstand bei [[Hofgeismar]] in Nordhessen. Durch schlechtes Wetter waren erst 20 % des Korns geerntet, der Rest war zu 50 % unbrauchbar.]]
Als '''Missernte''' bezeichnete man eine Ernte mit einem sehr schlechten Ertrag. Dadurch gibt es oft Versorgungsprobleme im betreffenden Land.


Die Erfindung des [[Kunstdünger]]s (das [[Haber-Bosch-Verfahren]] zur industriellen Herstellung von [[Ammoniak]] aus den Elementegasen Stickstoff und Wasserstoff wurde 1910 patentiert), Fortschritte in der [[Boden (Bodenkunde)|Bodenkunde]] und die Mechanisierung des [[Pflug#Pflügen|Pflügens]] ([[Traktor]]en ab den 1920er/30er-Jahren) trugen maßgeblich dazu bei, Missernten durch ausgelaugte oder übernutzte Böden zu vermeiden.
In früheren Jahrhunderten führten Missernten häufig zu [[Hungersnot|Hungersnöten]] in der Bevölkerung. Die Ernährung der Menschen bestand aus landwirtschaftlichen Produkten, die nicht [[Konservierung|konserviert]] werden konnten. Auch [[Nutztier]]e, wie [[Hausrind#Kuh|Kühe]] und [[Schwein]]e, wurden mit diesen Produkten gefüttert und waren daher von Missernten betroffen.
{{Siehe auch|Naturereignisse und Unglücke in Ostpreußen}}


== Dank ==
Missernten und darauf folgende Hungersnöte führten früher oft zu Auswanderungswellen in andere Länder oder Kontinente, beispielsweise Mitte der 1840er-Jahre nach der [[Große Hungersnot in Irland|Großen Hungersnot in Irland]] aufgrund der [[Kartoffelfäule]].
[[Bild:Erntekrone Barmke.JPG|mini|Erntekrone in [[Barmke]]]]
{{Hauptartikel|Erntedankfest}}
Die Ernte wurde deshalb schon bei den [[Griechen]] und [[Römer (Volk)|Römern]] durch besondere Feierlichkeiten abgeschlossen. Das kirchliche Erntedankfest, in Deutschland meist am ersten Sonntag nach [[Michaelis]] (29. September) gefeiert, ist an die Stelle der heidnischen [[Ernteopfer]] getreten. Dabei wird [[Gott (Christentum)|Gott]] für das gute Gedeihen der Ernte im letzten Jahr gedankt.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.kuehne.de/magazin/food-know-how/erntedankfest |titel=Erntedankfest |abruf=2023-10-08}}</ref>
{{Siehe auch|Erntegebet}}


Noch heute veranstalten [[Gutsherr]]en Festlichkeiten, auf denen die [[Landarbeiter]] und ihre Familien bewirtet werden. Lokale Bräuche sind z.&nbsp;B. das so genannte [[Erntebier]] und der ''Erntekranz'' (oder die ''[[Erntekrone]]''). Der Erntekranz besteht aus den letzten geernteten [[Ähre]]n und wird dem Betriebsleiter (z.&nbsp;B. Gutsherrn) von der Belegschaft auf einer Mistgabel übergeben, womit von ihm der Arbeitslohn und ein Festessen eingefordert wird.
Die Erfindung des [[Kunstdünger]]s (das [[Haber-Bosch-Verfahren]] zur industriellen Herstellung von [[Ammoniak]] aus den Elementegasen Stickstoff und Wasserstoff wurde 1910 patentiert), Fortschritte in der [[Boden (Bodenkunde)|Bodenkunde]] und die Mechanisierung des [[Pflügen]]s ([[Traktor]]en ab den 1920er/30er-Jahren) trugen maßgeblich dazu bei, Missernten durch ausgelaugte oder übernutzte Böden zu vermeiden.


== Siehe auch ==
* zu Missernten durch Wetter siehe [[Temperaturextrema]], [[Kältewelle]], [[Hitzewelle]]
* [[Ährenlesen]]
* [[Erntemaschine]]


== Weblinks ==
* Ein [[Jahr ohne Sommer]] war das Jahr 1816 infolge eines Ausbruchs des Vulkans [[Tambora]] auf der Insel [[Sumbawa]] im heutigen [[Indonesien]]. Es folgte ein [[Vulkanischer Winter]], wie der amerikanische Klimaforscher [[William Jackson Humphreys]] 1920 herausfand. Der Ausbruch hatte neben ungefähr 150&nbsp;km<sup>3</sup> Staub und Asche auch Schwefelverbindungen, die auf ein Schwefeldioxidäquivalent von 130&nbsp;[[Tonne (Einheit)|Megatonnen]] geschätzt werden,<ref>Hans Graf: [http://www.mpimet.mpg.de/institut/jahresberichte/jahresbericht-2002.html ''Klimaänderungen durch Vulkane'']; Forschungsbericht 2002 des MPI für Meteorologie</ref> in die [[Erdatmosphäre|Atmosphäre]] geschleudert. Diese legten sich in hohen Luftschichten wie ein Schleier um den gesamten Erdball. Die Abkühlung des Weltklimas hielt bis 1819 an.
{{Commons|Harvest|Ernte}}
{{Wikiquote}}
{{Wiktionary}}
{{Wiktionary|ernten}}
{{Wiktionary|Missernte}}
* [https://dfg-viewer.de/show?tx_dlf%5Bdouble%5D=0&tx_dlf%5Bid%5D=https%3A%2F%2Fcontent.staatsbibliothek-berlin.de%2Fzefys%2FSNP27646518-19050830-1-0-0-0.xml&tx_dlf%5Bpage%5D=4&cHash=3601bdf38399f653e3539579829b6910 ''Ernten in aller Welt'': Fotos aus dem Jahr 1905], in ''Der Welt-Spiegel'', illustrierte Beilage vom [[Berliner Tageblatt]], 31. August 1905.


== Siehe auch ==
== Einzelnachweise ==
* [[Erntemaschine]], [[Erntekampagne]]
* [[Erntegebet]], [[Erntedank]]
* [[Ertrag]], [[Nachleserecht]]
* [[Saat]]

==Einzelnachweise==
<references/>
<references/>


{{Normdaten|TYP=s|GND=4152839-6}}
== Weblinks ==

{{Wikiquote|Ernte}}
{{Wiktionary|Ernte}}
{{Commons|Harvest|Ernte}}


[[Kategorie:Ernte| ]]
[[Kategorie:Ernte| ]]
[[Kategorie:Wikipedia:Artikel mit Video]]

Aktuelle Version vom 16. Januar 2024, 07:48 Uhr

Getreideernte mit modernen Maschinen

Die Ernte fasst alle Arbeiten zusammen, die zum Einbringen landwirtschaftlicher Gewächse und Früchte notwendig sind. Ziel aller zur Ernte angewandten Verfahren ist es, die landwirtschaftlichen Erzeugnisse in der Zeit, in der sie den Anbauzweck (menschlicher oder tierischer Verzehr oder sonstige Nutzung, z. B. Fasergewinnung) bestmöglich erfüllen, weitestgehend verlustfrei vom Anbaustandort wegzunehmen.[1]

Bedeutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kartoffelernte in Westdeutschland (1957)

Große Bedeutung für die Ernte haben:

  • der richtige Zeitpunkt,
  • das Wetter,
  • die schnelle Abwicklung der notwendigen Arbeiten,
  • Landtechnik.

Man unterscheidet in der heimischen Landwirtschaft folgende Haupternten:

Die Ernte war zu allen Zeiten der wichtigste Zeitraum eines landwirtschaftlichen Jahres. Das erfolgreiche Einbringen und Lagern der Ernteerträge sicherte das Überleben im nächsten Winter. Gerade in nördlicheren Breiten Europas, in denen pro Jahr nur eine einzige Ernte eingebracht wird, bedeuteten Missernten oft Hungersnot, Armut und Tod.

Forst- und Teichwirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Holzernte ist der forstwirtschaftliche Einschlag von Holz. Auch das herbstliche Abfischen in der Teichwirtschaft ist eine Ernte.

Ertrag[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Ertrag wird die Ernteeinfuhr pro Flächeneinheit (meist pro Hektar) aufgefasst. Methoden, um den Ertrag zu steigern, waren und sind beispielsweise Dreifelderwirtschaft, Dünger, Züchtung oder künstliche Bewässerung.

Ernteschäden und Missernten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ende August 1960 gab es bei Hofgeismar einen Ernterückstand. Durch schlechtes Wetter waren erst 20 % des Korns geerntet, der Rest war zur Hälfte unbrauchbar.

Unter Ernteschäden versteht man alle, durch meist natürliche Einflüsse entstandenen, Schäden an Feldfrüchten und Getreide, die die Güte oder Menge des Ernteertrags vor der Ernte negativ beeinflussen. Ernteschäden führen im größeren Maßstab zu Missernten. Sie treten oft infolge von extremen klimatischen Ereignissen wie langanhaltender Dürre, Unwettern, übermäßigem Schädlings- oder Krankheitsbefall (wie Insektenplagen, Pflanzenseuchen) oder Naturkatastrophen auf. Entstehen können sie durch Kartoffelkäfer, Kartoffelfäule, Getreideschwarzrost, Hagelschlag, Sturmschaden, Bodenerosion, Bodenschutz und andere Ursachen.

Als Missernte bezeichnet man eine Ernte mit einem sehr schlechten Ertrag. Dadurch gibt es oft Versorgungsprobleme im betreffenden Land. In früheren Jahrhunderten führten Missernten häufig zu Hungersnöten in der Bevölkerung. Die Ernährung der Menschen bestand aus landwirtschaftlichen Produkten, die nicht konserviert werden konnten. Auch Nutztiere, wie Kühe und Schweine, wurden mit diesen Produkten gefüttert und waren daher von Missernten betroffen. Missernten und darauf folgende Hungersnöte führten früher oft zu Auswanderungswellen in andere Länder oder Kontinente, beispielsweise Mitte der 1840er-Jahre nach der Großen Hungersnot in Irland aufgrund der Kartoffelfäule. Wetterfaktoren sind Temperaturextrema, Kältewelle und Hitzewellen. Ein Jahr ohne Sommer war das Jahr 1816 infolge eines Ausbruchs des Vulkans Tambora auf der Insel Sumbawa im heutigen Indonesien. Es folgte ein Vulkanischer Winter, wie der US-amerikanische Klimaforscher William Jackson Humphreys 1920 herausfand. Der Ausbruch hatte neben ungefähr 150 km3 Staub und Asche auch Schwefelverbindungen, die auf ein Schwefeldioxidäquivalent von 130 Megatonnen geschätzt werden,[3] in die Atmosphäre geschleudert. Diese legten sich in hohen Luftschichten wie ein Schleier um den gesamten Erdball. Die Abkühlung des Weltklimas hielt bis 1819 an.

Die Erfindung des Kunstdüngers (das Haber-Bosch-Verfahren zur industriellen Herstellung von Ammoniak aus den Elementegasen Stickstoff und Wasserstoff wurde 1910 patentiert), Fortschritte in der Bodenkunde und die Mechanisierung des Pflügens (Traktoren ab den 1920er/30er-Jahren) trugen maßgeblich dazu bei, Missernten durch ausgelaugte oder übernutzte Böden zu vermeiden.

Dank[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erntekrone in Barmke

Die Ernte wurde deshalb schon bei den Griechen und Römern durch besondere Feierlichkeiten abgeschlossen. Das kirchliche Erntedankfest, in Deutschland meist am ersten Sonntag nach Michaelis (29. September) gefeiert, ist an die Stelle der heidnischen Ernteopfer getreten. Dabei wird Gott für das gute Gedeihen der Ernte im letzten Jahr gedankt.[4]

Noch heute veranstalten Gutsherren Festlichkeiten, auf denen die Landarbeiter und ihre Familien bewirtet werden. Lokale Bräuche sind z. B. das so genannte Erntebier und der Erntekranz (oder die Erntekrone). Der Erntekranz besteht aus den letzten geernteten Ähren und wird dem Betriebsleiter (z. B. Gutsherrn) von der Belegschaft auf einer Mistgabel übergeben, womit von ihm der Arbeitslohn und ein Festessen eingefordert wird.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Ernte – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wikiquote: Ernte – Zitate
Wiktionary: Ernte – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: ernten – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Missernte – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. vgl. Preuschen: Ackerbaulehre nach ökol. Gesetzen. 2. Auflage. C. F. Müller, Heidelberg 1991/1994, ISBN 3-7880-9873-2, S. 250.
  2. Vgl. Vagn Jørgensen Brøndegaard: Das Wurzelstechen. In: Sudhoffs Archiv. Band 67, 1983, S. 199–209.
  3. Hans Graf: Klimaänderungen durch Vulkane (Memento des Originals vom 19. Mai 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mpimet.mpg.de; Forschungsbericht 2002 des MPI für Meteorologie.
  4. Erntedankfest. Abgerufen am 8. Oktober 2023.