„Bildungspflicht“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Years of compulsory education.png|mini|400px|Weltweite Bildungspflicht nach [[UNESCO]]. Aufgeschlüsselt nach Dauer:
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Als '''Bildungspflicht''' (je nach konkreter Umsetzung und Land auch '''Unterrichts-'''<ref>{{Internetquelle |autor=Heinz-Elmar Tenorth |url=https://m.bpb.de/gesellschaft/bildung/zukunft-bildung/185878/geschichte-der-allgemeinen-schulpflicht |titel=Kurze Geschichte der allgemeinen Schulpflicht |hrsg=bpb |abruf=2021-04-11 |sprache=de}}</ref> oder '''Lernpflicht'''<ref>{{Literatur |Autor=Bernd Gieseking |Titel=Das kuriose Finnland Buch. Was Reiseführer verschweigen |Auflage= |Verlag=S.&nbsp;Fischer |Ort=Frankfurt/Main |Datum=2014 |ISBN=978-3-596-52043-5 |Seiten=49}}</ref> genannt) wird die Verpflichtung der Eltern verstanden, dafür zu sorgen, dass ihre Kinder bestimmte [[Bildung]]s<nowiki />anforderungen erreichen, z.&nbsp;B. durch eine [[Schule]], [[Hausunterricht]] oder andere Bildungsformen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.deutschlandfunk.de/bildungspflicht-statt-schulpflicht.680.de.html?dram:article_id=38908 |titel=Bildungspflicht statt Schulpflicht |werk=www.deutschlandfunk.de |abruf=2021-04-11 |sprache=de}}</ref><ref name=":2">{{Internetquelle |autor=Rainer Hank |url=https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftswissen/erklaer-mir-die-welt-73-warum-ist-die-staatliche-schulpflicht-unnoetig-1490261.html |titel=Erklär mir die Welt (73) Warum ist die staatliche Schulpflicht unnötig? |datum=2007-11-09 |abruf=2021-04-11 |sprache=de}}</ref> Je nach Land und Regelung können dafür entsprechende Nachweise verlangt werden, in der Regel durch Leistungsnachweise in Form einer [[Prüfung]]. Sie unterscheidet sich von einer [[Schulpflicht]] dahingehend, dass nicht zwingend eine Schule besucht werden muss, an der die geforderten Leistungsnachweise erbracht werden. Stattdessen können Leistungsnachweise auch außerhalb einer Schule in Form von [[Externistenprüfung]]en erbracht werden.<ref name=":2" /> In einigen Ländern, wie z.&nbsp;B. Kanada, erhalten Familien, deren Kinder außerhalb einer Schule lernen, einen Zuschuss vom Staat.<ref name=":2" />


Eine Schulpflicht kann wie eine Bildungspflicht wirken. Allerdings gewährleistet ein Schulbesuch nicht unbedingt die dort vorgesehene Bildung.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://kurier.at/politik/inland/bildungsreform-kurz-will-bildungspflicht-bis-18-jahre/285.965.594 |titel=Kurz will „Bildungspflicht“ bis 18 Jahre |werk=www.kurier.at |hrsg= |datum=2017-09-13 |abruf=2021-01-08 |sprache=de}}</ref> So werde beispielsweise bei einer Bildungspflicht sichergestellt, dass Kinder tatsächlich gebildet werden, während bei einer Schulpflicht lediglich sichergestellt wird, dass das Kind eine Schule besucht, ungeachtet davon, ob es dort effizient und nachhaltig lernen kann.<ref>[https://kindheitinbewegung.net/keineschulpflicht/ ''Lernen, wie wir wollen! Warum ich gegen die Schulpflicht bin, aber nicht gegen die Schule!''] „Ein Kind[,] was nicht in die Schule will, wird [bei einer Schulpflicht] dorthin gezwungen. Ob es [dort] etwas lernt [wie bei einer Bildungspflicht vorgeschrieben], ist zweitrangig.“ Abgerufen am 5. Juni 2021.</ref>
Als '''Bildungspflicht''' wird eine [[Ethik|ethische]] [[Selbstverpflichtung]] verstanden, sich [[Intellekt|intellektuell]] oder [[Handwerk|handwerklich]] individuell zu bilden. Als formale Bildungspflicht wird die Pflicht bezeichnet, [[Bildung]]s&shy;nachweise zu erbringen, in der Regel durch [[Leistungsprüfung (Motorsport)|Leistungsprüfungen]]. Eine [[Schulpflicht]] schreibt vor, dass genehmigte Schulen besucht werden, an denen gewährleistet ist, dass die dort geforderte Leistungsnachweise erbracht werden können.


Eine Schulpflicht kann wie eine Bildungspflicht wirken. Allerdings gewährleistet ein Schulbesuch nicht zwingend die dort vorgesehene Bildung. In [[Deutschland]] besteht für [[Minderjährige]] eine gesetzliche Schulpflicht. Nach dem Ende der ''Altersgrenze für Schulpflichtige'' ist allerdings ein ''Schulabgang ohne Bildungsabschluss'' möglich, wenn die in der Schule geforderten Leistungsnachweise nicht erbracht wurden. Ausnahmen von der Schulpflicht wurden bisher nur in wenigen Einzelfällen genehmigt. Die Zahl der ''unbeschulten Kinder und Jugendlichen'' in Deutschland wird gegenwärtig auf etwa 500 bis 1000 geschätzt.
In den meisten Ländern Europas herrscht eine Bildungspflicht (siehe ''[[Hausunterricht #Ländervergleiche]]''). In Deutschland hingegen besteht für [[Minderjährige]] eine gesetzliche Schulpflicht (siehe ''[[Schulpflicht (Deutschland)]]''). Nach dem Ende der ''Altersgrenze für Schulpflichtige'' ist allerdings ein ''Schulabgang ohne Bildungsabschluss'' möglich, wenn die in der Schule geforderten Leistungsnachweise nicht erbracht wurden.


== Ziele, Gründe und Befürworter ==
In Staaten ohne zwingende Schulpflicht kann diese ersatzweise außerhalb von anerkannten Schuleinrichtungen durch [[Hausunterricht]] (auch ''Heimunterricht'', ''Domizilunterricht'', ''Homeschooling'') erfüllt werden. Leistungsnachweise werden in Form von [[Externisten-Prüfung]]en erbracht. In der [[Schweiz]], in [[Österreich]], in [[Frankreich]], in [[Spanien]], in den [[Benelux]]- und in den [[Skandinavien|skandinavischen]] Ländern ist ein ''unbeschultes Lernen'' möglich.
{{Staatslastig|DE}}
In Deutschland setzt sich seit 2006 die Initiative ''Netzwerk Bildungsfreiheit'' für eine ''Bildungspflicht für Kinder und Jugendliche'' anstelle der Schulpflicht ein.<ref>[https://www.bundesverband-bildungsfreiheit.de Netzwerk Bildungsfreiheit - Dachverband der Homeschooler]</ref>
Diesem Netzwerk sind z. B. der ''Bundesverband Natürlich Lernen! e. V.'',<ref>[https://bvnl.de Bundesverband Natürlich Lernen! e. V.]</ref> die ''Stiftung Netzwerk Hochbegabung'', das ''Europäische Forum für Freiheit im Bildungswesen'' (''effe''), der Verein ''Schulbildung in Familieninitiative e. V.'', die Initiative ''Deutschhilfe für Ausländer'' und andere angeschlossen, sowie Universitätsprofessoren, Pädagogen, Ärzte, Juristen, Psychologen, Therapeuten sowie Eltern und Schüler aus dem religiösen bis alternativen Lager der Homeschooler.


Auch die [[Piratenpartei Deutschland]] setzt sich dafür ein, die Schulpflicht in Deutschland durch eine Bildungspflicht zu ersetzen.<ref name=":1">{{Internetquelle |autor=Peter Amende |url=https://www.piratenpartei.berlin/positionspapiere/bildungsrecht-und-bildungspflicht-statt-schulbesuchspflicht/ |titel=Positionspapier – Bildungsrecht und Bildungspflicht statt Schulbesuchspflicht |werk=Piratenpartei Berlin |abruf=2021-04-11 |sprache=de-DE}}</ref> Als Argument wird angeführt, dass „[...] Bildung auch außerhalb von Institutionen erworben werden kann.“<ref name=":1" /> Nach Meinung der Partei hindert die Schulpflicht Menschen daran, „alternative Bildungswege [zu] beschreiten“.<ref name=":1" /> Des Weiteren habe „Jeder Mensch [...] das Recht auf freien und selbstbestimmten Zugang zu Wissen und Bildung.“<ref name=":1" /> Außerdem müsse „Der Erwerb von Abschlüssen [...] unabhängig davon möglich sein, wie und wo gelernt wurde [...]“.<ref name=":1" /> Durch Besuche solle schließlich sichergestellt werden, dass „[...] die Lernenden sich tatsächlich und mit hinreichendem Erfolg bilden.“<ref name=":1" />
== Ziele und Gründe ==
In Deutschland setzt sich seit 2006 die Initiative ''Netzwerk Bildungsfreiheit'' für eine ''Bildungspflicht für Kinder und Jugendliche'' anstelle der Schulpflicht ein.<ref>[http://www.netzwerk-bildungsfreiheit.de Netzwerk Bildungsfreiheit - Dachverband der Homeschooler]</ref>
Diesem Netzwerk sind z. B. der ''Bundesverband Natürlich Lernen! e. V.'',<ref>[http://www.bvnl.de Bundesverband Natürlich Lernen! e. V.]</ref> die ''Stiftung Netzwerk Hochbegabung'', das ''Europäische Forum für Freiheit im Bildungswesen (effe)'', der Verein ''Schulbildung in Familieninitiative e. V.'', die Initiative ''Deutschhilfe für Ausländer'' und andere angeschlossen, sowie Universitätsprofessoren, Pädagogen, Ärzte, Juristen, Psychologen, Therapeuten sowie Eltern und Schüler aus dem religiösen bis alternativen Lager der Homeschooler.


Der Vorsitzende des Jugendverbands der [[Freie Demokratische Partei|FDP]] ''[[Junge Liberale]]'' [[Matti Karstedt]] plädiert dafür, die Schulpflicht in [[Brandenburg]] durch eine Bildungspflicht zu ersetzen, „[...] damit Familien die größtmögliche Freiheit in Bildungsfragen ihrer Kinder erhalten.“<ref name=":3">{{Internetquelle |url=https://julis-brandenburg.de/2018/junge-liberale-schulpflicht-ist-ueberholt/ |titel=Junge Liberale: Schulpflicht ist überholt {{!}} Junge Liberale Brandenburg e.V. |abruf=2021-05-19 |sprache=de}}</ref> Zweimal jährlich sollen bei alternativen Bildungsformen außerhalb einer Schule Leistungsnachweise erbracht werden müssen.<ref name=":3" /> Werden die Bildungsanforderungen nicht erfüllt oder die Nachweise nicht erbracht, so soll zu Beginn des nächsten Schuljahres für diese Kinder eine Schulpflicht einsetzen.<ref name=":3" />
Befürworter der Bildungspflicht berufen sich insbesondere auf den Artikel&nbsp;26 (3) der Allgemeinen Erklärung der [[Menschenrechte]], in dem festgeschrieben ist: {{"|Die Eltern haben ein vorrangiges Recht, die Art der Bildung zu wählen, die ihren Kindern zuteil werden soll.}} Die Initiative hat im Februar 2006 dem UN-Bildungskommissar [[Vernor Muñoz]] auf seiner Reise durch Deutschland berichtet.


Auch die Kleinparteien [[Allianz Deutscher Demokraten]],<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.tagesschau.de/inland/btw17/btw-kleine-parteien-103.html |titel=Womit die kleinen Parteien um Stimmen werben |werk=tagesschau.de |abruf=2021-05-21 |sprache=de}}</ref> [[Die Violetten]],<ref>{{Internetquelle |autor=Jana Gilfert |url=https://www.derwesten.de/staedte/oberhausen/die-violetten-wollen-in-den-landtag-spirituelle-spinner-oder-realistische-politik-id210537497.html |titel=Die Violetten wollen in den Landtag: spirituelle Spinner oder realistische Politik? |werk=derwesten.de |datum=2017-05-12 |abruf=2021-05-21}}</ref> [[Deutsche Mitte]]<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.belltower.news/bundestagswahl-2017-was-treibt-die-rechtsaussen-parteien-im-wahlkampf-um-deutsche-mitte-45218/ |titel=Bundestagswahl 2017: Was treibt die Rechtsaußen-Parteien im Wahlkampf um? Deutsche Mitte |werk=belltower.news |datum=2017-08-25 |abruf=2021-05-21 |sprache=de}}</ref> und [[Bündnis C – Christen für Deutschland|Bündnis C]]<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://buendnis-c.de/bildungspflicht-statt-schulpflicht-hausunterricht-zulassen-2180/ |titel=Bildungspflicht statt Schulpflicht – Hausunterricht zulassen! |werk=buendnis-c.de |abruf=2021-05-21 |sprache=de-DE}}</ref> fordern die Einführung einer Bildungspflicht anstelle der Schulpflicht in Deutschland.
Ein weiterer Aspekt der Befürworter der Bildungspflicht ist die Auswahl des sozialen Umfelds für ihr Kind. Ohne diese Wahlmöglichkeit wäre eine Erziehung als aktives Verhalten der Eltern nicht möglich.

Befürworter der Bildungspflicht berufen sich insbesondere auf den Artikel&nbsp;26 (3) der [[Allgemeine Erklärung der Menschenrechte|Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte]], in dem festgeschrieben ist: {{"|Die Eltern haben ein vorrangiges Recht, die Art der Bildung zu wählen, die ihren Kindern zuteil werden soll.}}<ref>{{Internetquelle |url=https://www.trendyone.de/news/homeschooling-co-als-alternative |titel=Homeschooling & Co. als Alternative? |abruf=2020-02-24 |sprache=de-de}}</ref> sowie auf die [[Versammlungsfreiheit]].<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.deutschlandfunkkultur.de/fridaysforfuture-ein-argument-gegen-die-schulpflicht.1005.de.html?dram:article_id=446047 |titel=#FridaysforFuture - Ein Argument gegen die Schulpflicht |werk=deutschlandfunkkultur.de |hrsg= |datum= |abruf=2020-07-05 |sprache=de-DE}}</ref> Die Initiative hat im Februar 2006 dem UN-Bildungskommissar [[Vernor Muñoz]] auf seiner Reise durch Deutschland berichtet.

Ein weiterer Aspekt der Befürworter der Bildungspflicht ist die Auswahl des sozialen Umfelds für ihr Kind. Ohne diese Wahlmöglichkeit sei eine Erziehung als aktives Verhalten der Eltern nicht möglich.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
{{Portal|Bildung}}
{{Portal|Bildung}}
* [[Deschooling]], [[Unschooling]]
* [[Deschooling]]
* [[Unschooling]]
* [[informelles Lernen]]
* [[informelles Lernen]]


== Literatur ==
== Literatur ==
* Dagmar Neubronner: ''Die Freilerner – Unser Leben ohne Schule.'' Genius Verlag, 2008, ISBN 978-3934719347
* Dagmar Neubronner: ''Die Freilerner – Unser Leben ohne Schule.'' Genius Verlag, 2008, ISBN 978-3934719347
* Ralph Fischer und Volker Ladenthin (Hg.): ''Homeschooling. Tradition und Perspektive.'' Ergon, Würzburg, 2006. ISBN 3-89913-482-6
* Ralph Fischer und [[Volker Ladenthin]] (Hg.): ''Homeschooling. Tradition und Perspektive.'' Ergon, Würzburg, 2006. ISBN 3-89913-482-6
* Stefanie Mohsennia: ''Schulfrei: Lernen ohne Grenzen.'' Anahita-Verlag, 2004, ISBN 3-937797-03-3
* Stefanie Mohsennia: ''Schulfrei: Lernen ohne Grenzen.'' Anahita-Verlag, 2004, ISBN 3-937797-03-3
* Olivier Keller: ''Denn mein Leben ist lernen.'' Arbor-Verlag, 1999, ISBN 3-933020-06-9
* Olivier Keller: ''Denn mein Leben ist lernen.'' Arbor-Verlag, 1999, ISBN 3-933020-06-9
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* Ulrich Klemm: ''Lernen ohne Schule. Argumente gegen Verschulung und Verstaatlichung von Bildung.'' SPAK-Bücher, München 2001, ISBN 3-930830-22-1
* Ulrich Klemm: ''Lernen ohne Schule. Argumente gegen Verschulung und Verstaatlichung von Bildung.'' SPAK-Bücher, München 2001, ISBN 3-930830-22-1
* Johannes Heimrath: ''Tilman geht nicht zur Schule. Eine erfolgreiche Schulverweigerung.'' Drachen Verlag, Wolfratshausen 1991, ISBN 3-927369-02-0
* Johannes Heimrath: ''Tilman geht nicht zur Schule. Eine erfolgreiche Schulverweigerung.'' Drachen Verlag, Wolfratshausen 1991, ISBN 3-927369-02-0
* Thomas Schirrmacher: ''Bildungspflicht statt Schulzwang – Staatsrecht und Elternrecht angesichts der Diskussion um den Hausunterricht.'' VKW, Bonn/VTR, Nürnberg, 2005, ISBN 3-937965-27-0
* [[Thomas Schirrmacher]]: ''Bildungspflicht statt Schulzwang – Staatsrecht und Elternrecht angesichts der Diskussion um den Hausunterricht.'' VKW, Bonn/VTR, Nürnberg, 2005, ISBN 3-937965-27-0


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
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[[Kategorie:Schulrecht]]
[[Kategorie:Schulrecht]]
[[Kategorie:Bildungspolitik (Deutschland)]]
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Aktuelle Version vom 29. November 2023, 12:59 Uhr

Weltweite Bildungspflicht nach UNESCO. Aufgeschlüsselt nach Dauer:
  • 13+ Jahre
  • 10–12 Jahre
  • 7–9 Jahre
  • 0–6 Jahre
  • Als Bildungspflicht (je nach konkreter Umsetzung und Land auch Unterrichts-[1] oder Lernpflicht[2] genannt) wird die Verpflichtung der Eltern verstanden, dafür zu sorgen, dass ihre Kinder bestimmte Bildungsanforderungen erreichen, z. B. durch eine Schule, Hausunterricht oder andere Bildungsformen.[3][4] Je nach Land und Regelung können dafür entsprechende Nachweise verlangt werden, in der Regel durch Leistungsnachweise in Form einer Prüfung. Sie unterscheidet sich von einer Schulpflicht dahingehend, dass nicht zwingend eine Schule besucht werden muss, an der die geforderten Leistungsnachweise erbracht werden. Stattdessen können Leistungsnachweise auch außerhalb einer Schule in Form von Externistenprüfungen erbracht werden.[4] In einigen Ländern, wie z. B. Kanada, erhalten Familien, deren Kinder außerhalb einer Schule lernen, einen Zuschuss vom Staat.[4]

    Eine Schulpflicht kann wie eine Bildungspflicht wirken. Allerdings gewährleistet ein Schulbesuch nicht unbedingt die dort vorgesehene Bildung.[5] So werde beispielsweise bei einer Bildungspflicht sichergestellt, dass Kinder tatsächlich gebildet werden, während bei einer Schulpflicht lediglich sichergestellt wird, dass das Kind eine Schule besucht, ungeachtet davon, ob es dort effizient und nachhaltig lernen kann.[6]

    In den meisten Ländern Europas herrscht eine Bildungspflicht (siehe Hausunterricht #Ländervergleiche). In Deutschland hingegen besteht für Minderjährige eine gesetzliche Schulpflicht (siehe Schulpflicht (Deutschland)). Nach dem Ende der Altersgrenze für Schulpflichtige ist allerdings ein Schulabgang ohne Bildungsabschluss möglich, wenn die in der Schule geforderten Leistungsnachweise nicht erbracht wurden.

    Ziele, Gründe und Befürworter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    In Deutschland setzt sich seit 2006 die Initiative Netzwerk Bildungsfreiheit für eine Bildungspflicht für Kinder und Jugendliche anstelle der Schulpflicht ein.[7] Diesem Netzwerk sind z. B. der Bundesverband Natürlich Lernen! e. V.,[8] die Stiftung Netzwerk Hochbegabung, das Europäische Forum für Freiheit im Bildungswesen (effe), der Verein Schulbildung in Familieninitiative e. V., die Initiative Deutschhilfe für Ausländer und andere angeschlossen, sowie Universitätsprofessoren, Pädagogen, Ärzte, Juristen, Psychologen, Therapeuten sowie Eltern und Schüler aus dem religiösen bis alternativen Lager der Homeschooler.

    Auch die Piratenpartei Deutschland setzt sich dafür ein, die Schulpflicht in Deutschland durch eine Bildungspflicht zu ersetzen.[9] Als Argument wird angeführt, dass „[...] Bildung auch außerhalb von Institutionen erworben werden kann.“[9] Nach Meinung der Partei hindert die Schulpflicht Menschen daran, „alternative Bildungswege [zu] beschreiten“.[9] Des Weiteren habe „Jeder Mensch [...] das Recht auf freien und selbstbestimmten Zugang zu Wissen und Bildung.“[9] Außerdem müsse „Der Erwerb von Abschlüssen [...] unabhängig davon möglich sein, wie und wo gelernt wurde [...]“.[9] Durch Besuche solle schließlich sichergestellt werden, dass „[...] die Lernenden sich tatsächlich und mit hinreichendem Erfolg bilden.“[9]

    Der Vorsitzende des Jugendverbands der FDP Junge Liberale Matti Karstedt plädiert dafür, die Schulpflicht in Brandenburg durch eine Bildungspflicht zu ersetzen, „[...] damit Familien die größtmögliche Freiheit in Bildungsfragen ihrer Kinder erhalten.“[10] Zweimal jährlich sollen bei alternativen Bildungsformen außerhalb einer Schule Leistungsnachweise erbracht werden müssen.[10] Werden die Bildungsanforderungen nicht erfüllt oder die Nachweise nicht erbracht, so soll zu Beginn des nächsten Schuljahres für diese Kinder eine Schulpflicht einsetzen.[10]

    Auch die Kleinparteien Allianz Deutscher Demokraten,[11] Die Violetten,[12] Deutsche Mitte[13] und Bündnis C[14] fordern die Einführung einer Bildungspflicht anstelle der Schulpflicht in Deutschland.

    Befürworter der Bildungspflicht berufen sich insbesondere auf den Artikel 26 (3) der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, in dem festgeschrieben ist: „Die Eltern haben ein vorrangiges Recht, die Art der Bildung zu wählen, die ihren Kindern zuteil werden soll.“[15] sowie auf die Versammlungsfreiheit.[16] Die Initiative hat im Februar 2006 dem UN-Bildungskommissar Vernor Muñoz auf seiner Reise durch Deutschland berichtet.

    Ein weiterer Aspekt der Befürworter der Bildungspflicht ist die Auswahl des sozialen Umfelds für ihr Kind. Ohne diese Wahlmöglichkeit sei eine Erziehung als aktives Verhalten der Eltern nicht möglich.

    Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    Portal: Bildung – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Bildung

    Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    • Dagmar Neubronner: Die Freilerner – Unser Leben ohne Schule. Genius Verlag, 2008, ISBN 978-3934719347
    • Ralph Fischer und Volker Ladenthin (Hg.): Homeschooling. Tradition und Perspektive. Ergon, Würzburg, 2006. ISBN 3-89913-482-6
    • Stefanie Mohsennia: Schulfrei: Lernen ohne Grenzen. Anahita-Verlag, 2004, ISBN 3-937797-03-3
    • Olivier Keller: Denn mein Leben ist lernen. Arbor-Verlag, 1999, ISBN 3-933020-06-9
    • Raimund Pousset: Schafft die Schulpflicht ab! VTR, Nürnberg, 2011 (2. überarbeitete und ergänzte Aufl.). ISBN 978-3-941750-47-0
    • Ulrich Klemm: Lernen ohne Schule. Argumente gegen Verschulung und Verstaatlichung von Bildung. SPAK-Bücher, München 2001, ISBN 3-930830-22-1
    • Johannes Heimrath: Tilman geht nicht zur Schule. Eine erfolgreiche Schulverweigerung. Drachen Verlag, Wolfratshausen 1991, ISBN 3-927369-02-0
    • Thomas Schirrmacher: Bildungspflicht statt Schulzwang – Staatsrecht und Elternrecht angesichts der Diskussion um den Hausunterricht. VKW, Bonn/VTR, Nürnberg, 2005, ISBN 3-937965-27-0

    Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    1. Heinz-Elmar Tenorth: Kurze Geschichte der allgemeinen Schulpflicht. bpb, abgerufen am 11. April 2021.
    2. Bernd Gieseking: Das kuriose Finnland Buch. Was Reiseführer verschweigen. S. Fischer, Frankfurt/Main 2014, ISBN 978-3-596-52043-5, S. 49.
    3. Bildungspflicht statt Schulpflicht. In: www.deutschlandfunk.de. Abgerufen am 11. April 2021.
    4. a b c Rainer Hank: Erklär mir die Welt (73) Warum ist die staatliche Schulpflicht unnötig? 9. November 2007, abgerufen am 11. April 2021.
    5. Kurz will „Bildungspflicht“ bis 18 Jahre. In: www.kurier.at. 13. September 2017, abgerufen am 8. Januar 2021.
    6. Lernen, wie wir wollen! Warum ich gegen die Schulpflicht bin, aber nicht gegen die Schule! „Ein Kind[,] was nicht in die Schule will, wird [bei einer Schulpflicht] dorthin gezwungen. Ob es [dort] etwas lernt [wie bei einer Bildungspflicht vorgeschrieben], ist zweitrangig.“ Abgerufen am 5. Juni 2021.
    7. Netzwerk Bildungsfreiheit - Dachverband der Homeschooler
    8. Bundesverband Natürlich Lernen! e. V.
    9. a b c d e f Peter Amende: Positionspapier – Bildungsrecht und Bildungspflicht statt Schulbesuchspflicht. In: Piratenpartei Berlin. Abgerufen am 11. April 2021 (deutsch).
    10. a b c Junge Liberale: Schulpflicht ist überholt | Junge Liberale Brandenburg e.V. Abgerufen am 19. Mai 2021.
    11. Womit die kleinen Parteien um Stimmen werben. In: tagesschau.de. Abgerufen am 21. Mai 2021.
    12. Jana Gilfert: Die Violetten wollen in den Landtag: spirituelle Spinner oder realistische Politik? In: derwesten.de. 12. Mai 2017, abgerufen am 21. Mai 2021.
    13. Bundestagswahl 2017: Was treibt die Rechtsaußen-Parteien im Wahlkampf um? Deutsche Mitte. In: belltower.news. 25. August 2017, abgerufen am 21. Mai 2021.
    14. Bildungspflicht statt Schulpflicht – Hausunterricht zulassen! In: buendnis-c.de. Abgerufen am 21. Mai 2021 (deutsch).
    15. Homeschooling & Co. als Alternative? Abgerufen am 24. Februar 2020 (deutsch).
    16. #FridaysforFuture - Ein Argument gegen die Schulpflicht. In: deutschlandfunkkultur.de. Abgerufen am 5. Juli 2020 (deutsch).