„Gill Sans“ – Versionsunterschied

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Die Schriftart '''Gill Sans''' ist eine [[serifenlose Linear-Antiqua]], die von [[Eric Gill]] zwischen [[1928]] und [[1930]] entworfen wurde.
Die Schriftart '''Gill Sans''' (Aussprache: [{{IPA|ɡɪɫ}}])<ref>Nicht [{{IPA|d͡ʒɪɫ}}], siehe С. Ф. Добкин: ''Оформление книги. Редактору и автору.'' Moskau: Книга, ²1985; S.&nbsp;33.</ref> ist eine [[serifenlose Linear-Antiqua]], die von [[Eric Gill]] zwischen [[1928]] und [[1930]] entworfen wurde.


== Entstehung ==
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== Merkmale ==
== Merkmale ==
Eine Besonderheit ist, dass die 32 verschiedenen [[Schriftschnitt]]e nicht systematisch aufeinander aufbauen, sondern jeweils einen eigenen Charakter haben. Kursivschriften, bei denen wie bei den Kursiven der Antiqua-Schriften einige Buchstaben handschriftähnliche Formen aufweisen, gibt es nur zu den Schriftschnitten ''Light'' und ''Regular''. Der Ultra-Bold-Schnitt unterscheidet sich vom Rest der Familie in Details wie einem ''K'' mit Bögen statt Diagonalen, einem ''a'' ohne Abstrich oder einem dreistöckigem statt zweistöckigem ''g''. Eric Gill zeichnete diesen Schnitt erst 1932, woraufhin er 1936 von Monotype herausgegeben wurde. Eric Gill nannte den Entwurf zunächst ''Double Elefans''. Er wurde dann aber zunächst als ''Kayo'', abgeleitet vom ''K. o.'', dem [[Knockout (Sport)|Knockout im Boxen]], veröffentlicht und später als ''Gill Sans Ultra Bold (Serie 442)'' bekannt.<ref>{{Literatur |Autor=Dan Rhatigan |Titel=Gill Sans after Gill |Sammelwerk=Forum |Verlag=Letter Exchange |Nummer=28 |Datum=September 2014 |Seiten=3-7}} ([http://image.linotype.com/files/pdf/GillSansArticle.pdf Linotype] [PDF])</ref> [[Letraset]] fügte dem Ultra-Bold-Gewicht 1980 einen Condensed-Schnitt hinzu. In digitaler Form ist er heute als ''Gill Kayo Condensed'' von ITC und als ''Gill Sans Condensed UltraBold'' von Monotype erhältlich.
Eine Besonderheit ist, dass die 32 verschiedenen [[Schriftschnitt]]e nicht systematisch aufeinander aufbauen, sondern jeweils einen eigenen Charakter haben. Kursivschriften, bei denen wie bei den Kursiven der Antiqua-Schriften einige Buchstaben handschriftähnliche Formen aufweisen, gibt es nur zu den Schriftschnitten ''Light'' und ''Regular''. Der Ultra-Bold-Schnitt unterscheidet sich vom Rest der Familie in Details wie einem ''K'' mit Bögen statt Diagonalen, einem ''a'' ohne Abstrich oder einem dreistöckigen statt zweistöckigen ''g''. Eric Gill zeichnete diesen Schnitt erst 1932, woraufhin er 1936 von Monotype herausgegeben wurde. Eric Gill nannte den Entwurf zunächst ''Double Elefans''. Er wurde dann aber zunächst als ''Kayo'', abgeleitet vom ''K. o.'' dem [[Knockout (Sport)|Knockout im Boxen]], veröffentlicht und später als ''Gill Sans Ultra Bold (Serie 442)'' bekannt.<ref>{{Literatur |Autor=Dan Rhatigan |Titel=Gill Sans after Gill |Sammelwerk=Forum |Nummer=28 |Verlag=Letter Exchange |Datum=2014-09 |Seiten=3-7}} ([https://image.linotype.com/files/pdf/GillSansArticle.pdf Linotype] [PDF])</ref> [[Letraset]] fügte dem Ultra-Bold-Gewicht 1980 einen Condensed-Schnitt hinzu. In digitaler Form ist er heute als ''Gill Kayo Condensed'' von ITC und als ''Gill Sans Condensed UltraBold'' von Monotype erhältlich.


== Anwendungsgeschichte ==
== Anwendungsgeschichte ==
Bekannt wurde sie durch die Verwendung bei der [[London and North Eastern Railway]] und später bei der [[British Rail]].
Bekannt wurde sie durch die Verwendung bei der [[London and North Eastern Railway]] und später bei der [[British Rail]].


In der [[Deutsche Demokratische Republik|Deutschen Demokratischen Republik]] (DDR) wurde 1978 mit Einführung der 1977 verabschiedeten Straßenverkehrs-Ordnung eine abgewandelte Form der Gill Sans im fetten Schriftschnitt für [[Verkehrszeichen]] und [[Wegweiser]] abseits von Autobahnen verordnet. Die Gill ersetzte damit die 1963 in der DDR verbindlich gewordene Schrift nach [[Technische Normen, Gütevorschriften und Lieferbedingungen|TGL]] 0-1451. Diese Schrift fußte mit leichten Abweichungen direkt auf dem Vorkriegsstandard der [[DIN 1451]]. Sie blieb auf den Autobahnen der Deutschen Demokratischen Republik bis 1990 bestehen.
In der [[Deutsche Demokratische Republik|Deutschen Demokratischen Republik]] (DDR) wurde 1978 mit Einführung der 1977 verabschiedeten Straßenverkehrs-Ordnung und der die Ausgestaltung von Verkehrszeichen regelnden [[Technische Normen, Gütevorschriften und Lieferbedingungen|TGL]] 12096/01 eine abgewandelte Form der Gill Sans im fetten Schriftschnitt für [[Verkehrszeichen]] und [[Wegweiser]] verordnet. Die Gill ersetzte damit die 1963 in der DDR verbindlich gewordene Schrift nach [[Technische Normen, Gütevorschriften und Lieferbedingungen|TGL]] 0-1451. Diese Schrift fußte mit leichten Abweichungen direkt auf dem Vorkriegsstandard der [[DIN 1451]]. Die Einführung der Gill Sans galt auch für die auf Autobahnen anzubringenden Wegweiser und sonstigen Verkehrszeichen; allerdings wurde die Autobahnbeschilderung nur verhältnismäßig langsam umgestellt (vorrangig beim Austausch von beschädigten Schildern und auf Neubaustrecken), weshalb die alte Schrift nach TGL 0-1451 auf vielen Autobahnabschnitten der Deutschen Demokratischen Republik bis 1990 dominant blieb.


Durch die Auslieferung von Gill Sans mit dem Betriebssystem [[Mac OS X]] fand die Schriftart Eingang in zahlreiche Publikationen.
Durch die Auslieferung von Gill Sans mit dem Betriebssystem [[Mac OS X]] fand die Schriftart Eingang in zahlreiche Publikationen.


Seit [[1997]] wird Gill Sans bei der [[BBC]] als Schriftart für ihr Firmenlogo und in den Logos einzelner Sendungen verwendet. Auch der Fernsehsender [[3sat]] verwendet seit seinem Sendestart 1984 diese Schriftart im Logo, in On-Air-Elementen wie Sendungstiteln und in schriftlichen Publikationen.
Von [[1997]] bis [[2018]] wurde die Gill Sans bei der [[BBC]] als Schriftart für ihr Firmenlogo und in den Logos einzelner Sendungen verwendet.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bbc.co.uk/gel/articles/introducing-bbc-reith |titel=BBC GEL {{!}} Introducing Reith – the new face of the BBC |sprache=en-GB |abruf=2021-11-23}}</ref> Auch der Fernsehsender [[3sat]] verwendete zwischen 1993 und 2019 diese Schriftart im Logo, in On-Air-Elementen wie Sendungstiteln und in schriftlichen Publikationen.


Im Jahr 2000 wurden die griechischen Buchstaben von Hector Charalambous und Panayiotis Haratzopoulos mit Erlaubnis des Rechte-Inhabers Monotype überarbeitet und für das Corporate Design der Olympischen Spiele 2004 verwendet. Seither ist diese Version als ''Gill Sans Hellenic'' auch kommerziell erhältlich.
Im Jahr 2000 wurden die griechischen Buchstaben von Hector Charalambous und Panayiotis Haratzopoulos mit Erlaubnis des Rechte-Inhabers Monotype überarbeitet und für das Corporate Design der Olympischen Spiele 2004 verwendet. Seither ist diese Version als ''Gill Sans Hellenic'' auch kommerziell erhältlich.

Wiederentdeckt und schließlich berühmt wurde die Schrift im Jahre 2000 durch eine britische Buchhandlung auf einem [[Keep Calm and Carry On]]-Poster aus dem Jahre 1939.

== Weblinks ==
* [http://www.100besteschriften.de/9_Gill+Sans+%5BUpdate%5D.html#a9 Gill-Sans-Historik (100besteschriften.de)]
* [http://typefacts.com/alternativschriften Alternativen zu Gill Sans bei ''typefacts.de'']
* [http://stefanhohmann.de/booklet Gill Sans]


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Aktuelle Version vom 12. November 2023, 20:09 Uhr

Gill Sans
Schriftart Gill Sans
Kategorie Sans-Serif
Schriftdesigner Eric Gill
Erstellung 1928–1930
Beispiel
Schriftbeispiel für Gill Sans
Muster der Gill Sans
Schriftschnitte der Schriftart Gill Sans
BBC-Logo
Stromliniendampfloks der LNER mit Namensschildern in Gill Sans
Gill Sans Bold Condensed auf einem Ortsschild (DDR 1978 bis 1990)

Die Schriftart Gill Sans (Aussprache: [ɡɪɫ])[1] ist eine serifenlose Linear-Antiqua, die von Eric Gill zwischen 1928 und 1930 entworfen wurde.

Entstehung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gill Sans basiert auf Edward Johnstons (von Gill mitgestalteter) Schriftart Johnston Sans und wird wegen ihrer ruhigen Eleganz und ihrer vielseitigen Verwendbarkeit geschätzt. Eine weitere Besonderheit der Schrift ist der leichte geometrische Touch. Die Buchstabenformen und Proportionen bauen auf Renaissance-Antiqua auf.

Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Besonderheit ist, dass die 32 verschiedenen Schriftschnitte nicht systematisch aufeinander aufbauen, sondern jeweils einen eigenen Charakter haben. Kursivschriften, bei denen wie bei den Kursiven der Antiqua-Schriften einige Buchstaben handschriftähnliche Formen aufweisen, gibt es nur zu den Schriftschnitten Light und Regular. Der Ultra-Bold-Schnitt unterscheidet sich vom Rest der Familie in Details wie einem K mit Bögen statt Diagonalen, einem a ohne Abstrich oder einem dreistöckigen statt zweistöckigen g. Eric Gill zeichnete diesen Schnitt erst 1932, woraufhin er 1936 von Monotype herausgegeben wurde. Eric Gill nannte den Entwurf zunächst Double Elefans. Er wurde dann aber zunächst als Kayo, abgeleitet vom K. o. dem Knockout im Boxen, veröffentlicht und später als Gill Sans Ultra Bold (Serie 442) bekannt.[2] Letraset fügte dem Ultra-Bold-Gewicht 1980 einen Condensed-Schnitt hinzu. In digitaler Form ist er heute als Gill Kayo Condensed von ITC und als Gill Sans Condensed UltraBold von Monotype erhältlich.

Anwendungsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bekannt wurde sie durch die Verwendung bei der London and North Eastern Railway und später bei der British Rail.

In der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) wurde 1978 mit Einführung der 1977 verabschiedeten Straßenverkehrs-Ordnung und der die Ausgestaltung von Verkehrszeichen regelnden TGL 12096/01 eine abgewandelte Form der Gill Sans im fetten Schriftschnitt für Verkehrszeichen und Wegweiser verordnet. Die Gill ersetzte damit die 1963 in der DDR verbindlich gewordene Schrift nach TGL 0-1451. Diese Schrift fußte mit leichten Abweichungen direkt auf dem Vorkriegsstandard der DIN 1451. Die Einführung der Gill Sans galt auch für die auf Autobahnen anzubringenden Wegweiser und sonstigen Verkehrszeichen; allerdings wurde die Autobahnbeschilderung nur verhältnismäßig langsam umgestellt (vorrangig beim Austausch von beschädigten Schildern und auf Neubaustrecken), weshalb die alte Schrift nach TGL 0-1451 auf vielen Autobahnabschnitten der Deutschen Demokratischen Republik bis 1990 dominant blieb.

Durch die Auslieferung von Gill Sans mit dem Betriebssystem Mac OS X fand die Schriftart Eingang in zahlreiche Publikationen.

Von 1997 bis 2018 wurde die Gill Sans bei der BBC als Schriftart für ihr Firmenlogo und in den Logos einzelner Sendungen verwendet.[3] Auch der Fernsehsender 3sat verwendete zwischen 1993 und 2019 diese Schriftart im Logo, in On-Air-Elementen wie Sendungstiteln und in schriftlichen Publikationen.

Im Jahr 2000 wurden die griechischen Buchstaben von Hector Charalambous und Panayiotis Haratzopoulos mit Erlaubnis des Rechte-Inhabers Monotype überarbeitet und für das Corporate Design der Olympischen Spiele 2004 verwendet. Seither ist diese Version als Gill Sans Hellenic auch kommerziell erhältlich.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Nicht [d͡ʒɪɫ], siehe С. Ф. Добкин: Оформление книги. Редактору и автору. Moskau: Книга, ²1985; S. 33.
  2. Dan Rhatigan: Gill Sans after Gill. In: Forum. Nr. 28. Letter Exchange, September 2014, S. 3–7. (Linotype [PDF])
  3. BBC GEL | Introducing Reith – the new face of the BBC. Abgerufen am 23. November 2021 (britisches Englisch).