„Flussgott“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
K Vorlagen-fix (Commonscat)
 
(33 dazwischenliegende Versionen von 20 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
'''Flussgottheiten''' werden in vielen Kulturen verehrt. Sie sind insbesondere auch für den indoeuropäischen Kulturkreis gut bezeugt, wie die indische [[Ganga]] oder [[Yamuna]], der griechische [[Acheloos (Mythologie)|Acheloos]], der römische [[Tiberis]] und in Mitteleuropa der [[Rhenus (Personifikation)|Rhenus]] oder der [[Danuvius]]. In den meisten Fällen handelt es sich um verehrte Flüsse, manchmal sind diese Gottheiten aber rein mythisch, wie die indische [[Sarasvati]], die iranische [[Anahita]] oder die griechische [[Styx]]. Manchmal wurde versucht auch diese geographisch zu lokalisieren.
'''Flussgottheiten''' werden in vielen Kulturen verehrt. Sie sind insbesondere im indoeuropäischen Sprachbereich gut bezeugt, wie die indische [[Ganga]] oder [[Yamuna]], der griechische [[Acheloos (Mythologie)|Acheloos]], der römische [[Tiberinus]] und in Mitteleuropa der [[Rhenus (Personifikation)|Rhenus]] oder der [[Danuvius]]. In den meisten Fällen handelt es sich um verehrte Flüsse, manchmal sind diese Gottheiten aber rein mythisch, wie die indische [[Sarasvati]], die iranische [[Anahita]] oder die griechische [[Styx]].


==Antike==
== Antike ==
In Griechenland und in Italien wurden viele Flüsse in lokalen Kulten verehrt, einige fanden auch überregionale Verehrung, wie der Acheloos in ganz Griechenland. Flussgötter hatten eigene Tempel, wie der Tiberis Pater in Rom oder der [[Pamisos]] in Messenien und eigene Priester, wie der [[Skamandros]]. Geopfert wurde ihnen Haarlocken, Tiere und besonders Stiere, die mit den Flüssen in enger kultischer Beziehung standen. So brüllte der Skamandros wie ein Stier und der Acheloos wurde als Mann mit einem Stierkopf dargestellt, während die sizilianischen Flüsse auf Münzen als Jünglinge mit Hörnern abgebildet wurden. Beim Überqueren fremder Flüsse wurden diesen geopfert. Viele Flüsse führen die Ahnenreihen der lokalen Fürsten an, die Römer benannten ihre Flussgötter oft mit dem Zusatz ''Pater'' »Vater«. Die Flüsse gelten als unsterblich und nehmen an den Versammlungen der Götter teil.
In Griechenland und in Italien wurden viele Flüsse in lokalen Kulten verehrt, einige fanden auch überregionale Verehrung, wie der Acheloos in ganz Griechenland. Flussgötter hatten eigene Tempel, wie der Tiberis Pater in Rom oder der [[Pamisos (Mythologie)|Pamisos]] in Messenien und eigene Priester, wie der [[Skamandros (Flussgott)|Skamandros]]. Geopfert wurde ihnen Haarlocken, Tiere und besonders Stiere, die mit den Flüssen in enger kultischer Beziehung standen. So brüllte der Skamandros wie ein Stier und der Acheloos wurde als Mann mit einem Stierkopf dargestellt, während die sizilianischen Flüsse auf Münzen als Jünglinge mit Hörnern abgebildet wurden. Beim Überqueren fremder Flüsse wurden diesen geopfert. Viele Flüsse führen die Ahnenreihen der lokalen Fürsten an, die Römer benannten ihre Flussgötter oft mit dem Zusatz ''Pater'' »Vater«. Die Flüsse gelten als unsterblich und nehmen an den Versammlungen der Götter teil.


Die Flussgötter der [[Griechische Mythologie|griechischen Mythologie]] sind Söhne des [[Okeanos]] und der [[Tethys (Mythologie)|Tethys]] die nach [[Hesiod]] ein [[Titan (Mythologie)|Titanen]]-Ehepaar darstellen, das unzählige Flussgötter und dreitausend Nymphen, die [[Okeanide]]n zeugte; nach den [[Orphiker]]n, den Anhängern des Dichters und Sängers [[Orpheus]], handelt es sich bei den beiden um jene Geschöpfe der [[Nyx|Nacht]], die ersten Götter, die sich auch als erstes Paar dem Willen des [[Eros (Mythologie)|Eros]] unterwarfen.
=="Barbaren"==
Die [[Perserreich|Perser]] erwiesen nach [[Herodot]] den Flüssen höchste Ehrfurcht und es war nicht erlaubt in sie zu urinieren oder zu speien. Andererseits bestrafte [[Kyros]] im Zorne den Fluss Gyndes und ließ dessen Wasser in unzähligen Kanälen ableiten. Wenn der [[Großer Mäander|Maiandros]] über die Ufer trat, wurde er von den [[Phrygier]]n bestraft.


== Außerhalb Griechenlands und des Römischen Reichs ==
Für die [[Kelten]] sind mehrere Flussgottheiten inschriftlich bezeugt. Im Gegensatz zu griechischen und römischen Flussgottheiten, die meist männlich sind, können sie bei den Kelten männlich oder weiblich auftreten. So waren die Götter des [[Rhein]]s ([[Rhenus (Personifikation)|Rhenus Pater]]) und der [[Donau]] ([[Danuvius]]) männliche Götter, bei denen geschworen wurde. Dagegen wurden die [[Marne (Fluss)|Marne]] (Matrona »Grosse Mutter«) und die [[Seine]] (dea Sequana) als Muttergöttinnen verehrt. Letzterer war ein bedeutendes Heiligtum im Quellgebiet geweiht.
Die [[Perserreich|Perser]] erwiesen nach [[Herodot]] den Flüssen höchste Ehrfurcht und es war nicht erlaubt, in sie zu urinieren oder zu speien. Andererseits bestrafte [[Kyros II.|Kyros]] im Zorne den Fluss Gyndes und ließ dessen Wasser in unzähligen Kanälen ableiten. Wenn der [[Großer Mäander|Maiandros]] über die Ufer trat, wurde er von den [[Phryger]]n bestraft.


Für die [[Kelten]] sind mehrere Flussgottheiten inschriftlich bezeugt. Im Gegensatz zu griechischen und römischen Flussgottheiten, die meist männlich sind, können sie bei den Kelten männlich oder weiblich auftreten. So waren die Götter des [[Rhein]]s ([[Rhenus (Personifikation)|Rhenus Pater]]) und der [[Donau]] ([[Danuvius]]) männliche Götter, bei denen geschworen wurde. Dagegen wurden die [[Marne (Fluss)|Marne]] ([[Matrona (Göttin)|Matrona]] »Große Mutter«) und die [[Seine]] ([[Sequana (Göttin)|dea Sequana]]) als Muttergöttinnen verehrt. Letzterer war ein bedeutendes Heiligtum im Quellgebiet geweiht.
Für die Germanen ist die Verehrung von Flussgöttern ebenfalls bezeugt. So brachten die [[Alamannen]], als sie im Jahre 553 den Po in Italien überschritten, diesem Menschenopfer dar. Die Archäologie konnte zudem nachweisen, dass dem [[Neckar]] Schmuck und Münzen geopfert wurden.


Für die Germanen ist die Verehrung von Flussgöttern ebenfalls bezeugt. So brachten die [[Alamannen]], als sie im Jahre 553 den Po in Italien überschritten, diesem Menschenopfer dar. Funde beweisen, dass dem [[Neckar]] Schmuck und Münzen geopfert wurden.
== Griechische Flussgötter ==
Die Flussgötter der [[Griechische Mythologie|griechischen Mythologie]] sind Söhne des [[Okeanos]] und der [[Tethys (Mythologie)|Tethys]] - die nach [[Hesiod]] ein [[Titan (Mythologie)|Titanen]]-Ehepaar darstellen, das unzählige Flussgötter und dreitausend Nymphen, die [[Okeanide]]n zeugte; nach den [[Orphiker]]n, den Anhängern des Dichters und Sängers [[Orpheus]], handelt es sich bei den beiden um jene Geschöpfe der [[Nyx|Nacht]], die ersten Götter, die sich auch als erstes Paar dem Willen des [[Eros (Mythologie)|Eros]] unterwarfen.


[[Samedan]] zeigt auf dem Wappen einen nicht namentlich blasonierten Flussgott mit Ruder und Wassergefäss.
{| width="100%
|----- valign="top"
| width="33%" |
*[[Acheloos (Mythologie)|Acheloos]]
*[[Acheron]]
*[[Alpheios (Mythologie)|Alpheios]]
*[[Asopos (Gott)|Asopos]]
*[[Asterion]]
*[[Crinisus]]
*[[Enipeus]]
*[[Granikos]], der Vater der [[Alexirrhoë]]
| width="33%" |
*[[Inachos (Mythologie)|Inachos]]
*[[Kebren]], der Vater der [[Hesperia]]
*[[Kephissos]]
*[[Kydnos (Gott)|Kydnos]], der Gott des [[Kydnos]] in [[Kilikien]]
*[[Ladonas|Ladon]]
*[[Nilos]], der [[Nil]]
*[[Oiagros]]
| width="33%" |
*[[Paktolos]]
*[[Peneios]]
*[[Phlegethon]]
*[[Sangarios]], der Vater der [[Nana (Mythologie)|Nana]], Großvater des [[Attis]]
*[[Skamandros]] (Xanthos)
*[[Spercheios]]
*[[Styx]]
*u.v.a.m.
|}


== Weblinks ==
== Römische, Keltische und Germanische Flussgötter ==
{{Commonscat|Allegories of rivers|Flussgott|audio=0|video=0}}
{| width="100%
* [[Sibylle Appuhn-Radtke]]: ''[https://www.rdklabor.de/wiki/Flu%c3%9fgott Flußgott]''. In: [[Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte]], Bd. X (2003), Sp. 53–117.
|----- valign="top"
* [https://www.theoi.com/Potamos/Potamoi.html Potamoi] im Theoi Project (englisch)
| width="33%" |
*[[Clitumnus]]
*[[Danuvius]]
| width="33%" |
*[[Numicus]]
*[[Padus Pater]]
| width="33%" |
*[[Rhenus (Personifikation)|Rhenus]]
*[[Tiberinus]]
|}


[[Kategorie:Flussgottheit| ]]

[[Kategorie:Mythologisches Wasserwesen]]
[[Kategorie:Flussgott (Griechisch)]]

Aktuelle Version vom 15. September 2023, 10:06 Uhr

Flussgottheiten werden in vielen Kulturen verehrt. Sie sind insbesondere im indoeuropäischen Sprachbereich gut bezeugt, wie die indische Ganga oder Yamuna, der griechische Acheloos, der römische Tiberinus und in Mitteleuropa der Rhenus oder der Danuvius. In den meisten Fällen handelt es sich um verehrte Flüsse, manchmal sind diese Gottheiten aber rein mythisch, wie die indische Sarasvati, die iranische Anahita oder die griechische Styx.

In Griechenland und in Italien wurden viele Flüsse in lokalen Kulten verehrt, einige fanden auch überregionale Verehrung, wie der Acheloos in ganz Griechenland. Flussgötter hatten eigene Tempel, wie der Tiberis Pater in Rom oder der Pamisos in Messenien und eigene Priester, wie der Skamandros. Geopfert wurde ihnen Haarlocken, Tiere und besonders Stiere, die mit den Flüssen in enger kultischer Beziehung standen. So brüllte der Skamandros wie ein Stier und der Acheloos wurde als Mann mit einem Stierkopf dargestellt, während die sizilianischen Flüsse auf Münzen als Jünglinge mit Hörnern abgebildet wurden. Beim Überqueren fremder Flüsse wurden diesen geopfert. Viele Flüsse führen die Ahnenreihen der lokalen Fürsten an, die Römer benannten ihre Flussgötter oft mit dem Zusatz Pater »Vater«. Die Flüsse gelten als unsterblich und nehmen an den Versammlungen der Götter teil.

Die Flussgötter der griechischen Mythologie sind Söhne des Okeanos und der Tethys – die nach Hesiod ein Titanen-Ehepaar darstellen, das unzählige Flussgötter und dreitausend Nymphen, die Okeaniden zeugte; nach den Orphikern, den Anhängern des Dichters und Sängers Orpheus, handelt es sich bei den beiden um jene Geschöpfe der Nacht, die ersten Götter, die sich auch als erstes Paar dem Willen des Eros unterwarfen.

Außerhalb Griechenlands und des Römischen Reichs

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Perser erwiesen nach Herodot den Flüssen höchste Ehrfurcht und es war nicht erlaubt, in sie zu urinieren oder zu speien. Andererseits bestrafte Kyros im Zorne den Fluss Gyndes und ließ dessen Wasser in unzähligen Kanälen ableiten. Wenn der Maiandros über die Ufer trat, wurde er von den Phrygern bestraft.

Für die Kelten sind mehrere Flussgottheiten inschriftlich bezeugt. Im Gegensatz zu griechischen und römischen Flussgottheiten, die meist männlich sind, können sie bei den Kelten männlich oder weiblich auftreten. So waren die Götter des Rheins (Rhenus Pater) und der Donau (Danuvius) männliche Götter, bei denen geschworen wurde. Dagegen wurden die Marne (Matrona »Große Mutter«) und die Seine (dea Sequana) als Muttergöttinnen verehrt. Letzterer war ein bedeutendes Heiligtum im Quellgebiet geweiht.

Für die Germanen ist die Verehrung von Flussgöttern ebenfalls bezeugt. So brachten die Alamannen, als sie im Jahre 553 den Po in Italien überschritten, diesem Menschenopfer dar. Funde beweisen, dass dem Neckar Schmuck und Münzen geopfert wurden.

Samedan zeigt auf dem Wappen einen nicht namentlich blasonierten Flussgott mit Ruder und Wassergefäss.

Commons: Flussgott – Sammlung von Bildern